Bodenhebung auf Island bestätigt – News vom 14.10.23

INSAR Aufnahmen bestätigen Bodenhebung auf Reykjanes

Die Erdbeben auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel gehen weiter und es gab neue Schwärme bei Reykjanestá, Fagradalsfjall und Krýsuvík. IMO zeigt aktuell 85 Beben in der Region an. Doch die eigentliche Meldung besteht darin, dass neue INSAR-Satellitendaten bestätigen, dass sich der Boden im Gebiet des Fagradalsfjalls um gut 3 cm angehoben hat. In der Karte wurden Satellitendaten zusammengefasst, die zwischen dem 7. August und dem 6. Oktober 2023 gesammelt worden sind. Bei den Daten handelt es sich um sehr genaue Radar-Distanzmessungen zwischen Satelliten und der Erdoberfläche, die kleinste Abweichungen feststellen können. Sie sind genauer als die üblichen GPS-Messungen und können ein größeres Gebiet unabhängig von Messstationen erfassen. Die Daten werden dann in einer Karte zusammengefasst, auf der Bodendeformationen farblich dargestellt werden. Man erkennt, dass von den Bodenhebungen ein recht großes Areal betroffen ist, das sich von der Südküste der Reykjanes-Halbinsel bis fast an die Nordküste erstreckt. Man kann davon ausgehen, dass sich die Bodenhebung vor der Südküste noch Unterwasser fortsetzt. Das Zentrum des betroffenen Areals liegt im Nordwesten des Fagradalsfjalls, ungefähr dort, wo sich auch der Boden vor der letzten Eruption im Juli hob.

Die IMO-Forscher gehen davon aus, dass die Bodenhebung durch Magma zustande kommt, das sich in ca. 10 km Tiefe akkumuliert, und halten es für wahrscheinlich, dass sich bald wieder ein magmatischer Gang in flacheren Bereichen der Erdkruste bilden wird. Wie immer kann man jetzt noch nicht mit Sicherheit sagen, dass es dann auch wieder zu einer Eruption kommen wird – schließlich könnte der Gang auch in der Erdkruste stecken bleiben – doch die Wahrscheinlichkeit eines neuen Vulkanausbruchs wird als relativ hoch eingeschätzt.

Starke Erdbeben in Afghanistan am 07.10.23

Zwei starke Erdbeben Mw 6,4 und Mw 6,2 erschüttern Afghanistan und richten Schäden an

Datum 07.10.23 | Zeit: 07:12:54 UTC | Lokation: 34.677 ; 61.945 | Tiefe: 35 km | Mw 6,4

Heute Morgen wurde der Westen von Afghanistan von mehreren starken Erdbeben erschüttert. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 6,4 und ein Hypozentrum in 35 km Tiefe. Das Epizentrum lag 33 km südöstlich von Qarah Bāgh. Weitere Erdstöße hatten die Magnituden 6,2 und 5,9. Dieses Beben hatte einen Erdbebenherd in nur 6 km Tiefe und könnte sich an der Erdoberfläche stärker ausgewirkt haben, als die stärkeren Erschütterungen in größerer Tiefe. Außerdem gab es mehrere schwächere Nachbeben. Insgesamt wurden 9 Erdstöße festgestellt.

Medienberichten zufolge gab es mindestens 15 Todesopfer und mehrere Dutzend Verletzte. Gebäude stürzten ein und Fassadenteile stürzten auf Straßen. Unter den Bewohnern der Grenzregion Herat brach Panik aus und die Menschen flüchteten ins Freie. Es kam zu Stromausfällen und dem Zusammenbruch der Kommunikationsnetzte.

Die Erdstöße waren auch im Nachbarland Iran zu spüren gewesen.

Im letzten Jahr wurde Afghanistan ebenfalls von einem starken Erdbeben heimgesucht. Damals starben mehr als 1000 Menschen. Man muss befürchten, dass auch jetzt die Opferzahlen noch steigen werden.

