Fagradalsfjall: Geimpft, getestet und rasiert

Staat: Island | Koordinaten: 63.903, -22.273 | Eruption: Hawaiianisch

Fagradalsfjall
Drohenenpanorama über den neuen Krater und dem Geldingadalir. © Marc Szeglat

Zwischen dem 05. und 12. September weilten die Geonauten/Vulkanauten Thorsten, Martin und Marc auf Island, um die Eruptionen des Vulkans Fagradalsfjall zu dokumentieren. Wie es das Schicksal so wollte, traf unsere Reise ausgerechnet mit der längsten Eruptionspause des Vulkans zusammen, seitdem er im März ausgebrochen war. Die Pandemie-bedingten Reisebeschränkungen und die Schulferien -mit ihren sündhaft explodierten Mietpreisen für Allradautos- vereitelten eine frühere Reise. Diese trat ich bereits mit gemischten Gefühlen und in einer dystopischen Stimmung an, denn der letzte Eruptionspuls ereignete sich bereits 3 Tage vor meiner Abreise: eine ungewöhnlich lange Pause für den ansonsten so aktiven Fagradalsfjall. Hinzu kam der Umstand, dass die Bahn streikte (danke GDL) und ich von Frankfurt aus flog. Also musste ich mit dem PKW 3 Stunden lang zum Flughafen fahren und ihn dort einem Langzeitparkplatz auf einem alten Fabrikgelände anvertrauen. Die endlos lange Schlange am Check-in war auch wenig erbaulich. Geimpft, getestet und frisch rasiert stellte ich mich wenig geduldig und ziemlich genervt hinten an und wartete. Irgendwann hatte ich es dann bis an Bord des Fliegers geschafft und versumpfte mit meiner Maske auf der Nase im zu schmalen Sitz. Dreieinhalbstunden später landete ich in Keflavik -ohne einen nennenswerten Bordservice genossen zu haben (danke Icelandair)- absolvierte das Corona-Einreiseprozedere und nahm den Mietwagen entgegen. Hier trug sich das erste einigermaßen positive Ereignis zu, denn mir wurde ein „Upgrade“ aufgedrückt. Anstatt des gebuchten Skoda Oktaiva 4×4 bekam ich einen Kia Sportage SUV. Mhh, eigentlich hatte ich den langen Skoda gemietet, weil ich hinten im Kofferraum schlafen wollte, nun würden es 7 unbequeme Nächte auf dem Beifahrersitz werden. Was für eine herbe Enttäuschung, aber wenigstens durfte man mit dem SUV über die Hochlandpisten brettern und auf den Spuren einer Grand Tour wandeln.

Thors Sohn

Nachdem ich Martin aufgegabelt hatte, trafen wir uns mit Thorsten in Grindavik, der bereits am Donnerstag auf Island angekommen war und vermutlich den Vulkan ausgetreten hatte. Oder hatte er etwa in den Krater uriniert? Was auch immer, der Sohn Thors musste den Vulkan gelöscht haben! Zusammen fuhren wir zum schweigenden Schlot und mir raubte es endgültig die Stimmung: Hunderte, nein, Tausende Schaulustige bevölkerten die Hügel um das Geldingadalir-Tal und starrten zum kalten Loch rüber. Schlimmer geht immer. Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich finde es toll, wenn sich Menschen für Vulkane interessieren und diese auch bereisen, doch dieser Rummel ging mir entschieden zu weit! Um es abzukürzen: der Vulkan blieb aus und wir verdrückten uns ins ruhigere Hochland. Zuvor bestaunten wir einen Gletscherlauf der Skafta, der von zwei subglazialen Kavernen des Gletschers Vatnajökull ausging. Der Vulkan Grimsvötn verursachte eine Eisschmelze und das gestaute Wasser floss nun ab. Lokale Medien berichteten pausenlos über das Ereignis, doch irgendwie haute es mich nicht wirklich von den Socken. War halt ein Hochwasser, dass das Flussbett nicht mal verließ. Irgendwie weniger dystopisch, oder doch? Nein, Grimsvötn zeigte sich vom Gletscherlauf nicht beeindruckt und blieb -wie könnte es anders sein- ruhig. Zu ruhig für meinen Geschmack, denn als Sünder stehe ich auf einen Hauch von Feuer und Schwefel. By the way, Grimsvötn zählt zu den 7 isländischen Vulkansystemen, die sich aktuell auf eine Eruption vorbereiten sollen.

Im Bann des Tremors

Panorama über Kraterseen bei Landmannalaugar. © Marc Szeglat

Während unserer Reise staunten wir mehr als einmal, wie gut das Mobilfunknetzt auf Island ausgebaut ist, denn stündlich checkten wird den Tremor. Thorsten verließ uns am Donnerstag, und Martin und ich scheuchten den Kia nach Landmannalaugar, wo es mich erneut in Erstaunen versetzte: aus dem Geheimtipp von damals, ist eine beliebte Touristenattraktion geworden, wo sich alles trifft, was seinen Offroadcamper ausführt. Und ich kann Euch sagen: nach 5 Nächten auf dem Beifahrersitz eines SUVs hätte ich auch gerne einen gehabt. Abenteurfeeling war allerdings fehl am Platz, dazu muss man wohl zur Askja fahren. Aber wir wollten uns nicht weiter als 3 Fahrtstunden vom Fagradalsfjall entfernen. Am letzten Tag vor der Heimreise stellte sich heraus, dass dieser Entschluss weise war. Am Samstagmorgen begann der Tremor in der vertrauten Weise zu steigen und wir eilten vom Gulfoss zum Fagradalsfjall.

