Island: Magmenintrusion löst Evakuierung aus

Starkes Schwarmbeben und Magmenintrusion unter Grindavik – Ort wurde evakuiert

Das starke Schwarmbeben, das gestern Nachmittag unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel begann, ist immer noch nicht vorbei. Es hat sich nur ein wenig abgeschwächt, doch die Aktivität geht auf sehr hohem Niveau weiter. Innerhalb von 24 Stunden wurden mehr als 3000 Beben registriert. Drei Erdbeben hatten Magnituden im Fünferbereich. Gestern verlagerte sich das Bebenzentrum von einer Region westlich von Svartsengi in den Osten, um dann weiter in den Süden zu wandern. Wie ich schon ziemlich früh schrieb, verlagerte sich auch die Bodenhebung mit den Erdbeben, die im Endeffekt der fortschreitenden Intrusion eines magmatischen Gangs folgte. Sie setzte sich allem Anschein nach bis unter den Ort Grindavik an der Südküste von Reykjanes fort, so dass man am späten Abend beschloss, die Bewohner von Grindavik vorsorglich zu evakuieren. Obwohl der Zivilschutz klar machte, dass es noch keine Notfallevakuierung sei und man in Ruhe seine Häuser verlassen könne, war der Prozess bereits um drei Uhr nachts abgeschlossen. An den Ortszugangsstraßen wurden Straßensperren errichtet und Patrouillen sollen sicherstellen, dass nicht geplündert wird, was ich mir auf Island auch nur schwer vorstellen kann.

Schon das ungewöhnlich starke Schwarmbeben lässt vermuten, dass sich da etwas Gewaltiges unter Reykjanes zusammenbraucht. Diese Vermutung wird durch ein neues Interferogramm gestützt, das massive Bodenhebungen visualisiert, die ihr Zentrum auf der Linie des neu intrudierten Gangs haben, aber einen großen Teil der Halbinsel beeinflussen. In Statements von IMO-Wissenschaftlern, die in den isländischen Medien verbreitet wurden, heißt es, dass es die größte Magmenansammlung der letzten Jahre ist, die man unter Reykjanes messen konnte. Es hat sich also auch mehr Magma angesammelt als vor der ersten Fagradalsfjall-Eruption, die zwischen März und September 2021 die Gegend ein halbes Jahr lang in Atem hielt.

Neue Messungen zeigen, dass der magmatische Gang 12 km lang ist und sich bis unters Meer erstreckt. Es ist von einer Bodenhebung von 20 cm und mehr die Rede. Die GPS-Messtationen Svartsengi und Festarfjall (südlich vom Fagradalsfjall) drifteten um 120 cm auseinander.

Subjektiv betrachtet erinnern mich die Vorgänge an das Vorspiel zur Bardarbunga-Eruption in 2014, auch wenn sich die Vorgänge nicht 1:1 vergleichen lassen, da es sich um unterschiedliche Vulkansysteme handelt. Damals entstand das größte Lavafeld auf Island seit der Laki-Eruption im 18. Jahrhundert entstand. Während Bardarbunga im unbewohnten Hochland wütete, ist hier eine Region mit wichtiger Infrastruktur betroffen. Neben Grindavik sind die Blaue Lagune und das Geothermalkraftwerk direkt betroffen. Keflavik mit dem internationalen Flughafen und die Inselhauptstadt Reykjavik liegen quasi in Sichtweite der betroffenen Region und könnten auf die eine oder andere Weise indirekt in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Alarmstatus für den Flugverkehr wurde auf „Orange“ erhöht.

Obwohl man immer noch nicht definitiv sagen kann, dass es zu einem Vulkanausbruch kommen wird, halte ich es für sehr wahrscheinlich. Die Frage ist nur wann und wo genau.