Die Herrschenden Taliban sind mit der Bewältigung von Naturkatastrophen maßlos überfordert, denn trotz ihres aggressiven Auftretens können die Drogenbarone nicht viel, außer andere Menschen in Angst und Schrecken zu versetzten. So ist man auf humanitäre Hilfe angewiesen, die unter den dort herrschenden Bedingungen kaum zu leisten ist.

Tektonisch gesehen befindet sich Afghanistan unter gehörigem Druck, da das Land im Grenzgebiet dreier tektonischer Platten liegt: Hier drücken die Indische und Arabische Platte gegen die Platte Eurasiens und falten das Hindukusch-Gebirge auf. Es gibt mehrere bedeutende Störungszonen, an denen sich immer wieder starke Erdbeben ereignen. Die aktuelle Bebenserie manifestierte sich im westlichen Hindukuschgebiet und dürfte mit der Herat-Störungszone assoziiert gewesen sein.

Erdbeben auf Island am 05.10.23

Erdbeben M 4,7 unter isländischem Gletschervulkan Bardarbunga

Datum 04.10.23 | Zeit: 16:11:57 UTC | Lokation: 64.626 ; -17.443 | Tiefe: 0,1 km | Mb 4,7

Gestern manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Bardarbunga ein Erdbeben der Magnitude 4,7. Das Hypozentrum lag in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel. Das Epizentrum wurde 4,3 km ost-südöstlich vom Bardarbunga lokalisiert. Es folgten mehrere schwache Erschütterungen. Erdbeben dieser Stärke kommen unter Bardarbunga immer wieder vor und könnten vom Wiederaufladen des Vulkans stammen. Seit der Eruption von 2014 hebt sich der Boden der Caldera wieder langsam an. Innerhalb eines Jahres hob sich der Boden um 30 mm. Es wird aber wahrscheinlich noch lange Zeit dauern, bis es am Bardarbunga wieder zu einem Ausbruch kommen wird.

Einige Erdbeben ereigneten sich auch im Bereich des Herdubreids. Hier wird ein Zusammenhang mit der Aktivität der Askja vermutet, an deren Tropf der Tafelvulkan hängt. Die Bodenhebung an der Askja ließ in den letzten Wochen signifikant nach und kam praktisch zum Stillstand. An der Messstation OLAC stagniert der Wert bei ca. 69 cm. Das heißt zwar nicht, dass die Gefahr eines Ausbruchs gebannt ist, aber die Wahrscheinlichkeit einer Eruption hat mit dem Stopp der Bodenhebung erst einmal abgenommen. Generell wurde hier innerhalb von 2 Jahren eine enorme Bodenhebung registriert, wie ich sie von keinem anderen Vulkan her kenne, sieht man einmal von der Beule am Mount St. Helens ab, die sich in den Wochen vor der Eruption auf der Vulkanflanke bildete. Man muss sich die Frage stellen, ob die Bodenhebung nicht durch Bradyseismos hervorgerufen wurde, so wie wir es von der Campi Flegrei und der Laguna del Maule her kennen.

Natürlich gab es auch weitere Erdbeben und der Reykjanes-Halbinsel. Hier gab es heute Morgen ein Erdbeben M 3,3 bei Krisuvik. M3.3 Insgesamt wurden im Bereich von Reykjanes innerhalb von 48 Stunden 60 Beben registriert. Einige auch unter dem Fagradalsfjall. Die Seismizität ist in den letzten Tagen aber deutlich niedriger, als es zuvor der Fall war. In der 39. Kalenderwoche wurden unter Island 1900 Erschütterungen detektiert, was der höchste Wert seit der letzten Eruption am Fagradalsfjall darstellt.

Erdbeben M 6,1 in Japan am 03.10.23

Starkes Erdbeben M 6,1 erschüttert Archipel südlich von Japan

Datum 03.10.23 | Zeit: 11:38:06UTC | Lokation: 29.930 ; 140.068 | Tiefe: 10 km | Mw 6,1

Heute Mittag wurde das japanische Izu-Archipel von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Die Tiefe des Hypozentrums wird mit 10 km angegeben, es handelte sich also um eine relativ flach liegende Erschütterung. Das Epizentrum wurde 538 km süd-südöstlich von Shimoda.

