Island: Erdbeben auf Reykjanes und am Grimsvötn

Mehrere Erdbeben unter Gletschervulkan Grimsvötn

Unter dem isländischen Gletschervulkan Grimsvötn gab es weitere Erdbeben mit Magnituden über 2. Die stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 2,4 und hatte ein Hypozentrum in 9 km Tiefe. Das Epizentrum dieses Bebens lag am Rand des Vatnajökulls und einige Kilometer vom Grimsvötn entfernt. Ein weiteres Beben Mb 2,3 manifestierte sich in nur 100 m Tiefe in unmittelbarer Nähe zum Vulkan. Die Erschütterungen stehen mit Bodenhebungen im Zusammenhang, die von den GPS-Messstationen detektiert werden. Die Warnstufe des Grimsvötn steht auf „Gelb“ und mittelfristig gesehen könnte es zu einer Eruption kommen.

Die Gefahr einer Eruption bei Svartsengi auf Reykjanes ist deutlich höher als am Grimsvötn und hat auch dramatischere Auswirkungen auf die Region Grindavik, als es im Allgemeinen die Eruptionen des entlegenen Gletschervulkans haben. Gestern ereigneten sich wieder zahlreiche Erdbeben im betroffenen Gebiet, das nicht nur im direkten Umfeld von Svartsengi liegt, sondern sich bis auf die Gegend vom Fagradalsfjall und Krýsuvík erstreckt. Am stärksten scheint mir momentan die Bodenhebung an der Messstation Blal zu sein, von der ich nicht weiß, wo genau sie sich befindet. Hier hat die Bodenerhebung bereits Bodenhebungsniveau vom Zeitpunkt unmittelbar vor der Eruption am 14. Januar überschritten. Die Messstation Svartsengi zeigt eine Verlangsamung der Bodenhebung, doch hierbei könnte es sich wieder um eine Messungenauigkeit handeln.

In Grindavik wurde inzwischen eine Geodätische Messkampagne gestartet, zu der Spezialisten aus den Niederlanden anreisten. Sie setzten u.a. eine große Drohne ein, um die Höhenänderungen des Bodens genau zu kartieren. Bereits jetzt wurden mehr Risse festgestellt als man bisher annahm.

In den Sozialen Medien wird unterdessen darüber diskutiert, wie sinnvoll die Erhaltungsmaßnahmen für den Ort Grindavik tatsächlich sind. Auch wenn viele Gebäude noch bewohnbar sind, steht es um die Versorgungsinfrastruktur nicht so gut aus: zahlreiche Leitungen wurden beschädigt und die vielen Hohlräume unter der Stadt machen ein Betreten des Areals gefährlich. Manche meinen, dass es sinnvoller sei, die Stadt aufzugeben, insbesondere, weil es unabsehbar ist, welche Schäden noch entstehen werden. Doch die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Mehrere Erdbeben bei Salzburg in Österreich

Erdbebenserie zwischen Salzburg und Innsbruck in Österreich

Datum 19.01.2024 | Zeit: 19:28:28 UTC | Lokation: 47.565 ; 12.577 | Tiefe: 3 km | Mb 3,0

Seit dem 17. Januar kam es in der Region des österreichischen Innsbruck zu einer kleinen Erdbebenserie. Die stärkste Erschütterung hatte laut EMSC eine Magnitude von 3,0 (GFZ kam auf Mb 3,2) und einen Erdbebenherd in nur 3 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 12 km ostnordöstlich von Sankt Johann in Tirol lokalisiert. Außerdem gab es in den folgenden Tagen 5 weitere Erschütterungen mit Magnituden im 2er-Bereich.

Das stärkste Erdbeben konnte von den Anwohnern der Region deutlich wahrgenommen werden. Den Erdbebendiensten liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen von Anwohnern vor, die von dem Erdbeben aufgeschreckt wurden. Darunter befanden sich auch Bebenzeugen aus Deutschland, denn das Epizentrum lag in Waidring unweit der deutschen Grenze. In Medienberichten heißt es, dass Anwohner von Kitzbühel von einem „Donnern und Grollen des Untergrundes“ berichteten.

Das Epizentrum befand sich  nahe der bayerischen Grenze. Mit einer gemessenen Stärke von 3,4 war es deutlich spürbar, begleitet von einem intensiven , das viele Menschen in Kitzbühel durchrüttelte. Dass der Erdstoß so deutlich zu spüren gewesen war, lag nicht nur an der Magnitude, sondern auch an der geringen Tiefe des Erdbebenherds.

