Thermalgebiete der Toskana

Die bekanntesten Manifestationen des Vulkanismus in der Toskana finden sich im Einzugsbereich des Vulkans Monte Amiata. Obwohl der Vulkan als erloschen gilt, gibt es noch heiße Magmen im Untergrund, die einen hohen geothermischen Gradienten der Region bedingen. Dadurch gibt es vielerorts Mofetten, Fumarolen und heiße Quellen.

In direkter Nachbarschaft zum Monte Amiata liegt der „Weiße Wal“ von San Filippo. Der große Kalksinterfelsen bildete sich am Ufer des Baches Rio Bianco. Am Bach gibt es auch wassergefüllte Sinterterrassen, die von warmen Quellen gespeist werden. Sie laden zu einem herrlichen Bad ein.

Weiter weg finden sich die bekannten Kalksinterterrassen von Saturnia. Auch sie verdanken ihre Existenz der Geothermie am Monte Amiata: am Vulkan versickertes Regenwasser dringt bis in 200 m Tiefe vor, wo es sich erwärmt und mit vulkanischen Mineralien angereichert wird. Unter diesen Mineralien befindet sich auch Schwefel. Ein Grundwasserstrom transportiert das Thermalwasser gut 30 km weit, bis es bei Saturnia austritt.

Kalksinter sind vielen Menschen aus Tropfsteinhöhlen bekannt, die sich überwiegend im Kalkgestein bilden. Die Kalksintererscheinungen (Tropfsteine, Sintersteine und Terrassen) entstehen, wenn im Wasser gelöstes Kalziumkarbonat kristallisiert und so die vielfältigen Erscheinungsformen wachsen lässt. Thermalwasser kann aufgrund seiner hohen Temperatur besonders viel Kalziumkarbonat lösen und es bei Abkühlung freisetzen. So finden sich in Thermalgebieten oft besonders schöne Kalksinterbecken. Sie wachsen schneller als Tropfsteine.

Thermalerscheinungen abseits des Monte Amiatas

In der Toscana gibt es weitere geothermische Manifestationen, die sich Abseits des Monte Amiata befinden und die ich nicht alle erwähnen kann. Sie zeigen, dass es auch anderswo heiße Magmenkörper im Untergrund geben muss. Bekanntes Beispiel hierfür ist das Thermalgebiet von Larderello. Bor-haltige Fumarolen treten dort vielerorts zutage. Sie wurden von Etruskern und Römern industriell genutzt. Bor wurde den Glasuren von Keramiken beigemischt. Heutzutage gibt es in der Region mehrere Geothermalkraftwerke und ein entsprechendes Museum.

Die Fumarolen von Biancane befinden sich nur wenige Kilometer von Larderello entfernt. Der kleine geothermale Naturpark liegt am Stadtrand von Monterotondo Marittimo. Beeindruckendste Manifestation des Vulkanismus ist hier ein Schlammtopf, der aber nicht so ohne weiteres einsehbar ist. Es ist tatsächlich der einzige echte Schlammtopf, den ich in der Toskana bisher gesehen habe. Die Gegend ist auch als Valle del Diavolo bekannt.

Ein ähnliches Thermalfeld ist die Colline Metallifere. Sie liegt an einem Berghang am Ortseingang von Sasso Pisano. Dort treten zahlreich Mofetten und Fumarolen zutage. Doch das eigentliche Highlight von Sasso Pisano ist das relativ neue Thermalbad. Von seinem Parkplatz aus, führt ein hölzerner Pfad, der von Eichen gesäumt ist, in ein verwunschenes Tal. Dort wird eine Thermalquelle in ein steinernes Becken geleitet, wie es schon die Etrusker genutzt haben mögen. Für mich eines der romantischten Bäder der Toskana und das sogar kostenfrei.

Yellowstone: neue geothermische Erscheinungen

Der Yellowstone Nationalpark ist bekannt für seine zahlreichen geothermalen Erscheinungen wie Geysire, heiße Quellen und Schlammsprudel. Nun bildeten sich neue hydrothermale Manifestationen im Upper Geyser Basin, in dem auch der bekannte Geysir Old Faithful liegt. An dessen Travertin-Hügel manifestierten sich auch die ausgeprägtesten Erscheinungen . Mitten unter einem Steg nahe des Geysirs entstanden neue Springquellen, welche heißes Wasser aufsteigen ließen. Zudem bildeten sich mehrere Risse im Boden. Am Samstag sprang auch die Ear Spring, was ein seltenes Ereignis ist. Die Vulkanologen sehen zwar eine lokale Änderung im hydrothermalen System des Upper Geyser Basins, allerdings dementieren sie, dass es ein Anzeichen steigender magmatischer Aktivität im Untergrund geben würde.

