Island: Starker Erdbebenschwarm bei Krýsuvík

Starkers Schwarmbeben bei Krýsuvík auf Reykjaneshalbinsel

Datum 13.04.2024 | Zeit: 10:02:17 UTC | Lokation: 63.914 ; -21.987 | Tiefe: 6.3 km | Mb 3,3

Gestern Vormittag manifestierte sich auf der isländischen Reykjaneshalbinsel ein weiterer Erdbebenschwarm. Betroffen war das Gebiet am Kleiftavatn im Krýsuvík-Spaltensystem. Der Erdbebenschwarm umfasste über 120 Erdstöße, von denen die meisten Magnituden unter 1 hatten. Der stärkste Erdstoß brachte es allerdings auf 3,3 und war in vielen Regionen von Reykjanes zu spüren gewesen, darunter befand sich auch das Hauptstadtgebiet. Das Hypozentrum befand sich in 6 Kilometern Tiefe unter dem Kleiftavatn, an dessen Westufer sich das Thermalgebiet von Sétlun befindet. Einige isländische Vulkanologen vermuteten in den letzten Monaten öfter, dass sie Anzeichen dafür sehen würden, dass sich unter dem Areal Magma ansammeln könnte. Seit letztem Sommer nahm im Zuge der allgemeinen Aktivitätssteigerung auf Reykjanes auch hier die Erdbebentätigkeit zu. Es wurde periodisch eine schwache Bodenhebung detektiert und die geothermalen Manifestationen in Sétlun sollen zugelegt haben. Der Dampfausstoß verstärkte sich und es entstanden weitere Gasaustritte und heiße Quellen.

Ich hatte vor 10 Tagen die Gelegenheit, das Thermalgebiet bei Krýsuvík zu besichtigen, und war von den zahlreichen Fumarolen, Schlammtöpfen und heißen Quellen beeindruckt. Allerdings besuchte ich das Thermalgebiet zum ersten Mal und kann daher nicht beurteilen, wie stark die Veränderungen der letzten Monate sind. Klar ist aber auch, dass der geothermische Gradient der Gegend hoch ist und dass diese Art der postvulkanischen Erscheinungen für gewöhnlich durch einen Magmenkörper in der Tiefe verursacht wird, der dabei ist, entweder abzukühlen oder aufzuheizen. Da es auf Reykjanes eine generelle Aktivierungstendenz gibt, ist letzteres Szenario durchaus denkbar. Eine nennenswerte Bodendeformation wird in der Gegend aktuell aber nicht registriert. Im Verborgenen laufen aber etwaige Prozesse am Grund des Sees ab.

Erdbeben bei Svartsengi

Der Erdbebenschwarm bei Krýsuvík war nicht das einzige Ereignis auf Reykjanes, denn in den letzten Stunden ereignete sich auch ein kleiner Erdbebenschwarm beim Thorbjörn im Svartsengigebiet. Insgesamt registrierte IMO innerhalb von 48 Stunden 191 Erschütterungen auf der Halbinsel. Auf ganz Island waren es 256 Beben. Zwei weitere Bebenspots lagen in den Bereichen von Bardarbunga und Herdubreid.

Island: Bodenhebung und Erdbeben am 12. April

Weitere Erdbeben erschüttern isländische Vulkane – Eruption und Bodenhebung bei Svartsengi halten an

Gestern gab es weitere Erdbeben an verschiedenen Vulkanen auf Island. Darunter befand sich ein Erdbeben M 3,0 unter dem Bardarbunga. Besonders betroffen waren auch die Vulkansysteme vom Fagradalsfjall und Krysuvik, wo sich mehrere schwache Erdstöße manifestierten. Es bleibt unklar, ob die Erschütterungen mit den Vorgängen bei Svartsengi stehen oder ob es sich um isolierte Ereignisse handelt, die darauf hindeuten könnten, dass sich im tieferen Untergrund Magma akkumuliert. Klar hingegen ist, dass die Eruption bei Sundhnukar anhält. Subjektiv betrachtet schien mir der Lavaausstoß heute etwas geringer geworden zu sein, als er es in den letzten Tagen war. Anhand der Livecamaufnahmen lässt sich das aber nicht immer genau abschätzen. Für einen leichten Aktivitätsrückgang spricht, dass der Tremor leicht rückläufig ist. Auf jeden Fall spritzt immer noch Lava über den immer höher werdenden Kraterrand hinaus.

