Semeru mit pyroklastischem Strom am 25.12.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -8.108, 112.92 | Aktivität: Dom

Pyroklastischer Strom am Semeru gleitet 3 km weit

Heute Morgen ging vom Lavadom des indonesischen Vulkans Semeru ein pyroklastischer Strom ab. Er floss über der Südostflanke des Vulkans. Das geht aus einer Meldung des VSI hervor. Demnach fand das Ereignis um 5:12 WIB statt und wurde per Livecam visuell bestätigt. Das seismische Netzwerk registrierte ein Signal mit einer Maximalamplitude von 22 Millimeter und 248 Sekunden Dauer. Die Zeit reichte für eine Gleitstrecke des Dichtestroms von 3000 m aus. Vom Strom stieg eine Aschwolke auf, die eine Höhe von ca. 1000 m über dem Gipfel erreichte.

Der pyroklastische Dichtestrom ging vom Lavadom im Hauptkrater ab. Er ist auch Schauplatz explosiver Aktivität. Gestern wurden 69 Explosionen registriert. Sie erzeugten auf Seismogrammen ebenfalls Signale, die Maximalamplituden von 22 mm hatten und bis zu 143 Sekunden dauerten. Diese Form der Aktivität hält bereits mehrere Jahre an und kann als alltäglich bezeichnet werden.

Nichtsdestotrotz kommt es eben auch immer wieder zu Abgängen von pyroklastischen Strömen und Laharen, die besonders während der Regenzeit entstehen. In der Vergangenheit richteten sie Zerstörungen in Gemeinden an, die am Fuß des Vulkans liegen. Besonders gefährdet sind die Sandschürfer, die in den Abflussrinnen des Vulkans arbeiten. Es gilt die Vulkanwarnstufe „Orange“ und eine 5 km Sperrzone um den Vulkan. Diese wurde in besonders gefährdeten Regionen entlang von Abflussrinnen auf 13 km ausgedehnt. Indes gilt insbesondere für den südöstlichen Sektor entlang des Besuk Kobokan, in dem auch heute der pyroklastische Dichtestrom unterwegs war.

Der Semeru ist ein 3676 m hoher Stratovulkan am Rand der Tengger-Caldera auf Java, in der auch der Bromo liegt. Bevor der Lavadom zu wachsen anfing, war der Vulkan ein beliebtes Trekkingziel. Inzwischen ist seine Besteigung verboten. Die ehemaligen Bergführer und Gepäckträger sind arbeitslos.

Island: Erdbebensituation am 24.12.23

Erdbeben M 3,7 unter Bardarbunga- Seismizität am Gang hält an

Zum Heiligen Abend liefere ich Euch noch einen kurzen Statusbericht zur Aktivität auf Island. Das stärkste Erdbeben der letzten 24 Stunden manifestierte sich wieder unter dem Calderarand des subglazialen Vulkans Bardarbunga, der unter dem Gletscher Vatnajökull liegt. Der Erdstoß M 3,7 ereignete sich heute Nacht in einer Tiefe von nur 1,1 Kilometer. Unter gesamt Island gab es in den letzten 48 Stunden 234 Erdbeben. Die meisten davon ereigneten sich natürlich auf der Reykjanes-Halbinsel und hier im Bereich des magmatischen Gangs. Auf der Halbinsel wurden im beschriebenen Beobachtungszeitraum 198 Erschütterungen registriert. Hiervon lagen die meisten im Bereich des Dykes, aber auch am Fagradalsfjall und bei Krisuvik wurden Erschütterungen registriert. Bis jetzt zeigen die GPS-Messungen noch keine signifikante Bodenhebung am Fagradalsfjall an, aber die Beben könnten darauf hindeuten, dass magmatische Fluide einen Durchbruch in dieses System versuchen.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hält weiter an, hat sich in den letzten Stunden aber minimal abgeschwächt. Seit dem Ende der Eruption hob sich der Boden wieder um gut 4 cm. Der unterirdische Schmelzfluss ist identisch mit jenem, den wir vor der Eruption beobachten konnten. Hält er mit dem gleichen Tempo an, dann ist man bereits zum Jahreswechsel wieder auf dem Bodenhebungsniveau wie vor der Dykebildung und der jüngsten Eruption. Vielleicht gibt es dann wieder ein Silvesterfeuerwerk. Prinzipiell kann es jeder Zeit zu einer weiteren Eruption kommen. Natürlich könnte sich auch noch länger auf sich warten lassen. Dass der Magmenaufstieg einfach so abklingt und die magmatische Aktivität einschläft, liegt zwar im Bereich des Möglichen, doch da es so aussieht, als wäre Reykjanes in eine langanhaltende Aktivitätsphase eingetreten, rechne ich bestenfalls mit einer Pause, aber nicht mit einem Ende der Aktivität.

