Sangeang Api: Neue Fotos des Vulkans

Sangeang Api eruptierte heute eine Aschewolke, die etwas größer war und bis in einer Höhe von 2300 m aufstieg. Passend dazu veröffentlichte unser Vereinsmitgleid und Fotograf Martin Rietze einzigartige Fotos des Vulkans. Zusammen mit Arnold Bias bestieg Martin den entlegenen Vulkan vor der Insel Sumbawa und verbrachte als erster Fotograf 2 Nächte auf dem Sangeang Api. Neben Nachtaufnahmen brachten die beiden Vulkanbezwinger Luftaufnahmen mit, die einen hervorragenden Überblick über den Gipfelbereich des Vulkans liefern.

Bildergalerie: Kilauea Leilani-Eruption

Die Eruption am Kilauea auf Hawaii kam nicht überraschend. Bereits im April stieg die seismische Aktivität an und der Lavasee im Pitkrater des Halemaʻumaʻu-Kraters lief mehrmals über. Mit ein wenig Verzögerung stieg auch die Aktivität im Puʻu ʻŌʻō-Krater. Dieser liegt im oberen Bereich des Ostrifts. Man hielt eine größere Eruption für möglich, doch mit dem, was folgte, rechnete man nicht unbedingt. Anfang Mai ereignete sich eine seismische Krise und der Puʻu ʻŌʻō-Krater begann zu kollabieren. Die Erdbeben wanderten entlang des Ostrifts Richtung Küstenebenen und mit ihnen das Magma, welches sich unter dem Krater angesammelt hatte. Das Magma migrierte bis zur Küstenebene und akkumulierte sich unter der Wohnsiedlung Leilani Estates, südlich der Kleinstadt Pahoa. Die Vulkanologen registrierten eine Aufwölbung des Bodens und es bildeten sich Risse: ein magmatischer Gang hatte sich gebildet, der unter der Siedlung endete. Ganze Straßen platzen auf wie eine überreife Tomate. Aus manchen Rissen dampfte es. Wenig später fanden die ersten kleinen Eruptionen statt. In den ersten Tagen des Vulkanausbruchs wurde Lava gefördert, die aus einer Restschmelze entstanden. Dem Chemismus nach, war es das gleiche Magma, welches bereits für die Eruption von 1955 verantwortlich war. Das Magma hatte also mindestens 63 Jahre lang im Magmareservoir geschlummert, bevor es nun vom frischen Magma aus dem Puʻu ʻŌʻō-Krater verdrängt wurde und bei Leilani als Lava austrat. Am 20. Mai verstärkte sich der Ausbruch: nun war die Restschmelze ausgestoßen worden und frische, heißere und dünnflüssigere Lava trat aus den Spalten aus, welche sich entlang des magmatischen Gangs gebildet hatten. Wenige Stunden später erreichten die Lavaströme den Ozean. Auf ihren Weg dorthin zerstörten sie zahlreiche Häuser und Straßen. Ein Geothermalkraftwerk befand sich am Rand der aktiven Spalte nebst Lavaströmen und drohte zu explodieren. Eine besondere Gefahr ging vom Methan-Gas aus, welches entstand, als die Lava die Vegetation begrub und verkohlte.

So sah die Situation aus, als die Vulkanauten Martin Rietze und Marc Szeglat den Ort des Geschehens erreichten. Eine Woche (24.- 30. Mai 2018) lang dokumentierten wir die Eruption. An unserem Ankunftstag sondierten wir die Situation, und knüpften Kontakte zum Zivilschutz, mit dessen Hilfe Journalisten und Fotografen in das Sperrgebiet gelangten. Allerdings wurden die Touren beaufsichtigt und wir konnten uns nicht frei bewegen. Trotzdem gelangten wir -auf teils abenteuerlicher Weise- zu einigen Lavafontänen. Diese manifestierten sich überwiegend entlang der Spalten 22 und 8. Der Lavastrom aus Spalte 8 sollte kurz nach unserem Abflug von Hawaii den Ort Kapoho erreichen und teilweise zerstören. Spannend waren 3 Bootsfahrten, die wir zum ocean entry unternahmen. Litorale Explosionen entstanden beim Kontakt der Lava mit Wasser. 2 Nächte verbrachten wir in Sichtweite des Halemaʻumaʻu-Kraters und warteten auf größere Ascheeruptionen. Je mehr sich das Magmareservoir entleerte, desto mehr kollabierte der Krater.