Die Bodenhebung bei Svartsengi zeigt sich seit über einer Woche konstant und nahm seitdem um gut 4 cm zu. Aus der Tiefe unter der Blaue Lagune steigt also mehr Magma aus, als am westlich gelegenen Krater eruptiert wird. Das bringt mich auf zwei mögliche Szenarien: a) die Eruption verstärkt sich in den nächsten Tagen wieder und fängt evtl. an zu pulsieren, wenn der Druck im Fördersystem steigt, oder b) sie endet trotz des Magmennachschubs. In diesem Fall würde sich die Bodenhebung wieder beschleunigen, und früher oder später gibt es eine neue Spalteneruption. Vorausgesetzt, der Magmenaufstieg hält entsprechend lange an.

Aufgrund der Gasverschmutzung infolge des Vulkanausbruchs musste das Thermalresort der Blauen Lagune gestern wieder geschlossen bleiben. Offenbar wurde der Badebetrieb heute wieder aufgenommen. Für Badegäste, die ihren Aufenthalt online buchen und gleich bezahlen müssen, ist das eine weniger schöne Situation. Die Betreiber der Lagune versprechen zwar, dass der Betrag wieder auf die Kreditkarte zurücküberwiesen wird, aber das kann mehrere Wochen dauern. Ein weiteres Problem für Islandreisende ergibt sich dann daraus, dass das Alternativbad der Sky Lagoon auf Tage ausgebucht ist. Trotz der enormen Preise von über 60 € für das günstigste Ticket erfreut sich ein Bad im Thermalwasser großer Beliebtheit.

Taal: Phreatische Eruption am 12. April

Phreatische Explosion am philippinischen Taal-Vulkan ließ Dampfwolke 2400 m hoch aufsteigen

Heute ereignete sich in den frühen Morgenstunden gegen 5:11 Uhr Lokalzeit eine phreatische Explosion am philippinischen Taal-Vulkan. Die Explosion ließ eine Dampfwolke 2400 m hoch aufsteigen. Der Wind wehte sie in Richtung Südwesten. Das Ereignis wurde mit einer Überwachungskamera gefilmt und auch von Augenzeugen beobachtet. Auf dem Seismogramm des Netzwerkes tauchte ein Explosionssignal auf.

Der dampfgetriebene Vulkanausbruch aus dem Hauptkrater von Volcano Island manifestierte sich ohne besondere Vorwarnungen, sieht man einmal von dem chronisch hohen Gasausstoß ab, für den der Vulkan mittlerweile berüchtigt ist. Der Ausstoß von Schwefeldioxid (SO2) belief sich gestern, am 11. April 2024, auf durchschnittlich 9.677 Tonnen/Tag und ist in diesem Jahr kontinuierlich erhöht und liegt seit Januar 2024 bei durchschnittlich 10.248 Tonnen/Tag. Der pH-Wert des Kratersees liegt bei 0,2 und die Wassertemperatur betrug im Februar 72,7 Grad. Aufsteigende Gase verursachen Turbulenzen im Kratersee. Vulkanotektonische Erdbeben wurden in der letzten zeit kaum noch detektiert.

Die Eruption wurde wahrscheinlich durch die anhaltende Emission heißer vulkanischer Gase verursacht. Die Hintergrundwerte der vulkanischen Erdbebenaktivität und der Bodenverformung, die bei Taal festgestellt wurden, deuten darauf hin, dass die Unruhen wahrscheinlich nicht zu einer magmatischen Eruption führen werden.