Obwohl ich als Vulkanophiler natürlich immer auf eine Eruption hoffe, drücke ich den Grindavikings und den Einsatzkräften trotzdem die Daumen, dass sie wenigsten ein paar ruhige Weihnachtsfeiertage verbringen können und natürlich, dass sie keine Verluste erleiden werden.

Den Lesern von Vnet wünsche ich nun frohe Weihnachten!

Vulkane und Erdbeben in Peru

Peru liegt im Westen von Südamerika und ist das flächenmäßig drittgrößte Land des Kontinents. Im Norden grenzt Peru an Ecuador, im Osten an Argentinien und im Süden an Bolivien und Chile. Im Westen liegt der pazifische Ozean, der das Land in besonderem Maße beeinflusst: Zum einen ist der Ozean Klimamotor, zum anderen bestimmt die Kollision der ozeanischen Nasca-Platte unter dem Pazifik mit der Platte Südamerikas die Tektonik des Landes, was Erdbeben auslöst, und Vulkane und Gebirge entstehen lässt. Bei dem Gebirge handelt es sich um die Anden, die als das längste Gebirge der Welt durch die Plattenkollision aufgeschoben wird. Die Anden erstrecken sich entlang der gesamten Westküste Perus und bilden eine geografische Barriere zwischen der Küstenebene und dem Amazonasbecken im Osten.

Richet man seinen Blick in die Tiefe, sieht man die Nazca-Platte abtauchen, wo sie bis in den oberen Erdmantel hinabreicht und geschmolzen wird. Die Schmelze steigt als Magma hinter der Subduktionszone auf und verwandelt sich in Lava, die an den Vulkanen der Anden ausbricht.

Tektonik und Erdbeben Perus

Eine Begleiterscheinung der bewegten Tektonik des Landes sind die Erdbeben, die sich vor allem in der Nähe der Küste ereignen. Manifestieren sie sich offshore, können zudem Tsunamis generiert werden. Eines der schlimmsten Erdbeben der jüngeren Geschichte in Peru ereignete sich 1970. Es hatte eine Momentmagnitude von 7,9 und ein Epizentrum nahe der Stadt Huaraz. Als ob der Erdstoß nicht schon schlimm genug gewesen wäre, löste er am Berg Huascarán einen Bergsturz aus. In Folge der Naturkatastrophe starben ca. 66.000 Menschen. Ein noch stärkeres Erdbeben Mw 8,0 geschah am 15. August 2007 vor der Küste. Mehrere Orte wurden zerstört und mehr als 500 Personen fanden den Tod.

Vulkanismus in Peru

Der Vulkanismus in Peru verdankt seine Existenz ebenfalls der Subduktion. So entstehen überwiegend intermediäre Schmelzen, die meistens hohe Stratovulkane aufbauen und oft explosiv gefördert werden. Es kommt aber auch zur Bildung kurzer Lavaströme und kraterverstopfenden Lavadomen. In Peru eruptierten seit dem Quartär 17 Vulkane. 12 von ihnen werden in Echtzeit vom Institut INGEMMET überwacht. 2 Vulkane sind zum Zeitpunkt der Niederschrift des Artikels in Eruption begriffen, und zwei weitere werden hier aufgrund ihrer Bekanntheit erwähnt.

