Naturkatastrophen-News 23.02.23: USA

Wintersturm in den USA trifft 60 Millionen Menschen

Erneut wird die USA von einem starken Wintersturm heimgesucht. Er wütet über 28 Bundesstaaten und beeinflusst das Leben von 60 Millionen Menschen. Mindestens 31 Menschen fielen dem wintersturm bis jetzt zu Opfer.

Ein Sturmtief erstreckt sich von Norden kommend in einem breiten West-Ost verlaufenden Band über weite Teile der USA, so dass auch der ansonsten sonnige Südwesten betroffen ist. Es kam nicht nur an den Großen Seen im Nordosten des Landes zu massiven Beeinträchtigungen des öffentlichen Lebens, sondern auch in den Metropolen der Westküste. Selbst in Arizona fiel Schnee.

Es kam und kommt zu massiven Verkehrsproblemen: landesweit wurden ca. 1500 Flüge gestrichen. Tausende Flugverbindungen waren verspätet. Nicht in in der Luft herrscht Verkehrschaos, sondern auch auf Straßen und Schienen. Schneeverwehungen, Glatteis und umgestürzte Bäume und Stromleitungen blockieren in vielen Regionen den Verkehr und es kam zu massiven Stromausfällen.

Der Wintersturm wird in den Medien als „historisch“ beschrieben und die Behörden sprachen zahlreiche Warnungen aus. Autobahnen zwischen Arizona und Wyoming sind gesperrt und es wird von inlandsreisen dringend abgeraten. Wer unbedingt mit dem Auto reisen muss, wird aufgefordert sich gut auszurüsten, um Notfalls in einen eingeschneiten Fahrzeug übernachten zu können.

In den zentralen Bundesstaaten im Norden der USA bleiben Schulen und viele Behörden geschlossen. Besonders hart traf des den Bundesstaat Wyoming, der aufgrund seiner Höhenlage besonders exponiert ist. Dort stellt man sich auf einen mehrtägigen Stillstand des öffentlichen Lebens ein.

Zum ersten Mal seit 1989 gaben die Wetterdienste Schneesturmwarnungen für die Berge in Südkalifornien aus. An der Küste Kaliforniens ist mit hohem Wellengang zu rechnen. Straßen in Ufernähe könnten überflutet werden. Laut Wetterprognosen soll der Sturm auch in den nächsten Tagen anhalten.

Anders sieht es hingegen im Südosten der USA aus. Dort wurden neue Wärmerekorde für die Jahreszeit aufgestellt.

Erdbeben-News 23.02.23: Tadschikistan

Erdbeben Mw 6,8 in Tadschikistan

Datum: 23.02.23 | Zeit: 00:37:40 UTC | 38.06 N ; 73.22 E | Tiefe: 20 km | Mw 6,9

Die raue Bergwelt Tadschikistans wurde heute Nacht um 00:37:40 UTC von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,8 erschüttert. Die Herdtiefe wurde auf 20 km bestimmt. Das Epizentrum lag 66 km west-südwestlich von Murghob, einem kleinen Ort mit 10.800 Einwohnern. Das Erdbeben war in einem großen Umkreis zu spüren gewesen und dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Ein Bebenzeuge schrieb, dass er den Erdstoß deutlich stärker als andere Erdbeben zuvor gespürt hat. Er befand sich in 162 km Entfernung zum Epizentrum. Über Schäden liegen keine Meldungen vor, obwohl der Erdstoß stark genug war, um welche zu verursachen. Grund dürfte die dünne Besiedlung der Region sein.

Eingangs schrieb ich von der rauen Bergwelt Tadschikistans, womit das Pamir-Gebirge gemeint ist. Es ist nach dem Himalaya das zweithöchste Gebirge der Welt, dessen höchster Gipfel des Bergs Kongur 7649 m hoch ist. Das Pamir Gebirge grenzt im Südwesten an das afghanische Hindukush-Gebirge und ist im Süden über mehrere Bergketten hinweg mit dem Himalaya verbunden. Im Osten schließt sich das Becken der Taklamakan-Wüste an, die nach der Sahara die zweitgrößte Sandwüste der Welt ist. Eine Gegend also, die von zahlreichen Superlativen bestimmt wird.

