Ätna: 20. Jahrestag der Eruption 2002

Vor 20 Jahren gab es die letzte wirklich große Flankeneruption am Ätna. Sie erlangte nicht nur große mediale Aufmerksamkeit, sondern richtete auch vergleichsweise große Zerstörungen an. Die Eruption stellte eine Zäsur für den Tourismus im Norden des Vulkans dar, denn praktisch die gesamte Touristen-Anlage an der Piano Provenzana wurde Opfer der Lava. Von den Einnahmen des Tourismus lebten viele Menschen der Ätna-Nordflanke und des Ortes Linguaglossa, sodass sich das Leben dort auch veränderte. Obwohl die Anlage Etna Nord in kleinerem Umfang wieder aufgebaut wurde, erreichte sie nie mehr die Bedeutung von früher. Dafür geht es dort beschaulicher zu, als im Süden des Vulkans und man kann sich abseits des Massentourismus bewegen. Landschaftlich gefällt mir persönlich die Ätna-Nordseite besser als der Süden, denn die Seite des Vulkans ist bis hin zur Touristenstation bewaldet.

Die große Ätna-Flankeneruption 2002

Doch was war damals geschehen? Am 26. Oktober 2002 begann ein starker Erdbebenschwarm unter der Nordostflanke des Ätnas und es entstanden erste Risse, die sich schnell erweiterten. Kurz vor Mitternacht öffneten sich dann große Eruptionsspalten oberhalb von Piano Provenzana und der Vulkanausbruch begann. Die Spalten lagen in Höhen zwischen 2500 und 1850 m und waren mit der bekannten Pernicana-Störungszone assoziiert. Lavafontänen stiegen in den Himmel und Lavaströme wälzten sich über die Flanke und erreichten in kurzer Zeit die Touristenstation und zerstörten sie komplett. Doch dem nicht genug, manifestierte sich am 29. Oktober ein Erdbeben der Magnitude 4,4. Das Epizentrum lag beim Ort Santa Venerina und richtete dort beachtliche Schäden an. Mehrere ältere Häuser stürzten komplett ein. Zahlreiche Häuser in einem Gürtel zwischen Acireale, Zafferana bis nach Giarre wurden beschädigt und konnten nicht mehr bewohnt werden. Gut 1400 Personen mussten ihre Wohnungen verlassen und wurden in Notunterkünften untergebracht. Die Vulkanologen vom INGV fanden heraus, dass sich die gesamte Vulkanflanke angefangen hatte zu bewegen, was große Besorgnis auslöste, denn die Befürchtung stand im Raum, dass die Ostflanke abscheren könnte. Dieses Ereignis blieb zum Glück aus. Die Eruption auf der Ätna-Nordseite dauerte bis zum 5. November. Als sie langsam abnahm, öffnete sich auf der Oberseite der Südflanke Eruptionsspalten. Es bildeten sich mehrere Schlote heraus, die kurz unterhalb der Gebäude am Torre del Filosofo lagen. Neben Lavafontänen und Aschewolken wurden mehrere Lavaströme gefördert. Schon bei der Flankeneruption im Vorjahr hatte sich die Landschaft dramatisch geändert, was bei der Eruption von 2002 nochmals getoppt wurde. Während die Lavaströme auf beiden Seiten des Vulkans ein Gesamtvolumen von gut 30 Millionen Kubikmeter Lava förderten, brachten die Explosionen fast 50 Millionen Kubikmeter Tephra hervor. Ein Superlativ für den Ätna. Die Eruption endete am 28. Januar 2003.