Die Eruption dauert weiter an. So dramatisch der Ausbruch für die Bewohner von Leilani und Kapoho ist, so Erkenntnisreich wird sie für die Vulkanologen sein. Erstmalig seit 1960 können sie eine Eruption auf der Küstenebene dokumentieren und den Prozess einer Calderabildung am Gipfel beobachten. Noch lässt sich nicht sagen, wie lange die Eruption dauern wird.

Hier lest ihr eine ausführliche Reportage unserer Abenteuer.

Gunung Agung: weitere Bilder des Lavadoms

Aus der mir bekannten Quelle sind auf Facebook weitere Fotos vom Krater des Gunung Agung erschienen, die ich hier nun ebenfalls teilen möchte. Die Fotos offenbaren weitere Details des pancake-Lavadoms. Man sieht, dass die schwachen Explosionen nicht aus einem offenen Schlot erfolgen, sondern dass sich die Eruptionswolken aus Rissen im Zentralbereich des Doms manifestieren. Diese Eruptionen erinnern mich an die ringförmigen Eruptionen aus dem Dom des Santiaguito. Dieser zentrale Bereich des Doms verstopft den Förderschlot. Von dort breitete sich die zähe Lava kreisförmig zu den Wänden des Kraters aus. Für mich sieht es so aus, als würden bisherige Angaben zum Füllstand des Kraters nicht stimmen und als wären gut 1/3 des Kratervolumens aufgefüllt. Dies würde mit meinen früheren Vermutungen vom 27. November einhergehen, die ich in Bezug auf die Wärmestrahlung äußerte. Medienberichte sprachen zu dieser Zeit von einem Lavasee, und davon, dass der Krater bald überlaufen würde! Davon scheinen wir weit entfernt zu sein. Die Fotos transportieren wichtige Informationen bzgl. des Gefahrenpotenzials. Stellt sich die Frage, ob der Dom weiter wächst, oder stagniert.

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Diese Vergleichsbilder wurden aus Radardaten des Sentinel-1 Satelliten errechnet. Das erste Bild stammt vom 08. November, das 2. Bild vom 02. Dezember. Wer genau hinschaut sieht Veränderungen im Krater. Nächsten Freitag soll ein neues Bild erscheinen. © EOproc.com : „Sentinel-1 on Demand“, Copernicus Sentinel data 2017

Fuego: Paroxysmus No 12

Gestern startete der 12. Paroxysmus am Fuego in diesem Jahr. Der Vulkan in Guatemala förderte eine glühende Lavafontäne, die bis zu 500 m hoch aufstieg. Eine Aschewolke erreichte eine Höhe von 5000 m. Es wurde ein 1500 m langer Lavastrom gefördert.

Bildergalerie: Pico do Fogo

Die Fotos dieser Bildergalerie zeigen den Pico do Fogo zwischen dem 30. November und 3. Dezember.

