Schwere Überflutungen im östlichen Mittelmeerraum

Starke Unwetter verursachen Überflutungen in Griechenland, Türkei und Bulgarien – Mehrere Todesopfer

Seit Montagabend wüten in der Region des östlichen Mittelmeers starke Unwetter, die extreme Niederschläge mit sich bringen. Besonders schlimm traf es weite Teile der griechischen Bergregionen, aber auch den Westen der Türkei und das angrenzende Bulgarien sind betroffen. An den Küsten spülten Sturzfluten Autos bis ins Meer.

Die Wetterdienste warnten bereits am Wochenende vor den Unwettern. So wurde prognostiziert, dass enorme Wassermengen runterkommen sollen. Für die Region Pilio wurden Niederschlagsmengen von bis zu 700 Millimeter Wassersäule auf den Quadratmeter vorhergesagt. Innerhalb von 2 Tagen sollte also mehr Regen fallen als sonst in einem ganzen Jahr!

Bestätigt wurde bis jetzt, dass es im Ort Zagora 528 mm Niederschlag auf den Quadratmeter innerhalb von 10 Stunden gab.

Es sind nicht nur rekordverdächtige Niederschläge, sondern wohl die stärksten seit Beginn der Klimaaufzeichnungen. Die Wassermassen prasselten auf ausgetrocknete Böden, welche das Wasser nicht aufnehmen konnten, so dass es in die Kanalisationen und Flüsse ablief. Diese traten über die Ufer und verursachten Sturzfluten und Überflutungen.

In den Medien werden Parallelen zur Ahrtal-Katstrophe gezogen, von der allerdings ein vergleichsweise kleines Gebiet betroffen war. Das Ausmaß der Schäden im östlichen Mittelmeerraum ist noch nicht abzusehen. Aus der Türkei wurden mindestens vier Todesopfer gemeldet. Zwei davon in der Metropole Istanbul.

Auch die Inselwelt des östlichen Mittelmeeres ist von den Unwettern betroffen: auf Korfu kam es zu Stromausfällen und der Flugbetrieb des Flughafens wurde beeinträchtigt. Heftige Gewitter zogen über die Inseln hinweg. Auf der Halbinsel Peloponnes kam es zu starkem Hagelschlag, der die Olivenernte teilweise zerstörte.

Die Einsatzkräfte sind pausenlos im Einsatz und mussten sich vom Löschen der Waldbrände, die noch in der letzten Woche in Griechenland tobten, auf die Bekämpfung der Hochwasserfolgen umstellen. Wenigstens sind die Waldbrände nun gelöscht und es gibt keine Waldbrandgefahr mehr.

Die Unwetter wurden von dem Sturmtief „Daniel“ verursacht. Es steht im Zusammenhang mit der Omega-Wetterlage, die uns in Deutschland das schöne Wetter beschert: Während wir unter stabilem Hochdruckeinfluss stehen, befinden sich im Osten und Westen Tiefdruckgebiet, die sich kaum von der Stelle bewegen. In der letzten Woche gab es Unwetter im westlichen Mittelmeerraum.

Woher die enormen Wassermassen kommen, darüber lässt sich nur spekulieren. Zum einen dürfte eine hohe Verdunstungsrate eine Rolle spielen, da in den Ozeanen Rekordtemperaturen gemessen werden. Zum anderen könnte die submarine Eruption des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai eine Rolle spielen, durch die vor fast 2 Jahren enorme Wassermengen in die Atmosphäre eingebracht wurden.

Shishaldin mit Eruption – News vom 06.09.23

Staat: USA | Lokation: 54.755 , -163.97 | Aktivität: Asche-Eruption

Explosion am Shishaldin fördert Asche bis auf 9700 m Höhe

Heute steht einmal mehr der entlegene Vulkan Shishadin im Fokus der Berichterstattung. Der Shishaldin ist ein 2857 m hoher Stratovulkan auf der Aleuteninsel Unimak. Bei den Aleuten handelt es sich um einen vulkanischen Inselbogen, der sich an der Halbinsel von Alaska anschließt.

