Griechenland: Schwarmbeben zwischen Kreta und Santorin




Zahlreiche Erdbeben erschüttern die Ägäis zwischen Kreta und Santorin – Stärkste Erschütterung Mb 4,2

Datum 29.04.2024 | Zeit: 04:24:38 UTC | Lokation: 35.769 ; 25.552 | Tiefe: 12 km | Mb 4,2

Die griechische Ägäis ist Schauplatz eines Erdbebenschwarms, der sich nördlich der Insel Kreta und südlich von Santorin zuträgt. Die Erdbeben begann bereits in der letzten Woche und halten bis heute an. Der stärkste Erdstoß ereignete sich heute und hatte eine Magnitude von 4,2 und ein Hypozentrum in 12 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 61 Kilometer nördlich von Heraklion verortet. Die Vulkaninsel Santorin liegt ca. 80 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Das zweitstärkste Erdbeben brachte es auf Mb 4,0 in 15 Kilometern Tiefe. Insgesamt besteht der Schwarm aus fast 50 Einzelbeben.

Die meisten Erdbeben der Ägäis manifestieren sich im Allgemeinen entlang der Grenze der Ägäischen Platte zu den umliegenden Platten. Südlich von Kreta befindet sich die Kollisionszone mit der Afrikanischen Platte, wo am Hellenischen Graben Subduktion stattfindet. Im Norden grenzt die Ägäische Platte an die Anatolische und Eurasische Platte. In der Kretischen See, wo die aktuellen Erdbeben stattfinden, liegt ein nicht-vulkanischer Inselbogen. Auf tektonischen Karten ist dieser Bogen durch die Benniof-Zone markiert, die den unterirdischen Verlauf des Plattensegments widerspeigelt, das bei der Subduktion abtaucht und in der Asthenosphäre verschwindet. Nun könnte man meinen, dass sich das Schwarmbeben an der Oberseite der abtauchenden afrikanischen Platte ereignet, doch sie müsste so weit nördlich von Kreta weitaus tiefer liegen. Eine Möglichkeit für den Ursprung des Schwarmbebens wäre die Aktivierung einer lokalen Störungszone oder der Aufstieg von magmatischen Fluiden, was in einem nicht-vulkanischen Inselbogen eher unwahrscheinlich ist.

Hinter diesem nicht-vulkanischen Inselbogen schließt sich dann der vulkanische Inselbogen an, zu dem Santorin gehört. Schaut man sich die Shakemap der letzten 7 Tage genauer an, erkennt man zwei Erschütterungen nördlich von Santorin. Dort liegt in etwa der submarine Vulkan Kolumbos.

Stromboli steigert Aktivität weiter

Weitere Aktivitätssteigerung am Stromboli – Tremoramplitude erhöht

Am liparischen Inselvulkan Stromboli steigerte sich gestern die Aktivität weiter. In unserer Vulkangruppe wurden Beiträge gepostet, die eine rege strombolianische Aktivität zeigten. Es gab explosive Eruptionen in kurzen Intervallen und Phasen mit Lavaspattering aus einem großen Hornito, der sich im Nordsektor des Kraters gebildet hat. Betrachtet man den Tremorgraph, dann erkennt man, dass es in den letzten 48 Stunden mehrere Peaks der Amplitude bis weit in den orangenen Bereich gegeben hat. Solche Peaks haben wir dieses Jahr noch nicht gesehen.

Das LGS schreibt in seinem täglich erscheinenden Bulletin, dass die meisten Überwachungsparameter hohe Werte angenommen haben. Das gilt insbesondere für die Anzahl der VLP-Erdbeben und den Gasausstoß, bei dem die Werte für Schwefefeldioxid und Kohlendioxid in die Höhe geschnellt sind. Während der Explosionsdruck mittelstark gewesen ist, wurde eine nur geringe Wärmestrahlung gemessen, was man bei der aktuelle strombolianischen Aktivität nicht anders erwarten wurde. Auf geringen Niveau soll sich auch die Steinschlagaktivität bewegt haben. allerdings konnte ich heute während einer kurzen Livecam-Beobachtung gleich zwei Abgänge sehen, die eine Staubspur auf der Sciara del Fuoco hinterließen, die bis zum Meer reichte. aus dem Hornito gab es eine Explosion und ein beständiges Wärmesignal.