Island: Erdbeben beschädigte Straße

Straße riss auf und versetzte vertikal

Auf Island entstanden durch die jüngste Erdbebenserie leichte Schäden an der Infrastruktur. Die Straße 43, die von Grindavik an Svartsengi vorbei in Richtung Norden führt, ist kurz hinter dem Ort gesperrt. In der Nähe von Thorbjörn bildete sich ein Riss und die Straße wurde vertikal versetzt. Es gibt eine Umleitungsstrecke über Nebenstraßen. Außerdem wurde im Geothermalkraftwerk Alarm gegeben und es wurde auf Schäden untersucht. Auf einem Livestream sieht man Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht, die am Kraftwerk unterwegs sind.

Ähnliche Bilder kennen wir von Hawaii, wo sich im Jahr 2018 vergleichbare Szenen abgespielt haben, kurz bevor es bei Leilani zu einer Eruption kam. Damals versetzte eine große Magmenintrusion die Straße. Es würde mich nicht wundern, wenn es sich auf Island ähnlich verhält. Auf Hawaii dauerte es noch einige Tage, bis nach den ersten Intrusionen der Vulkanausbruch begann. Er startete mit mehreren kleinen Eruptionen, die sich im Verlauf einiger Tage signifikant verstärkten. Es öffneten sich zahlreiche Risse entlang der kilometerlangen Intrusion. Einige davon lagen mitten in der Siedlung Leilani. Tausende Häuser wurden zerstört.

In den sozialen Medien wurden auch zahlreiche Videos von Anwohnern in Grindavik geteilt, die dokumentierten, wie die Erdbeben ihre Wohnungen und Häuser rockten. Teilweise gibt es eine echt beeindruckende Geräuschkulisse zu hören! Es handelt sich um das typische Grollen von Erdbeben, das ich auch schon das eine oder andere Mal erleben durfte. Ein Geräusch, dass man nicht mehr vergisst. Es kann einen aber auch vor Schlimmeren bewahren, denn es trifft meistens Sekunden vor den Erdbebenwellen ein und es bleibt etwas Zeit, um das Haus zu verlassen oder Deckung neben massiven Möbeln zu suchen. Ich bin sehr gespannt auf das, was da noch kommen mag!

Reykjanes: Neuer Bebenschub am 10.11.23

Schwarmbeben verstärkte sich wieder – Bodenhebung verlagert sich in Richtung Süden

Datum 10.11.23 | Zeit: 12:44:59 UTC | Lokation: 63.885  ; -22.390 | Tiefe: 5,4 km | Mb 4,3

Heute Vormittag intensivierte sich die Bebentätigkeit unter Reykjanes wieder. Es gab einen neuen Bebenschub und in den Tabellen von IMO sind mehr als 1000 Erdbeben aufgeführt, die sich in den letzten 48 Stunden manifestierten. Erfahrungsgemäß werden hier nicht alle Beben angezeigt, denn es gibt immer eine recht große Abweichung zwischen den Listen und der Anzahl der Beben in den Reviews des IMOs.

Der stärkste Erdstoß der Sequenz brachte es auf eine Magnitude 4,3 und hatte einen Erdbebenherd in 5,4 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 5,8 km nordnordöstlich von Grindavík verortet. Generell ist festzustellen, dass sich der Bebenspot in östliche Richtung verlagerte und sich nun in der Region Sýlingafell konzentriert. Darüber hinaus gibt es auch wieder zahlreich Spannungsbeben, die in einem großen Umfeld entlang des Reykajnes-Ridge streuen.

Nicht nur die Erdbebenzentren verlagerten sich, sondern auch die Bodenhebung. Seit dem späten Vormittag kommen wieder GPS-Messdaten herein, und man sieht, dass in der Region Thorbjörn-Svartsengi Subsidenz eingesetzt hat, während an den Messstationen weiter nördlich und südlich Bodenhebung durch Inflation zu sehen ist. Besonders bei Grindavik hob sich der Boden weiter. Ein Teil der Schmelze scheint auch weiter in Richtung der Messstation LITKA zu wandern bzw. aufzusteigen. Interessant ist auch, dass sich die Richtung des horizontalen Versatzes bei Thorbjörn umkehrte.