Gestern Nachmittag begann gegen 16:30 UTC (08:30 Uhr Lokalzeit) eine explosive Eruption des Vulkans. Vorangegangen war eine mehrstündige Phase mit steigender Seismizität. Die Explosion förderte eine große Aschewolke, die bis auf 9700 m Höhe stieg und über das Meer in Richtung Südosten driftete. Während der Eruption wurde eine hohe Thermalstrahlung mit 321 MW Leistung registriert. Die Wahrscheinlichkeit liegt nahe, dass nicht nur Vulkanasche, sondern auch rotglühende Lava eruptiert wurde. Die Eruption verursachte starken Tremor, der auf dem Seismogramm gut zu sehen ist.

Eine halbe Stunde später nahm die seismische Aktivität rasch ab, und auch die per Satellit beobachtete Höhe der Ascheemissionen verringerte sich auf etwa 4,500 m. Bis um 20:00 UTC hatte sich die Aschewolke in geringer Höhe 125 km weit verteilt.

Mit Beginn der explosiven Phase wurde die Warnstufe für den Flugverkehr auf „rot“ erhöht. Mittlerweile wurde sie wieder auf „orange“ reduziert.

Aufgrund früherer Eruptionszyklen ist es wahrscheinlich, dass Ascheemissionen noch mehrere Stunden anhalten werden. Es besteht auch die Wahrscheinlichkeit von pyroklastischen Strömen und Schlammflüssen an den unmittelbaren Flanken des Vulkans.

Der Vulkan Shishaldin wird umfassend überwacht, sowohl von lokalen seismischen und Infraschallsensoren als auch durch Webkameras und ein telemetrisches geodätisches Netzwerk. Zusätzlich nutzt das Alaska Volcano Observatory (AVO) nahegelegene geophysikalische Netzwerke, regionale Infraschall- und Beleuchtungsdaten sowie Satellitenbilder, um Ausbrüche zu erkennen.

Der Vulkan ist ein spektakulärer symmetrischer Kegel mit einem Basisdurchmesser von etwa 16 km. Der Gipfelkrater, der typischerweise eine Dampfwolke und gelegentlich kleine Mengen Asche ausstößt, ist etwa 200 Meter breit. Shishaldin zählt zu den aktivsten Vulkanen im Aleuten-Vulkanbogen und hat seit 1824 mindestens 54 Unruhen erlebt, darunter mehr als 26 bestätigte Ausbrüche. Obwohl die meisten dieser Ausbrüche relativ klein waren, erreichte die Aschesäule während des Ereignisses von April bis Mai 1999 eine Höhe von 14 km über dem Meeresspiegel.

News zum Popocatepetl am 05.09.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Asche vom Popocatepetl in 6400 Höhe detektiert

In Mexiko ist der Vulkan Popocatepetl weiterhin aktiv und eruptiert Vulkanasche. Laut VAAC dringt sie bis in einer Höhe von 6400 m vor und wird in Richtung Südwesten geweht. In einigen Orten am Fuß des Vulkans kommt es zu Ascheniederschlag. Gegenüber den Vortagen hat die Höhe der Aschewolken abgenommen, was auch am stärkeren Wind liegen kann. Allerdings ist der Tremor ebenfalls rückläufig. MIROVA registrierte gestern eine moderate Thermalstrahlung mit einer Leistung von 77 MW. Auf dem letzten Sentinel-Satellitenfoto sieht man im Infrarotbereich eine ausgeprägte Wärmeanomalie, die fast den gesamten Kraterboden überstrahlt. Unklar ist, ob die Wärmestrahlung von Lava ausgeht, die im Förderschlot steht, oder ob sich ein kleiner Lavadom gebildet hat. Dombildung am Popocatepetl kommt häufiger vor, doch normalerweise werden die Lavadome durch explosive Aktivität abgebaut, sodass sie nicht besonders groß werden und selten eine Gefahr für Anwohner der Region darstellen.

Gestern berichteten die Vulkanologen von CENAPRED von einer schwachen Explosion und 81 Asche-Dampf-Exhalationen. Einige Exhalationen dauerten relativ lange. Es wurden 89 Minuten Tremor registriert. Zu beachten gilt, dass die Berichte immer die 24 Stunden zuvor betrachten.

Ein Video von gestern zeigt 2 Ascheeruptionen. Zu dieser Zeit war es recht windstill und die Asche stieg noch bis auf 8200 m Höhe auf. Auf der LiveCam sieht man nachts rot illuminierte Dampfwolken.

