Island und Reykjanes – Update vom 06.11.23

Schwarmbeben hat nachgelassen- Bodenhebung unter Thorbjörn nimmt weiter zu

In den letzten 24 Stunden hat die Erdbebentätigkeit auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel nachgelassen, dennoch ist sie noch deutlich erhöht. Seit gestern Morgen haben sich gut 2000 Erschütterungen ereignen. Drei Erdbeben hatten über Magnituden über 3. Seit Beginn der massiven Schwarmbebentätigkeit am 25. Oktober waren es fast 19.000 Beben. Die Erdbeben sind Zeugnis eine massive Magmenintrusion unter Reykjanes und Modelle zeigen, dass es mehrere Intrusionen auf verschiedenen Höhenniveaus gegeben hat. Teilweise migrieren diese Gänge nun horizontal. Von daher ist es spekulativ, jetzt zu versuchen, einen potenziellen Ausbruchsort zu lokalisieren. Natürlich macht man es trotzdem und zuletzt haben sich die Augen auf den Bereich zwischen Thorsbjörn und Eldvörp gerichtet, weil hier aktuell die Bodenhebung mit 75 mm am höchsten ist. Tatsächlich verhielt es sich 2022 vor der Meradalir-Eruption ähnlich. Allerdings schreiben die Forscher von IMO, dass Daten, die seit dem 27. Oktober gesammelt wurden, zeigen, dass die mit diesem Inflationsereignis verbundene Volumenänderung fast das Doppelte der Volumenänderung erreicht hat, die mit den vier vorherigen Inflationsereignissen in derselben Region zwischen 2020 und 2022 verbunden war. Der Zufluss von Magma bzw. magmatischen Fluiden in den schwellenartigen Körper wird auf etwa 7 m3/s geschätzt, was etwa viermal größer ist als der höchste geschätzte Zufluss bei früheren Inflationsereignissen hier. Während die Inflation anhält, ist aufgrund zusätzlicher Spannungsänderungen in der Kruste mit einer erhöhten Seismizität in der Region zu rechnen.

Das Eldvörp-System

Da sich die Augen nun vom Fagradalsfjall abgewendet haben -obwohl ich nicht sicher bin, ob wir hier nicht doch noch einen Ausbruch sehen werden- und dem Eldvörp zugewendet haben, muss ich ein paar Worte zu diesem Spaltensystem verlieren: Bei Eldvörp handelt es sich um ein 10 Kilometer langes Spaltensystem westlich vom Thorbjörn, der während der Eiszeit unter der Gletscherbedeckung entstand. Ganz so lange ist die letzte Eruption im Bereich von Eldvörp noch nicht her, denn hier trat zuletzt im 13. Jahrhundert Lava aus. Insgesamt stammen drei große Lavafelder in diesem Teil Reykjanes aus dem Spaltensystem, von dem manche sagen, es wäre sogar 30 km lang. Bei diesen Lavafeldern handelt es sich um Stampahraun, Illahraun und Arnarseturshraun. Auch der Thorbjörn und der benachbarte Sýlingafell stehen mit dem Spaltensystem in Verbindung.

Nordlichter über Deutschland – Naturphänomene am 06.11.23

Polarlicht über Bayern. © Thorsten Böckel

Polarlichter und STEVE über weite Teile Europas und Nordamerikas

Gestern Abend lief sich unsere WhatApp-Gruppe über Vulkane heiß, weil Martin, der nicht nur ein hervorragender Vulkanfotograf ist, sondern ursprünglich in der Astrofotografie verwurzelt war, meldete, dass er am Himmel über Bayern Polarlichter sah. Nicht nur dieses schwache Schimmern, das ansonsten nur auf lange belichtete Fotos gut zur Geltung kommt, sondern ein farbenfrohes Schauspiel, das man bestens mit bloßem Auge beobachten konnte. Auch der ambitionierte Astro- und Vulkanfotograf Thorsten -der das Himmelsereignis noch vor Martin entdeckt hatte- meldete sich kurz darauf, denn er war ebenfalls mit seiner Kamera ausgerückt, das fantastische Naturphänomen zu dokumentieren. Was er fotografierte seht ihr oben.

