Vulkanausbruch auf Island geht am 15. April weiter

Eruption des Sundhnúkar-Kraters hält an – Bodenhebung unter Svartsengi konstant

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel geht die vulkanische Aktivität weiter. Übers Wochenende hat der Tremor am Vulkankrater auf der Sundhnukar-Kraterreihe leicht abgenommen, was aber keine nennenswerte Auswirkung auf den Vulkanausbruch zu haben scheint. Die Kraterwände sind aber so hoch geworden, dass es der Lava immer schwerer fällt, über diese hinaus ausgeworfen zu werden. Eine Zunahme der Auswurfhöhe werden wir wohl erst erleben, wenn die Krateröffnung immer kleiner wird und sich so mehr Gasdruck im System aufbauen kann.

Die Bodenhebung unter Svartsengi ist ähnlich konstant wie die Eruption einige Kilometer östlich, was ein Indiz dafür ist, dass mehr Magma aus der Tiefe aufsteigt als am Krater eruptiert wird. Die Magmenakkumulation verändert bereits wieder das Spannungsfeld im Untergrund, so dass es vermehrt zu Erdbeben kommt. Der Schwarm gestern, der sich zwischen Thorbjörn und Grindavik manifestierte, ist wahrscheinlich auf diese Spannungsänderungen zurückzuführen gewesen. Die Erschütterungen manifestierten sich entlang des Rifts, das sich bei der Intrusion vom 10. November gebildet hat. Die Beben waren allesamt schwach. Stärkere Erschütterungen sind wohl erst zu erwarten, wenn es zu einer neuen Intrusion kommen sollte, doch solange die Förderwege des Magma offen sind und die Eruption in Gang bleibt, ist die Gefahr hierfür relativ gering. Eine Intrusion würde wahrscheinlich einen Lavaschub am Krater verursachen, so dass es dort zu einer signifikanten Verstärkung der Eruption käme.

Grindavíkurvegur wieder offiziell geöffnet

Am Samstag wurde die Straße Grindavíkurvegur, die von Norden kommend an Svartsengi vorbeiführt und in Grindavik mündet, wieder für den Verkehr geöffnet. Die Öffnung gilt nur für Einwohner von Grindavík, Ersthelfer und Mitarbeiter von Unternehmen in Grindavík und in Svartsengi. Die Straße war vom letzten Lavastrom zum zweiten Mal unterbrochen worden. Obwohl schnell neuer Schotter über das noch heiße Lavafeld verlegt worden war, dauerte die Öffnung der Straße nun doch länger als nach der ersten Reparatur. Grund hierfür war u.a., dass man eine neue Kurve eingebaut hat, die zwischen zwei sich überlappenden Segmenten des Schutzwalles führt. Die Konstruktion wurde so angelegt, dass potenzielle Lavaströme an den Schutzwällen entlang verlaufen, ohne durch die Bresche der Straße in die Stadt eindringen zu können.

Island: Bodenhebung und Erdbeben am 12. April

Weitere Erdbeben erschüttern isländische Vulkane – Eruption und Bodenhebung bei Svartsengi halten an

Gestern gab es weitere Erdbeben an verschiedenen Vulkanen auf Island. Darunter befand sich ein Erdbeben M 3,0 unter dem Bardarbunga. Besonders betroffen waren auch die Vulkansysteme vom Fagradalsfjall und Krysuvik, wo sich mehrere schwache Erdstöße manifestierten. Es bleibt unklar, ob die Erschütterungen mit den Vorgängen bei Svartsengi stehen oder ob es sich um isolierte Ereignisse handelt, die darauf hindeuten könnten, dass sich im tieferen Untergrund Magma akkumuliert. Klar hingegen ist, dass die Eruption bei Sundhnukar anhält. Subjektiv betrachtet schien mir der Lavaausstoß heute etwas geringer geworden zu sein, als er es in den letzten Tagen war. Anhand der Livecamaufnahmen lässt sich das aber nicht immer genau abschätzen. Für einen leichten Aktivitätsrückgang spricht, dass der Tremor leicht rückläufig ist. Auf jeden Fall spritzt immer noch Lava über den immer höher werdenden Kraterrand hinaus.