Es schaut so aus, als würde die Schmelze vom Zentrum der Region Thorbjörn-Svartsengi zu deren Rändern wandern. Wie ich schon früher gemutmaßt habe, muss eine Eruption nicht unbedingt im Bereich der aktuell höchsten Bodenhebung bei Svartsengi starten. Die Schmelze kann weiter horizontal migrieren und sich einen geeigneteren Austrittspunkt suchen. Noch ist es allerdings nicht klar, ob es kurzfristig überhaupt zu einem Vulkanausbruch kommen wird.

Erdbeben M 5,0 erschüttert Island am 09.11.2023

Stärkstes Erdbeben der Serie auf Reykjanes manifestiert sich nahe Grindavik

Gäste fliehen nachts aus Hotel der Blauen Lagune

Datum 09.11.23 | Zeit: 00:46:06 UTC | Lokation: 63.864 ; -22.454 | Tiefe: 2,5 km | Mb 5,0

Heute Nacht hat sich um 00:46 UTC das stärkste Beben der aktuellen Hebungsphase ereignet. Es hatte eine Magnitude von 5,0 und einen Erdbebenherd in nur 2,5 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 2.8 km nord-nordwestlich von Grindavík verortet. Damit lag der Erdstoß direkt vor den Stadttoren und dürfte die Menschen aus dem Schlaf gerissen haben. Außerdem lag es sehr flach und könnte ein Anzeichen dafür gewesen sein, dass Magma weiter Richtung Erdoberfläche migriert.

Aus dem Schlaf gerissen wurden auch die Gäste des Hotels der Blauen Lagune, die teilweise nachts in Panik flüchteten. Allerdings kamen bei weitem nicht alle weg, da viele der Gäste keinen eigenen Wagen zur Verfügung hatten. So wurden Taxen bestellt, von denen es aber auch nicht genug gab. In lokalen Medien heißt es, dass etwa 40 Personen das Hotel verlassen wollten, aber nur wenigen gelang es. Außerdem waren Steine auf die Straße zum Hotel gefallen. Sie stammten aus hohen Lavawällen am Straßenrand. Es könnte halt doch ein wenig beunruhigen, wenn man weiß, dass sich in 4-5 km unter einem Magma ansammelt und auf seinen Ausbruch wartet. Was mich verwundert ist, wie man die Leute im Notfall evakuieren möchte, wenn an der Blauen Lagune keine Busse zur Verfügung stehen? Man kann nicht zwingend davon ausgehen, dass man Stunden Zeit hat, um Busse zu rufen, wenn das Magma final aufsteigt!

Ich plädiere ja immer für Eigenverantwortung (zu der meiner Meinung nach auch gehört, sich selbst zu überlegen, wie man im Notfall evakuieren kann), aber irgendwann ist natürlich der Zeitpunkt gekommen, wo die Behörden überlegen müssen, ob es nicht im allgemeinen Interesse ist, Sperrungen und Evakuierungen anzuordnen. Die Erfahrung zeigt ja, dass Geschäftsleute ihr Glück oft bis zum geht nicht mehr ausreizen und Geld verdienen wollen und natürlich teilweise auch müssen, da so eine Anlage ja hohe laufende Kosten hat und die Angestellten bezahlt werden müssen. Viele Touristen kommen zu dieser Jahreszeit nach Island, einzig um in der Lagune zu Baden und Polarlichter zu gucken, oft auf einen Zwischenstopp auf einem Transatlantikflug. Naja, wahrscheinlich kommen sie dann bald auch wieder, um einen Vulkanausbruch zu bewundern.