Fluktuationen im Aktivitätsniveau eines Vulkans sind normale. Zeiten mit erhöhter Aktivität kommen oft in Phasen, daher kann es gut sein, dass wir in den nächsten Tagen wieder eine Verstärkung der Eruptionen am Popocatepetl sehen werden. Zuverlässige Prognosen, die über ein paar Stunden hinausgehen, lassen sich an Vulkanen nach wie vor nicht geben.

Vulkan Merapi mit News am 05.09.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Seismizität am Merapi erreicht neuen Spitzenwert

Darüber, dass die Seismizität am indonesischen Vulkan Merapi erhöht ist, habe ich bereits berichtet, doch nun gibt es neue Spitzenwerte zu melden: Am 2. September gab es 407 Hybriderdbeben. Einen Tag später wurden ca. 348 dieser Erschütterungen detektiert. Das sind Rekordwerte, die nur selten erreicht werden. Die Beben zeugen von Fluidbewegungen unter dem Vulkan und man kann davon ausgehen, dass das Domwachstum in den nächsten Tagen anhalten wird und sich verstärken könnte.

Neben den vielen Hybriderdbeben wurden auch weitere vulkanotektonische Erschütterungen detektiert. Gestern zeugten 129 seismische Signale von Schuttlawinenabgängen. Die Gefahr, dass pyroklastische Ströme abgehen, ist groß.

Auf Satellitenfotos sieht man im Infrarotbereich eine thermale Signatur, die vom Dom ausgeht und sich über dem oberen Flankenbereich im Südwesten erstreckt. Diese Wärmestrahlung zeugt von dem heißen Material der Schuttlawinen, dass sich in einer Abflussrinne ablagert. Eventuell ist hier auch ein kurzer Lavastrom aus zäher Schmelze unterwegs.

In ihrem jüngsten Wochenbericht erklären die Forscher vom BPPTKG, dass es ab beiden Domen, die im Krater des Vulkans wachsen, morphologische Veränderungen gab. Am stärksten fielen sie an der südwestlichen Kuppel auf. Das Volumen des Doms betrug 2.858.600 Kubikmeter. In der Vorwoche wurden 2.764.300 Kubikmeter gemessen. Trotz der Abgänge legte der Dom etwas zu. Anders sah es beim zentralen Dom aus. Er hatte ein Volumen von 2.355.100 Kubikmeter. Er büßte gegenüber der letzten Volumenbestimmung etwas an Größe ein. Hier könnte es auch zu Abgängen gekommen sein, oder es gab Schrumpfungsprozesse durch Abkühlung der Schmelze im Inneren des Doms.

Offenbar steigt trotz der starken Erdbebentätigkeit weniger Magma im Inneren des Vulkans auf, als am Dom gefördert wird. Das führt zu einer Deflation des Vulkans und schlägt sich in eine Verringerung der Steilheit der Vulkanflanken wieder. So verkürzte sich die Steilheitsstrecke zwischen zwei Messinstrumenten um 2,5 cm pro Tag. Ein wenig umständlich formuliert, aber so steht es im Bericht des BPPTKG. Die resultierende Bodensenkung fällt deutlich geringer aus.

Am Merapi gilt weiterhin die Alarmstufe „gelb“ und eine asymmetrische Sperrzone von maximal 7 km Entfernung zum Gipfel. Die größte Gefahr geht von pyroklastischen Strömen und Laharen aus.

Vulkan Erta Alé am 04.09.23

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Erta Alé mit starker Wärmestrahlung durch Vulkanausbruch

Der äthiopische Vulkan Erta Alé liegt in der Wüste Danakil und emittiert heute eine hohe Wärmestrahlung. Laut MIROVA hat sie eine Leistung von 324 MW. In der elliptischen Caldera des Vulkans liegen 2 Krater. Im kleineren Südkrater brodelte Jahrzehnte lang ein Lavasee. Dieser war zuletzt gedeckelt und auf der Erstarrungskruste hatten sich 2 Hornitos gebildet, von denen sporadisch Lavaspattering ausging. Auf Satellitenfotos im Infrarotbereich sind dort zwei kleine Hotspots zu sehen. Im größeren Nordkrater bilden sich ab und zu Lavaströme, die den flachen Boden des Kraters fluten. Die Lava strömt auch hier meistens aus der Basis eines Hornitos, der sich am südlichen Kraterrand befindet. Spekulativ ist, dass es auch heute zu so einem Lavaüberlauf gekommen ist. Bis wir Genaueres wissen, müssen wir wohl auf ein aktuelles Satellitenfoto warten.