  1. Ubinas: Der Ubinas ist einer der aktivsten Vulkane des Landes und liegt in der Region Moquegua im Süden Perus. Er hatte in den letzten Jahren verschiedene Ausbrüche und eruptierte zuletzt im Jahr 2023 Vulkanasche.
  2. Sabancaya: Dieser Vulkan befindet sich in der Nähe des Ubinas und ist ebenfalls sehr aktiv.  Sabancaya hatte in den letzten Jahren mehrere Eruptionen, die Aschewolken und Lavadome verursachten. Die aktuelle Eruptionsphase begann im Jahr 2017 und hält seitdem an. Tatsächlich ist er mit einer Höhe von 5976 m der höchste aktuell eruptierende Vulkan der Welt.
  3. Misti: Der Vulkan Misti liegt in der Nähe der Stadt Arequipa und ist das Wahrzeichen der Stadt. Er wird als potenziell aktiv eingestuft, obwohl er seit einiger Zeit keine signifikante Eruption aufgewiesen hat. Der letzte größere Ausbruch wurde 1792 beschrieben. Trotzdem bleibt er Gegenstand geologischer Überwachung.
  4. Tutupaca: Ein weiterer Vulkan in der Region Tacna, der in der Nähe des Ubinas liegt. Obwohl er nicht so bekannt ist wie einige andere Vulkane, ist auch Tutupaca aktiv und wird überwacht. Zuletzt brach er im 18. und 19. Jahrhundert aus. 1902 könnte es einen Ausbruch gegeben haben, für den es aber keine Bestätigung gibt.

Viele der perunanischen Andenvulkane sind aufgrund ihrer Höhe beliebte Ziele für Bergwanderer, und die Touren können anspruchsvoll sein.

Hawaii mit Erdbeben M 4,1 am 24.12.23

Ein weiteres spürbares Erdbeben erschütterte Big Island Hawaii

Datum 24.12.2023 | Zeit: 02:27:47 UTC | Lokation: 19.352 ; -155.326 | Tiefe: 28 km | Mb 4,2

Die Serie an moderaten Erdbeben, die in diesem Monat Big Island Hawaii erschütterten, reißt nicht ab, denn heute Nacht (gestern Nachmittag um 16:27 Uhr Ortszeit) ereignete sich ein weiterer Erdstoß, der von den Bewohnern der Insel gespürt werden konnte: Das Beben hatte eine Magnitude von 4,1 und ein Hypozentrum in 28 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 12 km südsüdwestlich des Ortes Volcano lokalisiert. Er befindet sich am Haupteingang zum Kilauea-Nationalpark. Ein kleineres Nachbeben der Magnitude 3,4 ereignete sich in derselben Region und Tiefe.

Die Beben zeigten keine Auswirkungen auf die beiden Vulkane Mauna Loa und Kilauea und blieben auch sonst folgenlos. Der Grund für die Beben ist nicht hundertprozentig klar, doch die Geowissenschaftler vom HVO gehen davon aus, dass die Erdstöße mit der Biegung der Lithosphäre durch die Auflast der Inseln im Zusammenhang standen.

In diesem Zusammenhang veröffentlichte das HVO einen Bericht über die Häufung der Erdbeben in diesem Monat und man verglich die Erdbeben verschiedensten Ursprungs mit einer traditionellen hawaiianischen Vorspeisenplatte gemischten Inhalts mit dem Namen Pūpū. Demnach waren die Erdbeben auf eine Vielzahl unterschiedlicher geologischer Prozesse zurückzuführen gewesen.

Zu diesen Prozessen gehörten vulkanische Erdbeben. Sie sind mit der Bewegung von Magma in aktiven Vulkanen und dem Ausbruch aus diesen verbunden. Tektonische Erdbeben sind mit Abrutschen entlang von Verwerfungen innerhalb der Vulkane und entlang des Dekolletés verbunden, das die Vulkane von der darunter liegenden ozeanischen Kruste trennt. Erdmantelbeben gehen mit einer Biegung der Erdkruste und des oberen Erdmantels aufgrund des Gewichts der darüber liegenden Inseln einher.

Das erste und stärkste Erdbeben in der Pūpū-Platte war ein Ereignis der Magnitude 5,1 und ereignete sich am Montag, 4. Dezember 2023, um 17:54 Uhr. HST. Dabei handelte es sich um ein tektonisches Erdbeben im Zusammenhang mit flachen Bewegungen im Palisystem der Südflanke des Vulkans Kīlauea.

In dem Bericht wurde eine Reihe weiterer Beben aufgezählt, die zum Teil auch in den Newsmeldungen bei Vnet erwähnt wurden. Allerdings blieb die vulkanisch bedingte Seismizität des Kilaueas in dem Bericht weitestgehend außen vor. Vielleicht, weil sich die Bebentätigkeit der letzten Tage auf ein moderates Niveau eingependelt hat. Täglich werden ca. 40 schwache Erschütterungen detektiert. Die Bodenhebung nimmt weiter zu, aber nicht mehr so schnell wie wir es in den letzten Monaten gewohnt waren. Das kann zwei Gründe haben: Zum einen kann einfach weniger Schmelze aufsteigen, zum anderen kann der Gegendruck im Magmenkörper so groß sein, dass es der Schmelze immer schwerer fällt aufzusteigen.