Das zuständige Observatorium DOST-PHIVOLCS erinnert die Öffentlichkeit daran, dass für den Taal-Vulkan die Alarmstufe 1 herrscht, was bedeutet, dass er sich immer noch in einem abnormalen Zustand befindet und nicht so interpretiert werden sollte, dass die Unruhen oder die Gefahr einer Eruption aufgehört haben. Bei Alarmstufe 1 können plötzliche, dampfbetriebene oder phreatische Explosionen, vulkanische Erdbeben, geringfügige Aschefälle und tödliche Ansammlungen oder Ausstöße von vulkanischem Gas auftreten und Gebiete innerhalb von TVI bedrohen. Darüber hinaus birgt die Entgasung hoher Konzentrationen vulkanischen SO2 weiterhin die Gefahr potenzieller langfristiger gesundheitlicher Auswirkungen für Gemeinden rund um die Taal-Caldera, die häufig vulkanischem Gas ausgesetzt sind.

Campi Flegrei: Intensiver Erdbebenschwarm in Progress

Intensives Schwarmbeben unter italienischen Calderavulkan Campi Flegrei – 60 Beben an einem Tag

Die Erdbebentätigkeit unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei bleibt hoch und hat eine Intensität angenommen, die einen wirklich ins Grübeln bringen kann. Nach einem vergleichsweise ruhigen März begann sich die Seismizität Anfang des Monats zu steigern, ohne seitdem signifikant zurückgegangen zu sein. Daher kann man die Bebentätigkeit als ein zusammenhängendes Schwarmbeben bezeichnen, das sich aus hunderten Einzelbeben zusammensetzt. Alleine gestern wurden gut 60 Erschütterungen registriert. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 2,2 und eine Herdtiefe von 2,7 Kilometern. Das Epizentrum lag nördlich der Solfatara. Auch heute setzt sich die Erdbebentätigkeit fort, auch wenn die Beben nicht mehr in ganz so schneller Folge kommen. Die stärkste Erschütterung heute brachte es auf Mb 2,2. Dieses Beben manifestierte sich in 2,9 Kilometern Tiefe und lag unter dem Golf von Pozzuoli. Während die stärkeren und tiefer gelegenen Erdbeben mit Gesteinsbruch im Deckgebirge zusammenhängen könnten, findet die weitaus größere Anzahl der Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität ihren Ursprung im Hydrothermalsystem. Im letzten Bulletin vom INGV war die Rede davon, dass die Bodenhebung weiterhin mit einer Rate von 10 mm pro Monat anhält.

Offiziell werden die Ereignisse dem Phänomen des Bradyseismos zugeordnet. Hierbei werden hydrothermale Tiefenwässer, die sich im Untergrund der Caldera ansammeln, für Erdbeben und Bodenhebung verantwortlich gemacht. Diese Erklärung stammt aber aus aus einer Zeit, bevor man sich im klaren darüber war, dass eigentliche das ganze Areal, in dem das Phänomen auftritt, in einem Calderavulkan liegt. Im Endeffekt wird das Phänomen von einem tiefer liegenden Magmenkörper befeuert, und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es langfristig betrachtet zu einer Eruption in der Caldera kommen wird.

Bürgerdiskussion zu den Auswirkungen des Bradyseismos der Campi Flegrei

Wie ernst man die Situation mittlerweile vor Ort nimmt, zeigt auch eine erneute Bürgerkonferenz, die gestern in Pozzuoli abgehalten wurde. Vertreter aus Wissenschaft und Zivilschutz stellten sich den Fragen besorgter Bürger und es wurden die Auswirkungen des Bradyseismos auf die Stadt diskutiert. Was ich von dieser Konferenz an Reaktionen darauf in den sozialen Medien mitbekommen habe, war, dass der Grundtenor der Offiziellen lautete, dass sich alles in normalem Rahmen bewege und dass man sich keine Sorgen machen müsse.