Seit 2 Wochen eruptierte der Pico do Fogo auf den Kapverden schon, als die Geonauten Richard, Martin und Marc die entlegene Vulkaninsel erreichten. Zuvor spielte sich dramatisches ab: an der Flanke des Vulkankegels in der Caldera öffnete sich eine Eruptionsspalte aus der Lavafontänen aufstiegen und einen Lavastrom speisten. Dieser zerstörte nur Stunden nach Eruptionsbeginn das Visitor-Center des Nationalparks. Das Gebäude war erst wenige Wochen zuvor eingeweiht worden. Errichtet wurde es mit finanzieller Hilfe aus Deutschland. Kurz darauf änderte die Lava ihre Richtung und floss langsam, aber unaufhaltsam auf das Dorf Portela zu. Dieses lag innerhalb der Caldera und ca. 4 km vom Kegel des Pico do Fogo entfernt. Der Lavastrom verstärkte sich periodisch und erreichte bald erste Häuser abseits des Dorfes. Noch hoffte man, dass die Lava den Kern des Dorfes verschonen würde, doch diese Hoffnung sollte sich als vergeblich beweisen. Schon am ersten Tag unseres Aufenthaltes am Vulkan wurden wir Zeugen wie ein weiteres Haus von der Lava verschlungen wurde. Wobei, verschlungen ist nicht das richtige Wort: der Lavastrom riss es von seinen Fundamenten und schob es im Schneckentempo vor sich her bis es zerbrach und von der Lava eingeschlossen wurde. Der Lavastrom kroch auch über die Straße und stoppte dann auf der anderen Seite. Die Hitze über dem Lavafeld ließ Windhosen entstehen. Einer dieser Minitornados wirbelte plötzlich vor uns auf, schleuderte ein Metergroßes Wellblech durch die Luft und warf Martins Kamera nebst Stativ um und riss mir die Mütze vom Kopf. Zwischen meinen Zähnen knirschte Sand. Wir zogen uns in das Dorf zurück und pausierten, als Lautsprecherdurchsagen zur Evakuierung aufriefen. Alle hatten den Ort unverzüglich zu verlassen: an anderer Stelle drohte der Lavastrom die provisorische Straße zu verschütten. Bei vielen Menschen kam Panik auf und sie versuchten noch so schnell wie Möglich ihre Habseligkeiten zu retten. Als wir die Stelle passierte, hatte auch hier die Lava gestoppt, zumindest für den Augenblick. Die nächsten 2 Tage verbrachten wir nahe der Eruptionsspalte, auf der sich mittlerweile mehrere kleine Schlackenkegel gebildet hatten. Wir marschierten bereits um 4 Uhr Nachts dort auf. Zum einen wollten wir die Morgendämmerung am Vulkan nutzen, zum Anderen zogen tagsüber Wachposten auf, die das Gebiet absperrten. Wir näherten und den Schloten bis auf 250 m. So nahe am Ort des Geschehens spürte ich den Tremor in meinem Hosenboden. Zwischendurch gab es stärkere Erschütterungen, die den Boden vibrieren ließen. Phasen mit Strombolianern, Asche-Eruptionen und verstärktem Lavaausfluss wechselten sich ab. In der nächsten Nacht verstärkte sich die Aktivität und die letzten Stunden von Portela begannen. Ein breiter Lavastrom wälzte sich durch die Caldera und verschüttete zweidrittel des Ortes. Verzweifelt versuchten Soldaten den Wein aus der Winzerei zu bergen und schleppten die schweren Weinfässer auf höher gelegenes Terrain. Unsere Zeit am Vulkan war bereits vorüber, doch wenige Tage nach unserer Heimreise wurde dann auch der Rest des Ortes zerstört. Die Natur kennt kein Erbarmen!

Kamtschatka: Fotogalerie Klyuchevskoy

Klyuchevskoy (Kljutschewskaja Sopka) ist 4835 m hoch und der höchste Vulkan Eurasiens. Er liegt auf der russischen Halbinsel Kamtschatka. Zusammen mit den Vulkanen Bezymianny, Kamen und Ushkovsky bildet er eine Vulkangruppe. Nicht weit von dieser Gruppe entfernt liegt der Tolbatschik.

Der Tolbatschik brach zuletzt im November 2012 aus. Seine Eruption dauerte bis August 2013. Kurz nach dem der Vulkanausbruch endete, meldet sich Klyuchevskoy mit strombolianischer Tätigkeit zu Wort. Wenige Tage später begann ein Lavastrom zu fließen und der Tremor stieg kontinuierlich an. Sporadisch steigerte sich die Aktivität und es wurden Aschewolken gefördert. Anfang Oktober entstanden weitere Lavaströme. Die strombolianischen Eruptionen wurden immer stärker. Am 11. Oktober wurde über eine phreatische Explosion im Sattel zwischen den Vulkanen Klyuchevskoy und Kamen berichtet. 4 Tage später erreichten die Geonauten Richard, Martin und Marc den Vulkan.

Unser Fahrer und Guide Aleksey fuhr uns mit seinem 4×4 Bus bis auf eine Hochebene zwischen den Vulkanen hinauf. Auf gut 1100 m Höhe befindet sich eine Hütte, die uns in den nächsten Tagen ein Zuhause werden sollte. Die Hütte liegt noch fast 20 km vom Gipfel des Klyuchevskoy entfernt, doch die Explosionen waren noch hier zu hören. Zu sehen war zunächst allerdings nichts, denn dichte Wolken verhüllten den Vulkankegel. Abends dann, fuhren wir noch einige Kilometer näher an den Vulkan und übten uns in Geduld. Nach einigen Stunden lichteten sich die Wolken und wir hatten einen fantastischen Blick auf den Feuerberg. Ein Lavastrom floss über die gesamte Vulkanflanke bis auf den Pass zum Kamen. Dort interagierten Lava und Eis. Dampfwolken stiegen auf und der Gipfelkrater stieß Lavafontänen und Aschewolken aus. Das ganze erinnerte an einen Ätna-Paroxysmus.