Wie ich den Vulkanausbruch erlebte

Ich erreichte den Vulkan am 4 Tage nach Eruptionsbeginn und fand die Ätna-Nordseite in einem Ausnahmezustand vor. Alles war abgeriegelt und es bestand keine Möglichkeit bis zur Lava vorzudringen. An den Straßensperren fragte ich mich bis zum Operationszentrum durch und besorgte mir eine Sondergenehmigung. Zusammen mit meiner damaligen Partnerin machte ich mich auf den Weg zur Piano Provenzana. Den Wagen mussten wir in einiger Entfernung parken und gut 3 km durch den Pinienwald marschieren. Am Lavastrom angekommen guckte ich ziemlich verdutzt, denn die ehemalige Touristenstation war vollkommen eingeebnet. Natürlich wollten wir bis zum Eruptionszentrum vordringen und mussten dafür die frischen Lavaströme queren. Sie waren ziemlich breit und die flimmernde Luft über ihnen signalisierte, das sie noch verdammt heiß waren. Eine wahre Freude ist es nie, über Aa-Lava zu gehen, erst recht nicht, wenn die Schuhsohlen heiß werden und es nach verbranntem Gummi riecht. Zu allem Überfluss gerieten wir in eine Zone, in der sich die Lava noch leicht bewegte. Umkehren kam aber nicht infrage und so schafften wir es dann zum aktive Förderschlot. Das ganze hatte schon was Kraft-mäßiges, als wir gut 100 m vom aktiven Schlot entfernt standen und die Explosionen filmten. Kurz bevor es dunkel wurde, machten wir uns auf den Rückweg, querten die Lavastrom und marschierten über kleine Waldwege zurück zum Auto. Nicht ohne uns im dunklen Pinienwald zu verlaufen, trotzdem schafften wir es irgendwie zurück. Vielleicht ist es noch erwähnenswert, dass ich zu dieser Zeit gerade zum ersten Mal ein Handy dabei hatte, was natürlich ausgerechnet dann klingelte, als wir die heißeste Zone des Lavastroms querten. Natürlich ging ich trotz dampfender Sohlen dran, was zu einigem Kopfschütteln führte.

Am nächsten Tag dokumentierten wir das Treiben in den Orten, deren Anwohner sich bedroht fühlten. Man startete eine Prozession mit einer Figur der Jungfrau Maria, um die Lava zu stoppen. Scheinbar hatte Gott ein Ohr und stoppte am Folgetag tatsächlich die Lava auf der Ätna Nordseite. Zu dieser Zeit waren wir mit einem RTL-Team unterwegs. Das Wetter war schlecht und wir konnten nur die atmende Lava am Rand des großen Lavastroms filmen, der langsam zu versiegen schien. Uns kam das Gerücht zu Ohren, dass auf der Ätna-Südseite Eruptionen begonnen hätten. Da unser Team in Begleitung des Sohns des Seilbahnbetreibers von Ätna Süd war, konnten wir über die Forststraßen zischen, die sonst gesperrt sind. Während die Fernseh-Leute in einem Jeep unterwegs waren, jöckelten wir in unserem geliehen Fiat Uno hinterher, schafften die Strecke aber dennoch, was die Einheimischen verwunderte. An der Seilbahnstation angekommen, hörten wir das Grollen von Eruption. Aber das Wetter war schlecht und an einem Aufstieg nicht zu denken. Er gelang uns erst 2 Tage später. Wir versanken bei jedem Schritt tief in die frische Tephra und wagten uns bis zum Krater vor, der im Vorjahr entstanden war. Der Anblick der Lavafontänen und Aschewolken, die von dem sich neu bildenden Kegel am Torre del Filosofo ausgingen war atemberaubend. Ein Stück Schöpfungsgeschichte unseres Planeten und gleichzeitig eine Säuberung, bei der die Hinterlassenschaften des Menschen ausradiert wurden. Damals dachte ich, dass ich so etwas noch öfters am Ätna erleben würde, doch dem war bis jetzt nicht so. Umso kostbarer erscheinen mir die Erinnerungen an diesem Ereignis, dass heute vor 20 Jahren begann.