Die Daten deuten darauf hin, dass Stromboli wieder unruhigeren Zeiten entgegensteuert. In der Vergangenheit leiteten Phasen mit Lavaspattering Lavastromaktivität ein. Sollte diese Form der Aktivität einige Tage lang anhalten und sich langsam steigern, dann ist die Wahrscheinlichkeit für einen Lavaüberlauf recht groß. Lavaströme am Stromboli sahen wir zuletzt im Herbst 2023.

Schließung des L’Osservatori bestätigt

Wer sich nun auf den Weg macht, um die Eruptionen des Strombolis zu beobachten, muss auf einen recht komfortablen Aussichtspunkt verzichten: Wie ich letzte Woche schrieb, kämpft der Beisitzer des Restaurants „L’Osservatori“ am Punta Labronzo um seine Existenz. Inzwischen fand ich in einem Zeitungsartikel Bestätigung, dass die Gerüchte über eine Schließung des Restaurants aufgrund eines Gerichtsbeschlusses richtig waren. Grund hierfür waren Verstöße gegen die Bauordnung.



Island: Vulkanologe prophezeit Anstieg der Aktivität

Vulkanausbruch und Bodenhebung gehen auf Island weiter – Vulkanologe sagt Aktivitätssteigerung innerhalb von 48 Stunden voraus

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel setzt sich der Vulkanausbruch in der Sundhnukar-Kraterreihe fort. Die Stärke des Ausbruchs zeigt nur minimale Schwankungen. In den letzten Tagen wurde ein leicht steigender Tremortrend verzeichnet, und heute Morgen zeigt die Livecam erhöhte Auswürfe glühender Tephra. Soweit aus der Ferne erkennbar ist, hat sich die Lavastromaktivität stabilisiert, und MIROVA verzeichnet eine Wärmeemission von gut 200 MW. Dies liegt etwas über den Werten der letzten Woche, aber deutlich unter den Leistungen, die Anfang des Monats registriert wurden. Zu beachten ist, dass ein Großteil der Lava durch ein Tunnelsystem fließt und daher keine Wärme an die Oberfläche abgibt. An den verborgenen Lavafronten kann es zu spontanen Durchbrüchen kommen, wie am vergangenen Samstag, als eine kurze Lavazunge einen Damm erreichte.




Die Bodenhebung und die Erdbebenaktivität im Bereich von Svartsengi halten ebenfalls an und lassen vermuten, dass sich in nächster Zeit etwas ereignen wird. Am wahrscheinlichsten ist eine Verstärkung des aktuellen Ausbruchs, es könnte jedoch auch eine neue Eruptionsspalte entstehen oder ein magmatischer Gang entstehen.

In meinem letzten Update zitierte ich zwei Geoforscher, die behaupteten, dass es noch nie beobachtet wurde, dass Bodenhebung gleichzeitig mit anhaltender Eruption auftritt, weder auf Island noch anderswo. Das ist nicht korrekt, denn selbst während des Ausbruchs des Cumbre Vieja auf La Palma habe ich darauf hingewiesen, dass Bodenhebung auftrat und der unterirdische Lavazufluss zeitweise höher war als der oberirdische Abfluss. Ähnliches geschah wohl auch 2010 während der Eyjafjallajökull-Eruption. Gestern wies der Geophysiker Magnús Tumi Guðmundsson darauf hin. Wir erinnern uns: Zuerst gab es eine effusive Eruption am Fimmfördurhals-Pass zwischen den Gletschervulkanen Eyjafjalla und Katla, nach einer kurzen Pause folgte dann der explosive Ausbruch am Eyjafjalla.

Gestern äußerte sich auch ein weiterer isländischer Geowissenschaftler, Þorvaldur Þórðarson, in einem Beitrag für MBL. Þorvaldur bemerkt eine leichte Abnahme der Bodenhebung und geht davon aus, dass sich die Eruption am aktiven Krater innerhalb der nächsten 48 Stunden verstärken wird. Dies wird durch die Tatsache unterstützt, dass wir in den Tagen nach den letzten Ereignissen ebenfalls eine Verlangsamung der Bodenhebung bei Svartsengi beobachten konnten. Dies geschah wahrscheinlich, weil die Elastizitätsgrenze des Untergrunds erreicht war und der Gegendruck im Magmasystem dem aufsteigenden Magma entgegenwirkte.