Gelegentlich git es auch Augenzeugenberichte von einheimischen Vulkanführern. Touristen verirrten sich in den letzten Jahren nur noch selten an der Erta Alé, da es im Grenzgebiet zu Eritrea einen Bürgerkrieg gab und es immer noch zu Unruhen kommt. Ein Phänomen, dass Vulkanspottern spätestens seit Corona wieder vermehrt einen Strich durch die Vulkanreisepläne macht. Hinzu kommen extrem gestiegene Reisepreise, die besonders im Safari-Bereich und bei Fernflügen zu Buche schlagen: So kostenten Fernflüge in diesem Sommer teilweise bis zu 40% mehr als vor Corona. Das gleiche gilt für Mietwagen. Besonders Safari-Pauschalreisen verteuerten sich extrem und in einigen Regionen bezahlt man doppelt so viel wie noch vor 3 Jahren. Von diesen Preiserhöhungen ist besonders Afrika betroffen, aber auch Südamerika, Japan und die USA. Näher auf dieses Thema werde ich bei meinem Bericht zu meiner jüngsten Keniareise eingehen, der gerade in Vorbereitung ist.

Doch zurück zum Erta Alé: Schaut man sich die eingebundene Grafik an, sieht man, dass der aktuelle Peak in der Wärmestrahlung mit den anderen in diesem Jahr korreliert. Tatsächlich wurden diese überwiegend durch entsprechende Lavaüberläufe im Nordkrater verursacht. Sobald weitere Erkenntnisse zur eruptiven Situation vorliegen, gibt es hier ein Update.

Zusammenfassung:

  • Vom Vulkan Erta Alé geht eine hohe Thermalstrahlung mit 324 MW Leistung aus.
  • Sie wird wahrscheinlich von einem Lavaüberlauf im Nordkrater verursacht.

Unwetter in Spanien kosten Menschenleben -News vom 04.09.23

Unwetter mit Starkregen verursachen Überflutungen in Madrid

In mehreren Regionen der iberischen Halbinsel gab es am Wochenende verheerende Unwetter mit Sturmböen und Starkregen. Regional fielen innerhalb weniger Stunden 140 Liter Regen. In einigen Berichten heißt es sogar, dass die Rekordmenge von 240 Litern Regen pro Quadratmetern niedergingen. Nach den Hitzewellen im Sommer sind die Böden ausgetrocknet und konnten die Wassermassen nicht aufnehmen. Auch die Kanalisationen waren überfordert. Flüsse verwandelten sich in reißende Ströme und traten über die Ufer. Es kam zu starken Überflutungen mit Springfluten, die große Zerstörungen anrichteten. Fahrzeuge wurden von den Wassermassen mitgerissen. In machen von ihnen saßen noch die Insassen, die sich nicht mehr retten konnten, und ertranken. In einem besonders dramatischen Fall gerieten Vater und Sohn mit ihrem Fahrzeug bei Navarra nahe Madrid in den Fluss Alberche. Während der Vater nur noch tot geborgen werden konnte, fanden Rettungskräfte den Jungen später unter einem Baum sitzend. Die Fluten rissen nicht nur Fahrzeuge mit, sondern brachten auch eine Brücke über den Fluss zum Einsturz. Heute Morgen sind in der besonders stark betroffenen Region Toledo spezialisierte Einsatzkräfte unterwegs und bergen Menschen, die auf ihren Hausdächern Zuflucht gesucht hatten.
In den Regionen Madrid, Kastilien und León, Kastilien-La Mancha, und für das Baskenland und La Rioja wurde die heute zweithöchste Katastrophen-Warnstufe „gelb“ ausgerufen. Auf Videos, die in den sozialen Medien geteilt werden, sind Szenen zu erkennen, wie man sie sonst eher in Katastrophenfilmen sieht: Wassermassen schießen durch enge Hausschluchten, Wasser dringt in U-Bahnen ein, Dächer werden abgedeckt. Dabei ist nicht nur das spanische Festland von den Unwettern betroffen, sondern auch die Balearen-Inseln und andere beliebte Urlaubsregionen am Mittelmeer. So kann man auch als Tourist schnell in die Unwetter gelangen und Opfer einer Naturkatastrophe werden. Heftige Unwetter gab es z. B. auch in Portugal, in Kroatien und Slowenien.

