Bildergalerie: Vulkanausbruch Eyjafjallajökull auf Island

Am 24.März 2010 machte ich mich zusammen mit Martin Rietze auf den Weg nach Island um die Eyjafjallajökull – Fimmvörduháls Eruption zu dokumentieren. Bereits während der Anfahrt zum Vulkan konnte man eine glühende Wolke am Fimmvörduháls-Pass sehen. Die Aufnahme entstand von einer Seitenstaße aus, einige Kilometer vor dem Abzweig nach Thorsmörk.

In der Nacht zum 21. März hatte sich am Fimmvörduháls – Pass eine neue Eruptionsspalte geöffnet. Sie liegt auf einer Höhe von 1100 Meter und mitten auf dem Wanderweg zwischen Skogar und Thorsmörk. Von Skogar sind es gut 16 km Fußmarsch bis zur Spalte. Der Zugang nach Thorsmörk ist wegen zu hohem Wasserstand in den Furten gesperrt.

Als wir die Spalte am 25.03.2010 erreichen ist sie auf einer Länge von ca. 300 m aktiv. Aus 5 Schloten werden Lavafontänen gefördert, die in Phasen erhöhter Aktivität bis zu 100 m hoch aufsteigen.

Die neue Eruptionsspalte befindet sich auf einem Gebirgsrücken zwischen den beiden Gletschern Eyjafjallajökull und Myrdalsjökull. Auf der Nordseite des Gebirgsrückens befinden sich Schluchten die Richtung Thorsmörk abfallen. In diese Schluchten stürzt die Lava.

Die Ränder dieser Schluchten fallen teilweise senkrecht ab. Auf den vereisten Flächen oberhalb der Schluchten sollte man sich äußerst umsichtig bewegen. Die Absturzgefahr ist real!

Der Ausbruch lockt viele Schaulustige an. Allerdings geht nicht nur eine Gefahr von der Eruption aus, sondern besonders vom Wetter. Dieses kann schnell wechseln und bei starkem Wind und Schneetreiben können die gefühlten Windchill-Temperaturen auf -25 Grad fallen. Zahlreiche Wanderer zogen sich Erfrierungen zu.

Die Schmelzwasserflüsse, die von den Lavaströmen ausgehen, haben sich kleine Canyons in den Schnee geschmolzen. Teilweise fließt das Schmelzwasser in Tunnel unter dem Schnee. Auch hier herrscht Einsturzgefahr. Nachts gefriert der angetaute Schnee und es kann sich Blankeis bilden.

Das Aa-Lavafeld ist weit verzweigt. Bei klarem Wetter reicht der Blick bis in das winterliche Hochland. Die Pisten dort sind noch gesperrt. Auf der Suche nach einem guten Aussichtspunkt auf die Eruption, haben sich 3 isländische Vulkantouristen dort verfahren. 2 von ihnen sind erforen, als sie zu Fuß Hilfe holen wollten, weil dem Wagen das Benzin ausgegangen ist.

Am besten schließen sich Vulkan-Neugierige einer geführten Jeeptour an. Wer es auf eigene Faust versuchen möchte: der Pfad zum Fimmvörduháls Pass beginnt am Wasserfall von Skogar. Mit gut 18 kg (Winter-)Ausrüstung und Filmequipment auf dem Rücken brauchte ich ca. 6 Stunden für den Aufstieg. Die Schneegrenze lag bei ca. 500 m

Seismik Island

Unter den isländischen Gletschern Myrdalsjökull und Vatnajökull gab es über die Osterfeiertage wieder einige Erdbeben. Die Epizentren befanden sich unter den subglazialen Vulkanen Katla und Grimsvötn. Letzterer ist statistisch gesehen mal wieder mit einem Vulkanausbruch dran. Seit dem Ausbruch des Eyjafjallajökull im letzten Jahr warten auch viele Vulkanologen auf eine Eruption der benachbarten Katla, da sich hier vermutlich die Fördersysteme gegenseitig beeinflussen.

Vulkanologen der Uni Reykjavik veröffentlichten nun eine Studie, nachdem die Asche des Eyjafjallajökull tatsächlich eine Gefahr für Flugzeuge darstellte. Demnach waren die Aschepartikel der ersten 2 Eruptionswochen sehr hart und scharfkantig, da sie vom umgebenen Gletscherwasser schnell abgekühlt wurden. Ich vermute, dass eine Gefahr tatsächlich nur im Luftraum über Skandinavien und England bestand. Wie andere Arbeiten der DLR zeigten, war die Aschekonzentration und Partikelgröße im Luftraum über Deutschland zu gering für eine Gefährdung des Flugverkehrs.