Neue Spalten am Vulkan Fagradalsfjall

Am Vulkan angekommen wählten wir die südlichste der 3 Routen, die auf die Hügelketten um den neuen Krater führen. Auf dem Rim steht eine der populärsten LiveCams und weiter östlich befindet sich ein recht wenig frequentierter Aussichtspunkt. Von dort aus wollten wir unsere Drohnen starten. Schon während des Weges dorthin schwante mir nichts Gutes: von der gegenüberliegenden Seite des Tals stieg verdammt viel Dampf auf und es hatte den Anschein, als würde dort Lava fließen. Martin war vorangeeilt und als ich den Aussichtspunkt erreicht hatte, drehte er bereits wieder um und machte sich auf den weiten Weg zur Nordseite. Ein Blick in die Ferne bestätigte meine Vermutung, dass sich in gut 2 km Entfernung neue Schlote im Talboden geöffnet hatten. Super, da stand ich dann mal auf der falschen Seite und guckte blöd aus der Wäsche! Martin, der im Gelände fast doppelt so schnell unterwegs ist wie ich, hatte gute Chancen den gegenüberliegenden Rim noch bei gutem Fluglicht zu erreichen, aber ich zweifelte an meiner Geschwindigkeit und beschloss auf dem Aussichtshügel zu verweilen. Dann blieb die Küche halt nicht nur leer, sondern auch kalt. Dafür startete ich bald meine Drohne und flog hinüber zum Krater, in dem sich wieder Lava sammelte. Was sich bis dahin vor meinen Augen verborgen hatte, war eine neue Öffnung an der nördlichen Basis des Kraterkegels. Hier schoss die Schmelze im hohen Bogen aus der Öffnung und speiste einen verzweigten Lavastrom. Aus 3 weiteren Öffnungen im Talboden sprudelte ebenfalls Lava und schuf einen breiten Strom, den man schon als sekundären Lavasee bezeichnen konnte. Was für ein Naturspektakel! Allerdings konnte sich so der Krater natürlich nicht mit Lava füllen und überlaufen, worauf ich bis dahin eigentlich gesetzt hatte. Die Erde bewies einmal mehr ihre Kraft, und dass es ihr scheißegal ist, ob ich geimpft, getestet und rasiert bin.

Thermalgebiete der Toskana

Die bekanntesten Manifestationen des Vulkanismus in der Toskana finden sich im Einzugsbereich des Vulkans Monte Amiata. Obwohl der Vulkan als erloschen gilt, gibt es noch heiße Magmen im Untergrund, die einen hohen geothermischen Gradienten der Region bedingen. Dadurch gibt es vielerorts Mofetten, Fumarolen und heiße Quellen.

In direkter Nachbarschaft zum Monte Amiata liegt der „Weiße Wal“ von San Filippo. Der große Kalksinterfelsen bildete sich am Ufer des Baches Rio Bianco. Am Bach gibt es auch wassergefüllte Sinterterrassen, die von warmen Quellen gespeist werden. Sie laden zu einem herrlichen Bad ein.

Weiter weg finden sich die bekannten Kalksinterterrassen von Saturnia. Auch sie verdanken ihre Existenz der Geothermie am Monte Amiata: am Vulkan versickertes Regenwasser dringt bis in 200 m Tiefe vor, wo es sich erwärmt und mit vulkanischen Mineralien angereichert wird. Unter diesen Mineralien befindet sich auch Schwefel. Ein Grundwasserstrom transportiert das Thermalwasser gut 30 km weit, bis es bei Saturnia austritt.

Kalksinter sind vielen Menschen aus Tropfsteinhöhlen bekannt, die sich überwiegend im Kalkgestein bilden. Die Kalksintererscheinungen (Tropfsteine, Sintersteine und Terrassen) entstehen, wenn im Wasser gelöstes Kalziumkarbonat kristallisiert und so die vielfältigen Erscheinungsformen wachsen lässt. Thermalwasser kann aufgrund seiner hohen Temperatur besonders viel Kalziumkarbonat lösen und es bei Abkühlung freisetzen. So finden sich in Thermalgebieten oft besonders schöne Kalksinterbecken. Sie wachsen schneller als Tropfsteine.

Thermalerscheinungen abseits des Monte Amiatas

In der Toscana gibt es weitere geothermische Manifestationen, die sich Abseits des Monte Amiata befinden und die ich nicht alle erwähnen kann. Sie zeigen, dass es auch anderswo heiße Magmenkörper im Untergrund geben muss. Bekanntes Beispiel hierfür ist das Thermalgebiet von Larderello. Bor-haltige Fumarolen treten dort vielerorts zutage. Sie wurden von Etruskern und Römern industriell genutzt. Bor wurde den Glasuren von Keramiken beigemischt. Heutzutage gibt es in der Region mehrere Geothermalkraftwerke und ein entsprechendes Museum.

Die Fumarolen von Biancane befinden sich nur wenige Kilometer von Larderello entfernt. Der kleine geothermale Naturpark liegt am Stadtrand von Monterotondo Marittimo. Beeindruckendste Manifestation des Vulkanismus ist hier ein Schlammtopf, der aber nicht so ohne weiteres einsehbar ist. Es ist tatsächlich der einzige echte Schlammtopf, den ich in der Toskana bisher gesehen habe. Die Gegend ist auch als Valle del Diavolo bekannt.

Ein ähnliches Thermalfeld ist die Colline Metallifere. Sie liegt an einem Berghang am Ortseingang von Sasso Pisano. Dort treten zahlreich Mofetten und Fumarolen zutage. Doch das eigentliche Highlight von Sasso Pisano ist das relativ neue Thermalbad. Von seinem Parkplatz aus, führt ein hölzerner Pfad, der von Eichen gesäumt ist, in ein verwunschenes Tal. Dort wird eine Thermalquelle in ein steinernes Becken geleitet, wie es schon die Etrusker genutzt haben mögen. Für mich eines der romantischten Bäder der Toskana und das sogar kostenfrei.

