Campi Flegrei: Erdbeben M 3,7 unter Solfatara

Schwarmbebentätigkeit unter Campi Flegrei steigerte sich weiter – Mehrere spürbare Erdbeben besorgten Anwohner

Datum 14.04.2024 | Zeit: 07:44:24 UTC | Lokation: 14.136 ; 40.828 | Tiefe: 2,5 km | Mb 3,7

In den letzten Stunden setzte sich die seismische Tätigkeit unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei nicht nur fort, sondern sie steigerte sich auch in der Freisetzung der Gesamtenergie deutlich. Neben zahlreichen schwachen Erdbeben mit geringen Magnituden wurden auch einige Erschütterungen mit Magnituden größer als 2 festgestellt. Die beiden Stärksten brachten es auf M 3,7 und 3,1 und lagen in ca. 2,5 Kilometern Tiefe. Ihre Epizentren wurden am Rand der Solfatara im Norden und Westen lokalisiert.

Das INGV veröffentlichte eine Sondermeldung und versprach, das Geschehen weiterhin sorgfältig zu verfolgen.

Vor Ort reagierten viele Anwohner besorgt, denn die stärkeren Beben konnten in Pozzuoli und sogar am Stadtrand von Neapel gespürt werden. Einsatzkräfte machten sich gleich auf den Weg, um die öffentliche Infrastruktur auf Schäden zu untersuchen. In den sozialen Medien gehen Empfehlungen umher, dass man das Ende des Erdbebenschwarms besser im Freien abwarten solle, da man das Auftreten von Erdbeben mit Magnituden über 4 befürchtet. Doch auch bei Magnituden im 4-er-Bereich ist es sehr unwahrscheinlich, dass es gleich zu Gebäudeeinstürzen kommt. Das noch stärkere Erdbeben im Zusammenhang mit dem Bradyseismos auftreten ist eher unwahrscheinlich, von daher sollte man momentan nicht überbesorgt reagieren.

In einigen Berichten heißt es, dass während der spürbaren Beben ein Grollen vom Boden ausging. Einige Anwohner berichten, starken Schwefelgeruch wahrgenommen zu haben. Forscher beruhigten und schrieben, dass kein erhöhter Gasausstoß festgestellt wurde, doch generell ist insbesondere die Kohlendioxid-Emission hoch und liegt etwa bei 4000 Tonnen am Tag.

Die weitere Entwicklung des Geschehens lässt sich nicht vorhersagen. Das bezieht sich sowohl auf den seismischen Verlauf als auch auf den vulkanischen. Zum Teil liegt das an dem Umstand, dass die letzte Eruption des Calderavulkans Jahrhunderte zurückliegt und es keine wissenschaftlichen Daten aus dieser Zeit gibt, die zur Lagebeurteilung herangezogen werden könnten. Hinweise auf ein baldiges Ende der Bodenhebungsphase und der mit dieser Hebung einhergehenden Erdbebentätigkeit gibt es nicht.

Island: Starker Erdbebenschwarm bei Krýsuvík

Starkers Schwarmbeben bei Krýsuvík auf Reykjaneshalbinsel

Datum 13.04.2024 | Zeit: 10:02:17 UTC | Lokation: 63.914 ; -21.987 | Tiefe: 6.3 km | Mb 3,3

Gestern Vormittag manifestierte sich auf der isländischen Reykjaneshalbinsel ein weiterer Erdbebenschwarm. Betroffen war das Gebiet am Kleiftavatn im Krýsuvík-Spaltensystem. Der Erdbebenschwarm umfasste über 120 Erdstöße, von denen die meisten Magnituden unter 1 hatten. Der stärkste Erdstoß brachte es allerdings auf 3,3 und war in vielen Regionen von Reykjanes zu spüren gewesen, darunter befand sich auch das Hauptstadtgebiet. Das Hypozentrum befand sich in 6 Kilometern Tiefe unter dem Kleiftavatn, an dessen Westufer sich das Thermalgebiet von Sétlun befindet. Einige isländische Vulkanologen vermuteten in den letzten Monaten öfter, dass sie Anzeichen dafür sehen würden, dass sich unter dem Areal Magma ansammeln könnte. Seit letztem Sommer nahm im Zuge der allgemeinen Aktivitätssteigerung auf Reykjanes auch hier die Erdbebentätigkeit zu. Es wurde periodisch eine schwache Bodenhebung detektiert und die geothermalen Manifestationen in Sétlun sollen zugelegt haben. Der Dampfausstoß verstärkte sich und es entstanden weitere Gasaustritte und heiße Quellen.

