Erdbeben-News 24.04.23: Kermadec

Sehr starkes Erdbeben Mw 7,2 bei den neuseeländischen Kermadec-Inseln

Datum 24.04.23 | Zeit: 00:41:53 UTC |  30.11 S ; 177.75 W | Tiefe: 10 km | Mw 7,2

Heute Nacht ereignete sich um 00:41:53 UTC ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 7,2 bei den Kermadec-Inseln, die nördlich von Neuseeland liegen. Das Hypozentrum befand sich in 10 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde 909 km nordnordöstlich von Hicks Bay auf Neuseeland verortet. Bekannter ist die Metropole Auckland, die gut 1000 Kilometer südlich des Epizentrums liegt. Es gab zwei Nachbeben mit Magnituden im 5-er Bereich. Zwei Vorbeben brachten es auf Mb 4,9. Auf der Shakemap sieht man auch, dass es bereits vor einigen Tagen mehrere moderate Erdstöße in der Region gab.

Zuerst wurde befürchtet, dass das Hauptbeben einen Tsunami ausgelöst haben könnte, der eine Gefahr für den Pazifikraum und insbesondere für Neuseeland und Hawaii darstellte, doch das Pazifische-Tsunami-Warnzentrum stellte schnell klar, dass das Beben keine Gefahr für den Pazifikraum darstellte. Standardmäßig rät die Nationale Agentur für Katastrophenschutz auf Neuseeland dazu, sich von den Küstengebieten zu entfernen, wenn man ein langes oder starkes Beben spüren.

Der Erdstoß ereignete sich in der gleichen Gegend wie das Erdbeben der Stärke 8,1 am 4. März 2021, das in weiten Teilen der neuseeländischen Nordinsel eine Tsunami-Evakuierung auslöste.

Die Kermadec-Inseln werden häufig von starken Erdbeben heimgesucht. Tektonisch gesehen sind sie aus einem unterseeischen Bergrücken entstanden, der sich durch die anhaltende Kollision zwischen der Pazifischen und der Australischen Platte gebildet hat. Einige Autoren sehen im Kermadec-Rücken eine sehr lange und schmale Mikroplatte, die sich westlich des Kermadec-Grabens befindet, der eine lange Subduktionszone darstellt. Die westliche Plattengrenze wird von einer parallel zum Graben verlaufenden Divergenzzone gebildet. Auf der Kermadec-Platte liegen nicht nur die Kermadec-Inseln, sondern auch ein Teil der Neuseeländischen Nordinsel.

Die Kermadec-Region ist nicht nur für ihre hohe Seismizität berüchtigt, sondern auch für submarine Vulkanausbrüche der Seamounts. So könnte sich das aktuelle Erdbeben auf deren Aktivität auswirken.

Die Kermadec-Inseln sind unbewohnt, mit Ausnahme der Insel Raoul, auf der neuseeländische Wissenschaftler manchmal übernachten, um meteorologische Beobachtungen durchzuführen.

Update: Die Daten zum Erdbeben wurden vom EMSC korrigiert: Magnitude nun 7,1 und eine Herdtiefe von 40 km.

Erdbeben auf Hawaii – News am 23.04.23

Erdbeben ML 4,2 am Kilauea auf Hawaii

Datum 22.04.23 | Zeit: 00:23:47 UTC | 19.41 N ; 155.25 W | Tiefe: 1,1 km | ML 4,2