Fuego: Installation Livecam

Im Januar 2020 bereiste ich die guatemaltekischen Vulkane Pacaya und Fuego. Neben den üblichen Vulkanbesteigungen zum Fotografieren und Filmen der Eruptionen, hatte ich vor eine LiveCam am Fuße des Fuegos zu installieren. Die LiveCam wird von unserem Vulkanverein „Vulkanologische Gesellschaft e.V.“ finanziert und betrieben, wobei wir Unterstützung von Ulrich finden. Bei der vorherigen Reise hatte mich Martin mit Ulrich bekannt gemacht. Ulrich ist ein deutscher Aussiedler, der mit seiner einheimischen Frau auf einem schönen Anwesen lebt, dass sich nahe des ehemaligen Golfplatzes von La Reunion befindet. Das Haus zählt zu einer handvoll Gebäuden, die dem Vulkan besonders nahe liegen und sich mitten in den alten Kaffeeplantagen befinden. Von hier aus hat man nicht nur einen unglaublichen Blick auf den Doppelvulkan Fuego-Ancatenango, sondern auch auf die benachbarten Vulkan Agua und Pacaya. Ulrich holte mich von meinem Hotel in Antigua ab und fuhr mich zu seinem Haus, wo ich sehr gastfreundlich empfangen wurde. Zusammen mit einem seiner Angestellten kletterten wir auf das Dach und machten uns an die Montage der Kamera, die ich von zuhause mitgebracht hatte. Tage zuvor hatte Ulrich ein gut 30 m langes Lan-Kabel verlegt und einen Stromanschluss auf dem Dach eingerichtet. Innerhalb weniger Stunden war die Kamera installiert und eingerichtet, wobei wir die Kamera erst einmal provisorisch aufstellten, da sie zu einem späteren Zeitpunkt noch ein wenig verstellt werden soll.

Nach der Kamerainstallation zeigte mir Ulrich noch, wie knapp er und seine Familie der Katastrophe von 2018 entgangen sind, als pyroklastische Ströme und Lahare den Golfplatz nebst Hotel und Teile einer Siedlung zerstörten. Knapp 300 m trennen sein Haus vom Ort der Zerstörung.

Am nächsten Tag brach ich mit einer geführten Gruppe zum Acatenango auf, um von dort aus den Blick auf den Krater des Fuegos zu genießen. Der Aufstieg zum terrassierten Camp unterhalb des Gipfels des Acatenangos war anstrengen, aber der wunderschöne Wald auf der Vulkanflanke lässt einen die Anstrengungen vergessen. Eine halbe Stunde vor erreichen des Camps sieht man zum ersten Mal den Krater des Vulkans Fuego, was für einen zusätzlichen Motivationsschub sorgt.

Zur Abenddämmerung startete ich meine Kameradrohne für einen Flug Richtung eruptierenden Vulkankrater. Der GPS-Empfang war gut und so flog ich die Drohne bis an die Grenzen des Möglichen wo es zu einem Abriss der Verbindung zur Fernsteuerung kam. Doch anstatt automatisch zum Startpunkt zurückzukehren, drehte sie im 90 Gradwinkel ab. Die 800 € teure Drohne verschwand auf nimmer wiedersehen. Was mich besonders betrübte, war nicht der Verlust der Drohne, sondern der Verlust der Videos, die ich bis dahin am Fuego gedreht hatte. Ein wenig demotiviert hockte ich mich hinter meine Kamera und machte ein paar normale Bilder, wobei ich diesmal für den Vollmond zu spät dran war und mich die Resultate ohne Durchzeichnung des Vulkanhangs langweilten. Daher beendete ich die Bilderjagt bald und genoss den Anblick der Eruptionen bis mir die Augen zufielen.

Am nächsten Morgen ging es zeitig wieder runter. Für mein Gepäck hatte ich mir einen Träger bestellt, so dass ich selbst nur meine Fotoausrüstung tragen musste. Derart entfesselt machte der Abstieg richtig Spaß und in Windeseile erreichte ich den Fuß des Fuegos. Ein Tag später ging es wieder Richtung Heimat, wo Corona schon auf mich wartete. Im März gelangte die Seuche auch nach Guatemala, wo Ulrich bis jetzt (Anfang Mai) in Quarantäne lebt. Daher lässt die endgültige Platzierung der Webcam noch auf sich warten.

Bildbericht: Pacaya 2020

Im Januar 2020 weilte ich 3 Tage lang am Vulkan Pacaya in Guatemala. Seit Monaten war der Feuerberg strombolianisch aktiv und förderte zeitweise Lavaströme. So lockte mich der Vulkan zum 2. Mal innerhalb von 2 Jahren an. Im Vergleich zum März 2018 war der Hornito deutlich größer und besaß nun 2 ausgeprägte Schornsteine, die auch beide aktiv waren.

Jaime, der Host vom Salamandras House holte mich Freitagabend mit seinem Pickup vom Flughafen in Guatemala City ab. Der Mann aus El Salvador begrüßte mich herzlich und kutschierte mich auf dem Weg zum Pacaya noch zum Supermarkt. Eine ernsthafte Einkaufsmöglichkeit gibt es direkt am Vulkan nicht. Nur ein kleiner Kiosk bietet Naschwerk und Bier an, was ja bekanntlich das Wichtigste ist, um am Vulkan eine Weile klar zukommen. Am Gasthaus angekommen überlegte ich noch direkt in der ersten Nacht aufzusteigen, aber irgendwie gewann die Müdigkeit. Starker Wind und Bewölkung motivierten mich auch nicht sonderlich und so erklomm ich den Pacaya erst am nächsten Morgen.

Der erste Teil des Aufstiegs stellte keine besonderen Hürden auf, sah man einmal davon ab, dass gerade die ersten Hundert Höhenmeter ziemlich steil Bergan gehen. Da sich der Parkeingang (ja, der Pacaya ist in einem Nationalpark geschützt und man muss  50 Quetzales Eintritt zahlen) in knapp 1700 m Höhe befindet, fing ich gleich mächtig an zu schnaufen und zu schwitzen. Doch mit zunehmender Höhe hörte wenigstens das Schwitzen auf. Am Ende der Vegetationszone versammelten sich all jene Vulkanwanderer, die sich einer geführten Gruppe angeschlossen hatten und blickten sehnsuchtsvoll gen Gipfel. Die letzten 300 Höhenmeter kann man -entgegen den geltenden Regeln- schon noch erklimmen, man darf sich nur nicht von den Verbotsschildern und dem recht steilen Pfad durch lockere Lapilli abschrecken, bzw. aufhalten lassen. So stapfte ich entschlossen weiter und stand gegen Mittag am Rand des My-Kenney-Kraters und blickte auf die beiden fauchenden Schornsteine des Hornitos.

