Erdbeben auf Island am 20.08.23

Erdbeben an verschiedenen Vulkanen auf Island

Datum 20.08.23 | Zeit: 12:03:45 UTC | 40.8320, -17.450 | Tiefe: 4,0 km | Md 3,2

Heute wurden an mehreren Vulkanen auf Island kleine Schwarmbeben registriert. Insgesamt zeigt die Erdbebenkarte von IMO 166 schwache Erdstöße an. Das stärkste Einzelbeben manifestierte sich am subglazialen Vulkan Bardarbunga und brachte es auf Md 3,2. Das Hypozentrum lag 4 km tief. Das Epizentrum wurde 5,5 km nordöstlich des Vulkans lokalisiert.

Nordöstlich des Vatnajökulls, unter dem der Bardarbunga liegt, schließen sich die Vulkane Askja und Herdubreid an. Während es an der Askja nur wenige Erschütterungen gab, wurden im Bereich des Tafelvulkans Herdubreid 24 schwache Beben detektiert. Herdubreid hängt am Tropf seines Zentralvulkans Askja. Dieser Vulkan steht seit 2 Jahren immer wieder in den News, weil seitdem Bodenhebung registriert wird. Aktuell beläuft sie sich an der Messstation KASK auf fast 44 cm. Einen Spitzenwert maß die Station OLAC: dort wurden im Juni 60 cm Bodenhebung festgestellt, bevor sie den Geist aufgab. Die Askja war vorgestern auch das Gesprächsthema einer Konferenz isländischer Wissenschaftler, die auch InSAR-Messungen diskutierten. Aktuell ist ein Team am Vulkan, das neue Messungen durchführt. Ergebnisse werden für Donnerstag erwartet. In einem Statement wiesen die Forscher darauf hin, dass Besuchern der Gegend empfohlen wird, die Anweisungen der Ranger genau zu beachten, die alle in Absprache mit dem isländischen Katastrophenschutz und der Polizei im Nordosten erstellt wurden. Reisenden wird vom Baden in Víti abgeraten und von einem längeren Aufenthalt in der Gegend abgeraten. Sie betonen, dass für den Vulkan Askja weiterhin ein gewisses Maß an Unsicherheit besteht. Auch Reiseveranstalter zeigen sich alarmiert und raten zur Vorsicht, einstellen tun sie ihre Touren bis jetzt aber nicht.

Ein weiterer Erdbebenschwarm wurde vom seismischen Netzwerk 5 bis 6 km südöstlich des Schildvulkans Skjaldbreid detektiert. Dort waren es 20 Beben innerhalb der letzten 2 Tage. Dieser Vulkan gehört zum Zentralvulkan unter dem Langjökull.

Fünfzig Beben waren es an diesem Wochenende im Bereich der Reykjanes-Halbinsel. Dort ereignete sich ein Erdbeben M 2,9, das 1,3 km nördlich vom Keilir lag. Es war der stärkste Erdstoß auf Reykjanes seit Ende der Fagradalsfjall-Litli-Hrútur-Eruption.

In der Woche vom 7.-13. August wurden 1255 Erdstöße unter Island festgestellt. Ein deutlicher Anstieg gegenüber der Woche davor, als knapp 900 Beben gezählt wurden.

