Vulkan-News 22.03.23: Santiaguito

Vulkan: Santiaguito | Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.76, -91.55 | Aktivität: Dom

4700 m hohe Aschewolke am Santiaguito

Vom Santiaguito (Guatemala) geht eine Aschewolke aus, die bis auf einer Höhe von 4700 m aufsteigt und vom Wind in Richtung Westen geweht wird. Bereits gestern wurde vor einer Aktivitätssteigerung des Domvulkans gewarnt.

In dem Bericht von INSIVUMEH heißt es, dass der Vulkan Santiaguito starke Entgasungen auf der Höhe des Kraters erzeugt, die sich in westliche und südöstliche Richtung bewegen.

Die Behörde bestätigte die explosive Tätigkeit des Vulkans. Die Eruptionen werden als schwach bis mäßig stark beschrieben. Aufgrund der Extrusion von Blocklava wächst der Dom weiter und es entsteht ein zäher Lavastrom, der sich über die Südwestflanke des Doms ergießt. Nachts wurde sowohl am Dom als auch am Lavadom konstant Rotglut beobachtet. MIROVA registriert eine moderate Thermalstrahlung mit 66 MW Leistung. Es kommt zur Bildung von heißen Schuttlawinen. Sie gehen vom Lavastrom, aber auch direkt vom Dom ab. Da der Dom eine hohe Aktivität aufweist, besteht die Gefahr, dass pyroklastische Ströme generiert werden könnten.

Aufgrund der erhöhten Aktivität wird empfohlen, sich nicht in der Nähe oder in den Flussbetten an den Hängen des Vulkans aufzuhalten. Obwohl es streng verboten ist, in der Nähe des Vulkans zu campen, wurden diese Bilder von Personen aufgenommen, die sich in der Nähe des Santiaguito-Vulkans aufhalten.

INSIVUMEH rät dazu, die Empfehlungen der Behörde auf ihren offiziellen Seiten zu befolgen, um jegliche Zwischenfälle zu vermeiden.

Beim Santiaguito handelt es sich um den nordwestlichsten der drei aktiven Vulkane Guatemalas. Der Domvulkan bildete sich an der Basis der kollabierten Südwestflanke des größeren Stratovulkans Santa Maria und wird diesem zugeordnet. Den Santa Maria kann man von Quetzaltenango aus besteigen. Von seinem 3745 m hoch gelegenen Gipfel kann man auf den Santiaguito hinabschauen. Die Eruptionen lassen sich von dort aus relativ gefahrlos beobachten.

Erdbeben-Update 21.03.23: Afghanistan

Erdbeben Mw 6,5 erschüttert Afghanistan

Datum 21.03.23 | Zeit: 16:47:24 UTC |36.55 N ; 71.03 E | Tiefe: 194 km | Mw 6,5

Die afghanische Hindukusch-Region wurde heute Nachmittag von einem Erdbeben der Moment-Magnitude 6,5 erschüttert. Lokale Erdbebenwarten kamen auf Ml 6,7. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 194 km und damit bereits im Erdmantel. Das Epizentrum wurde 47 km west-südwestlich von Ashkāsham festgestellt. Das Beben war in einem großen Umkreis zu spüren gewesen. Berichte über Schäden und über eventuelle Opfer liegen noch nicht vor.

Von der Magnitude her war das Beben so stark, dass man mit großen Schäden rechnen muss, besonders in einem Land wie Afghanistan, in dem viele Gebäude marode sind und bereits deutlich schwächere Erdbeben große Zerstörungen anrichten. Aufgrund der großen Tiefe des Hypozentrums könnten die Wirkungen an der Erdoberfläche aber deutlich geringer ausfallen, als man anhand der Magnitude annehmen würde.

Update: Inzwischen sind weitere Details zu den Folgen des Erdbebens bekannt geworden: Der Erdstoß war nicht nur in Afghanistan zu spüren gewesen, sondern auch im Nachbarland Pakistan. Wahrnehmungsmeldungen liegen auch aus Indien vor. Wie vermutet gab es Schäden an der Infrastruktur. Auch diese beschränkten sich nicht auf Afghanistans Südosten, sondern trafen auch Pakistan, wo mindestens 9 Menschen starben und 40 Personen verletzt wurden. In Afghanistan wurden gut 100 Personen im Krankenhaus behandelt, die infolge der Erschütterung einen Schock erlitten.