Ich erwarte keine signifikante Aktivitätssteigerung innerhalb von 2 Tagen, kann mir aber gut vorstellen, dass wir in den nächsten 2 Wochen etwas Neues sehen werden. Diese Hypothese wird durch ein Diagramm der Bodenhebung gestützt, das zeigt, dass ein neues Ereignis in der Regel einen höheren Schwellenwert für die Bodenhebung erfordert, als es zuvor der Fall war.

Vesuv: Spürbares Erdbeben erschüttert Neapel

Erdbeben Mb 3,1 am Vesuv bei Neapel – Stärkster Erdstoß seit Jahren

Datum 28.04.2024 | Zeit: 03:55:50 UTC | Lokation: 40.8242 ; 14.4300 | Tiefe: 0,4 km | Mb 3,1

Heute manifestierte sich im Gipfelbereich des süditalienischen Vulkans Vesuv ein spürbares Erdbeben der Magnitude 3,1. Es war das stärkste Erdbeben dieses Jahrzehnts und wurde von vielen Anwohnern des Vulkans gespürt. Besonders Hausbewohner in oberen Stockwerken konnten ein Schwanken des Gebäudes wahrnehmen.

Das Erdbeben ereignete sich um 5.55 Uhr Lokalzeit und hatte einen Erdbebenherd in nur 400 m Tiefe. Das Epizentrum befand sich nordöstlich des Kraters und wurde von den Erdbebendiensten 6 km von Portici und 7 km von Torre del Greco entfernt lokalisiert. Es gab 28 weitere Erdstöße geringer Magnituden mit flachen Erdbebenherden, so dass man von einem Erdbebenschwarm sprechen kann, der von dem stärkeren Ereignis ausgelöst wurde.

Interessanterweise gingen gestern Berichte von einem Erdbeben am Vesuv durch die Medien, das diesem Vulkan fälschlicherweise zugeordnet wurde und sich tatsächlich am benachbarten Calderavulkan Campi Flegrei zutrug. Wie das INGV in einem Statement bekannt gab, gibt es aber keine direkte Verbindung zwischen den beiden Ereignissen, obgleich immer wieder die Gerüchte die Runde machen, dass es eine Verbindung zwischen den beiden Vulkanen gibt, die Neapel in die Zange nehmen. Tatsächlich gibt es aber auch Geoforscher, die eine tiefe Magmakammer vermuten, die flacher liegende Reservoire unter beiden Vulkanen speist.

Für gewöhnlich liegen Calderavulkane wie die Campi Flegrei über einem Hotspot, wobei ein solcher für die süditalienische Caldera wissenschaftlich nicht klar definiert ist. Diese schlauchartigen Mantelanomalien fördern Schmelze bis in die Asthenosphäre hinein, wo sie sich unter der Erdkruste akkumuliert und von dort weiter verteilt. Die Bildung von Satellitenvulkanen ist keine Seltenheit. Ein Beispiel hierfür sind die Vulkane im Randbereich der Toba-Caldera, von denen der Sinabung der bekannteste sein dürfte. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es sich in Italien ähnlich verhält.




Die Erdbeben am Vesuv bedeuten nun nicht, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereitet. Der Boden im Gipfelbereich des Vesuvs sent sich seit Jahren langsam ab, was schwache Erdbeben auslöst. Wie es zu dem vergleichsweise starken Erdstoß heute kam, ist noch nicht geklärt. Die geringe Tiefe deutet aber ebenfalls auf ein Setzungserdbeben hin. Bei einer Trendwende würde man zunächst Erdbeben in größerer Tiefe erwarten, die durch aufsteigende Fluide verursacht werden.

Kilauea: Starker Erdbebenschwarm am 28. April

Starker Erdbebenschwarm erschüttert Kilauea – Vulkanausbruch könnte bevorstehen

Der Kilauea auf Hawaii wird heute von einem intensiven Erdbebenschwarm heimgesucht: Innerhalb von 24 Stunden manifestierten sich 350 Erschütterungen. Die meisten davon im Bereich der Gipfelcaldera. Das stärkste Beben hatte gestern eine Magnitude von 3,0 und lag in nur 1200 m Tiefe. Für gewöhnlich stehen die Beben am Kilauea mit der Bewegung magmatischer Fluide in Verbindung und werden nicht selten von aufsteigendem Magma verursacht. So könnte es sein, dass der Erdbebenschwarm einen finalen Magmenaufstieg anzeigt und ein Vulkanausbruch nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird. Zuletzt kam es im Februar zu einer seismischen Krise, doch anstatt einen Vulkanausbruch im Halema’uma’u-Krater zu verursachen, löste sie eine Intrusion im Südwestrift aus.