Die nächsten 2 Tage saßen wir in unserer Hütte fest. Nicht nur draußen tobte ein Schneesturm; durch die Fugen der Hütte drang der Schnee bis in unserer Schlafstatt vor und bedeckte alles mit einer dünnen weißen Eisschicht. Im Inneren der Hütte herrschten frostige 7 Grad minus, draußen war es noch um einiges kälter. Obwohl wir vom Vulkan nichts sahen, hörten wir ihn scheppern. Der Ausbruch musste sich noch deutlich verstärkt haben. Zu sehen bekamen wir die Eruptionen erst wieder in der vierten Nacht auf dem Hochplateau. Uns erstaunte die Höhe der Lavafontäne, die gut 1ooo m hoch aufstieg. Doch der Lavastrom versiegte langsam. Gegen Morgen ließ die Stärke der explosiven Eruption nach und uns dünkte, dass der Ausbruch seinen Zenit überschritten hatte. Aleksey brachte in Erfahrung, dass der Shiveluch große Aschewolken ausgespien hatte und wir beschlossen aufzubrechen um diesen Vulkan früher als geplant anzusteuern.

Kamtschatka Bildbericht

Vom 24.08.2012 bis zum 15.09.2012 bereisten die Geonauten Florian, Martin und Marc Kamtschatka, das Land am anderen Ende Eurasiens. Die Halbinsel ist etwas größer als Deutschland und wird von nur 380.000 Menschen bewohnt. Zu Zeiten der UDSSR waren hier Radaranlagen, Raketenabschussanlagen und U-Bootbasen stationiert und Kamtschatka war für westliche Touristen gesperrt. Daher galt Kamtschatka lange Zeit als unentdecktes Land. Mit dem Ende des Kalten Krieges änderte sich das langsam und heute ist die Halbinsel Traumziel vieler Weltenbummler. Aus geologischer Sicht ist Kamtschatka ein Grenzland zwischen den Kontinenten: hier stoßen Eurasien und die Pazifische Platte aufeinander. Letztere taucht unter Kamtschatka ab. Im Erdmantel wird die Pazifische Kruste teilweise aufgeschmolzen. Ein Teil der Schmelze tritt an den Vulkanen Kamtschatkas wieder aus. So gesehen ist Kamtschatka das Krematorium von Hawaii, denn auch die Reste der vulkanischen Inselkette werden hier aufgeschmolzen.

Das Ziel der Geonauten war es die Vulkane Kamtschatkas zu erkunden. Besondere Aufmerksamkeit erhielten hierbei die Vulkane Kliuchevskoi, Bezymianny, Shiveluch und Mutnovsky. Die Feuerberge Tolbatschik und Gorely wurden ebenfalls besucht. Entgegen diverser Berichte der KVERT-Gruppe präsentierten sich die Feuerberge relativ ruhig. Am Dom des Shiveluch konnten wir nur 2 kleine Schlote mit Rotglut ausmachen, am Gorely glühte es aus einem Vent. Am Bezymianny dampfte der Dom und gelegentliches Rumpeln deutete auf Steinschläge hin. Der Vulkan Mutnovsky befindet sich seit Jahren in einem Zustand postvulkanischer Aktivität mit dampfenden Fumarolen und kochenden Schlammtöpfen. Das Besondere hier ist der Gletscher im Inneren der Caldera, die den Vulkan dominiert.

Am Fuße des Mutnovskys gibt es 2 Täler in denen sich kleine Gletscher befinden. Bäche haben Eishöhlen geschaffen die durchaus begehbar sind. Natürlich besteht ein vergleichsweise geringes Risiko, dass diese Höhlen einstürzen, dafür belohnen sie aber mit einem einmaligen Szenario aus Licht und Eis.

Bildergalerie: Stromboli Juni 2012

Die Fotos zu dieser Bildergalerie über den Vulkan Stromboli entstanden im Juni 2012

Stromboli ist eine der 7 Liparischen Inseln. Der Archipel liegt nördlich von Sizilien im Tyrrhenischen Meer. Die Vulkaninsel erhebt sich 924 Meter über den Meeresspiegel. Der Vulkan ist daueraktiv. Oft bricht er mehrmals in der Stunde aus und schleudert Lavafontänen über hundert Meter hoch in die Luft. Seit September 2011 war die Aktivität rückläufig und bewegte sich auf niedrigem Niveau, die Vulkanausbrüche waren recht schwach und erfolgten in größeren Abständen. Anfang Juni 2012 änderte sich dies, der Vulkan wurde munterer und gelegentlich war in den Berichten des vulkanischen Instituts zu lesen, dass es zu kleinen Erdrutschen auf der Sciara del Fuoco gekommen war; ein Indiz dafür, dass wieder mehr Magma im Fördersystem des Feuerberges unterwegs war. Die Häufigkeit und Stärke der strombolianischen Eruptionen begannen zuzunehmen. Für mich Grund genug dem kleinen Eiland mal wieder einen Kurzbesuch abzustatten und so buchte ich kurzentschlossen einen Flug nach Neapel. Am Tag vor meinen Abflug konnte man auf der ThermalCam des INGV einen kleinen Lavastrom beobachten, der sich aus dem westlichen Teil des Kraters herausschob und einige Zehner Meter weit seine Außenflanke hinab floss. Freitagabend saß ich dann auf der Fähre zur Insel wo ich am Samstagmorgen gegen 6 Uhr landete. Sofort machte ich mich an den Aufstieg über die alte Route im Nordosten der Insel, die ich immer noch für die schönste Route halte. Obwohl der Pfad offiziell nur noch bis in einer Höhe von 400 m bestiegen werden darf, befand sich auch der obere Teil in gut begehbaren Zustand. Ohne Sondergenehmigung rate ich aber von einem Alleingang ab.