Großtektonisch betrachtet zeichnet sich die Kollision des indischen Subkontinents mit der Eurasischen Platte verantwortlich für die Erdbeben in der Hindukusch-Pamir-Region. Aufgrund der Plattenkollision falteten sich dort mehrere Gebirge auf, von denen der Himalaya das bekannteste ist. Es bildeten sich zahlreiche Störungszonen, von denen viele Blattverschiebungen sind. Der aktuelle Erdstoß manifestierte sich im Bereich der dextralen Herat-Störung, die im Norden des Gebirges einen Bogen beschreibt und die Grenze zwischen Hindukusch und Pamir beschreibt. Sie geht in die Kahrakatom-Störungszone über.

Erdbeben-News 21.03.23: Costa Rica

Erdbeben Mw 5,5 in Costa Rica

Datum 21.03.23 | Zeit: 01:44:13 UTC | 9.46 N ; 84.13 W | Tiefe: 21 km | Mw 5,5

An der costa-ricanischen Südküste bebte es heute Nacht mit einer Magnitude von 5,5. Das Hypozentrum befand sich in 21 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 5 km nordöstlich von Quepos verortet. Dabei handelt es sich um eine kleine Hafenstadt, die als das Tor zum Manuel Antonio Nationalpark gilt, dem ich vor etlichen Jahren auch einmal einen Besuch abstatten durfte. Das Erdbeben wurde deutlich wahrgenommen, was auch dem EMSC gemeldet wurde.

Großtektonisch betrachtet hängen die Erdbeben entlang der mittelamerikanischen Pazifikküste mit der Subduktion der Kokos- und Nazca-Platte unter die Karibische Platte zusammen. Natürlich gibt es noch lokale tektonische Settings, an denen sich Erdbeben ereignen können, so wie es heute der Fall war. So manifestierte sich das Erdbeben an einer Störungszone, die mit dem Fila Costeña-Schubgürtel assoziiert ist, der parallel zur Subduktionszone verläuft, Costa Rica allerdings hinter die Küstenlinie streicht.

Die nächstgelegenen Vulkane sind Irazu und Turrialba, die beide nordöstlich der Hauptstadt San José liegen und in den vergangenen Jahren Anzeichen eines Erwachens zeigten bzw. tatsächlich eruptierten. Ich rechne aber eher nicht damit, dass sich der Erdstoß auf die Aktivität der Vulkane auswirken wird.

Wirft man einen Blick auf die Shakemap Lateinamerikas, dann erkennt man, dass es hinter der Subduktionszone entlang der Pazifikküste viele Erdbeben gibt. Auffällig ist eine Bebenzone vor der Nordwestküste Costa Ricas, die sich bis vor die Küste Nicaraguas erstreckt. Die Beben hatten überwiegend Magnituden im 3er-Bereich, wobei es die stärksten Erschütterungen auf Mb 4,5 brachten. Das eine oder andere Beben reichte sogar bis an die Vulkane bei Managua heran, wo u. a. der Masaya liegt. Es ist also viel Bewegung in einer Zone, die sowohl tektonisch als auch vulkanisch aktiv ist.


Weitere Meldungen:

Taiwan: Erdbeben Mw 5,2

Datum 21.03.23 | Zeit: 01:45:21 UTC |  23.52 N ; 121.39 E | Tiefe: 12 km | Mw 5,2

An der Ostküste Taiwans bebte es mit einer Magnitude von 5,2. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 12 km. Das Epizentrum wurde 55 km süd-südwestlich von Hualien City verortet. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor.


Rumänien: Erdbeben Mb 4,9

Datum 20.03.23 | Zeit: 14:02:16 UTC |  45.13 N ; 23.06 E | Tiefe: 16 km | Ml 4,9

Bereits gestern ereignete sich in Rumänien ein Erdbeben Mb 4,9. Es hatte einen Erdbebenherd in 16 km Tiefe und ein Epizentrum, das 12 km nord-nordöstlich von Tismana verortet wurde. Es gab mehrere Nachbeben.

Vulkan-News 21.03.23: Nevado del Ruiz

Staat: Kolumbien | Koordinaten: 34.89, -75.32 | Eruption: Aschewolken

Nevado del Ruiz mt größerer Aschewolke

Gestern eruptierte der kolumbianische Vulkan Nevado del Ruiz eine Aschewolke, die laut VAAC bis auf einer Höhe von 8200 m aufstieg und in Richtung Südwesten driftete. Anwohner teilten Fotos der Eruptionswolke und äußerten sich besorgt über einen Aktivitätsanstieg des Andenvulkans, denn in den letzten Tagen wurden immer wieder Aschewolken eruptiert, die höher als gewöhnlich aufstiegen. Außerdem registriert MIROVA eine moderate Wärmestrahlung mit 17 ME Leistung, was im Spitzenbereich der Wärme-Emissionen des letzten Jahres liegt.