Ätna mit Aschepuff am 23.12.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Strombolianisch

Ätna erzeugt weitere Ascheeruption – Infraschalltätigkeit erhöht

Ein Tag vor Weihnachten wird Ätna immer munterer: Nachdem er vorgestern Asche aus der Bocca Nuova ausspie, war es heute der Südostkrater, der sich zu einer spontanen Ascheeruption hinreißen ließ. Wie das INGV heute in einer Notiz mitteilte, registrierte man um 01:17:38 UTC eine Explosion, bei der große Pyroklastischer gefördert wurde, die im Bereich des Schlackenkegels niederging. Außerdem stieg eine Aschewolke auf, die mehrere hundert Meter aufstieg und sich schnell verflüchtigte.

Eine Ohrenzeugin kommentierte den INGV-Bericht und schrieb, dass sie die nächtliche Explosion deutlich gehört hat und aus dem Schlaf aufschreckte. Sie war ein wenig besorgt, weil sie mit der Explosion nicht gerechnet hat. Die Explosion erzeugte dementsprechend ein starkes Infraschallereignis, das von allen Messstationen aufgezeichnet wurde.

Tatsächlich konnte ich mich heute zum ersten Mal seit Langem wieder in die Datenbank des LGS einloggen und die Daten einsehen. Auch die Seite mit den Livedaten zum Stromboli ist wieder online, was mich sehr freut!

Der Ätna emittiert auch sporadisch eine schwache Wärmestrahlung mit Leistungen im einstelligen MW-Bereich. Auf Satellitenfotos vom 18. Dezember erkennt man im Infrarotbereich zwei thermische Anomalien in der Bocca Nuova. Im Zuge der Eruption wurde eine minimale Bodenhebung von 0,1 µrad festgestellt.

Heute Mittag gab es einen weiteren Aschepuff aus dem Südostkrater. Bilder hiervon gehen durch die sozialen Medien, eine INGV-Meldung dazu steht noch aus.

In den letzten Tagen wurden auch wieder sporadisch Dampfringe gesichtet. Alles in allem sieht es so aus, als würde der Vulkan wieder munterer werden. Mich würde es nicht überraschen, wenn in nächster Zeit strombolianische Eruptionen einsetzen würden. Vielleicht entwickelt sich auch ein weiterer Paroxysmus. Die letzten beiden erscheinen in einem Abstand von 18 Tagen. Seit dem letzten Ausbruch sind bereits 22 Tage vergangen. So ein richtiger Rhythmus will sich derzeit offenbar nicht einstellen.

Island: Erdbeben auf Reykjanes und anderswo

Erdbeben am Fagradalsfjall, Katla und Bardarbunga

Die Erdbebentätigkeit auf Island ist weiterhin hoch, wobei es in den letzten 24 Stunden nicht nur Erschütterungen am Dyke auf Reykjanes gab, sondern auch unter den Gletschervulkanen Katla und Bardarbunga. An diesem Vulkan manifestierte sich sogar der stärkste Erdstoß: Er hatte eine Magnitude von 3,4 und ein Hypozentrum in 2,7 km Tiefe. Unter der Katla-Caldera, die vom Gletscher Myrdalsjökull bedeckt ist, kam es zu einem kleinen Schwarmbeben. Die Beben fokussierten sich auf den östlichen Calderarand. Betrachtet man die GPS-Daten, dann sieht man, dass die Höhenangaben oft schwanken und in Bezug auf Bodenhebung längerfristig keinen eindeutigen Trend ergeben. Dafür gab es in den letzten Wochen aber einen horizontalen Versatz von gut 3 cm.

