Vulkan Fagradalsfjall-Eruption – Status am 11.07.23

Eruptionsspalte gestern Abend. © Isak Finnbogason

Der Vulkanausbruch bei Litli Hrútur am Vulkan Fagradalsfjall geht weiter

Der Vulkanausbruch, der gestern um 16:40 Uhr in der Nähe von Litli Hrútur auf Island begann, geht weiter. Während des Initialstadiums der Eruption öffnete sich eine ca. 200 m lange Eruptionsspalte, die sich innerhalb von ca. 2 Stunden auf 900 m verlängerte. Zahlreiche kleine Lavafontänen schossen aus der Spalte hoch und förderten einen Lavastrom, der in Richtung des südwestlich gelegenen Vulkans Fagradalsfjall strömte. Die erste Schätzung der Ausstoßmenge zu Beginn des Ausbruchs ist im Vergleich zu früheren Ausbrüchen in diesem Gebiet deutlich höher. Die Wissenschaftler vom IMO betonen, dass die Gasverschmutzung im Umfeld des Ausbruchs hoch und gefährlich ist. Das Gas wird in Richtung Reykjanes geweht und verbreitet sich auch in der Hauptstadtregion. Reisenden wird geraten, sich nicht in das Gebiet zu begeben, bis die Einsatzkräfte die Möglichkeit hatten, die Lage zu beurteilen. Gasverschmutzung in der Nähe des Ausbruchs kann gefährlich sein. Auch an steilen Hängen ist Vorsicht geboten, denn nach den starken Erdbeben kann es zu Steinschlag kommen.

Die starke Seismizität ließ bereits in den Stunden vor dem Vulkanausbruch nach und ist bis heute Morgen immer noch erhöht. Neben den Erdbeben, die schwächere Erschütterungen zum Teil überlagerten, wurde ein vergleichsweise schwacher Tremor registriert.

Aktuell sieht man auf einer neu positionierten Livecam, dass der größte Teil der Eruptionsspalte seine Aktivität bereits eingestellt hat. Die Eruption konzentriert sich auf einen Teil der Spalte im zuerst gebildeten Spaltenbereich. Hier wird eine langgestreckte Lavafontäne ausgestoßen. Der Lavastrom fließt entlang der Spalte und könnte die weiter unten liegenden Teile des Risses verkleben.

Wie lange der Ausbruch anhalten wird, ist ungewiss. Nach dem starken Magmenaufstieg der letzten Tage wird er wohl nicht ganz so schnell enden. Es liegt im Bereich des Möglichen, dass sich neue Spalten entlang des magmatischen Gangs öffnen werden, besonders, wenn es zu einer Pause an der aktuellen Eruptionsstelle kommen sollte.

Fagradalsfjall Live-Stream 10.07.23

Livestream von der Fagradalsfjall-Eruption 2023

Sehr gut gemachter Livestream der neuen Eruption. Der Stream stammt vom Drohnenpiloten Isak Finnbogason. Man sieht sehr schön Lavastrom und Lavafontänen entlang der weiter aufgerissenen Spalte am südwestlichen Ende des Magmatischen Gangs.

Fagradalsfjall mit Vulkanausbruch am 10.07.23

Eruptionsspalte mit Lavastrom bei Litla Hrêt. © IMO

Erwartete Eruption auf Island hat begonnen

Am späten Nachmittag öffnete sich gegen 16:20 Uhr (Ortszeit) eine erste ca. 200 m lange Eruptionsspalte nahe dem isländischen Vulkan Fagradalsfjall. Die Spalte befindet sich nordöstlich des Vulkans an einem Ort, der Litla Hrêt genannt wird. Er wurde in den letzten Tagen als einer der wahrscheinlichen Eruptionsorte gehandelt. IMO schreibt, dass der Fußmarsch dorthin lang sei und man sich besser noch nicht auf dem Weg macht, sondern wartet, bis Experten die Eruptionsstelle gesichtet und freigegeben haben. Für mich hört sich das noch nicht nach einer Vollsperrung an.


