Stromboli: Starke Veränderungen am Krater

[twenty20 img1=“65554″ img2=“65555″ offset=“0.5″ before=“Stromboli im Januar 2019.“ after=“Der Vulkan nach der Explosion.“]

Um die starken Veränderungen am Krater zu visualisieren, habe ich ein Schiebebild gefertigt. Leider hat sich die Perspektive der Livecam zwischen den beiden Aufnahmen stark geändert, so dass ich die Bilder -trotz tricksen- nicht zu 100% deckungsgleich bekommen habe. Die Abweichungen sind aber noch zu verkraften. Das Bild vom Januar wurde mir von vnet-Leserin Helga Krause zur Verfügung gestellt.

Bei der Explosion wurde praktisch alles ausgeblasen, was seit 2014 im zentralen Krater gewachsen ist. Der größte Teil des Materials dürfte auf der Sciara del Fuoco niedergegangen sein. Ein Teil des Lavagesteins ist bestimmt kollabiert und im Krater abgesackt. Dieses Ereignis ist ein Zeugnis dafür, dass es ein Vulkan schwer hat zu wachsen. Anak Krakatau kann davon wohl auch ein Lied singen!

Update 06.07.2019: Das INGV veröffentlichte nun 2 Luftaufnahmen, die die dramatischen Veränderungen des Kraters dokumentieren: Die westliche Kraterwand wurde praktisch heraus gesprengt. Der westliche Kraterbereich und der zentrale Kraterbereich sind verschmolzen. Der neue Hornito ist weg und der Boden deutlich abgesackt. Durch die Bresche in der westlichen Kraterwand sind mehrere Lavaströme geflossen. Das Gefahrenpotenzial für den Ort Ginostra muss neu bewertet werden, auch wenn der Ort noch durch die Kante der Sciara del Fuoco vor Lavaströmen geschützt ist.

Neu ist ebenfalls ein Videoclip, der auf dem Pizzo über dem Krater aufgenommen wurde. Zu sehen ist, dass der gesamte Boden mit frischen Lavafragmenten bedeckt ist. Die Brocken liegen dicht an dicht, so dass hier Niemand ungeschoren davon gekommen wäre. Selbst die Solar-Panele der Messstation sind komplett zerstört. Der Metallrahmen hat sich in der gewaltigen Hitze verformt. Die Beton-Bunker auf dem Rand der Cima sind übrigens unversehrt. Dort war das Bombardement mit Lavabomben nicht so dicht und eventuelle Bobachter hätten eine Überlebenschance gehabt. Der Pizzo war also der gefährlichste Ort und ausgerechnet dorthin gehen die geführten Gruppen.

Aktuell zeigen die Messwerte nichts gutes: Die Tremoramplitude ist deutlich gewachsen und MIROVA verzeichnet eine Thermalstrahlung in Höhe von 78 MW. Scheinbar ist der Vulkan in beständiger Eruption begriffen und fördert eine kleine Lavafontäne. Wäre ein Riss in der Flanke entstanden, würde bestimmt ein Lavastrom Richtung Meer fließen. Unklar ist, ob es eine weitere große Explosion geben kann. So ein Verhalten wäre zwar untypisch für den Stromboli, aber es ist nicht auszuschließen, dass sich die Situation grundlegend geändert hat. Jederzeit könnte sich ein neuer Magmenkörper auf den Weg nach oben machen.