Ein weiteres Superlativ ist die Tektonik des Gebirges, dessen Orogenese mit der des Himalayas und allen anderen Gebirgsketten der Region verknüpft ist: das Faltengebirge des Pamir entstand infolge der Plattenkollision des Indischen Subkontinents mit der Eurasischen Platte. Entlang einer großen Ost-West-verlaufenden Störungszone, dem bogenförmig verlaufenden Main-Pamir-Thurst im Norden des Gebirges, gab es sogar Subduktion. Es gibt mehrere große Störungszonen, die parallel zum Main-Pamir-Thurst verlaufen und ihren Charakter verändern: Im Mittelteil des Bogens sind diese Störungen als Auf- bzw. Abschiebungen angelegt und zu ihren Rändern gehen sie in Blattverschiebungen über. So wird das Pamir-Gebirge in mehrere Blöcke aufgeteilt. Das aktuelle Beben manifestierte sich an einer dieser Störungszonen, die die Grenze zwischen Zentralpamir und Südpamir darstellt.

Vulkan-News 22.02.23: Karangetang

Karangetang mit zahlreichen Abgängen

Der Vulkan Karangetang auf der indonesischen Insel Api Siau ist in den letzten Tagen sehr munter und produziert Abgänge glühender Schuttlawinen, die auf langzeitbelichteten Fotos beeindruckende Glutspuren hinterlassen. Zu diesen Abgängen kommt es, wenn der Lavadom im Krater des Vulkans über seinen Rand hinauswächst. Dabei können auch zähflüssige Lavaströme entstehen, die sich über die Vulkanflanken ergießen. Sporadisch kann es auch zu Explosionen kommen, die viel glühende Tephra ausstoßen und in dessen Folge ebenfalls glühende Schuttlawinen abgehen.

Die Seismizität ist dafür vergleichsweise unspektakulär und geringer als im Vorfeld des erhöhten Domwachstums. Ein Anzeichen dafür, dass die Aufstiegswege des Magmas frei sind. Stutzig macht es, dass die Seismometer keine Schuttlawinenabgänge zu registrieren scheinen, obwohl diese auf Fotos dokumentiert werden. Vor 14 Tagen sah das noch anders aus, da wurden zu Spitzenzeiten bis zu 50 Abgänge am Tag registriert. Ich vermute daher, dass die entsprechenden Messstationen offline sind.

Auf jeden Fall enthüllt ein aktuelles Sentinel-Satellitenfoto ausgeprägte thermische Anomalien auf der Westflanke des Vulkans. Diese gehen vom Südkrater aus und können von den glühenden Schuttlawinen oder/ und Lavaströmen stammen. Die Süd- und Ostflanken waren zum Zeitpunkt der Aufnahme wolkenverhüllt. Zudem sieht man eine kleinere Anomalie im Nordkrater. Dieser wird überwiegend strombolianisch aktiv sein. Denkbar ist auch die Genese eines kleineren Lavadoms. Gestern wurde von MIROVA eine hohe Thermalstrahlung mit 151 MW Leistung detektiert. Heute bringt sie es gerade einmal auf 20 MW, was aber wahrscheinlich der Bewölkung geschuldet sein wird.

Alles in Allem sieht es so aus, als wäre die überwiegend effusive Eruption am Karangetang stabiler und nicht nur ein kurzes Strohfeuer. Entsprechend hoch ist das Gefahrenpotenzial einzuschätzen. Neben Lavaströmen und Schuttlawinen- die bereits bis zur Vegetationsgrenze vorgedrungen sind- besteht die Gefahr, dass pyroklastische Ströme entstehen könnten, die bewohntes Gebiet erreichen.

Weitere Meldungen findet ihr wieder in der Seitenleiste rechts.

Vulkan Askja am 22. Februar 2023

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Temperaturmessungen im Calderasee der Askja ergebnislos