Ein Erdbeben der Magnitude 4,2 erschütterte gestern Nachmittag den Vulkan Kilauea auf Big Island Hawaii. Laut USGS manifestierte sich das Erdbeben um 14:24 Hawaii-Zeit und hatte ein Epizentrum das 2 km nordöstlich der Gipfelcaldera lag. Das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 1,1 km festgestellt. Das EMSC kam auf völlig andere Werte und stellte ein Erdbeben der Magnitude 3,5 fest, das sich in 14 km Tiefe ereignete. Der Erdstoß wurde von den Anwohnern der Region deutlich wahrgenommen. Ein Bebenzeuge vom „Volcano House“ schrieb, dass der Erdstoß stark war und Regale gewackelt hätten, aber nichts kaputt gegangen sei. In einer Meldung des USGS hieß es dagegen, dass es leichte Schäden gegeben habe. Weiter teilten die Wissenschaftler mit, dass das Beben keine Auswirkungen auf die beiden Vulkane Kilauea und Mauna Loa gehabt habe. Ich sehe das auch eher so, dass das Beben durch Magmenaufstieg unter dem Kilauea ausgelöst worden sein wird. Aufsteigendes Magma hat wahrscheinlich das Spannungsfeld des Vulkans stark beeinflusst und ein Beben an einer lokalen Störungszone des Südostrift ausgelöst. Denkbar ist auch, dass das Magma sich einen neuen Weg in Richtung Pu’u’o’o-Krater bahnt. Dort hat die Deflation in den letzten Wochen deutlich abgenommen, eine Inflation ist allerdings noch nicht feststellbar. Stellt sich die Frage, wann die kritische Schwelle überschritten ist, ab der sich das Magma seitwärts durch das Südwestrift bewegt. Vielleicht sehen wird dort ja doch noch einmal Aktivität.

Wie ich schon in meinem letzten Update zu den Vulkanen Hawaiis schrieb, wird an beiden Vulkanen eine deutliche Bodenhebung infolge von Magmeninflation festgestellt. Am Kilauea hob sich der Boden innerhalb von einem Jahr um gut 37 cm an. Seit dem Ende der Leilani-Eruption im Jahr 2018 beläuft sich die Bodenhebung auf ca. 120 cm. Durch die Eruption sackte der Boden um 270 cm ab, weil sich der Magmenkörper entleerte.

Übrigens wurden am Kilauea gestern um die 100 schwache Erdbeben detektiert.


Weitere Erdbeben-Meldungen:

Indonesien: Erdbeben Mw 6,1

Datum 22.04.23 | Zeit: 17:09:49 UTC | 0.65 S ; 98.72 E | Tiefe: 43 km | Mw 6,1

Die indonesische Region Kepulauan Batu wurde gestern von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 43 km tief, weshalb sich der Erdstoß an der Erdoberfläche nicht ganz so stark auswirkte, wie man anhand der Magnitude vermuten würde. Das Epizentrum befand sich offshore, genauer vor der Südwestküste der Insel Sumatra und wurde 156 km west-südwestlich von Pariaman verortet.


Türkei: Erdbeben Mb 4,1 im Westen

Datum 23.04.23 | Zeit: 03:40:06 UTC | 37.13 N ; 28.49 E | Tiefe: 1 km | Mb 4,1

Im Westen der Türkei gab es ein Erdbeben der Magnitude 4,1. Es manifestierte sich in der geringen Tiefe von 1 km. Das Epizentrum wurde 15 km ostsüdöstlich von Muğla festgestellt. Das Beben war Teil eines größeren Erdbebenschwarms, der seit einigen Tagen die Region mit dutzenden Erdbeben heimsucht. Sie haben überwiegend Magnituden im 3er und 2er Bereich. Die Erdbeben sind mit der Gökova-Yeşilüzümlü Fault Zone assoziiert, die wiederum in Verbindung mit dem Rhodos-Becken steht.

 

