Erdbeben und Bodenhebung auf Island am 07.09.23

Schwarmbeben und Deformation am Fagradalsfjall auf Island

Heute Morgen ereignete sich ein kleiner Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel. Die Beben waren von geringen Magnituden und manifestierten sich im Bereich des magmatischen Gangs, der den Vulkan bei Eruptionen mit Magma versorgt. Die Hypozentren schwankten zwischen 5 und 7 km Tiefe. Unklar ist, ob die Beben durch Magmenaufstieg verursacht wurden, oder ob es sich eher um Abkühlungs- und Schrumpfungsprozesse handelte. Da sich in der Gegend auch tektonische Störungen befinden, lässt sich eine entsprechende Herkunft der Erschütterungen nicht ausschließen. Für die erste Theorie spricht, dass es weiterhin eine Bodenhebung infolge von Inflation gibt. Leider ist die GPS-Messstation direkt am Vulkan seit der letzten Eruption im Juni offline, doch die benachbarte Station Festarfjall und Krisuvik zeigt eine Bodenhebung von 20 mm seit Eruptionsende an. In der letzten Woche lag die Bodenhebung noch bei 18 mm. Es handelt sich allerdings um Rohdaten, die noch korrigiert werden könnten. An der Festarfjall-Messstation wurde vor der letzten Eruption eine ähnliche Bodenhebung angezeigt, wie es jetzt der Fall ist. Isländische Vulkanologen zeigten sich bereits erstaunt, dass es so kurz nach der Eruption wieder Bodenhebungen gibt. Erstaunlicher Weise zeigten die GPS-Messungen vor der letzten Eruption nur geringe Bodenhebungen direkt am Fagradalsfjall an. Aktuell sind keine Werte aus dem direkten Umfeld von Vulkan und Magmatischen Gang online bzw. öffentlich zugänglich. Bis sich Genaueres sagen lässt, müssen wir wohl auf neue InSAR-Karten warten.

Unter Reykjanes wurden in den letzten 48 Stunden 59 Erschütterungen detektiert. Bei weitem nicht alle Erdbeben gehörten zum Schwarmbeben am Fagradalsfjall, so kann man in der Tat nur von einem kleinen Schwarmbebens sprechen. In der letzten Woche ereigneten sich unter Island „nur“ gut 500 Beben und damit halb so viel, wie in den Wochen zuvor. IMO schreibt dazu, dass es den ersten Herbstrum gegeben hat, und der Wind könnte die Detektion schwache Erdbeben vereitelt haben. So könnte die tatsächliche Erdbebentätigkeit stärker gewesen sein.

Bodenhebung gibt es aktuell auch am subglazialen Vulkan Katla. Die Messstation AUST zeigt eine Bodenhebung von 40 mm seit Juli 2023. Auch die Askja bläht sich weiter auf. Hier liegt der Maximalwert bei 680 mm.

Erdbeben und Bodenhebung auf Island – News vom 02.09.23

Erdbeben und Bodenhebung auf isländischer Reykjanes-Halbinsel

Datum 01.09.23 | Zeit: 17:55:13 UTC | 63.791 ; -22.865 | Tiefe: 10 km | Md 3,1

Auf Island kommt die Erde nicht zur Ruhe und wird es wohl in den nächsten Äonen auch nicht: Gestern Nachmittag gab es vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel ein Erdbeben der Magnitude 3,1. Das Epizentrum wurde 7,2 km nordöstlich der Insel Eldey verortet. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Es gab weitere schwache Erdbeben in der Region. Insgesamt registrierte IMO 46 Erschütterungen am Reykjanes-Ridge.

Einen Erdbebenschwarm gab es auch in der Nähe des Fagradalsfjall-Vulkans und am Keilir, also in den Regionen, in denen sich der magmatische Gang erstreckt, der die drei Eruptionen am Fagradalsfjall mit Schmelze versorgte. Interessanterweise veröffentlichte die isländische Zeitung MBL heute einen Artikel, in dem sich ein Vulkanologe zu Wort meldet. Demnach wird in der beschriebenen Region bereits wieder Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg festgestellt. Laut IMO-Wissenschaftler Benedikt Gunnar Ófeigsson ist es der frühste Beginn von Bodenhebung, der nach den Eruptionen auf Reykjanes beobachtet wurde. Benedikt ist Spezialist für Krustenbewegungen und geht davon aus, dass die Bodenhebung ein frühes Anzeichen der nächsten Eruption ist. Genaugenommen muss man sich da fragen, ob wir überhaupt von verschiedenen Eruptionen sprechen können, oder ob der Ausbruch nicht nur pausiert. Aber letztendlich ist da nur eine Definitionsfrage, die an der Sache nichts ändert: Mit hoher Wahrscheinlichkeit sehen wir in den nächsten Monaten einen weiteren Vulkanausbruch auf Reykjanes.