Zudem machen auch Meldungen über unwetterbedingte Naturkatastrophen von anderen Erdteilen die Runde. Besonders hervorgehoben werden starke Regenfälle in der Wüste des US-Amerikanischen Bundesstaates Nevada, wo das mehrtägige Musikfestival „Burning Man“ im Schlammchaos versank.

In den unwettergeplagten Regionen Europas gibt es noch keine Entwarnung: wir haben wieder eine Omega-Wetterlage, bei der ein großes Hochdruckgebiet über Deutschland von mehreren Tiefdruckgebieten umgeben ist. Das Wettersystem ist praktisch ortsstabil und unter den Tiefdruckgebieten drohen weiter heftige Unwetter mit Rekordniederschlägen.

Ätna mit Erdbeben am 04.09.23

Erhöhte Seismizität am Ätna

Datum 01.09.23 | Zeit: 09:15:13 UTC | 37,789 ; – 14,884 | Tiefe: 17,88 km | Md 2,3

In den letzten Tagen zeigte sich Seismizität unter dem sizilianischen Vulkan Ätna weiter leicht erhöht. Heute erschienen auf der Shakemap des INGV 7 weitere Erschütterungen, die sich seit dem 1. September unter dem Ätna zugetragen hatten. Die meisten Beben manifestierten sich im Bereich der unteren Nordwestflanke des Vulkans. Der stärkste Erdstoß brachte es auf eine Magnitude von 2,3 und hatte ein Epizentrum, das 4,5 km östlich von Bronte lag. Die Tiefe des Erdbebenherds befand sich in 18 km. Damit ging der kleine Schwarm einher mit den Beben, die sich wenige Tage früher in der Region zutrugen. Die jüngeren Beben lagen nur etwas näher an Bronte, genauer, unter dem Bereich der Flanke, auf dem bereits mehrere Lavaströme in Richtung des Ortes flossen und ihn fast zerstört hätten. Vermutlich standen die Erschütterungen mit Magmenaufstieg im Zusammenhang. Neue geophysikalische Messdaten werden erst morgen im Bulletin des INGV veröffentlicht. Ich gehe nicht davon aus, dass es zu einer außerordentlichen Inflation gekommen ist, die über den praktisch immer stattfindenden langsamen Schmelzzufluss in tieferen Etagen des Vulkans stattfindet. Doch der Vulkan lädt sich permanent auf und so lassen größere Eruptionen selten länger als einige Monate auf sich warten. Im Moment ist der Ätna sporadisch strombolianisch tätig, wie man auf einem Foto sehen kann, dass von Dr. Boris Behncke auf X geteilt wurde (Beitrag entfernt).

Der Atem des Vulkans

Dass der Vulkan aktiv ist, sieht man auch sehr schön an einem neuen Video des lokalen Fotografen Giò Giusa. Er bestieg am Wochenende den Rand des Zentralkraters und filmte den Atem des Vulkans. Gemeint sind die starken Entgasungen aus dem neuen Pit in der Bocca Nuova, die für die Entstehung der Dampfringe verantwortlich sind. Die Entgasungen werden durch kleine Explosionen tief unten im Schlot ausgelöst und erfolgen stoßweise. Nach jedem Ausatmen sieht es so aus, als würde der Ätna einatmen, denn ein Teil des Dampfes wird wieder aktiv in den Schlot gesogen. Das geschieht wohl aufgrund eines Unterdruckes, der entsteht, wenn die explodierende Magmablase im Schlot nach Entlassen des Gases kollabiert und das hochgeschleuderte Material wieder in den Schlot zurücksackt. Vergleichbares konnte ich 2002 an einem Lavastrom beobachten, der oberflächlich erstarrt war: An einem Entgasungsloch, in dem es unten noch glühte und plastische, verformbare Schmelze vorhanden war, kam es zu Entgasungen. Wenn sich das Gas unter der Erstarrungskruste ansammelte, blähte sich der gesamte Lavastrom im Bereich des Entgasungsloches auf. Wenn der Druck zu groß wurde, kam es zur stoßweisen Entgasung. dampf steig auf und nach dem Ausatmen sackte der Lavastrom wieder in sich zusammen und atmete dabei ein. Das Ganze erinnerte an einem Blasebalg. Leider lässt sich das Video hier nicht einbinden, aber ihr könnt es in unserer FB-Gruppe sehen.