Leider war es bei uns über Oberhausen bewölkt, sodass ich nichts sah, aber heute Morgen war in den Medien zu lesen, dass die Nordlichter über weite Teile Deutschlands und dem Alpenraum zu sehen waren. Dabei traten nicht nur die klassisch Polarlichter auf, sondern auch ein rötliches Leuchten das durch röhrenartige Strukturen auffiel. Fachleute bezeichnen dieses Phänomen als STEVE. Hierbei handelt es sich nicht um Nordlichter. STEVE wird durch heiße Gasströme verursacht, die mit hoher Geschwindigkeit durch die Magnetosphäre der Erde fließen, besonders während geomagnetischer Stürme wie dem am Wochenende. Obwohl das Wissen über STEVE in den letzten Jahren gewachsen ist, gibt es immer noch viele ungeklärte Fragen zu diesem Phänomen. Etwa 75% seiner Erscheinungen bleiben rätselhaft, und es werden weiterhin Beobachtungen und Bilder gesucht, um mehr über STEVE zu erfahren.

Tatsächlich hatten wir es am Wochenende nicht nur mit einem Sonnensturm zu tun gehabt, denn die Erde wurde gleich von zwei koronalen Massenauswürfen getroffen. Dies führte zu einem starken geomagnetischen Sturm der G3-Klasse, der Polarlichter bis weit in die südlichen Breiten der Nordhemisphäre vordringen ließ. Der Sturm schwächt sich allmählich ab, und bis zum 6. November werden vereinzelt kleinere Stürme der Klasse G1 erwartet.

Vulkan Merapi mit Update am 06.11.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Seismizität am Merapi bleibt erhöht – langsamer Magmenaufstieg

Am Merapi auf der indonesischen Insel Java bleibt die Seismizität erhöht. Das VSI registrierte gestern 263 Mehrphasenerdbeben, die uns auch als hybride Erdbeben bekannt sind und als ein Indikator für aufsteigende magmatische Fluide interpretiert werden kann. So taten es auch die indonesischen Vulkanologen vom BPPTKG, die in ihrem letzten Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 27. Oktober bis 2. November 2023 schrieben, dass Magma aufsteigt und sich in nur 1,5 km Tiefe unter dem Gipfel befinde. Damit steht die Schmelze schon im Vulkangebäude des Merapis. Die erhöhte Bebentätigkeit setzte bereits in der letzten Augustwoche ein und hält ungewöhnlich lange an. Es muss sich um eine sehr zähe Schmelze handeln, die stark differenziert ist. Sollte sie am Krater austreten, werden die Dome einen Wachstumsschub erhalten, oder es könnte sich sogar ein neuer Dom bilden. Auf jeden Fall eine gefährliche Situation, denn es ist mit einer Verstärkung der Aktivität zu rechnen. Insbesondere drohen pyroklastische Dichteströme.

Momentan gehen täglich zahlreiche glühende Schuttlawinen vom Dom am südwestlichen Kraterrand ab. Leider gibt es immer noch keine neuen Werte zu den Volumina der beiden Dome. Die im Bericht verwendeten Werte stammen aus Daten vom 28. September. Zu diesem Zeitpunkt hatte der südwestliche Dom ein Volumen von 3.097.700 Kubikmetern. Er hat sich seitdem morphologisch verändert und es gab einen Hotspot, an dem eine Temperatur von 356 Grad Celsius gemessen wurde. Am zentralen Dom tat sich wenig. Sein Volumen wurde damals mit 2.358.500 Kubikmetern angegeben.

Der Mount Merapi befindet sich seit dem 5. November 2020 in Alarmstufe III. Die aktuelle potenzielle Gefahr besteht in Form von Lavarutschen und heißen Wolken im Südsüdwestsektor, die Flüsse in einem Radius von bis zu 7 km bedecken können. Die Öffentlichkeit wird aufgefordert, keine Aktivitäten in gefährdeten Gebieten durchzuführen, sich auf mögliche Vulkanasche und Lava-Gefahren vorzubereiten und besonders bei Regen um den Mount Merapi vorsichtig zu sein.

Erdbeben in Deutschland – News vom 05.11.23

In den letzten Tagen gab es einige interessante Erdbeben in Deutschland, über die ich Euch in diesem Artikel auf dem Laufenden halten möchte. Das stärkste Erdbeben brachte es auf M 2,9 und ereignete sich gestern an der Grenze zur Tschechei. Bereit am 31. Oktober gab es eine kleine Erdbebensequenz zwischen Koblenz und dem Laacher-See-Vulkan.