Die Bodenhebung bei Svartsengi zeigt sich seit über einer Woche konstant und nahm seitdem um gut 4 cm zu. Aus der Tiefe unter der Blaue Lagune steigt also mehr Magma aus, als am westlich gelegenen Krater eruptiert wird. Das bringt mich auf zwei mögliche Szenarien: a) die Eruption verstärkt sich in den nächsten Tagen wieder und fängt evtl. an zu pulsieren, wenn der Druck im Fördersystem steigt, oder b) sie endet trotz des Magmennachschubs. In diesem Fall würde sich die Bodenhebung wieder beschleunigen, und früher oder später gibt es eine neue Spalteneruption. Vorausgesetzt, der Magmenaufstieg hält entsprechend lange an.

Aufgrund der Gasverschmutzung infolge des Vulkanausbruchs musste das Thermalresort der Blauen Lagune gestern wieder geschlossen bleiben. Offenbar wurde der Badebetrieb heute wieder aufgenommen. Für Badegäste, die ihren Aufenthalt online buchen und gleich bezahlen müssen, ist das eine weniger schöne Situation. Die Betreiber der Lagune versprechen zwar, dass der Betrag wieder auf die Kreditkarte zurücküberwiesen wird, aber das kann mehrere Wochen dauern. Ein weiteres Problem für Islandreisende ergibt sich dann daraus, dass das Alternativbad der Sky Lagoon auf Tage ausgebucht ist. Trotz der enormen Preise von über 60 € für das günstigste Ticket erfreut sich ein Bad im Thermalwasser großer Beliebtheit.

Island: Lavafeld wurde neu vermessen

Isländische Landvermesser haben das Lavafeld neu vermessen – Eruption und Bodenhebung gehen weiter

Der Vulkanausbruch an der Sundhnukar-Kraterreihe geht weiter und ein Ende der Eruption ist nicht unmittelbar in Sicht, allerdings ist der Tremor heute leicht rückläufig. Nach einem IMO-Bericht hat die Kraft der Eruption nachgelassen, allerdings nicht der Lavaausstoß. Er bewegt sich etwa auf dem Niveau der Vorwoche und es gibt eine gewisse Balance zwischen der anhaltenden Bodenhebung bei Svartsengi und der Förderrate am aktiven Krater. In den letzten Tagen quoll die Lava mit einer Förderrate von 3,6 Kubikmetern pro Sekunde aus dem Krater.

Betrachtet man heute Abend die Eruption via LiveCam, dann sieht man, dass die Flanken des Kraterkegels inzwischen rundherum geschlossen sind. Dort, wo bis vor 10 Tagen die Bresche im Krater war, dampft es heute stark und es sieht so aus, als wäre die brodelnde Schmelze im Kraterinneren dabei, sich durch die Schwachstelle der Narbe zu schweißen. Hier könnte in den nächsten Stunden ein Materialversagen eintreten, was zu einem Kollaps der Kraterwand führt. Da zumindest augenblicklich die Lava hoch im Kegel zu stehen scheint, droht im Falle eines Kollaps eine Sturzflut glühender Lava. Sollte die Kraterwand standhalten, könnte es zu einem Lavaüberlauf kommen.

Einem gestern veröffentlichten Bericht von IMO ist zu entnehmen, dass das Lavafeld von Vermessungstechnikern neu vermessen wurde. Demnach bedeckt es eine Fläche von 6,14 Quadratkilometern und ist nahe des Kraters bis zu 22 Metern dick. Die Lavazunge, die während der Initialphase Richtung Norden floss und dann Richtung Svartsengi abbog, ist im Schnitt zwischen 2 und 4 m mächtig. Das Gesamtvolumen der geförderten Lava beläuft sich auf 31,3 Millionen Kubikmeter.

