Erdbeben Mb 5,0 bei Kreta – News vom 13.08.23

Moderates Erdbeben erschüttert griechische Insel Kreta

Datum 13.08.23 | Zeit: 07:49:32 UTC |  35.247 ; 23.878 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Update: Das Beben wurde auf Mb 4,6 herabgestuft. Trotzdem war es stark genug um einen Steinschlag auszulösen, der einen Touristen schwer verletzte.

Originalmeldung: Die griechische Ferieninsel Kreta wurde heute Morgen von einem moderaten Erdbeben der Magnitude 5,0 erschüttert. Das Hypozentrum wurde vom EMSC in 10 km Tiefe verortet. Diese Tiefe wird gerne angegeben, wenn zwar fest steht, dass sich das Erdbeben in flachen Bereichen der Erdkruste zutrug, aber die genaue Tiefe (noch) nicht ermittelt werden konnte. Das Epizentrum lag wenige Kilometer von der Südwestküste und wurde 18 km ost-nordöstlich von Palaióchora verortet. Die Inselhauptstadt Heraklion liegt 115 km vom Epizentrum entfernt. Mit Nachbeben muss gerechnet werden.

Erdbeben dieser Magnitude und Lage können von den Anwohnern in einem größeren Umkreis deutlich gespürt werden. An betagter Bausubstanz oder an vorgeschädigten Gebäuden können leichte bis moderate Schäden entstehen. Da sich der Erdstoß erst vor wenigen Minuten ereignete -bei der UTC muss man bei uns +2 Stunden rechnen- liegen noch keine Berichte aus Kreta vor. Auch die Daten zum Erdstoß könnten noch korrigiert werden. So zeigt das GFZ eine Magnitude von 4,9 an. Sollten sich Schäden ereignet haben, gibt es hier ein Update.

Tektonische Situation bei Kreta

Kreta liegt hinter der Subduktionszone, die die Plattengrenze zwischen den Kontinenten Eurasien und Afrika bildet, wobei die kleinere Ägäische Platte, auf der Kreta liegt, dem Eurasischen Kontinent vorgelagert ist. Die Ägäische Platte ist zwischen den beiden großen Kontinentalplatten wie ein Werkstück in einem Schraubstock eingespannt und gerät dabei mächtig unter Spannungen. Interessanterweise wird die Afrikanische Platte unter die Ägäische Platte subduziert. Die Relativbewegung der beiden Platten zueinander beträgt ca. 50 mm pro Jahr. Die Subduktionszone manifestiert sich im Hellenischen Graben, der bis zu 5000 m tief ist. Zwischen dem Graben und dem Afrikanischen Kontinent liegt noch der Akkretionskeil des Mediterranen Rückens, an dem es zahlreiche Störungszonen unterschiedlichen Charakters gibt. Sie werden je nach Autor auf den Karten unterschiedlich eingezeichnet, sodass ich davon ausgehen, dass die tektonische Situation der unzugänglichen Stelle am Meeresboden so komplex ist, dass sie in ihrer Gänze noch nicht erforscht bzw. verstanden worden ist. Ich selbst habe während meines Studiums an der Südküste Kretas kartiert und bin dort auf Gesteinen gestoßen, die aus der Asthenosphäre stammten und von den komplexen Störungssystemen zeugten. Wie auch immer, das aktuelle Erdbeben stand im Zusammenhang mit den Erdkrustenbewegungen entlang des Hellenischen Bogens.