Vulkan-News 26.10.22: Taal

Taal mit phreatischen Eruptionen

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Eruption: Phreatisch

Der philippinische Taal-Vulkan steht heute erneut in den Schlagzeilen, weil er weitere phreatische Eruptionen generierte. Das VAAC detektierte eine kleine Eruptionswolke die bis auf einer Höhe von 300 m aufstieg. PHILVOLCS berichtet in seinem Update vom Dienstag, dass 11 kleine Eruptionen gezählt wurden. Demnach stiegen Dampfwolken bis zu 600 m hoch auf. Im Kratersee auf Volcano Island wurden Wasserturbulenzen beobachtet. Der Schwefeldioxid-Ausstoß war vergleichsweise niedrig und betrug 1403 Tonnen. Es wurden 6 vulkanisch-bedingte Erdbeben registriert. Das Bild stammt aus dem Archiv.


Bezymianny mit Aschewolke

Staat: Russland | Koordinaten: 55.98; 160.58 | Eruption: Vulcanianisch

In Kamtschatka ist der Bezymianny nach seinem Paroxysmus vom Wochenende noch nicht wieder ganz zur Ruhe gekommen. Das VAAC detektierte Vulkanasche in 6100 m Höhe. Sie driftete in Richtung Osten. Die Aschewolke wurde nicht von Satelliten wahrgenommen.


Alaid mit weiteren Eruptionen

Staat: Russland | Koordinaten: 50.85 ,155.55 | Eruption: Ascheeruption

Der Kurilenvulkan Alaid bleibt aktiv und fördert Vulkanasche, die bis auf einer Höhe von 3700 m aufsteigt und in Richtung Osten verfrachtet wird. Nachts wurde eine moderate Thermalstrahlung mit fast 200 MW Leistung festgestellt. Neben Vulkanasche wird noch glühende Lava gefördert.


Ätna mit schwacher Wärmestrahlung

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |Eruption: Fumarolisch

Heute jährt sich der Jahrestag der letzten wirklich großen Flankeneruption am Ätna zum 20. Mal. Damals öffneten sich erst Eruptionsspalten im Norden des Vulkans, später auch im Süden. Der Ausbruch stellte ein starke Zäsur für den Tourismus in Etna Nord dar. Heute zeigt sich der Feuerberg relativ ruhig, doch MIROVA detektiert eine schwache Thermalstrahlung, die von der Bocca Nuova ausgeht. Der Tremor bewegt sich an der Grenze zum roten Bereich und zeigt seit einer Woche schwache Änderungen im Wellenmuster, so wie sie auch schon von der Lavastrom-Eruption im Mai auftraten. Die Seismizität steigerte sich etwas.

Erdbeben-News 25.10.22: Philippinen

Philippinen: Erdbeben Mw 6,6

Datum: 25.10.22 | Zeit: 14:59:03 UTC | Lokation:  17.69 N ; 120.88 E | Tiefe: 18 km | Mw 6,6

Ein Erdbeben der Magnitude 6,6 hat die philippinische Hauptinsel Luzon erschüttert. Das Hypozentrum lag in 18 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 21 km östlich von La Paz. Es erfolgten mehrere Nachbeben. Schäden sind sehr gut möglich. Berichte dazu stehen aber noch aus. Erst vor 3 Monaten gab es in der Region ein Starkbeben Mw 7,0, das große Schäden verursachte. In relativer Nähe zum Epizentrum liegt der Vulkan Pinatubo.


South Sandwich Inseln: Erdbeben Mw 6,3

Heute Nacht gab es ein Erdbeben Mw 6,3, das sich bei den South Sandwich Inseln ereignete. Der Erdbebenherd lag 93 km tief. Das Epizentrum wurde 2131 km östlich von Stanley lokalisiert.