Campi Flegrei Schwarmbeben-Update am 19.08.23

Seismizität unter der Campi Flegrei normalisierte sich

Einem Tag nach dem starken Schwarmbeben aus 120 Erschütterungen, die sich unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei manifestierten, hat sich die seismische Aktivität wieder normalisiert. Ein erwähnenswertes Erdbeben gab es heute Nacht noch: Es hatte eine Magnitude von 2,0 und ein Hypozentrum in 2,6 km Tiefe. Das Epizentrum wurde mitten im Golf von Pozzuoli ausgemacht. Die meisten Beben des Schwarms manifestierten sich allerdings in und um die Solfatara herum. Der Schwarm beunruhigte die Bewohner der Caldera, wurden doch die meisten Erschütterungen der 6 Erdbeben mit Magnituden ab 2 gestern gespürt. Das lag u.a. an den geringen Tiefen der Hypozentren. Die sozialen Medien sind voll von Berichten über das Ereignis und so mussten sich natürlich auch die Wissenschaftler des INGV zu den Vorgängen äußern. Es wurde sogar ein Statement des Direktors des Observatoriums Neapel veröffentlicht. Dort heißt es, dass der Vulkan engmaschig überwacht wird und es im Vergleich zur letzten Woche aktuell keine signifikanten Veränderungen der geophysikalischen Parameter gibt, mal von den Erdbeben abgesehen. Die Bodenhebung betrug zuletzt 15 mm im Monat.

Auf einer Wissenschaftswebsite bei FB wurde ein Artikel veröffentlicht, der offensichtlich beruhigen soll. In dem Artikel heißt es in der Google-Übersetzung wörtlich: „Diese Migration führt zu einem Druckaufbau im hydrothermischen System des Vulkans und in der Folge zu einer Anhebung des Bodens (und damit auch zu Erdbeben). Was sagt uns das alles? Dass im oberflächlichen System des Vulkans derzeit kein Magma vorhanden ist. Wenn kein Magma vorhanden ist, kann es daher auch nicht zu einer magmatischen Eruption kommen.“ Der Kern der Aussage, dass die oberflächennahe Seismizität und Bodenhebung der Aktivität im Hydrothermalsystem geschuldet ist, ist zwar richtig, aber die Forschung zeigt, dass es unterhalb von 5 km Tiefe einen teilweise kristallisierten Magmenkörper gibt. Darunter sitzt ein weiterer Magmenkörper, der einen Schmelzanteil besitzt, der wahrscheinlich ausreicht, um zu eruptieren. Eine sehr stabile Gesteinsschicht hindert das Magma an einem weiteren Aufstieg. Eine Studie besagt, dass es bereits vulkanotektonische Erdbeben gibt, die auf Gesteinsbruch durch Magmenaufstieg hindeuten.

Kurzfristig rechne ich zwar auch nicht mit einer Eruption, aber was mittelfristig passiert, ist noch völlig offen. Langfristig betrachtet ist eine Eruption in der Campi Flegrei sogar höchst wahrscheinlich, wobei langfristig in geologischen Zeiträumen gerechnet ist. Unklar ist, welche Größenordnung die Eruption haben wird. Unter langfristigen Aspekten des Katastrophenschutzes ist es meiner Meinung nach sinnvoll, sich über eine dauerhafte Umsiedlung der Bewohner des Calderavulkans Gedanken zu machen. Selbst bei einem moderaten Vulkanausbruch würden Tausende in der unmittelbaren Gefahrenzone der Eruption leben und möglicherweise ihr Hab und Gut verlieren.

Erdbeben Mw 6,3 in Kolumbien – News vom 18.08.23

Starkes Erdbeben erschüttert kolumbianische Hauptstadt Bogota

Datum 17.08.23 | Zeit: 17:04:49 UTC |  4.418 ; -73.511 | Tiefe: 10 km | Mw 6,3

Gestern erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 das südamerikanische Land Kolumbien. Dieser Magnitudenwert stammt vom EMSC. Das GFZ ermittelte eine Magnitude von 6,1. Der Erdbebenherd befand sich in ca. 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 17 km nord-nordwestlich von Cumaral lokalisiert. Der Ort liegt gut 80 Kilometer von der kolumbianischen Hauptstadt Bogota entfernt. Dort war das Erdbeben stark zu spüren gewesen und es gibt Berichte, nach denen Menschen von Panik getrieben die Gebäude verließen und ins Freie flüchteten. Eine Frau kam dabei ums Leben, weil sie aus dem siebten Stock eines Hauses gesprungen war.

Der Erdstoß richtete Schäden an mehreren Gebäuden an. Darunter befand sich auch der Sitz des Kongresses in Bogotá. Zum Zeitpunkt des Erdstoßes hielt sich niemand in dem Gebäude auf. In der Stadt Villavicencio wurde ein Krankenhaus evakuiert. Spekulativ ist, dass durch umherfliegende Trümmerteile und Glassplitter Menschen verletzt wurden.