Erdbeben Mw 5,2 im Süden der Türkei – News vom 11.08.23

In der Türkei gab es 23 Verletzte durch ein Erdbeben Mw 5,2

Datum 10.08.23 | Zeit: 17:48:00 UTC | 38.267 ; 38.265 | Tiefe: 11 km | Mw 5,2

Erneut hat sich ein Erdbeben entlang der Ostanatolischen Verwerfung im Südosten der Türkei ereignet. Das mittelstarke Beben erreichte eine Stärke von 5,2 auf der Richterskala und hatte sein Hypozentrum in einer Tiefe von 11 km. Das Epizentrum wurde etwa 10 km süd-südwestlich des Ortes Malatya lokalisiert. Lokale Medien berichten von mindestens 23 verletzten Personen. Das Erdbeben ereignete sich um 17:48:00 UTC und traf eine Region, die bereits durch das starke Erdbeben bei Gaziantep schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war. Die Infrastruktur von Malatya war bereits stark geschädigt war, weshalb das jüngste moderate Erdbeben weitere Schäden verursachte und somit zu den Verletzungen führte. Die Entfernung zwischen den beiden Orten beträgt etwa 160 km. Daher wäre es nicht unbedingt korrekt, das aktuelle Erdbeben als Nachbeben zu klassifizieren, da möglicherweise ein bisher nicht betroffenes Segment des Verwerfungssystems aktiv wurde. Allerdings waren die Nachbeben von Gaziantep über ein großes Gebiet verteilt und streuten auch bis in die Region von Malatya.

Das Gaziantep-Erdbeben ereignete sich mit einer Stärke von 7,8 am 6. Februar 2023 und verursachte verheerende Zerstörungen, unter denen die Überlebenden der Katastrophe noch heute leiden. In der Türkei allein kamen mehr als 50.000 Menschen ums Leben. Im benachbarten Syrien waren es etwa 7.000 Todesopfer. Es werden Jahre dauern, bis die zerstörte Infrastruktur wieder aufgebaut ist.

Die Ostanatolische Verwerfung ist eine bedeutende tektonische Plattengrenze im Osten der Türkei, die sich über eine Länge von fast 1300 km erstreckt. Damit ist sie etwa genauso lang wie die berühmte San-Andreas-Verwerfung im Westen der USA. Die Ostanatolische Verwerfung markiert die Grenze zwischen der Anatolischen Platte und der Arabischen Platte und zählt zu den aktivsten tektonischen Grenzen in der Region. Im Norden grenzt die Anatolische Platte durch die Nordanatolische Verwerfung an Eurasien, die ebenfalls ein erhebliches Erdbebenpotenzial aufweist.

Erdbeben auf Island am 10.08.23

Schwarmbeben auf Reykjanes und beim Langjökull

Ein paar Tage nach dem Ende der Fagradalsfjall-Eruption nahm die Seismik auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel wieder zu. Innerhalb von 2 Tagen wurden 73 schwache Erdbeben registriert. Viele von ihnen manifestierten sich entlang des magmatischen Gangs, der in Südwest-Nordostrichtung zwischen den beiden Vulkanen Fagradalsfjall und Keilir verläuft. Fast alle Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Diese wird immer ein wenig anders definiert. Während dieser Bereich bei manchen Autoren Magnituden kleiner 1 umfasst, reicht er bei anderen Autoren bis 1,5. Neun Erdbeben hatten laut IMO Magnituden zwischen 1 und 2. Die Hypozentren liegen überwiegend in Tiefen zwischen 4 und 7 km, also ebenfalls in einem Bereich, in dem der Dyke verläuft. Unklar ist der Grund für die Beben: Sie könnten magmatischer Natur sein und von Fluidbewegungen ausgelöst werden oder Setzungsbeben sein, die infolge der Abkühlung und Schrumpfung einer Restschmelze entstehen oder durch den Zusammenbruch von Hohlräumen. Natürlich kommen auch rein tektonische Prozesse infrage, denn der Gang läuft parallel mit der Hauptbruchzone des lokalen Störungssystems.

Erdbeben gibt es aber nicht nur auf der Reykjanes-Halbinsel, sondern auch an anderen Lokalitäten auf Island, an denen wir in den letzten Wochen bereits Schwarmbeben gesehen haben. Besonders interessant sind die Erdbeben, die sich 5-7 km südöstlich des Schildvulkans Skjaldbreið ereignen. Dieser gehört zum Langjökull-System und ist nicht unbedingt einer der bekanntesten Feuerberge der Insel. Die Beben sind ebenfalls von geringen Magnituden, wobei der stärkste Erdstoß der letzten Stunden bei m 2,1 lag. Die Tiefen der Erdbebenherde liegen ebenfalls zwischen 4 und 6 km und somit in einer Zone, in der sich gerne Magma akkumuliert. Ob das tatsächlich der Fall ist, ist bis jetzt nicht geklärt. Ein weiteres Indiz für Magmeninflation wäre eine Bodenhebung. Berichte hierzu stehen aber aus oder sind mir zumindest nicht bekannt. Öffentlich zugängliche Messwerte gibt es nicht. Da die Gegend quasi nicht besiedelt ist, wird es auch nicht unbedingt eine systematische Überwachung geben.