Die Bodenhebungen lassen sich mit den Grafen der verschiedenen GPS-Messstationen, die man auf der Seite von IMO einsehen kann, nur bedingt nachverfolgen. Gerade die Messstationen am Fagradalsfjall sind seit der letzten Eruption im Juli offline. Weiter entfernte Einheiten zeigen eine Bodenhebung von bis zu 18 mm. Allerdings können gravitative Einflüsse die Messungen verfälschen. Fest steht aber, dass es eine Bodenhebung gibt.

Nicht nur am Fagradalsfjall gibt es Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg, denn auch der Calderavulkan Askja scheint sich auf eine Eruption vorzubereiten. Hier gibt es die positive Nachricht, dass die Messstation OLAC wieder online ist. Sie liegt im Zentrum des Areals mit der stärksten Bodendeformation und misst eine Hebung von 68 cm.

Erdbeben und Vulkane in Island – News vom 24.08.23

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Geophysikalische Untersuchungen der Askja zeigen keine Veränderungen gegenüber Vorjahr

Gestern kehrten die isländischen IMO-Geowissenschaftler von ihrer jährlichen Messkampagne an der Askja zurück. In Zeitungsstatements nahmen sie sofort den Ausbruchsprognosen der letzten Tage den Wind aus den Segeln. Sie konnten keine signifikanten Veränderungen in den geophysikalischen Parametern im Vergleich zum Vorjahr feststellen. Weder die Gas- und Wassertemperaturen noch die Zusammensetzung der Fluide sollen sich laut ersten Analysen verändert haben, was mich doch überrascht. Dies ist besonders bemerkenswert, da der Vulkan nun eine Bodenhebung von 70 cm aufweist. Diese Bodenhebung wird weiterhin auf die Intrusion eines Magmenkörpers zurückgeführt, der bereits bis in etwa 3 km Tiefe aufgestiegen ist. Der Magmenkörper wird auf ein Volumen von über 20 Millionen Kubikmetern geschätzt. Das wirft die Frage auf, was einen Ausbruch noch verhindert?

Bevor Entwarnung gegeben wird, sollten jedoch die Messwerte der letzten Jahreskampagne berücksichtigt werden, denn sie fiel ja schon in den Zeitraum der Bodenhebung. Die Werte wurden in den Berichten nicht veröffentlicht. Parkrangern zufolge hatte sich bereits die Wassertemperatur des Viti-Kratersees erhöht. Daher erscheint mir die Situation noch nicht vollständig geklärt.

Zahlreiche Erdbeben erschüttern Island

Heute war aus seismischer Sicht erneut ein unruhiger Tag in Island. Innerhalb von 2 Tagen wurden fast 200 Erdbeben erfasst. Der stärkste Erdstoß ereignete sich vorgestern am Bardarbunga mit einer Magnitude von 3,0. Heute traten Schwarmbeben an der Tjörnes-Fracture-Zone und auf der Reykjanes-Halbinsel auf. Am Schildvulkan Skjaldbreið wurden 14 schwache Erschütterungen registriert. Einzelne Erdbeben traten auch unter der Katla und im Bereich des Grimsvötn auf. Vier Beben sind von der Askja zu verzeichnen, womit sich der Kreis schließt. Mich verwundert an der Askja nicht nur die starke Bodenhebung, sondern auch das Fehlen massiver Schwarmbeben, wie wir es vom Campi Flegrei kennen. Die Bodenhebung an der Askja verläuft deutlich schneller als in der süditalienischen Caldera. Offenbar ist der Untergrund der Askja flexibler und ermöglicht ein leichteres Aufsteigen von Fluiden im Vergleich zum Campi Flegrei. Doch warum es keine erkennbaren geochemischen Auffälligkeiten gibt, bleibt vorerst unbeantwortet.