Nach der Phase mit intensiven Magmenaufstiegs scheint der aktuelle Ausbruch erst einmal überraschend klein zu sein, doch man weiß ja noch nicht, wie er sich weiter entwickeln wird. Sowohl der Ausbruch von 2021, als auch die enorm große Bardarbunga-Eruption im Jahr 2014 begannen ähnlich bescheiden wie die aktuelle Eruption, bevor sie sich enorm verstärkten.

Das Gelände hinter dem Fagradalsfjall ist flach und es gibt keine Täler zu füllen. Die Lava folgt einem schwachen Gefälle in Richtung Fagradalsfjall, wo sie auf die vulkanische Erhebung stoßen wird, die ein natürliches Hindernis darstellt. Wenn das Gefälle ausgeglichen ist, könnte die Lava in Richtung Norden fließen.

Auf einem der Livestreams sieht man den Ausbruch dampfen. Die Kamera steht auf einer vulkanischen Erhebung, die ich noch zum Fagradalsfjall-Komplex rechnen würde. Es scheint ein altes Eruptionszentrum gewesen zu sein, denn man kann auf Satellitenaufnahmen eine leichte Depression im Gipfelbereich erkennen, die mal ein Krater gewesen sein könnte.

Livestream Keilir. © RUV

Für mich persönlich kommt der Ausbruch mal wieder zur ungünstigsten Zeit, da ich nächste Woche Familienurlaub in Kenia machen werde. Für mich kommt eine Island-Reise dann erst danach in Betracht.

Update 21:30 Uhr: Inzwischen haben sich 2 weitere kurze Spalten im Bereich der ersten Eruptionsspalte geöffnet. Die beiden neuen Spalten liegen leicht seitlich versetzt zur ersten Spalte. Ich schätze die Gesamtlänge auf gut 350 m. Die Erste Spaltet öffnete sich genau auf einer Jeep-Piste.

Es liegen Berichte vor, nach denen Wanderer aus dem Eruptionsgebiet evakuiert wurden. Straßensperren werden errichtet und die zuvor angekündigte Sperrung des Eruptionsgebiets etabliert.

Vulkan Mayon mit Aktivitätssteigerung am 10.07.23

Staat: Philippinen | Koordinaten: 13.25123.68 | Aktivität: Dom

Erneute Aktivitätssteigerung am Mayon auf den Philippinen

Gestern Abend brachte PHILVOLCS einen Sonderbericht zur gesteigerten Aktivität am Mayon auf Luzon heraus. Demnach gab es eine große Anzahl pyroklastischer Dichteströme (PDC), die vom Lavadom und den Fronten der beiden Lavastrome abgingen, die durch die Schluchten Mi-isi und Bonga fließen. Die Lavaströme sind 2,8 und 1,4 km lang und fließen recht konstant, wenn auch langsam. Genaue Daten zur Größe des Lavadoms liegen nicht vor, aber umso größer er wird, desto größer wird auch das Risiko zerstörerischer pyroklastischer Ströme. Die aktuellen Abgänge beschränken sich auf eine Entfernung von 3,3 km vom Dom und haben noch kein bewohntes Gebiet erreicht. Gestern stieg die Zahl der Dichteströme auf 24. Ein Rekord der aktuellen Eruptionsphase. Rekordverdächtig ist auch die Anzahl der Schuttlawinen-Abgänge. Sie belief sich auf 325. Außerdem gab es 109 vulkanisch bedingte Erdbeben, die vom aufsteigenden Magma verursacht wurden.

Die Satellitenmonitore haben gestern einen deutlichen Anstieg der Schwefeldioxid-Emissionen festgestellt: die im Rahmen der Kampagne gemessenen Emissionen am 9. Juli betrugen im Durchschnitt 943 Tonnen/Tag. Kurzfristige Beobachtungen von elektronischen Tiltmetern zeigen, dass sich die oberen Hänge des Vulkans seit Februar 2023 aufblähen. Längerfristige Bodenverformungsparameter deuten darauf hin, dass sich der Mayon insgesamt weiterhin aufbläht, insbesondere im Nordwesten und Südosten.