Weitere Erdbeben gab es an den Vulkanen Katla, Torfajökull, Askja und Herdubreid. Auch die Tjörnes-Fracture-Zone bleibt seismisch aktiv. Insgesamt registrierten das seismische Netzwerk innerhalb von 48 Stunden 214 Erdbeben auf Island.

Erdbeben-News 10.08.23: Tonga

Tonga wurde von einem Erdbeben Mw 6,1 erschüttert

Datum 08.08.23 | Zeit: 18:38:55 UTC |  -15.251 ; -173.171 | Tiefe: 41 km | Mw 6,1

Vorgestern bebte es abends im Norden des Inselreichs Tonga. Der Erdstoß brachte es laut dem GFZ Potsdam auf eine Momentmagnitude von 6,1. Das EMSC ermittelte eine Magnitude von 5,8. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 58 km. Das Epizentrum wurde 185 km süd-südwestlich von Gataivai auf Samoa verortet, obwohl das Beben Tonga zugerechnet wurde. Meldungen über Schäden liegen nicht vor, auch ein Tsunami-Alarm wurde nicht gegeben.

Das Erdbeben hat einen interessanten tektonischen Hintergrund. Es stand mit dem Tonga-Graben in Verbindung, der eine Verlängerung des Kermadec-Grabens darstellt, der im Bereich der neuseeländischen Nordinsel entspringt. Das Beben manifestierte sich in einem Bogen des Tonga-Grabens, wo die Subduktionszone durch eine kurze Transformstörung mit der divergenten Störung des Lau-Rückens verbunden ist. Die komplexe Tektonik der Region, die den Ozeanboden in mehrere kleine Platten und Becken unterteilt, steht im Kontext mit dem Samoa-Mantelplume, der nordöstlich der Störungszonen vermutet wird. So sollen die Vulkane Samoas eine Mischform aus Subduktionszonen-Vulkanen und Hotspot-Vulkanen sein.

In der Region gibt es ausgeprägten Vulkanismus, stoßen hier doch mehrere vulkanische Inselbögen zusammen. Spätestens seit der folgenschweren submarinen Eruption des Tonga Hunga – Hunga Ha’apai im Winter 2021/22 (dem wir möglicherweise die sintflutartigen Regenfällen der letzten Monate zu verdanken haben) ist klar, dass die Vulkane dieser Region alles andere als unbedeutend sind. So war der aktuelle Erdstoß stark genug, um Einfluss auf die Aktivität der Vulkane dort zu nehmen. Andererseits handelt es sich um eine seismisch hoch aktive Zone, in der es oft vergleichbare oder stärkere Erdbeben gibt, sodass sich kaum ein direkter Zusammenhang zwischen einzelnen Erdbeben und der Aktivität der Vulkane beweisen lassen wird.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Mexiko: Erdbeben Mw 5,8

Datum 09.08.23 | Zeit: 09:33:27 UTC | 16.197 ; -93.505 | Tiefe: 122 km | Mw 5,8

Die mexikanische Region Chiapas wurde gestern von einem Erdbeben der Magnitude 5,8 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 122 km Tiefe, weswegen sich der Erdstoß an der Oberfläche schwächer auswirkte, als man anhand der Magnitude vermuten könnte. Das Epizentrum wurde 25 km west-südwestlich von Villaflores lokalisiert.


Tanzania mit Erdbeben Mw 5,5

Datum 08.08.23 | Zeit: 15:31:19 UTC | -5.389 ; 34.962 | Tiefe: 10 km | Mw 5,5

Vorgestern gab es einen moderaten bis starken Erdstoß im tansanischen Teil des Ostafrikanischen Riftvalleys. Das Beben hatte eine Magnitude von 5,5. Das Hypozentrum wurde mit 10 km Tiefe angegeben. Das Epizentrum befand sich 36 km südöstlich von Ikungi. Es gab einige moderate Nachbeben. Starke Erdbeben sind an divergenten Rifts vergleichsweise selten und zeugen von einem Zerreißen der Erdplatten entlang der Störungen. Im Gegensatz dazu entstehen Erdbeben an konvergenten Plattengrenzen durch explosionsartigen Spannungsabbau infolge eines Verhakens und Beugens der abtauchenden Platte.