Zuerst wurden nur ein paar vereinzelte Lavabrocken aus den Mündern der Schlote ausgespien, doch ziemlich schnell steigerte sich die Aktivität zu kontinuierlichem Lavaspattering. Vereinzelte Lavabomben erreichten dabei schon respektable Höhen, von gut 50 Metern. Auch die Größe der Schlacken ließ sich sehen.

Am späten Nachmittag öffnete sich auf der Flanke des Hornitos sprotzend ein neuer Schlot. Ihm entströme Lava, die sich in einem mehr-armigen Strom über die Flanke ergoss. Das Spektakel war recht kurzweilig und endete nach 10 Minuten.

Innerhalb von 2 Stunden flog ich die 3 Akkus meiner Drohne leer und ließ sie dabei gefährlich niedrig über die Schlote schweben. Ich war ziemlich überrascht, dass sie am Ende der Batteriekapazitäten tatsächlich noch nicht abgeschossen worden war, wobei die Lavabomben die Rolle von Raketen übernahmen: mehr als einmal kamen sie dem unbemannten Fluggerät gefährlich nahe.

Am Abend wurde es dann wieder recht windig am Kraterrand, doch ich harrte beharrlich aus und wartete auf den Mondaufgang. Gegen 21.30 Uhr schob sich unser Trabant dann langsam über den Horizont und ließ wieder die Konturen des Hornitos erkennen. Wenig später machte ich mich dann an den Abstieg. Unten im Wald angekommen hielt ich ein Weilchen inne und ließ die vielfältigen Stimmen der Nacht auf mich wirken.

2 Tage später machte ich mich auf zum Fuego, was meine Drohne dann nicht überleben sollte, doch davon an anderer Stelle mehr.

Ätna 2019: Aktivität der Voragine

Im September 2019 begann der Ätna mit Eruptionen aus dem Nordostkrater und der Voragine. Als die Eruptionen anfingen war der Gipfelbereich des Vulkans in dichten Wolken gehüllt und der Vulkanausbruch fand unter Ausschluss der Weltöffentlichkeit statt. Tremor und Wärmestrahlung waren sehr hoch und die Daten deuteten auf eine paroxysmalen Eruption hin. Allerdings gab es von Seiten der Vulkanologen keine Bestätigung für einen starken Ausbruch. Als sich die Wolken lichteten war der Tremor zwar noch erhöht, lag aber deutlich unterhalb seiner Spitzenwerte. Das INGV berichtete von anhaltender Bebentätigkeit unter dem Zentralkraters. Dieser war strombolianisch aktiv. Das Besondere: die Eruptionen wurden nicht in der Bocca Nuova generiert, sondern in der Voragine, die seit einigen Jahren inaktiv gewesen war. Das und die Hoffnung auf eine größere Eruption, machte mich neugierig und lockte mich zum Vulkan.

Ich erreichte den Ätna pünktlich zum Vollmond am 14. September. Es war Samstagabend und die Strassen am Berg waren ungewöhnlich voll: eine Karawane von Autos schob sich durch die engen Gassen von Nicolosi, wo ich noch ein paar Lebensmittel für meinen Ausflug auf den Feuerberg kaufen wollte. Nach einer gefühlten Ewigkeit fand ich einen Parkplatz, doch leider waren die Geschäfte bereits zu, so dass ich Pizza tanken musste. Mit Selbiger im Gepäck machte ich mich anschließend auf den Weg Richtung Astronomisches Observatorium, in dessen Nähe ich einen meiner Lieblingsschlafplätze am Ätna bezog. Auch wenn es im Fiat Panda nicht gerade geräumig zuging, verspeiste ich meine Pizza immerhin mit Blick auf die Kraterlandschaft des Gipfels und den Eruptionen aus der Voragine. Gelegentlich wurde die glühende Tephra bis zu 300 m über Kraterhöhe ausgeworfen und landete auf der Außenflanke des Kraterkegels. Das machte einen Aufstieg zum Gipfel nicht gerade ungefährlicher. Nichtsdestotrotz machte ich mich am Sonntagmittag auf den Weg und erreichte das Torre del Filosofo pünktlich mit dem Abzug der Vulkanführer. Mein Rucksack war wiedermal zu schwer: neben Drohne und Kamera hatte ich meine Campingausrüstung zu schleppen, denn ich wollte die Nacht auf dem Vulkan verbringen. Unangenehm überrascht war ich von der Tatsache, dass die Piste um die Gipfelkrater noch von dem Lavastrom unterbrochen war, der im Juni aus dem Neuen Südostkrater eruptiert wurde. Durch die Aa-Lava führte allerdings ein schmaler Pfad, dessen Spur ich im Abendlicht folgte. Am Ende des gut 1 km langen Pfads kam mir ein reichlich frustrierte Mountainbiker entgegen, der von Ätna-Nord kommend den Vulkan queren wollte. Der junge Mann war im kurzärmligen Trikot unterwegs und hatte Null Ausrüstung dabei. Als ich ihm erzählte, wie lang der Pfad sei, klappte sein Kinn Richtung Brust. Mir war zwar bekannt, dass man sich hier oben ohne Führer nicht aufhalten durfte, doch scheinbar gab es im Norden des Vulkans keinen Hinweis darauf, dass der Weg an seinem anderen Ende gesperrt und auf Rädern unpassierbar war. Dem Fahrradfahrer blieb nichts anderes übrig, als seinen Drahtesel durch das unwegsame Gelände zu tragen und einen Sturz auf die Aa-Lava zu riskieren.