Die Beben konzentrieren sich an zwei Lokationen des Gipfelbereichs. Einen Cluster gibt es südlich der Caldera und es sieht so aus, als würden sich die Erschütterungen hangabwärts entlang des Südwestrifts verlagern. Hier kann es wieder zu einer Intrusion eines Gangs kommen.

Ein zweiter Cluster befindet sich im oberen Teil des Ostrifts. Die Beben konzentrieren sich zwischen dem älteren Puhimau-Krater und der Hilina-Pali-Straße. Im Ostrift war zuletzt der Puʻuʻōʻō-Krater aktiv gewesen. Vereinzelte Erdbeben nähern sich dieser Lokation, doch noch zeigt der keine Anzeichen des Erwachens. Es stellt sich auch generell die Frage, ob er wieder erwachen wird, oder ob sich das Magma einen anderen Weg zur Oberfläche suchen wird, wenn es zu seiner stärkeren Intrusion kommen sollte.

Erdbeben gibt es aber nicht nur im Bereich der Gipfelcaldera, sondern auch im unteren Bereich des Südwestrifts. Insbesondere bei Pahala an der Küste zeugen tiefe Erdbeben in gut 30 Kilometern Tiefe davon, dass Magma entlang des Mantelplumes aufsteigt und ein tief gelegenes Magmenreservoir speist. Von diesem Reservoir steigt Schmelze auf, die sich sowohl unter Kilauea als auch unter dem Mauna Loa akkumuliert. Dieses Jahr ist die seismische Aktivität am Mauna aber deutlich geringer geworden und auch die Bodenhebung hat nachgelassen. Der Alarmstatus wurde auf „grün“ gesenkt.

China: Tornado fordert 5 Menschenleben

Tornado in chinesischer Metropole Guangzhou tötet 5 Personen – Große Sachschäden entstanden

Gestern zog ein starkes Unwetter über die chinesische Industriemetropole Guangzhou hinweg und richtete große Schäden an. Eine Sturmfront mit Starkregen und Hagel entwickelte einen Tornado, der 141 Fabrikgebäude im Stadtteil Zhongluotan beschädigte, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Mindestens 5 Personen fanden den Tod und 33 Menschen wurden verletzt. Wohngebäude wurden offenbar nicht in Mitleidenschaft gezogen.

In den sozialen Medien gibt es Videos und Bilder des Sturms. Sie zeigten nicht nur den Tornado und die Verwüstungen, die er anrichtete, sondern dokumentierten auch Hagelschlag. Es entstanden tennisballgroße Hagelgranaten, die ebenfalls Schäden anrichteten.

Der Tornado bildete sich gegen 15 Uhr. Die Wetterstation im Dorf Liangtian, etwa 2,8 Kilometer vom Entstehungsort des Tornados entfernt, registrierte Windböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 20,6 Metern pro Sekunde. Der Tornado erreichte auf der 5-stufigen Fujita-Skala eine Stärke von „3“.

Laut den chinesischen Behörden wurden umgehend Rettungsmaßnahmen eingeleitet. Bereits gegen 22 Uhr waren diese abgeschlossen. Die Toten waren geborgen und die Verletzten ins Krankenhaus gebracht.

Erst in der vergangenen Woche stand die südchinesische Region in den Schlagzeilen, da sintflutartige Niederschläge starke Überflutungen verursachten. Vier Menschen starben durch das Unwetter. Über 100.000 Einwohner mussten evakuiert werden. Mehr als 40 Flüsse führten Hochwasser. In Guangzhou war es der Fluss Beijiang, der in den Perlfluss mündet, der über die Ufer trat. Die vielen Flüsse der Region sind auch mit ein Grund, warum sich hier viele Fabriken ansiedelten, denn sie liefern Kühlwasser, können Abwasser wegleiten und sind zugleich Transportwege. Außerdem produzieren Wasserkraftwerke Strom. Im Sommer kommt es in der Region in den letzten Jahren auch immer wieder zu Dürren mit Niedrigwasser in den Flüssen, was entsprechende Probleme mit sich bringt. Ein Grund für die zunehmenden Wetterextreme der letzten Jahre ist der Klimawandel.

