Campi Flegrei mit Anstieg der Bodenhebung – Bericht vom 06.12.23

Erdbebenaktivität der Campi Flegrei gering – Bodenhebung stieg trotzdem

Solfatara Campi FlegreiGestern veröffentlichte das INGV das neue Wochenbulletin zur Caldera Campi Flegrei in Süditalien. Der Vulkan zeigte sich im Beobachtungszeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember von seiner ruhigen Seite und erzeugte nur 3 Erdbeben. Das ist ein denkwürdig niedriger Wert. Es sieht so aus, als wären bei der starken Erdbebensequenz erst einmal alle Spannungen im Untergrund abgebaut worden. Dennoch ist die Ruhe nur äußerlich bedingt, denn im Untergrund des Vulkans sind weiterhin magmatische Fluide tätig, die den Boden anheben. Nachdem sich die Bodenhebung nach der Erdbebensequenz deutlich verringerte und von Mitte Oktober bis Anfang November nur 4 mm im Monat betrug, stieg sie wieder an und belief sich während des genannten Beobachtungszeitraums auf 10 mm im Monat. Damit sind wir zwar noch ein Stück weit von den 15 mm pro Monat entfernt, die wir während des Sommers beobachten konnten, doch der Anstieg verdeutlicht, dass die Caldera noch nicht zur Ruhe gekommen ist. Auch wenn kein medialer Alarmismus mehr herrscht, bleibt ein gewisses Ausbruchsrisiko bestehen. Davon zeugt auch der langjährige leicht steigende Trend des Kohlendioxid-Ausstoßes, dessen Ursprung zumindest teilweise magmatisch ist. Signifikanten Änderungen in den geochemischen Parametern gab es während des Beobachtungszeitraums aber nicht. Die Temperatur der Hauptfumarole bei Pisciarelli lag weiterhin bei 95 Grad. Im Becken um die Fumarole sammelte sich wieder Kondensat an, so dass man wieder von einem Schlammpool sprechen kann.

Generell wird die aktuelle Hebungsphase von den meisten Geowissenschaftlern nicht als direktes Anzeichen einer sich zusammenbrauchenden Eruption gesehen, sondern als eine weitere Phase des Bradyseismos. Dass auch dahinter letztendlich sehr wahrscheinlich eine Magmenakkumulation in der Tiefe steckt, heißt nicht, dass es mittelfristig zwangsläufig zur Eruption kommt. Doch auch ohne einen Vulkanausbruch ist es ein phantastisches Naturphänomen, das weiterer Forschungen bedarf. Vielleicht steckt ja ein vergleichbares Phänomen hinter anderen starken Bodenhebungsphasen, die uns in den letzten Monaten in Atem gehalten haben. Sollte dem so sein, müsste in diesen Regionen bald eine deutliche Subsidenz einsetzten, denn im Gegensatz zu Magma, das sich im Untergrund akkumuliert, fließen die Fluide, die als Motor des Bradyseismos vermutet werden, nach einiger Zeit wieder ab und der Boden senkt sich.

Wärmerekord: 2023 wird das wärmste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnung

Global betrachtet wird 2023 das wärmste Jahr des Industriezeitalters – Ökosysteme stehen vor Kollaps

Schon lange wird es gemunkelt, doch jetzt scheint es Gewissheit zu sein, obwohl das Jahr 2023 noch nicht zu Ende ist: Es wird global betrachtet das wärmste Jahr des Industriezeitalters werden und damit einen traurigen Rekord aufstellen. Weltweit betrachtet lagen die Durchschnittstemperaturen bis einschließlich November um 1,46 Grad höher als im vorindustriellen Referenzzeitraum.

Der Rekord wird sich laut NOAA mit einer 99 prozentigen Wahrscheinlichkeit einstellen. Damit das nicht so ist, würde es einen sehr kalten Dezember brauchen, was laut EU-Klimawandeldienst Copernicus aufgrund des Klimaphänomens El Ninio aber nicht zu erwarten sei.

Damit ist fast die 1,5 Grad-Marke erreicht, auf die man laut Pariser Abkommen die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts begrenzen wollte. Dass dieses Ziel weit verfehlt werden wird, ist mittlerweile ebenfalls gewiss.

Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Change Service (C3S), betonte, dass 2023 Temperaturrekorde für mehrere Monate aufgestellt habe, einschließlich des Novembers mit Tagen, an denen die Temperaturen um zwei Grad über den vorindustriellen Werten lagen.