Ich hatte vor 10 Tagen die Gelegenheit, das Thermalgebiet bei Krýsuvík zu besichtigen, und war von den zahlreichen Fumarolen, Schlammtöpfen und heißen Quellen beeindruckt. Allerdings besuchte ich das Thermalgebiet zum ersten Mal und kann daher nicht beurteilen, wie stark die Veränderungen der letzten Monate sind. Klar ist aber auch, dass der geothermische Gradient der Gegend hoch ist und dass diese Art der postvulkanischen Erscheinungen für gewöhnlich durch einen Magmenkörper in der Tiefe verursacht wird, der dabei ist, entweder abzukühlen oder aufzuheizen. Da es auf Reykjanes eine generelle Aktivierungstendenz gibt, ist letzteres Szenario durchaus denkbar. Eine nennenswerte Bodendeformation wird in der Gegend aktuell aber nicht registriert. Im Verborgenen laufen aber etwaige Prozesse am Grund des Sees ab.

Erdbeben bei Svartsengi

Der Erdbebenschwarm bei Krýsuvík war nicht das einzige Ereignis auf Reykjanes, denn in den letzten Stunden ereignete sich auch ein kleiner Erdbebenschwarm beim Thorbjörn im Svartsengigebiet. Insgesamt registrierte IMO innerhalb von 48 Stunden 191 Erschütterungen auf der Halbinsel. Auf ganz Island waren es 256 Beben. Zwei weitere Bebenspots lagen in den Bereichen von Bardarbunga und Herdubreid.

Campi Flegrei: Intensiver Erdbebenschwarm in Progress

Intensives Schwarmbeben unter italienischen Calderavulkan Campi Flegrei – 60 Beben an einem Tag

Die Erdbebentätigkeit unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei bleibt hoch und hat eine Intensität angenommen, die einen wirklich ins Grübeln bringen kann. Nach einem vergleichsweise ruhigen März begann sich die Seismizität Anfang des Monats zu steigern, ohne seitdem signifikant zurückgegangen zu sein. Daher kann man die Bebentätigkeit als ein zusammenhängendes Schwarmbeben bezeichnen, das sich aus hunderten Einzelbeben zusammensetzt. Alleine gestern wurden gut 60 Erschütterungen registriert. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 2,2 und eine Herdtiefe von 2,7 Kilometern. Das Epizentrum lag nördlich der Solfatara. Auch heute setzt sich die Erdbebentätigkeit fort, auch wenn die Beben nicht mehr in ganz so schneller Folge kommen. Die stärkste Erschütterung heute brachte es auf Mb 2,2. Dieses Beben manifestierte sich in 2,9 Kilometern Tiefe und lag unter dem Golf von Pozzuoli. Während die stärkeren und tiefer gelegenen Erdbeben mit Gesteinsbruch im Deckgebirge zusammenhängen könnten, findet die weitaus größere Anzahl der Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität ihren Ursprung im Hydrothermalsystem. Im letzten Bulletin vom INGV war die Rede davon, dass die Bodenhebung weiterhin mit einer Rate von 10 mm pro Monat anhält.

Offiziell werden die Ereignisse dem Phänomen des Bradyseismos zugeordnet. Hierbei werden hydrothermale Tiefenwässer, die sich im Untergrund der Caldera ansammeln, für Erdbeben und Bodenhebung verantwortlich gemacht. Diese Erklärung stammt aber aus aus einer Zeit, bevor man sich im klaren darüber war, dass eigentliche das ganze Areal, in dem das Phänomen auftritt, in einem Calderavulkan liegt. Im Endeffekt wird das Phänomen von einem tiefer liegenden Magmenkörper befeuert, und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es langfristig betrachtet zu einer Eruption in der Caldera kommen wird.