Bereits aus dem letzten Wochenbericht des zuständigen Observatoriums SGC geht hervor, dass der Vulkan vermehrt Anzeichen für ein instabiles Verhalten aufweist, was auf eine Aktivitätssteigerung hindeuten könnte. Besonders die Seismizität verstärkte sich. Im Bericht heißt es, dass die seismische Aktivität, die mit der Bewegung von Fluiden im Fördersystem des Vulkans zusammenhängt, im Vergleich zur Vorwoche zugenommen hat, was sowohl die Anzahl der aufgezeichneten Ereignisse als auch die freigesetzte seismische Energie betrifft. Besonderes Augenmerk lag auf die kontinuierliche Aufzeichnung von vulkanischem Tremor und der Emission von Gasen und Asche. Im Bericht betrachtet wurde der Beobachtungszeitraum vom 7. bis 13. März 2023.

Aus dem Bericht geht auch hervor, dass Anzahl und stärke vulkanotektonischer Erdbeben zugenommen haben, die durch Gesteinsbruch infolge von Magmenaufstieg entstehen. Die Erdbeben ereigneten sich hauptsächlich in den nordöstlichen Sektoren des Vulkans und im Arenas-Krater. Die Tiefe lag zwischen 0,8 und 8,0 km.

Anhand von Bildern, die mit konventionellen und thermografischen Kameras aufgenommen wurden, die im Bereich des Vulkans installiert waren, bestätigte das SGC mehrere Gas- und Ascheemissionen sowie Veränderungen der Temperatur des emittierten Materials. Beide Phänomene standen in Zusammenhang mit einigen der aufgezeichneten seismischen Signale.

Aus diesem Grund bleibt der Vulkan Nevado del Ruiz auf der gelben Alarmstufe und das SGC warnt vor spürbaren Erdbeben, Ascheemissionen und Laharen. Die Lebensqualität der Bevölkerung könnte auch von Gasen beeinträchtigt werden. Am Ende des Berichts wird darauf hingewiesen, dass die Instabilitäten des Vulkans bereits seit 12 Jahren anhalten. Dennoch sollten sich die Menschen im Wirkungskreis des Vulkans nicht zu sehr daran gewöhnen und alarmiert bleiben, denn die Aktivität könnte sich jederzeit steigern.


Weitere Meldungen: 

Ebeko mit Aschewolke

Der Kurilenvulkan Ebeko eruptierte heute eine Aschewolke, die bis auf einer Höhe von 3000 m aufstieg und sich in östlicher Richtung ausbreitete. Der Vulkan liegt auf der Insel Paramushir, die südlich von Kamtschatka liegt.


Lewotolok eruptiert Aschewolke

Erstmals seit mehreren Monaten gibt der indonesische Vulkan Lewotolok auf Lembata wieder ein Lebenszeichen von sich und eruptiert Vulkanasche, die eine Höhe von 1800 m erreicht und in Richtung Nordwesten driftete.

 

Naturkatastrophen-News 20.03.23: Klimakatastrophe

Kaum ein Tag ohne neue Meldungen über klimabedingte Naturkatastrophen! Im Fokus steht aktuell eine Flutkatastrophe in Australien, die paradoxerweise an eine Hitzewelle gekoppelt ist. Dadurch kam es in einem Fluss in Australien zu einem Fischsterben, da den Tieren buchstäblich die Luft bzw. der Sauerstoff ausgegangen ist. In Kalifornien wurde die längjährige Dürre von einer Periode mit Unwettern abgelöst, in dessen Folge ganze Gemeinden überflutet wurden. Im Südosten Afrikas forderte ein lang anhaltender Tropensturm mehr als 500 Menschenleben und auch in der Türkei kam es letztens zu Überflutungen. In Argentinien leidet man hingegen unter einer Extremdürre und den höchsten Temperaturen seit Beginn der Klimaaufzeichnung. Die Sojaernte fällt dieses Jahr gering aus.