Erdbeben-News 22.04.23: Sizilien

Erdbeben ML 4,4 erschüttert sizilianisches Catania

Datum 21.04.23 | Zeit: 12:06:24 UTC | 37.49 N ; 15.40 E | Tiefe: 30 km | ML 4,4

Gestern manifestierte sich kurz vor der Küste des sizilianischen Catanias ein Erdbeben der Lokal-Magnitude 4,4. Der Erdbebenherd befand sich in 30 km Tiefe, was schon vergleichsweise tief ist und einen Punkt markiert, der in der Asthenosphäre liegt. Der Erdstoß ereignete sich am frühen Nachmittag um 12:06:24 UTC und wurde 29 km östlich von Catania verortet. Die Daten stammen vom EMSC. Das INGV kommt auf leicht abweichende Werte. Demnach hatte das Beben eine Magnitude von 4,5 und ein Hypozentrum in 20 Kilometer Tiefe. Der Erdstoß wurde von den Bewohnern der Region deutlich wahrgenommen und löste in den sozialen Medien eine Kommentarflut aus. Die Mehrzahl der Bürger reagierte besorgt, dass das Beben ein Vorbote eines weitaus stärkeren Erdbebens mit katastrophalen Wirkungen sein könnte. Einige selbsternannte Propheten nutzten die Gunst der Stunde und sagten entsprechende Katastrophen voraus. Die Gefahr eines Starkbebens ist entlang der sizilianischen Küste latent vorhanden und eines Tages wird sich tatsächlich wieder so eine Katastrophe ereignen. Vorhersagen lassen sich solche Beben bislang nicht.

Die Tektonik entlang der Sizilianischen Ostküste ist nicht ohne Brisanz. Nicht Grundlos entstand hier der mächtigste Vulkan Europas. Der Ätna, der nordwestlich von Catania liegt, bildete sich im Bereich einer tektonischen Tripeljunction. Hier treffen gleich drei Erdkrustenplatten aufeinander, von denen zwei subduziert werden und in den Erdmantel abtauchen. Bei den abtauchenden Platten handelt es sich um die Afrikanische Platte und um die Ionische Platte. Die beiden Platten tauchen in Richtung des italienischen Festlandes und somit unter die Eurasische Platte. Um die Sache noch ein wenig komplizierter zu machen, ist die Tyrrhenische Mikroplatte der Eurasischen Platte vorgelagert und mischt in dem Geschehen auch mit. Der aktuelle Erdstoß manifestierte sich unweit der Tripeljunktion und ereignete sich wahrscheinlich an einem Stück subduzierter Platte des Afrikanischen Kontinents, dass sich an der darüberliegenden Tyrrhenischen Platte verhakt hatte.

Weiterführender Link: Video Fischmarkt von Catania


Weitere Meldungen:

Erdbeben Mw 5,5 südlich von Malta

Datum 21.04.23 | Zeit: 22:19:48 UTC | 34.95 N ; 15.25 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,5

Gestern ging es im zentralen Mittelmeerraum geschäftig zu, denn südlich von Malta ereignete sich ein noch stärkerer Erdstoß als auf Sizilien. Er hatte eine Magnitude von 5,5 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 127 km südöstlich von Birkirkara verortet.


Indonesien: Erdbeben Mw 5,9

Datum 21.04.23 | Zeit: 10:21:13 UTC | 2.80 N ; 127.12 E | Tiefe: 20 km | Mw 5,9

Unter der indonesischen Molukkensee gab es gestern ein Erdbeben der Moment-Magnitude 5,9. Es hatte ein Hypozentrum in 20 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 155 Kilometer nordwestlich von Tobelo verortet. In der Region gibt es mehrere aktive Vulkane wie Dukono und Ibu auf Halmahera und Karangetang auf Siau. sie könnten durch das Erdbeben beeinflusst werden.


Bandasee: Erdbeben Mw 6,4

Datum 22.04.23 | Zeit: 08:23:42 UTC | 5.40 S ; 125.57 E | Tiefe: 2 km | Mw 6,4

Vor wenigen Minuten kam die Meldung, dass sich in der indonesischen Bandasee ein Erdbeben der Magnitude 6,4 ereignete. Der Erdbebenherd befand sich in nur 2 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 321 km östlich von Katobu festgestellt. Die Angaben sind vorläufig und könnten noch korrigiert werden.

Erdbeben-News 20.04.23: Türkei

Erdbeben ML 4,6 im Südosten der Türkei

Datum 19.04.23 | Zeit: 22:44:07 UTC | 38.47 N ; 39.19 E | Tiefe: 2 km | ML 4,6

Die Ostanatolische Verwerfung kommt nicht zur Ruhe und erzeugt immer noch viele Nachbeben, auch wenn ihre Anzahl inzwischen deutlich zurück gegangen ist. Das hier gemeldete Beben mit der Lokal-Magnitude 4,6 findet extra Erwähnung, weil es einen Erdbebenherd in nur 2 km Tiefe hatte und somit von der Bevölkerung recht stark wahrgenommen wurde. Solche flachen Nachbeben haben das Potenzial bereits geschädigte Häuser endgültig zum Einsturz zu bringen. Das Epizentrum befand sich 11 km westlich von Sivrice.

Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, die den Erdstoß als kurz, aber stark bezeichnen.

Sin Blick auf die Shakemap zeigt, dass immer noch sehr viel Bewegung in den beiden Armen der Südanatolischen Verwerfung ist. Eigentlich müssten die großen Spannungen inzwischen abgebaut sein, dennoch lässt es sich nicht völlig ausschließen, dass es zu einem weiteren starken Erdbeben mit einer Magnitude größer als 6 kommen kann. Die Gefahr hierfür sehe ich proportional zur steigenden Entfernung der aktuellen Bebenregion zunehmen. Besonders in der Region am Van-See gab es unabhängig von den aktuellen Erdbeben bereits mehrere moderate Erschütterungen, die einen Spannungsaufbau signalisierten.

Bei der Ostanatolischen Verwerfung handelt es sich um eine 550 km lange Störungszone in Form einer Blattverschiebung. Sie markiert die Grenze zwischen der Arabischen Platte und der Anatolischen Platte, auf der sich ein großer Teil der Türkei befindet. Im Norden wird die Anatolische Platte von der Eurasischen Platte mit einer vergleichbaren Störungszone abgegrenzt, die auf den Namen Nordanatolische Verwerfung hört. Da hier Metropolen wie Istanbul und Izmir liegen und das Erdbebenpotenzial groß ist, wird das Zerstörungspotential eines Starbebens als besonders groß eingeschätzt. In den Städten entlang der Nordanatolischen Verwerfung gibt es ähnliche Probleme mit der Bausubstanz wie im Südosten des Landes: viele Gebäude wurden ohne Baugenehmigung erreichtet und werden als nicht erdbebensicher eingestuft. Die Katastrophe ist vorbestimmt!

Erdbeben-News 19.04.23: Papua Neuguinea

Erdbeben Mw 6,3 in Papua Neuguinea

Datum 19.04.23 | Zeit: 09:06:03 UTC |  5.94 S ; 149.63 E | Tiefe: 43 km | Mw 6,3

In Papua Neuguinea gab es heute früh ein starkes Erdbeben der Magnitude 6.3. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 43 km und somit bereits in der Asthenosphäre. Das Epizentrum wurde 31 km nördlich von Kandrian verortet. Dieser Or liegt auf der Insel Neubritannien. Auf dieser Insel gibt es mehrere große Vulkane. Im Wirkungskreis des Erdbebens liegen Langila und Ulawun. Auch der Tavuvur in der Rabaul Caldera befindet sich auf Neubritannien. So liegt es im Bereich des Möglichen, dass das Erdbeben eine Eruption triggern könnte.

Neubritannien liegt im Südosten der Bismarksee, die bereits öfters Objekt meiner Betrachtungen war. So befindet sich die Insel noch auf der Südlichen Bismarksee-Platte. Vor der Südostküste verläuft eine Subduktionszone, die die Grenze zum Solomonensee-Platte darstellt, die in den Erdmantel abtaucht und partiell schmilzt. Die Schmelze tritt an den Vulkanen Neubritanniens aus. Das Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds gehe ich davon aus, dass sich das Erdbeben an einem Stück subduzierter Platte ereignete.

Der Erdstoß löste in der betroffenen Region starke Erschütterungen aus und konnte deutlich wahrgenommen werden. Das USGS meinte in einem Statement, dass kleine Schäden entstanden sein könnten, geht aber nicht von katastrophalen Auswirkungen aus, vermutlich, weil sich der Erdstoß in vergleichsweise großer Tiefe manifestierte.

Papua Neuguinea zählt zu den am stärksten von Erdbeben heimgesuchten Staaten der Welt. Moderate Erdbeben sind an der Tagesordnung und starke Erdbeben mit Magnituden im Sechserbereich kommen mehrmals im Jahr vor. Erschütterungen mit Magnituden von 7 und größer sind hier häufiger als in den meisten anderen Erdbebengebieten der Welt. Das stärkste Erdbeben der letzten Jahrzehnte hatte eine Magnitude von 8,0 und ereignete sich am 16.11.2000 in der Region von Neubritannien. Es starben 2 Personen und es entstand großer Sachschaden. Durch das Beben wurde ein Tsunami mit weiteren Opfern und Zerstörungen ausgelöst.

