Island: noch mehr Erdbeben

Auf Island bebt es weiterhin fleißig. Besonders die Reykjanes-Halbinsel wird von zahlreichen Erschütterungen heimgesucht. In den letzten 48 Stunden wurden bei Grindavik 239 Erdstöße registriert. Die Meisten hatten geringe Magnituden kleiner als 1. Bisher bleiben die isländischen Medien still und schreiben nicht ausführlich über die Wiederaufnahme des seismischen Aktivität nahe der Blauen Lagune. Doch das IMO gab heute ein kleines Statement auf seiner Website ab: demnach gab es seit dem 30. Mai mehr als 2000 schwache Erschütterungen. Messungen würden nahelegen, dass die Inflation wieder begonnen hat. Es strömt also wieder Magma in den Magmenkörper unter dem Thorbjörn-Vulkan.

Zudem wird von einem Erdstoß der Magnitude 3,4 unter dem subglazialen Vulkan Bardarbunga berichtet. Ein neuer Ausbruch des Vulkans ist allerdings unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher kommt es in den nächsten Monaten zu einer Eruption des benachbarten Vulkans Grimsvötn.

Campi Flegrei: weiterhin Unsicherheit wegen Bohrung

In der Campi Flegrei sorgen sich die Anwohner weiterhin um die Geschehnisse in Bezug auf eine geothermale Exporationsbohrung, die in der vergangenen Woche gestartet wurde. Der Bürgermeister von Pozzuoli stoppte das Projekt, nachdem eine Dampfwolke aufgestiegen war, die die Anwohner verunsicherte. Nun schaltete sich auch der ehemalige Leiter des Vesuv-Observatoriums, Professor Giuseppe Luongo, in die Diskussion um die Sicherheit des Areals ein. Er meinte, dass eine Bohrung von dieser geringen Größenordnung in einem stabilen Hydrothermalsystem nicht von relevanter Bedeutung sei. Allerdings schränkte er die aktuelle Situation mit folgenden Worten ein und befürwortete den Stopp der Bohrung: „Aber wenn der Zustand des Systems nicht bekannt ist oder schlimmer, wenn wir befürchten, dass das System im prekären Gleichgewicht ist, dann müssen Sie sich entscheiden, das Vorsorgeprinzip zu folgen, wie es der Bürgermeister von Pozzuoli getan hat. Wir warten darauf, was Wissenschaftler uns sagen, die am Projekt teilnehmen und was uns der Zivilschutz sagt.“ Scheinbar ist die Besorgnis, dass es in der Campi Flegrei zu einem Ausbruch kommen könnte, noch größer als gedacht.

Unwetter queren Deutschland

Am Wochenende entluden sich kräftige Gewitter quer über Deutschland. Es kam zu Überflutungen mit Aquaplaning auf den Autobahnen und Blitzeinschlägen. 3 Menschen wurden getötet und zahlreiche Personen verletzt. Die Wetterlage bleibt angespannt. Die gute Nachricht: Momentan sieht es nach einer leichten Entspannung der Dürre-Situtaion aus. Allerdings könnte es bald wieder extrem warm und trocken werden.

In den vergangenen Tagen wurde das Wettergeschehen vom Tiefdruckgebiet Octavia bestimmt. Octavia brachte viel Regen mit sich, zudem kam es zu Gewittern und Hagelschauern. Die Niederschläge überfluteten Strassen und ließen Keller voll laufen.

Durch einen Blitzeinschlag starb ein Mann im Saalekreis: er stand unter einer Hochspannungsleitung und entleerte seine Blase, als ein Blitz in den Strommast einschlug. Ebenfalls durch einen Blitzeinschlag wurden 2 Spaziergänger in Oberfranken verletzt. 2 Personen starben bei Auto-Unfällen auf regennasser Fahrbahn.

Im Landkreis Wolfratshausen traf ein Blitz eine Scheune und setzte sie in Brand. 2 Personen wurden verletzt. 120 Feuerwehrleute waren im Einsatz, trotzdem brannte die Scheune völlig aus. In ihr war Heu gelagert.