Vulkan Askja vor Ausbruch? News vom 23.08.23

Vulkanologe sieht Anzeichen für bevorstehenden Vulkanausbruch der Askja auf Island

Am isländischen Vulkan Askja gab es in den letzten 48 Stunden 5 schwache Erdstöße, was eigentlich kein ungewöhnlich hoher Wert für einen Vulkan ist, der sich scheinbar auf einem Ausbruch vorbereitet. Besorgniserregend ist hingegen die Bodenhebung von mehr als 60 cm innerhalb von 2 Jahren. So sieht es offenbar auch der isländische Vulkanologe und Geochemiker Ármann Höskuldsson, der an der Geowissenschaftlichen Fakultät der Universität Island beschäftigt ist. Gegenüber der Zeitung MBL sagte er in einem Interview: „Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass Askja auf dem Weg zu etwas Großem ist. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Askja dieses Jahr ausbrechen wird, wenn die Bodenhebung nicht langsamer wird. Askja bereitet sich vor und hat den Entwicklungsstand erreicht, den ich für sehr besorgniserregend halte.“ Große Sorge bereitet dem Wissenschaftler der Umstand, dass der Vulkan noch während der Touristensaison ausbrechen könnte, die bereits Ende September endet. Denn der Vulkanologe geht davon aus, dass sich kein effusiver Ausbruch zusammenbraut, wie es zuletzt an der Askja der Fall war, sondern dass der Vulkan explosiv ausbrechen wird.

In seinem Ausbruchsszenario geht Ármann von einer starken explosiven Eruption mit hoch aufsteigender Aschewolke aus. Beim Kollaps dieser Eruptionswolke könnte eine Flut pyroklastischer Dichteströme entstehen, die sich in alle Richtungen bis zu 20 km weit ausbreiten könnten. Solche pyroklastischen Ströme können Geschwindigkeiten von mehr als 100 km/h erreichen. Eine Flucht ist kaum möglich. Im Falle einer nur kurzen Vorwarnzeit bliebe nicht genug Zeit, alle Touristen aus dem weitläufigen Gelände zu evakuieren. Allein der Marsch vom Öskjavatn zum Parkplatz dauert gut eine Stunde. Und selbst, wenn man das Auto erreicht hat, kommt man über die Piste mit der Furt nicht schnell weg.

Besorgt ist der Vulkanologe auch, weil es keine stabile Telefonverbindung in der entlegenen Gegend des Hochlandes gibt, sodass Touristen und Hüttenbetreiber nicht informiert werden können, wenn ein Schwarmbeben den finalen Magmenaufstieg ankündigen sollte. Letzte Woche schlugen besorgte Tourenanbieter vor, bereits jetzt vorsorglich einen mobilen Funkverstärker aufzustellen, um die Telefonverbindung sicherzustellen – eine Praxis, die ich durchaus von anderen Eruptionen auf Island kenne.

Ármann schließt mit der Hoffnung, dass genug Vorwarnzeit bleibt, um alle Menschen in Sicherheit zu bringen, sollte es zum Vulkanausbruch kommen. Es stellt sich natürlich die Frage, warum man weiterhin Touren anbietet, wenn die allgemeine Besorgnis so groß ist?

Erdbeben auf Island am 20.08.23

Erdbeben an verschiedenen Vulkanen auf Island

Datum 20.08.23 | Zeit: 12:03:45 UTC | 40.8320, -17.450 | Tiefe: 4,0 km | Md 3,2

Heute wurden an mehreren Vulkanen auf Island kleine Schwarmbeben registriert. Insgesamt zeigt die Erdbebenkarte von IMO 166 schwache Erdstöße an. Das stärkste Einzelbeben manifestierte sich am subglazialen Vulkan Bardarbunga und brachte es auf Md 3,2. Das Hypozentrum lag 4 km tief. Das Epizentrum wurde 5,5 km nordöstlich des Vulkans lokalisiert.