Vor zwei Tagen wurde eine hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von 128 MW detektiert, die auf der Website von MIROVA angezeigt wird. Danach hing der Gipfel größtenteils in den Wolken, so dass nur noch eine moderte Wärmestrahlung gemessen werden konnte.

PHIVOLCS weist erneut darauf hin, dass über dem Vulkan Mayon nach wie vor die Alarmstufe 3 (erhöhte Tendenz zu einer gefährlichen Eruption) herrscht, dass aber eine Zunahme der Häufigkeit von PDCs genau beobachtet wird. Es wird dringend empfohlen, die Gebiete innerhalb der permanenten Gefahrenzone mit einem Radius von 6 Kilometern weiterhin zu evakuieren und die Gemeinden im 7- und 8-Kilometer-Radius auf eine eventuelle Verschärfung der aktuellen PDC-Aktivität vorzubereiten. Die Zivilluftfahrtbehörden müssen auch den Piloten raten, Flüge in der Nähe des Vulkangipfels zu vermeiden, da die Asche von Eruptionen für Flugzeuge gefährlich sein kann. PHIVOLCS beobachtet den Mayon-Vulkan genau, und jede neue Entwicklung wird allen Betroffenen mitgeteilt.

Vulkan-News 10.07.23: Ätna

Ätna mit kleinen Ascheeruptionen

Bereits gestern konnte ich eine Ascheeruption vom Ätna melden. Heute intensivierte sich der Ascheausstoß aus dem Neuen Südostkrater sogar noch und es wurden mehrere Aschewolken gemeldet. Obwohl man sie immer noch als klein bezeichnen kann, waren sie größer als die Ascheemission gestern.

Der Tremor ist unauffällig und bewegt sich im unteren Drittel des gelben Bereichs. Die Erdbebentätigkeit ist in den letzten Tagen bestenfalls durchschnittlich gewesen, sieht man von dem Schwarmbeben vom 5. Juli ab.

Die Wärmestrahlung ist ebenfalls bescheiden. Auf dem aktuellsten Sentinel-Satellitenbild vom 8.Juli erkennt man im Infrarotbereich nur eine wenige Pixel große Anomalie im Schlot der Bocca Nuova. MIROVA detektierte eine schwache thermische Strahlung mit 1 MW Leistung. Der Neue Südostkrater war kalt gewesen.

Häufig gehen am Ätna Ascheeruption einem Paroxysmus voraus, wobei es einige Tage dauern kann, bevor es zum Ausbruch kommt. Die Wahrscheinlichkeit hierfür wächst, wenn nicht nur Asche, sondern auch glühende Tephra ausgeworfen wird. Wenige Stunden vor einem Paroxysmus setzen dann für gewöhnlich strombolianische Eruptionen ein, deren Pausenintervalle immer kürzer werden, je näher die paroxysmale Hauptphase rückt. Kurz vor der Hauptphase beginnt dann ein Lavastrom zu fließen.

Es kommt aber auch zu Ascheemissionen, denen kurzfristig kein größerer Ausbruch folgt, also sollten wir unsere Erwartungshaltung nicht zu hoch setzen. Morgen sollte ein neues INGV-Bulletin erscheinen, vielleicht enthält es weiter Informationen zur Lageeinschätzung.


Seismizität am Fagradalsfjall rückläufig

Apropos Lageeinschätzung: eine der renommiertesten Mittarbeiterinnen der isländischen Meteorologiebehörde, Kristín Jónsdóttir, erinnerte heute in einem RUV-Interview daran, dass es vor der Eruption von 2021 am Fagradalsfjall 3 Wochen lang bebte, bevor es zu einem Ausbruch kam. Aktuell geht die Bebentätigkeit tatsächlich weiter zurück und ich denke nicht, dass wir so schnell wie vielfach vermutet wurde, zu einem Ausbruch kommen wird.