Erdbebensequenz im böhmischen Voigtland an der Grenze zu Deutschland

Datum 04.11.23 | Zeit: 11:58:31 UTC | Lokation: 50.292 ; 12.439  | Tiefe: 3 km | Mb 2,9

Im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Tschechien kam es seit dem 1. November zu 4 Erdbeben mit Magnituden im 2er-Bereich. Die stärkste Erschütterung der Sequenz trug sich gestern Mittag gegen 12 Uhr zu, als sich ein Beben der Magnitude 2,9 ereignete. Am Vortag hatte es 2 Erschütterungen M 2,8 und M 2,7 gegeben. Am 1. November bebte es mit M 2,4. Die Hypozentren lagen in geringen Tiefen. Die Epizentren wurden im Bereich des Cheb-Beckens verortet und lagen so nahe an der Grenze, dass sie von den Erdbebendiensten mal Deutschland und mal Tschechien zugeordnet wurden. Außerdem gab es eine Reihe deutlich schwächerer Erdbeben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität.

Die Region wird immer wieder von Erdbeben heimgesucht und es gibt den Verdacht, dass sie zumindest teilweise von Magma hervorgerufen werden, das dabei ist, sich an der Grenze zur Erdkruste zu akkumulieren. Es gibt aber auch aktive Verwerfungszonen, die tektonische Erdbeben hervorrufen können.

Erdbeben bei Koblenz nahe der Vulkaneifel

Am 31. Oktober und ersten November gab es eine Sequenz von 6 Mikrobeben, die vom EMSC in einer Gegend verortet wurden, die ca. 10 km südwestlich von Koblenz liegt. Die beben manifestierten sich an der Ochtendunger-Störungszone, die sich von der Mosel bis zum Laacher-See Vulkan erstreckt. Zwischen 2013 und 2018 gab es hier zahlreiche Mikrobeben mit niedrigen Frequenzen, die sich in großen Tiefen ereigneten. Wahrscheinlich wurden sie durch magmatische Aktivität in der Tiefe verursacht. Die aktuellen Beben lagen in 10 km Tiefe. Mit einem Vulkanausbruch ist in der nächsten Zeit allerdings nicht zu rechnen.

Apropos Vulkanausbruch: in den Medien tauchten letztens Berichte auf, nach denen der Chef des italienischen Zivilschutzes gesagt haben soll, dass sich in der Campi Flegrei die Anzeichen für einen mittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch vermehrten. Er hält es für möglich dass es innerhalb von Tagen bis Wochen eine Eruption geben könnte und schlug vor, den Alarmstatus auf „Orange“ zu erhöhen. In den vergangene Tagen ist es dort aber wieder ruhiger geworden und ich sehe keinen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch. Doch davon am Dienstag oder Mittwoch mehr, wenn es den nächsten Wochenbericht des INGV gibt.

Island am 05.11.23: Seismische Aktivität weiterhin hoch

Nach leichtem Rückgang gestern folgt heute eine neue Intensivierung des Schwarmbebens

Datum 05.11.23 | Zeit: 05:45:18 UTC | Lokation: 63.876 ; -22.544  | Tiefe: 3,1 km | Md 4,2

Gestern ließ die Erdbebentätigkeit unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel nach, nur um heute Morgen dann erneut mit einem Erdbebenschub durchzustarten. Kurz vor 5 Uhr begann die signifikante Aktivitätssteigerung und Hunderte, wenn nicht sogar mehr als tausend Erschütterungen manifestierten sich seitdem. Die Beben streuten über einen großen Bereich im südwestlichen Island und erfassten auch das Reykjanes-Ridge. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 4,2 und ein Hypozentrum in 3,1 km Tiefe. Damit lag es flacher als die meisten anderen stärkeren Erdbeben. Möglicherweise strebt das Magma vom Gang aus bereits gen Oberfläche. Der Erdstoß wurde 6,5 km nordwestlich von Grindavík verortet, also in jenem Bereich der Ebene südwestlich von Svartsengi, unter der sich das meiste Magma zu akkumulieren scheint. Die stärkste Bodendeformation wird aktuell an der Messstation SKSH gemessen: Innerhalb weniger Stunden hob sich der Boden um gut 10 mm. Insgesamt beträgt die Bodenhebung hier fast 80 mm. Auch an der weiter westlich gelegenen Messstation ELDC hob sich der Boden besonders stark an.