Erdbeben-Update 18.04.23: Campi Flegrei

Intensivierung des Schwarmbebens unter der Campi Flegrei

Datum 18.04.23 | Zeit: 00:00:03 UTC | 40.801 ; 14.112 | Tiefe: 4,7 km | ML 2,0

Seit gestern hat die Anzahl der Erdbeben unter dem italienischen Calderavulkan wieder zugenommen. Es wurden 22 Einzelbeben registriert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,0 und ein Hypozentrum in 4700 m Tiefe. Das Epizentrum befindet sich offshore im Golf von Pozzuoli, wo es auch weitere Beben gab. Betrachtet man die Shakemap, dann sieht man die Bildung von 3 Clustern. Nach wie vor finden die meisten Beben im Bereich des Solfatarakraters statt. Ein zweiter Cluster bildete sich nahe der Südostküste von Pozzuoli. Nun ein dritter Haufen mitten im Golf. Auffällig ist auch, dass gerade die Erdbeben mit Magnituden größer als 1,5 in größeren Tiefen ereignen als die Mikrobeben. Es ist gut möglich, dass diese Beben tektonischen Ursprungs sind und sich an Störungszonen ereignen, aber durch Spannungsaufbau infolge von Magmeninflation entstehen, während die Mikroseismizität direkt durch Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem ausgelöst wird.

Heute erschien das neue Wochenbulletin des INGVs Neapel zur Aktivität des Calderavulkans. Demnach gab es in der Wochen vom 10. bis zum 16. April 66 Erdbeben. Das Stärkste hat eine Magnitude von 2,9. Die Hebungsrate beträgt seit Jahresanfang ca. 15 mm im Monat. Seit letztem Januar hob sich der Boden an der Messstation RITE um 17,5 cm. Seit Januar 2011 summiert sich die Bodenhebung auf 101,5 cm. Es gibt keine wesentlichen Veränderungen in der Geochemie der ausgestoßenen Gase. Der Kohlendioxid-Gasflux bleibt erhöht. Die Gastemperaturen an der Pisciarelli-Fumarole liegen weiterhin bei 96 Grad.

Trotz Erdbeben, Bodenhebung und Gasausstoß scheint ein Vulkanausbruch nicht unmittelbar bevorzustehen, dennoch ist die Besorgnis bei Teilen der Bevölkerung groß, denn die Stadt Pozzuoli liegt mitten in der Caldera. Hier würde sich schon ein normaler Ausbruch fatal auswirken, zumal der Vulkan dazu neigt Explosionen zu erzeugen. Große Ausbrüche würden die Nachbarstadt Neapel gefährden.


Weitere Kurzmeldungen:

Fidschi Inseln: Erdbeben Mw 6,6

Datum 18.04.23 | Zeit:04:31:42 UTC | 22.37 S ; 179.42 E | Tiefe:  564 km | Mw 6,6

Das stärkste Erdbeben der letzten 24 Stunden ereignete sich südlich der Fidschi-Inseln und hatte eine Moment-Magnitude von 6.6. Die Tiefe des Erdbebenherds wird mit 564 km angegeben. Somit handelt es sich um eine Mantelbeben. Das Epizentrum befand sich 481 km süd-südöstlich von Suva.


Yellowstone mit Schwarmbeben

Seit gut 2 Tagen gibt es einen Erdbebenschwarm im Yellowstone Nationalpark. Er manifestiert sich unter den Shoshone-Lake und besteht aus gut 60 Einzelbeben. Es ist einer der stärksten Schwärme der letzten Monate. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 3.0 und ein Hypozentrum in 16 km Tiefe.


Island mit Erdbeben M 4,2

Vor der Nordküste von Island manifestierte sich ein Erdbeben der Magnitude 4,2. Es hatte einen Erdbebenherd in km Tiefe und wurde 34.8 km westlich von Grímsey verortet. Es ist mit den Störungen der TFZ assoziiert. Es kam zu zahlreichen schwächeren Beben.