Auch auf Reykjanes halten die Erdbeben an. In den letzten Stunden wurden nicht ganz so viele Erdbeben wie am vorherigen Tag registriert, doch das könnte erneut dem schlechten Wetter geschuldet sein. Auffällig ist, dass sich die Bebenaktivität jetzt nicht nur auf das Gebiet des Dykes konzentriert, sondern dass auch wieder vermehrt Erdbeben am Fagradalsfjall festgestellt werden. Leider sind die GPS-Messgeräte direkt am Vulkan offline, doch eins an der Südküste vor dem Fagradalsfjall überträgt Daten und zeigt eine schwache Bodenhebung. Diese geht im Bereich von Svartsengi wie in den letzten Wochen gewohnt weiter. Auf dem Graphen mit der Jahresübersicht sieht man sehr schön, dass die Kurve jetzt nach der Eruption wieder steiler verläuft als in den Tagen vor dem Ausbruch. Auf Jahressicht erkennt man, dass es zwar zwei Rücksetzter gab, als die Eruption und die Dykebildung einsetzten, doch ansonsten hob sich seit Mitte Oktober der Boden ungebremst. Magma sammelt sich in einem Magmenkörper unter Svartsengi. Seine Ausdehnung ist nicht bekannt, wird meiner Meinung nach aber deutlich größer sein, als man bisher im Allgemeinen annimmt. Nach wie vor gibt es ein hohes Eruptionsrisiko.

Grindavikings dürfen Weihnachten zuhause verbringen

Dessen ungeachtet wurden den Grindavikings freigestellt, Weihnachten in ihren Häusern zu verbringen. Diese Entscheidung wurde wohl aus rechtlichen Gründen getroffen, weil es laut gesetzlichen Regelungen auf Island eine zeitliche Befristung für Evakuierungsmaßnahmen gibt. Zwar dürfen die Bewohner der Stadt in ihre Häuser zurückkehren, aber Besuchern ist das Übernachten nicht gestattet. Die Behörden weisen explizit darauf hin, dass die Erdbewegungen noch nicht gestoppt sind und dass es jeder Zeit zu weiteren Ereignissen wie Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Spaltenbildungen kommen kann. Was mich allerdings wundert, ist, dass man über die rechtlichen Beschränkungen der Zwangsmaßnahmen nicht früher diskutiert hat.

Lewotobi Lakilaki eruptiert am 23.12.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -8.53122.77 | Aktivität: Ascheemission

Lewotobi Lakilaki auf Flores erzeugt Aschewolken

In Indonesien ist der Vulkan Lewotobi Lakilaki (nicht verwechseln mit Lewotolok) aktiv geworden und eruptiert Aschewolken. Laut VAAC Darwin erreichen sie eine Höhe von 3300 m über dem Meeresspiegel und driften mit dem Wind in Richtung Westen. Das VSI berichtet, dass die Asche 1500 m über Kraterhöhe aufsteigt, was sich letztendlich in etwa mit den Angaben des VAACs deckt. Für den Flugverkehr besteht nur eine geringe Gefahr, und bestenfalls werden tief fliegende Flugzeuge gezwungen, einen Bogen um den Vulkan zu machen. Dennoch steht die Alarmstufe für den Flugverkehr auf „Orange“.

Der Lewotobi zeigte in den letzten drei Monaten eine Zunahme der Seismizität, die allerdings nicht so stark war, als dass sie besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte. Beim VSI kann man die täglichen Tätigkeitsberichte einsehen. Demnach gab es nur an wenigen Tagen mehr als 10 Erdbeben, von denen die meisten tektonischer Natur waren. Spitzenreiter der seismischen Aktivität war der 16. Dezember, als man 18 Beben registrierte. Von diesen Beben waren 10 vulkanischer Natur. Einen Tag später setzte das VSI die Warnstufe auf „Gelb“ hoch.

Auffällig waren allerdings sporadische Tornillos. Diese besonderen Erdbeben, die nur selten auftreten, fielen den Geowissenschaftlern das erste Mal im Zusammenhang mit der Eruption des Vulkans Galeras auf, der 1993 überraschend eruptierte. Ausgerechnet, als sich Vulkanologen, die sich zu einer Konferenz in Kolumbien zusammengefunden hatten, im Krater aufhielten. 9 Personen starben, viele wurden verletzt. Erst nach dieser Katastrophe stieß man auf die schraubenförmige seismischen Signale in den Seismogrammen und interpretierte sie als Vorboten der Eruption, so wie es nun auch der Fall am Lewotobi war.

Zuletzt eruptierte der Lewotobi im Jahr 2003. Eine unbestätigte Eruption könnte sich 2015 zugetragen haben. Bei dem Vulkan handelt es sich genaugenommen um einen Doppelvulkan, dessen beide Gipfel nur 2 km auseinander liegen. Bei den Indonesiern bilden sie ein Paar und sind als „Ehemann und Ehefrau“ Vulkan bekannt. Ein Gipfel wird Lakilaki (Ehemann) genannt, der andere Perempuan. Sie fördern basaltischen Andesit und Andesit und sind auch für ihre Lavadomtätigkeit berüchtigt.