In der letzten Woche berichtete ich darüber, dass isländische Forscher Thermometer in den Öskjuvatn warfen, um der Eisschmelze auf die Spur zu kommen, die uns seit fast 2 Wochen beschäftigt. Wir erinnern uns: Am 10. Februar tauchten Meldungen auf, dass das Eis auf dem Calderasee der Askja zu schmelzen anfing. Damals wurde schon ein vergleichsweise großes Loch in der Eisschicht gefunden, die normalerweise erst im Juni verschwunden ist. Als Grund für die frühe Eisschmelze vermutet man, dass es einen erhöhten Wärmefluss vom Grund des Sees gibt, der durch aufsteigendes Magma verursacht wird. Somit könnte der Vulkan kurz vor einem Ausbruch stehen. Man befürchtet sogar einen großen Ausbruch, denn seit September 2021 schwoll der Boden um bis zu 50 cm an. Gestern nun die Meldung, dass der zuständige Geowissenschaftler Ármann Höskuldsson per Heli zur Askja flog, um die Thermometer zu bergen. Diese hatte man letzte Woche von einem Flugzeug aus abgeworfen. Leider war keines der schwimmenden Thermometer auffindbar. Ármann vermutet, dass sie unter die verbliebende Eisschicht im Osten des Sees geraten sind. Jetzt plant der Geowissenschaftler, neue Thermometer mit GPS-Sendern auszustatten, damit sie sich orten und wiederfinden lassen. Als Laie fragt man sich schon irgendwie, ob es nicht ein wenig optimistisch war, Thermometer in einen 4,5 km durchmessenden See zu werfen und zu hoffen, sie am Ufer wieder auflesen zu können. Genauso, wie die Frage gestattet sein mag, warum man denn dann nicht wenigstens vor Ort ein paar Messungen durchführte und Wasserproben sammelte, wenn man sowieso die Thermometer wieder einsammeln musste und sie ihre Daten nicht automatisch übertrugen? Ich habe so das Gefühl, dass man es nicht ganz so ernst mit der Erforschung des Phänomens nimmt.

In einem neuen Mbl-Interview mit Ármann Höskuldsson stellt der Wissenschaftler klar, dass er es für unwahrscheinlich hält, dass ein meteorologisches Phänomen für die frühe Eisschmelze verantwortlich ist. Nach dieser Theorie sollen starke Winde für eine vertikale Durchmischung des Seewassers verantwortlich sein: während des Winters sind tiefere Wasserschichten immer wärmer als flachere und wenn das wärmere Wasser an die Oberfläche steigt, könnte es das Eis zum Schmelzen bringen. Aus meiner Sicht hat diese Theorie einen entscheidenden Pferdefuß, denn der See war zuvor komplett zugefroren. Wie soll dann der Wind angreifen und das Wasser vertikal durchmischen? Dazu wäre wohl eine vertikale Strömung infolge von Upwelling nötig. Am wahrscheinlichsten kommt diese durch Wärmefluss aus dem Untergrund zustande oder indem direkt Fluide am Seegrund austreten. Diese sollten den Chemismus des Seewassers ändern. Hilfreich wäre da schon eine simple Messreihe des pH-Wertes des Seewassers.

Im Bereich Askja-Herdubreid gab es einige weitere schwache Erdbeben. Langsam scheint die seismische Aktivität zu steigen, doch sie liegt immer noch weit hinter dem, was man erwarten würde, wenn es zu einem finalen Magmenaufstieg kommt. Dieser lässt wohl noch auf sich warten. Aber die Aufstiegswege bis in ca. 3 km Tiefe könnten weitestgehend frei sein, so dass sich die Schmelze auch weiterhin ansammeln und im Untergrund über bereits offene Wege verteilen kann. Für mich sieht es so aus, als würde das Magma von der Askja in Richtung Herdubreid abfließen und sich 5-6 km südwestlich des Tafelvulkans im Untergrund ansammeln. Grund für meine Vermutung ist, dass sich dort aktuell die meisten schwachen Erdbeben im Askja-Herdubreid-System ereignen.

Vulkan-News 21.02.23: Sakurajima

Sakurajima erzeugt weitere Explosionen

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Der japanische Vulkan Sakurajima kommt nicht zur Ruhe und eruptiert weiterhin Aschewolken. Heute Nacht gab es zwei Eruptionen, bei denen die Asche bis auf einer Höhe von 3000 m ausgestoßen wurde. Eine dritte Explosion förderte in den Morgenstunden (UTC) Vulkanasche bis auf 2400 m Höhe. Die Eruptionswolken drifteten in Richtung Süden. Die Livedaten vom Sakurajima zeigen einen deutlich erhöhten Kohlendioxid-Ausstoß von ca. 3800 Tonnen am Tag an. Die Seismizität ist nur leicht erhöht.

Aus dem aktuellen Tätigkeitsbericht des zuständigen Observatoriums JMA, der gestern Nachmittag veröffentlicht wurde, geht hervor, dass es bei den Eruptionen der letzten Tage zur Eruption größerer Lavablöcke kam. Sie flogen bis zu 1200 m hoch und gingen in 1100 m Entfernung vom Minamidake nieder. Eine hoch lichtempfindliche Kamera zeichnete nachts rot illuminierten Dampf auf. Tatsächlich erkennt man auf dem neusten Sentinel-Satellitenfoto zwei kleine thermische Anomalien im Hauptkrater, die davon zeugen, dass die Schmelze hoch im System der zwei Förderschlote steht. Solche Aufnahmen sind recht selten vom Saku.