Tatsache ist, dass es das Phänomen des Bradyseismos in der Region mindestens seit der Römerzeit gibt. Davon zeugen Spuren von Bohrmuscheln an den Säulen des römischen Marcellums unweit des Hafens. Das Areal senkte sich einst soweit ab, dass es vom Meer überflutet wurde. Anschließend hob es sich wieder an.

Natürlich verursachen die Bodenhebungen, die sich im Laufe von Jahren auf mehrere Meter summieren können, Schäden an der Bausubstanz. Und manchmal gipfelten die Bodendeformationen dann doch in Eruptionen. Ob es sich diesmal so verhalten wird, lässt sich wissenschaftlich betrachtet bis jetzt weder bestätigen noch dementieren.

Ätna mit Asche-Emissionen am 10. April

Ätna stößt erneut Vulkanasche aus – Aktivität der Salinelle erhöht

Der Ätna auf Sizilien hat gestern Abend um 20:41 Uhr erneut eine Aschewolke ausgestoßen. Wie das INGV berichtet, handelte es sich um eine kleinere Emission, die diesmal nicht aus der Bocca Nuova kam, sondern von Neuen Südostkrater ausgestoßen wurde. Wie ich vermutet habe, scheint sich die Aktivität in diesen Krater zu verlagern. Es werden zwar noch Dampfringe ausgestoßen, doch offenbar bei weitem nicht mehr so viele wie in der letzten Woche.
In den sozialen Medien berichteten lokale Fotografen und Vulkanfreunde davon, dass die Salinelle di Paterno deutlich mehr Schlamm ausgestoßen hat, als es in den letzten Wochen der Fall gewesen war. Es gibt die -bis jetzt immer noch unbestätigte Hypothese –, dass eine Aktivitätssteigerung der Salinelle, die sich am Ortsrand von Paterno auf der Ätna Südseite befindet, mit Magmenaufstieg unter dem Vulkan zusammenhängen könnte. Es wäre ein weiteres Indiz, das sich am Ätna eine neue Eruptionsphase zusammenbrauen könnte. Allerdings gibt es bestimmt auch einen Zusammenhang zwischen Schlammausstoß und Niederschlagsmengen, so dass man hier etwas Vorsichtig mit den Spekulationen sein muss.

Von Seiten der Wissenschaftler gibt es hierzu keine Statements, vermutlich, weil die Messwerte nichts ungewöhnliches anzeigen. Dennoch ist es für den Ätna typisch, dass beständig Magma aufsteigt und sich in tieferen Schichten des Speichersystems ansammelt. Innerhalb weniger Wochen kann die Situation dann eskalieren, und größere Eruptionen beginnen. Spannend ist natürlich die Frage, wann es wieder eine große Flankeneruption geben wird, so wie wir sie zuletzt 2001 und 2002 sahen. Beantworten lässt sich diese Frage bis jetzt nicht. Betrachtet man das letzte Jahrhundert, ist die mehr als 20 jährige Pause in Bezug auf Flankeneruptionen auffallend lang, doch es gab in der Geschichte des Ätnas bereits mehrere Phasen ohne Flankeneruptionen, die noch länger andauerten als die aktuelle.

Erdbeben auf den Liparischen Inseln

Der Ätna ist aber bei Weitem nicht der einzige aktive Vulkan Italiens. Nicht weit entfernt liegt das Liparische Archipel, dessen sieben Hauptinseln allesamt vulkanischen Ursprungs sind. Am Wochenanfang manifestierten sich westlich von Filicudi 5 schwache Erdbeben. Im Bereich von Vulcano waren es 3 Erschütterungen. Sie signalisieren zwar keinen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch, zeigen aber, dass der Untergrund der Vulkaninseln dynamisch ist.