Ebeko mit Ascheeruption

Der russische Vulkan Ebeko liegt auf der Kurileninsel Paramushir und eruptierte heute Asche, die bis auf einer Höhe von 3000 m aufstieg. Sie driftete in Richtung Nordosten.


Piton Fournaise weiter aktiv

Auf La Réunion bleibt der Piton Fournaise aktiv, allerdings mit einer leicht rückläufigen Tendenz: die Auswurfshöhe der strombolianischen Eruptionen aus dem neuen Schlackenkegel hat abgenommen. Es fließt weiterhin ein Lavastrom, der mittlerweile gedeckelt ist und durch eine Tube fließt. Die Lavafront befindet sich auf 1300 m Höhe und 1,8 km von der Küstenstraße entfernt.

Fagradalsfjall mit starkem Erdbeben – News vom 10.07.23

Staat: Island | Koordinaten: 63.901, -22.272 | Aktivität: Intrusion

Fagradalsfjall mit starkem Erdbeben und Intrusion

Gestern Abend manifestierte sich am Fagradalsfjall das stärkste Erdbeben der aktuellen Sequenz. Es ereignete sich um 22:22:57 Uhr und hatte eine Magnitude von 5,2. es war in einem weiten Umkreis im Süden Islands zu spüren gewesen. Das Epizentrum befand sich nicht direkt am Fagradalsfjall, sondern 1.6 km südöstlich von Keilir. Das Beben stand im Zusammenhang mit der Dykeintrusion. Der Dyke spannt sich zwischen Fagradalsfjall und Keilir auf und liegt etwas nordöstlich des magmatischen Gans von 2022. Der neue Dyke hat eine Länge von 3 km. IMO schreibt hierzu, dass sich die Deformation verlangsamt habe. Der Magmanachschub scheint sich also zu verlangsamen, was sich auch in einer Abnahme der Erdbebenanzahl widerspiegelt. Die Vulkanologen schreiben aber auch, dass seit einsetzten der Intrusion 5 Tage vergangen sind und das beim Ausbruch im letzten Jahr der Eruption am 5. Tag der Intrusion begann.
In die ähnliche Richtung geht eine Meldung, dass seit gestern vermehrt heißes Wasser aus einer Tiefenbohrung der Gegend fließt. Normalerweise ist das Wasser 9 Grad kalt, aktuell soll es sich auf 40 Grad erhitzt haben. Eine ähnliche Zunahme von Temperatur und Fördermenge verzeichnete man kurz vor den letzten beiden Eruptionen am Fagradalsfjall.

Gestern wurde auch ein neues Interferogramm diskutiert, dass auf Daten zwischen den 7. und 8. Juni zurückgriff. Die INSAR-Messungen enthüllten eine anhaltende Inflation und dass die Magma nur noch 500 m von der Erdoberfläche entfernt sein soll. Man stellte erhebliche Bodendeformationen entlang von Verwerfungen fest und sah Hinweise einer Grabenbildung.

Gestern manifestierten sich auch Erbeben mit Magnituden im 4er-Bereich, die in einer Region zwischen Keilir und Kleifarvatn lagen. Hier geht man davon aus, dass die Beben indirekt mit der Magmenintrusion in Verbindung stehen und durch ein verändertes Spannungsfeld ausgelöst wurden.

Das Fazit der Vulkanologen von IMO ist, dass eine baldige Eruption sehr wahrscheinlich ist, sich der genaue Zeitpunkt aber nicht festlegen lässt.

Vulkan-News 09.07.23: Nishinoshima

Nishinoshima mit Eruptionen

Der japanische Inselvulkan Nishinoshima hat mit neuen Eruptionen begonnen. Sie lösten heute beim VAAC Tokio 3 VONA-Meldungen aus. Demnach stieg Vulkanasche bis auf eine Höhe von 1500 m auf und driftete in Richtung Norden. Bereits vor einer Woche wurde das Satellitenfoto aufgenommen, das den kleinen Inselvulkan mit einer Eruptionswolke zeigt. MIROVA detektiert eine schwache Thermalstrahlung.