Die Blaue Lagune hat übrigens seit Sonntag wieder geöffnet. Offenbar ist die Gasverschmutzung der Luft nicht mehr besorgniserregend hoch. Als ich letzten Freitag an der Sundhnukar-Kraterreihe unterwegs war, schlug das Gaswarngerät zweimal an.
Das Bild mit der Übersicht über das Lavafeld (oben links) entstand bei einem Hubschrauberflug am 2. April. Seitdem hat sich das Feld nicht wesentlich in seiner Fläche vergrößert.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 09. April


Im Bereich des Thermalgebiets Setlún im Krysuvik-Systems bebte es. © Marc Szeglat

Erdbebentätigkeit steigerte sich auf Island wieder – Bodenhebung an zwei Vulkanen

Mit Beginn der Eruption der Sundhnúkar-Kraterreiche im Svartsengigebiet auf Island nahm die Seismizität nicht nur auf der Reykjanes-Halbinsel ab, sondern auch in weiten Teilen Islands. Das änderte sich in den letzten Tagen, denn es wurden wieder zahlreiche Erdbeben registriert. Auf der ganzen Insel waren es innerhalb von 48 Stunden 113 Erschütterungen. Sicher ist das kein neuer Rekordwert, aber eine deutliche Zunahme gegenüber den letzten 3 Wochen. Auffällig ist eine Zunahme der Seismizität am Fagradalsfjall, im Kysuvik-System und am Bláfjöll, wobei es unklar bleibt, ob die Beben hier im Zusammenhang mit einem geänderten Spannungsfeld im Bereich von Svartsengi stehen, oder ob sie erste Symptome einer tiefen Magmenakkumulation im Untergrund sind. Natürlich kann es sich auch um eigenständige tektonische Erschütterungen in den jeweiligen Spaltensystemen handeln: Man darf nicht vergessen, dass ganz Island auf dem Mittelatlantischen Rücken liegt. Entlang der kontinentalen Naht findet Divergenz statt, weil sich die Platten von Amerika und Eurasien voneinander entfernen. So lassen sich natürlich auch die Erdbeben außerhalb von Reykjanes erklären, auch wenn sich die meisten davon an Zentralvulkanen ereigneten. Das stärkste Erdbeben hatte übrigens eine Magnitude von 2,9 und lag unter dem Hofsjökull.




Die erwähnte Bodenhebung manifestiert sich z.B. im Bereich von Svartsengi. Im Vergleich zur früheren Hebungsrate vor der Eruption ist sie aber gering. Innerhalb von 3 Wochen hob sich der Boden um 4 Zentimeter. Berücksichtigt man aber, dass die Eruption noch im Gange ist und ein Lavastrom gefördert wird, darf man die Vorgänge weiterhin mit Spannung beobachten. Anzeichen für ein baldiges Ende des Ausbruchs gibt es nicht und die Parallelen zur ersten Fagradalsfjall-Eruption werden immer deutlicher.

Starke Bodenhebung der Askja detektiert

Stärker als bei Svartsengi präsentiert sich die Bodenhebung der Askja. An der Messstation OLAC schoss der Boden in den letzten 4 Wochen um fast 15 Zentimeter in die Höhe. Seit Beginn der Hebungsphase hob sich der Boden um 80 Zentimeter. Stellt sich die Frage, wie elastisch der Untergrund noch ist und ob es nicht bald zu Brüchen kommt. Auffällig ist, dass die anderen Messstationen in der Caldera dem steilen Aufwärtstrend von OLAC nicht folgen.