Deutschland: Weitere Erdbeben im Vogtland

Im Deutsch-Tschechischen Grenzgebiet gab es weitere Erdstöße – 999 Beben seit März registriert

Datum 10.04.2024 | Zeit: 15:43:25 UTC | Lokation: 50.361 ; 12.432 | Tiefe: 5 km | Mb 2,7

Am Ostrand des Vogtlandes hält das Schwarmbeben an. Seit dem 18. März wurden vom Tschechischen Erdbebendienst 999 Erschütterungen detektiert, und das Tausendste wird nicht lange auf sich warten lassen.

In den letzten 24 Stunden manifestierten sich auch wieder zwei Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich, die diesmal sogar vom EMSC angezeigt werden. Das stärkere der beiden Beben hatte eine Magnitude von 2,7 und eine Herdtiefe von nur 5 Kilometern. Obwohl der Erdstoß eigentlich unter der magischen Grenze von M 3,0 lag, ab dem man Erdbeben normalerweise spüren kann, liegen dem EMSC mehrere Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von über 40 Kilometern um das Epizentrum vor, das 14 km südsüdöstlich von Falkenstein bei Klingenthal lokalisiert wurde. Das zweite Beben mit der Magnitude 2,1 ereignete sich heute in den frühen Morgenstunden und hatte ein Hypozentrum in nur 4 Kilometern Tiefe. Schäden richteten die beiden Erschütterungen nicht an. Sollte es allerdings über Monate so weitergehen – was theoretisch möglich ist – könnten die ständigen schwachen Erschütterungen zur beschleunigten Alterung von Gebäuden beitragen.

Es gab auch einige Erschütterungen mit Magnituden zwischen 1 und 2. Die Magnituden des allergrößten Teils der fast tausend Erdbeben lagen im Bereich der Mikroseismizität.

Über die Ursache der Beben wurde von offiziellen Seiten der Seismologen noch nichts kommuniziert. Wie ich bereits im letzten Artikel zum Thema schrieb – und von Boulevardblättern wie Merkur.de aufgegriffen wurde – vermute ich einen tektonischen Zusammenhang zur Mariánské-Lázně-Fault. Allerdings ist es auch nicht gänzlich ausgeschlossen, dass hier magmatische Fluide ihre Finger im Spiel haben, so wie es bei den Schwarmbeben weiter südlich der Fall war, die in den Nullerjahren das Cheb-Becken erschütterten.

Tatsächlich gibt es Absichten, die magmatischen Fluide im Untergrund des Vogtlandes nutzbar zu machen, denn die Gemeinden um Schönbrunn planen ein Geothermikraftwerk. Bereits Ende nächsten Jahres könnte mit einer Tiefenbohrung begonnen werden. Es soll ein 3-Kilometer tiefes Loch geteuft werden, um an das warme Wasser des Untergrundes zu kommen. Die Fluide werden von einem Magmenkörper aufgeheizt, der in ca. 30 Kilometern Tiefe vermutet wird. Oft verursachen solche Geothermieanlagen durch die Verpressung von Wasser Schwarmbeben.

Update: Heute manifestierte sich laut GFZ um 12:45 Uhr ein weiteres Erdbeben Mb 2,6 in 5 Kilometer Tiefe!

Sakurajima eruptierte am 10. April 2024

Neue Ausbruchsserie vom Sakurajima begann gestern Abend – Asche in 2,4 km Höhe

Der japanische Vulkan Sakurajima eruptierte gestern Abend und ließ Vulkanasche bis auf eine Höhe von 2400 m aufsteigen. Die Aschewolke driftete in Richtung Nordwesten und zog auch über den Bereich des Internationalen Flughafens von Kagoshima hinweg. Ob es zu Beeinträchtigungen im Flugverkehr kam, ist nicht bekannt, doch normalerweise ist man dort deutlich robuster und erfahrener im Umgang mit Aschewolken als bei uns in Europa, wo es bei geringsten Aschekonzentrationen in der Luft zu Sperrungen des Luftraums kommen kann, so wie man im Jahr 2010 gesehen hat, als es wegen des Eyjafjallajökull-Ausbruchs zu tagelangen Flugausfällen in Mitteleuropa kam. Livecambilder zeigen aber, dass starker Wind die Asche in Vulkannähe zu Boden drückte, daher wird in größerer Entfernung zum Vulkan nur wenig Asche niedergegangen sein.