Klimabericht des Weltklimarates

In diesen Kontext passt der heute veröffentlichte Klimabericht des Weltklimarates, auf den man sich in einer tagelangen Konferenz einigen konnte. Demnach erwärmt sich das Weltklima deutlich schneller als bislang angenommen und bereits zu Beginn des nächsten Jahrzehnts könnte der Anstieg gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter die 1,5-Grad-Marke überschreiten. Moment mal, 1,5 Grad, war das nicht das Ziel, das laut Pariser Klimaabkommen bis zum Ende des Jahrhunderts nicht überschritten werden sollte? Es sieht nach einem krachenden Scheitern der gesteckten Ziele aus und nach einer Blamage für diejenigen Wissenschaftler, die die bisherigen Klimamodelle errechneten. Klimaforscher und Mitautor des Weltklimaberichts Matthias Garschagen gibt zu, dass der Klimawandel viel schneller voranschreitet als man noch vor wenigen Jahren annahm. Auch die Folgen sind gravierender. Damit die Klimaerwärmung nicht langfristig die 1,5 Grad Marke überschreitet, sei eine nachhaltige Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes von 48 Prozent gegenüber dem Wert von 2019 nötig. Diese Reduzierung müsse bis 2030 erreicht sein.

Politischer Hickhack und globale Uneinigkeit

Ich halte es für vollkommen unmöglich, den weltweiten Kohlendioxid-Ausstoß innerhalb von 7 Jahren um fast die Hälfte zu reduzieren! Sehr wahrscheinlich gelingt das nicht einmal in 70 Jahren, da die bevölkerungsreichsten Länder der Welt weit davon entfernt sind, irgendetwas zu reduzieren. Im Gegenteil: sie setzten weiterhin auf Wachstum, sowohl was die Bevölkerungszahl angeht als auch den wirtschaftlichen Wohlstand. Um irgendetwas zu erreichen, bräuchte es ein weltweit einheitliches und geschlossenes Vorgehen gegen den Klimawandel. Es bringt absolut nichts, wenn Deutschland, das für ca. 2% des globalen Kohlendioxid-Ausstoßes verantwortlich ist, vorprescht und abstruse Gesetze verabschiedet, die fernab der Lebensrealität der meisten Bürger sind und zudem weder personell noch materiell oder strukturell umsetzbar sind. Konkret denke ich da etwa an das geplante Verbot für den Einbau neuer Gasheizungen in Häusern, das schon im nächsten Jahr in Kraft treten soll. Wie bitte soll so etwas funktionieren? Umso erstaunlicher sind die Pläne, als dass die EU Anfang letzten Jahres Gas als nachhaltigen Energieträger verifizierte. Ach so, das war noch vor dem Ukraine-Krieg und den sehr gründlich überlegten Sanktionen gegen Russland, die nur den Europäern schadeten und den Russen kaum. Dafür erreichte man damit aber, dass die asiatischen Staaten enger zusammenrückten. Vor allem Indien und China üben nun den Schulterschluss mit Russland und verpulvern die fossilen Energieträger billigst, die eigentlich für Europa bestimmt waren und deutschen Hausbesitzern nun neben hohen Energiekosten teure Wärmepumpen bescheren, noch bevor die Zeit eigentlich reif dafür ist. Offenbar hat unser Wirtschaftsminister aus der Energiekrise nicht die entsprechenden Lehren gezogen, als die da wären: alleine eine Verdopplung der Energiepreise ist von den meisten Haushalten und Firmen kaum zu stemmen. Wie sollen sie sich den Einbau von Wärmepumpen leisten, die ca. 3 Mal so teuer sind wie eine Gasheizung und oft eine Sanierung älterer Gebäude nach sich zieht? Wo soll der ganze Öko-Strom für die Wärmepumpen herkommen und wie sollen die Netze die Mehrbelastung abfangen, zeitgleich mit dem Ausbau der Elektromobilität? Komplett realitätsfern! Es bedarf umsetzbarer Konzepte, keine von Lobbyisten gesteuerten Fantastereien, die letztendlich krachend scheitern und weiteren Stillstand bewirken. Außerdem ist es seit dem Bericht heute offensichtlich, dass das 1,5 Grad Ziel nicht erreichbar sein wird, egal wie sehr sich Deutschland und ein paar andere Staaten auch anstrengen werden. Realistischer ist es wohl, dass wir bis zum Ende des Jahrhunderts eher mit einer Erwärmung von mindestens 2,5 Grad rechnen müssen, was praktisch kaum noch abwendbar zu sein scheint. Da man die Katastrophe nicht mehr verhindern kann, muss man sich darauf vorbereiten und natürlich gleichzeitig daran arbeiten, einen noch stärkeren Temperaturanstieg für künftige Generationen zu verhindern.