Grenzwert für Vulkanasche in der Luft

Als der isländische Vulkan Eyjafjallajökull vor einem Jahr ausbrach, sorgte eine Wolke aus Vulkanasche für ein tagelanges Flugverbot über weite Teile Europas. Die Verantwortlichen befürchteten eine Gefahr für die Turbinen der Flugzeuge. In den Turbinen einiger Maschinen wurden Glaströpfchen entdeckt, die dadurch entstanden, dass die Vulkanasche in den Turbinen schmolz und anschließend zu Glas erstarrte. In Ermangelung entsprechender Erfahrungen mit Vulkanasche über Europa, existierten keine  Grenzwerte für die Aschekonzentration in der Luft. Dieser wurden erst eine Woche nach dem Beginn des Vulkanausbruches eingeführt. Demnach sind Aschekonzentrationen bis zu 2 Milligramm Asche pro Kubikmeter Luft zulässig und als gefahrlos eingestuft.

Um die Aschekonzentration in höheren Luftschichten zu Messen wurde ein Flugzeug (Falcon 20E) der DLR eiligst mit neuen Messgeräten ausgestattet und auf zahlreiche Flüge geschickt. Jetzt, ein Jahr nach der Eruption, wurden die umfangreichen Daten ausgewertet: der Vulkanausbruch des Eyjafjallajökulls förderte zehn Megatonnen (10 Millionen Tonnen) Asche und 3 Megatonnen Schwefeldioxid. Die meisten Aschepartikel hatten einen Durchmesser zwischen 3 und 15 Mikrometer (Mikrometer = 0,001 mm) und waren somit mikroskopisch klein. Die größten Partikel maßen 800 Mikrometer. Die Ascheschicht war bis auf einer Höhe von 7 Kilometern zu finden, hatte eine Mächtigkeit zwischen einigen 100 Metern und 3 Kilometern und war 100 – 300 Kilometer breit. Mit 0,2 Mikrogramm Vulkanasche pro Kubikmeter Luft  blieb die Aschekonzentration über Deutschland deutlich unter dem neuen Grenzwert. Eine reale Gefahr für den Flugverkehr hat also nicht bestanden. Jetzt wird die Situation auch von offizieller Seite mit entsprechenden Wetterlagen verglichen, die Staub aus der Sahara zu uns wehen.

So konnte man eigentlich weniger über eine Aschewolke reden, sondern mehr über eine Luftschicht mit einer erhöhten Aschekonzentration. Ausläufer der eigentlichen Eruptionswolke wurden auf Satellitenaufnahmen über Großbritannien und Teilen Skandinaviens registriert. Immer empfindlichere Mess-Verfahren der Registrierung von Feinstaub, dürften erst einmal dafür gesorgt haben, dass von der vermeintlichen Aschewolke Kenntnis genommen wurde.

Der Vulkanausbruch auf Island war keine außergewöhnlich starke Eruption, sondern eher moderat. Wie konnte es also zu einer derartigen Panik kommen? Die Warnungen gingen vom Londoner VAAC und dem Islandic Meteorological Office aus und wurden von den Nationalen Flugsicherungsdiensten aufgenommen. Aufgrund der geografischen Nähe Islands waren die Medien entsprechend an dem Thema interessiert und gerade die Isländer selbst schürten mit detaillierter Berichterstattung das Interesse an ihrem Vulkanausbruch. So rückte der Eyjafjallajökull in den Focus und verunsicherte die Verantwortlichen. Diese Verunsicherung offenbarte gleichzeitig die Hilflosigkeit entsprechender Behörden im Umgang mit Naturphänomenen und Naturkatastrophen. Scheinbar hatte sich im europäischen Kernland noch niemand mit den Auswirkungen von Vulkanausbrüchen beschäftigt. Hoffen wir, das der Eyjafjallajökull weiterreichende Denkanstöße gegeben hat und es nicht bei der Etablierung des Grenzwertes für die Konzentration von Vulkanasche in der Luft bleibt.

Seismik auf Island

Unter dem subglazialen Vulkan Katla rummpelt es heute mal wieder. In den letzten 24 Stunden hat sich eine kleine Erdbebenserie ereignet. Ein Beben fand unter dem Fimmförduhals-Pass statt. Dieser liegt zwischen den beiden Gletschervulkanen Katla und Eyjafjallajökull und war im letzten Jahr Schauplatz der ersten Eruptionsphase des Vulkanausbruches am Eyjafjallajökull.

Die Erdbebenserie muss nicht zwangsläufig auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch hinweisen, könnte dennoch ein Anzeichen dafür darstellen, dass sich Magma im Untergrund der Katla bewegt.

Schwarmbeben am Eyjafjallajökull auf Island

Im Gebiet zwischen Eyjafjallajökull und Myrdalsjökull hat es in den letzten 24 Stunden zahlreiche Erdbeben gegeben. Alleine in den letzten 2 Stunden kamen 7 Beben hinzu. Das ist die Stärkste Bebenkonzentration in dieser Gegend seit dem Ausbruch im Frühjahr 2010. Dieser hatte sich durch wochenlange Bebentätigkeit angekündigt. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Vulkan Katla nach einem Vulkanausbruch des Eyjafjalljökull folgen wird. In der Vergangeheit ist es zu dermaßen getriggerten Ausbrüchen gekommen, wobei das Pausenintervall bis zu 18 Monaten betrug.