Die Inselgruppe bildet einen vulkanischen Inselbogen entlang des Izu-Bonin-Grabens südlich der Insel Honshu. Weiter südlich befindet sich der aktive Inselvulkan Nishinoshima. Er liegt im Ogaswara-Archipel, das sich südlich des Izu-Archipels anschließt und zum gleichen Inselbogen gehört.

Das Erdbeben dürfte im Zusammenhang mit den tektonischen Bewegungen vor dem Tiefseegraben gestanden haben, an dem die Pazifische Platte und die Philippinenplatte zusammentreffen. Der Bereich des Epizentrums liegt an einem Beckenrand mit einem Riftingsystem und es ist unklar, welcher tektonischer Prozess genau für das Beben verantwortlich war.

Wie sich mittlerweile herausstellte, war das oben beschriebene Erdbeben nur das erste einer Serie, denn es folgten bis jetzt 38 weitere moderate bis starke Erdbeben. Viele der Erschütterungen hatten Magnituden im hohen 5er-Bereich. Ein weiteres Beben brachte es auf M 6,1 und hatte ein Hypozentrum in 9 km Tiefe. Die meisten Erdbebenherde lagen in 10 km Tiefe, nur wenige wurden in größeren Tiefen ausgemacht.

Auf der EMSC-Shakemap sieht man, dass die Erdbeben 2 Cluster gebildet haben und unterschiedlichen Ursprungs sind. Der rechte Cluster steht mit Erdbeben am Izu-Bonin-Graben in Verbindung. Der zweite Cluster im Bereich des ersten Erdbebens manifestiert sich in der Nähe der Vulkaninsel Torishima. Übersetzt heißt Torishima Vogelinsel, da sie ein bedeutendes Brutgebiet für Seevögel darstellt. Die letzten größeren Eruptionen gab es hier im Jahr 2002. Eine kleinere Eruption könnte es 2023 gegeben haben. Es ist spannend zu beobachten, ob der Vulkan auf die Erdbeben reagieren wird.

Campi Flegrei: Und noch ein Erdbeben M 4,0

Ein weiteres Erdbeben im Bereich von 4 erschüttert Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 02.10.23 | Zeit: 20:08:26 UTC | Lokation: 40.8302 ; 14.1495 | Tiefe: 2,6 km | Md 4,0

Gestern Abend bebte es um 20:06:26 UTC erneut unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei: Das Erdbeben hatte eine Magnitude von 4,0 und ein Hypozentrum in 2,6 km Tiefe. Damit war es das zweitstärkste Erdbeben seit beginn der aktuellen Hebungsphase. Das Epizentrum befand sich etwas nordöstlich des Solfatara-Kraters und nicht weit entfernt von der Pisciarelli-Fumarole, die als besonders heiß und aktiv gilt. Natürlich war der moderate Erdstoß von den Anwohnern der Caldera zu spüren gewesen: Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen in einem Umkreis von ca. 18 km um das Epizentrum vor. Das Beben erntete dementsprechend viel Aufmerksamkeit in den sozialen Medien und wie immer fürchtet man einen baldigen Ausbruch des Vulkans. Allerdings gibt es auch gegenteilige Stimmen, die sagen, dass bei den letzten Hebungsphasen vergleichbar starke Erdbeben kurz vor Ende der Bodenhebungen auftraten. Die Zeit wird zeigen, was sich als nächstes tut, seriöse Vorhersagen lassen sich nicht treffen. Auffällig ist aber die Häufung moderater Erdbeben mit Magnituden ab 3, die für den Calderavulkan bereits relativ stark sind. Ein Indiz dafür, dass sich im Untergrund etwas verändert, und normalerweise hängen stärkere Erdbeben mit größeren Spannungen im Untergrund zusammen.

Natürlich kam der beschriebene Erdstoß nicht alleine. Er reiht sich in einem Schwarm schwächerer Erdbeben ein, der seit dem letzten stärkeren Erdbeben nicht komplett nachgelassen hatte. Laut seismologischer Begrifflichkeit müsste man hier wieder in Hauptbeben und Nachbeben unterscheiden, doch ich denke, dass man all diese Beben getrost weiterhin als Schwarmbeben bezeichnen kann.