Es blieb nicht bei einem Erdstoß, denn es gab mehrere Nachbeben. Drei hatten Magnituden im 5er-Bereich.

Kolumbien zählt zu den stark erdbebengefährdeten Ländern am Pazifischen Feuerring, wobei Kolumbien eine Sonderstellung einnimmt, weil hier gleich mehrere Erdkrustenplatten aufeinandertreffen und interagieren. Die wichtigsten Platten sind die Südamerikanische Platte, die Nazca-Platte, die Karibische Platte, die Cocos-Platte und der Panamablock. Diese Platten treffen im Nordwesten Kolumbiens zusammen, wo es an den Plattengrenzen überwiegend zur Konvergenz kommt. An der Plattengrenze zum Panamablock gibt die seitwärts-gerichtete Plattenkollision einer Transformstörung. Das Erdbeben ereignete sich ebenfalls an einer Transformstörung weiter im Landesinneren. Bei ihr handelt es sich um das East Andean Fault System, das den Nord-Andenblock vom Rest Südamerikas trennt.

Die komplexe Tektonik der Region bedingt auch einen ausgeprägten Vulkanismus, der sich im Bereich der Anden manifestiert. Fünfzehn Vulkane werden als aktiv eingestuft. Besonders der Nevado del Ruiz war in den letzten Monaten aktiv gewesen, doch seit gut einem Monat ist die Aktivität rückläufig. Vielleicht ändert das Erdbeben diesen Umstand wieder. Auch der Galeras konnte auf das Erdbeben reagieren.

Campi Flegrei am 16.08.23

Schwarmbeben unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei

Datum 17.08.23 | Zeit: 03:59:57 UTC | 40.820 ; 14.143 | Tiefe: 0,6 km | Mb 2,4

Update 17.08.23: Heute Nacht kam es zu einem Erdstoß Mb 2,4 in nur 0,6 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich südlich der Solfatara.

Originalmeldung: In den letzten Tagen ereigneten sich vermehrt Erdbeben im Bereich des Calderavulkans Campi Flegrei in Süditalien. Insgesamt wurden über 50 schwache Erschütterungen verzeichnet. Die drei stärksten Beben hatten eine Magnitude von 1,8 und traten in Tiefen von knapp unter 3 km auf. Diese Erdbeben waren über eine größere Fläche gestreut, wobei das Zentrum bei der Solfatara lag, einem vulkanischen Bereich, wo die schwächeren Beben konzentriert auftraten.

Nach einer relativ ruhigen Phase in den vergangenen zwei Monaten hat die seismische Aktivität um die Campi Flegrei seit Anfang dieses Monats wieder zugenommen. Dies wird auch im aktuellen Wochenbericht der Vulkanologen des INGV (Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia) bestätigt, der den Zeitraum vom 7. bis 13. August 2023 abdeckt.

Das seismische Netzwerk des INGV verzeichnete insgesamt 78 Erdbeben im Gebiet der Campi Flegrei. Die stärkste Erschütterung erreichte eine Magnitude von 2,0±0,3. Die Bodenhebung, die zwischen Mai und Juli nur etwa 10 mm pro Monat betrug, hat sich wieder erhöht. Die vorläufigen Messungen zeigen eine Hebung von etwa 15 mm pro Monat. An der RITE-GNSS-Station wurde seit Januar 2022 eine Bodenhebung von etwa 22,5 cm gemessen. Die Bodenhebung in den Campi Flegrei wird intensiv überwacht, da sie auf eine mögliche Magmaansammlung unter der Oberfläche hinweisen kann. Wenn sich Magma im Untergrund ansammelt, kann es den Druck auf die darüber liegende Erdkruste erhöhen und somit zu einer Anhebung des Bodens führen. Dieser Prozess wird oft als „Inflation“ bezeichnet. In den letzten Monaten wuchs die mediale Besorgnis, dass der Druck bald ein kritisches Niveau erreichen könnte und es zu einem Vulkanausbruch kommt. Die Vulkanologen bleiben aber noch relativ gelassen.