Island: Lavaüberlauf aus neuem Krater am 7. April

Lavaschub ließ Krater überlaufen. © mbl.is/Hörður Kristleifsson

Verstärkter Schub ließ Lava aus dem Krater überlaufen – Parallelen zur Fagradalsfjall-Eruption

Gestern Nachmittag begann gegen 15:00 Uhr Lava über den Rand des neuen Kraters auf der Sundhnúkar-Spalte überzulaufen. Außerdem nahm die Höhe des Lavaauswurfs deutlich zu. In den Tagen zuvor schloss sich die offene Südwestflanke des Kegels, durch die zuvor die Lava abfließen konnte. Dadurch nahm der Gegendruck durch die Auflast der Lavasäule im Förderschlot zu, so dass die Aktivität nachließ. Da aber weiter Magma aus der Tiefe aufsteigt, überschreitet der Druck im Fördersystem nach einiger Zeit die Auflast, so dass vermehrt Magma aufsteigen kann und es zum Überlauf kommt. Dieser Prozess kann sich nun stetig widerholen.

Das Seismogramm zeigte während des Lavaüberlaufs eine Zunahme schwacher Erdstöße und eine kleine Tremorspitze. Große Fluktuationen blieben aber aus. Gegen 21:45 Uhr endete der Lavaüberlauf. Danach sah man auf der Livecam, dass ein Lavastrom in Richtung Norden floss. Bislang bahnte sich die Schmelze ihren Weg in südlicher Richtung.

Dieses Verhalten erinnert an die erste Fagradalsfjall-Eruption von 2021, als es im weiteren Verlauf Pulse gab, die mehrere Hundert Meter hohe Lavajets erzeugten. Einige Wochen später reichte der Gasdruck nicht mehr aus, um solche Jets zu generieren, aber dann kam es zu einem intervallartigen Verlauf der Eruption, bei dem sich Pausen mit Lavaüberläufen abwechselten. Es ist zwar nicht gesagt, dass es sich diesmal genauso verhalten wird, doch eine Tendenz dazu ist gegeben. Die aktuelle Eruption ähnelt der ersten Fagradalsfjall-Eruption dahingehend, dass nach der Initialphase, bei der der magmatische Gang leerlief, die Schmelze direkt aus einem tiefen Magmenreservoir in der Asthenosphäre aufsteigt und am Vulkan austritt.

Interessant ist die widersprüchliche Aussage zweier isländischer Vulkanologen, die bei MBL nachzulesen ist. Ármann Höskuldsson sagte, dass die Veränderung ein Zeichen dafür sei, dass die Kraft des Ausbruchs nachgelassen habe. Er sagt das Ende des Ausbruchs in dieser Woche voraus. Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson meinte, der Ausbruch könne noch mehrere Wochen andauern. Die beiden populären Vulkanologen lagen in den letzten Wochen mit ihren Prognosen häufig daneben. Ármann war es, der bereits vor Ostern meinte, dass die Eruption die Feiertage nicht überleben würde. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Þorvaldur Recht behalten könnte. Wissenschaftlich zu belegen sind beide Prognosen allerdings nicht. Sie basieren bestenfalls auf Erfahrungswerten.

Island: Eruption geht aus einem Krater weiter

Eruption der Sundhnúkar-Kraterreihe hält an – Bodenhebung bestätigt

Auf Island geht der Sundhnúkar-Ausbruch bei Svartsengi weiter, beschränkt sich inzwischen aber auf einen Kraterkegel. Die Eruption begann vor drei Wochen und erzeugte in ihrem Anfangsstadium den größten Lavaausstoß der Serie bei Svartsengi. Ich bin heute von meiner Stippvisite auf Island zurückgekehrt und konnte mir selbst ein Bild der Lage machen. Am Dienstag näherte ich mich der Eruption per Helikopter und sah noch Aktivität aus zwei Kratern, wobei sich die stärkste Aktivität auf den jetzt noch aktiven Krater konzentrierte. Gestern wurde ich dann mit einem Wagen der lokalen Einsatzkräfte durch Grindavik gefahren und konnte die Schäden in der Stadt begutachten. Im Anschluss ging es vom Südosten her auf den Husafjall, von wo ich aus einen Blick über das Eruptionsgebiet hatte und kurz eine Drohne in Richtung Krater fliegen lassen konnte. In den drei Tagen zwischen meinen beiden Beobachtungen hatte sich die Aktivität subjektiv verringert, was sich allerdings nicht im Tremor niederschlägt, denn dieser hat seitdem leicht zugenommen. Vom aktiven Krater ging gestern ein Lavastrom aus, der nur noch auf einer Länge von ca. 200 m Rotglut an der Oberfläche zeigte. Weiter vorangeschrittene Lavafronten waren inaktiv. Die Verschnaufpause nutzen die Isländer, um die Dämme um Grindavik und Svartsengi zu verstärken. Man schreckt auch nicht davor zurück, die erst wenige Wochen alten Lavafelder zu bearbeiten.