Ein paar einfach Ideen zum Klimaschutz ohne großen Geldaufwand

Anstatt immer weitere Gesetze und komplexe Emissionshandelsabkommen zu verabschieden- an denen natürlich immer irgendwelche Leute verdienen- gibt es ein paar vergleichsweise einfache Maßnahmen, den Kohlendioxidausstoß zu reduzieren. Spontan würde mir einfallen, dass Haushalte und Firmen, die weniger Energie als im Vorjahr verbrauchen, diese billiger bekommen. Oder dass in der Stadt ein generelles Geschwindigkeitsgebot von 40 km/h veranlasst wird, sodass e-Leichtkraftwagen eine Chance bekommen. Wenn man dann noch Reglementierungen für e-Bikes aufheben würde, damit sie wenigstens so schnell wie Mopeds fahren dürfen und nicht getreten werden müssen, dann würde sich unser Mobilitätsverhalten schnell von alleine ändern! Und wenn Stromzähler einfach rückwärts laufen würden, wenn man seinen eigenproduzierten Solarstrom einspeist(…), aber nein, das wäre zu einfach und billig und ohne Verdienst für die Konzerne!

Erdbeben-News 20.03.23: Island

Erdbeben Md 3,1 unter Bardarbunga

Datum 19.03.23 | Zeit: 14:59:55 UTC |  64.62 N ; 17.48 W | Tiefe: 4 km | Md 3,1

Insgesamt ereigneten sich unter Island 109 Beben innerhalb von 2 Tagen. Betrachtet man die Shakemap, dann stellt man fest, dass mehrere Areale entlang der kontinentalen Dehnungsfuge involviert sind.

Das interessanteste Beben manifestierte sich gestern Mittag unter dem Gletschervulkan Bardarbunga. Dort kam es zu einem Erdbeben der Magnitude 3,1. Laut EMSC wurde das Hypozentrum in 4 km Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum lag nahe des Caldera-Südrandes und wurde 122 km süd-südöstlich von Akureyri verortet. Das Beben ist zwar erwähnenswert, deutet aber nicht auf eine unmittelbar bevorstehende Eruption des Gletschervulkans hin. Seit der letzten Eruption im Jahr 2014 wird wieder eine Magmenakkumulation unter dem Vulkan beobachtet, doch sie könnte Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte anhalten, bevor es zur nächsten Eruption dort kommt.

Nicht nur unter dem größten Gletscher Europas bebte es. Auch weiter nördlich im Askja-Herdubreid-System kam es zu weiteren Erschütterungen. IMO meldete in den letzten 48 Stunden 22 Erdbeben in der Region, wobei die Beben unter dem Vatnajökull mitgezählt wurden.

Eine deutliche Verstärkung der Seismizität gab es auch im Bereich der Reykjanes-Halbinsel. Hier zeigt IMO 61 Beben an, die sich in den letzten zwei Tagen ereigneten. Die Beben streuen ein wenig über die verschiedenen Spaltensysteme der Halbinsel, wobei ein Fokus auf das Spaltensystem liegt, zu dem auch der Fagradalsfjall gehört. In den sozialen Medien wird bereits wieder darüber spekuliert, ob die erhöhte Bebentätigkeit das Ergebnis einer neuen Magmenintrusion ist. Ich denke eher nicht, dafür ist die seismische Aktivität zu gering und liegt weit hinter den Schwarmbebenereignissen zurück, die wir im Vorfeld der Fagradalsfjall-Eruptionen gesehen haben.

Einige Erschütterungen gab es auch unter dem Gletschervulkan Katla, der vom Myrdalsjökull bedeckt ist. Doch auch hier sehe ich keine Anzeichen eines kurzfristig bevorstehenden Vulkanausbruchs.