Die GeoSphere Austria verzeichnete insgesamt 21 Beben seit Anfang Januar. Die Erdbeben sorgen bei den Anwohnern der Region für Verunsicherung und Besorgnis. Obwohl bisher keine Schäden gemeldet wurden, wird darauf hingewiesen, dass erst ab einer Stärke von 5 mit hoher Wahrscheinlichkeit leichte Schäden auftreten. Trotz der Beruhigung durch die Erdbebendienste fürchten einige Betroffene, dass sich hier ähnlich starke Erdbeben wie in Italien ereignen könnten.

Die genaue Ursache für diese Erdbebenserie im Tiroler Raum bleibt komplex und erfordert fortlaufende Überwachung und Forschung. Einige Kilometer westlich des Erdbebengebiets liegt die Inntal-Scherzone, die für die Erdbeben verantwortlich sein könnte. Insgesamt verdeutlicht dieses Ereignis die dynamischen geologischen Prozesse, die im Zusammenhang mit der Orogenese der Alpen auftreten können, und unterstreicht die Bedeutung der seismologischen Überwachung.

Bebenserie erschüttert Erdmantel

Erdbeben Mw 6,7 im brasilianischen Erdmantel des Amazonasbeckens

Datum 20.01.2024 | Zeit: 21:31:06 UTC | Lokation: -7.253 ; -71.495 | Tiefe: 615 km | Mw 6,7

Vorgestern kam es im Westen Brasiliens zu einem starken Erdbeben der Magnitude 6,7. Das Epizentrum wurde 137 km ostnordöstlich von Cruzeiro do Sul verortet. Hierbei handelt es sich um einen Ort im Amazonasbecken. Das Besondere an dem Erdstoß war seine große Tiefe, denn das Hypozentrum wurde in 615 km Tiefe verortet. Somit lag das Beben in einer ungewöhnlichen Tiefe im Oberen Erdmantel und fernab großer Störungszonen. Aller Wahrscheinlichkeit nach manifestierte sich der Erdstoß an einem Stück subduzierter Erdkruste, das an der pazifischen Subduktionszone unter dem Südamerikanischen Kontinent abtauchte. Man kann davon ausgehen, dass das betroffene Krustenstück bereits vor sehr langer Zeit seine Reise ins Erdinnere antrat. Dass es inzwischen nicht plastisch verformbar geworden ist, zeugt von besonderen Gegebenheiten in diesem Teil des Erdmantels oder von einem ungewöhnlichen Erdkrustenstück.

Serie von Mantelbeben

Dieses Beben war zwar das stärkste Mantelbeben der letzten Tage, doch bei weitem nicht das einzige. Bei den Marianneninseln gab es einen Erdstoß Mw 6,1, der sich in einer Tiefe von 196 km zutrug. In dieser Region des Pazifiks kommt es immer wieder zu Mantelbeben, die in Phasen gehäuft auftreten. Noch häufiger sind Mantelbeben bei Fidschi. Hier gab es zuletzt heute ein moderates Mantelbeben der Magnitude 4,7. Das Hypozentrum befand sich in 564 km Tiefe. Bereits vorgestern gab es hier eine Erschütterung Mb 4,8 in 373 km Tiefe. In der Region von Papua Neuguinea manifestierte sich ein Erdstoß mit Mb 4,8 in 219 km Tiefe und bei den Philippinen bebte es mit Mb 4,6 in einer Tiefe von 198 km. Die Liste lässt sich weiter fortführen. Erwähnen möchte ich nur noch 2 Mantelbeben unter den argentinischen Anden: Sie hatten die Magnituden Mb 5,7 und 4,3 und ereigneten sich ebenfalls in Tiefen um 200 km. Zwar gibt es immer auch Erdbeben im Bereich des Erdmantels, momentan scheint es hier allerdings zu einer Häufung zu kommen. Ob es ein statistischer Zufall ist oder ob dahinter ein unerklärtes Phänomen steckt, ist mir nicht bekannt.

Neben Erschütterungen an subduzierter Erdkruste gibt es Überlegungen, nach denen es auch andere Entstehungsweisen von Mantelbeben geben könnte. Hierzu zählen:

  • Schmelzprozesse: In einigen Tiefen des Erdmantels gibt es Regionen, in denen partielle Schmelzprozesse auftreten können. Wenn sich Magma in diesen Tiefen bildet und sich durch den Mantel bewegt, kann dies zu seismischer Aktivität führen.
  • Thermische Konvektion: Die Bewegung von Materie durch thermische Konvektion im Erdmantel könnte zu Strömungen führen, die seismische Aktivität hervorrufen.
  • Phase-Übergänge: Im Erdmantel können sich Mineralien unter extremen Druck- und Temperaturbedingungen in andere Phasen umwandeln. Diese Phasenübergänge könnten Spannungen und damit verbundene Mantelbeben verursachen.