Carlo Buontempo, Direktor des C3S, erklärte, dass solange die Treibhausgaskonzentrationen weiter steigen, ein Anstieg der Temperaturen sowie verstärkte Auswirkungen von Hitzewellen und Dürren zu erwarten sind. Aktuelle Berichte zum globalen Kohlenstoffbudget zeigen, dass die CO2-Emissionen aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdöl und Erdgas im Jahr 2023 voraussichtlich mit 36,8 Milliarden Tonnen einen neuen Höchststand erreichen werden – ein Anstieg von 1,1 Prozent im Vergleich zu 2022 und 1,4 Prozent im Vergleich zu 2019 vor der Corona-Pandemie. Das zeigt deutlich, wie wenig die bisherigen Anstrengungen dem Klimawandel zu begegnen fruchten. Bei einer weiter rasant ansteigenden Weltbevölkerung ist davon auch nicht auszugehen.

Dabei ist der Klimawandel nur eines von mehreren globalen Umweltproblemen. Umweltverschmutzung, Abholzung, Waldsterben, Ausbeutung von Bodenschätzen, Versalzung von Böden und Erosion bedingen bereits ein Artensterben unbeschreiblichen Ausmaßes. Da in der Ökosphäre praktisch alles mit allem zusammenhängt, drohen bereits jetzt mehrere Ökosysteme endgültig zu kippen, was eine Kettenreaktion mit sich bringen könnte. Neben den arktischen Eiswelten und korallenbasierten Meeresökosystemen ist selbst der Amazonas-Regenwald stark gefährdet. Besonders in Brasilien herrscht seit Monaten eine der schlimmsten je aufgezeichneten Dürren im Regenwald, während es in Nachbarstaaten gerade Land unter heißt.

Merapi mit pyroklastischen Strömen – News vom 05.12.23

Pyroklastische Ströme am Merapi auf Java – Opferzahlen am Marapi auf Sumatra gestiegen

Jetzt ist es soweit und die Verwirrung wird komplett, da in Indonesien nun zwei namensähnliche Vulkane für Schlagzeilen sorgen: Die Rede ist von den beiden Vulkanen Merapi (Java) und dem Marapi (Sumatra), von dem es auch noch 2 Manifestationen gibt, denn neben dem aktuell aktiven Marapi gibt es auch noch einen weiteren Marapi, der zusammen mit dem Dempo einen Doppelgipfel bildet und im Süden Sumatras liegt. Ihr seht, die Situation birgt ein großes Potenzial maximaler Konfusität, der ich selbst auch schon zum Opfer gefallen bin. Aber der Reihe nach:

Der Merapi auf Java ist seit Anfang des Monats besonders munter und erzeugt neben den Abgängen glühender Schuttlawinen auch vermehrt pyroklastische Dichteströme. Das geht aus Meldungen des BPPTKG auf Twitter hervor, während man auf den offiziellen Webseiten des Vulkanologischen Dienstes Indonesiens (VSI/MAGMA) und der Bergbaubehörde dazu nur beiläufige Notizen in den tagesaktuellen Meldungen liest. So wurden am 1. Dezember zwei pyroklastische Dichteströme beobachtet. Gestern wurden vier dieser Ereignisse gezählt. In meinem letzten Update zum Merapi hatte ich noch darauf hingewiesen, dass die zahlreichen Hybriderdbeben, die seit Monaten am Vulkan registriert werden, auf Magmenaufstieg hindeuten, was den Dom wachsen lässt, und die Wahrscheinlichkeit für die Generierung pyroklastischer Ströme groß sei. Die hybriden Erdbeben gibt es immer noch, auch wenn ihre Anzahl leicht zurückgegangen ist: Täglich werden mehr als 200 dieser Erdbeben registriert.

Die Vulkanologen brachten auch ein neues Wochenbulletin der Geschehnisse der letzten Novemberwoche heraus. Nachdem wir lange auf neue Daten zum Volumen der Lavadome warten mussten, wurden diese tatsächlich Mitte November neu vermessen. Während sich der zentrale Dom praktisch nicht veränderte, gab es ein deutliches Wachstum der südwestlichen Kuppel. Ihr Volumen betrug 3.348.600 Kubikmeter. Der mittlere Dom hatte ein Volumen von 2.358.000 Kubikmeter. Im August beliefen sich die Werte noch auf 2.858.600 Kubikmeter (Südwestdom) und 2.355.100 Kubikmetern.