Durch den starken Regen trat ein Bach in Garmisch-Patenkirchen über die Ufer. Der Ortsteil Grainau musste daraufhin evakuiert werden. Evakuiert wurden auch 60 Bergwanderer, die in der Höllentalangerhütte festsaßen, nachdem eine Sturzflut Brücken und Wanderwege zerstörte. Die Evakuierung erfolgte per Hubschrauber. In einem Fernsehnbeitrag war zu sehen, wie sich eine junge Frau über den unerwarteten Hubschrauberflug freute. Hoffentlich lacht sie noch, wenn sie die Rechnung für den Rettungseinsatz präsentiert bekommen sollte, denn oftmals muss man solche Rettungen bezahlen.

In Ostwestfalen gab es bis zum Sonntagabend gut 30 Unfälle durch Aquaplaning. 13 Menschen wurden verletzt. Die Polizei berichtet von nicht angepassten Tempo der Autofahrer. In der Stadt Münster lief der Keller eines Krankenhauses voll.

Das Extremwetter der letzten Tage hängt im Prinzip ebenfalls mit einer Omega-Wetterlage zusammen, die in den letzten beiden Jahren für die ungewöhnliche Trockenheit sorgte, mit dem Unterschied, dass wir momentan in der Schlechtwetterzone des Omegas gefangen sind. In Norwegen ist es dieses Jahr ungewöhnlich warm. Die Meteorologen haben für die nächsten Tage eine Verlagerung des Systems vorausgesagt: Trockenheit und Hitze sollen zu uns zurückkehren. Sollte es jedoch bei der jetzigen Wetterlage bleiben, sehe ich eine steigende Hochwassergefahr für die deutschen Flüsse auf uns zukommen.

Stromboli: Aktivität nimmt wieder zu

Am italienischen Inselvulkan Stromboli hat die Aktivität wieder zugenommen. Nach einigen Wochen sehr niedriger Aktivität, steigerte sie sich am Wochenende auf ein moderates Level. Stärke und Anzahl der strombolianischen Explosionen nahmen zu. Gestern wurden 113 Eruptionen gemeldet, die einen akustischen Druck von bis zu 2,44 bar erzeugten. Die Anzahl der VLP-Beben lag mit 12,3 Events knapp über dem Durchschnitt. Es wurden 5 Steinschläge registriert. Der Gasausstoß war moderat. Der Vulkan emittierte 73 Tonnen Schwefeldioxid und 462 Tonnen Kohlendioxid. Tremor und Inflation waren unauffällig. Dafür registrierte MIROVA gestern eine moderate thermische Strahlung mit einer Leistung von 49 MW, was für die letzten Monate ein ungewöhnlich hoher Wert ist.

Wie das Bild zeigt, wurde die Thermalcam des INGV wieder repariert. Sie steht auf dem Pizzo oberhalb des aktiven Kraters und wurde durch die große Eruption vor einem Jahr beschädigt.

Wie sich der neuerliche Aktivitätsanstieg auf die Zugangsbeschränkungen auswirken wird ist unklar. Zuletzt hatte ich gemutmaßt, dass der Aufstieg bei der geringen Aktivität der letzten Wochen wieder aufgemacht werden könnte. Aufgrund der Corona-Krise und den damit verbundenen Reisebeschränkungen war das allerdings lange kein Thema mehr. Doch nun kehren die Touristen langsam zurück und ich kann mir vorstellen, dass viele einen Blick in den Krater riskieren möchten, oder wenigstens bis zur Quota 400 m aufsteigen wollen. Boris Behncke berichtete mir, dass die Hotelbuchungen für den Sommer gut seien, bzw. dass man bereits jetzt schlechte Chancen hat noch ein freies Zimmer zu bekommen. Ganz anders würde es auf der Insel Vulcano aussehen: dort sind die Buchungen unterdurchschnittlich. Der Tourismus auf den Liparischen Inseln kommt also langsam wieder in Gang. Doch man sollte sich unbedingt über aktuelle Fahrpläne der Fähren erkundigen, bevor man so mutig ist und eine Reise dorthin antritt.  Wie es um den Ätna-Tourismus bestellt ist, ist noch unklar, doch auch hier nimmt man die Tätigkeiten in der Tourismusbranche langsam wieder auf. Obwohl auf der Webseite der Ätna-Seilbahn noch steht, dass sie geschlossen ist, soll sie inzwischen ihren Betrieb wieder aufgenommen haben. Das Gleiche gilt für die Restaurants bei Sapienza.