Erdbeben am 07.08.23: Japan

Erdbeben Mb 5,5 südlich von Kagoshima auf Kyushu

Datum 06.08.23 | Zeit: 18:12:42 UTC | 30.815 ; 131.374 | Tiefe: 25 km | Mb 5,5

In Japan bebte die Erde, mal wieder! Am interessantesten für den Vulkan-Kontext auf Vnet sind zwei Erschütterungen, die sich vor der Südküste der Insel Kyushu zutrugen. Die beiden Beben hatten laut GFZ-Potsdam die Magnituden 5,5 und 5,2 und Hypozentren in 25 und 35 km Tiefe. Die Epizentren lagen gut 120 km südöstlich von Kyushu. Das EMSC verortete sie allerdings 37 km ost-nordöstlich von Nishinoomote auf der Insel Tanegashima.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit der Subduktion am Nankai-Graben in Verbindung, der östlich von Kyushu verläuft. Hier wird die philippinische Platte und die Mikroplatten subduziert, die im Süden von Kyushu dem eurasischen Kontinent vorgelagert sind.

In der Nähe des Epizentrums befinden sich gleich mehrere als aktiv eingestufte Vulkane. Am nächsten befinden sich die Feuerberge der nördlichen Ryukyu-Inseln, von denen der Vulkan Shintake auf der Vulkaninsel Kuchinoerabu-jima und die Kikai-Caldera am bekanntesten sein dürften. Bei Kagoshima liegt dann noch der allseits bekannte Sakurajima, der in den letzten Tagen einige Ascheemissionen abließ. Falls einer der Vulkane auf die Erdstöße reagieren sollte, dann am ehesten dieser Vulkan. Aber auch der Shintake könnte für eine Eruption bereit sein.

Radioaktiv kontaminiertes Kühlwasser von Fukushima soll im Pazifik entsorgt werden

Mit Erdbeben im Zusammenhang steht auch eine weitere Meldung aus Japan, die ich wenig erfreulich finde: Im Jahr 2011 beschädigte ein Tsunami, der vom Tōhoku-Erdbeben ausgelöst wurde, das Atomkraftwerk Fukushima. Für Deutschland war die Katastrophe Grund genug, um aus der Kernenergie auszusteigen, obwohl kurz zuvor eine Renaissance dieser Technologie geplant war. In Japan setzte man einige Jahre den Neubau von Atomkraftwerken aus, doch das ist inzwischen überholt, obwohl das Atomkraftwerk in Fukushima bis heute Probleme bereitet. So muss der havarierte Reaktor gekühlt werden, wobei das Kühlwasser radioaktiv verseucht wird. Bis jetzt speicherte man das verstrahlte Wasser in Tanks, doch die Kapazitäten hierfür gehen aus. Daher wird bald das radioaktive Kühlwasser in den Pazifik geleitet. Godzilla lässt grüßen! Mir fällt dazu nur ein passendes Zitat von Albert Einstein ein: „Nur zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Beim ersten bin ich mir nicht sicher.“ Hinzu kommt, dass es statistisch zwar wenig wahrscheinlich ist, dass sich in den nächsten Jahrzehnten ein vergleichbares Erdbeben nebst Tsunami vor der Küste Japans ereignen wird, ausgeschlossen ist eine neuerliche Naturkatastrophen dieses Ausmaßes aber nicht. Japan is ganz definitiv kein guter Standort für Atomreaktoren.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Island-Region mit Erdbeben Mw 4,9

Datum 06.08.23 | Zeit: 14:26:33 UTC | 67.770 ; -18.623 | Tiefe: 10 km | Mw 4,9

Gestern manifestierte sich nördlich von island ein Erdbeben der Magnitude 4,9. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 180 km nördlich von Siglufjörður verortet. Der Erdstoß stand mit der Divergenz am mittelatlantischen Rücken in Verbindung. Auch weiter südlich bebte es an der Tjörnes-Fracture-Zone. Hier wurden innerhalb von 48 Stunden 40 schwache Erschütterungen festgestellt.