Von besonderem Interesse ist, dass es gestern eine Ascheemission aus dem Showa-Krater gab. Er könnte bald wieder richtig mitmischen, denn es wird weiterhin Bodenhebung infolge einer Magmenintrusion festgestellt.

Die Vulkanologen detektierten bis vor einem Jahr auch eine großflächige Bodenhebung, von der ein großer Teil der Aria-Caldera betroffen war. Von dieser tief sitzenden Intrusion könnte nun das Magma aufsteigen, das die Bodenhebung am Sakurajima verursacht.

Die Vulkanwarnstufe „3“ bleibt in Kraft. Es könnte jederzeit zu größeren Eruptionen kommen, die eine Gefahr für die Bevölkerung darstellen. Insbesondere warnen die Vulkanologen vor der Möglichkeit, dass pyroklastische Ströme entstehen könnten. Das nächste Bulletin erscheint am Freitag.

Erdbeben-News 21.02.23: Island

Erdbeben Mb 4,9 am Bardarbunga

Datum: 21.02.23 | Zeit: 08:41:00 UTC | 64.673 ; -17.515 | Tiefe: 3 km | Mb 4,9

Heute Morgen wurde Island von einem Erdbeben der Magnitude 4,9 erschüttert. Dieser Wert stammt vom IMO. Das EMSC kam auf eine Magnitude von 5,1. Laut den Isländern lag das Epizentrum 3,7 km nördlich des subglazialen Calderavulkans Bardarbunga. Die Tiefe des Erdbebenherds wird mit 3 km angegeben. Bei den Europäern kommt man hingegen auf eine Herdtiefe von 10 km und ein Epizentrum nordwestlich des Vulkans, aber schon außerhalb der Eisbedeckung des Vatnajökulls. Der Vollständigkeit halber habe ich beide Datensätze angegeben, wobei die IMO-Daten wahrscheinlich genauer sind. Es gab einige Nachbeben.

Erdbeben lag im Einzugsbereich der Askja

Im gesamten Erfassungsbereich des Vatnajökulls haben die Seismografen in den letzten zwei Tagen 39 Erschütterungen registriert. Viele davon ereigneten sich im System Askja-Herdubreid. Auf dem letzten Sentinel-Foto von gestern erkennt man zwischen Wolken hindurch, dass die Eisschmelze am Öskjuvatn weiter anhält. Mehr als die Hälfte der Seeoberfläche ist eisfrei. Neue Berichte von den örtlichen Vulkanologen liegen noch nicht vor. Die Signale, ob nun eine Eruption bevorsteht oder nicht, sind immer noch nicht eindeutig interpretierbar. Eisschmelze und hohe Inflation zeugen von einer vermeintlichen Magmenintrusion, doch es fehlen weiterhin Schwarmbeben, die einen finalen Magmenaufstieg signalisieren. Ohne weitere Daten ist nicht auszuschließen, dass die Bodenhebung durch magmatische Fluide im Sinne von Tiefenwasser/Gas verursacht wurde. Die Eisschmelze könnte von einem meteorologischen Phänomen verursacht worden sein. Dessen ungeachtet könnte sich der Vulkan auch jederzeit dazu entschließen, mit einer Eruption durchzustarten. Das Erdbeben am Bardarbunga, lag gut 70 km von Askja entfernt und könnte ein auslösendes Moment darstellen, denn die Erschütterungen haben sich bestimmt bis in den Magmenkörper der Askja fortgepflanzt und könnten Entgasungen hervorrufen, die eine Eruption triggern könnten.

Am Rande sei erwähnt, dass die Seismizität am Reykjanes-Ridge in den letzten Tagen weiter zugelegt hat. 71 Beben wurden dort innerhalb von 48 Stunden registriert.

Update: Heute Nachmittag gab es am Reykjanes-Ridge einen Erdstoß Mb 3,1 in 12 km Tiefe. Die Gesamtzahl der Beben erhöhte sich auf 79.