Nordöstlich des Vatnajökulls, unter dem der Bardarbunga liegt, schließen sich die Vulkane Askja und Herdubreid an. Während es an der Askja nur wenige Erschütterungen gab, wurden im Bereich des Tafelvulkans Herdubreid 24 schwache Beben detektiert. Herdubreid hängt am Tropf seines Zentralvulkans Askja. Dieser Vulkan steht seit 2 Jahren immer wieder in den News, weil seitdem Bodenhebung registriert wird. Aktuell beläuft sie sich an der Messstation KASK auf fast 44 cm. Einen Spitzenwert maß die Station OLAC: dort wurden im Juni 60 cm Bodenhebung festgestellt, bevor sie den Geist aufgab. Die Askja war vorgestern auch das Gesprächsthema einer Konferenz isländischer Wissenschaftler, die auch InSAR-Messungen diskutierten. Aktuell ist ein Team am Vulkan, das neue Messungen durchführt. Ergebnisse werden für Donnerstag erwartet. In einem Statement wiesen die Forscher darauf hin, dass Besuchern der Gegend empfohlen wird, die Anweisungen der Ranger genau zu beachten, die alle in Absprache mit dem isländischen Katastrophenschutz und der Polizei im Nordosten erstellt wurden. Reisenden wird vom Baden in Víti abgeraten und von einem längeren Aufenthalt in der Gegend abgeraten. Sie betonen, dass für den Vulkan Askja weiterhin ein gewisses Maß an Unsicherheit besteht. Auch Reiseveranstalter zeigen sich alarmiert und raten zur Vorsicht, einstellen tun sie ihre Touren bis jetzt aber nicht.

Ein weiterer Erdbebenschwarm wurde vom seismischen Netzwerk 5 bis 6 km südöstlich des Schildvulkans Skjaldbreid detektiert. Dort waren es 20 Beben innerhalb der letzten 2 Tage. Dieser Vulkan gehört zum Zentralvulkan unter dem Langjökull.

Fünfzig Beben waren es an diesem Wochenende im Bereich der Reykjanes-Halbinsel. Dort ereignete sich ein Erdbeben M 2,9, das 1,3 km nördlich vom Keilir lag. Es war der stärkste Erdstoß auf Reykjanes seit Ende der Fagradalsfjall-Litli-Hrútur-Eruption.

In der Woche vom 7.-13. August wurden 1255 Erdstöße unter Island festgestellt. Ein deutlicher Anstieg gegenüber der Woche davor, als knapp 900 Beben gezählt wurden.

Bodenhebungen auf Island – News vom 16.08.23

Heute wurde von IMO bekanntgegeben, dass neue InSAR-Messungen an zwei Stellen auf Island Bodenhebungen anzeigten. Die Messergebnisse wurden gestern auf einer wissenschaftlichen Konferenz präsentiert und diskutiert. Die Bodenhebungen wurden in zwei großen Calderen festgestellt, von denen eine in den letzten Monaten immer wieder Thema war. Die Bodenhebung in der zweiten Caldera dürfte jedoch für viele überraschend sein. Deshalb beginne ich mit dieser.

In der Torfajökull-Caldera hebt sich der Boden

Bei dieser Caldera handelt es sich um die Torfajökull-Caldera, die jüngst Schauplatz eines Schwarmbebens war. Bereits während der Erdbeben wurde über ihre Ursache spekuliert. Jetzt wurde bestätigt, dass sie mit Bodenhebungen einhergingen. Die Hebung beträgt mehrere Zentimeter und ist sowohl in InSAR- als auch in GPS-Daten erkennbar. Die Bodenhebung begann offenbar bereits Mitte Juni. Die wahrscheinlichste Ursache für die Erdbeben und die Bodenhebung ist das Eindringen von Magma in den Untergrund der Caldera, die zuletzt im Jahr 1477 ausbrach.

Das Vulkansystem Torfajökull umfasst einen Zentralvulkan und einen Spaltenschwarm, der sich in nordöstlich-südwestlicher Richtung erstreckt und etwa 40 km lang und 30 km breit ist. Die Caldera im Zentralvulkan hat Ausmaße von 18×12 km. In ihr befindet sich das größte geothermische Gebiet Islands mit einer Fläche von ungefähr 150 Quadratkilometern. Die bekanntesten geothermischen Erscheinungen in der Torfajökull-Caldera sind in Landmannalaugar und bei Hraftinusker zu finden. Letzteres Thermalgebiet hat meine besondere Aufmerksamkeit erregt, denn hier sprudeln heiße Quellen nicht nur am Rand eines kleinen Gletschers, sondern auch darunter, was – zumindest bei meinem Besuch vor fast 20 Jahren – zu beeindruckenden Eishöhlen führte, in denen es mächtig dampfte.