Erdbeben am Herdubreid könnten Askja-Eruption vorausgehen

Der kleine Viti Kratersee in der Askja-Caldera. © Marc Szeglat

Erdbeben am Herdubreid halten an

Heute ging der Erdbebenschwarm nördlich von Herdubreid auf Island weiter. Er hat sich zwar etwas abgeschwächt, aber dennoch gibt es viele schwache Beben. In den letzten 48 Stunden wurden 631 Erschütterungen in die Tabellen von IMO aufgenommen. 12 Erschütterungen hatten Magnituden zwischen 2 und 3. In den Tabellen werden nicht alle erfassten Erdbeben angezeigt, sodass die tatsächliche Zahl der Beben höher sein dürfte. Es handelt sich schon um ein bemerkenswertes Schwarmbeben, reicht aber noch nicht ganz an die heftigen Erdbebenschwärme heran, die wir in den letzten Jahren z.B. am Fagradalsfjall, Bardarbunga, oder Eyjafjallajökull Tage vor den Eruptionen sahen. Bei massiven Bodenhebungen infolge von Magmenaufstieg zur Oberfläche streuen die Erdbeben meistens über einen größeren Bereich, als wir es momentan am Herdubreid sehen. Trotzdem ist die Frage berechtigt, ob das Schwarmbeben mit Magmenintrusion zusammenhängt und vielleicht sogar einen Vulkanausbruch ankündigt.

Kündigt das Schwarmbeben einen Ausbruch der Askja an?

Der isländische Vulkanologe Ármann Höskuldsson meinte in einem Interview mit dem isländischen Fernsehsender RUV, dass das Schwarmbeben bemerkenswert ist und möglicherweise andeutet, dass der Zentralvulkan Askja für eine Eruption bereit ist. Herdubreid liegt in Sichtweite der Askja (die Distanz beträgt 24 km), die ihre Finger weit ausstreckt: sie reichen bis in das Gebiet um den Wasserfall Dettifoss, der gut 90 km nördlich der Askja liegt. Der isländische Wissenschaftler sprach weiter davon, dass sich unter der Askja eine erhebliche Menge Magma angesammelt hat. Ich kann mir 2 Methoden vorstellen, wie Bodenhebung und Inflation an der Askja die Erdbeben am Herdubreid auslösen: entweder migriert ein magmatischer Gang vom Magmenkörper unter der Askja zum Herdubreid, oder der Magmenkörper ändert das Spannungsfeld im größeren Umkreis der Askja, so dass tektonische Störungszonen aktiviert werden. Auf jeden Fall startete der Prozess der Magmen-Akkumulation in dem Gebiet bereits im Jahr 2012. Mit jedem Schub frischen Magmas steigert sich die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs, wobei sich eine Eruption am Herdubreid selbst nicht ausschließen lässt. Ob der nächste Ausbruch an der Askja explosiv, oder effusiv sein wird, lässt sich nicht prognostizieren. Der Vulkan erzeugte in der Vergangenheit sowohl große Lavafelder, als auch mächtige Aschewolken.

Erdbebenaktivität im Wochenrückblick

IMO veröffentlichte heute auch die Zusammenfassung der Erdbebentätigkeit im Beobachtungszeitraum 17-23 Oktober. Es wurden insgesamt rund 2520 Erdbeben registriert, was deutlich mehr als in der Vorwoche ist, als ca. 900 Erdbeben festgestellt wurden. Das stärkste Erdbeben war das Beben am Herdubreid mit Mb 4,1. Dort gab es auch das intensivste Schwarmbeben. Viele Beben gab es ebenfalls bei Grimsey und Reykjanes. Am Grímsvötn wurden 20 Erdbeben und am Vulkan Hekla 5 Beben registriert.

Vulkan-News 25.10.22: Anak Krakatau

Anak Krakatau mit neuen Eruptionen

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Eruption: Aschewolken

Nach einer mehrwöchigen Pause gibt es seit gestern wieder explosive Eruptionen am Inselvulkan Anak Krakatau. Laut VAAC steigen die Eruptionswolken nicht sonderlich hoch auf und erreichen eine Höhe von ca. 300 m über dem Meeresspiegel. Auch das VSI/MAGMA gibt eine ähnliche Höhe an. Auf Webcamfotos erkennt man aber, dass die Aschewolken durchaus höher aufsteigen. Neben Asche wird glühende Tephra gefördert. Im Krater des Vulkans hatte sich zuletzt ein Pancake-Dom gebildet gehabt, der fumarolisch aktiv ist. Sentinel-Aufnahmen zeigen eine schwache thermische Anomalie im Dom. Dort hat sich vermutlich ein neuer Förderschlot gebildet, aus dem nun die Eruptionen stattfinden. Gestern zog auch die Seismizität an und es wurden gut 25 Hybriderdbeben detektiert.


