Kilauea: massives Schwarmbeben

Update 09.06.18: Gestern Mittag ereignete sich das erwartete Erdbeben mit einer Magnitude von 5,2. In den Stunden danach war die Seismik rückläufig. Mittlerweile zieht sie wieder deutlich an, so dass sich das nächste Erdbeben mit größerer Magnitude bald ereignen wird. Mittlerweile sind die Vulkanologen des HVO davon überzeugt, dass es sich bei den Erdbeben eigentlich um explosive Eruptionen handelt, die tief unten im Fördersystem stattfinden. Die Explosionen setzen soviel Energie frei, wie sie von einem Erdbeben erzeugt werden würde, dessen Magnitude angegeben wird. Mir ist allerdings nicht klar, warum nach den Explosionen weniger schwache Erdbeben stattfinden. Um da einen entsprechenden Zusammenhang herzustellen, müsste man davon ausgehen, dass auch die Erdbeben mit kleineren Magnituden in Wirklichkeit Eruptionen sind.

Nicht nur der Halema‘uma‘u-Krater sackt weiter ab, sondern auch der Pu‘u ‘Ō‘ō-Krater. Neue Luftaufnahmen enthüllen wie stark er in den letzten Wochen kollabiert ist. Interessant ist der zylinderförmige Schacht: dort muss Magma gestanden haben.

Derweilen geht die Leilani-Eruption weiter. Die Kapoho-Bucht ist komplett aufgefüllt und das Lavadelta schiebt sich immer weiter ins Meer hinaus. Es sind mehrere Lavaströme aktiv, welche überwiegend von Spalte 8 gespeist werden. Die Lavafontänen erreichen eine Höhe von 70 m. Ein Ende der Eruption ist nicht in Sicht.

Originalmeldung: Unter der Gipfelcaldera des Kilaueas manifestiert sich derzeit ein starkes Schwarmbeben. Sehr wahrscheinlich wird sich in kürze wieder ein starkes Erdbeben mit einer Magnitude größer als 5 ereignen. Die Gefahr eines großen Kollaps-Events steigt zusehends.

Die Leilani-Kapoho-Eruption auf der Küstenebene geht unterdessen weiter. Die Berichte sind ein wenig widersprüchlich: erst hieß es, dass Spalte 8 weniger Lava ausstößt, nun, dass die Lavafontänen höher geworden sind. Eins ist klar: innerhalb weniger Tage baute sich um die Schlote ein Schlackenkegel auf, der bereits gut 40 m hoch ist und weiter wachsen dürfte.

Fuego-Katastrophe: die Suche nach den Schuldigen

Bei der Katastrophe am Vulkan Fuego starben mehrere 100 Menschen. Bisher wurden gut 100 Leichen geborgen, doch es werden noch 190 Personen vermisst. Die Meisten dürften Opfer der pyroklastischen Ströme und Lahare geworden sein. Die Bergungsarbeiten gehen nur schleppend voran: immer wieder müssen die Arbeiten unterbrochen werden, da starke Regenfälle niedergehen und die Gefahr weiterer Lahare hoch ist.

6 Tage nach der Katastrophe stellt man sich die Frage, ob man die Gegend nicht hätte rechtzeitig evakuieren können. Laut den Vulkanologen von INSIVUMEH gab es bereits Stunden vor der eigentlichen Katastrophe ein Bulletin, dass der Katastrophenschutzbehörde CONRED vorlag. In diesem Bulletin warnten die Vulkanologen vor einer starken Eruption, die zum Zeitpunkt der Warnung schon im Gang war, aber Stunden vor den vernichtenden pyroklastischen Strömen erschienen war. Die Verantwortlichen bei CONRED schieben nun den Vulkanologen den Pudel zu, indem sie sagen, das Bulletin wäre nichtssagend gewesen. Man ging wohl davon aus, dass es sich um einen der „üblichen“ Paroxysmen handelte, welche sich alle paar Wochen ereigneten. Dabei hätte man durchaus auf der Hut sein müssen: bereits der bisher letzte Paroxysmus Anfang Februar war deutlich stärker als die vorangegangenen und die pyroklastischen Ströme stoppten kurz vor bewohntem Gebiet. Die Pause seit dieser Eruption war ungewöhnlich lang, so dass mehr Material und Druck akkumuliert wurde als üblicherweise. Die einzelnen Explosionen vor der katastrophalen Eruption wurden immer stärker.

Erschwerend kam hinzu, dass sich der Fuego in Wolken hüllte, visuelle Observierungen waren praktisch nicht möglich. Als die pyroklastischen Ströme unterhalb der Wolkendecke erschienen, war es für eine Flucht praktisch bereits zu spät. Trotzdem fuhr ein Lautsprecherwagen durch die Straßen, versuchten die Bevölkerung zu warnen. Der Appell verschalte ungehört, bzw. wurde ignoriert. Einige wenige versuchten die Flucht.

Als Außenstehender stelle ich mir die Frage, warum es in den Orten am Fuße des Vulkans keine Alarmsirenen gab? Warum wurde die Bevölkerung nicht auf den Notfall vorbereitet? War es Ignoranz, oder schlichtweg Geldmangel? Dass der Fuego das Potenzial zu so einer Katastrophe hat war schließlich bekannt. Noch wichtiger ist die Frage, was man aus dieser Katastrophe lernt? Wird versäumtes nachgeholt? Dürfen Touristen weiterhin auf den benachbarten Acatenango steigen, um den Vulkan zu beobachten? Was macht man als Tourist im Katastrophengebiet? Die Verantwortlichen sollten schnell Lösungen finden, denn schließlich ist nach dem Paroxysmus vor dem Paroxysmus!

(Quelle: Reuters)