Als die Sonne unterging startete ich zum ersten Drohnenflug. Ich ließ die Mavic am Rande ihrer Reichweite über die Bocca Nuova schweben. Die kleine Kamera kam im schnell abnehmenden Licht, ebenso schnell an ihre Grenzen. So beschloss ich mein Biwack zu errichten und am nächsten Morgen weiterzufliegen. Ich verbrachte die Nacht im Schutze eines großen Felsens am Fuß der Voragine. Am Morgen ließ ich die Drohne erneut aufsteigen und steuerte sie über den Krater. Auf dem Display erkannte ich zum ersten Mal, dass ein neuer Kraterkegel in der Voragine wuchs. Ich beschloss mir den Kegel vom Kraterrand aus anzusehen und folgte dem Pfad hinauf zum Gipfel, wohl wissend, dass ich dabei in die Impakt-Zone größerer Tephra gelangen würde. Doch wenige Minuten später war ich dann schon von der Größe der Brocken überrascht, die da den Pfad zertrümmert hatten: einige der Bomben und Flatschen waren gut 1 m lang. Wäre ein schönes Foto gewesen, doch ich kniff die Arschbacken zusammen und machte, dass ich aus der Todeszone raus kam. Während der Morgendämmerung waren hier glühende Bomben gelandet, auch wenn die kapitalen Brocken während der Initialphase der Eruption gefördert worden sein dürften, konnte ich auf Beschuss gut verzichten. Die Traverse querte die Flanke der Voragine und endete oben am Rand der Bocca Nuova. Hier befand ich mich zwar außerhalb der unmittelbaren Impakt-Zone, dafür lag aber der Dampf gefüllte Kessel der BN zwischen mir und dem Intrakraterkegel. Kurzum: das Licht war beschissen und ich beschloss wieder abzusteigen. Es galt noch den Lavastrom zu queren und nicht den Führern in die Arme zu laufen, die mit dem morgendlichen Touristenstrom den Vulkan sicherer machen sollten.

Am nächsten Tag stattete ich dem Gipfel zur Abendstunde einen erneuten Besuch ab, diesmal allerdings mit leichterer Ausrüstung. Ich marschierte auf die Bocca Nuova hoch, die immer noch komplett verdampft war: die Schattenseite der Windstille, die eigentlich ein Teil meiner Motivation zur Reise ausgemacht hatte. Gut 2 Stunden beobachtete ich die Eruptionen, die im Abstand von einigen Minuten erfolgten. Ich stand am Abgrund des Kraters und zu meinen Füssen musste sich ein Förderschlot befinden, den ich nicht einsehen konnte. Ein tiefes Grollen und der Schein von Rotglut ließen mich zusammenzucken. Ein einzelner Lavabrocken flog bis auf meine Augenhöhe: die Bocca Nuova machte Anzeichen zu erwachen, was mich dann doch ein wenig nervös machte. Wenig später begann auf der Nordseite des neuen Kegels ein kleiner Lavastrom zu fließen. Dort unten war es schön warm, hier oben am Kraterrand, wurde es hingegen langsam kühl und ich trat den Rückzug an. Im Schein des Vollmondes verließ ich die Gipfelregion, querte den Lavastrom erneut und machte mich an den finalen Abstieg.

An meinem letzten Tag am Ätna übernachtete ich im Norden des Vulkans. Landschaftlich ist es hier weitaus reizvoller als im Süden: dichte Pinienwälder und Birken erstrecken sich bis auf gut 2200 m Höhe. Erst dann geht es steil bergauf auf den Pizzo Deneri. Am Monte Sartorio ließ ich nochmal eine Drohne aufsteigen und machte mich Abends auf den Weg zum Flughafen. Dichte Wolken waren aufgezogen und Blitze zuckten überall vom Himmel. Strassen verwandelten sich in Sturzbäche. Mir schwante, dass es wohl erstmal nichts mit dem Fliegen werden würde. So war es dann auch. Die Maschine landete mit 2 Stunden Verspätung in Catania. Aufgrund des Nachtflugverbots in Düsseldorf, wurden wir nach Münster umgeleitet und mit Bussen nach Düsseldorf gekarrt. Das Ganze natürlich ohne jeglicher Verpflegung von Seiten der Fluggesellschaft Condor. Mit Stunden Verspätung stand ich dann dort gestrandet, denn es ging weder der Skytrain zum Bahnhof, noch der versprochene Shuttlebus: Welcome back in in der Servicewüste Deutschland!

Lanzarote: Timanfaya und die Montanas del Fuego

Der Timanfaya Nationalpark liegt im Nordwesten der Insel Lanzarote. Im Park geschützt liegen die Montañas del Fuego als Manifestationen der eruptiven Phase zwischen 1730 bis 1736.  Im Jahre 1824 ereignete sich eine weitaus schwächere Eruption, deren Zentren sich außerhalb des heutigen Parkgebiets finden. 1974 wurde der Nationalpark eingerichtet. Bereits 4 Jahre früher entstand das Restaurant „El Diabolo“ auf dem Islote de Hilario. Es wurde unter der Leitung von César Manrique und Jesu Suto für die Touristen präpariert.

Der Untergrund des Islote Hilario ist heiß: in 2 m Tiefe herrschen angeblich Temperaturen von 260 Grad Celsius. In 13 m Tiefe soll es sogar 600 Grad heiß sein! Als Wärmequelle wird die Restschmelze angenommen, die sich in einer Magmakammer in ca. 4000 m Tiefe befindet. Die Schmelze dort ist ca. 800 Grad heiß. Ein seltenes Phänomen lässt trockene Erdwärme aufsteigen, die sich im Bereich des Islote Hilario kumuliert. Ich bezeichne das geotherme Phänomen als selten, da in Vulkangebieten normalerweise heiße Fluide die Wärme zur Oberfläche transportieren, welche Fumarolen und heiße Quellen erzeugen. Diese postvulkanischen Erscheinungen scheint es im Timanfaya Nationalpark aber nicht zu geben. Der Vulkanologe misst normalerweise auch nicht direkt die Bodentemperatur, sondern die Temperatur der Fluide.