Erdbeben Katla

Unter dem isländischen Vulkan Katla kommt es in den letzten Tagen häufiger zu vereinzelten Erdbeben. Der Vulkan liegt unter dem Gletscher Myrdalsjökull und in direkter Nachbarschaft zum Eyjafjallajökull. Vulkanologen vermuten einen Zusammenhang zwischen Eruptionen des Vulkans, der im Frühjahr für Schlagzeilen sorgte, und Ausbrüchen der Katla. Diese sollen Monate nach einem Vulkanausbruch des Eyjafjallajökull folgen, zumindest verhielt es sich so nach den letzten 3 Ausbrüchen des Eyjafjallajökulls.

Die nun vereinzelt auftretenden Erdbeben unter der Katla sind noch kein hinreichendes Indiz für einen baldigen Ausbruch; sollte sich die Seismik in den nächsten Wochen aber verstärken wird ein Vulkanausbruch auf Island immer wahrscheinlicher.

Höhenmodelle von Ätna und Eyjafjallajökull

Die DLR veröffentlichte jüngst neue 3D Modelle der Erdoberfläche, die mit Hilfe zeitsynchroner Aufnahmen der beiden Satelliten TerraSAR X und TanDEM-X gerendert wurden. Die beiden Satelliten flogen in 500 Kilometern Höhe und waren dabei nur 350 Metern von einander entfernt. Sie lösten ihre Radargeräte und Kameras auf die Mikrosekunde genau synchron aus. Es wurde ein Raster von 12 Metern Dichte abgetastet. Damit gelang es Geländehöhe auf 2 Meter genau zu bestimmen. Die Modelle, die mich dabei am Meisten faszinieren, stammt vom Vulkan Ätna auf Sizilien und vom Eyjafjallajökull auf Island.

Bild 1 zeigt eine Seitenansicht des Vulkans Ätna. Der Betrachter schaut vom Nordosten auf den Vulkan und kann so ins Valle del Bove blicken. Gut sichtbar ist der Kegel des zentralen Kraterkomplexes; am Gipfel links im Bild der SE-Kraterkegel und rechts der NE-Kraterkegel.  Das Valle del Bove entstand, als der größte Teil des Urätnas kollabierte. Ein Großteil der damaligen Vulkanflanke scherte ab und rutschte bis ins Mittelmeer. Anschließend verlagerte sich das Eruptionszentrum nach Nordwesten.

Das zweite Bild ist eine Komposition aus einem Bild aus aktuellen Höhenmessungen und einem Radarbild das vor 10 Jahren gemacht wurde. Farbig hervorgehoben sind die Lavaströme der Eruptionsphasen von 2001 und 2002/2003. Die Lavaströme die im Jahr 2007  ins Valle del Bove flossen sind im Vordergrund sichtbar. Die Höhenmessungen sind nun so exakt, dass die wenigen Meter Höhenunterschied der Lavaströme sichtbar gemacht werden können.

Ein weiteres, faszinierendes Bild zeigt den Vulkan Eyjafjallajökull. Die Radarstrahlen erfassten die Morphologie der Caldera und Krater, die normalerweise unter dem Gletschereis liegen. Der Ausbruch des Eyjafjallajökull im Frühjahr 2010 hatte Teile des Gletschers schmelzen lassen. Vertiefungen zeigen sich auch im Eis des benachbarten Gletschers Myrdalsjökull. Unter ihm schlummert die mächtige Katla, auf deren nächsten Ausbruch die Fachwelt mit Spannung wartet.

Erdbeben unter isländischen Gletschern

Nachdem die Eruption am Eyjafjallajökull für beendet erklärt wurde, ereigneten sich gestern unter zwei weiteren isländischen Gletschern Erdbebenserien: unter dem Myrdalsjökull bebte es am westlichen Rand der Katla und unter dem Vatnajökull gab es einen Erdbebenschwarm am Barabunga-Vulkan. Dort gab es sogar ein Beben mit einer Magnitude größer als 3. Solche Erdbeben sind bereits für den Menschen spürbar.

Der Barabunga ist ein großer Vulkankomplex am Nordwestrand des Vatnajökull und liegt ungefähr 50 km vom Grimsvötn entfernt. Dieser Vulkan brach 1996 aus und löste eine schwache Eruption des Barabunga aus.

Der Vulkan Katla liegt in direkter Nachbarschaft zum Eyjafjallajökull und war zuletzt 1918 aktiv. Vulkanologen rechnen schon seit mehreren Jahren mit einem Ausbruch des Vulkans; bei den letzten 3 Eruptionen des Eyjafjallajökulls folgte die Katla einige Monate später.