Weitere Erdbebenmeldungen:

USA: Erdbeben Mw 5,5

Datum: 21.02.23 | Zeit: 05:35:26 UTC |  57.04 N ; 153.30 W | Tiefe: 20 km | Mw 5,5

Auf Kodiak Island südlich von Alaska kam es zu einem Erdbeben der Magnitude 5,5. Der Erdbebenherd lag 20 km tief. Das Epizentrum wurde 99 km süd-südwestlich von Kodiak verortet.


Iran: Erdbeben Mb 5,3

Datum: 21.02.23 | Zeit: 06:05:35 UTC | 27.80 N ; 55.38 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,3

Im Süden des Irans bebte es mit einer Magnitude von 5,3. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 112 km nordwestlich von Bandar Abbas lokalisiert.

Erdbeben-News 20.02.23: Türkei

Erdbeben Mw 6,4 erschüttert Erdbebengebiet in der Türkei

Datum: 20.02.23 | Zeit: 17:04:29 UTC | 36.13 N ; 36.04 E | Tiefe: 10 km | Mw 6,4

Am späten Nachmittag ereignete sich heute in der türkisch-syrischen Erdbebenregion an der Ostanatolischen Verwerfung ein weiteres starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 6,4. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 14 km südwestlich von Antakya (Türkei) verortet. Die Grenze nach Syrien ist nur wenige Kilometer entfernt. Das Beben war vergleichsweise stark und man kann kontrovers diskutieren, ob es sich um ein Nachbeben handelt oder um ein weiteres Hauptbeben. Obwohl das Beben mit den anderen Erdbeben in Verbindung stand, tendiere ich dazu, es als Hauptbeben zu bezeichnen, da es sich mehr als 100 km von den Epizentren der beiden anderen Hauptbeben entfernt ereignete. Den Menschen vor Ort dürfte es auch egal sein, wie der Seismologe das Beben einstuft, denn es dürfte weiter beschädigte Gebäude zum Einsturz gebracht haben.

Nachdem sich die Bebensituation in den letzten Tagen etwas beruhigt hatte, sehe ich jetzt wieder eine höhere Wahrscheinlichkeit für weitere starke Erdbeben in der Region. Besonders zwischen den Epizentren des Bebens von heute und dem Initialbeben vom 6. Februar könnte es weitere Spannungen entlang des Südarms der Ostanatolischen Verwerfung geben, die noch nicht von den schwächeren Nachbeben abgebaut wurden. Auch im weiteren Verlauf des Südarms der Ostanatolischen Verwerfung, der in den Zypern-Bogen übergeht, besteht die Gefahr eines weiteren Starkbebens. Ob sich die Spannungen bis in die Transformstörung des Toten Meeres übertragen können, ist spekulativ. Doch auch hier würde ich Erdbeben nicht ausschließen wollen, was man für Regionen entlang großer Störungszonen freilich nie kann, denn das Risiko starker Erdbeben ist praktisch immer da.

Vulkan-News 20.02.23: Vulkane Ecuadors

Cotopaxi eruptierte Vulkanasche bis auf 6700 m Höhe

In Ecuador ist der Cotopaxi weiter aktiv. Laut VAAC eruptierte der Vulkan gestern Vulkanasche, die bis auf einer Höhe von 7000 m aufstieg und in Richtung Süden verfrachtet wurde. Laut IGPEN stieg die Aschewolke bis zu 1100 m Höhe auf. Die Vulkanologen berichten weiterhin, dass die Seismografen 26 Tremorsignale erfassten, die von Eruptionen erzeugt wurden. 39 Erschütterungen stammten von Langperiodischen Erdbeben, die durch Fluidbewegungen im Untergrund verursacht wurden. Außerdem gab es 2 VLP-Erdbeben. Thermische Signale wurden nicht empfangen.

Der gletscherbedeckte Vulkan nahe der Hauptstadt Quito ist seit einigen Monaten aktiv und emittiert Vulkanasche. Die Förderhöhe steigerte sich im Laufe der letzten Wochen leicht, wobei zu berücksichtigen ist, dass starker Wind die Aschewolken runterdrücken kann. Bei schwachem Wind steigen sie hingegen höher auf.

Von der Gletscherbedeckung des Vulkans geht eine relativ hohe Gefahr aus, da im Falle einer größeren Eruption durch Schmelzwasser Lahare entstehen könnten. Zudem kann Wasser Explosionen verstärken, wenn es in das Fördersystem des Vulkans gerät und dort mit dem Magma interagiert.