Interessanterweise gab es gestern ein Erdbeben der Magnitude 4,7, das sich in der Nähe des Vulkans ereignete. Ein Zusammenhang zwischen dem Erdbeben und dem heutigen Vulkanausbruch kann nicht ausgeschlossen werden.

Nishinoshima gehört zum langgestreckten Ogasawara-Archipel (Bonin-Archipel), einem vulkanischen Inselbogen, dessen Mittelpunkt ca. 1000 km südlich von Tokio liegt. Der Teil mit den meisten aktiven Vulkanen des Archipels wird auch Volcano Islands genannt.

Die Aktivität von Nishinoshima hat in den letzten Jahren zugenommen. Die Insel entstand erstmals im Jahr 1973 nach einem Ausbruch des Vulkans, wurde jedoch im Laufe der Zeit durch Erosion wieder abgetragen. In den Jahren 2013 und 2014 erlebte der Vulkan eine starke Eruption, bei der die Insel erneut über den Meeresspiegel gehoben wurde.

Seit 2013 hat Nishinoshima durch zyklisch wiederkehrende vulkanische Aktivitäten deutlich an Größe zugenommen. Die Eruptionen haben zur Bildung neuer Lavaströme geführt, die sich deutlich ausgebreitet haben und so die Küstenlinie der Insel erweiterten. Vor 3 Jahren kam es zu einer Serie starker phreatomagmatischer Eruptionen, die das Gesicht der Insel deutlich veränderten.


Anak Krakatau mit erhöhter Seismizität und Eruptionen

Mit Anak Krakatau steht heute ein weiterer Inselvulkan in den News. Hier gab es in den letzten 3 Tagen eine deutliche Erhöhung der Seismizität. Das VSI registrierte vorgestern 80 vulkanisch bedingte Erdbeben und eine Handvoll Eruptionssignale. Gestern wurden gut 50 Beben festgestellt. Vulkanguide Andy besichtigte die Insel und berichtete ebenfalls von kleineren Ascheeruptionen.


Ätna mit kleinem Aschepuff

Heute Morgen stieß der sizilianische Ätna eine kleine Aschewolke aus dem Neuen Südostkrater aus. Starker Wind verfrachtete sie schnell in Richtung Süden. Kleine Eruptionen können am Ätna Vorboten zu einer paroxysmalen Eruption sein. Zuletzt ereignete sich vor 4 Tagen ein Schwarmbeben im Nordwesten des Feuerbergs. Es steigt Magma auf.

Erdbeben am Fagradalsfjall – News vom 09.07.23

Staat: Island | Koordinaten: 63.901, -22.272 | Aktivität: Intrusion

Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall geht weiter

Am isländischen Vulkan Fagradalsfjall gehen die Erdbeben weiter und Magma sucht sich einen Weg an die Erdoberfläche. Gestern Abend wurde gemeldet, dass die Schmelze ca. 1 km unter der Erdoberfläche steht. Zahlreiche Mikrobeben, die so schwach waren, dass sie sich an der Grenze des Messbaren bewegten, zeugten vom Versuch des Magma durchzubrechen. Doch auch wenn isländische Vulkanologen einen Vulkanausbruch in den nächsten Stunden für wahrscheinlich halten, gibt es kein Garant dafür, dass es kurzfristig zu einem Vulkanausbruch kommen wird.

Die Seismizität fluktuiert und Hochphasen wechseln sich mit Phasen geringerer Erdbebentätigkeit ab, wobei sie generell hoch bleibt. Das stärkste Einzelbeben der letzten 24 Stunden manifestierte sich gestern Abend. Es hatte eine Magnitude von 4,5 und lag am Kleifarvatn. Dieses Beben wurde höchstwahrscheinlich durch Spannungsänderungen verursacht. Heute Morgen wurde um 07:26 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 4,2 registriert. Es wurde 0,5 km östlich von Keilir verortet. In den sozialen Medien wurden Bilder eines Steinschlags geteilt. IMO warnt davor, dass die Erdbeben Steinschläge und Erdrutsche auslösen können.