Heute wird der neue Wochenbericht des INGV erwartet. Sobald er erscheint, gibt es ein kleines Update mit der Zusammenfassung der Ereignisse, die ja bereits in der letzten Woche spannend waren. Gespannt darf man insbesondere darauf sein, ob es eine Änderung in der Bodenhebung gab, die bis jetzt immer noch mit 15 mm im Monat angegeben wird.

Update: Inzwischen wurde der Wochenbericht veröffentlicht. Im Beobachtungszeitraum 25. September bis 1. Oktober 2023, wurden 270 Erdbeben lokalisiert. Das dürfte mit der höchste Wochenwert sein. Die Bodenhebung beträgt weiterhin 15 mm im Monate, es wurde aber eine Beschleunigung der Hebung festgestellt, so dass der tatsächliche Wert höher liegen dürfte. Erst nächste Woche soll der neue Wert ermittelt werden. Die Temperatur der Pisciarelli-Fumarole liegt weiter bei ca. 95 Grad. Das Schlammbecken der Fumarole ist weitestgehend trocken und es fehlt Kondensat.

Erdbeben in Vulkangebieten am 28.09.23

Nach wie vor gibt es zahlreiche Erdbeben in europäischen Vulkanregionen. Das Wichtigste fasse ich heute in einem Artikel zusammen. In Italien sind es die Vulkane Ätna, Campi-Flegrei mit der Solfatara und die Vulkaninsel Vulcano, die seismisch aktiv sind. Auf Island bebt es weiterhin auf der Reykjanes-Halbinsel. Außerdem gab es im Golf von Djibouti und in Eritrea Erdstöße in der Nähe aktiver Vulkane, aber der Reihe nach:

Ätna mit erhöhter Seismizität

Am Ätna auf Sizilien gibt es vermehrt einzelne Beben, die sich in unterschiedlichen Tiefen im Osten und Süden des Vulkans ereignen. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 2,2 und manifestierte sich 1,6 km südöstlich von Adrano. Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei den meisten ebben um tektonische-bedingte Erschütterungen, die aber durch aufsteigendes Magma getriggert werden könnten. Gestern wurde auch wieder ein Dampfring fotografiert und von den Schloten in der Bocca Nuova geht Rotglut aus. Meiner Meinung nach hat der Ätna nun lange genug pausiert und hatte genug Zeit zum Aufladen, sodass bald mal wieder ein paar schöne Eruptionen fällig werden. Davor fürchtet man sich derzeit auch in Süditalien, wo die Campi Flegrei weiterhin Sorgen bereitet.

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe und wird auch heute von zahlreichen Erdbeben durchgeschüttelt. Das INGV registrierte bis heute Nachmittag 48 schwache Erschütterungen, deren Magnituden überwiegend im Bereich der Mikroseismizität lagen und flache Hypozentren hatten. Das sind fast soviel, wie man sonst in einer Woche feststellt. Auffällig ist, dass die Beben in einem immer weiteren Umkreis streuen und nun auch in der Bucht von Neapel stattfinden. Ein Indiz für die großen Spannungen des sich aufwölbenden Untergrunds. Da stellt sich einem die Frage, ob die Bodenhebung immer noch nur von Fluiden (Gas und Wasser) verursacht werden?

Vor der Westküste von Vulcano ereigneten sich drei schwache Erschütterungen mit geringen Magnituden. Interessanterweise hat die Seismizität dort wieder zugenommen, nachdem man einen recht ruhigen Sommer durchlebte. Trotzdem scheint der Katastrophenschutz und die Kommunalverwaltung die Lage entspannt zu sehen, denn heute wurde in unserer FB-Gruppe die Nachricht verbreitet, dass die Absperrungen am Strand von Porto di Levante im Bereich des Schlammbads wieder aufgehoben wurden und man das Areal wieder betreten darf. Ob das Baden wieder erlaubt ist, ist mir noch nicht bekannt. Der Aufstieg zur Fossa wurde bereits im Frühsommer wieder freigegeben.