Bürgerdiskussion zu den Auswirkungen des Bradyseismos der Campi Flegrei

Wie ernst man die Situation mittlerweile vor Ort nimmt, zeigt auch eine erneute Bürgerkonferenz, die gestern in Pozzuoli abgehalten wurde. Vertreter aus Wissenschaft und Zivilschutz stellten sich den Fragen besorgter Bürger und es wurden die Auswirkungen des Bradyseismos auf die Stadt diskutiert. Was ich von dieser Konferenz an Reaktionen darauf in den sozialen Medien mitbekommen habe, war, dass der Grundtenor der Offiziellen lautete, dass sich alles in normalem Rahmen bewege und dass man sich keine Sorgen machen müsse.

Tatsache ist, dass es das Phänomen des Bradyseismos in der Region mindestens seit der Römerzeit gibt. Davon zeugen Spuren von Bohrmuscheln an den Säulen des römischen Marcellums unweit des Hafens. Das Areal senkte sich einst soweit ab, dass es vom Meer überflutet wurde. Anschließend hob es sich wieder an.

Natürlich verursachen die Bodenhebungen, die sich im Laufe von Jahren auf mehrere Meter summieren können, Schäden an der Bausubstanz. Und manchmal gipfelten die Bodendeformationen dann doch in Eruptionen. Ob es sich diesmal so verhalten wird, lässt sich wissenschaftlich betrachtet bis jetzt weder bestätigen noch dementieren.

Deutschland: Weitere Erdbeben im Vogtland

Im Deutsch-Tschechischen Grenzgebiet gab es weitere Erdstöße – 999 Beben seit März registriert

Datum 10.04.2024 | Zeit: 15:43:25 UTC | Lokation: 50.361 ; 12.432 | Tiefe: 5 km | Mb 2,7

Am Ostrand des Vogtlandes hält das Schwarmbeben an. Seit dem 18. März wurden vom Tschechischen Erdbebendienst 999 Erschütterungen detektiert, und das Tausendste wird nicht lange auf sich warten lassen.

In den letzten 24 Stunden manifestierten sich auch wieder zwei Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich, die diesmal sogar vom EMSC angezeigt werden. Das stärkere der beiden Beben hatte eine Magnitude von 2,7 und eine Herdtiefe von nur 5 Kilometern. Obwohl der Erdstoß eigentlich unter der magischen Grenze von M 3,0 lag, ab dem man Erdbeben normalerweise spüren kann, liegen dem EMSC mehrere Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von über 40 Kilometern um das Epizentrum vor, das 14 km südsüdöstlich von Falkenstein bei Klingenthal lokalisiert wurde. Das zweite Beben mit der Magnitude 2,1 ereignete sich heute in den frühen Morgenstunden und hatte ein Hypozentrum in nur 4 Kilometern Tiefe. Schäden richteten die beiden Erschütterungen nicht an. Sollte es allerdings über Monate so weitergehen – was theoretisch möglich ist – könnten die ständigen schwachen Erschütterungen zur beschleunigten Alterung von Gebäuden beitragen.

Es gab auch einige Erschütterungen mit Magnituden zwischen 1 und 2. Die Magnituden des allergrößten Teils der fast tausend Erdbeben lagen im Bereich der Mikroseismizität.

Über die Ursache der Beben wurde von offiziellen Seiten der Seismologen noch nichts kommuniziert. Wie ich bereits im letzten Artikel zum Thema schrieb – und von Boulevardblättern wie Merkur.de aufgegriffen wurde – vermute ich einen tektonischen Zusammenhang zur Mariánské-Lázně-Fault. Allerdings ist es auch nicht gänzlich ausgeschlossen, dass hier magmatische Fluide ihre Finger im Spiel haben, so wie es bei den Schwarmbeben weiter südlich der Fall war, die in den Nullerjahren das Cheb-Becken erschütterten.