Die Bebentätigkeit auf Südisland und im Bereich von Langjökull und Torfajökull ist ebenfalls leicht erhöht und es gab einige schwache Erdbeben. Entlang der Reykjanes-Halbinsel wurden im bekannten Beobachtungszeitraum 31 Erschütterungen registriert. Es gibt keinen signifikanten Anstieg der Seismizität entlang des Magmatischen Gangs, der den Fagradalsfjall mit Schmelze versorgte. Daher gehe ich nicht von einer Reaktivierung der pausierenden Eruption aus.

 

 

Erdbeben und Vulkane Alaskas am 04.08.23

Erdbeben Mw 5,6 vor der Küste von Alaska

Datum 03.08.23 | Zeit: 19:33:50 UTC | 54.721 ; -161.173 | Tiefe: 31 km | Mw 5,9

Gestern Abend erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 5,6 die Südküste von Alaska. Der Erdbebenherd lag 31 km tief. Das Epizentrum wurde 81 km südsüdwestlich von Sand Point lokalisiert. In dieser Gegend hatte es in den letzten Wochen öfter gebebt. Vor 3 Wochen ereignete sich hier ein Beben mit der Magnitude 7,2, und der aktuelle Erdstoß kann als Nachbeben dieses Ereignisses interpretiert werden.

In der Region gibt es mehrere als aktiv eingestufte Vulkane. Einer von ihnen ist der Shishaldin, der ca. 600 km südwestlich des Epizentrums liegt. Das USGS brachte wenige Stunden vor dem Erdbeben eine Meldung heraus, nach der die vulkanische Unruhe am Shishaldin zugenommen hat. Es wurden steigende seismische Erschütterungen festgestellt. Aktuelle Satellitendaten dokumentierten erhöhte Oberflächentemperaturen am Gipfel, was auf einen Lavaausbruch hindeutet. Die Forscher gehen davon aus, dass es in den nächsten Stunden zu explosiven Eruptionen kommen könnte und schrieben, dass es während der aktuellen Eruptionsphase bereits bedeutende Ereignisse gab, die Aschewolken bis zu einer Höhe von 12 km über dem Meeresspiegel verursachten. Diese Ereignisse können ohne ausreichende Vorwarnung auftreten. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen den später erfolgenden Erdbeben und dem Vulkanausbruch gab, doch es ist denkbar, dass sich das starke Erdbeben vor 3 Wochen auf die Aktivität des Vulkans auswirkte. Der Alarmstatus des Vulkans steht auf „orange“.

Vulkan Trident mit starker Seismizität

Der Shishaldin ist nicht der einzige aktive Vulkan Alaskas. Ebenfalls auf Alarmstufe „orange“ steht der Great Sitkin, der effusiv tätig ist und eine erhöhte Seismizität aufweist. Das aktuelle Sorgenkind der Vulkanologen vom AVO (Alaska Volcano Observatory) ist jedoch der Trident-Vulkan. Hier gibt es an 3 Stellen Schwarmbeben, die bereits seit mehreren Monaten anhalten. Es ist sehr gut möglich, dass sie durch magmatische Prozesse im Untergrund hervorgerufen werden, die letztendlich zu einer Eruption führen könnten.

Erdbeben News am 03.08.23: Panama

Panama wurde von Erdbeben Mw 5,9 erschüttert

Datum 03.08.23 | Zeit: 01:25:22 UTC | 5.604 ; -82.634| Tiefe: 14 km | Mw 5,9

Vor der Pazifikküste von Panama ereignete sich heute ein Erdbeben der Magnitude 5,9. Während das Hypozentrum in 14 km Tiefe festgestellt wurde, verortete man das Epizentrum 271 km südöstlich von Burica in Panama. Die costa-ricanische Hauptstadt San José lag 507 km entfernt. Berichte über Schäden liegen nicht vor.

Tektonischer Hintergrund des Erdbebens vor Panama

Auf der Shakemap vom GFZ erkennt man, dass sich der Erdstoß direkt auf der Grenze zwischen den Platten Cocos und Nazca ereignete. Demnach könnte das Beben mit der Subduktion der Cocosplatte zusammenhängen.