Erdbeben unter Reykjanes

Auch das Schwarmbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel ist weiter aktiv. IMO registrierte in den letzten 2 Tagen gut 230 Erdbeben, wobei der Wert heute Morgen noch bei 280 lag, bevor die Messungen aus der Timeline gewandert sind. Aktuell gibt es die meisten Erschütterungen vor der Südwestspitze der Halbinsel, wo es bei Reykjanestá bebt. Die Region bei Grindavik und dem Thorbjörn-Vulkan wird ebenfalls weiter gerockt. Drei grüne Sternchen markieren Erschütterungen mit Magnituden ab 3.

Erdbeben Djibouti-Äthiopien

Im Grenzgebiet Djibouti-Äthiopien gab es heute Morgen 2 moderate Erschütterungen mit den Magnituden 4,8 und 4,7. die Hypozentren in ca. 10 km Tiefe hatten. Die Epizentren lagen an der Küste des Golfs von Djibouti, wo es mehrere kleine Vulkaninseln gibt. Auch die Vulkane der Erta-Alé-Range, die genaugenommen einen Mittelozeanischen Rücken markieren, liegen nicht fern. Der Erta Alé hatte Anfang der Woche ja eine ganz gute Performance hingelegt, nachdem es in der Region in den letzten Monaten häufiger bebte. Vielleicht kommt da ja bald noch mehr.

Was ich Euch noch schuldig geblieben bin, ist die Zusammenfassung des Wochenberichts von Vulcano. Die hänge ich hinten an, weil ich das Wichtigste zuerst erzählen wollte. Viel geändert hat sich an den geophysikalischen Parametern nicht, außer dass man bereits in der letzten Woche einige schwache Erdbeben detektierte. Die Temperaturen der Fumarolen am Kraterrand waren stabil und lagen zwischen 334 und 343 °C. Es wird weiterhin eine leicht bis mäßig erhöhte Kohlendioxid-Konzentration am Fuß des Kraterbereichs festgestellt. Der wöchentliche Durchschnitt lag bei 5370 g/m2/Tag. Die Wassertemperaturen in Bohrlöchern am Campingplatz sind weiterhin erhöht. Auch wenn die Sperrungen weitestgehend aufgehoben wurden, kann es immer noch zu plötzlichen Änderungen im Gasausstoß kommen und auch phreatische Eruptionen sind nicht völlig ausgeschlossen.

Erdbeben in Polen am 27.09.23

Erdbeben Mb 4,5 erschüttert Polen

Datum 26.09.23 | Zeit: 15:54:13 UTC | Lokation: 51.476 ; 16.099 | Tiefe: 5 km | Mb 4,5

Gestern Mittag erschütterte ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,5 die Region um das polnische Lubin. Das Hypozentrum wurde in 5 km Tiefe lokalisiert, wobei ich vermute, dass diese Lokalisierung nicht korrekt ist. Grund für meine Annahme liefert der Umstand, dass die Erdbeben dort im Zusammenhang mit dem Kupferbergbau stehen und menschengemacht sind. Schon seit mehreren Tagen gibt es eine Erdbeben-Serie dort und die meisten Hypozentren wurden in 1 km Tiefe festgestellt. Bei einigen Erschütterungen kam man auf 10 km Tiefe. Dieser Wert wird häufig dann angegeben, wenn die genaue Tiefe nicht angegeben werden kann.

Das EMSC zeigt derzeit 10 Beben für die Region an, die sich diesen Monat ereigneten. Es gab mehrere Erschütterungen im Magnitudenbereich von 4. Die Erdstöße werden von den Anwohnern wahrgenommen und in den Kommentaren gibt es teilweise abfällige Bemerkungen darüber, dass der Bergbau noch nie für so viel Unruhe sorgte wie jetzt. Auf Dauer betrachten müssen die Hauseigentümer vor Ort mit Bergschäden rechnen, denn die Erdstöße werden nicht von ungefähr kommen. Ich vermute, dass die Beben mit Zusammenbrüchen alter Stollen zusammenstehen, die möglicherweise absichtlich zum Einsturz gebracht werden. Der Boden oberhalb der Stollen könnte sich absenken und so Schäden an der Infrastruktur verursachen.