Diese Prozesse lösen aber wahrscheinlich nur schwache Erschütterungen aus und keine starken Erdbeben, die Zerstörungen an der Oberfläche verursachen könnten.

Ätna mit weiteren Erdbeben am 20.01.24

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Strombolianisch

Weitere Erdbeben im Westen des Vulkans Ätna – Erdbebenschwarm weitete sich aus

Am Ätna manifestierten sich weitere Erdbeben unter der Westflanke des Vulkans. Sie gehören zum Erdbebenschwarm, über den ich bereits berichtete, doch erst jetzt wurden beim INGV weitere Erdbeben aktualisiert, die sich bereits am Abend des 18. Januars zutrugen. Hierbei handelt es sich um 14 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 1,3 und 2,4. Die Hypozentren lagen um 15 km tief. Die Epizentren wurden im Bereich vom Monte Minardo verortet. Mit den bereits 8 gemeldeten Erdbeben umfasste der Schwarm also 22 Erschütterungen. Typischerweise stehen Erdbeben in dieser Tiefe häufig mit aufsteigendem Magma in Verbindung, das aus Richtung der Asthenosphäre kommt und in die Erdkruste eindringt. Ähnliche Ereignisse lösten nach einigen Wochen Erdbeben im Süden des Vulkans aus, bevor sich die Seismizität in den Osten verlagerte. Dabei wanderten die Hypozentren langsam nach oben. Erst danach kam es zu einer Eruption im Gipfelbereich des Ätnas. Falls die beschriebene Verlagerung der Seismizität von dem gleichen aufsteigenden Magmenkörper verursacht wurde, scheint die Schmelze in tieferen Stockwerken einen halbkreisartigen Bogen während des Aufstiegs zu beschreiben. Andererseits ist es natürlich auch denkbar, dass sich nach und nach verschiedene Magmenkörper in Bewegung setzten, wenn von unten neues Material nachscheibt.

Wie auch immer, die aktuelle Seismizität zeigt uns deutlich, dass der Ätna momentan nur eine kleine Verschnaufpause einlegt und wir in den nächsten Monaten mit neuen Eruptionen rechnen können. Unklar ist, welcher Art diese sein werden. In den letzten Jahren beschränken sich die Vulkanausbrüche des Ätnas auf den Gipfelbereich. Vor allem sahen wir folgende Eruptionsarte:

  • Strombolianische Eruptionen aus den Gipfelkratern, gelegentlich mit Intrakraterlavaströmen gepaart.
  • Lavaströme aus Rissen im Bereich der Flanke oder Basis des Neuen Südostkraters.
  • Paroxysmen, die überwiegend aus dem NSEC stammten, seltener aus der Bocca Nuova.

Was seit vergleichsweise vielen Jahren ausblieb, sind große Flankeneruptionen, wie wir sie zuletzt 2003 sahen. Am wahrscheinlichsten ist, dass der Ätna in den nächsten Monaten mit den drei zuerst beschriebenen Eruptionsarten fortfährt. Eine Flankeneruption wäre natürlich auch möglich, doch dass sich sowas zusammenbraut, gibt es bislang keine klaren Anzeichen.

Tonga: Starkes Erdbeben am 18.01.24

Erdbeben Mw 6,4 erschüttert Tonga

Datum 18.01.2024 | Zeit: 22:12:22 UTC | Lokation: -18.966 ; -175.379 | Tiefe: 207 km | Mw 6,4