Kerinci eruptiert weiter

Staat: Indonesien | Koordinaten: 1.70, 101.26 | Eruption: Aschewolken

Auf Sumatra bleibt der Kerinci aktiv und speit Vulkanasche. Das VAAC detektiert sie in einer Höhe von 4800 m. Der Wind weht aus nordwestlicher Richtung, sodass die Asche nach Südosten treibt.


Popocatepetl eruptiert Vulkanasche

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62| Eruption: Asche-Emissionen

Gestern förderte der Popocatepetl wieder Vulkanasche. Sie stieg bis auf einer Höhe von 5800 m auf und driftete in Richtung Nordwesten. CENAPRED berichtet von 61 Asche-Dampf-Exhalationen und nur 16 Minuten Tremor. Es gab 1 vulkanotektonisches Erdbeben M 1,7. Interessanterweise war der Tremor am Vortag noch deutlich höher, als 635 Minuten dieses Signals aufgezeichnet wurden. Dafür gab es nur 27 Exhalationen.


Suwanose-jima in guter Form

Staat: Japan | Koordinaten: 29.64, 129.72 | Eruption: Strombolianisch

Der Südjapanische Vulkan Suwanose-jima erzeugte eine Eruptionsserie, die beim VAAC seit gestern 11 VONA-Warnungen auslöste. Die Aschewolken stiegen bis zu 2400 m hoch auf und drifteten nach Südwesten. Die Seismizität war vergleichsweise niedrig.

Sakurajima mit Eruption und Sternschnuppe

Explodierender Meteor am Sakurajima. © TNVideo

Eruption am Sakurajima

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Eruption: Explosiv

Das VAAC Tokio bestätigte gestern neue Explosionen am Sakurajima und brachte VONA-Warnungen heraus. Vulkanasche stieg bis auf einer Höhe von 2400 m auf und driftete in südöstlicher Richtung. Eine der nächtlichen Eruption förderte vergleichsweise viel rotglühende Tephra, die auf der Flanke des Vulkans landete. Einige Brocken rollten weiter hinab und schafften so fast die halbe Strecke bis zu Basis des Sakurajimas. Die Aschewolke blieb klein und blitzlos. MIORVA detektierte eine schwache Thermalstrahlung, was am Sakurajima selten der Fall ist.

Im JMA-Bulletin für den Beobachtungszeitraum 21.-24. Oktober heißt es, dass bei den Eruptionen kleine pyroklastische Dichteströme entstanden, die eine Gleitstrecke von weniger als 1 km hatten. Größere Tephra landete in 1 km Entfernung zum Showa-dake. Der Krater selbst blieb ruhig und die Eruptionen erfolgten weiterhin aus dem Minami-dake. Es wurde nur eine geringe Seismizität festgestellt. Tremor gab es nicht. Dafür ist der Schwefeldioxid-Ausstoß hoch. Die Vulkanologen gehen weiterhin davon aus, dass sich größere Mengen Magma in einem tief gelegenen Magmenkörper unter der Aira Caldera angesammelt hat und das die eruptive Tätigkeit anhalten wird. Soweit, so gut.