Natürlich blieb es nicht bei dem Erdbeben Mb 5,0, denn es war Teil eines neuen Erdbebenschubs innerhalb des anhaltenden Schwarmbebens, das am 25. Oktober begann. Es gab auch mehrere Erdbeben mit Magnituden im Vierer- und Dreierbereich. Insgesamt wurden 28 Beben mit Magnituden ab 3 detektiert. Der Schub dürfte sich aus ca. 800 Einzelbeben zusammensetzen. Seit Beginn des Erdbebenschwarms wurden fast 29.000 Erschütterungen detektiert. Man kann davon ausgehen, dass die Bodenhebung, die gestern Abend bis zu 10 cm betrug, anhält. Ein Update gibt es, wenn neue Messwerte vorliegen.

Starke Erdbeben erschüttern Indonesien am 08.11.23

Zwei Erdbeben Mw 7,1 und Mw 6,9 erschüttern Bandasee in Indonesien

Datum 08.11.23 | Zeit: 04:53:51 UTC | Lokation: -6.286 ; 129.558 | Tiefe: 10 km | Mw 7,1

Heute Nacht erschütterten mehrere Erdbeben die indonesische Bandasee im Osten des pazifischen Inselstaates. Das Hauptbeben manifestierte sich um 04:53:51 UTC und  hatte einen Magnitude von 7,1. Lauf EMSC lag das Hypozentrum in ca. 10 km Tiefe. Andere Erdbebendienste berichten von einer Magnitude 7,2 und einer Tiefe von 19 km. In einer Reuters-Newsmeldung heißt es, dass das EMSC eine Tiefe von 146 km ermittelt hätte.

Nur eine Minute zuvor hatte sich ein Beben MW 6,9 manifestiert. Den beiden Beben folgte eine Reihe schwächerer Nachbeben.

Die beiden starken Erschütterungen waren in einem großen Umkreis zu spüren gewesen. Dem EMSC liegt wenigstens eine Wahrnehmungsmeldung vor.

Nächst gelegener aktiver Vulkan ist der Lewotolok. Seine Eruptionen könnten von den Erdbeben beeinflusst werden. Heute gab es eine kleine Eruption, bei der Vulkanasche bis auf 1800 m aufstieg. es handelte sich also um eine der typischen strombolianischen Ausbrüchen, die der Lewotolok seit einigen Wochen erzeugt.

Indonesien ist aufgrund seiner komplexen tektonischen Konfiguration, bei der kleine tektonische Ozeanplatten in einer Region interagieren, die von der Kollision und Subduktion der Australischen Platte mit Eurasien dominiert wird, eines der erdbebenreichsten Länder der Erde. Diese kleinen tektonischen Blöcke bewegen sich von Zeit zu Zeit entlang lokaler oder regionaler Verwerfungen.

Das heutige Erdbeben mit einer Stärke von 7,2 hatte sein Unterwasser-Epizentrum im sogenannten „Inner Banda Volcanic Arc“ in der Nähe des kleinen Beckens von Damar. Dieses Ereignis barg kein besonders großes Tsunami-Risiko, sondern nur ein mäßiges und auf regionaler Ebene innerhalb der Bandasee.

Solche Erdbeben werden durch die Bewegung der Australischen Platte in Richtung Norden beeinflusst, was Druck auf die Unterwasserstrukturen des Banda-Meeres ausübt und diese gelegentlich reaktiviert.

Yellowstone mit Schwarmbeben am 07.11.23

Schwarmbeben erschüttert den Süden der Yellowstone Caldera

Datum 06.11.23 | Zeit: 14:42:02 UTC | Lokation: 44.266 ; -110.624 | Tiefe: 7 km | Mb 2,5

Lange Zeit war es vergleichsweise ruhig bestellt, um die Seismizität der großen Yellowstone Caldera, doch in den letzten Wochen zog die allgemeine Erdbebentätigkeit wieder an. Sie gipfelte zuletzt in einem Schwarmbeben, das sich gestern am Südufer des Lewis-Lake zutrug. Dieser kleine See befindet sich südwestlich des größeren Yellowstone-Sees. Der Schwarm bestand aus 21 Einzelbeben, die überwiegend geringe Magnituden hatten. Die beiden stärksten Erschütterungen brachten es auf M 2,5 und hatten Hypozentren in 4 und 7 km Tiefe.