Vulkan-News 20.03.23: Sangay

Sangay mit Lavafontäne

Vorgestern Abend kam es am ecuadorianischen Vulkan Sangay zu einer Aktivitätssteigerung, als offenbar eine größere Magmablase aufstieg, die intensive strombolianische Eruptionen auslöste, die schon beinahe eine Lavafontäne bildeten. Das Material stieg bis zu 1100 m über Kraterhöhe auf. Das geförderte Material verstärkte zudem den Lavafluss in der Scharte auf der Südwestflanke des Vulkans und es wurden starke thermische Anomalien mit einer Leistung von bis zu 227 MW registriert. Das zuständige Observatorium registrierte 128 seismische Explosionssignale und 72 Tremorphasen, die im Zusammenhang mit den Eruptionen standen. Das VAAC detektierte Vulkanasche in 6100 m Höhe, während das zuständige Observatorium vor Laharen warnt, sollte es zu starken Regenfällen kommen. Lahare stellen am Sangay eine latente Gefahr dar. Seit Eruptionsbeginn im März 2019 haben sie schon einige Probleme in der Region verursacht, indem sie Flussläufe veränderten und das Wasser anstauten. Dadurch kam es zu lokalen Überschwemmungen.

Die Aktivitätssteigerung ereignete sich wenige Stunden nach dem starken Erdbeben Mw 6,8, das sich an der Küste im Südwesten des Landes ereignete. Ob die gesteigerte Aktivität am Sangay durch das Erdbeben getriggert wurde, ist ungewiss, liegt aber im Bereich des möglichen.

Sangay ist ein 5230 m hoher Stratovulkan an den östlichen Ausläufern der Anden. Seine Flanken fallen zum Amazonasbecken hin ab, in dessen Richtung der Vulkan auch das Schmelzwasser seiner häufigen Schneebedeckung entwässert.

In Sichtweite des Vulkans Sangay liegt der Tungurahua, der bis 2014 häufig in den News vertreten war. Die beiden Vulkane bilden die Schlussglieder der Vulkankette der nördlichen Anden. Bei ihnen beginnt eine 1600 km lange Lücke ohne aktive Vulkane, die erst am Sabancaya in Peru endet. Das Magma der Andenvulkane entsteht durch partielles Schmelzen subduzierte Ozeankruste. Man nimmt an, dass im Bereich der Vulkanlücke älterer Ozeanboden subduziert wird, der nicht so schnell Schmelze bildet, wie das restliche Material.

Vulkan-News 19.03.23: Ätna

Ätna überrascht mit vielen Dampfringen

Seit einigen Tagen erzeugt der Ätna eine Serie von Dampfringen, die von der Bocca Nuova ausgehen. In unserer FB-Gruppe „volcanoes and volcanism“ wurden mehrere Fotos des Phänomens geteilt, wobei es gestern offenbar zu einem Höhepunkt der Dampfringerzeugung kam. Die Dampfringe entstehen für gewöhnlich, wenn es im Förderschlot tiefsitzende Eruptionen gibt, sodass der Aufstiegskanal des Schlots als Rohr dient, an dessen Rand der Dampf abgebremst wird, sodass es zu der typischen Konvektion in der Dampfwolke kommt, die letztendlich für die Ringbildung verantwortlich ist. Bei den Explosionen kann auch Tephra über den Schlotrand hinaus ausgeworfen werden, aber momentan ist das wohl nicht der Fall.

Wie genau so ein Dampfring entsteht, lest ihr unter dem Link im WIKI.

Eine Phase intensiver Dampfringbildung gab es in den Jahren des Milieuwechsels. Damals war die Bocca Nuova besonders aktiv. Diese mehrjährige Aktivitätsphase wurde von einer Serie starker Paroxysmen aus der Boca Nuova beendet.

Rückbau des Informationsangebots in Italien

Leider ist die Website des LGS weiter offline, sodass keine Livedaten zur Tätigkeit des Vulkans online sind, mit Ausnahme von Seismik und Tremor, den man beim INGV einsehen kann. Wichtige Parameter wie die Infraschalltätigkeit, anhand derer man Rückschlüsse über das explosive Geschehen ableiten konnte, bleiben der Öffentlichkeit somit verborgen. Da es keine Lavaströme am Ätna gibt, werden auch keine wöchentlichen Bulletins veröffentlicht. Warum das so ist, darüber kann ich nur spekulieren. Part man den Rückbau des Online-Informationsangebots mit dem Verhalten der verantwortlichen Behörden auf den Liparischen Inseln, der offenbaren Willkür und ständigen Änderungen der Zugangsbeschränkungen auf Stromboli ohne vernünftige Kennzeichnung vor Ort und mit Null Informationsangebot für Anwohner und Touristen, entsteht für mich ein absolut unzeitgemäßes Bild des Managements von Seiten der Verantwortlichen.