Gestern Abend erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,4 das Inselreich Tonga. Der Erdbebenherd befand sich nach Angaben des GFZ-Potsdam in 207 km Tiefe und damit bereits im oberen Erdmantel. Genaugenommen muss man also von einem Mantelbeben sprechen. Das Epizentrum wurde 151 km westsüdwestlich von Neiafu verortet. Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums und der entlegenen Lage des Epizentrums offshore wirkte sich das starke Erdbeben an der Erdoberfläche kaum aus. Dennoch zeugt es von den Subduktionsprozessen am Tonga-Graben, die neben den Erdbeben auch für die Magmenbildung der Region verantwortlich sind. Der Tongagraben bildet eine mehr als 10.000 m tiefe Rinne am Ozeanboden, an der die Pazifische Platte unter die Platte Australiens abtaucht und partiell geschmolzen wird. Hinter der Subduktionszone steigt die Schmelze auf und es kommt zu Vulkanausbrüchen, die die Inseln des Inselbogens von Tonga entstehen ließen. Dass dieser Prozess nicht abgeschlossen ist, davon zeugte vor 2 Jahren der Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga- Hunga Ha’apai, der so viel Wasser in die Atmosphäre pustete, dass er das globale Klima beeinflusst. Die Forschungen zu den Auswirkungen dieses Ausbruchs sind noch nicht abgeschlossen, aber es steht die Vermutung im Raum, dass wenigstens ein Teil der starken Niederschläge, die aktuell in vielen Teilen der Welt auftreten, diesem Ausbruch geschuldet sind. Andere Faktoren können der anthropogene Klimawandel und das Phänomen El Nino sein.

Das Erdbeben ereignete sich wahrscheinlich an einem Teil subduzierter Ozeankruste, das noch nicht soweit aufgeheizt wurde, dass es plastisch verformbar ist, denn ansonsten hätte es hier kein Beben geben können.

Schwarmbeben auf Sulawesi

Das Beben in Tonga ist bei weitem nicht das einzige, dass sich dieser Tage entlang der Plattengrenze des östlichen Pazifiks ereignet, denn weiter nördlich gibt es zahlreiche Erdbeben bei der indonesischen Insel Sulawesi. Hier löste ein Erdbeben Mb 5,2 einen Schwarm an Nachbeben aus. Diesmal war nicht die Palu-Koro Blattverschiebung der Auslöser der Beben. Diese gingen wahrscheinlich auf das Konto des Batui-Grabens im Westen von Zentralsulawesi. Weiter nördlich gibt es zahlreiche aktive Vulkane.

Ätna mit Erdbeben am 18.01.24

Mehrere Erdbeben am Ätna – Seismizität auch bei Vulcano erhöht

Datum 18.01.2024 | Zeit: 04:45:03 UTC | Lokation: 37.737 ; 14.917 | Tiefe: 14 km | Mb 2,4

Am Ätna auf Sizilien ereigneten sich heute Morgen mehrere Erdbeben, die man auf der Shakemap des EMSC sieht. Die Karten und Tabellen beim INGV werden immer erst mit 1 Tag Verzögerung aktualisiert, daher sind nicht allzu viele Details bekannt. Fünf der Beben hatten Magnituden im 2er-Bereich. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 2,4. Es hatte ein Hypozentrum in 14 km Tiefe. Das Epizentrum lag 19 km nördlich von Paternò, auf der Südwestflanke des Vulkans. Die Ebben könnten tektonischen Ursprungs sein, aber auch mit Magmenaufstieg in Verbindung stehen. In den letzten Jahren gab es hier immer wieder tektonische Erdbeben an Störungszonen, die allerdings durch geänderte Spannungsverhältnisse aufgrund Magmenaufstiegs getriggert wurden. Oft gab es Phasen mit mehreren aufeinanderfolgenden Erdbebenschwärmen. Einige Monate später steigerte sich dann die vulkanische Aktivität.

In diesem Jahr zeigt sich Ätna eher von seiner ruhigen Seite und auch vom Stromboli hört man wenig. Dafür gab es auch wenige Kilometer westlich der Vulkaninsel Vulcano ein Erdbeben der Magnitude 2,7. Die Tiefe des Erdbebenherds lag in 9,7 km Tiefe. Außerdem wurden 2 Erschütterungen mit geringen Magnituden festgestellt. Leider veröffentlichen die italienischen Geowissenschaftler des Nationalen Instituts für Geophysik keine wöchentlichen Bulletins mehr zu diesem faszinierenden Vulkan, der noch vor einem Jahr gesperrt war. Im November deuteten die geophysikalischen Parameter noch eine Entspannung der Situation an, obwohl die Fumarolentemperaturen am Krater, sowie der Gasausstoß noch erhöht waren.