Opferzahlen am Marapi auf 22 geklettert

Während die Geschehnisse am Merapi momentan keine Menschen unmittelbar gefährden, sah es bei der spontanen Eruption am Marapi anders aus. Bereits gestern berichtete ich von 13 Todesopfern, heute wurde die Zahl auf 22 erhöht. Rettungstrupps haben 9 weitere Todesopfer am Vulkan entdeckt. Dass es kein Spaß ist, in den Ausläufern einer größeren Eruption zu geraten, verdeutlichen die Videos von verletzten Überlebenden, die in unserer FB-Gruppe „volcanoes and volcanism“ geteilt wurden. Da hier Kinder und Jugendliche mitlesen, binde ich an dieser Stelle nur eines der harmloseren Videos ein.

Erdrutsch in Tansania löst Naturkatastrophe aus

Starke Regenfälle in Tansania verursachen Erdrutsch – Mindestens 68 Menschen tot

Seit Wochen gibt es in Ostafrika schwere Regenfälle, die Überflutungen und Erdrutsche auslösen. Viele Gegenden sind überflutet und es gab viele Todesopfer. Gestern kam es dann im Norden von Tansania zu einem ungewöhnlich großen Erdrutsch, bei dem mindestens 68 Menschen starben. Offiziellen Angaben zufolge wurden 116 Personen verletzt. Gut 350 Rettungskräfte befinden sich auf der Suche nach weiteren Vermissten, die vermutlich unter den Erdrutschmassen begraben liegen. Ihre Überlebenschancen stehen schlecht und werden von Stunde zu Stunde geringer. Die Opferzahlen werden also sehr wahrscheinlich weiter steigen.

Die Bezirkskommissare Janeth Mayanja und Königin Sendiga bestätigten die Zahlen und befürchten weitere Opfer, da viele Straßen durch Schlamm und umgestürzte Bäume blockiert sind.

Die tansanische Präsidentin Samia Suluhu Hassan hatte angekündigt, die Regierung werde für die Beerdigungskosten der Opfer aufkommen. Sie äußerte sich in einem Statement während ihrer Teilnahme an der COP28-Klimakonferenz in Dubai.

Die Region Ostafrika leidet unter massiven Regenfällen und Überschwemmungen infolge des El Niño-Phänomens. Somalia, Ruanda und andere Länder in der Region sind betroffen, was zu einer Million Vertriebenen und Hunderten von Todesopfern geführt hat.

Das Horn von Afrika ist stark vom Klimawandel betroffen, der extreme Wetterereignisse wie Dürren und heftige Regenfälle verstärkt. Die Region leidet seit Jahren unter starken klimatischen Veränderungen, wobei die Auswirkungen durch den Klimawandel verschärft werden.

Afrikanische Führungspersönlichkeiten drängen auf neue globale Steuern und Änderungen bei internationalen Finanzinstitutionen, um Maßnahmen zum Klimaschutz zu finanzieren. Auf dem COP28-Gipfel wurde die Einführung eines „Loss and Damage“-Fonds gefeiert, jedoch ohne konkrete Details. Die Weltgemeinschaft bleibt hinter den Zielen des Pariser Abkommens zurück, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Wissenschaftler prognostizieren, dass die Auswirkungen des aktuellen El Niño bis Ende 2023 und darüber hinaus zu spüren sein werden. Auch wenn die Regenfälle durch das beschriebene Klimaphänomen verstärkt worden sind, gilt zu beachten, dass gerade Regenzeit in Ostafrika herrscht. Zuvor fielen 2 große Regenzeiten aus und die Region litt unter einer Dürre. Nicht vergessen darf man, dass die aktuellen Extremwetterlagen auch noch von den Auswirkungen des Hunga-Tonga-Ha’apai-Vulkanausbruches beeinflusst werden könnten.

Wasserstoff als Heilsbringer?