Generell scheint sich die Magmenintrusion weiter in Richtung Westen zu verlagern. Aber auch die Deflation an den östlich gelegenen Messstationen am Fagradalsfjall stoppte und es deutet sich bereits wieder eine leichte Inflation an. Die starke Bodenhebung lässt befürchten, dass es diesmal im Bereich von Svartsengi und der Blauen Lagune zu einer Eruption kommen könnte. Andererseits gab es in dem Areal bereits öfters Schwarmbeben nebst Bodenhebung, ohne dass es dort zu einer Eruption gekommen wäre. Diese fand dann ausschließlich im Bereich des Fagradalsfjalls statt. Ob, wann, wo die Schmelze letztendlich austreten wird, ist ungewiss und lässt sich (noch) nicht prognostizieren. Generell halte ich eine weitere Eruption auf der Reykjanes-Halbinsel allerdings für wahrscheinlich.

Chemisch differenziertes Magma könnte mehr Gas enthalten und explosiver gefördert werden

Wie schwer eine realistische Einschätzung der Lage ist, zeigt ein Interview mit dem isländischen Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson bei MBL, der bereits am Freitag sagte, es sei wahrscheinlich eher eine Frage von Stunden, bestenfalls Tagen, bis es zu einer Eruption kommen könnte. Seiner Einschätzung nach könnte ein Ausbruch bei Svartsenig anders verlaufen, als es bei den letzten beiden Eruptionen der Fall war, denn das frisch aufsteigende Magma könnte sich mit der Schmelze der vorangegangen Intrusionen mischen, die schon mehr Zeit hatte, sich chemisch zu verändern. Dadurch könnte das Magma mehr Gas enthalten und wieder in großen Lavajets (Fontänen) eruptiert werden, so wie wir es in der zweiten Eruptionsphase der ersten Fagradalsfjall-Eruption gesehen haben. In welche Richtung sich die Lavaströme bewegen würden, lässt sich jetzt noch nicht sagen, denn die größte Magmenakkumlation befindet sich nahe der Wasserscheide auf Reykjanes. Ein Szenario ist aber, dass sich die Schmelze auf Grindavik zubewegen könnte. Man rechnet aber damit, dass genug Zeit zur Evakuierung der Gemeinde bleiben würde.

Eruption vor Iwo Jima hält am 04.11.23 an

Marine Eruption von der japanischen Insel Iwo Jima geht weiter und lässt Vulkaninsel wachsen

Der Vulkanausbruch, der Ende Oktober vor der Küste der japanischen Insel Iwo Jima (auch Iwoto genannt) begann, geht weiter. Surtseyanischen Eruptionen ließen eine neue Vulkaninsel soweit anwachsen, dass sich mittlerweile ein Schlackenkegel gebildet hat. Was mit einzelnen Explosionen begann, steigerte sich mittlerweile zu einer dauerhaften Aktivität. Sie wirkt sich auch auf das Meer vor der Südküste von Iwoto aus, wo es nicht nur zu Wasserverfärbungen gekommen ist, sondern sich auch schwimmende Bimssteine zu Flößen versammelten.

Explosionen wurden in Abständen von etwa einer Minute beobachtet. Die in die Luft geschleuderte Vulkanasche erreichte eine Höhe von ca. 800 m, und überragte den ca. 170 Meter hohen Mount Suribachi auf Iwoto um das Fünffache. Dennoch gab es beim VAAC Tokio keine VONA-Warnungen, was relativ ungewöhnlich ist. Vermutlich wird das entlegene Gebiet im Pazifik bis jetzt gar nicht überwacht.

Die Beobachtungen wurden gestern von einem Team an Bord eines Flugzeuges gemacht, das im Auftrag der japanischen Zeitung Asahi Shimbun unterwegs war. Mit an Bord befand sich Setsuya Nakada, emeritierter Professor für Vulkangeologie an der Universität Tokio. Nakada wurde in einem Artikel der Zeitung zitiert und sagte, dass es zu anfangs phreatische Ausbrüche gab und dass die Aktivität zusehends magmatischer wurde.

Iwoto gehört zur Inselkette Ogasawara und liegt etwa 1.200 Kilometer südlich von Tokio. Die Insel ist militärisches Sperrgebiet und mit Ausnahme des Militärstützpunktes unbewohnt. Von daher ist es für Vulkanspotter eine Herausforderung, die Eruption zu beobachten. Defakto geht das nur per Schiff oder Flugzeug, obwohl sich die Eruption nur wenige Hundert Meter von der Südküste der Insel entfernt abspielt.

Obwohl submarine Eruptionen in japanischen Hoheitsgewässern nicht alltäglich sind, kommen sie hier doch noch vergleichsweise häufig vor.