Am Dienstag gab es aber ein neues Wochenbulletin zum Ätna. Besondere Ereignisse gab es im Beobachtungszeitraum 8.01 bis 14.01.24 nicht. Die Infraschalltätigkeit war gering und es wurden einige Signale aus Richtung der Bocca Nuova aufgezeichnet, während der Neue Südostkrater ruhig blieb und nur etwas dampfte. Die Tremorquelle lag durchschnittlich
zwischen 1500 und 2800 m über dem Meeresspiegel, und zwar in einem Bereich zwischen Bocca Nuova und dem Neue Südostrater. Die Tremoramplitude bewegte sich auf moderatem Niveau. Obwohl keine ungewöhnliche Bodendeformation festgestellt wurde, sieht es für mich so aus, als hätte sich wieder einiges an Schmelze angesammelt, und zwar in einem Bereich, in dem wir häufiger Schmelzansammlungen beobachten konnten, bevor es zu Lavaströmen im Bereich des Südostkraters kam. Wenn wir jetzt noch das eine oder andere Schwarmbeben im Westen des Vulkans erleben, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das aufsteigende Magma in der Tiefe den Druck auf das flache Magmenreservoir erhöht und Eruptionen getriggert werden.

Update: Jetzt wurden die Erdbebenkarten beim INGV aktualisiert und man sieht die Beben. Am Ätna war es ein Cluster aus 8 Beben. Bei Vulcano ereignete sich tatsächlich ein kleines Schwarmbeben, das ebenfalls aus 8 Beben westlich der Insel bestand. Sie hatten Hypozentren in gut 10 km Tiefe. Drei  weitere Mikrobeben lagen in Tiefen weniger als 5 km.

Island: Erdbeben am Bardarbunga am 17.01.24

Spürbares Erdbeben am Bardarbunga – Wenig Hoffnung für Grindavik

Datum 17.01.2024 | Zeit: 14:14:44 UTC | Lokation: 64.626 ; -17.464 | Tiefe: 2,1 km | Mb 4,1

Heute Nachmittag wurde der isländische Gletschervulkan Bardarbunga von einem Erdbeben der Magnitude 4,1 erschüttert. Erdbeben dieser Stärke sind wahrnehmbar. Aufgrund der Abgelegenheit des Vulkans liegen aber keine Wahrnehmungsmeldungen vor. Das Hypozentrum wurde in 2 km Tiefe verortet. Einige Erdstöße ereigneten sich auch im Bereich des benachbarten Vulkans Grimsvötn, der letzte Woche wegen einem Gletscherlauf in den Schlagzeilen stand. Der Höhepunkt der Gletscherflut wurde am Sonntag erreicht, allerdings gingen Meldungen hierzu im Trubel um die Eruption bei Grindavik unter.

Apropos Grindavik: Erdbeben gibt es auch hier weiterhin und die IMO-Tabellen zeigen 148 Erschütterungen in den letzten 48 Stunden an. Da nicht alle Erdbeben automatisch erfasst werden, könnten es auch mehr Beben gewesen sein.

Heute Morgen gab es auch wieder eine Expertenkonferenz, zu der auch Bürger von Grindavik geladen waren. Geophysikprofessor Magnús Tumi Guðmundsson verkündete auf der Konferenz, dass es keine guten Nachrichten für Grindavik gäbe. Seiner Meinung nach wäre die Stadt bis auf Weiteres unbewohnbar. Ein Ende der magmatischen Aktivität und der Bodendeformationen sei nicht in Sicht. Tatsächlich könnte die Aktivität noch Monate oder Jahre dauern. Magnús meinte, es gäbe völlige Ungewissheit darüber, wann und wann Entscheidungen getroffen werden könnten, wie es für die Bewohner der Stadt weitergeht. Daher wäre es besser, langfristig zu denken als nur die nächsten paar Wochen zu berücksichtigen. Kurzum gab der Geophysiker zu verstehen, dass sich die Grindaviknigs besser dauerhaft nach einer neuen Bleibe umsehen sollten.

Erst kurz vor Weihnachten wurde den Bürgern freigestellt, selbst zu entscheiden, ob sie nach Grindavik zurückkehren wollen. Grund hierfür war aber nicht etwa eine verringerte Gefahr für die Menschen, sondern die isländische Gesetzeslage, nach der Evakuierungen zeitlich begrenzt sind. Stellt sich die Frage, ob sich die Gesetze inzwischen geändert haben? Meines Wissens nach nicht und so könnte es denn in einigen Wochen erneut der Fall sein, dass den Grindavikings gestattet werden muss in ihre Häuser zurückzukehren.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 12.01.23