In Bezug auf die Weltklimakonferenz sind die Aktionsbeteuerungen der Regierungschefs ja schön und gut, doch wie Klimaschutzprojekte finanziert werden sollen, bleibt besonders in Deutschland rätselhaft. Genauso wenig verstehe ich die Konzepte unserer Verantwortlichen. Wie gedenkt man, nach dem Ausstieg aus Kohle, Öl, Erdgas und Atomkraft die Energieversorgung sicherzustellen, wenn einmal Wind und Sonne ausbleiben? Besonders in der dunklen Jahreszeit, wenn Strom aus Sonnenlicht kaum zur Verfügung steht und der Energieverbrauch am größten ist, könnte es in Deutschland knapp werden. In diesem Zusammenhang hört man immer wieder Wasserstoff als Alternative, aber kann das wirklich funktionieren? Tatsächlich sind das bis jetzt reine Zukunftsvisionen und man setzt auf den Bau neuer Erdgaskraftwerke, der allerdings nur schleppend vorankommt. Sicherlich hofft man, später mal anstatt Erdgas Wasserstoff verstromen zu können, wobei man natürlich auch den Wirkungsgrad beachten muss. Man plant ja Wasserstoff in Nordafrika herzustellen indem man mit Sonnenenergie Elektrolyseure betreibt. Wasserstoff dient also als Speicher der Solarenergie. Dann erfolgt der Transport des hochflüchtigen Gases und die anschließende Verbrennung zur Stromerzeugung. Alternativ kann man den Wasserstoff auch mit Hilfe einer Brennstoffzelle verstromen. Beides hat einen Wirkungsgrad von ca. 50%. Bei der Elektrolyse gelingt es, etwa 60 bis 70% der Sonnenenergie mit Hilfe des Wasserstoffs zu speichern. Also bleibt im Idealfall ein Drittel der insgesamt eingesetzten Energie erhalten und steht zum Schluss als Strom zur Verfügung, wobei die zugrunde liegenden Photovoltaik Anlagen bereits nur einen Wirkungsgrad von maximal 30 Prozent haben. Im Endeffekt benötigt man wahrlich gigantische Solaranlagen die Massen an Wasserstoff herstellen und sehr Wahrscheinlich kostbares Trinkwasser in Wasserstoff verwandeln, ausgerechnet dort, wo Trinkwasser Mangelware ist. Mal einmal davon abgesehen, dass es Jahrzehnte dauern wird entsprechende Infrastrukturen zu schaffen, darf man sich Fragen, wie das bezahlt werden soll, was der Strom kosten wird und welche ökologischen Schäden das nach sich zieht?

Erdbeben M 5,1 am Kilauea

Starkes Erdbeben erschüttert Vulkan Kilauea auf Hawaii

Datum 04.12.2023 | Zeit: 03:53:49 UTC | Lokation: -155.204, 19.323 | Tiefe: 1,9 km | Mb 5,1

Am Montagabend ereignete sich um 17:54 Uhr HST auf Big Island Hawaii ein vergleichsweise starkes Erdbeben der Magnitude 5,1. Der Erdbebenherd lag in 2 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich auf der unteren Südostflanke des Vulkans Kilauea. Oberhalb der Küstenebene gibt es eine große Störungszone, an der sich die gesamte Vulkanflanke langsam Richtung Meer verschiebt. Die Geowissenschaftler vermuten daher, dass der Erdstoß mit diesem tektonischen Prozess in Zusammenhang stand und nicht vulkanischen Ursprungs war. Uneinigkeit herrschte zunächst bei der Festlegung der Magnitude. Das automatische System zeigte erst eine Magnitude von 4,9 an. Dann wurde sie auf 4,5 abgesenkt, um dann auf den endgültigen Wert 5,1 angehoben zu werden. Zudem gab es ein Nachbeben M 3,0.

Das USGS Hawaiian Volcano Observatory berichtete, dass Wissenschaftler infolge des Erdbebens „keine erkennbaren Veränderungen der Aktivität in Kīlauea sehen“. „Die Größe und der Ort dieses Erdbebens deuten darauf hin, dass es mit flachen Bewegungen im Pali-System der Südflanke des Vulkans Kīlauea zusammenhängt und nicht direkt mit vulkanischer Aktivität zusammenhängt“, gab das HVO in einem Statement bekannt.

Der Erdstoß konnte praktisch auf der ganzen Insel wahrgenommen werden und bei den Behörden gingen mehr als 200 Meldungen des Erdstoßes ein. Am stärksten war es in Mountain View zu spüren gewesen. Größere Schäden gab es aber nicht. Trotzdem wurde vom Zivilschutz die Empfehlung ausgesprochen, dass Hausbesitzer ihre Gebäude kontrollierten und vor allem ein Auge auf die Versorgungsanschlüsse für Gas, Wasser und Strom zu werfen. Eine Empfehlung, die für jedes Erdbeben überall auf der Welt gilt.