Liest man von Erdbeben im Yellowstone Nationalpark, dann denkt man in erster Line daran, dass sie wohlmöglich durch die Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst wurden, was auch häufig der Fall ist. Wie praktisch jeder große Calderavulkan verfügt auch die Yellowstone-Caldera über ein ausgeprägtes Hydrothermalsystem, in dem sich ein großer Teil der Seismizität abspielt. Die Tiefe der aktuellen Erdbeben ist hierfür allerdings zu groß und daher liegt die Vermutung nahe, dass es tektonisch bedingte Erdbeben waren. Die Caldera wird von mehreren Risssystemen durchzogen und im Areal des Schwarms verläuft die Mount-Sheridan-Störung, die sich für die Erschütterungen verantwortlich zeigen könnte.

In den vergangenen Tagen gab es aber auch in anderen Regionen der Caldera flachliegende Mikroerdbeben, die im Zusammenhang mit der Aktivität des Hydrothermalsystems standen, so etwa in der Gegend von West Thumb. Aber auch wenn diese Erschütterungen durch Fluidbewegungen ausgelöst wurden, heißt es nicht, dass ein Vulkanausbruch bevorstehen würde. Sie zeigen allerdings, dass der Vulkan noch lange nicht erloschen ist.

Übrigens gab es bereits im Oktober ein Schwarmbeben unter der Caldera. Es bestand aus 44 Einzelbeben. Im ganzen Monat wurden 113 Erdbeben in der Region des Yellowstone-Nationalparks detektiert. Das größte Ereignis war ein Erdbeben der Stärke 3,3.

Erdbeben in Deutschland – News vom 05.11.23

In den letzten Tagen gab es einige interessante Erdbeben in Deutschland, über die ich Euch in diesem Artikel auf dem Laufenden halten möchte. Das stärkste Erdbeben brachte es auf M 2,9 und ereignete sich gestern an der Grenze zur Tschechei. Bereit am 31. Oktober gab es eine kleine Erdbebensequenz zwischen Koblenz und dem Laacher-See-Vulkan.

Erdbebensequenz im böhmischen Voigtland an der Grenze zu Deutschland

Datum 04.11.23 | Zeit: 11:58:31 UTC | Lokation: 50.292 ; 12.439  | Tiefe: 3 km | Mb 2,9

Im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Tschechien kam es seit dem 1. November zu 4 Erdbeben mit Magnituden im 2er-Bereich. Die stärkste Erschütterung der Sequenz trug sich gestern Mittag gegen 12 Uhr zu, als sich ein Beben der Magnitude 2,9 ereignete. Am Vortag hatte es 2 Erschütterungen M 2,8 und M 2,7 gegeben. Am 1. November bebte es mit M 2,4. Die Hypozentren lagen in geringen Tiefen. Die Epizentren wurden im Bereich des Cheb-Beckens verortet und lagen so nahe an der Grenze, dass sie von den Erdbebendiensten mal Deutschland und mal Tschechien zugeordnet wurden. Außerdem gab es eine Reihe deutlich schwächerer Erdbeben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität.

Die Region wird immer wieder von Erdbeben heimgesucht und es gibt den Verdacht, dass sie zumindest teilweise von Magma hervorgerufen werden, das dabei ist, sich an der Grenze zur Erdkruste zu akkumulieren. Es gibt aber auch aktive Verwerfungszonen, die tektonische Erdbeben hervorrufen können.