Es wurden keine signifikanten Veränderungen in den überwachten geochemischen Parametern festgestellt.

Die Durchschnittstemperatur des Gases in der Hauptfumarole von Pisciarelli betrug 95°C. Der Temperatursensor wurde etwa 5 Meter von der Öffnung der Fumarole entfernt in einer Gaswolke installiert. Im Becken von Pisciarelli fehlt weiterhin Flüssigkeit, da das Gas zu heiß ist, um Feuchtigkeit kondensieren zu lassen. Zudem gab es keinen Niederschlag. Die Pisciarelli-Fumarole befindet sich nicht in der Solfatara, sondern auf deren Kraterrand.

Kilauea mit Anstieg der Seismizität – News vom 15.08.23

Zunahme von Seismizität und Bodendeformation am Kilauea auf Hawaii

Zwei Tage hintereinander war die Erdbebentätigkeit am Kilauea auf Hawaii deutlich erhöht. Pro Tag wurden mehr als 140 Erschütterungen registriert, und ein Ende des Trends ist nicht absehbar. In der letzten Woche wurden noch weniger als 40 Erschütterungen verzeichnet, bevor am 09. August die Werte langsam anzusteigen begannen. Die meisten Beben manifestieren sich südlich und östlich der Gipfelcaldera und weisen geringe Magnituden auf. Die Hypozentren liegen in geringen Tiefen von weniger als 2 km.

Die beschriebenen Beben stehen nicht direkt im Zusammenhang mit dem Erdbeben der Stärke 4,3, über das ich gestern geschrieben habe. Dieses Erdbeben wurde 5 km nördlich der Caldera lokalisiert. Daher kann das Schwarmbeben in der Nähe der Caldera als eigenständiges Ereignis betrachtet werden. Allerdings sehen die Wissenschaftler vom HVO dieses Erdbeben als Höhepunkt der Bebenserie an. Sollten diese Beben zusammenhängen, dann wahrscheinlich durch aufsteigendes Magma, das möglicherweise aus einer Tiefe von 25 km sehr schnell bis knapp unter die Erdoberfläche aufgestiegen ist. Warum dieser Aufstieg dann gestoppt wurde, bleibt rätselhaft.

Auffällig ist, dass die Erdbebentätigkeit am unteren Südwestrift bei Pahal in den letzten Wochen deutlich abgenommen hat. Es treten zwar weiterhin täglich einige Erschütterungen auf, aber bei weitem nicht mehr so viele wie in den Jahren seit der Leilani-Eruption. Als Grund für diese Bebentätigkeit wurde vermutet, dass sich der Hawaii-Hotspot direkt unterhalb des Erdbebengebiets befindet und die Erschütterungen durch massive Magmenintrusion in die untersten Magmenkörper des Vulkan-Systems von Mauna Loa und Kilauea verursacht wurden. Dennoch scheint sich genug Magma dort zu sammeln, um die höher gelegenen Magmenkörper aufzuladen. Dies wird auch durch die kontinuierliche Bodenhebung unter der Kilauea-Gipfelcaldera belegt. Im Verlauf eines Jahres beträgt diese Hebung etwa 60 cm, obwohl es Phasen mit starken Lavasee-Aktivitäten im Halema’uma’u-Krater gab, die zwischenzeitlich zu Bodensenkungen führten.

Zusammenfassend rechne ich nicht unbedingt kurzfristig mit einem neuen Ausbruch am Kilauea. Doch mittelfristig deutet viel darauf hin, dass es zu einer weiteren Eruption kommen wird. Vor den letzten Ausbrüchen konnten wir eine vergleichbar hohe Seismizität über mehrere Wochen beobachten, bevor es zur Eruption kam. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht jede Eruption nach denselben Mustern verläuft.