Allerdings sind das nicht die einzigen Nachrichten über ungewöhnliche hydrothermale Aktivitäten im Yellowstone Vulkan: Dieses Jahr sprang der weltgrößte Geysir Steamboat bereits 17 Mal. Normalerweise liegen mehrere Monate bis Jahre zwischen den einzelnen Sprüngen des Geysirs. Steamboat Geyser liegt im Norris Geyser Basin, einer anderen Region des großen Calderavulkans. In den letzten Jahren stand das Norris Geyser Basin immer wieder in den Schlagzeilen, da dort Inflation registriert wurde, während man in anderen Gebiete des Yellowstone Deflation maß. Änderungen der Deformation müssen nicht zwangsläufig durch Magma hervorgerufen werden. Eine Möglichkeit wären Fluide im Hydrothermalsystem des Vulkans. Zirkulierendes Tiefenwasser kann also den Boden heben und senken.

[embedyt] https://www.youtube.com/watch?v=aLJlMCNmecs[/embedyt]

Sicherlich ändern sich hydrothermale Systeme häufig und eine Änderung hier muss nicht gleich auf einen möglichen Vulkanausbruch hindeuten. Dennoch finde ich es interessant, dass sich die hydrothermale Aktivität an verschiedenen Orten der Caldera ändert und das auch noch zeitnahe. Dies könnte meiner Meinung nach schon auf einen höheren Wärmefluss aus dem Erdinneren hindeuten. Doch vor einer möglichen Eruption würde ich eine mehrwöchige seismische Krise erwarten, von der es derzeit keine Anzeichen gibt. Von einem unmittelbar bevorstehenden Ausbruch des Supervulkans scheinen wir noch ein Stück weit entfernt zu sein.

Haida Gwaii: Heiße Quellen versiegen nach Erdbeben

Im Reiseteil der WAZ stand heute ein interessanter Artikel über die Haida Gwaii Inseln (Queen Charlotte Islands) in Kanada. Die Region wurde am 28. Oktober von einem heftigen Erdbeben der Magnitude 7,7 erschüttert. Das Beben löste einen Minitsunami bei Hawaii aus (vulkane.net berichtete) der allerdings keine Schäden verursachte. Genauso glimpflich verlief das Erdbeben für die betroffene Region um das Epizentrum des Erdbebens. Zumindest fast! Einige Tage nach dem Erdbeben wurde festgestellt, dass die heißen Quellen auf Haida Gwaii versiegten. Diese waren seit Jahrtausenden spirituelles Zentrum der amerikanischen Ureinwohner der Gegend. Die Haida-Indianer zählen zu den ältesten sesshaften Völkern der Erde. Während Wissenschaftler tektonische Bewegungen für das versiegen der heißen Quellen verantwortlich machen, fragen sich die Ureinwohner, ob die Menschen die Kräfte von Mutter Erde nicht zu lange herausgefordert haben. Eine Schlussfolgerung, über die wir alle einmal nachdenken sollten.