Erdbeben bei Koblenz nahe der Vulkaneifel

Am 31. Oktober und ersten November gab es eine Sequenz von 6 Mikrobeben, die vom EMSC in einer Gegend verortet wurden, die ca. 10 km südwestlich von Koblenz liegt. Die beben manifestierten sich an der Ochtendunger-Störungszone, die sich von der Mosel bis zum Laacher-See Vulkan erstreckt. Zwischen 2013 und 2018 gab es hier zahlreiche Mikrobeben mit niedrigen Frequenzen, die sich in großen Tiefen ereigneten. Wahrscheinlich wurden sie durch magmatische Aktivität in der Tiefe verursacht. Die aktuellen Beben lagen in 10 km Tiefe. Mit einem Vulkanausbruch ist in der nächsten Zeit allerdings nicht zu rechnen.

Apropos Vulkanausbruch: in den Medien tauchten letztens Berichte auf, nach denen der Chef des italienischen Zivilschutzes gesagt haben soll, dass sich in der Campi Flegrei die Anzeichen für einen mittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch vermehrten. Er hält es für möglich dass es innerhalb von Tagen bis Wochen eine Eruption geben könnte und schlug vor, den Alarmstatus auf „Orange“ zu erhöhen. In den vergangene Tagen ist es dort aber wieder ruhiger geworden und ich sehe keinen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch. Doch davon am Dienstag oder Mittwoch mehr, wenn es den nächsten Wochenbericht des INGV gibt.

Island am 05.11.23: Seismische Aktivität weiterhin hoch

Nach leichtem Rückgang gestern folgt heute eine neue Intensivierung des Schwarmbebens

Datum 05.11.23 | Zeit: 05:45:18 UTC | Lokation: 63.876 ; -22.544  | Tiefe: 3,1 km | Md 4,2

Gestern ließ die Erdbebentätigkeit unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel nach, nur um heute Morgen dann erneut mit einem Erdbebenschub durchzustarten. Kurz vor 5 Uhr begann die signifikante Aktivitätssteigerung und Hunderte, wenn nicht sogar mehr als tausend Erschütterungen manifestierten sich seitdem. Die Beben streuten über einen großen Bereich im südwestlichen Island und erfassten auch das Reykjanes-Ridge. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 4,2 und ein Hypozentrum in 3,1 km Tiefe. Damit lag es flacher als die meisten anderen stärkeren Erdbeben. Möglicherweise strebt das Magma vom Gang aus bereits gen Oberfläche. Der Erdstoß wurde 6,5 km nordwestlich von Grindavík verortet, also in jenem Bereich der Ebene südwestlich von Svartsengi, unter der sich das meiste Magma zu akkumulieren scheint. Die stärkste Bodendeformation wird aktuell an der Messstation SKSH gemessen: Innerhalb weniger Stunden hob sich der Boden um gut 10 mm. Insgesamt beträgt die Bodenhebung hier fast 80 mm. Auch an der weiter westlich gelegenen Messstation ELDC hob sich der Boden besonders stark an.

Generell scheint sich die Magmenintrusion weiter in Richtung Westen zu verlagern. Aber auch die Deflation an den östlich gelegenen Messstationen am Fagradalsfjall stoppte und es deutet sich bereits wieder eine leichte Inflation an. Die starke Bodenhebung lässt befürchten, dass es diesmal im Bereich von Svartsengi und der Blauen Lagune zu einer Eruption kommen könnte. Andererseits gab es in dem Areal bereits öfters Schwarmbeben nebst Bodenhebung, ohne dass es dort zu einer Eruption gekommen wäre. Diese fand dann ausschließlich im Bereich des Fagradalsfjalls statt. Ob, wann, wo die Schmelze letztendlich austreten wird, ist ungewiss und lässt sich (noch) nicht prognostizieren. Generell halte ich eine weitere Eruption auf der Reykjanes-Halbinsel allerdings für wahrscheinlich.