Erdbeben-News 18.04.23: Vulkaneifel

Erdbeben ML 3,4 in der Vulkaneifel

Datum 18.04.23 | Zeit: 01:23:50 UTC | 50.34 N ; 7.44 E | Tiefe: 20 km | ML 3,4

Letzte Nacht erschütterte ein Erdbeben den Rand der deutschen Vulkaneifel. Das Beben hatte eine Magnitude von 3,4 und ein Hypozentrum in 20 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 10 km west-südwestlich von Koblenz verortet. Der Laacher-See-Vulkan liegt ca. 12 km vom Epizentrum entfernt. Der Ursprung des Bebens ist nicht ganz klar. In der Region gibt es Störungszonen, die sich für das Erdbeben verantwortlich zeigen könnten. Die Tiefe des Erdbebenherds und die relative Nähe zum Vulkan schließen auch Fluidbewegungen als Ursache für das Beben nicht aus. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen der Erdstoß deutlich gespürt wurde und Menschen aus dem Schlaf rissen.

In den letzten Jahren gab es immer wieder Phasen mit erhöhter Erdbebenaktivität im Bereich des Laacher-See-Vulkans, der offiziell zwar als erloschen gilt, von dem viele Forscher aber annehmen, dass er nur ruht. Die Erdbeben manifestierten sich zum großen Teil in Form von Tiefen Erdbeben mit niedrigen Frequenzen in der Asthenosphäre und hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Studien belegten, dass dieser Erdbeben durch Fluidbewegungen getriggert wurden, die im Zusammenhang mit dem Eifelplume stehen. Dieser Magmaschlauch kommt direkt aus dem Erdmantel und ist offenbar viel größer als man früher annahm. Daher gilt es als sehr wahrscheinlich, dass es im Bereich der Eifel eines Tages weitere Vulkanausbrüche geben wird. Das aktuelle Erdbeben ist aber nicht als Anzeichen eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs zu sehen. Wahrscheinlicher ist ein tektonischer Zusammenhang mit einer Störungszone die parallel zum Rheingraben verläuft. Erst gestern schrieb ich über ein ebenfalls spürbares Erdbeben, dass sich in der Nacht davor in der Gegend zwischen den Orten Mönchengladbach und Roermond ereignete. Ich ordne das aktuelle Erdbeben eher in die gleiche Kategorie ein wie jenes Erdbeben. Im Bereich des Epizentrums verläuft die Ochtendunger Störung, die bereits früher Schauplatz von Erdbeben war.

Erdbeben in Deutschland: News am 17.04.23

Erdbeben ML 2,7 bei Mönchengladbach am Niederrhein

Datum 16.04.23 | Zeit: 21:26:55 UTC |  51.22 N ; 6.17 E | Tiefe: 14 km | ML 2,7

Gestern Abend erschütterte ein schwacher Erdstoß den Niederrhein bei Mönchengladbach. Das Beben der Magnitude 2,7 manifestierte sich um 23:26:55 Uhr Lokalzeit und hatte ein Hypozentrum in 14 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 19 km westlich von Mönchengladbach verortet. Näher dran lag das niederländische Roermond, das nur 13 Kilometer entfernt liegt. Roermond, moment, da war doch was! Sicher, der Ort war Schauplatz eines der stärksten Erdbeben der deutsch-niederländischen Neuzeit, das sich am 13. April 1992 zutrug und eine Magnitude von ML 5,9 hatte. Ich wohne selbst ja im angrenzenden Ruhrgebiet und erinnere mich noch gut daran, wie ich Sekunden vor dem Beben von einem tiefen Grollen geweckt wurde, um dann kräftig durchgerockt zu werden. Tatsächlich gab es im Jahr 1756 ein Beben bei Düren, dass wahrscheinlich eine Lokal-Magnitude von 6,4 hatte und damals große Schäden anrichtete.