Meteor explodiert über dem Sakurajima

Der interessantere Part der Meldung steht nur indirekt im Zusammenhang mit dem Vulkan selbst. Unser Gruppenexperte und Rechercheur Manfred Meyer hat ein tolles Video vom Sakurajima ausgegraben, auf dem zu sehen ist, wie ein großer Meteor über dem Sakurajima in der Atmosphäre verglüht und einen herrlichen Sternschnuppen-Effekt erzeugt. Dem nicht genug, so explodierte der kleine Himmelskörper in einem hellen Lichtblitz. Der Meteor könnte zum Meteorschwarm der Orioniden gehört haben, durch den die Erde jedes Jahr im Oktober fliegt. Die Orioniden erreichen ihr Maximum in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober. Vielleicht bewegte sich dieser besonders große Brocken ein wenig Abseits des Hauptschwarms. Die Orioniden erhielten ihren Namen nach dem Sternbild Orion, aus dessen Richtung sie zu kommen scheinen. Es ist nicht auszuschließen, dass Bruchstücke des Meteors den Boden erreichten. In diesem Fall müsste man dann von einem Meteoriten sprechen. Wer das Video genau betrachtet, erkennt auch leicht rot illuminierte Dampfwolken über dem Vulkankrater. Ein Indiz, dass Schmelze im Fördersystem steht. Schade, dass der Kameramann nicht das Glück hatte, dass die Sternschnuppe zeitgleich mit einer Eruption erschien.

Vulkan-News 24.10.22: Alaid

Alaid eruptiert Lavastrom

Staat: Russland | Koordinaten: 50.85 ,155.55 | Eruption: Ascheeruption

Der Kurilenvulkan Alaid ist weiter aktiv und fördert Aschewolken, die bis auf einer Höhe von 4000 m aufsteigen und nach Nordosten driften. MIROVA registrierte nachts eine hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von 501 MW. Sie stammt von einem Lavastrom auf der Südflanke des Vulkans. Auch vom Krater geht eine Wärmeanomalie aus. Sie ist auf Sentinel-Aufnahmen im Infrarotbereich sichtbar.

Das Bild oben stammt von der NASA und zeigt zwei Eruptionsfahnen, die am 16. Oktober von Alaid (oben) und Chikurachki eruptiert wurden.


Bezymianny mit Aschewolken

Staat: Russland | Koordinaten: 55.98; 160.58 | Eruption: Vulcanianisch

Weiter nördlich liegt der Bezymainny. Die Aktivität hält auch hier an und der Vulkan förderte um Mitternacht Vulkanasche bis auf einer Höhe von 10.000 m. Im Tagesverlauf stieg die Vulkanasche nicht mehr so hoch auf. Auf der Webcam ist noch Rotglut am Dom sichtbar. Gestern wurde eine Thermalstrahlung mit 435 MW Leistung detektiert. Ein Video aus Standbildern der Webcam legen nahe, dass es sich gestern um eine paroxysmale Eruption gehandelt hat.


Merapi mit Lahar

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Eruption: Dom

Starke Regenfälle lösten am Merapi einen Lahar aus, der durch die Schlucht des Gendol Rivers floss. Der Schlammstrom wurde auf Video dokumentiert, dass in unserer Vulkangruppe auf Facebook geteilt wurde. Ob es tatsächlich aktuell ist, konnte ich nicht herausfinden. Weitere Meldungen liegen zu dem Ereignis noch nicht vor. Vor einer Woche warnte das PVMBG die Anwohner des Vulkans vor genau dieser Gefahr, denn in Indonesien hat die Regenzeit begonnen und dann entstehen besonders häufig Lahare.

La Palma: Die Spur des Magmas

Ausbruch des Cumbre Vieja im September 2021. © Marc Szeglat

Vor einem Jahr hat uns der Vulkanausbruch auf der Kanareninsel La Palma in Atem gehalten. Während die Eruption für die Anwohner des Cumbre-Vieja Vulkanrückens eine große Katastrophe darstellte, war er für die Wissenschaft ein Glücksfall: erstmalig konnten die Forscher eine Eruption auf La Palma mit modernsten Geräten von Anfang bis Ende verfolgen und dokumentieren. Der so gewonnene Datenberg wird nun von den Wissenschaftlern ausgewertet. Ein internationales Forscherteam wertete die seismischen Messdaten aus und konnte nun ein Modell der Aufstiegswege der Magmen unter dem Vulkan vorstellen.

