Ätna: Schwarmbeben zum Jahreswechsel

Gestern Abend begann am Ätna ein starkes Schwarmbeben. Das EMSC detektierte im Süden des Vulkans 17 Erdstöße mit Magnituden ab 2,0. Das stärkste Beben hatte M 4,2. Das Hypozentrum dieses Erdstoßes lag in nur 5 km Tiefe. Das Epizentrum manifestierte sich 13 km westlich von Acireale und 17 km nördlich von Catania. Genaugenommen war Nicolosi die nächst gelegene Ortschaft, denn das Epizentrum des stärksten Erdstoßes lag nur 2 km nördlich, in der Nähe der Monti Rossi. Die Mehrzahl der Hypozentren lagen in Tiefen größer 10 km. Unklar ist, ob es sich um tektonische Beben handelte, oder um solche mit magmatischen Hintergrund. Am Ätna sind allerdings viele tektonische Beben ebenfalls mit Magmenaufstieg assoziiert, da das aufsteigende Magma auf die Störungszonen drückt und dort Beben entstehen.

Entstehung der Monti Rossi

Bei den Monti Rossi handelt es sich um eine Reihe von Schlackenkegel, die sich ungewöhnlich weit unten auf der Südflanke des Ätnas befinden. Sie wuchsen auf einer Höhe von 850 m. Die Entstehung der Monti Rossi geht auf den Ausbruch des Ätna im Jahr 1669 zurück. Die Eruption wurde durch kontinuierliche Erdbeben angekündigt, die am 8. März begannen und zunächst leicht waren und dann immer stärker wurden. Die seismische Zone umfasste das Gebiet von Nicolosi und schloss Pedara, Trecastagni, Malpasso mit ein. Kurz nach Einsetzten der seismischen Krise öffneten sich Eruptionsspalten und große Mengen Lava wurden gefördert. Bis zum 13. März war bereits Mompilieri zerstört und die Lava erreichte das Gebiet von Mascalucia. Auf den Spalten bildeten sich schnell die Schlackenkegel, da nicht nur Lavaströme eruptiert wurden, sondern auch Tephra. Am Stadtrand von Nicolosi wuchsen die Zwillingskegel, die von den Bewohnern zunächst „Berge des Verderbens“ genannt wurden und später in Monti Rossi (Rote Hügel) umbenannt wurden. Die Lavaströme zerstörten nicht nur Nicolosi und 14 weitere Dörfer, sondern erreichten Catania am Fuß des Vulkans und drangen bis zur 15 km entfernt gelegenen Küste vor. Die Eruption endete am 11. Juli 1669 auf.

Die Mächtigkeit des Lavastroms maß 25 Meter, während das Volumen der ausgestoßenen Lava etwa 950 Millionen Kubikmeter betrug.

Eruptionen am 01.01.2021: Kilauea, Ätna und Pacaya

Während wir uns schon im Jahr 2021 befinden, vollzieht man auf Hawaii in diesen Minuten (in denen ich den Artikel schreibe) den Jahreswechsel. Die Vulkane zeigen sich davon relativ unbeeindruckt, allerdings Sprutz der Kilauea etwas Lava. Auch der Ätna präsentierte ein moderates Feuerwerk zum Jahreswechsel. Der Pacaya in Guatemala setzt seine Lavastrom-Tätigkeit unbeeindruckt fort.

Kilauea: Happy new year

Der Kilauea begrüßt das neue Jahr mit Lavaspattering aus dem Hornito, der sich mittlerweile um die westlichen Schlote bildete. Der größere Schlot in der Nordwand des Kraters bleibt inaktiv. Die Vulkanologen vom HVO überflogen den Lavasee und stellten fest, dass die Situation stabil ist. Die Tiefe des Lavasees schwankt zwischen 181 und 185 Metern. Der Randbereich kühlte ab und es bildete sich eine dicke Kruste. Ansonsten schaut der Lavasee mäßig aktiv aus. Es wird weder Inflation, noch Deflation gemessen. Die Erdbebentätigkeit ist erhöht, aber ohne besonders stark zu sein. By the way, die Seismizität am benachbarten Mauna Loa stabilisierte sich ebenfalls wieder auf dem Niveau der Vormonate, nachdem es Anfang Dezember eine Hochphase der Tätigkeit gegeben hatte.

Kilauea und Mauna Loa sind beides Schildvulkane auf Big Island Hawaii. Lange Zeit wurde der Kilauea für einen Nebenvulkan des größeren Mauna Loa gehalten. Neuere Forschungen belegen aber, dass es sich um zwei unabhängige Vulkansysteme handelt, deren Eruptionen nicht gekoppelt sind. Allerdings werden sie beide vom gleichen Hotspot im Erdmantel mit Magma versorgt. Bei einem Hotspot handelt es sich um ein schlauchartiges Gebilde, dass  magma aus dem Erdmantel bis in ein Magmenreservoire unter dem Vulkan aufsteigen lässt. Von dort aus steigt das Magma unter bestimmten Bedingungen weiter auf und eruptiert am Vulkan.

Nicht alles Schildvulkane werden von einem Hotspot gespeist, es gibt auch andere Schildvulkane wie den Ätna auf Sizilien. Hier entsteht das Magma auf anderer Weise, nämlich durch partielles Schmelzen subduzierter Erdkruste. Auch der Ätna ist dieser Tage aktiv und sorgt für Schlagzeilen.

Ätna: Voragine und Nordost-Krater stimmen ein

Am Ätna auf Sizilien gab es ein moderates Silvesterfeuerwerk: der Südostkrater erzeugte strombolianische Eruptionen und die Voragine steigerte ihre Aktivität. Tatsächlich gibt es auch Fotos, auf denen man Eruptionen aus dem Nordostkrater sieht. Nur die Bocca Nuova blieb faul. Der Tremor fluktuierte und drang im Laufe der Nacht wieder bis in den roten Bereich vor. Es bleibt spannend, ob der Vulkan genug Druck aufbauen kann, um weitere Paroxysmen zu erzeugen.

Antonio von Droneflyreport generierte aus Drohnenfotos, die in den vergangenen Tagen entstanden, ein 3-D-Modell des neuen Hauptkraters des Südostkegels. Die Paroxysmen der vergangenen Wochen verschmolzen mehrere Schlote miteinander und der berühmte Sattelvent ist Geschichte. Ein schönes Zeugnis darüber, dass wir an Vulkanen „Geologie im Zeitraffer“ erleben! Das Animations-Video seht ihr in unserer Fb-Gruppe.

Pacaya erzeugt Lavastrom

In Guatemala ist der Pacaya weiterhin effusiv aktiv. Im Westen fließen mehrere verzweigte Lavaströme. Sie haben eine Länge von 650 m. Die Vulkanologen von INSIVUMEH warnen vor den Gefahren, die von den Lavaströmen ausgehen: es könnten Schuttlawinen und Ascheströme abgehen. Außerdem eruptiert der McKenney-Krater strombolianisch. Glühende Tephra steigt bis zu 100 m hoch auf.