Steinzeit

Steinzeit und Evolution: Wie der Mensch zum Menschen wurde

Die Steinzeit war eine Epoche in der Menschheitsgeschichte, die sich durch die Verwendung von Steinwerkzeugen auszeichnete. Sie dauerte ungewöhnlich lange und erstreckte sich über einen Zeitraum von gut 2,6 Millionen Jahren. Sie begann lange, bevor es den modernen Menschen gab. Schon die ersten Vertreter der Gattung Homo, der Homo habilis, benutzen Steine als Werkzeuge und Waffen. Steine begleiteten den Menschen also während seiner Evolution, was den Geologen natürlich besonders freut. Tatsächlich erwarben sich bereits die frühen Menschen wichtige Kenntnisse über Gesteine: wofür sie sich nutzen lassen, wie man sie bearbeitet und wo man sie findet. Von besonderem Interesse waren Gesteine mit einem muschligen Bruch wie Hornstein, Flint oder Obsidian. Aus ihnen konnte man prima Faustkeile, Äxte, Schaber, Pfeilspitzen und rasiermesserscharfe Klingen herstellen. Und Feuersteine dienten zum Entzünden von Feuer. Steinwerkzeuge wurden aber nicht nur aus  den oben genannten Gesteinen hergestellt sondern auch aus vulkanischen Gesteinen wie Basalt und Trachyt oder Diabas und Quarzit.




Zu Beginn der Steinzeit bearbeitete der Mensch nicht nur Steine, sondern wohnte auch in ihnen. Na, ok, nicht direkt in Steinen, aber in natürlich entstandenen Felshöhlen. Sie boten oftmals den einzigen Schutz vor den Unbilden der Natur. Erst später lernte er feste Häuser zu bauen, das geschah vermutlich erst vor ca. 15.000 Jahren, als man anfing, sesshaft zu werden. Der frühe Mensch war Nomade und durchstreifte das Land auf Suche nach Beute und Pflanzen. Bevor er anfing in Häusern zu wohnen, baute er Zelte und einfache Unterschlupfe aus Tierhaut, Lehm und Ästen.

In der Jahrmillionen umfassenden Epoche der Steinzeit blieben zwar die Steine gleich, doch der Mensch entwickelte sich weiter. Einige der Entwicklungslinien endeten in Sackgassen und starben aus, andere vermischten sich untereinander und erwiesen sich als Erfolgsmodell. Die Entwicklung des Menschen wurde dabei von sich ändernden Umweltbedingungen vorangetrieben. Einmal, weil die nomadisierenden Menschen selbst in verschiedene Klimazonen vordrangen, ein anderes Mal, weil sich tatsächlich das Klima änderte und sich Warmzeiten mit Eiszeiten abwechselten.

Die verschiedenen Entwicklungslinien des Menschen waren:

  1. Homo habilis: Homo habilis war eine der frühesten Arten der Gattung Homo und lebte vor etwa 2,4 bis 1,4 Millionen Jahren. Sie wurden wegen ihrer Fähigkeit zur Herstellung von Steinwerkzeugen, die sie wahrscheinlich zum Schlachten von Tieren und zum Bearbeiten von Pflanzenmaterial verwendeten, als „Handy Man“ bezeichnet.
  2. Homo erectus: Homo erectus lebte vor etwa 1,9 Millionen bis 70.000 Jahren und verbreitete sich weit über Afrika hinaus. Sie waren bekannt für ihre fortschrittlicheren Steinwerkzeuge und ihre Fähigkeit zur Nutzung des Feuers.
  3. Neandertaler (Homo neanderthalensis): Die Neandertaler lebten vor etwa 400.000 bis 40.000 Jahren, hauptsächlich in Europa und Teilen Asiens. Sie waren eng mit modernen Menschen (Homo sapiens) verwandt und hatten eine eigene kulturelle und technologische Entwicklung.
  4. Frühe Homo sapiens: Die ersten Vertreter der Art Homo sapiens, zu der auch moderne Menschen gehören, erschienen vor etwa 300.000 Jahren. Während der mittleren und späten Steinzeit (Mesolithikum und Neolithikum) entwickelten sie fortgeschrittene Werkzeuge, Techniken zur Landwirtschaft und Viehzucht und begannen, sesshaft zu werden.