Dem Magma auf der Spur

Die Studie, die nun in einer Preprint-Version von Scientific Reports der Nature-Gruppe erschienen ist, liest sich fast so spannend wie ein Krimi und weist auch sonst Parallelen akribischer Detektivarbeit auf. Beteiligt waren Wissenschaftler Von INVOLCAN, der Universität von Granada und dem russischen Trofimuk-Instituts für Erdölgeologie und Geophysik. Mittels des bekannten Verfahrens der seismischen Tomografie gelang es ein 3D-Bild des tiefen Untergrunds im Bereich des Cumbre Vieja zu erstellen. Dabei wurden 11.349 Erdbeben ausgewertet, die während und im Vorfeld der Eruption stattfanden. Die Erdbeben wurden überwiegend durch die Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst. Zudem lieferte die Analyse von Lavaproben Hinweise darauf, wie schnell die Schmelze aufgestiegen ist und in welcher Tiefe sie gebildet wurde. Schon während der Eruption war klar, dass es unter dem Cumbre Vieja einen Magmenkörper geben musste, der bis in großer Tiefe hinabreicht, doch seine genaue Lage und Struktur blieb unklar. Die Studie brachte nun Licht ins Dunkle und präsentiert uns ein sehr genaues Modell des Magmenköpers und dem Aufstiegsweg des Magmas unter der Südhälfte von La Palma.

3 Zonen anormaler Wellengeschwindigkeiten der Erdbeben

Die Forscher identifizierten 3 Zonen, in denen sich die Erdbebenwellen unterschiedlich schnell ausbreiteten, was auf eine Variation in der Beschaffenheit des Materials hindeutet, in dem sich die Erdbebenwellen bewegten. Von der Erdoberfläche aus gesehen lag eine dieser Zonen in einer Tiefe von weniger als 3 km und erstreckte sich bis zur Oberfläche. Dort hat sich das Gestein durch hydrothermalen Einfluss verändert und gleicht einem losen Schutthaufen. Solche Zonen kennt man u.a. vom Ätna. Erdbebenwellen bereiten sich aufgrund der lockeren Struktur der Gesteine nur langsam aus, Magma dafür umso schneller. Eine 2. Zone besteht aus einem Körper verfestigter Ozeankruste, die sich von der Oberfläche bis in 10 km Tiefe erstreckt. Die Erdbebenwellen bewegten sich dort schneller, da das Material eine höhere Dichte als das umliegende Gestein aufweist. Ich würde vermuten, dass es sich dabei um Material handelt, das von einem früheren Vulkanausbruch stammt. Bei der 3. Zone handelt es sich um die eigentliche Magmenintrusion unterhalb der ozeanischen Kruste. Ihre Basis liegt in 25 km Tiefe und ihre Oberseite in 7 km Tiefe. Durch die Intrusion wurde die Moho (Mohorovicic-Anomalie, die die Grenze zwischen Erdkruste und Asthenosphäre markiert) angehoben. Die Studie zeigte, dass das Magma vor Eruptionsbeginn nur 7 Tage benötigte, um aus 10 km Tiefe aufzusteigen. In den oberen 3 km stieg das Magma entlang des Kontaktbereichs zwischen den Zonen 1 und 2 auf.

Die Forscher prüfen nun, ob dieses Modell auch auf andere Vulkane der Kanaren übertragbar ist. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Pico del Teide auf Teneriffa. Sollte das neue Modell vom Cumbre Vieja hier übertragbar sein, dann könnten sich auch auf Teneriffa Eruptionen sehr viel schneller entwickeln, als man es bislang angenommen hat.

