Hawaii: Chronik der Kilauea Eruption 2018

Im Mai 2018 überschlugen sich die Ereignisse am Kilauea auf Hawaii. Seit Mitte März wurde Inflation registriert und die Lavaseen in den beiden Kratern standen besonders hoch. Der Lavasee in der Gipfelcaldera begann in der 2. Aprilhälfte über den Boden des Halemaʻumaʻu-Kraters zu laufen. Am Puʻu ʻŌʻō-Krater öffneten sich Risse im Boden und man hielt eine Eruption für wahrscheinlich. Der Lavasee im Westpit lief ebenfalls über und baute einen neuen Rand auf.

Am 1. Mai kam es zu einem ersten Kollaps des Kraterbodens am Puʻu ʻŌʻō. Es begann eine seismische Krise entlang des Ostrifts. Sehr wahrscheinlich kollabierte nicht nur der Boden des Kraters, sondern auch eine unterirdische Barriere, welche das Magma bisher davon abhielt, durch das Ostrift abzulaufen. Nun trat genau dieses Ereignis ein: das Magma intrudierte ins Ostrift und bildete einen magmatischen Gang. Mit einer Geschwindigkeit von 1 km pro Stunde migrierte dieser Gang Richtung Pahoa. In der Küstenebene stagnierte das Magma unterirdisch und sammelte sich unter der Siedlung Leilani an. Am 3. Mai ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 5,1. Es begannen sich erste Risse in den Straßen zu bilden.

Der Puʻu ʻŌʻō-Krater kollabierte weiter und es bildete sich eine 1 km lange Spalte. Kurz darauf begann in der Leilani-Siedlung eine Eruption. Insgesamt öffneten sich 28 Spalten, von denen zunächst 11 abwechselnd eruptierten.

Am 5. Mai ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 6,9. Der Spiegel des Lavasees im Halemaʻumaʻu-Krater begann dramatisch zu fallen. Die Seismik verlagerte sich in Richtung Südwestrift. Wahrscheinlich lief die Lava des Lavasees unterirdisch in diese Richtung ab, was ein Glück für die Bewohner von Leilani war.

Am Abend des 6.Mai ereignete sich die bisher größte Eruption aus Spalte 10 stiegen Lavafontänen auf und es wurde ein 1,1 km langer Lavastrom gefördert. Mehr als 20 Häuser wurden zerstört.

Quelle der Bilder: © USGS/HVO

Kilauea: Eruption in Wartestellung

Gestern Abend erreichte die Eruption am Kilauea ihren vorläufigen Höhepunkt: aus Spalte 8 wurden Lavafontänen gefördert, die einen Lavastrom speisten, der eine Länge von 1,1 km erreichte. Es war der bisher längste Lavastrom dieser Eruptionsphase. Mindesten 28 Häuser wurden zerstört. Kurz zuvor hatte sich die Situation etwas entspannt und den Evakuierten wurde es gestattet Wertgegenstände aus ihren Häusern zu holen. Während der Nacht beruhigte sich die Situation dann wieder etwas, die Lavafontänen versiegten, allerdings migrierte der Lavastrom noch weiter. Nach einer kurzen Beruhigung der Seismik gab es nachts einen erneuten Anstieg der Erdbebentätigkeit. Es ist also wahrscheinlich, dass die Eruption nur kurzfristig pausiert.

Der Lavasee in der Gipfelcaldera fiel in den letzten Tagen um 2 m pro Stunde. Aktuell steht die Lava 220 m unter dem Boden des Halemaʻumaʻu-Kraters. Dieser dramatische Abfall der Lava könnte das vorläufige Ende des Lavasees bedeuten. Nach dem starken Erdbeben M 6,9 , bildeten sich im Bereich der Gipfelcaldera Risse und es kommt zu Steinschlägen. Gepaart mit der starken Deflation könnte es auch hier zu großen Kollaps-Events kommen. Teile des Nationalparks bleiben geschlossen.

Am Puʻu ʻŌʻō sieht es nicht anders aus: noch in der letzten Woche war der Boden des Kraters soweit angehoben, dass der Kraterrand nur noch eine schmale Kante war. Während meines Besuchs auf Hawaii im Herbst 2016, konnte ich durch den Krater gehen. Nun befindet sich dort ein über 200 m tiefes Loch. Die aktuelle Eruptionsphase könnte das Ende der Eruption des Puʻu ʻŌʻō bedeuten, welche 1983 begann. Auf jeden Fall wird es lange dauern, bis sich wieder soviel Magma ansammelt, bis es vom Puʻu ʻŌʻō aus wieder Richtung Ozean fließen wird. Es stellt sich die Frage, inwieweit sich die unterirdischen Strukturen nachhaltig geändert haben. Wenn neues Magma aus tieferen Regionen aufsteigt, könnte es sich künftig neue Wege schaffen.