Deutlich nervöser ist man am Vulkan selbst, wo weiterhin ein Aufstiegsverbot besteht. Obwohl es in den vergangenen Tagen nur zu sehr kleinen Ausbrüchen am Minamidake kam, wurde die Warnung vor möglichen pyroklastischen Strömen aufrecht erhalten. Im Bulletin vom 8. April heißt es, dass hochlichtempfindliche Kameras nachts rot illuminierte Gaswolken filmen konnten. Bereits zu diesem Zeitpunkt stand also glühendes Magma im Schlot. Die Vulkanologe vom JMA vermuten eine Magmenintrusion im tieferen Untergrund der Aira-Caldera, in der sich der Sakurajima befindet. Daher wird mit weiteren Eruptionen gerechnet.

Das japanische Archipel ist nicht nur für seine Vulkanausbrüche bekannt, sondern auch für Erdbeben. Am 8. April gab es auf Kyushu und in unmittelbarer Nähe zum Sakurajima ein Erdbeben Mb 5,1, dem ein zweiter Erdstoß Mb 4,6 folgte. Das Hypozentrum des Hauptbebens lag in 46 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 7 km nordnordwestlich von Nichinan lokalisiert. Obwohl Erdbeben und Eruptionen nicht direkt zusammenhingen, hatten sie doch einen gemeinsamen Ursprung, denn vor der Ostküste von Kyushu verläuft die Subduktionszone, an der die Philippinenplatte unter der Platte Eurasiens abtaucht und geschmolzen wird. Dabei entstehen in der Tiefe Spannungen in der subduzierten Platte, die durch Erdbeben abgebaut werden. Die bei der Subduktion entstehende Schmelze steigt auf und lässt die Vulkane ausbrechen.

Island: Lavafeld wurde neu vermessen

Isländische Landvermesser haben das Lavafeld neu vermessen – Eruption und Bodenhebung gehen weiter

Der Vulkanausbruch an der Sundhnukar-Kraterreihe geht weiter und ein Ende der Eruption ist nicht unmittelbar in Sicht, allerdings ist der Tremor heute leicht rückläufig. Nach einem IMO-Bericht hat die Kraft der Eruption nachgelassen, allerdings nicht der Lavaausstoß. Er bewegt sich etwa auf dem Niveau der Vorwoche und es gibt eine gewisse Balance zwischen der anhaltenden Bodenhebung bei Svartsengi und der Förderrate am aktiven Krater. In den letzten Tagen quoll die Lava mit einer Förderrate von 3,6 Kubikmetern pro Sekunde aus dem Krater.

Betrachtet man heute Abend die Eruption via LiveCam, dann sieht man, dass die Flanken des Kraterkegels inzwischen rundherum geschlossen sind. Dort, wo bis vor 10 Tagen die Bresche im Krater war, dampft es heute stark und es sieht so aus, als wäre die brodelnde Schmelze im Kraterinneren dabei, sich durch die Schwachstelle der Narbe zu schweißen. Hier könnte in den nächsten Stunden ein Materialversagen eintreten, was zu einem Kollaps der Kraterwand führt. Da zumindest augenblicklich die Lava hoch im Kegel zu stehen scheint, droht im Falle eines Kollaps eine Sturzflut glühender Lava. Sollte die Kraterwand standhalten, könnte es zu einem Lavaüberlauf kommen.