(Quellen: INVOLCAN und Nature.com: https://www.nature.com/articles/s41598-022-21818-9)

Erdbeben-News 24.10.22: Island

Der Schwerpunkt meiner Erdbeben-Berichterstattung liegt heute wieder auf Island. Es gab aber auch interessante Erdbeben in anderen Regionen. Dazu zählt ein Erdbeben Mb 5,1 im nördlichen Peru und ein Erdstoß Mb 3,9 in Frankreich.

Island: Drei grüne Sterne

  • Mb 4,1 unter Herdubreid
  • Mb 3,6 unter der Katla
  • Mb 3,0 nahe Fagradalsfjall

Wer sich die Shakemap von Island heute anschaut, dem fallen sofort 3 grüne Sterne an unterschiedlichen Lokalitäten ins Auge. Grüne Sterne markieren Erdbeben mit Magnituden ab 3. Hier liegt üblicherweise die Schwelle für die Wahrnehmbarkeit von Erdbeben, was auf Island aber nicht zwangsläufig heißt, dass diese Erdbeben auch wahrgenommen werden, da ja nicht überall Menschen wohnen. Über das stärkste Erdbeben Mb 4,1 habe ich gestern bereits berichtet: es manifestierte sich am Herdubreid, wo der Erdbebenschwarm mittlerweile mehr als 1000 Erschütterungen umfasst. Laut IMO war das Beben M 4,1 die stärkste Erschütterung am Herdubreid, seitdem die Beben erfasst werden. Auch die Experten fragen sich, was dort los ist und ob nicht ein magmatischer Gang intrudiert? In der Gegend gibt es kein öffentlich zugängiges GPS-Netzwerk, dass die Bodenhebung misst. Sehr wahrscheinlich muss man dort erst etwas installieren, oder INSAR-Daten abwarten, um eine mögliche Bodenhebung festzustellen.

Ein weiteres Sternchen sehen wir heute auf dem Gletscher Myrdalsjökull. Dahinter verbirgt sich ein Erdstoß Mb 3,6, der sich in nur 100 m Tiefe unter der Katla-Caldera ereignete. Oft werden solche flach liegende Erdbeben Eisbruch zugeordnet. Zu bedenken gilt aber, dass die Tiefe von Erdbebenherden normalerweise unter dem Meeresspiegel angegeben wird, so dass hinter dem Erdstoß auch eine andere Ursache als Eisbruch stecken könnte. Zudem wurden im Erfassungsgebiet des Myrdalsjökull 14 weitere Beben festgestellt. Bereits in der letzten Woche wurde vermutet, dass hinter der gesteigerten Bebentätigkeit unter dem Gletscher ein sich anbahnender Gletscherlauf stecken könnte, doch bisher ist er ausgeblieben. So ist nicht auszuschließen, dass die Beben im Zusammenhang mit aufsteigendem Magma stehen.

Das Dritte Sternchen sehen wir auf der Reykjanes-Halbinsel leuchten. Dahinter steckt ein Erdbeben Mb 3,0. Das Hypozentrum lag 6,2 km tief. Das Epizentrum wurde 4,2 km westlich vom Fagradalsfjall ausgemacht. Damit liegt es in der Ebene auf dem Weg zum Thorbjörn-Vulkan und der Blauen Lagune und nicht weit von Grindavik entfernt. In de Region gibt es tektonische Spalten, die durch Magmen-Akkumulation aktiviert werden könnten.

Kurzum, auf Island gibt es mehrere Baustellen die seismisch aktiv sind und wo die Beben mit dem Vulkanismus assoziiert sein könnten. Es bleibt spannend!


Weitere Meldungen:

Chile: Erdbeben Mb 5,1

Im Norden von Peru ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 5,1. Das Hypozentrum lag in der großen Tiefe von 123 km. Das Epizentrum wurde 59 km östlich von Juanjuí verortet.


Frankreich: Erdbeben Mb 3,9

An der Küste der Bretagne manifestierte sich ein Erdbeben Mb 3,9. Der Erdbebenherd lag 10 km tief. Das Epizentrum befand sich 9 km westlich von Auray. Beim EMSC gab es 2 Wahrnehmungsmeldungen.