Lithium-Lagerstätten vulkanischen Ursprungs entdeckt

Gigantische Lithium-Lagerstätte in vulkanischer McDermitt-Caldera exploriert

Spätestens seit der Energiekrise und dem staatlich verordneten Boom von Elektroautos, sowie der Errichtung von Solaranlagen mit Speichermöglichkeit, ist Lithium ein begehrter und knapper Rohstoff. Lithium ist das Herzstück moderner Akkus, die als Solarenergiespeicher und in Elektroautos Verwendung finden. Lithiumhaltige Akkus haben den Vorteil gegenüber anderen Batteriearten, dass sie eine hohe Energiedichte haben, eine geringe Selbstentladung und keinen Memory-Effekt aufweisen. Dafür besteht die Gefahr von Überhitzung, besonders wenn die Akkus zu tief entladen werden. Zwar wird auch an anderen Batteriearten ohne Lithium geforscht, aber diese haben bislang nicht die Serienreife erreicht. Daher ist Lithium „State of the Art“ in modernen Akkus und wird weltweit nachgefragt. Schon in wenigen Jahren könnte die Nachfrage nach Lithium höher sein, als durch den Abbau in Lagerstätten gewonnen werden kann. Daher wird mit Hochdruck daran geforscht, wie man das hochreaktive und ätzend wirkende Lithium gefahrlos recyceln kann und wo weitere Lagerstätten gefunden werden können.

Bis vor kurzem waren nur zwei Arten von Lithiumlagerstätten bekannt, und es wurde überwiegend aus Sole von Salzseen gefördert. Bei der zweiten Lagerstättenart handelt es sich um Ablagerungen von lithiumhaltigen Mineralien wie Spodumen und Smektit. Spodumen ist ein Kettensilikat aus der Gruppe der Pyroxene und kommt in magmatischen Gesteinen vor. Smektite sind quellfähige Tonmineralien (Phyllosilikate), die beispielsweise durch hydrothermale Umwandlung aus Basaltobsidian entstehen. Nun haben amerikanische Forscher eine Lithiumlagerstätte aus einem weiteren Phyllosilikat entdeckt, nämlich Illit, das aus Smektit entstehen kann.

McDermitt-Caldera im Zusammenhang mit der Yellowstone-Hotspot-Strecke und der Columbia River Basalt Province. Nach Brueseke und Hart, 2008. © Christopher D. Henry

Die besagte Lagerstätte befindet sich in der großen McDermitt-Caldera im Grenzgebiet zwischen den US-Bundesstaaten Nevada und Oregon. Sie entstand vor etwa 16 Millionen Jahren, als es im Nordwesten der USA zu einer Jahrtausende dauernden Phase gewaltiger Eruptionen kam, bei denen auch die Columbia-Flutbasalte entstanden. Der Vulkan unter der McDermitt-Caldera eruptierte jedoch lithiumreiche Rhyolith-Lava und ist kein Unbekannter im Vulkangeschäft, da er über dem Mantelplume entstand, der Jahrmillionen später den Yellowstone-Vulkan speisen sollte. Als sich der Magmenkörper des Vulkans weitestgehend entleert hatte, sackte die Erde ein, und es entstand die 75 x 45 km durchmessende Caldera. Weitere Eruptionen füllten die Depression teilweise mit einer mächtigen Rhyolith-Schicht. Hinzu kam Wasser, das einen großen Calderasee bildete. Wie es für große Calderen im postvulkanischen Stadium typisch ist, entstand ein großes Hydrothermalsystem, und die heißen Lösungen begannen den Rhyolith in Smektite umzuwandeln. Am Grund des Sees wurden die Smektite weiter in Illite umgewandelt. Bei den Umwandlungsprozessen wurden die Tonmineralien mit Lithium angereichert, das die hydrothermalen Fluide zuvor aus dem Rhyolith gelöst hatten. So entstand diese bis jetzt einzigartige Lagerstätte mit einem Lithiumanteil von bis zu 2,4 Prozent, was eine ungewöhnlich hohe Konzentration ist. Die Illit-Schichten sind bis zu 40 m mächtig.

Die Entstehungsgeschichte der Lagerstätte wurde von einem Forscherteam unter der Leitung des Geologen Thomas Benson von der Columbia University in New York entschlüsselt und kürzlich in einer Studie veröffentlicht. Es handelt sich um eine der größten Lithium-Lagerstätten der Welt, und natürlich untersucht man nun andere alte Calderen, ob sich dort möglicherweise vergleichbare Lagerstätten gebildet haben könnten.