In den kommenden Wochen werden die Forscher daran arbeiten, die Daten weiter zu analysieren und Modelle zu erstellen, um die Tiefe und das Ausmaß des neuen Magmakörpers zu bestimmen.

Möglicherweise phreatische Eruption in der Askja-Caldera

Der zweite Vulkan in einer Caldera, bei dem eine Bodenhebung festgestellt wurde, ist die Askja. Darüber habe ich gestern erst geschrieben, und die neuen Auswertungen der InSAR-Daten durch die IMO bestätigen eine kontinuierliche Bodenhebung. Neu ist die Information, dass es vor einigen Tagen offenbar zu einer kleinen phreatischen Eruption gekommen sein könnte. Diese ereignete sich östlich des Víti-Kraters, nahe dem Lavafeld Bátshraun. Die Berichterstatter schließen aber nicht aus, dass es sich bei der vermeidlichen Dampfwolke um eine Staubwolke gehandelt haben könnte, die von einem Erdrutsch oder Staubteufel aufgewirbelt wurde.

Askja mit Schwefelgeruch – News vom 15.08.23

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Pilot nahm Schwefelgeruch über der Askja wahr

Gestern berichtete ein Pilot, der mit einem Mýflug-Kleinflugzeug über die Askja flog, von einem starken Schwefelgeruch, der aus dem Vulkan ausströmte. Dies geht aus einem Artikel von ICELANDREVIEW hervor. Allerdings konnte diese Wahrnehmung nicht von Beobachtern bestätigt werden, die die Askja vom Land aus besuchten: Die Nationalpark-Rangerin Anna Þorsteinsdóttir hielt sich am Öskjuvatn auf und konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. Dennoch alarmierte die Meldung des Piloten die isländischen Vulkanologen. Sie planen heute zur Askja aufzubrechen und genauere Untersuchungen durchzuführen. Dabei ist geplant, Gasmesssensoren zu installieren, die bisher an der Askja fehlen.

Bereits vor einigen Wochen wies der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson darauf hin, dass die Askja jederzeit und ohne lange Vorwarnung ausbrechen könnte. Damals sagte er voraus, dass die nächste Eruption auf Island dort stattfinden würde, doch schließlich trat sie am Fagradalsfjall auf. Dennoch stimme ich mit Þorvaldur Þórðarson überein und glaube, dass das Eruptionspotenzial dieses großen Zentralvulkans enorm ist: Seit gut 2 Jahren gibt es eine starke Bodenhebung, die zu einem Anstieg von mehr als 60 cm geführt hat. Außerdem ist die Seismizität leicht erhöht. Im Winter kam es zu einer unerwarteten Eisschmelze auf dem Calderasee. Als Grund hierfür wurde der Eintrag von Thermalwasser genannt. Letzte Woche stellten Vulkanologen fest, dass die Wassertemperatur im Krater Viti 27 Grad beträgt und damit neun Grad höher ist als im vergangenen Sommer. Sollte sich jetzt ein erhöhter Ausstoß von Schwefeldioxid bestätigen, wäre dies ein weiteres Indiz für Magmenaufstieg. Magma sammelt sich höchstwahrscheinlich bereits in einem flach gelegenen Magmenkörper an. Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson erklärte gegenüber MBL: „Wenn die Temperatur im Viti so stark ansteigt, bedeutet das, dass Magma dort einströmt, gemessen an den Veränderungen des Geländes in der Caldera“.

Vulkan Askja am 18.07.23

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Inflation in der isländischen Askja-Caldera bleibt hoch

Obwohl im Augenblick alle Augen auf die Eruption am Fagradalsfjall gerichtet sind, bleibt es an einem weiteren isländischen Vulkan spannend! Gemeint ist die Askja, deren Caldera zum Teil vom See Öskjuvatn eingenommen wird. Die GPS-Stationen nordwestlich des Sees zeigen eine lineare Bodenhebung an. Die Messstation OLAC wies bis Anfang Juni mit 60 cm die stärkste Bodenhebung auf, allerdings gab es von dieser Station seitdem keine neuen Daten mehr. An der Station KASC beträgt die Bodenhebung inzwischen 42 cm. Die isländischen Vulkanologen gehen davon aus, dass die Bodenhebung von Magma hervorgerufen wird, das sich in ca. 3 km Tiefe ansammelt. Sollte dem so sein, könnte sich eine größere Eruption anbahnen, wobei bis jetzt unklar ist, ob sie effusiver oder explosiver Natur sein wird. Auch eine Mischform kommt infrage.