Ich selbst wohne im Ruhrgebiet, wo sich der Boden im Schnitt um 12 Meter infolge des Kohlebergbaus absenkte. Damit sich die Region nicht in eine Seenlandschaft verwandelt, sind jetzt noch 200 Pumpen am Werk und das aufsteigende Grubenwasser abzupumpen. Sollte durch einen langfristigen Blackout der Strom ausfallen, habe ich ein Seegrundstück. Allerdings sind die Risse im Haus weniger erfreulich!

Der Bergbau ist mit zahlreichen Gefahren verbunden und besonders in Polen kommen dabei viele Bergleute ums Leben. Bei Lubin gab es im Jahr 2016 ein schweres Unglück, bei dem 19 Bergleute in einem eingestürzten Stollen eingeschlossen wurden. Nach einer dramatischen Rettungsaktion konnten Neun Männer lebend geborgen werden. Der Stolleneinsturz verursachte ein Erdbeben der Magnitude 4,7. Bei einem weiteren Stolleneinsturz im letzten Jahr kam ein Bergmann ums Leben.

Erdbeben unter isländischer Reykjanes Halbinsel am 27.09.23

Anhaltender Erdbebenschwarm unter Reykjanes auf Island

Datum 26.09.23 | Zeit: 18:42:39 UTC | Lokation: 63.929 ; -21.99 | Tiefe: 6,5 km | Md 3,3

Unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel bebt es weiterhin. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 260 Erschütterungen. Die beiden stärksten Beben hatten die Magnituden 3,3 und 3,1. Sie manifestierten sich gestern Abend 6.0 km nordöstlich von Krýsuvík und 7,7 km west-nordwestlich von Grindavík. Sie lagen in 2 unterschiedlichen Erdbebenclustern. Ein dritter Bebenspot bildete sich bereits am Wochenende, 6 km westlich von Raufarhólshellir, wo die bekannte Lavahöhle liegt. Hier ist das Vulkansystem Bláfjöll von den Beben betroffen. Wir erleben ähnliche Bebenmuster wie vor den letzten Eruptionen am Fagradalsfjall, wo es überall bebte, nur nicht unbedingt dort, wo sich dann die Eruption etablierte. Besonders vor den ersten beiden Ausbrüchen sahen wir monatelang eine signifikant erhöhte Seismizität unter den verschiedensten Spalten- und Vulkansystemen auf Reykjanes. Vermutlich wurden sie durch geänderte Spannungsverhältnisse aufgrund des Auf- und Abstiegs magmatischer Fluide verursacht.

Die Bodenhebung zeigt heute an den meisten Messstationen leicht rückläufige Werte, wobei man die Messergebnisse immer mitteln sollte. Der Trend zur Hebung bleibt aber bestehen. Der Wert an der Messstation ODDF fällt aus dem Rahmen: Dort machte der aktuelle Messpunkt einen Sprung um 20 mm nach oben. Die Messstation befindet sich im Gebiet des Bebens bei Krýsuvík und nicht weit vom letzten Eruptionszentrum entfernt.

Erdbeben gab es in den letzten Tagen aber nicht nur unter Reykjanes, sondern auch unter dem Vatnajökull. Dort waren die Vulkansysteme Grimsvötn und Bardarbunga betroffen. Unter dem Grimsvötn hob sich der Boden seit Mitte Juni um gut 30 mm. Der aktuelle Trend der Bodendeformation zeigt wieder eine leichte Subsidenz. Dennoch könnte sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereiten.

Im Bereich der Askja scheint es ruhiger geworden zu sein. Es werden nur wenige Erdbeben detektiert und die Bodenhebung pauseiert an den meisten Messstationen.

Insgesamt sind es unruhige Zeiten auf Island und es sieht so aus, als würden mehrere Vulkane aufladen, ohne dass ein Vulkanausbruch unmittelbar bevorstehen würde. Innerhalb der nächsten Monate könnte es aber zu einer Eruption kommen.