Die beiden ozeanischen Krustenplatten bildeten sich erst vor ca. 23 Millionen Jahren, als sich die ältere Fallaron-Platte teilte. Weiter südlich geht die Plattengrenze in das Cocos-Nazca-Spreizungszentrum über. Hierbei handelt es sich um eine Konvergenzzone, an der die Cocos-Platte und die Nazca-Platte auseinanderdriften und es entsteht neuer ozeanischer Boden indem die entstehende Spalte durch Lava aufgefüllt wird. Man vermutet, dass der nahe Galapagos-Hotspot die Tektonik der Konvergenzzone beeinflusst.

Die Galapagos-Inseln sind das Ergebnis des Hotspots. Er liegt unter der Nazcaplatte, und während die Plattentektonik sie nach Westen bewegt, bleibt der Hotspot relativ stationär. Das aufsteigende Magma aus dem Hotspot durchbricht die Erdkruste und führt zur Bildung von Vulkanen, wodurch die Galapagos-Inseln gebildet wurden.

Das Zusammenspiel zwischen dem Cocos-Nazca-Spreizungszentrum und dem Galapagos-Hotspot hat dazu geführt, dass die Galapagos-Inseln eine einzigartige geologische und biologische Geschichte haben und einen bemerkenswerten Beitrag zur Erforschung der Erdgeschichte und der Entstehung von Lebensformen auf unserem Planeten leisten

Das Epizentrum des aktuellen Erdstoßes lag allerdings gut 500 Kilometer nordöstlich der Galapagos-Inseln und ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass das Erdbeben den Vulkanismus des Archipels beeinflussen wird. Ausgeschlossen ist es allerdings nicht.

Erdbeben am Torfajökull auf Island am 03.08.23

Weitere Erdbeben am Torfajökull auf Island

Im Nordosten der isländischen Caldera Torfajökull hat es weitere schwache Erdbeben gegeben. Die IMO registrierte dort in den letzten 48 Stunden vier weitere Erschütterungen, die in Verbindung mit einem kleinen Schwarmbeben stehen, das seit Sonntag aktiv ist. Die Bebenserie schätze ich als nicht besorgniserregend ein und sehe darin noch kein Anzeichen einer unmittelbar bevorstehenden Eruption. Dennoch veranlasste es den Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson zu einem Statement, das in der Zeitung Morgenblatt veröffentlicht wurde. Er spekuliert, dass ein Ausbruch der Torfajökull-Caldera eine ernste Angelegenheit wäre und kommt zu dem Schluss, dass so eine Eruption niemand haben will. Besser wären die vergleichsweise harmlosen Eruptionen am Fagradalsfjall. Die letzte Eruption des Torfajökull ereignete sich im Jahr 1477 und generierte die Lavafelder Laugahraun und Námshraun. Im Jahr 871 entstand das Lavafeld Hrafntinnuhraun, wo auch das teils vergletscherte Thermalfeld von Hraftinusker liegt, das mich bei meinem Besuch vor gut 20 Jahren beeindruckte und in seinen Bann zog. Dieser Vulkanausbruch hatte auch eine starke explosive Komponente, die mit der Askja-Eruption von 1875 konkurrieren könnte. Dabei handelte es sich um den drittstärksten Ausbruch in der Geschichte Islands. Es entstanden hoch aufsteigende Aschewolken und die Asche regnete über große Gebiete ab. Heute würden sich solche Eruptionen negativ auf den Flugverkehr auswirken und hätten sicherlich keine guten Auswirkungen auf den Tourismus, von dem die Isländer immer mehr abhängen, und dessen Infrastruktur in den nächsten Jahren massiv ausgebaut werden soll. Hierbei zielt man weniger auf die campenden Rucksacktouristen, die noch vor 20 Jahren das touristische Bild auf Island prägten, sondern eher auf wohlhabende Wellness-Touristen. Ein Trend, der weltweit zu beobachten ist, auch wenn der Fokus z.B. in Kenia und Tansania nicht auf Wellness liegt, sondern auf bequemen Luxussafaris.

Erdbeben am Schildvulkan Skjaldbreiður

Bereits seit letzter Woche gibt es einen kleinen Erdbebenschwarm am Schildvulkan Skjaldbreiður, der südlich des Gletschers Langjökull liegt. Im bekannten Beobachtungszeitraum registrierte die IMO 46 Beben in der Region. Zwei der Beben hatten Magnituden im 2er-Bereich. Ob es hier bereits eine Bodenhebung infolge von Magmeninflation gibt, wurde nicht kommuniziert.