Bildergalerie: Yellowstone

Der Yellowstone Nationalpark wurde 1872 gegründet und ist der älteste Nationalpark der Welt. Es ist ein Park der Superlative. In der 3-Fachen Caldera findet sich die größte Ansammlung an heißen Quellen weltweit. Es gibt mehr als 10.000 hydrothermale Erscheinungen in dem Gebiet, dass 103 x 87 Kilometer misst.
Der Park erhielt seinen Namen nach dem Yellowstone River, der sich seinen Weg durch die gelben Gesteine eines Rhyolith-Tuffs bahnt. Der Tuff wurde während der 2 Millionen Jahre dauernden Geschichte der vulkanischen Aktivität des Yellowstone-Vulkans gefördert.
Eine Serie der größten, bekannten Eruptionen schuf nicht nur das Tuff-Plateau, sondern auch die 3 Calderen, die in vulkanischen Zyklen im Abstand von ca. 650.000 Jahren entstanden.
Die Schlucht des Grand Canyon of Yellowstone entstand nicht nur durch die erosive Kraft des Wassers, sondern auch unter Einfluss unzähliger Fumarolen die das Gestein zersetzten.
In seinem weiteren Verlauf wird der Yellowstone River ruhiger und fließt durch das Hayden Valley. Das Tal wurde nach einem der Entdecker des Parks benannt. Hier grasen zahlreiche Bisons.
Der Bison wurde beinahe ausgerottet. Vor 200 Jahren gab es ca. 65 Mio. Bisons in Nordamerika. Sie waren Jagdbeute der Nordamerikanischen Ureinwohner. Mit der Landnahme durch Europäer wurde der Bisonbestand drastisch reduziert. Ende des 19. Jahrhunderts gab es gerade einmal 1000 Tiere! Erst der Schutz durch die Armee verhinderte Wilderei im Yellowstone N.P. und der Bisonbestand konnte sich etwas erholen. Heute leben ca. 3.500 Tiere in der Umgebung von Yellowstone.
Ein Bulle kann bis zu einer Tonne schwer werden und ein Stockmaß von 1,80 Meter erreichen. Im Sprint werden sie bis zu 35 km/h schnell und greifen gelegentlich sogar Menschen an.
Von den über 300 Geysiren ist der Old Faithful der bekannteste. Er bricht in Intervallen von ca. 90 Minuten aus und ist dann 3 – 5 Minuten aktiv. Bis zu 55 Metern steigt seine Wasserfontäne auf und pumpt bis zu 32.000 Liter Wasser aus der Erde. Er liegt in unmittelbarer Nähe der Old Faithful Lodge, ist leicht zugänglich und bestens besucht! Jährlich beobachten ihn 2,5 Mio. Besucher.
Die Mammoth Hot Springs liegen am nördlichen Parkeingang. Die Kalksinterterrassen befinden sich im steten Wandel! Täglich lagern sich 2 Tonnen Kalk aus dem Wasser ab und formen die vielfältigen Becken. Das Wachstum geht so schnell, dass Bäume vom Kalk eingeschlossen werden und absterben.
Der Wasserfluss und damit das Wachstum der verschiedenen Terrassen variiert von Zeit zu Zeit. Daher können einstmals wunderschöne Becken trockenfallen und ihre Farbenvielfalt verlieren. Beginnt wieder Wasser über sie zu fließen, wächst auch der Travertin (Kalkstein) weiter, farbenprächtige Mineralien lagern sich ab und Algen wachsen wieder.
Castle Geysir im Upper Geyser Basin ist vermutlich der älteste Geysir der Welt. Sein -an einem Schloss erinnernde- Travertinkegel ist ca. 14.000 Jahre alt. Castle Geysir benötigt zwischen 12 und 14 Stunden zum aufheizen und eruptiert dann ca. 1 Stunde lang. Nach 20 Minuten fördert er hauptsächlich Wasserdampf, der zischend entweicht.
Am Fuß des Castle Geysirs befinden sich flache Kalksinterterrassen, in denen Algen und Bakterien wachsen, die das Wasser rot färben. Archäobakterien ernähren sich vorwiegend von Schwefelverbindungen und standen vermutlich am Anfang der Evolution.
Im Upper Geyser Basin findet sich die größte Konzentration an heißen Quellen im Nationalpark. Nachdem in den vergangenen Jahren der bekannte Morning Glory Pool durch Vandalismus soweit beeinträchtigt wurde, dass seine Temperatur fiel und er somit durch erhöhten Algenwuchs seine Farbenpracht einbüßte, ist nun die Chromatic Spring eine der schönsten Quellen im Park.
Der Yellowstone Lake ist der größte Bergsee Nordamerikas. Er entstand unter glazialem Einfluss. Die Vergletscherung des Yellowstone während der Eiszeiten ist auch dafür verantwortlich, dass die Caldera-Ränder ziemlich flach sind. Sie sind praktisch nur aus der Luft sichtbar und wurden erst spät entdeckt.
Der Grand Geysir im Upper Geysir Basin ist der größte Geysir, dessen Eruptionen voraussagbar sind, wobei Zeitraum und Dauer der Eruptionen stark variieren. Die Ausbrüche erfolgen in Schüben, dauern bis zu 20 Minuten und können eine Höhe von 60 Metern erreichen.
Die schönste und faszinierendste heiße Quelle des Yellowstone ist zweifelsohne das 91 Meter durchmessende, „blaue Auge“ der Grand Prismatic Spring im Midway Geyser Basin. Sie ist die 3. größte, heiße Quelle der Welt. Die orangenen Flächen werden wieder von Bakterien verursacht.
Auch im Norris Geyser Basin gedeihen Algen und Bakterien im heißen Wasser. Zugleich ist das Norris Geyser Basin das Thermalgebiet im Yellowstone, dass den größten Veränderungen unterliegt, seitdem sich die thermale Aktivität in der Yellowstone Caldera verstärkt.
Teile des Basins mussten für Besucher gesperrt werden. Unberechenbar entstehen an manchen Stellen neue Fumarolen und Geysire. Hier befindet sich auch der weltgrößte Geysir: Steamboat eruptiert sporadisch alle paar Jahre bis zu 200 Meter hoch!