Tatsächlich gibt es Absichten, die magmatischen Fluide im Untergrund des Vogtlandes nutzbar zu machen, denn die Gemeinden um Schönbrunn planen ein Geothermikraftwerk. Bereits Ende nächsten Jahres könnte mit einer Tiefenbohrung begonnen werden. Es soll ein 3-Kilometer tiefes Loch geteuft werden, um an das warme Wasser des Untergrundes zu kommen. Die Fluide werden von einem Magmenkörper aufgeheizt, der in ca. 30 Kilometern Tiefe vermutet wird. Oft verursachen solche Geothermieanlagen durch die Verpressung von Wasser Schwarmbeben.

Update: Heute manifestierte sich laut GFZ um 12:45 Uhr ein weiteres Erdbeben Mb 2,6 in 5 Kilometer Tiefe!

Campi Flegrei: Hohe Seismizität setzt sich fort

Erdbebentätigkeit unter dem Calderavulkan Camp Flegrei bleibt hoch – Stärkste Beben nahe Pisciarelli-Fumarole

Das Schwarmbeben, das bereits in der letzten Woche unter den Campi Flegrei begann, setzt sich auch heute fort. Die meisten Beben haben inzwischen wieder geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Dennoch ereigneten sich auch einige Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich. Das stärkste Beben der letzten Stunden ereignete sich gestern Abend und brachte es auf Mb 2,8. Das Hypozentrum lag in 2 Kilometern Tiefe und somit an der unteren Grenze des Hydrothermalsystems und eventuell schon im Deckgestein, das den tiefer gelegenen Magmenkörper nach oben hin abdichtet. Wahrscheinlich kam dieses Beben durch Bruchprozesse im Gestein zustande. Bemerkenswert ist, dass es sich in unmittelbarer Nähe zu Pisciarelli-Fumarole manifestierte. Hier brodelt in einem flachen Becken Schlamm und es kommt zu starkem Gasaustritt. Laut dem aktuellen Wochenbericht der Vulkanologen vom INGV sind die Gase durchschnittlich 94 Grad heiß. Gemessen wird in 5 m Entfernung von der Hauptfumarole.

Seit Januar 2011 wurde an der RITE-GNSS-Station eine Bodenhebung von etwa 117 cm gemessen. Seit Januar 2023 waren es 21 cm. Die Hebungsrate liegt weiterhin bei ca. 10 mm im Monat, wobei es mich nicht wundern würde, sollte sie sich in den nächsten Wochen wieder beschleunigen. Grund zu der Vermutung liefern die zahlreichen Erdbeben, von denen in der letzten Woche 117 Stück detektiert wurden. Eine Beschleunigung der Hebung spiegelt sich immer mit 2-3 Wochen Verzögerung in den Diagrammen wider.

Die geochemischen Daten bestätigten den langjährigen Trend eines sich langsam steigernden Gasausstoßes. Die größten Schwankungen zeigten beim Entgasungsprozess die Werte des Kohlendioxid-Flusses aus dem Boden. Der Gasausstoß zeigt leichte periodische Schwankungen, die wahrscheinlich mit dem Wechsel der Jahreszeiten zusammenhängen. Momentan gibt es einen Anstieg, der aber dem der Vorjahre zu dieser Jahreszeit entspricht.

Eines der möglichen Szenarien, die von den INGV-Forschern kommuniziert werden, ist, dass es zu einer phreatischen Eruption im Bereich von Pisciarelli kommen könnte. Solche Dampfexplosionen ereignen sich ohne den direkten Kontakt von Magma mit Grundwasser und können in Thermagebieten ohne große Vorwarnungen auftreten. Daher bleibt der Zugang zu diesem Gebiet wie auch zur Solfatara gesperrt.

