Schwarmbeben und Erdbebenschwärme

Ein Schwarmbeben (oder Erdbebenschwarm) tritt auf, wenn in einer relativ kurzen Zeit viele Erdbeben an einer Stelle aufeinander folgen. Die Erdbeben liegen meisten in einem ähnlichen Magnitudenbereich und stehen nicht im Zusammenhang mit einem einzelnen starken Erdbeben. Somit unterscheiden sich deutlich von Nachbeben. Ein Schwarmbeben kann Minuten, Stunden, oder Tage andauern. Selten halten sie länger als 1 Jahr an. Häufig kommt es zu Serien von Schwarmbeben.

Typisch für Schwarmbeben ist ein langsames Ansteigen und Abklingen der Erdbeben-Tätigkeit. Die Magnituden der Schwarmbeben unterscheiden sich nur wenig, daher kann nicht in Vor-, Haupt- und Nachbeben unterschieden werden.

Trotz dieser Definition können in einem Schwarmbeben vereinzelt stärkere Erdbeben vorkommen. Ihre Magnituden liegen dabei selten höher als 4.

Erdbebenschwärme sind bezeichnend für Regionen mit aktiven Magmatismus oder Vulkanismus. Aufsteigende Fluide (Tiefenwasser, Gase, Magma) bahnen sich ihren Weg durch das Gestein und lösen so Erschütterungen aus. Typisch hierfür sind sich stetig verringernde Tiefen der Hypozentren. Massiv auftretende Schwarmbeben können auf einen baldigen Vulkanausbruch hindeuten. Oft treten sie in großen Calderavulkanen mit einem Hydrothermalsystem auf.

Schwarmbeben im Cheb-Becken. © Universität Leipzig

Eine Region für die das Auftreten von Schwarmbeben typisch ist, ist das Cheb Becken im Grenzgebiet zur Tschechien. In dieser Region dringt ein großer Magmenkörper in die Erdkruste ein. Dort wurde auch der Begriff Erdbebenschwarm geprägt: 1899 beschrieb Josef Knet das Auftreten von mehr als 100 wahrnehmbarer Erdbeben, die sich bereits 1824 innerhalb von 5 Wochen ereignet hatten, in einem Aufsatz. Typischerweise sind die meisten Schwarmbeben so schwach, dass man sie nur mit Hilfe von Seismometern registrieren kann. Solch schwache Erdbeben bezeichnet man als Mikrobeben. Selbst in der jüngsten Vergangenheit wurden von der Uni Leipzig Erdbebenschwärme im Cheb Becken registriert.

Eine für ihre Schwarmbeben bekannte Region ist die Long-Valley Caldera im US-Bundesstaat Kalifornien. Im Mai 1980 begann eine Phase mit zahlreichen Erdbebenschwärmen. Diese wurden von einer starken Aufwölbung des Bodens begleitet. Die bisher jüngste Episode mit Schwarmbeben manifestierte sich im November 2016.

Ein weiterer Calderavulkan bei dem in jüngster Vergangenheit Erdbebenschwärme registriert wurden ist die Campi Flegrei bei Neapel. Dort kommt es zudem zum Phänomen des Bradyseismos. Der Boden hebt und senkt sich Phasenweise bis zu 3 m. Dabei treten zahlreiche Erdbebenschwärme auf.

(Quellen: WIKIPEDIA, Uni Leipzig, GFZ, Stand 2017)