Tatsächlich liegen dem EMSC Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen das Beben in der Nähe des Epizentrums von Anwohnern wahrgenommen worden ist. Ein Bebenzeuge beschreibt den Erdstoß als kurz aber heftig. zudem war wohl das bereits beschriebene Grollen zu hören gewesen, welches Erdbeben kurz vor Eintreffen der P-Wellen ankündigt.

Erdbeben ereignete sich an einer Störung des Europäischen Känozoischen Grabensystems

Die Tektonik der Niederrheinischen Bucht ist aufregender, als man es vielleicht im ersten Moment glauben würde. Analog zum Oberrheingraben gibt es hier den Niederrheingraben. Das Senkungsgebiet ist Teil des großen Europäischen Känozoischen Grabensystems, dessen Bildung bereits vor gut 65 Millionen Jahren begann. Entlang des Riftsystems dehnt sich die Erdkruste senkrecht zum Grabenverlauf und sackte teilweise um mehrere tausend Meter ab. Die so entstandenen Senkungsgebiete füllten sich größtenteils mit Sedimenten. Im Gebiet des Niederrheins gibt es mehrere Gesteinsschollen, die voneinander durch Störungszonen abgegrenzt sind. So liegt Mönchengladbach auf der Kölner Scholle und Roermond auf der Venloer Scholle. An der Störung zwischen den beiden Städten ereignete sich der aktuelle Erdstoß. Bleibt zu hoffen, dass es kein Vorbeben zu einem stärkeren Ereignis war.

Erdbeben-News am 16.04.23: Campi Flegrei

Erdbeben Md 2,8 unter der Caldera Campi Flegrei

Datum 15.04.23 | Zeit:  05:54:37 UTC | 40.816 ; 14.158 | Tiefe: 2,4 km | Md 2,8

Unter dem Phlegräischen Feldern gab es gestern ein Erdbeben der Magnituden 2,8, dessen Vibrationen von den Anwohnern der Caldera wahrgenommen wurden. Schuld daran dürfte der flach gelegene Erdbebenherd gewesen sein, der sich in nur 2,4 km Tiefe befand. Das EMSC verortete das Epizentrum 10 km west-südwestlich von Neapel. Die Lokalisierung geht anhand der Detailkarte des INGVs genauer: Demnach befand sich der Epizentralpunkt kurz vor der Küste südlich der Altstadt von Pozzuoli, noch genauer, vor der Via Pozzuoli. Das Beben war Teil des Schwarms, der die Caldera seit Jahren erschütterte. Seit vorgestern registrierten die Seismometer 24 Erschütterungen, von denen die eingangs beschriebene die stärkste war. Die Beben konzentrierten sich diesmal nicht nur auf den Bereich der Solfatara, sondern streuten ein wenig in der Bucht von Pozzuoli.

Wie nach jedem spürbaren Erdbeben wächst die Besorgnis, dass es bald zu einer Eruption des Calderavulkans kommen wird, doch ob- und wenn wann die Erdbeben in einer Eruption gipfeln werden ist völlig offen. Die Erdbeben sind auch nur das Symptom des eigentlichen Problems, dass durch die Bodenhebung infolge der Inflation magmatischer Fluide zu Stande kommt.

Im letzten Wochenbericht hieß es, dass im Beobachtungszeitraum 3.-9- April 2023 die Bodenhebung weiterhin bei ca. 15 Millimetern im Monat lag. Seit 2011 beträgt die Hebung an der Messstation RITE 101 cm. Auffällig ist, dass die durchschnittliche Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole bei 96 Grad lag und damit deutlich höher war, als in den letzten Monaten. Dieser Effekt könnte allerdings dem Umstand geschuldet sein, dass man beim INGV Napoli die Gastemperaturen in 5 m Entfernung zum Gasaustritt misst und sich die normale Lufttemperatur auf die Messungen auswirken dürfte. In der letzten Woche wurden insgesamt 37 Erdbeben detektiert.

Apropos Italien: Nordwestlich der Liparischen Inseln gab es heute ein Erdbeben Ml 2,9 mit einem Hypozentrum in 9 km Tiefe. Auch im Bereich von Vulcano gab es in den letzten Tagen wieder mehrere schwache Erdstöße.