Indonesien: Starkes Erdbeben erschüttert die Molukkensee

Erdbeben Mw 6,4 in der Molukkensee zwischen Halmahera und Sulawesi – Viele Vulkane in der Nähe

Datum 09.04.2024 | Zeit: 09:48:02 UTC | Lokation: 2.709 ; 127.089 | Tiefe: 33 km | Mw 6,4

In der indonesischen Molukkensee ereignete sich am Morgen des 9. Aprils ein starkes Erdbeben der Momentmagnitude 6,4. Die Herdtiefe betrug 33 Kilometer, weshalb kein Tsunamialarm gegeben werden musste. Das Epizentrum wurde 216 Kilometer nordnordwestlich von Ternate lokalisiert. Die Stadt liegt im Schatten des Vulkans Gamalama, der seit einigen Wochen unruhig ist. Wenig weiter entfernt sind die Vulkane Ibu und Dukono auf Halmahera. Westlich des Epizentrums befinden sich die Vulkane Karangetang und Awu. Im Norden Sulawesis liegt z.b. der Lokon. Alle diese Vulkane sind zumindest seismisch unruhig oder erzeugen kleiner Eruptionen. Der Erdstoß könnte die Tätigkeit der Vulkane beeinflussen, indem er etwa Eruptionen triggert oder abwürgt, was ebenfalls der Fall sein kann.

Die Region gehört zum pazifischen Feuergürtel und weist eine recht komplexe Tektonik auf, denn hier stoßen mehrere Erdkrustenplatten unterschiedlicher Größen zusammen. Das Zentrum dieser Kollisionszone bildet die Kleine Molukkenseeplatte. Sie ist von mehreren anderen Mikroplatten umzingelt, die wiederum den Kräften der großen Kontinentalplatten von Eurasien, Australien, der Philippinenplatte und der Pazifischen Platte ausgesetzt sind. Entlang der verschiedenen Plattengrenzen gibt es sowohl Konvergenz als auch Divergenz und sogar Transversalstörungen sind vorhanden. Die Molukkensee wird von zwei Subduktionszonen eingerahmt. Bei Ihnen handelt es sich um die Subduktionszonen des Sangihe-Bogens und des Halmahera-Bogens. Auf der Shakemap sieht man, dass das Epizentrum näher an der Halmahera-Subduktionszone lag. Sehr wahrscheinlich ereignete sich das Beben an einem Stück subduzierter Kruste, der „Bird’s Head Microplate“ auf der Halmahera liegt.

Vulkan Ibu verstärkte Erdbebentätigkeit

Apropos Vulkane auf Halmahera: der oben erwähnte Ibu änderte Ende März sein Verhalten und eruptiert weniger häufig, dafür gibt es einen signifikanten Anstieg in Bezug auf vulkanotektonische Erdbeben, deren Anzahl an manchen Tagen fast doppelt so hoch wie sonst lag. Spitzenwert ist der 30. März als 600 vulkanisch bedingte Erschütterungen detektiert wurden..

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 09. April


Im Bereich des Thermalgebiets Setlún im Krysuvik-Systems bebte es. © Marc Szeglat

Erdbebentätigkeit steigerte sich auf Island wieder – Bodenhebung an zwei Vulkanen

Mit Beginn der Eruption der Sundhnúkar-Kraterreiche im Svartsengigebiet auf Island nahm die Seismizität nicht nur auf der Reykjanes-Halbinsel ab, sondern auch in weiten Teilen Islands. Das änderte sich in den letzten Tagen, denn es wurden wieder zahlreiche Erdbeben registriert. Auf der ganzen Insel waren es innerhalb von 48 Stunden 113 Erschütterungen. Sicher ist das kein neuer Rekordwert, aber eine deutliche Zunahme gegenüber den letzten 3 Wochen. Auffällig ist eine Zunahme der Seismizität am Fagradalsfjall, im Kysuvik-System und am Bláfjöll, wobei es unklar bleibt, ob die Beben hier im Zusammenhang mit einem geänderten Spannungsfeld im Bereich von Svartsengi stehen, oder ob sie erste Symptome einer tiefen Magmenakkumulation im Untergrund sind. Natürlich kann es sich auch um eigenständige tektonische Erschütterungen in den jeweiligen Spaltensystemen handeln: Man darf nicht vergessen, dass ganz Island auf dem Mittelatlantischen Rücken liegt. Entlang der kontinentalen Naht findet Divergenz statt, weil sich die Platten von Amerika und Eurasien voneinander entfernen. So lassen sich natürlich auch die Erdbeben außerhalb von Reykjanes erklären, auch wenn sich die meisten davon an Zentralvulkanen ereigneten. Das stärkste Erdbeben hatte übrigens eine Magnitude von 2,9 und lag unter dem Hofsjökull.