Erdbeben M 4,2 unter Campi Flegrei am 27.09.23

Bislang stärkstes Erdbeben der Hebungsphase erschüttert Campi Flegrei in Süditalien

Datum 27.09.23 | Zeit: 01:35:35 UTC | Lokation: 40.8170; 14.1560 | Tiefe: 2,9 km | Md 4,2

Heute Nacht manifestierte sich unter der Campi Flegrei das wohl stärkste Erdbeben der aktuellen Hebungsphase, die im Jahr 2005 begann und seit 2011 an Fahrt aufnimmt. Es hatte eine Magnitude von 4,2 und einen Erdbebenherd in 2,9 km Tiefe. Das Epizentrum lag an der Küste im Bereich der Via Napoli zwischen den Orten Pozzuoli und Bagnoli. Die Solfatara liegt ca. 1300 m nordwestlich des Epizentrums. Die Werte stammen vom INGV und könnten noch korrigiert werden. Der Erdstoß ereignete sich um 01:35:35 UTC (03:35:35 Uhr Lokalzeit) und dürfte so einige Anwohner aus dem Schlaf gerissen haben. Über Schäden liegen noch keine Meldungen vor, wenngleich sich trotz der moderaten Magnitude an einigen Häusern Risse gebildet haben könnten, da das Hypozentrum des Bebens flach lag.

Das Beben war Teil eines größeren Schwarmbebens, das seit einigen Tagen anhält. Die Intensität der Schwärme nimmt zu und auch die Stärke einzelner Beben mit Magnituden ab 3, die sich meistens in Tiefen von knapp 3 km ereignen. Sie liegen damit im Grenzbereich zwischen der massiven Gesteinsbarriere, die den Magmenkörper abschirmt und lockeren Gesteinen in denen sich das Hydrothermalsystem des Calderavulkans ansiedelte.

Wie das INGV gestern in seinem Bulletin mitteilte, gibt es Anzeichen dafür, dass sich die Bodenhebung in den letzten Tagen beschleunigte. Bis die Daten ausgewertet sind, gilt die bisherige Hebungsrate von 15 mm pro Monat. So sind seit 2011 gut 109 cm Bodenhebung zusammengekommen.

Droht ein Vulkanausbruch in der Campi Flegrei?

Diese Frage kann man bis jetzt nicht eindeutig beantworten. Kurzfristig betrachtet droht erst einmal kein magmatischer Vulkanausbruch. Dampferuptionen sind möglich, aber wurden in historischen Zeiten selten bis gar nicht dokumentiert. Ich formuliere das so schwammig, weil man sich nicht sicher ist, ob Berichte aus historischen Zeiten stimmen. Im 12. Jahrhundert könnte es zu einem phreatischen Ausbruch gekommen sein. Mittelfristig könnte sich eine Eruption anbahnen. Langfristig betrachtet wird es sehr wahrscheinlich in der Campi Flegrei wieder zu einer Eruption kommen, wobei sich das Langfristig tatsächlich auf geologische Zeiträume bezieht. Es könnten Jahre, aber auch Jahrhunderte vergehen. Trotzdem würde ich mir in der Gegend kein Haus bauen, was ich vererben will, auch wenn es bis jetzt keine größeren Mengen Magma in Tiefen von weniger als 4-5 km gibt. Einige Autoren vermuten dort allerdings eine kleine Magmen-Ansammlung. Die Obergrenze eines größeren Magmenkörpers wird in 7 bis 9 km Tiefe postuliert. Von dort steigen Erdwärme und Fluide auf, die das flach liegende Hydrothermalsystem befeuern. Sollte Magma in flache Gesteinsschichten aufsteigen, von wo aus es eruptieren kann, würde man erst eine Serie von Erdbeben vermuten, die in Tiefen von 7 bis 9 km beginnen und sich dann langsam nach oben verlagern, also dem Weg der aufsteigenden Schmelze markieren. Doch wenn es soweit ist, könnte sich ein Vulkanausbruch innerhalb von Tagen entwickeln.