Das Erdbeben wirkte sich bis jetzt tatsächlich nicht auf die vulkanisch bedingte Seismizität am Rand der Gipfelcaldera aus. Gestern ereigneten sich dort gut 50 schwache Erdstöße, und dem Wert nähert man sich heute ebenfalls wieder an. Es gilt zu beachten, dass aufgrund der Zeitverschiebung auf Hawaii noch Montag Abend ist. Das Erdbeben ereignete sich gerade einmal von 4 Stunden.

Island: Erdbebenaktivität bleibt am 04.12.23 erhöht

Weiterhin viele Erdbeben – Bodenhebung mit Rücksetzer

Die Erdbebentätigkeit am magmatischen Gang bei Grindavik bleibt hoch. Gestern gab es um 500 Erschütterungen. Heute Nacht wurden wieder um 180 Erdbeben detektiert. Das Stärkste brachte es auf M 2,6. Dieses Beben lag 2,9 km nördlich von Grindavik, also ungefähr im Bereich vom Hagafell. Schaut man sich die Shakemap an, dann erkennt man, dass die Bebentätigkeit heut hoch bleibt. Auffällig sind auch mehrere Beben, die bis vor die Küste Grindaviks liefen und das Südwestende des Gangs markieren dürften. Ganz zum Ende gekommen scheinen mir die Magmenbewegungen hier doch noch nicht gekommen zu sein. Auffällig ist auch, dass es nicht nur entlang des Gangs bebt, sondern auch an anderen Spaltensystemen auf der Reykjanes-Halbinsel. Besonders viele Beben gibt es im Bereich von Krýsuvík und am Bláfjallaskáli.

Normalerweise sollte man annehmen, dass die Bodenhebung weiterhin auf Augenhöhe mit der Seismizität ist, allerdings gab es in der letzten Messreihe wieder einen Rücksetzer der GPS-Werte, so wie wir es in den vergangenen Tagen bereits 2 Mal gesehen haben. Es stellt sich also die Frage, ob ein Messfehler vorliegt, oder ob die Bodenhebung tatsächlich einen Rücksetzer erhalten hat. Nach der nächsten Messung wissen wir mehr.

Der Geophysikprofessor Magnús Tumi Guðmundsson äußerte sich in einem Statement gegenüber dem Magazin Visir und meinte, dass keine Schmelze mehr in den Dyke zu fließen scheint. Statt dessen würde Magma unter Svartsengi aufsteigen und in 5 bis 6 km Tiefe einen Magmenkörper bilden. Die Ausbruchswahrscheinlichkeit sei gesunken, doch wenn es zu einem Ausbruch kommen sollte, hält er nach wie vor den Bereich bei Sundhnúka (Sýlingarfell) für einen wahrscheinlichen Ausbruchsort. Grund für die Annahme seien die bereits existierenden Aufstiegswege der Schmelze in den Dyke, die geschwächt sind und wieder aktiviert werden könnten, wenn der Druck im System steigt.

Mysteriöse Fußabdrücke am Kilauea auf Hawaii

Fußabdrücke am Kilauea auf Hawaii zeugen von überraschendem Vulkanausbruch

Der Kilauea auf Hawaii stand in den letzten Tagen häufig in den Schlagzeilen, weil er immer wieder Schwarmbeben erzeugt, die sich südlich der Gipfelcaldera ereignen. Sie gehen einher mit einer Anhebung des Bodens. Beide Phänomene hängen zusammen und werden von Magma verursacht, das im Fördersystem aufsteigt und eine Intrusion bildet. Obwohl die Seismizität fluktuiert und gestern wieder auf normalem Niveau angekommen war, scheint ein neuer Vulkanausbruch nur eine Frage der Zeit zu sein. Normalerweise bringen die Eruptionen auf Hawaii rotglühende Lava hervor, entweder in Form von Lavafontänen, die Lavaströme speisen, oder direkt als Lavaseen, die sich in steilen Pitkratern bilden. Diese Aktivitätsformen sind so typisch für die Vulkane Hawaiis, dass man sie auch als hawaiianische Eruptionen bezeichnet.