Die Bodenhebung wird von InSAR-Aufnahmen bestätigt. Die Farbringe liegen im Nordwesten der Caldera am engsten zusammen, entsprechend ist hier die Inflation am größten. Die Bodenhebung hat aber praktisch den gesamten Calderabereich erfasst. Die innere Öskjuvatn-Caldera entstand im Jahr 1875 bei einer plinianischen Eruption. Ein vergleichbarer Vulkanausbruch heutzutage würde sehr wahrscheinlich den Flugverkehr massiv beeinträchtigen.

Die Bodenhebung wird von einer moderaten Seismizität begleitet. Neben einzelnen Erdbeben, die praktisch täglich stattfinden, gibt es auch immer wieder Schwarmbeben. Vor dem Einsetzen einer Eruption würde ich eine seismische Krise erwarten.

Während des Winters machte die Caldera Schlagzeilen, weil es zu einer ungewöhnlichen Eisschmelze kam, die wohlmöglich durch Hydrothermie ausgelöst wurde.

Die Hebungsphase begann im September 2021, als ich das letzte Mal auf der Insel war. Sollte die Fagradalsfjall-Eruption anhalten, plane ich für August/September einen erneuten Besuch der Insel. Eigentlich wäre das ein toller Zeitpunkt für eine Eruption der Askja

Erdbeben auf Island – News vom 21.06.23

Erhöhte Seismizität auf isländische Reykjanes-Halbinsel

Die Reykjanes-Halbinsel befindet sich im Südwesten von Island und war Schauplatz der letzten beiden Vulkanausbrüche auf Island, die sich in den Jahren 2021 und 2022 ereigneten. Da sich laut Aussage von Vulkanologen weitere Ausbrüche ereignen könnten -die Halbinsel soll in eine neue Aktivitätsphase eingetreten sein, die mehrere Jahrzehnte anhalten könnte- Blicken wir natürlich mit gesteigertem Interesse auf die Erdbeben der Region. Die beiden Eruptionen haben sich Monate zuvor durch eine rege Erdbebenaktivität angekündigt gehabt. Tatsächlich beobachten wir seit einigen Wochen einen leichten Anstieg der Seismizität unter Reykjanes. In der vergangenen Woche wurden insgesamt 130 Erschütterungen festgestellt.

In den letzten Tagen manifestierten sich kleinere Schwarmbeben am Spaltensystem zwischen Fagradalsfjall und Keilir, ähnlich wie es sich einige Monate vor den letzten Eruptionen ereignete. Sollten die Beben durch Magmenbewegungen im Untergrund hervorgerufen werden und somit Vorzeichen einer erneuten Eruption sein, befinden wir uns in einem frühen Stadium des Magmenaufstiegs, der sich an der Erdoberfläche in einer leichten Bodenhebung manifestiert. So zeigen die GPS-Messungen am Fagradalsfjall eine Bodenhebung von maximal 20 mm. Die Hebungsphase begann im Mai, etwa zeitgleich mit der Zunahme der Seismizität. Der letzte Messwert stürzte jäh ab. Da das Phänomen an allen Messstationen auftrat, gehe ich von einem Systemfehler aus.

Die Erdbebentätigkeit ist in anderen Vulkanregionen Islands ebenfalls erhöht. Im Wochenbulletin des IMO heißt es, dass in der letzten Woche (Kalenderwoche 24) vom seismischen Netzwerk 660 Erdbeben registriert worden sind. Davon wurden etwa 600 Ereignisse manuell verarbeitet. Dies ist ein leichter Anstieg gegenüber der Vorwoche, in der es rund 550 Erdbeben gab. Das größte Erdbeben der Stärke M3.1 in dieser Woche ereignete sich im Vulkan Bárðarbunga. Am Geitlandsjökull-Gletscher wurde ein Erdbeben der Stärke 2,8 gemessen.

Bodenhebung an der Askja hält an

IMO betont, dass die Bodenhebung an der Askja linear verläuft und mittlerweile auf 60 Zentimeter angewachsen ist. Pro Woche ereignen sich in der Region zwischen 40 und 50 schwache Erdbeben. Das Dach eines Magmenkörpers soll sich in ca. 2,9 km Tiefe befinden. Ob- und wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird bleibt ungewiss.