Erdbeben-News 14.08.23: Marianneninseln

Erdbeben M 6,1 bei den Marianneninseln

Datum 14.08.23 | Zeit: 13:51:59 UTC | 13.408 ; 147.396 | Tiefe: 38 km | Mb 6,1

Heute Nachmittag manifestierte sich bei den Nördlichen Marianneninseln ein Erdbeben der Magnitude 6,1. Das Hypozentrum befand sich in 38 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 267 km südöstlich von Saipan lokalisiert. Die Insel Saipan ist ein Außengebiet der USA und wird vom USGS überwacht. Das Erdbeben stand in Verbindung mit der Tiefseerinne des Mariannengrabens, wo sich mit 10900 m unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkt der Erde befindet.

Die Tiefseerinne entsteht durch die Subduktion der Pazifischen Platte unter die Philippinische Platte.

Die Pazifische Platte ist eine der größten tektonischen Platten der Erde und bedeckt den größten Teil des Pazifischen Ozeans. Sie erstreckt sich über eine beträchtliche Fläche und bildet die Meereskruste im westlichen Pazifik. Die Philippinische Platte hingegen ist kleiner und liegt östlich der Philippinen. Der Marianengraben liegt zwischen diesen beiden Platten.

An dieser Stelle findet Subduktion statt, was bedeutet, dass die Pazifische Platte unter die Philippinische Platte abtaucht. Die Pazifische Platte wird in den Erdmantel hinabgedrückt und schmilzt in den tieferen Bereichen. Dieser Prozess führt zur Bildung des tiefen Marianengrabens, Vulkanausbrüchen auf den Marianeninseln und auch zu Erdbebenaktivität entlang der Subduktionszone.


Weitere Erdbeben-Meldungen:

Erdbeben M 5,9 bei den Prinz-Edward-Inseln

Datum 14.08.23 | Zeit: 10:39:58 UTC |  -43.497 ; 39.032 | Tiefe: 10 km | Mb 6,1

Im südlichen Pazifik gab es ein Erdbeben der Magnitude 5,9. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 1514 km südöstlich von East London in Südafrika verortet.


Erdbeben M 4,3 auf Hawaii

Datum 13.08.23 | Zeit: 23:36:28 UTC | -155.284 ; 19.473 | Tiefe: 38 km | Mb 5,9

Auf Big Island Hawaii trug sich letzte Nacht ein Erdbeben der Magnitude 4,3 zu. Der Erdbebenherd befand sich in 25 km Tiefe. Das Epizentrum wurden 6 km west-nordwestlich von der Gipfelcaldera des Vulkans Kilauea detektiert. Die Tiefe des Hypozentrums lässt vermuten, dass der Erdstoß mit Magmenbewegungen in Verbindung stand, die das lokale Spannungsfeld beeinflussten. Anzeichen einer unmittelbar bevorstehenden Eruption gibt es aktuell nicht.

Schwarmbeben auf Island am 14.08.23

Massives Schwarmbeben vor Reykjanes-Halbinsel auf Island

Datum 13.08.23 | Zeit:  20:29:03 UTC |  63.637 ; -23.344 | Tiefe: 5,4 km | Mb 4,5

Seit gestern Abend bebt vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel wieder die Erde. Langsam lässt der Erdbebenschwarm, bestehend aus mehr als 370 einzelnen Erschütterungen, wieder nach. 17 dieser Erdstöße hatten Magnituden von mindestens 3. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 4,5 auf der Momenten-Magnituden-Skala (Mb). Es hatte sein Hypozentrum in einer Tiefe von 5,4 km und das Epizentrum wurde etwa 5,4 km süd-südwestlich von Geirfugladrangur lokalisiert. Geirfugladrangur ist eine kleine Felseninsel, die sich etwa 30 km vor der Küste von Reykjanes befindet. Somit liegen die Epizentren ungefähr 35 km südwestlich von Reykjanestá. Diese Beben manifestieren sich entlang des Reykjanes Ridge, einer Verlängerung des Mittelatlantischen Rückens. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie tektonischer Natur sind, doch es lässt sich nicht ausschließen, dass aufsteigendes Magma das Spannungsfeld in der Region beeinflusst und indirekt zu den Beben führt.