Die erwähnte Bodenhebung manifestiert sich z.B. im Bereich von Svartsengi. Im Vergleich zur früheren Hebungsrate vor der Eruption ist sie aber gering. Innerhalb von 3 Wochen hob sich der Boden um 4 Zentimeter. Berücksichtigt man aber, dass die Eruption noch im Gange ist und ein Lavastrom gefördert wird, darf man die Vorgänge weiterhin mit Spannung beobachten. Anzeichen für ein baldiges Ende des Ausbruchs gibt es nicht und die Parallelen zur ersten Fagradalsfjall-Eruption werden immer deutlicher.

Starke Bodenhebung der Askja detektiert

Stärker als bei Svartsengi präsentiert sich die Bodenhebung der Askja. An der Messstation OLAC schoss der Boden in den letzten 4 Wochen um fast 15 Zentimeter in die Höhe. Seit Beginn der Hebungsphase hob sich der Boden um 80 Zentimeter. Stellt sich die Frage, wie elastisch der Untergrund noch ist und ob es nicht bald zu Brüchen kommt. Auffällig ist, dass die anderen Messstationen in der Caldera dem steilen Aufwärtstrend von OLAC nicht folgen.

Neuer Erdbebenschwarm im Vogtland im April

Erdbebenschwarm tritt an der Deutsch-Tschechischen-Grenze des Vogtlandes auf – Fast 700 Erschütterungen detektiert

Nach einigen Jahren der relativen Ruhe kam es im Deutsch-Tschechischen-Grenzgebiet am Rand des Vogtlandes zu einem erneuten Erdbebenschwarm. Er begann bereits am 18. März und hält bis heute an, wobei sich die drei stärksten Erdbeben am 7. April ereigneten. Laut dem tschechischen Erdbebendienst hatte der stärkste Erdstoß eine Magnitude von 2,6 und ein Hypozentrum in 10 Kilometern Tiefe. Insgesamt wurden 692 Erdbeben detektiert. Die meisten davon hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und wurden von anderen Erdbebendiensten wie dem EMSC und GFZ nicht angezeigt, was ein Grund dafür ist, warum ich erst jetzt darüber berichte. Das EMSC zeigt auch die drei stärksten Erdbeben nicht an, sondern detektierte am 4. April ein paar Erschütterungen mit M 1,0 bis 1,3. Ungewöhnlich, dass die stärkeren Erdbeben offenbar nicht festgestellt wurden.

Die Beben konzentrieren sich in drei Haufen, die nordöstlich von Klingenthal auf deutscher Seite und südlich von Bublava auf der tschechischen Seite liegen. Die Tiefe der Hypozentren lässt eher auf einen tektonischen Ursprung des Schwarmbebens schließen, denn auf einen magmatischen. Ja, magmatisch, richtig gelesen, denn wie eingangs angedeutet gab es bereits früher Schwarmbeben im Vogtland, die zum größten Teil magmatischen Ursprungs waren. Sie manifestierten sich allerdings rund 30 Kilometer südlich bei Mühlessen im Cheb-Becken. Dort gibt es an der Bublak-Quelle Mofetten, aus denen Gase magmatischen Ursprungs ausströmen, und man geht davon aus. Das sich im Grenzbereich zur Asthenosphäre Magma ansammelt. Doch auch wenn es in der Tiefe eine Magmenakkumulation gibt, heißt es nicht, dass es noch zu unseren Lebzeiten zu einem Vulkanausbruch kommen wird. Zwar gab es im Südosten Deutschlands und in der Tschechei Vulkanismus, aber viele plutonische Gesteine zeugen davon, dass nur ein Bruchteil des Magmas aus der Tiefe die Oberfläche erreichte.