Lange Zeit waren Steine die härtesten Werkstoffe, die der frühe Mensch bearbeiten konnte. Ansonsten wurden Holz, Pflanzenfasern, Tierknochen und Hörner, Muscheln, Zähne und Leder verwendet. In der Spätsteinzeit kamen Tongefäße und Keramiken hinzu.

Die Fähigkeit, verschiedene Materialien für spezifische Zwecke zu nutzen und zu verarbeiten, war ein wichtiger Schritt in der technologischen Entwicklung der Menschheit während der Steinzeit.

Die Steinzeit ist in verschiedene Abschnitte unterteilt und endet, als der Mensch anfing Metallwerkzeuge zu benutzen. Die ersten nutzbaren Metalle waren Kupfer und Bronze. Kupfer verwendete man überwiegend in einer Übergangsperiode zwischen Steinzeit und Bronzezeit. Ihr wird aber nur von einigen Autoren eine eigene Epoche zugeschrieben. Daher folgt auf die Steinzeit die Bronzezeit. Dauerte die Steinzeit mehrere Millionen Jahre, entwickelten sich die metallurgischen Fähigkeiten des Menschen geradezu rasant: Die Bronzezeit dauerte in Europa nur ca. 2800 Jahre lang. Sie begann um 3200 v. Chr. und endete um 600 v. Chr., als der Mensch anfing Eisen zu nutzen.

Die Steinzeit endete in verschiedenen Teilen der Welt zu unterschiedlichen Zeiten, je nachdem, wann die Menschen begannen, Metalle wie Kupfer, Bronze und schließlich Eisen zu verwenden.

Die Steinzeit wird normalerweise in drei Hauptperioden unterteilt:

  • Die Altsteinzeit (Paläolithikum): Dieser Zeitraum begann vor etwa 2,6 Millionen Jahren und endete vor etwa 10.000 Jahren. Während dieser Ära waren die Menschen Nomaden, die als Jäger und Sammler lebten. Sie verwendeten einfache Steinwerkzeuge und beherrschten das Feuermachen.
  • Die Mittelsteinzeit (Mesolithikum): Dieser Übergangszeitraum folgte der Altsteinzeit und dauerte etwa von 10.000 bis 6.000 v. Chr. Während dieser Zeit begannen die Menschen, sesshaft zu werden und erlernten Techniken zur Herstellung komplexerer Werkzeuge.
  • Die Jungsteinzeit (Neolithikum): Diese Ära begann etwa vor 6000 v. Chr. und dauerte bis um das Jahr 3.000 v.Chr. und markierte den Übergang zur Landwirtschaft und Viehzucht. Die Menschen begannen, sesshaft zu werden, Felder anzulegen, Nutztiere zu züchten und Werkzeuge aus Stein, Knochen und später aus Keramik herzustellen.

Doch um Keramiken herzustellen oder Metall zu verarbeiten, musste der Mensch lernen, das Feuer zu beherrschen. Es war wahrscheinlich einer der wichtigsten Entwicklungsschritte des Menschen. Feuer bedeutete Wärme und Licht im Dunklen, es vertrieb wilde Tiere und half, Nahrung bekömmlicher zu machen. Archäologen gehen davon aus, dass bereits frühe Hominiden vor 1 – 1,5 Millionen Jahren lernten Feuer zu machen. Zuerst nutzen sie natürlich entstandenes Feuer, das etwa durch Blitzschlag entstanden war. Dann entwickelten sie die ersten Feuererzeuger. Feuer war auch eine Grundvoraussetzung zur Besiedlung der gemäßigten Zonen und für das Überleben während der Kaltperioden.

Die Steinzeit war eine entscheidende Periode in der Geschichte der Menschheit, in der grundlegende Technologien und Fähigkeiten entwickelt wurden, die die Grundlage für spätere Entwicklungen legten. Die Erfindung der Landwirtschaft und die damit verbundene Sesshaftigkeit hatten einen besonders tiefgreifenden Einfluss auf die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der menschlichen Gesellschaften.

Infobox

Warum Steinzeit?