Das Verteilungsmuster der Erdbeben unterscheidet sich jedoch von demjenigen, das wir in den Tagen vor dem Ausbruch am Fagradalsfjall gesehen haben. Damals waren die Beben über einen wesentlich größeren Bereich verteilt. Falls Magmenbewegungen involviert sind, könnten sie eher mit einer langfristigen Vorbereitung auf den nächsten Ausbruch auf Reykjanes in Verbindung stehen.

Am Wochenende traten entlang des magmatischen Gangs zwischen Fagradalsfjall und Keilir weitere schwache Erdbeben auf. Diese wiesen sehr geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität auf und stehen höchstwahrscheinlich mit Abkühlungs- und Schrumpfungsprozessen in Verbindung. Dennoch kann nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass Magmenbewegungen die Ursache für diese Beben sein könnten.

Eine weitere bemerkenswerte Meldung aus Island in Verbindung mit Erdbebentätigkeit betrifft den starken Gasgeruch, der gestern bei Blágnýpujökull am Hofsjökull wahrgenommen wurde. Dieser trat nach einem Erdbeben der Magnitude 3,0 auf, das im Zusammenhang mit einem kleinen Bebenschwarm auftrat. Wie bei praktisch jedem größeren Gletscher auf Island befindet sich auch unter dem Hofsjökull ein Zentralvulkan. Dieser Vulkan besteht aus einer Caldera mit den Maßen 7×6 km und wurde erst im Jahr 1983 entdeckt. Der Zentralvulkan unter dem Hofsjökull bildet das Herzstück eines Vulkansystems, das sich über eine Länge von 90 km erstreckt. Ein Gasgeruch in Verbindung mit Erdbeben könnte ein Indiz für fumarolische oder magmatische Aktivität unter dem Vulkan sein.

Erdbeben Mb 5,0 bei Kreta – News vom 13.08.23

Moderates Erdbeben erschüttert griechische Insel Kreta

Datum 13.08.23 | Zeit: 07:49:32 UTC |  35.247 ; 23.878 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Update: Das Beben wurde auf Mb 4,6 herabgestuft. Trotzdem war es stark genug um einen Steinschlag auszulösen, der einen Touristen schwer verletzte.

Originalmeldung: Die griechische Ferieninsel Kreta wurde heute Morgen von einem moderaten Erdbeben der Magnitude 5,0 erschüttert. Das Hypozentrum wurde vom EMSC in 10 km Tiefe verortet. Diese Tiefe wird gerne angegeben, wenn zwar fest steht, dass sich das Erdbeben in flachen Bereichen der Erdkruste zutrug, aber die genaue Tiefe (noch) nicht ermittelt werden konnte. Das Epizentrum lag wenige Kilometer von der Südwestküste und wurde 18 km ost-nordöstlich von Palaióchora verortet. Die Inselhauptstadt Heraklion liegt 115 km vom Epizentrum entfernt. Mit Nachbeben muss gerechnet werden.

Erdbeben dieser Magnitude und Lage können von den Anwohnern in einem größeren Umkreis deutlich gespürt werden. An betagter Bausubstanz oder an vorgeschädigten Gebäuden können leichte bis moderate Schäden entstehen. Da sich der Erdstoß erst vor wenigen Minuten ereignete -bei der UTC muss man bei uns +2 Stunden rechnen- liegen noch keine Berichte aus Kreta vor. Auch die Daten zum Erdstoß könnten noch korrigiert werden. So zeigt das GFZ eine Magnitude von 4,9 an. Sollten sich Schäden ereignet haben, gibt es hier ein Update.