Chemisch differenziertes Magma könnte mehr Gas enthalten und explosiver gefördert werden

Wie schwer eine realistische Einschätzung der Lage ist, zeigt ein Interview mit dem isländischen Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson bei MBL, der bereits am Freitag sagte, es sei wahrscheinlich eher eine Frage von Stunden, bestenfalls Tagen, bis es zu einer Eruption kommen könnte. Seiner Einschätzung nach könnte ein Ausbruch bei Svartsenig anders verlaufen, als es bei den letzten beiden Eruptionen der Fall war, denn das frisch aufsteigende Magma könnte sich mit der Schmelze der vorangegangen Intrusionen mischen, die schon mehr Zeit hatte, sich chemisch zu verändern. Dadurch könnte das Magma mehr Gas enthalten und wieder in großen Lavajets (Fontänen) eruptiert werden, so wie wir es in der zweiten Eruptionsphase der ersten Fagradalsfjall-Eruption gesehen haben. In welche Richtung sich die Lavaströme bewegen würden, lässt sich jetzt noch nicht sagen, denn die größte Magmenakkumlation befindet sich nahe der Wasserscheide auf Reykjanes. Ein Szenario ist aber, dass sich die Schmelze auf Grindavik zubewegen könnte. Man rechnet aber damit, dass genug Zeit zur Evakuierung der Gemeinde bleiben würde.

Starkes Erdbeben in Nepal verursacht Todesopfer

Erdbeben Mw 5,6 erschüttert Nepal und richtet Zerstörungen an

Datum 03.11.23 | Zeit: 18:02:53 UTC | Lokation: 28.890 ; 82.270 | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Gestern Abend ereignete sich in Nepal um 18:02:53 UTC ein Erdbeben der Moment-Magnitude 5,8. Dieser Wert stammt vom GFZ-Potsdam. Andere Erdbebendienste kommen auf andere Werte. So wird beim EMSC eine Magnitude von 5,6 angezeigt. Das nationale Erdbebeninstitut von Nepal (NEMRC) kam auf M 6,4, wobei hier wahrscheinlich die Richterskala zugrunde lag. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe, was so zu interpretieren ist, dass der Erdbebenherd nahe der Erdoberfläche lag. Das Epizentrum wurde 44 km süd-südöstlich von Jumla verortet. Obwohl die Magnitude im Übergangsbereich zwischen moderat und stark einzuordnen ist, entstanden offenbar große Schäden an der Infrastruktur. Das passiert meistens dann, wenn die Bausubstanz marode war. Darüber können bestimmte geologgische Gegebenheiten die Auswirkungen von Erdbeben verstärken.

Durch das Erdbeben bzw. durch die einstürzenden Gebäude wurden mindestens 129 Menschen getötet, wobei die Behörden weitere Opfer befürchten. Einige Berichte sprechen von über 130 Toten. Aufgrund von Erdrutschen in der Bergregion sind viele Straßen blockiert und mehrere Ortschaften wurden von der Außenwelt abgeschnitten. Rettungsteams arbeiten daran, die betroffenen Gebiete zu erreichen. Das Beben ereignete sich im Bezirk Jajarkot im Nordwesten von Nepal. Die Hauptstadt Kathmandu liegt ca. 500 km entfernt.

Der Premierminister von Nepal, Pushpa Kamal Dahal, reiste in die betroffene Region und koordinierte Hilfseinsätze.

Die Himalaya-Region, zu der Nepal gehört, ist geologisch sehr aktiv und leidet regelmäßig unter starken Erdbeben aufgrund der Kollision der Indischen Kontinentalplatte mit dem Eurasischen Kontinent. Das Epizentrum des aktuelle Erdbeben lag auf der eurasischen Platte und gut 80 km nördlich der Hauptstörungszone dieser Plattenkollision. Es gibt aber mehrere parallel verlaufende Störungszone die ebenfalls starke Erdbeben hervorbringen können. Wahrscheinlich manifestierte sich das Beben am Main-Central-Thrust.

Ein schweres Beben im Frühjahr 2015 führte zu Tausenden von Todesopfern und obdachlosen Menschen in der Nähe der Hauptstadt Kathmandu.