Warum sich ein Vulkanexperte für die Steinzeit interessiert? Ganz einfach: Man geht davon aus, dass sich die frühen Hominiden in Ostafrika entwickelten und dort die Wiege der Menschheit liegt. Ostafrika ist auch der Ort, in dem ein neuer Ozean entstehen könnte. Die Rede ist vom Ostafrikanischen Riftvalley: Tektonische Prozesse spalten den afrikanischen Kontinent auf einer Länge von 6000 Kilometern, und einer Theorie zufolge könnte dieser Prozess früher Primaten dazu veranlasst haben, den aufrechten Gang zu entwickeln. Durch die Bildung des Rifts wandelte sich die Landschaft, und Bäume wichen hohem Gras. Klettern war nicht mehr gefragt. Dafür konnte der aufrechte Gang helfen, das Grasland zu überblicken. Tektonik als Motor der Evolution. Die tektonischen Prozesse brachten auch viele Vulkane hervor, und die vulkanischen Gesteine dienten bevorzugt zur Herstellung der Steinwerkzeuge. Besonders gefragt war das vulkanische Glas Obsidian, aus dem sich rasiermesserscharfe Klingen herstellen lassen. Last, but not least gibt es im Ostafrikanische Riftvalley bedeutende Fundstätten früher Hominiden, die ich auf meinen Reisen dorthin bereits besucht habe.

Island: weitere Bodenhebung am 22.12.23 bestätigt

Eruptionsspalte ruhig – Bodenhebung geht weiter

Nun wurde auch von offizieller Seite ein (vorläufiges) Ende der eruptiven Aktivität entlang der neu gebildeten Eruptionsspalte bestätigt. Allerdings sagen die Spezialisten vom IMO, dass es noch zu früh sei, um Entwarnung zu geben: Die Spalte könnte in einem neuen Ausbruch reaktiviert werden oder es könnten neue Spalten in dem Areal auf Reykjanes entstehen. Die Bodenhebung war infolge der Eruption um 8 cm zurückgegangen, allerdings war der Boden zuvor um ca. 40 cm angehoben worden, was auf eine entsprechend große Magmenakkumulation im Untergrund zurückzuführen gewesen war. Es wurde also nur ein kleiner Teil des Magmas eruptiert, das sich in den Wochen zuvor angesammelt hatte. Es ist aber unklar, wieviel von dem Magma noch als eruptionsfähige Schmelze vorliegt. Ein Teil könnte sich schon soweit verfestigt haben, dass es nicht mehr ausbrechen kann. Nichtsdestotrotz scheint mir die Gefahr noch nicht vorüber sein, denn an praktisch allen Messstationen, an denen wir in den letzten Wochen Bodenhebung gesehen haben, wird der Trend fortgesetzt, und zwar mit ähnlichen Raten wie zuvor, was jetzt ebenfalls von den Vulkanologen vorsichtig bestätigt wurde, indem sie meinten, sie sehen erste Trends, dass die Hebung anhält.

Gestern Abend war es aus seismischer Sicht relativ ruhig entlang des magmatischen Gangs, bis um Mitternacht neue Erdbeben einsetzten. Unklar ist, ob die vermeintliche seismische Lücke tatsächlich existiert, oder ob es wieder Schwierigkeiten mit der Datenübertragung im seismischen Netzwerk gegeben hat. Die anhaltende Seismizität direkt nach einer Eruption ist eigentlich untypisch, wenigstens wenn man die letzten drei Eruptionen auf Reykjanes als Vorbilder nimmt. Die Seismizität geht einher mit der Bodenhebung, und beides sind Indizien für Magmenbewegungen im Untergrund. Tatsächlich gibt es heute auch vermehrt Erdbeben unter dem Fagradalsfjall.

Wenn der Magmenzustrom in der Tiefe gleich bleibt, hat er in 10 bis 14 Tagen wieder das Bodenhebungsniveau wie vor den letzten beiden Ereignissen (Rifting und Eruption) erreicht und die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Eruption oder Dykebildung nimmt zu. Davon abgesehen kann es auch jeder Zeit zu einem neuen Ausbruch kommen, ohne dass das gleiche Bodenhebungsniveau erreicht ist.

Die isländischen Vulkanologen sehen Parallelen zur Krafla-Eruption, bei der es innerhalb von mehreren Jahren zu gut einem Dutzend kurzlebiger Ausbrüche an einem Spaltensystem kam. Island kommt wohl nicht mehr so schnell zur Ruhe!