Italien: Unwetter verursacht Naturkatastrophe in der Toskana

Starkregen verursacht Flutkatastrophe in den italienischen Regionen Toskana und Venetien

Das Sturmtief „Ciarán“ hat nicht nur Sturm und Regen in den Nordwesten Mitteleuropas gebracht, sondern auch für Unwetter im Mittelmeerraum gesorgt. Besonders stark traf es die italienische Toskana, die bei Urlaubern sehr beliebt ist. Doch auch das angrenzende Venetien wurde nicht verschont. Die Unwetter verursachten starke Überflutungen, indem sich selbst kleine Bäche und Flussläufe in gewaltige Ströme verwandelten und über die Ufer traten. So stieg das Wasser in minutenschnelle Meterhoch an und überraschte viele Hausbewohner, die sich nur durch Flucht in Sicherheit bringen konnten. Die Erdgeschosse vieler Häuser standen 2 Meter hoch unter Wasser. Als das Wasser zurückwich, bedeckte ein stinkender Schlamm das gesamte Inventar. Es kam zu Erdrutschen und Murenabgängen. Ortschaften waren stundenlang von der Außenwelt abgeschnitten. In einigen Gebieten überschwemmten die Wassermassen sogar Krankenhäuser. Mehr als 40.000 Haushalte waren ohne Strom.

Mindestens sechs Menschen kamen bei den Unwettern ums Leben. In der Stadt Montemurlo, nordwestlich von Florenz, ertrank ein 85-jähriger Mann in seiner überfluteten Wohnung, während eine 84-jährige Frau an den Folgen eines Schwächeanfalls starb. Eine weitere Person verlor in der Küstenstadt Rosignano ihr Leben.

Die italienische Regierung erklärte den Notstand für die Toskana, und Regierungschefin Giorgia Meloni äußerte ihre Sorge über die Ereignisse und verhängte über 5 toskanische Provinzen den Ausnahmezustand. Fünf Millionen Euro wurden zur Soforthilfe freigegeben. Das Geld dürfte aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein, wenn man die Gesamtschäden betrachtet.

Die starken Winde und anhaltenden Regenfälle behinderten die Rettungs- und Aufräumarbeiten, und es gab Berichte über Verletzte und Vermisste. Die Feuerwehr und der Zivilschutz waren im Einsatz, während der Bahnverkehr erheblich gestört wurde.

Das Auswärtige Amt in Berlin gab eine Reisewarnung für die Region Friaul-Julisch-Venetien heraus und riet von nicht notwendigen Reisen in die besonders betroffenen Gebiete ab.

Das Sturmtief „Ciarán“ zog zuvor über Teile Westeuropas hinweg und verursachte in Deutschland, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Spanien mindestens sieben Todesfälle und Stromausfälle für mehr als eine Million Menschen. Außerdem kenterte vor der Küste Portugals ein Segelschiff, bei dem drei Menschen ums Leben kamen.

Starkes Erdbeben in Nepal verursacht Todesopfer

Erdbeben Mw 5,6 erschüttert Nepal und richtet Zerstörungen an

Datum 03.11.23 | Zeit: 18:02:53 UTC | Lokation: 28.890 ; 82.270 | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Gestern Abend ereignete sich in Nepal um 18:02:53 UTC ein Erdbeben der Moment-Magnitude 5,8. Dieser Wert stammt vom GFZ-Potsdam. Andere Erdbebendienste kommen auf andere Werte. So wird beim EMSC eine Magnitude von 5,6 angezeigt. Das nationale Erdbebeninstitut von Nepal (NEMRC) kam auf M 6,4, wobei hier wahrscheinlich die Richterskala zugrunde lag. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe, was so zu interpretieren ist, dass der Erdbebenherd nahe der Erdoberfläche lag. Das Epizentrum wurde 44 km süd-südöstlich von Jumla verortet. Obwohl die Magnitude im Übergangsbereich zwischen moderat und stark einzuordnen ist, entstanden offenbar große Schäden an der Infrastruktur. Das passiert meistens dann, wenn die Bausubstanz marode war. Darüber können bestimmte geologgische Gegebenheiten die Auswirkungen von Erdbeben verstärken.