In 2 eindrucksvollen Demonstrationen wird die ungewöhnliche Erdwärme des Islote Hilario visualisiert: Parkmitarbeiter stopfen getrocknete Ginsterbüsche in eine ca 3 m tiefen Grube. Nach gut 1 Minute gehen diese in Flammen auf. Eine Terrasse höher kippt ein Parkranger einen Eimer Wasser in ein Rohr im Boden. Durch die Zuschauermenge fährt ein erschrockener Ruck, ob des lauten Fauchens, mit welchem nach 2 Sekunden eine Wasserfontäne aus dem Boden geschossen kommt. Ein paar Meter entfernt befindet sich ein Lavagrill. Der Grill bildet das Herzsstück des Gebäudes auf dem Islote de Hilario. Er gleicht einem Brunnenschacht mit einem Rost darauf, auf dem Hähnchen und andere Köstlichkeiten gegart werden. Diese können im angeschlossenen Restaurant „El Diabolo“ bestellt und verzehrt werden. Ein halbes Hähnchen kostet 13 Euro und schmeckt so gar nicht höllisch. Es fehlt einfach der schweflige Geschmack, den erfahrene Vulkankenner hier vermuten würden. Überhaupt ist es auf dem Islote Hilario seltsam Geruchslos, sieht man einmal vom Dieselgestank der Busse und dem Schweiß der Touristen ab. Natürlich räuchern auch die brennenden Ginsterbüsche und verbreiten Lagerfeueratmosphäre. Aber wie auf einem potenziell aktiven Vulkan mit notorischen Schwefelatem kommt man sich dort nicht vor.

Panorama: In der Feuergrube werden Ginsterbüsche verbrannt. © Marc Szeglat

Beobachtet man das Geschehen am Islote etwas aufmerksamer, stellt man fest, dass die Ginsterbüsche mit Hilfe einer eisernen Stange immer an genau der selben Stelle positioniert werden. Schaut man sich die Stelle genauer an, dann erkennt man in gut 2 m Tiefe einen rechteckigen Schacht in der Wand der Grube, aus dem vor Hitze flimmernde Luft strömt. Seltsam auch: am Grund der Grube würde man große Mengen Asche vermuten, die sich dort von den verbrannten Sträuchern ansammeln müsste. Scheinbar wird sie täglich entfernt, was in einem gut 300 Grad heißem Loch recht aufwendig sein dürfte. Wer sich den Brunnenschacht des Grills genauer anschaut, entdeckt auch dort mehrere versteckte Rohröffnungen 2 m unterhalb des Randes. Von den Geysiren weiß man, dass sie künstlich angelegt wurden: 12 m soll die Verrohrung der Bohrlöcher ins Erdreich hinabreichen. Was mich stutzig werden ließ: sie sind frei zugänglich und wenn man seine Hand über eine der Öffnungen hält merkt man: nichts!

Für Verwunderung sorgt auch der Umstand, dass man auf dem Islote weder heiße Füße bekommt, noch in den Gebäuden gebacken wird. Auch der asphaltierte Parkplatz am Rande des Islote lässt mich meine Stirn runzeln: wenn sich die Erdwärme über eine Tiefe von 3987 m um nur 200 Grad reduziert, wie verpuffen dann 600 Grad auf den letzten 13 m?

Panorama: Lavagrill am Islote Hilario. Wenn man in das Bild zoomt erkennt man die Rohre.  © Marc Szeglat

Nach offiziellen Angaben, wurde das Gebäude auf dem Islote Hilario so entworfen, dass es den Hitzestrom aus dem Erdinneren auffängt und in Richtung des zentralen Lavagrills ableitet. Das Fundament besteht aus einer Wechsellagerung aus Beton, Lehm und Lavagestein. Doch scheinbar beschränkten die Konstrukteure ihr Terraforming nicht auf das Gebäude, sondern bearbeiteten das gesamte Gebiet des Islote de Hilario. Ohne Zweifel ist eine beeindruckende Touristenattraktion entstanden, doch bei mir hinterlässt sie den faden Beigeschmack der Manipulation.

Weiterführender Link: 360 Grad Video der Dampfgeysire

Sangeang Api: Neue Fotos des Vulkans

Sangeang Api eruptierte heute eine Aschewolke, die etwas größer war und bis in einer Höhe von 2300 m aufstieg. Passend dazu veröffentlichte unser Vereinsmitgleid und Fotograf Martin Rietze einzigartige Fotos des Vulkans. Zusammen mit Arnold Bias bestieg Martin den entlegenen Vulkan vor der Insel Sumbawa und verbrachte als erster Fotograf 2 Nächte auf dem Sangeang Api. Neben Nachtaufnahmen brachten die beiden Vulkanbezwinger Luftaufnahmen mit, die einen hervorragenden Überblick über den Gipfelbereich des Vulkans liefern.

Bildergalerie: Kilauea Leilani-Eruption

Die Eruption am Kilauea auf Hawaii kam nicht überraschend. Bereits im April stieg die seismische Aktivität an und der Lavasee im Pitkrater des Halemaʻumaʻu-Kraters lief mehrmals über. Mit ein wenig Verzögerung stieg auch die Aktivität im Puʻu ʻŌʻō-Krater. Dieser liegt im oberen Bereich des Ostrifts. Man hielt eine größere Eruption für möglich, doch mit dem, was folgte, rechnete man nicht unbedingt. Anfang Mai ereignete sich eine seismische Krise und der Puʻu ʻŌʻō-Krater begann zu kollabieren. Die Erdbeben wanderten entlang des Ostrifts Richtung Küstenebenen und mit ihnen das Magma, welches sich unter dem Krater angesammelt hatte. Das Magma migrierte bis zur Küstenebene und akkumulierte sich unter der Wohnsiedlung Leilani Estates, südlich der Kleinstadt Pahoa. Die Vulkanologen registrierten eine Aufwölbung des Bodens und es bildeten sich Risse: ein magmatischer Gang hatte sich gebildet, der unter der Siedlung endete. Ganze Straßen platzen auf wie eine überreife Tomate. Aus manchen Rissen dampfte es. Wenig später fanden die ersten kleinen Eruptionen statt. In den ersten Tagen des Vulkanausbruchs wurde Lava gefördert, die aus einer Restschmelze entstanden. Dem Chemismus nach, war es das gleiche Magma, welches bereits für die Eruption von 1955 verantwortlich war. Das Magma hatte also mindestens 63 Jahre lang im Magmareservoir geschlummert, bevor es nun vom frischen Magma aus dem Puʻu ʻŌʻō-Krater verdrängt wurde und bei Leilani als Lava austrat. Am 20. Mai verstärkte sich der Ausbruch: nun war die Restschmelze ausgestoßen worden und frische, heißere und dünnflüssigere Lava trat aus den Spalten aus, welche sich entlang des magmatischen Gangs gebildet hatten. Wenige Stunden später erreichten die Lavaströme den Ozean. Auf ihren Weg dorthin zerstörten sie zahlreiche Häuser und Straßen. Ein Geothermalkraftwerk befand sich am Rand der aktiven Spalte nebst Lavaströmen und drohte zu explodieren. Eine besondere Gefahr ging vom Methan-Gas aus, welches entstand, als die Lava die Vegetation begrub und verkohlte.

