Video: Elbe Hochwasser im Juni 2013

Diese Aufnahmen entstanden während des Elbe-Hochwassers am 5. Juni 2013. Es zeigt die Orte im Elb-Sandsteingebirge (Sächsische Schweiz) und das Hochwasser in Dresden. Es war eines der schlimmsten Hochwasser der letzten Jahrzehnte. Zumindest in Dresden war man besser vorbereitet als beim letzten „Jahrhunderthochwasser“ im Jahr 2002.

Hochwasser in Deutschland

Die Naturkatastrophe in den ostdeutschen Hochwassergebieten nimmt immer dramatischere Ausmaße an. Immer mehr Deiche entlang der Flüsse drohen zu brechen. Besonders betroffen sind die Flüsse Saale und Elbe. Im Bereich der Saalemündung in die Elbe (südlich von Magdeburg) summiert sich das Wasser und somit das Gefahrenpotenzial. Mehrere Ortschaften wurden dort bereits evakuiert.

Am Oberlauf der Flüsse und in Süddeutschland entspannte sich die Lage zunächst etwas und einige Menschen konnten in ihr Häuser wieder betreten: das Ausmaß der Zerstörungen und Schäden an Immobilien und Mobiliar zeigt sich noch größer als zur „Jahrhundertflut 2002“. Oft wird den Menschen nichts anderes möglich bleiben, als die Gebäude komplett zu sanieren. Böden, Decken und selbst der Putz und Stromleitungen müssen in vielen Fällen erneuert werden. Die Möbel sind zerstört. Flussschlamm und Schlick sickerten durch die kleinste Spalte und verdreckten alles. Oft sind die Flusssedimente mit Fäkalien aus Jauchegruben und Kanalisation angereichert, hinzu kommen Chemikalien aus Industrie und Haushalten. Zahlreiche Öltanks sind ausgelaufen. Bakterien und Keime bilden sich, es herrscht hohe Gefahr an Infektionen zu erkranken. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch eine Tetanusimpfung gegen Wundstarrkrampf. Alles in Allem handelt es sich um eine giftige Schlickbrühe, die in den Häusern zurückbleibt und die Felder überflutete.

Dabei waren früher das Hochwasser und die fruchtbaren Flusssedimente Gründe in Flussnähe zu Siedeln: wie am Nil brachte das Hochwasser natürlichen Dünger und ausreichend Feuchtigkeit für die Feldfrüchte, die auf den Feldern am Flussufer angebaut wurden. Zudem wurden die Flüsse als natürliche Wasserstraßen genutzt und es entstanden wichtige Handelszentren (Hansestädte) an ihren Ufern.

Die Errungenschaften der Moderne machten aus dem Hochwasser einen Fluch. Dazu kommt, dass der anthropogene Klimawandel scheinbar die Regenfälle der letzten Jahre verstärkte. Deiche können zwar vor einem durchschnittlichen Hochwasser schützen, doch auch hier sind Grenzen gesetzt. Ab einem gewissen Grad stellen die Deiche ein zusätzliches Problem dar: sind sie erst einmal Überflutet, oder gebrochen, dann hindern sie das rückweichende Hochwasser an seinem Abfluss. Die Flussläufe wurden durch Begradigung und Deichbau immer mehr eingezwängt und dem Wasser natürlichen Flutraum wie Flussauen und Bruchgebiete genommen. In gewissem Maß tragen wir Menschen Verantwortung dafür, dass aus einem Naturphänomen eine Naturkatastrophe wird. Umso erfreulicher ist die Welle der Solidarität, die Deutschland erfasst hat. Tausende freiwillige Helfer machten sich auf den Weg in die Flutgebiete und unterstützen die Einsatzkräfte von Bundeswehr und Zivilschutz. Die Spendenbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger ist groß. Hoffen wir, dass die Spenden auch die Flutopfer erreichen und sinnvoll eingesetzt werden.