Bodenhebung bei Svartsengi geht weiter – Seismizität zog etwas an

Bei Svartsengi geht die Bodenhebung weiter, obwohl gestern Unkenrufe laut wurden, dass sie fast gestoppt hätte. Doch diese Rufe gründeten auf eine Einzelmessung, die etwas niedriger als sonst ausgefallen war. Generell können eine Reihe von äußeren Einflüssen die Radar- und GPS-Messungen der Satelliten beeinflussen: Man darf nicht vergessen, dass hier aus mehreren Hundert Kilometern Höhe Schwankungen im Millimeterbereich gemessen werden, und selbst unterschiedliche atmosphärische Bedingungen können die Messungen beeinflussen. Daher ist es weise, immer mehrere Messungen abzuwarten, bis sich ein vermeintlicher Trend bestätigt. Gegenüber der Vorwoche hat sich in dieser Woche die Bodenhebung allerdings tatsächlich etwas verlangsamt.

Nachdem Anfang der Woche nur sehr wenige Erschütterungen gemessen wurden, hat sich die Seismizität auch wieder auf einem moderaten Niveau eingependelt. Für die letzten 48 Stunden werden in der IMO-Tabelle zur Reykjaneshalbinsel 117 Erschütterungen angezeigt. Zu berücksichtigen gilt, dass nicht alle Erdbeben Einzug in die Tabelle finden.

In Grindavik versucht man derweilen weiterhin, den vermissten Arbeiter zu finden, der am Mittwoch vermutlich in eine Erdspalte gestürzt war, die sich am 10. November geöffnet hat. Aufgrund des Verschwindens des Arbeiters hat IMO nun die Gefahrenkarte aktualisiert und stuft das Risiko für Grindavik höher ein als zuvor: „Das Risiko im Zusammenhang mit der plötzlichen Öffnung von Rissen, die innerhalb der Stadtgrenzen von Grindavík kartiert wurden, wurde als höher eingeschätzt. Diese Änderung hat jedoch keinen Einfluss auf die Gesamtrisikobewertung für Grindavík. Es ist zu beachten, dass die Gefahr von Rissen auf bekannte und definierte Bereiche innerhalb der Stadtgrenzen beschränkt ist“, heißt es dazu in dem Kommentar zur Karte.

Generell wird das Risiko einer Eruption im Bereich der Sundhnúksgígar-Kraterreihe weiterhin als hoch eingeschätzt. Am wahrscheinlichsten erscheint eine weitere Spalteneruption vergleichbar der letzten Episode. Mir persönlich wäre natürlich ein langlebiges Event wie die erste Fagradalsfjall-Eruption am liebsten.

Ätna mit kleinem Schwarmbeben im Südwesten

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Seismik

Kleiner Erdbebenschwarm am Ätna

Von der Weltöffentlichkeit unbemerkt gab es am Wochenende einen kleinen Erdbebenschwarm im Südwesten des Ätnas. In der Nähe des Monte dei Santi am Refugio Ariel gab es 14 schwache Beben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,3 und ein Hypozentrum in 3,3 km Tiefe. Die meisten Beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Das Schwarmbeben könnte im Zusammenhang mit der Bewegung magmatischer Fluide stehen. Auch im Osten gab es einige schwache Erschütterungen, die wahrscheinlich tektonischer Natur waren.

Im Wochenbericht für die erste Januarwoche wurden keine besonderen Auffälligkeiten benannt. Es gab die übliche Entgasungsaktivität, die überwiegend aus der Bocca Nuova und dem Südostkrater stammte. Aus Richtung der Bocca Nuova kamen auch die meisten Infraschallsignale, die auf explosionsartige Entgasungen hindeuteten. Die Quelle des Tremors lag wieder unter dem Südostkrater und zeigte ein vertrauteres Bild als es in den letzten Wochen der Fall war. Der Tremor hatte moderate Amplituden, die in der Mitte des gelben Bereichs lagen und sich dort die ganze Woche über aufhielten. Das vulkanische Zittern begann auf 2000 Höhenmeter und reichte bis kurz unter den Krater. Es könnte sich also Magma im Fördersystem aufwärts bewegen und auf seine Eruption warten. Eine ungewöhnliche Bodendeformation gab es allerdings nicht.

Die Ausbruchsszenarien, die die Spezialisten vom INGV veröffentlichen, reichen von möglicherweise einsetzender strombolianischer Aktivität bis zu stärkeren Paroxysmen, die Tephra in einem großen Gebiet niedergehen lassen könnten. Erfahrungsgemäß lassen sich solche Paroxysmen kaum wissenschaftlich vorhersagen. Oft weiß man erst, dass ein Paroxysmus kommt, wenn er quasi schon angefangen hat und erste strombolianische Eruptionen stattfinden.