Bei meiner Reise zu den süditalienischen Vulkanen in der letzten Woche stattete ich auch dem Ätna einen kurzen Besuch ab. Irgendwie gibt es einen Paradigmenwechsel: Stand früher der Vulkan im Fokus des Interesses, scheint sich nun alles um die Skimöglichkeiten zu drehen. Sicher, es lag viel Schnee und das Skigebiet stand schon immer im touristischen Fokus der Seilbahnbetreiber, doch früher liefen in den Gastronomiebetrieben um die beiden Seilbahnstationen die ganze Zeit über Ätna-Vulkanvideos. Seit einigen Jahren schweigen die Monitore. Vielleicht liegt es daran, dass es nicht genug HD-Content gibt, obwohl eigentlich Material von den letzten Paroxysmen vorhanden sein sollte. Ich vermute aber vielmehr, dass es mit dem Generationswechsel und den auch hier geltenden Verschärfungen der Zugangsregeln zum Gipfelbereich des Ätna zusammenhängen könnte.

Was mich an meinem kurzen Ätnabesuch am meisten beeindruckte, war der Pelletofen in der Hütte, die Manfred und ich uns gemietet hatten. Der glühte schön und strahlte in kurzer Zeit eine enorme Wärme ab! Ansehnlich war auch der gespaltene Südostkraterkegel, der uns allerdings die kalte Schulter präsentierte. Auf einem aktuellen Sentinel-Foto erkennt man daher auch nur eine schwache Wärmeanomalie im Schlot der Bocca Nuova, von dem wahrscheinlich die Dampfringe ausgehen.

Erdbeben-News 19.03.23: Ecuador

Erdbeben Mw 6,7 erschüttert Ecuador und richtet Schäden an

Datum 18.03.23 | Zeit: 17:12:55 UTC | 2.75 S ; 79.78 W | Tiefe: 80 km | Mw 6,7

Gestern Nachmittag bebte es in der ecuadorianischen Küstenregion. Das Beben brachte es auf eine Moment-Magnitude von 6,7 und hatte ein Hypozentrum in 80 km Tiefe. Örtliche Erdbebendienste ermittelten eine Lokal-Magnitude von 7,0. Das Epizentrum befand sich 20 km südwestlich des Küstenortes Naranjal. Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds wurde kein Tsunamialarm gegeben, es entstanden aber Schäden an der Infrastruktur. Nach vorläufigen Angaben starben mindestens 15 Personen. Mehr als 400 Menschen wurden verletzt.

Die tektonischen Prozesse Ecuadors werden in erster Linie durch die Subduktionszone vor der Küste gesteuert. Dort kollidiert die ozeanische Nazca-Platte mit der Platte des südamerikanischen Kontinents und wird subduziert. Parallel zur Subduktionszone, aber ein gutes Stück hinter der Küstenebene verlaufen die Anden, in denen es ebenfalls nord-südlich verlaufende Störungszonen gibt. Im Gebirge liegen die zahlreichen Vulkane Ecuadors, die auch bei Vulkane.net regelmäßig thematisiert werden und auf die sich das starke Erdbeben auswirken könnte. Der aktuelle Erdstoß ereignete sich aber weder an der Subduktionszone noch in den Anden, sondern im Bereich der Küstenebene dazwischen. Im Golf von Guayaquil, in dem sich das Erdbeben ereignete, mündet eine dextrale Blattverschiebung, die aus den Anden kommt und durch den Kanton Pallatanga verläuft. Diese Blattverschiebung zeigte sich möglicherweise für den Erdstoß verantwortlich. Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums ist es aber auch möglich, dass sich das Beben an einem Stück subduzierter Nazca-Platte manifestierte, die sich in der Tiefe der Asthenosphäre verhakte. Nachbeben gab es nur wenige, was ebenfalls für die zweite Möglichkeit spricht.

Ein Blick auf die Shakemap zeigt, dass es in den letzten Tagen mehrere Erdbeben in Ecuador gab. Einige lagen im Bereich der Anden, andere entlang der Küste. Diese Beben waren aber nicht annähernd so stark wie das beschriebene Erdbeben von gestern Nachmittag.

Zu den oben erwähnten aktiven Vulkanen Ecuadors zählen Cotopaxi, Reventador und Sangay. In den vergangenen Tagen machte vor allem der Sangay von sich Reden, der wieder einen Lavastrom fördert.