In Guangzhou leben über 18 Millionen Menschen. Die Hauptstadt der Provinz Guangdong zählt zu den wichtigen Wirtschaftszentren in China.

Island: Lavastrom überwindet Damm

Lavastrom überwindet Damm nördlich von Grindavik – Noch keine neue Bedrohungslag in der Stadt





Obwohl man auf den Livecams nicht viel Aktivität am Krater auf der Sundhnukar-Spalte sieht, fließt unterirdisch mehr Lava, als man es meinen könnte. Einer dieser unterirdisch fließenden Lavaströme erreichte heute den Damm L12, der nördlich von Grindavik liegt und die Stadt vor Lava schützen soll. Klammheimlich hatte die Lava das Lavafeld immer weiter anwachsen lassen, bis es so mächtig war, wie der Damm hoch. Heute kam es dann zu einem Durchbruch der Lava an der Front auf Höhe der Deichkrone der Befestigungsanlage und überfloss diese. Doch der Lavavorstoß ist noch relativ klein und es besteht augenblicklich keine Gefahr, dass die Lava die Stadt erreicht.

Lovísa Mjöll Guðmundsdóttir, Naturgefahrenexpertin beim Isländischen Meteorologischen Amt, bestätigt dies in einem Interview mit einer Nachrichtenagentur. Sie sagt, dass die Angelegenheit in den Händen des Aktionskomitees in der Region liege und dass die Situation genau überwacht werde.

Laut Lovísa brodelt der Krater immer noch und die Situation ist weitgehend unverändert. Es besteht jedoch mehr Unsicherheit über die Zukunft, da die Bodenhebung trotz des anhaltenden Ausbruchs stetig zunimmt. So ein Phänomen wurde bis jetzt noch an keinem isländischen Vulkan beobachtet und stellt die Forscher vor einem Rätsel.

„Es besteht die Möglichkeit, dass sich ein Spalt ohne große seismische Aktivität öffnen könnte“, sagt Lovísa und fordert die Menschen dringend auf, nicht zum Ausbruchszentrum zu gehen.

Bodenhebung bei anhaltender Eruption gibt Forschern Rätsel auf

Ähnlich äußerte sich heute der bekannte Geophysiker Páll Einarsson in einem RUV-Interview. Er meinte, dass sich bei anhaltender Eruption der Boden so stark hebt, sei sehr ungewöhnlich. „Wenn der Druck in der Kammer, die ihn versorgt, zunimmt, würde man erwarten, dass die Eruption allmählich zunimmt, aber das ist nicht der Fall.“ Damit geht eine große Unsicherheit einher und die Forscher müssen ihr Modell des Magmenkörpers und des Fördersystems überdenken. „Das haben wir noch nie gesehen, weder bei den aktuellen Unruhen auf der Reykjanes-Halbinsel noch als Krafla solch ähnliche Rhythmen zeigte“, meinte der Geophysiker weiter. Ähnlich wie Lovísa hält es auch Páll für wahrscheinlich, dass sich bald etwas am Vulkan tun wird, und warnt Schaulustige eindringlich davor, sich dem Gebiet zu nähern.

USA: Tornadoserie zieht Schneise der Verwüstung

Mehr als 60 Tornados richten im Mittleren Westen der USA enorme Schäden an

Der Freitag war kein guter Tag für den Mittleren Westen der USA, denn am Abend wüteten Unwetter, die Superzellen hervorbrachten und über 60 Tornados erzeugten. Laut CNN zogen diese Wirbelstürme über 5 Bundesstaaten hinweg und hinterließen Schneisen der Verwüstung. Die Gefahr ist noch nicht vorüber, denn laut Wetterdiensten könnten die schweren Unwetter bis Sonntag andauern. Unwetterwarnungen gelten für mehr als 50 Millionen Einwohner der USA. Neben weiteren Tornados, Sturm und starkem Regen wird an einigen Orten auch Hagel erwartet.

Besonders schwerwiegend waren die Schäden in der Stadt Omaha und ihrer Umgebung im Bundesstaat Nebraska. Lokale Medien berichteten unter Berufung auf die Polizei von Hunderten beschädigten Häusern. Auf Bildern und Videos war zu sehen, dass von einigen Gebäuden nur noch Trümmer übrig waren. Es gab Berichte über einige Verletzte, aber bisher wurden wie durch ein Wunder keine Todesopfer gemeldet. Außerdem kam es zu Stromausfällen in tausenden Haushalten.