Einem gestern veröffentlichten Bericht von IMO ist zu entnehmen, dass das Lavafeld von Vermessungstechnikern neu vermessen wurde. Demnach bedeckt es eine Fläche von 6,14 Quadratkilometern und ist nahe des Kraters bis zu 22 Metern dick. Die Lavazunge, die während der Initialphase Richtung Norden floss und dann Richtung Svartsengi abbog, ist im Schnitt zwischen 2 und 4 m mächtig. Das Gesamtvolumen der geförderten Lava beläuft sich auf 31,3 Millionen Kubikmeter.

Die Blaue Lagune hat übrigens seit Sonntag wieder geöffnet. Offenbar ist die Gasverschmutzung der Luft nicht mehr besorgniserregend hoch. Als ich letzten Freitag an der Sundhnukar-Kraterreihe unterwegs war, schlug das Gaswarngerät zweimal an.
Das Bild mit der Übersicht über das Lavafeld (oben links) entstand bei einem Hubschrauberflug am 2. April. Seitdem hat sich das Feld nicht wesentlich in seiner Fläche vergrößert.

Campi Flegrei: Hohe Seismizität setzt sich fort

Erdbebentätigkeit unter dem Calderavulkan Camp Flegrei bleibt hoch – Stärkste Beben nahe Pisciarelli-Fumarole

Das Schwarmbeben, das bereits in der letzten Woche unter den Campi Flegrei begann, setzt sich auch heute fort. Die meisten Beben haben inzwischen wieder geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Dennoch ereigneten sich auch einige Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich. Das stärkste Beben der letzten Stunden ereignete sich gestern Abend und brachte es auf Mb 2,8. Das Hypozentrum lag in 2 Kilometern Tiefe und somit an der unteren Grenze des Hydrothermalsystems und eventuell schon im Deckgestein, das den tiefer gelegenen Magmenkörper nach oben hin abdichtet. Wahrscheinlich kam dieses Beben durch Bruchprozesse im Gestein zustande. Bemerkenswert ist, dass es sich in unmittelbarer Nähe zu Pisciarelli-Fumarole manifestierte. Hier brodelt in einem flachen Becken Schlamm und es kommt zu starkem Gasaustritt. Laut dem aktuellen Wochenbericht der Vulkanologen vom INGV sind die Gase durchschnittlich 94 Grad heiß. Gemessen wird in 5 m Entfernung von der Hauptfumarole.

Seit Januar 2011 wurde an der RITE-GNSS-Station eine Bodenhebung von etwa 117 cm gemessen. Seit Januar 2023 waren es 21 cm. Die Hebungsrate liegt weiterhin bei ca. 10 mm im Monat, wobei es mich nicht wundern würde, sollte sie sich in den nächsten Wochen wieder beschleunigen. Grund zu der Vermutung liefern die zahlreichen Erdbeben, von denen in der letzten Woche 117 Stück detektiert wurden. Eine Beschleunigung der Hebung spiegelt sich immer mit 2-3 Wochen Verzögerung in den Diagrammen wider.

Die geochemischen Daten bestätigten den langjährigen Trend eines sich langsam steigernden Gasausstoßes. Die größten Schwankungen zeigten beim Entgasungsprozess die Werte des Kohlendioxid-Flusses aus dem Boden. Der Gasausstoß zeigt leichte periodische Schwankungen, die wahrscheinlich mit dem Wechsel der Jahreszeiten zusammenhängen. Momentan gibt es einen Anstieg, der aber dem der Vorjahre zu dieser Jahreszeit entspricht.

Eines der möglichen Szenarien, die von den INGV-Forschern kommuniziert werden, ist, dass es zu einer phreatischen Eruption im Bereich von Pisciarelli kommen könnte. Solche Dampfexplosionen ereignen sich ohne den direkten Kontakt von Magma mit Grundwasser und können in Thermagebieten ohne große Vorwarnungen auftreten. Daher bleibt der Zugang zu diesem Gebiet wie auch zur Solfatara gesperrt.