Der aktuelle Erdbebenschwarm könnte mit der grob Nordwest-Südost streichenden Mariánské-Lázně-Fault in Verbindung stehen. Sie ist eine der prägnantesten Störungszonen der Gegend. In einiger Entfernung gibt es parallel verlaufende Störungszonen, die von der senkrecht dazu verlaufenden Erzgebirgsstörung gestreift werden. Ein altes, aber durchaus komplexes tektonisches Setting, das Erdbeben in der Region verursachen kann.

Apropos Vogtland: Genaugenommen liegt das Erdbebengebiet knapp außerhalb des Vogtlandes in Böhmen. Wenn es Berichte zu den Beben gibt, dann werden diese aber oft dem Vogtland zugeschrieben.

Campi Flegrei mit neuer Erdbebenserie am 07.04.24

Weiterer Erdbebenschwarm erschüttert süditalienischen Calderavulkan – Stärkstes Beben Mb 3,2

Datum 04.04.2024 | Zeit: 05:33:01 UTC | Lokation: 40.825 ; -14.115 | Tiefe: 2,3 km | Mb 3,2

Im Süden Italiens kommt die Erde nicht zur Ruhe, denn seit dem 4. April manifestierten sich unter dem Calderavulkan Campi Flegrei, der südwestlich von Neapel liegt, mehr als 100 Erdbeben, die zusammen einen Erdbebenschwarm bilden. Die stärkste Erschütterung brachte es auf eine Magnitude von 3,2 mit einem Erdbebenherd in 2,3 Kilometern Tiefe. Damit lag es im Grenzbereich des Hydrothermalsystems zur Deckschicht und könnte durch Bruchbildung entstanden sein. Dieses Beben manifestierte sich unter dem Hafen von Pozzuoli und innerhalb weniger Minuten ereigneten sich auf der gleichen Linie zwei weitere Beben mit Magnituden im Zweierbereich.

Einige der stärkeren Erschütterungen konnten in der Region deutlich wahrgenommen werden und sorgten ein weiteres Mal für Beunruhigungen. Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr führten Kontrollen an der öffentlichen Infrastruktur durch. Größere Schäden wurden aber nicht gemeldet.

Starke Entgasungen im Zuge des Erdbebenschwarms

Der Schwarm hält weiterhin an, und das stärkste Beben der letzten 24 Stunden ereignet sich gestern Mittag und brachte es auf Mb 2,5. Auffällig ist, dass sich die stärkeren Erschütterungen unter dem Meer im Golf von Pozzuoli ereigneten und überwiegend Hypozentren hatten, die tiefer als 2 Kilometer lagen. Hier scheint es tatsächlich Bruchprozesse zu geben. Es gab auch die üblichen Beben mit Magnitude im Bereich der Mikroseismizität, die sich im Bereich der Solfatara zeigten und als Manifestationen des Hydrothermalsystems angesehen werden können. Hier werden überwiegend Fluidbewegungen in den lockeren Ablagerungen des Hydrothermalsystems die Erschütterungen ausgelöst haben. Es scheint zu starken Entgasungen gekommen zu sein, denn es liegen Berichte vor, dass Anwohner starken Schwefelgeruch festgestellt haben. Fotos dokumentieren, wie ein Forscher des INGVs die Gasaustritte in der Solfatara begutachten. Ungewöhnlich starke Dampfentwicklungen sind zu sehen. Der Zusammenhang zwischen Vulkanismus und dem Bradyseismos wird meiner Meinung nach immer deutlicher. Mich würde es nicht wundern, wenn wir in den nächsten Monaten und Jahren noch stärkere Manifestationen der Erdgewalten erleben würden.

Alles in allem ist die Seismizität des Calderavulkans wieder deutlich stärker geworden, als es während des überwiegenden Teils des Vormonats der Fall gewesen ist. Im letzten Wochenbulletin vom INGV ist zu lesen, dass die Bodenhebung Ende März weiterhin bei ca. 10 mm im Monat lag. Es stellt sich die Frage, ob diese sich nun wieder beschleunigte?