So sah die Situation aus, als die Vulkanauten Martin Rietze und Marc Szeglat den Ort des Geschehens erreichten. Eine Woche (24.- 30. Mai 2018) lang dokumentierten wir die Eruption. An unserem Ankunftstag sondierten wir die Situation, und knüpften Kontakte zum Zivilschutz, mit dessen Hilfe Journalisten und Fotografen in das Sperrgebiet gelangten. Allerdings wurden die Touren beaufsichtigt und wir konnten uns nicht frei bewegen. Trotzdem gelangten wir -auf teils abenteuerlicher Weise- zu einigen Lavafontänen. Diese manifestierten sich überwiegend entlang der Spalten 22 und 8. Der Lavastrom aus Spalte 8 sollte kurz nach unserem Abflug von Hawaii den Ort Kapoho erreichen und teilweise zerstören. Spannend waren 3 Bootsfahrten, die wir zum ocean entry unternahmen. Litorale Explosionen entstanden beim Kontakt der Lava mit Wasser. 2 Nächte verbrachten wir in Sichtweite des Halemaʻumaʻu-Kraters und warteten auf größere Ascheeruptionen. Je mehr sich das Magmareservoir entleerte, desto mehr kollabierte der Krater.

Die Eruption dauert weiter an. So dramatisch der Ausbruch für die Bewohner von Leilani und Kapoho ist, so Erkenntnisreich wird sie für die Vulkanologen sein. Erstmalig seit 1960 können sie eine Eruption auf der Küstenebene dokumentieren und den Prozess einer Calderabildung am Gipfel beobachten. Noch lässt sich nicht sagen, wie lange die Eruption dauern wird.

Hier lest ihr eine ausführliche Reportage unserer Abenteuer.

Bildbericht Guatemala: Fotos von Pacaya und Fuego



Guatemala ist eines der wenigen Länder der Erde, in dem man mit etwas Glück auf mehrere Vulkane stoßen kann, die gleichzeitig aktiv sind. Die Dauerbrenner heißen Pacaya, Fuego und Santiaguito. Während ich Santiaguito bereits 2009 einen Besuch abstattete, waren im März 2018 Pacaya und Fuego dran. Ziel war es Drohnenaufnahmen der Vulkane zu machen, was sich am Fuego als schwierig erwies, da es stark windig war und die Drohnen an ihre Grenzen stießen.

Pacaya im Schatten des Orion

Für mich begann die Reise nach Guatemala mit einer folgenschweren Flugverspätung. Der Delta-Flieger startete in Düsseldorf wegen eines technischen Defektes mit 3 Stunden Verspätung. In der Folge verpasste ich den Anschlussflieger in Atlanta und musste dort für eine Nacht ins Hotel. In Guatemala City landete ich mit einem Tag Verspätung. Zu allem Überfluss war mein Gepäck nicht da, sondern legte einen Abstecher nach Los Angeles ein. Am Flughafen organisierte ich mir ein Privattransport zum Pacaya, wo Martin bereits auf mich wartete. Zunächst sollte die Fahrt 50 USD kosten, doch während der Fahrt verhandelte der Fahrer mit einer rührseligen Geschichte nach und wollte 10 USD mehr haben. Dafür umfuhr er dann auch einen Stau, indem er Geisterfahrer spielte. Nach gut 90 Minuten Fahrt wurde ich am Salamandras House abgesetzt, welches sich direkt am Parkeingang zum Pacaya befindet. Die Pension ist recht einfach und wurde gerade renoviert, dennoch bekamen wir ein Zimmer gestellt. Der Besitzer Jamie erwies sich als sehr hilfsbereit und verfügte über gute Kontakte, die uns auch am Fuego schnell weiterhalfen. Nach einer 3 stündigen Ruhephase machten wir uns Nachts auf zum Gipfel, welchen ich dann zeitgleich mit den Wolken erreichte. Martin schwärmte mir von der letzten Nacht einen vor, während derer er natürlich seine Aufnahmen im Sack hatte. Morgens machten wir uns dann wieder an den Abstieg und pünktlich mit erreichen der Basis des McKenney-Kraters verzogen sich die Wolken. Ein wenig gefrustet ließ ich meine Drohe eine Runde um den Krater drehen, um wenigstens ein paar Übersichten hinzubekommen.