Dass es aber auch anders geht und nicht nur rotglühende Lava, sondern auch schwarzgraue Aschewolken gefördert werden können, davon zeugen 1.773 menschliche Fußabdrücke in versteinerten Ascheablagerungen in der Kau-Wüste im Südwesten des Vulkans Kilauea. Gleichzeitig sind sie ein Beleg dafür, dass bereits damals Menschen von Vulkanausbrüchen überrascht wurden, so wie es gestern am Marapi auf Sumatra der Fall gewesen war. Allerdings wurden die Fußabdrücke nicht etwa von Vulkantouristen hinterlassen, sondern von mindestens 441 Individuen, die während des Ausbruchs im Jahr 1790 durch die frische Vulkanasche liefen. Sie waren wahrscheinlich Mitglieder einer flüchtenden Kriegspartei und nicht alle überlebten die Durchquerung der Kauwüste.

Die Kauwüste ist eine trockene, öde Landschaft, die von Ascheschichten geprägt ist. Wenn es hier regnet, sind die Niederschläge häufig sauer, da sie die Schwefelgase des Vulkans auswaschen. Daher wächst in dieser Gegend des Vulkans nichts. In dieser Umgebung sind die versteinerten Fußabdrücke erhalten geblieben.

Die Fußabdrücke entstanden durch eine Mischung von Asche und Feuchtigkeit, die zu einer lehmigen Substanz wurde, in der die Menschen während einer Eruption gingen. Als diese Substanz austrocknete, blieben die Fußabdrücke erhalten.

Der Ausbruch hielt unter dem Namen „Keonehelelei“ Einzug in die Geschichtsbücher des hawaiianischen Archipels. Der Ausdruck „Keonehelelei“ bedeutet „fallender Sand“, beschreibend für die Asche, die weiträumig auf die Kau-Wüste niederging und kilometerweit sichtbar war.

Es wird angenommen, dass Häuptling Keoua und seine Armee auf ihrem Rückzug durch die Kau-Wüste vom Ausbruch überrascht wurden. Während die meisten Gruppen die Wüste unbeschadet passierten, wurde eine Gruppe von einer Gas- und Dampfexplosion getroffen und starb.

Es gibt unterschiedliche Berichte über die Anzahl der Todesopfer, und es bleibt unklar, was mit den Leichen passierte. Es wird vermutet, dass sie in den Kilauea geworfen wurden. Es wird auch darauf hingewiesen, dass die Menschen möglicherweise ohne Schuhe durch die Asche gingen, da diese weicher war als die harte Lava.

Obwohl die Geschichte der gefallenen Armee den Fußabdrücken im Hawaii Volcanoes National Park eine primäre Bedeutung verleiht, haben weitere Studien auch andere historische Merkmale in der Region aufgedeckt, einschließlich zahlreicher archäologischer Stätten aus verschiedenen Zeiträumen.

Marapi: Tote nach Vulkanausbruch

Starke Eruption am Marapi – Mindestens 11 Vulkanwanderer tot

Gestern gab es (wie berichtet) am indonesischen Vulkan Marapi einen größeren Vulkanausbruch, bei dem Vulkanasche bis auf 15 km Höhe aufstieg. Auch heute noch steigen Aschewolken auf, die laut VAAC eine Höhe von 4600 m über dem Meeresspiegel erreichen und in Richtung Südosten driften. Bei der großen Eruption gestern – die ohne vorherige Warnzeichen kam – starben mindestens 11 Wanderer, die im Gipfelbereich des Vulkans unterwegs waren. In den lokalen Medien heißt es, dass 12 Personen noch vermisst werden.

Rettungskräfte haben intensiv nach Überlebenden gesucht und drei lebend gefunden wurden. 49 Wanderer erlitten Verletzungen wie Verbrennungen und Knochenbrüche. Sie konnten vom Kraterbereich geborgen werden oder haben ihn aus eigenen Kräften verlassen.

Die Bergungsaktion war herausfordernd, da der laufende Ausbruch eine Rettungsaktion per Hubschrauber unmöglich machte. Etwa 120 Retter waren an der Suche beteiligt, wobei einige Wanderer zu Fuß den Berg hinuntergetragen wurden. Die Überlebenden, darunter Zhafirah Zahrim Febrina, eine gerettete Wanderin, zeigten deutliche Zeichen von Schock und Verletzungen.

Febrina, deren Gesicht verbrannt und Haar mit Asche verfilzt war, flehte in einer Smartphone-Videobotschaft um Hilfe für sich und ihre Mitwanderer. Sie und weitere Überlebende wurden ins Krankenhaus gebracht, während die Rettungsbemühungen aufgrund sporadischer Ausbrüche des Vulkans unterbrochen wurden.