Dank des schönen Wetters sind bereits seit Vorgestern viele Touristen in der Gegend des erwarteten Vulkanausbruchs unterwegs. Es gab auch schon eine leicht verletzte Wanderin, die umknickte und den Notruf rief. Sie wurde von der lokalen Bergungstruppe aus dem Gelände getragen. Die Einsatzkräfte sind nach eigenen Angaben gut auf eine Eruption vorbereitet.

Die Politik ist, das Gebiet erst zu sperren, wenn der Vulkanausbruch tatsächlich begonnen hat. Hier unterscheidet sich die Strategie des isländischen Katastrophenschutzes von den Behörden anderer Länder, wobei man bei Aktivierung einer Alarmstufe gleich eine Sperrung des Vulkans verhängt. Auf Island kann sich aber aktuell eine Eruptionsspalte zwischen zwei Vulkanen öffnen, was die Absperrung eines recht großen Areals nötig machen würde. Sobald es zu einem Vulkanausbruch kommen sollte, wird das Ausbruchsgebiet gesperrt. Erst nach Einschätzung der Situation wird die Eruptionsstelle ggf. für Besucher zugänglich gemacht. Sollte das der Fall sein, muss man in der Ferienzeit mit einem großen Besucherstrom rechnen.

Vulkan Fagradalsfjall am 08.07.23


Archivaufnahmen Fagradalsfjall 2021. © Marc Szeglat

Staat: Island | Koordinaten: 63.901, -22.272 | Aktivität: Intrusion

Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall auf Island schwächelt

Seit gestern Abend nehmen Anzahl und Stärke der Erdbeben am Vulkan Fagradalsfjall ab, dennoch gibt es immer noch viele Erschütterungen. Sie konzentrieren sich auf den magmatischen Gang zwischen Fagradalsfjall und Keilir. In den letzten 4 Tagen gab es mehr als 8500 Erschütterungen und auf Island rechnet man mit einem Vulkanausbruch. Wissenschaftler sind vor Ort und führen Messungen durch. In einem RUV-Artikel heißt es, dass man sich auf einen baldigen Ausbruch vorbereitet. Die Forscherin Elísabet Pálmadóttir meinte in einem Statement, dass die aktuell gemessenen Bodenhebungen nicht  groß seien. Eine Interpretation hierfür ist, dass es in dem untersuchten Gebiet zwischen den beiden Vulkanen nicht genug GPS-Sensoren gibt, um die Änderungen engmaschig zu überwachen. Dadurch könnten lokale Bodenhebungen nahe der Oberfläche nicht mehr erfasst werden. Eine andere Interpretation ist, dass sich der Magmenaufstieg verlangsamt hat.

Schaut man sich die öffentlich zugänglichen Daten der GPS Stationen an, dann sieht man, dass es aktuell am Fagradalsfjall zu einer deutlichen Subsidenz kommt. Die dort gemessene Bodenhebung von 3 cm ist wieder abgebaut worden. Außerdem kam es zu einem ordentlichen horizontalen Versatz. Dieses Phänomen konnte man auch kurz vor der Eruption im letzten Jahr feststellen. Entweder beginnt der erwartete Vulkanausbruch in Kürze, oder das Magma schafft den Durchbruch noch nicht, die Erdbebenaktivität flaut ab, bis zum nächsten Magmaschub. In 2021 wiederholte sich das Spiel mehrere Mal, bevor die Eruption begann.

Wie schon im letzten Jahr vermuten die Wissenschaftler einen Lavadurchbruch zwischen Fagradalsfjall und Keilir, weil hier die Bodenhebung am größten ist und das Magma am höchsten steht. Doch es besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Schmelze in der bekannten Schwächezone am Fagradalsfjall final durchbricht.