Kilauea: Eruption immer wahrscheinlicher

Update 12:30 Uhr: Ein neues Video vom Kilauea zeigt eindrucksvoll, wie stark der Kollaps am Pu’u ‚Ō’ō war. Der Boden ist außer Sicht, aber es würde mich nicht wundern, wenn der Krater nun über 100 Meter tief ist. Das Loch verdeutlicht die Magma-Menge, welche sich nun als Intrusion bergab bewegt.

Originalmeldung: Die Situation am Kilauea auf Hawaii spitzt sich zu! Den 3. Tag in Folge migriert das Magma entlang des Ostrifts. Gestern Abend erreichte der magmatische Gang einen Bereich südwestlich von Nanawale Estates. Eine GPS-Station verzeichnete die Ankunft des Magmas, als sich der Boden um mehrere Zentimeter verschob. In Straßen der Siedlung Leilani Estates bildeten sich zahlreiche kleine Risse, welche auf Stress im Boden hindeuten. Das Magma folgt damit dem Pfad, welchem es bereits 1960 beschritt, als es dann bei Kapoho eruptierte. In meinen Augen wird eine Eruption immer wahrscheinlicher. Die Vulkanologen und der Zivilschutz auf Hawaii bereiten die Bevölkerung bereits darauf vor. Teile des Nationalparks wurden gesperrt. Von der Sperrung ist ein Gebiet südöstlich des Pu’u ‚Ō’ō-Kraters betroffen.

Derweilen geht die Deflation am Pu’u ‚Ō’ō weiter. Es kommt immer noch zu Kollaps-Ereignissen und der Boden des Kraters senkt sich weiter ab. Bereits am Dienstag öffnete sich eine 1 km lange Spalte westlich des Kraters, aus der nur wenig Lava eruptierte. Die kleinen Lavaströme der letzten Episode 61g kommen nun zum erliegen. Der Schlot auf der Nordostflanke des Pu’u ‚Ō’ō ist vom Magma-Nachschub abgeschnitten. Deflation setzte nun auch am Gipfel des Kilauea ein. Der Spiegel des Lavasees im Pit des Halema‘uma‘u fiel um 20 m. Der Lavasee ist jetzt vom Jaggar-Museum nur noch knapp zu sehen. Auf der LiveCam kann man weiterhin Spattering beobachten. Die Lava aus der Gipfelcaldera fließt für gewöhnlich Richtung Ostrift ab. Dies bedeutet, dass das Magma die Intrusion dort verstärkt. In wenigen Tagen könnte es den unteren Bereich des Ostrifts erreichen und den Druck deutlich erhöhen.


Beinahe Eruption in Saudi Arabien

Bereits im Mai und Juni 2009 wurde die Region um das alte Lavafeld von Harrat Lunayyir von mehr als 30.000 Erdstößen erschüttert. Nun hat ein amerikanisches Forscherteam um John Pallister vom USGS eine Arbeit veröffentlicht, die die Ursache hinter diesen Schwarmbeben aufdeckt.

Schon damals wurde vulkanische Aktivität im Untergrund, als Ursache der Erdbebentätigkeit in Saudi Arabien vermutet. Man rechnete jederzeit mit einem Vulkanausbruch in der Gegend von Harrat Lunayyir. Hier hatte es zuletzt im Jahr 1256 eine effusive Eruption gegeben, die das weit verzweigte Lavafeld mit zahlreichen Schlackenkegeln schuf.
Am 19. Mai 2009 kam es neben den Schwarmbeben zu einer starken Erschütterung mit einer Magnitude von 5,4. Das Beben war stark genug um den Erdboden aufreißen zu lassen. Nach Schwefel riechende Dämpfe entströmten dem Riss, der den Wüstenboden auf einer Länge von 8 Kilometern spaltet. 40.000 Menschen einer nahe gelegenen Siedlung wurden evakuiert, doch der befürchtete Vulkanausbruch blieb aus. Nach wenigen Tagen klangen die Schwarmbeben ab und die Situation entspannte sich.
John Pallister untersuchte nun die Ursachen dieses beinahe Vulkanausbruches und fand heraus, dass Magma bis 2 Kilometer unterhalb der Erdoberfläche aufgestiegen war und dort stecken blieb. Allerdings sammelte sich das Magma nicht in einer Magmakammer, sondern presste sich als eine große Platte aus Gesteinsschmelze durch die Erdkruste und bildete in einem 50 bis 80 Kilometer großen Gebiet einen Gang. Der Gang hob die ganze Gegend um Harrat Lunayyir um 40 cm an und im Zentralbereich der Intrusion brach das Gestein ein und schuf den Riss.
Dass in dieser Gegend überhaupt Magma vom Erdmantel aus aufsteigt, liegt an den Ausläufern des Ostafrikanischen Grabenbruches (Riftvalley), die sich im 200 Kilometer entfernten Roten Meer verzweigen. Entlang dieser kontinentalen Nahtstelle spaltet sich ein Teil Ostafrikas mit der Arabischen Halbinsel vom Rest des afrikanischen Kontinents ab.
Erstmalig konnten die Wissenschaftler die Intrusion eines magmatischen Ganges mit ihren Messinstrumenten beobachten. Sie waren darüber erstaunt in welcher Entfernung von der Plattengrenze der Gang eindrang. Die Wissenschaftler sind nun der Meinung, dass selbst das Gefährdungspotential von Metropolen wie Nairobi neu eingestuft werden muss. Nairobi liegt ca. 30 Kilometer vom Rand des Riftvalleys entfernt.
Auch für Harrat Lunayyir sei die Gefahr eines erneuten Vulkanausbruches nicht gebannt; magmatische Gänge können auch nach langer Zeit reaktiviert werden. Ein Vulkanausbruch in der Wüste scheint nach wie vor im Bereich des Möglichen.