Für die kommenden Tage wurden starke Niederschläge vorausgesagt, sie könnten die Situation weiter dramatisieren und auch dort für neues Hochwasser sorgen, wo es bereits zurückgegangen ist.

Wichtige Informationen zum Hochwasser und was man tun kann:

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Hochwasserzentralen

Wer sich einer Hilfsaktion anschließen möchte, kann in den sozialen Netzwerken (Facebook, Google+) mal die Suchbegriffe „Hochwasser 2013“ eingeben und dazu die Region, für die er sich interessiert. Es haben sich zahlreiche Gruppen gebildet.

Bildergalerie: Hochwasser an der Elbe

Am 5. Juni 2013 entschloss ich mich zu einem spontanen Kurzbesuch im Hochwassergebiet der Elbe, um die Naturkatastrophe zu dokumentieren. Mein Hauptziel war der Raum um Dresden und die „Sächsische Schweiz“.

Während zumindest die Altstadt von Dresden noch größtenteils von den Fluten verschont blieb, standen zahlreiche Ortschaften in der „Sächsischen Schweiz“ bereits unter Wasser. Bei Königstein und Bad Schandau fließt die Elbe durch das „Nadelöhr“ einer Schlucht: das Wasser hat keinen Platz um auf Äcker und Wiesen auszuweichen und überflutet sofort die Straßen der Ortschaften. Selbst wenn die Hochwassergefahr in den letzten Jahren scheinbar zunimmt, gehört hier Hochwasser seit Beginn der Besiedelung zum Leben der Menschen. So wurden bereits vor Jahrhunderten höher gelegenen Hochwasserwege angelegt, die die Ortschaften verbinden.

Für mich ergab sich ein wenig der Eindruck, dass Ortschaften in diesem Gebiet mit Siedlungen an einem Vulkanhang vergleichbar sind. Jedem Anwohner ist es klar, dass er sehr wahrscheinlich irgendwann von den Kräften der Natur heimgesucht wird, doch Jeder lebt sein Leben, als würde es keine Bedrohung geben. Eigentlich ist es erstaunlich, dass die Bauweise hier nicht dem gefährdeten Siedlungsraum angepasst wird. Langfristig gesehen wären Stelzbauten sinnvoller, als immer wieder Geld in die Renovierung überfluteter Gebäude mit Keller zu pumpen.

Natürlich ist es für die Betroffenen ein schlimmer Schlag, innerhalb von 11 Jahren 2 Mal von so einem dramatischen Hochwasser getroffen zu werden. Zu allem Überfluss haben zahlreiche Versicherungsgesellschaften bereits angekündigt, dass die Hochwasserschäden nicht durch normale Gebäude- und Hausratversicherungen gedeckt sind. Versicherungen gegen Elementarschäden sind in diesem besonders gefährdeten Raum entweder sehr teuer, oder werden erst gar nicht angeboten.

Naturkatastrophen in Deutschland

Die Debatte um die Sicherheit der Atomkraftwerke in Deutschland wirft die Frage nach der Häufigkeit und Stärke von Naturkatastrophen bei uns auf. Oft ist in dieser Diskussion zu hören, dass es solch heftige Naturkatastrophen wie in Japan bei uns nicht geben könne. Solche Aussagen von Politikern und Lobbyisten der Atomenergie verblüffen mich. Grundlage dieser Aussage sind statistische Betrachtungen der Naturkatastrophen der letzten 300 Jahre. Doch in geologischen Zeiträumen gerechnet sind 300 Jahre ein Wimpernschlag. Für eine verlässlichere Analyse müsste man viel weiter zurückblicken. Zugegeben, die Wahrscheinlichkeit einer dramatischen Naturkatastrophe, vergleichbar mit dem Erdbeben und Tsunami vom 11.03.2011 in Japan, ist bei uns in Deutschland wesentlich geringer, als an den Kontinentalrändern und anderen tektonisch aktiven Gegenden, dennoch kommen auch in Deutschland Erdbeben und andere Naturkatastrophen vor, die Ereignissen in anderen Ländern in nichts nachstehen.

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