Tungurahua: Droht ein Flankenkollaps?

Am ecuadorianischen Vulkan Tungurahua droht möglicherweise eine Katastrophe: neue Forschungsergebinsse scheinen zu belegen, dass die Westflanke des Vulkans abrutschen könnte.

Die Studie wurde von Dr. James Hickey und seinem Team der Camborne School of Mines im Earth & Planetary Science Letters veröffentlicht.

Mit Hilfe von InSAR-Messungen wurde eine Deformationsepisode im November 2015 untersucht. Zu diesem Zeitpunkt war der Tungurahua eruptiv tätig und stand hier regelmäßig in den Schlagzeilen. Innerhalb von nur 3 Wochen wurde eine maximale Verschiebung von ca. 3.5 cm registriert. Zeitgleich gab es viele Erdbeben. Aus diesen Daten erstellten die Forscher verschiedene Modelle und kamen zu dem Schluss, dass die Westflanke des Vulkans abrutschen könnte. Die Bodendeformation erfolgte unsymetrisch: Im Westen des Vulkans sammelte sich mehr Magma an als an anderen Stellen. Dadurch wurde die Westflanke des Vulkans destabilisiert.  Sollte sich dort weiteres Material ansammeln, könnte das zum Kollaps der Flanke führen.

Die Entstehungsgeschichte des Tungurahuas zeigt, dass solche Vorkommnisse immer wieder stattfanden. Vor 3000 Jahren kam es bereits zu einem Kollaps der Westflanke. Bei diesem Kollaps entstand eine Schuttlawine aus Gestein, Erde und Wasser, deren Ablagerungen eine Fläche von 80 Quadratkilometern bedeckte. In zahlreichen Eruptionen schloss sie die Narbe wieder und der Kegel wuchs auf seine heutige Höhe von mehr als 5000 m an.

Das Beispiel des Mount St. Helens in den USA zeigt, dass durch einen Flankenkollaps nicht nur eine Schuttlawine entstehen kann, sondern auch eine seitwärts gerichtete Eruption, die dann zusätzlich pyroklastische Ströme und Lahare generieren kann. Sollte sich so ein Ereignis am Tungurahua ereignen, wäre die Katastrophe perfekt.

Doch Dr. Hickey kommentierte das Szenario so: „Die Magmazufuhr ist einer von mehreren Faktoren, die die Instabilität der Vulkanflanke verursachen oder zu ihr beitragen können. Es besteht zwar die Gefahr eines möglichen Flankenkollapses, aber die Unsicherheit dieser natürlichen Systeme bedeutet auch, dass sie stabil bleiben könnte. Es ist jedoch auf jeden Fall ein Vulkan, den man in Zukunft im Auge behalten sollte“.

(Quelle: James Hickey et al, Earth and Planetary Science Letters (2020). DOI: 10.1016/j.epsl.2020.116104)

Stromboli: Aktivitätsindex ist hoch

Die Aktivität am Stromboli ist in den letzten Tagen gestiegen. Es wird eine thermische Anomalie mit einer Leistung von 34 MW festgestellt. Das LGS stuft den Aktivitätsindex bereits seit Sonntag als „hoch“ ein. Es finden zwar relativ wenige explosive Eruptionen statt, diese sind dafür umso stärker. Gestern erzeugten sie einen akustische Explosionsdruck von 2,7 bar. Normalerweise liegt dieser bei unter 1 bar. Auf der Sciara del Fuoco wurden auch 8 Steinschläge registriert. Sie kommen dadurch zustande, dass die explosiven Eruptionen viel Tephra fördern, die dann auf dem Steilhang Richtung Meer poltert. Während in den letzten Tagen wenig Schwefeldioxid ausgestoßen wurde, steigerte sich der Kohlendioxid-Ausstoß auf 1262 Tonnen am Tag. Die vorherigen Werte lagen bei 762 Tonnen am Tag. Kohlendioxid wird aus dem Magma freigesetzt, wenn es sich noch in größeren Tiefen befindet. Schwefeldioxid entströmt dem Magma, wenn es sich der Oberfläche nähert.

Popocatepetl eruptiert weiter

In Mexiko ist der Popocatepetl weiterhin aktiv und eruptiert Aschewolken. Diese erreichten gestern eine Höhe von bis zu 7600 m über dem Meeresspiegel. Vulkanasche driftete in südöstlicher Richtung und regnete über bewohntes Gebiet ab. Am 18. Februar unternahmen Wissenschaftler, zusammen mit Vertretern des Zivilschutzes, einen Beobachtungsflug über den Krater. Der Innere Krater hat einen Durchmesser von 350 m und ist bis zu 150 m tief. Einen Lavadom konnten die Wissenschaftler nicht beobachten. Umso verwunderlicher ist es, dass MIROVA eine thermische Anomalie mit einer Leistung von 25 MW registriert.

Santiaguito aktiv

In Guatemala ist der Santiaguito weiterhin aktiv. Mehrmals am Tag kommt es zu kleinen Ascheeruptionen, bei denen Die Asche einige Hundert Meter über dem Krater aufsteigt. Aktuelle Fotografien von Thomas Jøhnk dokumentieren die Ausbrüche. Man erkennt, dass der Dom teilweise den Kraterrand überragt und Schuttströme (debris flows) entstehen. Ob sie den Charakter von pyroklastischen Strömen annehmen ist unklar. Wahrscheinlich sind sie dafür nicht heiß genug.

Santiaguito ist ein Domvulkan, der sich in der kollabierten Flanke des höheren Vulkans Santa Maria bildete.