Tektonische Situation bei Kreta

Kreta liegt hinter der Subduktionszone, die die Plattengrenze zwischen den Kontinenten Eurasien und Afrika bildet, wobei die kleinere Ägäische Platte, auf der Kreta liegt, dem Eurasischen Kontinent vorgelagert ist. Die Ägäische Platte ist zwischen den beiden großen Kontinentalplatten wie ein Werkstück in einem Schraubstock eingespannt und gerät dabei mächtig unter Spannungen. Interessanterweise wird die Afrikanische Platte unter die Ägäische Platte subduziert. Die Relativbewegung der beiden Platten zueinander beträgt ca. 50 mm pro Jahr. Die Subduktionszone manifestiert sich im Hellenischen Graben, der bis zu 5000 m tief ist. Zwischen dem Graben und dem Afrikanischen Kontinent liegt noch der Akkretionskeil des Mediterranen Rückens, an dem es zahlreiche Störungszonen unterschiedlichen Charakters gibt. Sie werden je nach Autor auf den Karten unterschiedlich eingezeichnet, sodass ich davon ausgehen, dass die tektonische Situation der unzugänglichen Stelle am Meeresboden so komplex ist, dass sie in ihrer Gänze noch nicht erforscht bzw. verstanden worden ist. Ich selbst habe während meines Studiums an der Südküste Kretas kartiert und bin dort auf Gesteinen gestoßen, die aus der Asthenosphäre stammten und von den komplexen Störungssystemen zeugten. Wie auch immer, das aktuelle Erdbeben stand im Zusammenhang mit den Erdkrustenbewegungen entlang des Hellenischen Bogens.

Erdbeben Mw 5,2 im Süden der Türkei – News vom 11.08.23

In der Türkei gab es 23 Verletzte durch ein Erdbeben Mw 5,2

Datum 10.08.23 | Zeit: 17:48:00 UTC | 38.267 ; 38.265 | Tiefe: 11 km | Mw 5,2

Erneut hat sich ein Erdbeben entlang der Ostanatolischen Verwerfung im Südosten der Türkei ereignet. Das mittelstarke Beben erreichte eine Stärke von 5,2 auf der Richterskala und hatte sein Hypozentrum in einer Tiefe von 11 km. Das Epizentrum wurde etwa 10 km süd-südwestlich des Ortes Malatya lokalisiert. Lokale Medien berichten von mindestens 23 verletzten Personen. Das Erdbeben ereignete sich um 17:48:00 UTC und traf eine Region, die bereits durch das starke Erdbeben bei Gaziantep schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war. Die Infrastruktur von Malatya war bereits stark geschädigt war, weshalb das jüngste moderate Erdbeben weitere Schäden verursachte und somit zu den Verletzungen führte. Die Entfernung zwischen den beiden Orten beträgt etwa 160 km. Daher wäre es nicht unbedingt korrekt, das aktuelle Erdbeben als Nachbeben zu klassifizieren, da möglicherweise ein bisher nicht betroffenes Segment des Verwerfungssystems aktiv wurde. Allerdings waren die Nachbeben von Gaziantep über ein großes Gebiet verteilt und streuten auch bis in die Region von Malatya.

Das Gaziantep-Erdbeben ereignete sich mit einer Stärke von 7,8 am 6. Februar 2023 und verursachte verheerende Zerstörungen, unter denen die Überlebenden der Katastrophe noch heute leiden. In der Türkei allein kamen mehr als 50.000 Menschen ums Leben. Im benachbarten Syrien waren es etwa 7.000 Todesopfer. Es werden Jahre dauern, bis die zerstörte Infrastruktur wieder aufgebaut ist.

Die Ostanatolische Verwerfung ist eine bedeutende tektonische Plattengrenze im Osten der Türkei, die sich über eine Länge von fast 1300 km erstreckt. Damit ist sie etwa genauso lang wie die berühmte San-Andreas-Verwerfung im Westen der USA. Die Ostanatolische Verwerfung markiert die Grenze zwischen der Anatolischen Platte und der Arabischen Platte und zählt zu den aktivsten tektonischen Grenzen in der Region. Im Norden grenzt die Anatolische Platte durch die Nordanatolische Verwerfung an Eurasien, die ebenfalls ein erhebliches Erdbebenpotenzial aufweist.