Trotz des tragischen Vorfalls waren Febrinas Familie und andere erleichtert über die Rettung der Wanderin. Febrinas Mutter äußerte jedoch, dass sie ihrer Tochter keine erneute Bergbesteigung erlauben werde, selbst wenn sie darum bitten sollte.

Der Vulkan Marapi steht aktuell auf Alarmstufe „Orange“, während der Haupteruption galt Warnstufe „Rot“. Es wurde eine Sperrzone von drei Kilometern um den Krater verhängt. Das Geschehen zeigt einmal mehr, wie unberechenbar Vulkane sind, die als aktiv eingestuft werden. Vor dem Ausbruch stand der Marapi auf Warnstufe „Gelb“. Dennoch waren zahlreiche Wanderer auf dem fast 3000 Meter hohen Vulkan unterwegs. Erst im Januar gab es eine größere Eruptionsserie.

Indonesien liegt im Pazifischen Feuerring und ist bekannt für seine vulkanische und seismische Aktivität und zählt fast 130 aktive Vulkane im Land.

Island: Erneuter Anstieg der Seismizität am 03.12.23

Seismizität spielt JoJo – Landhebung ebenso

Die Seismizität entlang des magmatischen Gangs auf Reykjanes fluktuiert weiter. Man könnte auch sagen, dass sie JoJo spielt. Laut IMO gab es gestern 470 Erdstöße. In den ersten 6 Tagesstunden heute waren es bereits 320 Erdbeben, die vom seismischen Netzwerk der Reykjaneshalbinsel detektiert wurden. Während die Seismizität kurzfristig also wieder zunahm, reduzierte sich die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi etwas und nahm Werte von weniger als 1 cm innerhalb von 24 Stunden an.

In der isländischen Zeitung MBL meldete sich erneut der isländische Vulkanologieprofessor Þorvaldur Þórðarson zu Wort und übte ein wenig Selbstkritik, indem er sagte, dass er in dieser Angelegenheit bereits viel gesagt hätte (was nicht eingetreten ist), dennoch spekuliert er weiter und meint nun, dass es jetzt nicht zwangsläufig zu einer Eruption kommen müsse, obwohl er einen Satz vorher meinte, dass viel Schmelze vorhanden ist, die jederzeit ausbrechen könne.

Er sieht in den aktuellen Ereignissen eine Verlagerung von Magma aus einem tiefen Reservoir in einem flacheren und geht davon aus, dass im tieferen Magmenkörper genug Schmelze vorhanden ist, um die Menschen auf Reykjanes noch viele Jahre lang zu beschäftigen, evtl. sogar mehrere Jahrzehnte lang. Prinzipiell bestätigt er damit die Hypothese, die viele Wissenschaftler schon seit der ersten Fagradalsfjall-Eruption vertreten.

In dem Artikel sprach Þorvaldur auch an, dass es eine Verbindung zwischen den Vulkansystemen Fagradalsfjall und Svartsengi geben könnte. Eine Hypothese, die ich bereits seit der ersten Eruption am Fagradalsfjall vertrete, weil auch vor dieser Eruption das Magma zuerst unter Svartsengi aufstieg. Ich vermute, dass sich in 7-8 km Tiefe unter Svartsengi eine größere Magmenakkumulation befindet, von der aus die Schmelze entweder in den Sill unter Svartsengi steigt, der in ca. 4 km Tiefe vermutet wird, oder durch ein diagonal verlaufendes Fördersystem in Richtung Fagradalsfjall aufsteigt. Vermutlich hatte die Schmelze genau dies am 10. November vor, doch es kam nicht zur Eruption, sondern zur Entstehung des magmatischen Gangs. Vielleicht ist dabei der flacher gelegene Sill gar nicht ausgelaufen.

Þorvaldur Þórðarson vermutet weiter, dass die Schmelze auf dem tieferen Magmenkörper auch in Richtung Westen ausbrechen könnte und dann eine Eruption bei Eldvörp verursacht. Aber eins scheint mir klarer denn je: Im Endeffekt weiß niemand genau, was im Untergrund vorgeht. Jetzt rächt es sich, dass man vor den Ereignissen keine genaue gravimetrische Karte der Region angefertigt hat. Denn Schweremessungen könnten jetzt Aufschluss darüber geben, wohin die vermeintliche Schmelze im Untergrund migriert.