Die McDermitt-Caldera liegt auf einem Hochplateau in der Basin-and-Range-Provinz. Die Landschaft wirkt auf den ersten Blick karg, doch wie so häufig in abgelegenen Gegenden gibt es auch hier eine schützenswerte Flora und Fauna. Außerdem befindet sich hier eine Gemeinschaft von Native Americans (Indianern), denen im Falle einer Ausbeutung des Lithiums erneut die Vertreibung droht. Eins ist gewiss: Ein Abbau des Lithiums würde im Tagebau erfolgen und das Gesicht der Caldera für immer verändern.

Vulkan Villarrica am 03.09.23

Staat: Chile | Koordinaten: -39.42; -71.93 | Aktivität: Asche-Exhalation

Ascheexhalationen und Erdbeben am Villarrica in Chile

Der Vulkan Villarrica in Chile war gestern aktiver als es in den letzten Wochen der Fall war und erzeugte eine kleine Ascheeruption. Laut der chilenischen Bergbaubehörde  SERNAGEOMIN stieg dabei Vulkanasche bis auf einer Höhe von gut 180 m über den Kraterrand auf. Zudem gab es ein vulkanotektonisches Erdbeben unter dem Vulkan, das der Ascheexhalation voranging. Es stand im Zusammenhang mit dem Sprödbruch von Gestein, der von aufsteigendem Magma verursacht wurde. Die Erschütterung ereignete sich um 16:47 Ortszeit und hatte eine geringe Magnitude von 1,1.

Das VAAC Buenos Aires, das den Luftraum Südamerikas auf Aschewolken hin beobachtet, brachte 3 VONA-Meldungen heraus. Die Vulkanasche war zwar nicht auf den Satellitenaufnahmen auszumachen, aber man meldete kontinuierliche Ascheemissionen, die bis auf eine Höhe von 3350 m aufstiegen. Da der Vulkan 2847 m hoch ist, wäre die Asche demnach gut 500 m über Kraterhöhe aufgestiegen, also deutlich mehr, als es dem Bericht der Vulkanologen von SERNAGEOMIN zu entnehmen ist. Die Ascheemissionen wurden via Livecam detektiert.

Nachts sieht man auf den Livecambildern rot illuminierten Dampf aus dem Krater aufsteigen. Im letzten Bulletin der Vulkanologen heißt es, dass ein Lavateich im Förderschlot steht. Unklar ist, ob er vom Kraterrand aus einsehbar ist, oder ob er dafür zu tief unten im Schlot steht. Heute Nacht registrierte MIROVA eine moderate Wärmestrahlung mit 23 MW Leistung.

Beim SERNAGEOMIN ist ein Aktivitäts-Bulletin des Villarricas für die erste Augusthälfte einsehbar. Dort wies man insbesondere auf die hohe Anzahl von Erdbeben mit langen Perioden hin: Es wurden 14.560 entsprechende seismische Signale aufgezeichnet. Zudem wurde ein kontinuierliches Tremorsignal empfangen. Beide Erdbebenarten stehen mit der Fluiddynamik im Zusammenhang und zeigen, dass Magma bzw. Lava im Untergrund und Schlot des Vulkans brodelt.

Aus der Schmelze wird auch viel Schwefeldioxid freigesetzt. Der Tagesdurchschnitt lag bei 1642 Tonnen am Tag. Ein Spitzenwert wurde am 8. August gemessen, als 2.237 Tonnen Schwefeldioxid ausgestoßen wurden.

Nicht zu den Werten passt, dass die Bodendeformation einen negativen Trend zeigt und Subsidenz registriert wurde. Die Vulkanologen teilten aber auch mit, dass die Werte aufgrund der Jahreszeit ungenau sein könnten und möglicherweise von variierenden Schneehöhen beeinflusst wurden.

Der Alarmstatus des Vulkans Villarrica steht auf „gelb“. Zuletzt gab es im Januar Meldungen von strombolianischen Eruptionen. Die Aktivität könnte sich jetzt wieder dahingehend steigern.

Zusammenfassung:

  • Am Villarirca stieg Vulkanasche bis gut 500 m über Kraterhöhe auf.
  • Es gab einen schwachen VT-Erdstoß, LP-Erdbeben und kontinuierlichen Tremor.
  • Im Schlot steht ein Lava-Pond und es steigt rot illuminierter Dampf auf.