Bodenhebung der Askja hält an

Dafür gibt es aber weiterhin eine signifikante Bodenhebung in der Askja-Caldera, die bereits weiter oben erwähnt wurde. Die Messstation OLAC ist weiter offline, dafür beträgt die Bodenhebung an der Station KASC mittlerweile 42 cm. Es werden vereinzelte Erdbeben festgestellt. Ich bin mir sicher, dass man sich auf Island auch keinen explosiven Ausbruch der Askja herbeisehnt. Diesen halte ich für wahrscheinlicher, als ein Ausbruch am Torfajökull.

Fagradalsfjall mit wenigen Erdbeben

Und was macht der Vulkan? Die Erdbebentätigkeit ist vergleichsweise gering, auch wenn es heute eine längere anhaltende Tremorphase gab. Der Krater schloss sich weiter, und dementsprechend gibt es höhere Auswürfe glühender Schlacken. Die Frage ist natürlich, wie sich die Eruption weiter entwickeln wird. Die Daten sprechen für einen langsamen Aktivitätsrückgang, doch die Erfahrung zeigt, dass Prognosen schwierig zu stellen sind. Es könnte auch sein, dass die Tätigkeit noch einige Zeit weitergeht oder dass sich an anderer Stelle ein neues Eruptionszentrum bildet. Die GPS-Stationen registrieren Deflation, dennoch befindet sich wohl noch einiges an Schmelze im Magmenreservoir. In der nächsten Woche soll ein neues Interferogramm erstellt werden.

Erdbeben-News 02.08.23: Eritrea

Erdbeben M 5,5 in Eritrea

Datum 01.08.23 | Zeit: 17:15:26 UTC | 15.262 ; 39.495 | Tiefe: 10 km | Mb 5,5

Gestern erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,5 die Küste des afrikanischen Staates Eritrea, der zum Teil im Afar-Dreieck liegt. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 39 km südsüdöstlich von Massawa lokalisiert. Es folgten drei weitere Erdbeben mit Magnituden im 4er-Bereich.

Tektonisch betrachtet entstanden die Erdbeben an der großen Blattverschiebungszone des Asmara-Nakfa-Gürtels. Die Störungen liegen im Randbereich der westlichen Schulter des Ostafrikanischen Grabenbruchs, die hier in die kontinentale Naht zwischen der Afrikanischen Platte und der Somalischen Platte übergeht.

In relativer Nähe zum Epizentrum liegt u.a. der flache Schildvulkan Erta Alé. Er machte in der letzten Woche von sich Reden, weil einer der beiden Krater in der Caldera des Vulkans mit Lava vollgelaufen war. Aus einem Hornito quoll Lava, die sogar über die frühere Begrenzung des Kraters hinaus floss. Auf einem aktuellen Sentinel-Foto erkennt man zwei kleine thermische Anomalien im Südkrater, die auf die bekannte Aktivität der letzten Monate hindeuten und von zwei Hornitos auf dem gedeckelten Lavasee ausgehen. Das Erdbeben könnte die Aktivität des Vulkans beeinflussen, auch wenn es nicht im direkten Zusammenhang mit magmatischen Prozessen des Afar-Dreiecks steht. Näher als der Erta Alé liegt der Vulkan Dallol, der wegen seinen Thermalerscheinungen und Mineralablagerungen bekannt ist. Auch dieser Vulkan könnte von Erdbeben beeinflusst werden, allerdings es sehr unwahrscheinlich, dass es an diesem Vulkan in absehbarer Zeit magmatische Aktivität geben wird.

Eritrea zählt nicht nur zu den ärmsten Staaten der Welt, sondern auch zu den jüngsten: Er wurde offiziell am 24. Mai 1993 gegründet, als Eritrea seine Unabhängigkeit von Äthiopien erklärte. Die Unabhängigkeitserklärung folgte einem langen und blutigen Unabhängigkeitskrieg, der von 1961 bis 1991 andauerte. Noch jetzt gilt die gesamte Region als politisch instabil und unsicher. Reisen ins Afar-Dreieck sind mit entsprechendem Risiko verbunden.