Polizeichef Todd Schmaderer äußerte sich erleichtert darüber, dass es nur sehr wenige Verletzte gab, und betonte, dass die Warnsysteme in der rund eine halbe Million Einwohner zählenden Stadt gut funktionierten und dadurch Menschenleben gerettet wurden. Berichten zufolge wurden rund 70 Menschen im Bezirk Lancaster aus einem Industriegebäude gerettet, das durch den Sturm zum Einsturz gebracht wurde.

Ein Tornado zog auf seinem zerstörerischen Pfad über den Fluss Missouri in den benachbarten Bundesstaat Iowa, wo er in der kleinen Ortschaft Minden schwere Schäden verursachte.

Experten führen die Zunahme von Naturkatastrophen in den USA, darunter Stürme, Überflutungen, aber auch Dürren und Waldbrände, auch auf die Auswirkungen des Klimawandels zurück. In diesem Jahr scheint sich zudem das Klimaphänomen El Niño besonders fatal auszuwirken. Hinzu kommen möglicherweise die Auswirkungen des Vulkanausbruchs in Tonga, wo vor etwas mehr als 2 Jahren der Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga-Ha’apai unvorstellbare Mengen Wasserdampf in die Stratosphäre einbrachte. Wissenschaftliche Studien zu diesem Phänomen laufen noch. Eine Auswirkung könnte sein, dass sich der Jetstream abschwächt, der aufgrund des Klimawandels sowieso mächtig unter Druck steht. Normale Jahreszeiten verlieren in den gemäßigten Breiten immer weniger an Bedeutung. Stattdessen wird das Wettergeschehen maßgeblich von entweder polaren Kaltluftfronten oder tropischen Warmluftfronten bestimmt.

Weiterführender Link: Tornados in den USA

Tofua: Thermische Anomalie deutet auf Ausbruch hin

Vulkan Tofua zeigt Wärmeanomalie – Vulkanausbruch in Tonga wahrscheinlich

Tofua ist ein 515 m hoher Inselvulkan im Südsee-Archipel von Tonga. Seit zwei Tagen zeigt MIROVA eine Thermalstrahlung an, die eine Leistung von bis zu 229 MW aufweist. Schaut man sich bei Copernicus die aktuellen Sentinel-Aufnahmen an, dann erkennt man im Infrarotspektrum eine ausgeprägte thermische Anomalie in einem Krater am Nordrand der fünf Kilometer durchmessenden Caldera. Im normalen Lichtspektrum sticht eine Dampfwolke hervor, die auch geringe Mengen Vulkanasche zu enthalten scheint. Es gibt also einen Vulkanausbruch, der eine geringe explosive Komponente aufweist. Wahrscheinlich steht im Krater des Intracalderakegels Lofia eine größere Menge Lava in Form eines zähen Lavastroms, der sich über dem flachen Boden des Kraters verteilt. Darüber hinaus kann es strombolianische Explosionen geben. Visuelle Bestätigungen des Geschehens stehen aus. Tofua gilt als unbewohnt und wird nur gelegentlich von einer Handvoll Männern besucht, die auf der Insel Kava anbauen.

Die Caldera des Inselvulkans beherbergt einen Kratersee, der etwa zwei Drittel der Caldera einnimmt. Im nördlichen Teil der Caldera gibt es drei pyroklastische Kegel, von denen der Lofia der aktivste ist. Seit dem 18. Jahrhundert wurden 12 Eruptionen bestätigt, wobei aufgrund der Abgeschiedenheit der Insel nicht alle Eruptionen registriert worden sein müssen. Mehrere Ausbrüche waren explosiver Natur und brachten einen VEI 2 zustande. Die aktuelle Eruption wird zu einer Phase gerechnet, die im Jahr 2015 begann.

Der Tofua eruptiert überwiegend Andesitlava. Es kommen aber auch Andesitische Basalte und Dazite vor, die extrem zähflüssig sind und im Allgemeinen oft explosiv gefördert werden oder Dome bilden.

Von besonderem Interesse ist, dass Tofua zum Ha’apai-Archipel gehört, das in den letzten Monaten durch die folgenschwere Eruption des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai bekannt geworden ist. Hier scheint es also Potenzial für weitere Aktivität zu geben.