Der Krater des Strombolis hat sich seit meinem letzten Besuch im Jahr 2008 deutlich verändert. Im Osten des Kraters entstand ein kleiner Kegel mit einem Förderschlot auf dessen Außenflanke. Von hier aus erfolgten ca. alle 20 Minuten Explosionen, die glühende Schlacken und Asche förderten. Das Material prasselte auf die Sciara del Fuoco. Größere Brocken kullerten ein gutes Stück den Steilhang hinunter und schafften fast die Hälfte der Strecke bis zum Meer. Besonders starke Eruptionen lösten Grainflows aus, die mit ihrem typisch zischelnden Geräusch mehrere Minuten lang unterwegs waren.

Den ganzen Tag harrte ich auf Beobachtungsposten aus und baute mit Poncho und Wanderstöckern ein Sonnensegel, denn Ende Juni brennt die Sonne Siziliens schon recht heftig. Während der Dämmerung zerriss plötzlich eine laute Detonation die Stille: eine heftige Explosion schleuderte Lavabomben gut 300 Meter hoch und riss einen gewaltigen Klotz von der Größe eines Smarts aus den Förderschlot. Rotglühend rollte der Kleinwagen über die Feuerrutsche und zerbrach in mehrere Teile. So eine Explosion hatte ich in meinen gut 30 Besteigungen dieses Vulkans noch nicht erlebt. Diese Ereignis verdeutlichte mir einmal mehr, wie unberechenbar Vulkane sind, selbst solch vermeintlich harmlose wie der Stromboli. Jederzeit kann es unvermittelt zu einer großen Explosion kommen, die Lavabomben bis auf die Cima und den Pizzo schmeißen und sogar darüber hinaus bis auf die Aufstiegsrouten und den untern Vulkanflanken. Am Stromboli gab es schon öfters tote, oder schwer verletzte Vulkanbeoachter. Von daher sollte man sich auf keine Experimente einlassen und niemals den Respekt vor dem Vulkan verlieren.

Kurz nach Mitternacht stieg ich dann über die Cima bis auf den Pizzo und schaute in den Krater hinab, der 180 Meter unterhalb des Gipfels liegt. Von hier aus konnte man sehr schön den westlichsten der Förderschlote sehen. Die durchschnittliche Auswurfhöhe der Eruptionen betrug ca. 70 Meter. Gelegentliche stärkere Ausbrüche schleuderten einzelne Lavabrocken bis über den Pizzo und erreichten gut 230 Meter Flughöhe.

Vom Pizzo aus konnte ich 5 glühende Förderschlote ausmachen, von denen der östlichste und der westlichste am aktivsten waren. Gelegentlich meldete sich ein dritter Schlot zu Wort, der eine Handvoll Lavabrocken diagonal über den Krater warf. Kurz vor meinem Abstieg um 6 Uhr morgens meldete sich dann überraschend ein Schlot zurück, den ich von früheren Jahren kannte, der diesmal bis zu diesem Zeitpunkt völlig ruhig geblieben war: ganz im Westen des Kraters lag er verborgen. Kein Glühen, oder Dampfen zeugte von seiner Existenz, bis er plötzlich mit einem tiefen Zischen eine Aschewolke ausstieß, die gut 150 Meter hoch aufstieg. Alles in Allem waren also 4 von 6 Schloten aktiv.

Den Hafen erreichte ich um 7 Uhr. Der Abstieg über den sehr gut ausgebauten Weg war recht angenehm. Nach einem kurzen Bad im Meer mit anschließendem Frühstück saß ich um 9 Uhr bereits im Tragflächenboot nach Neapel… ein fast perfekter Tag und schöner Wochenendausflug zum Stromboli!