Fuego und die Spur des Boliden

Einen Tag später wartete ich immer noch auf mein Gepäck. Wir wollten uns auf den Weg zum Fuego machen. Unser Bus ging um 11 Uhr und 5 Minuten später kam der Fahrer mit meinem Rucksack. Jamie leitete diesen dann nach Antigua weiter, wo ich am Abend dann endlich mein durchgeschwitztes T-Shirt wechseln konnte. Am Samstagmorgen ging es mit einer organisierten Tour zum Doppelvulkan Fuego-Acatenango. Wir waren tatsächlich die Ältesten der Teilnehmer, was noch einmal verdeutlicht wurde, als wir einen Zettel mit persönlichen Angaben ausfüllen mussten, welcher zur Registrierung im Nationalpark nötig ist. Ich rechnete schon damit, dass man uns den Zugang verweigern würde, oder wenigstens einen Gesundheitstest unterziehen würde. Doch wie sich dann herausstellte sind wir trotz unserer Jahre nicht so ganz unfit. Der Aufstieg auf den Acatenango führte durch einen sehr schönen Wald, der Pfad war gut ausgebaut und einfach zu gehen. Nach knapp 4 Stunden erreichten wir die Terrassen über dem Sattel zum Fuego, wo bereits Zelte aufgebaut waren und ein Lagerfeuer glimmte. In den letzten Jahren entwickelte sich hier eine regelrechte Tourismusindustrie.

Pünktlich zur Abenddämmerung kamen Wolken auf und es wurde stürmisch. Durch die Wolken hörte man die gelegentlichen Eruptionen des Vulkans. Wir verzogen uns zu einer Rast ins Zelt. Gegen 9 Uhr rissen die Wolken auf und wir begaben uns auf Beobachtungsposten. Kaum waren die Kameras aufgestellt, ließen die Eruptionen auf sich warten. Es gab zwar ein paar winzige Aschepuffs, doch da lohnte es sich nicht den Auslöser zu drücken. Dann, nach fast 2 Stunden warten, gab es einen ordentlichen Knall. Glühende Tephra deckte den Hang am Krater ein und in der Aschewolke leuchtete ein vulkanischer Blitz auf. Damit hatten wir nun nicht gerechnet. Die Eruptionen erfolgten in Phasen, zwischen denen es relativ lange ruhig blieb. Das Thermometer steuerte Richtung 0 Grad und gen Mitternacht wurde mir doch ein wenig frostig. 2 Stunden später ereignete sich eine weitere Eruptionsserie, die sich zu meinem persönlichen Höhepunkt der Tour entwickeln sollte, als ein recht großer Bolide direkt über dem Vulkan verglühte. Der Meteorit zog eine glühende Spur am Nachthimmel, während der Vulkan knuffige Aschewolken eruptierte. Das Alles unter dem Anlitz des „Kreuz des Südens“: Vulkanologie trifft Astronomie.

Bis zur Morgendämmerung zog ich mich ins Zelt zurück und überließ Martin das Feld. Dieser erwies sich einmal mehr als unermüdlich und trotze den niedrigen Temperaturen hinter der Kamera, welche die ganze Nacht durchlief. Am Morgen dann, starteten wir unsere Drohnen in Richtung Krater. Es war eigentlich viel zu windig und auf dem Display der Fernsteuerung erschienen ständig entsprechende Warnungen. Ich wurde ein mulmiges Gefühl nicht los, als ich meine Mavic die 2,5 km bis zum Krater fliegen ließ und dabei die Flughöhe der Drohne voll ausreizte. Beim 3. Flug gesellten sich dann Warnungen über Interferenzen dazu und das Signal brach ab. Die Drohne machte sich automatisch auf den Rückflug, doch irgendetwas ging schief: anstatt Richtung Startpunkt zurück zu kommen, verfehlte sie uns um mehr als 500 Meter und war weder zu sehen, noch zu hören. Nun manifestierte sich eine weitere Warnung auf dem Display „low Battery“! Die Drohne setzte zur automatischen Notlandung an, was in dem bewaldeten Gebiet nicht gut gehen konnte. Da ich den Prozess nicht abbrechen konnte, übergab ich das Steuer an Martin, da er weitaus routinierter mit der Mavic umgehen konnte als ich, der sie zum ersten Mal einsetzte. Ihm gelang es tatsächlich die Drohne anhand der Telemetrie zurück zu steuern, und das, obwohl sie sich im Sinkflug befand. Sie erreichte den sicheren Boden mit dem letzten Milliampere. Dass war dann wohl mal Drohnen-fliegen am Limit. Kurz zuvor hatte Martin mit seiner Drohne weniger Glück gehabt, denn der Gimbal streikte aus unerklärlichen Gründen.

Kurz darauf machten wir uns auch schon wieder an den Abstieg und wir beendeten unser kurzweiliges Vulkanabenteuer. Am nächsten Morgen trat Martin bereits seinen Rückweg nach Hause an, während ich noch einen Tag lang Antigua erkundete. Die kleine Stadt aus der Kolonialzeit Guatemalas ist bei Touristen sehr beliebt. Hier richten sich viele junge Leute auf einen längeren Aufenthalt ein, weil sie Sprachkurse besuchen um Spanisch zu lernen.

Ein Zwischenfall sei noch erwähnt: Auf dem Zentralplatz in Antigua fotografierte ich einige Indios, als mir plötzlich ein paar Gegenstände aus meinem Leichtrucksack purzelten. Verwundert sammelte ich meinen Kram auf und guckte mir meinen Rucksack an, in dem plötzlich ein Riss klaffte. Ich vermute mal, dass da jemand sein Messer ausprobiert hatte, als ich mit einem der Indios sprach, welcher mir seine Souvenirs verkaufen wollte. Vor Taschendieben sei also gewarnt. Allerdings scheint mir die Gegend am Fuego relativ sicher zu sein, auch wenn es immer wieder zu Überfällen auf Alleingänger kommen soll.

Auf dem Rückflug kam es wieder zu einer Panne des Fliegers. In Atlanta standen wir gut eine halbe Stunde auf der Runway rum, da sich Klappen im Triebwerk verklemmt hatten, die den Luftstrom in der Passagierkabine regeln. Der Kapitän wollte wieder zurück zur Gangway rollen, als er das o.k. bekam mit nur einem funktionierenden System zu starten. Ein komischen Gefühl! Für mich war es das erste und letzte Mal, dass ich mit Delta geflogen bin! Eine Beschwerde bei der Fluggesellschaft mit einer Schadensersatzforderung wegen der Verspätung auf dem Hinflug blieb bisher unbeantwortet.