Der Cotopaxi ist nicht der einzige aktive Vulkan in Ecuador. Dort sind mit Reventador und Sangay zwei weitere Vulkane in Eruption begriffen. Beide Vulkane stoßen frequent Aschewolken aus.

Am Reventador steigen die Aschewolken bis zu 1000 m über der Kraterhöhe auf. Das IGPEN registrierte am Reventador gestern 38 seismische Explosionssignale, 57 Langperiodische Erdbeben und 12 Tremorsignale, die durch Ascheemissionen hervorgerufen wurden. Ein Tremor zeugte von Fluidbewegungen im Untergrund. Alles in Allem ist der Vulkan recht munter und es gibt keine Anzeichen dafür, dass er vor hat, daran etwas zu ändern.

Aktivität am Sangay

Neben der Vulkanasche, die am Sangay zwischen 1200 und 1800 m über dem Krater aufsteigt, erzeugt der Vulkan eine Thermalstrahlung mit einer Leistung von 164 MW, die von MIROVA gemessen wird. Die Vulkanologen berichten, dass nachts glühende Tephra gesichtet wurde, die durch die Scharte in der Südostflanke des Vulkans rollte. Es wurden 42 seismische Explosionssignale detektiert, aber nur 3 Langperiodische Erschütterungen.

Anmerkung: Weitere Kurz-News findet ihr heute am Ende der Seitenleiste. Wer mit mobilen Geräten unterwegs ist, entdeckt sie am Seitenende.

Vulkan Mayon am 20.02.23

Flugzeugabsturz und vulkanisches Erdbeben am Mayon

Der philippinische Vulkan Mayon steht heute aus 2 Gründen in den Schlagzeilen regionaler Medien und hier bei Vnet: Am Hang des Vulkans ist eine einmotorige Propellermaschine vom Typ Cessna 340 zerschellt. Das Rettungsteam hat die Vulkanologen von PHILVOLCS gebeten, ihnen eine Sondergenehmigung zum Betreten der 6 km durchmessenden Sperrzone des Vulkans zu erteilen.

Der Sprecher der philippinischen Zivilluftfahrtbehörde (CAAP), Eric Apolonio, sagte gestern in einer Presseerklärung, dass das Such- und Rettungsteam nicht einfach zum Vulkan gehen könne, weil das Gebiet in der ständigen Gefahrenzone (PDZ) liege. Wörtlich meinte er: „Bis jetzt habe ich noch keine Genehmigung von PHIVOLCS erhalten, da das Gebiet in der PDZ liegt, sodass das Rettungsteam nicht einfach hingehen kann. Aber da wir nicht mehr wissen, wie es weitergeht, müssen wir uns auf die Arbeit konzentrieren“.

Der Alarmstatus des Vulkans steht seit Oktober 2022 auf Alarmstufe „2“. Im täglichen Bulletin von PHILVOLCS heißt es heute, dass gestern ein vulkanotektonisches Erdbeben detektiert wurde. Vom Dom des Vulkans geht eine Schwefeldioxid-Emission von fast 300 Tonnen am Tag aus und eine Dampfwolke steigt bis zu 200 m hoch auf. Doch das Beunruhigendste ist, dass der Vulkan „inflated“ ist. Damit ist gemeint, dass sich so viel Magma im Magmenkörper ansammelte, dass das Vulkangebäude aufgebläht ist und sich seine Hangneigung erhöht hat. Es könnte also jederzeit zu einer Eruption kommen. Außerdem besteht die Gefahr, dass Regenfälle bereits abgelagerte Vulkanasche am Hang mobilisieren und Lahare entstehen. Ein weitere große Gefahr sind Abgänge von Steinschlägen und Schuttlawinen. Fotos der abgestürzten Maschine belegen, dass sie ausgerechnet in einer Abflussrinne 350 m unterhalb des Doms zerschellte. Für die Retter eine sehr ungünstige Ausgangssituation.
Mittlerweile erhielt das Such- und Rettungsteam die Erlaubnis, den Mayon zu besteigen, um seiner Arbeit nachzugehen. Doch es darf bezweifelt werden, dass von den Insassen der Cessna jemand den Absturz überlebte.

Erst letzte Woche hat sich in der Nähe des Vulkans ein starkes Erdbeben ereignet. Dies könnte auch ein Grund sein, warum PHILVOLCS mit der Erteilung der Genehmigung für das Rettungsteam zögerte, denn das Beben könnte nachwirken und noch in Wochen eine Eruption des geladenen Vulkans auslösen.