Durch das Erdbeben bzw. durch die einstürzenden Gebäude wurden mindestens 129 Menschen getötet, wobei die Behörden weitere Opfer befürchten. Einige Berichte sprechen von über 130 Toten. Aufgrund von Erdrutschen in der Bergregion sind viele Straßen blockiert und mehrere Ortschaften wurden von der Außenwelt abgeschnitten. Rettungsteams arbeiten daran, die betroffenen Gebiete zu erreichen. Das Beben ereignete sich im Bezirk Jajarkot im Nordwesten von Nepal. Die Hauptstadt Kathmandu liegt ca. 500 km entfernt.

Der Premierminister von Nepal, Pushpa Kamal Dahal, reiste in die betroffene Region und koordinierte Hilfseinsätze.

Die Himalaya-Region, zu der Nepal gehört, ist geologisch sehr aktiv und leidet regelmäßig unter starken Erdbeben aufgrund der Kollision der Indischen Kontinentalplatte mit dem Eurasischen Kontinent. Das Epizentrum des aktuelle Erdbeben lag auf der eurasischen Platte und gut 80 km nördlich der Hauptstörungszone dieser Plattenkollision. Es gibt aber mehrere parallel verlaufende Störungszone die ebenfalls starke Erdbeben hervorbringen können. Wahrscheinlich manifestierte sich das Beben am Main-Central-Thrust.

Ein schweres Beben im Frühjahr 2015 führte zu Tausenden von Todesopfern und obdachlosen Menschen in der Nähe der Hauptstadt Kathmandu.

Island: Schwarmbeben auf Reykjanes legt weiter zu

Schwarmbeben auf isländischer Reykjanes-Halbinsel strebt neuem Höhepunkt entgegen

Datum 13:14:07 | Zeit: 06:26:37 UTC | Lokation:  63.879  ; -22.412 | Tiefe: 4,2 km | Md 4,1

Heute Mittag intensivierte sich das Schwarmbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel weiter. Die Beben streuten in einem großen Bereich, was typisch für eine starke Magmenintrusion ist. Um 13:14 UTC ereignete sich ein Erdbeben M 4,1. Zunächst wurde es mit einer Magnitude 4,7 eingestuft, was später korrigiert wurde. Inzwischen gibt es neue Messwerte der GPS-Stationen: Während im Bereich des Fagradalsfjalls eine deutliche Deflation angezeigt wird, hebt sich der Boden an den Stationen Svartsengi, Thorbjörn und Grindavik beeindruckend schnell. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es eine seitwärts gerichtete Migration des Magmas gibt. Eine horizontale Verschiebung wird jetzt auch an der Messstation NAMC festgestellt, die sich auf halben Weg zwischen Grindavik und dem Flughafen Keflavik befindet. Insgesamt ergibt sich ein Bild, wie wenige Tage vor den letzten Eruptionen, und man kann nicht ausschließen, dass ein Vulkanausbruch schneller kommt, als wir bislang angenommen haben. Nicht zu unterschätzen ist der Umstand, dass sich in den Areal bereits zuvor Schmelze ansammelte und diese Zeit hatte im Untergrund zu reifen.

Natürlich ist man auf Island besorgt, dass eine Eruption die wichtige Infrastruktur des Geothermalkraftwerks und der Blauen Lagune zerstören könnte. Entsprechend warm laufen sich die Verantwortlichen und natürlich auch die Medien. So wurde heute in der Zeitung MBL der Geophysiker Ármann Höskuldsson interviewt, der sagte, so eine starke Bodenhebung könne nur von Magma verursacht werden. Andere magmatische Fluide wie Thermalwasser oder Gas wären dazu nicht in der Lage. Damit reagierte er auf eine Hypothese von Geowissenschaftler Ólafur Flóvenz, der vorschlug, dass die Bodenhebung durch Gas verursacht werden könnte. Ármann Höskuldsson meinte, dass man es leider in den letzten Jahren versäumt hätte, das Gebiet mittels Gravemetrie zu kartieren, denn dann könnte man nun mit Schweremessungen den Weg der Schmelze und die genauen Orte ihrer Ansammlungen ermitteln. Doch dazu bedarf es zahlreicher Referenzwerte, die man nun einmal nicht habe. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig Grundlagenforschung in Vulkangebieten ist, wobei es mich wundert, dass man daran früher offenbar nicht gedacht hat, denn das Gebiet mit der systemrelevanten Infrastruktur ist für die isländische Wirtschaft besonders wichtig.

Heute gab es auch eine Kabinettssitzung der Regierung, in der eine mögliche Eruption thematisiert wurde. Die Regierung entwickelt Pläne, der Bevölkerung in Grindavik bei einem möglichen Cut der Stromversorgung Generatoren zur Verfügung zu stellen.