Das Eruptionsgebiet und insbesondere Grindavik sind weiträumig abgesperrt. In erster Linie geht es darum, die Bewohner von Grindavik zu schützen und Neugierige fernzuhalten. Gestern wurde aber aufgrund einer erfolgreichen Klage des isländischen Journalistenverbands Pressevertretern wieder der Zugang ins Sperrgebiet gestattet, allerdings nur in Begleitung einer Eskorte. Frei bewegen darf man sich nicht. Dennoch habe ich Glück gehabt, dass ich dann als einer der ersten Journalisten wieder ins Gebiet reingelassen wurde.

Einstweilen wurde von Seiten der IMO-Wissenschaftler eine Zunahme der Bodenhebung unter Svartsengi bestätigt. Anhand der GPS-Messdaten lässt sich dieser Umstand sehr schön nachvollziehen. Es wird also weniger Lava bei der Eruption ausgestoßen, als an Magma aus der Tiefe ausgestoßen wird.

Wie lange die Eruption noch anhalten wird, ist ungewiss. Prognosen, dass sie Ostern nicht überdauern wird, haben sich offensichtlich nicht bestätigt. Es scheint sich aber zu bestätigen, dass mit weiteren Eruptionen zu rechnen ist, nachdem der aktuelle Ausbruch vorbei ist. Bilder und ein ausführlicher Reisebericht folgen in Kürze.

Island: Tremor bleibt Ende März hoch

Trotz Tremor mit leicht steigender Tendenz, stellte der kleinste Krater seine Aktivität ein

Der Vulkanausbruch auf Island hält auch zwei Wochen nach seinem Beginn weiter an. In den letzten Tagen waren drei Kraterkegel aktiv. Gestern meldeten IMO-Vulkanologen, dass der kleinste Kraterkegel seine Aktivität komplett eingestellt hat. Der zweitgrößte Krater ist nur noch schwach aktiv und die Tätigkeit konzentriert sich auf den größten Kraterkegel im Norden der Kraterreihe, die sich auf der anfänglichen Eruptionsspalte gebildet hat. Dieser Kraterkegel wächst weiter und soll an seiner höchsten Stelle gut 25 m hoch sein. An seiner Südseite ist der Kegel offen und entlässt einen Lavastrom, der vornehmlich auf Grindavik zufließt, aber ein gutes Stück vor der Stadt an den Barrieren stoppt.

Betrachtet man das Livecambild, gewinnt man den Eindruck, dass die Lavafontänen im Krater weniger hoch sind als in den letzten Tagen, doch da der Kraterrand immer höher anwächst, kann das auch nur eine Täuschung sein. Der Tremor ist relativ stabil und stieg in den letzten Stunden sogar leicht an. Aus den GPS-Daten kann man mit Wohlwollen noch eine minimale Bodenhebung im Bereich von Svartsengi ablesen. Trotzdem meint Vulkanologe Ármann Höskuldsson, dass der Ausbruch Ostern wahrscheinlich nicht überleben werde. Da ich Morgen zusammen mit meinem Sohn nach Island aufbreche, hoffe ich doch, dass sich Ármann irrt. Dennoch würde es ins Muster passen, da die letzten 2 Eruption am Fagradalsfjall endeten, als ich endlich reisebereit war. Im Endeffekt hängt die Eruption aber davon ab, ob der Magmenstrom aus der Tiefe anhält und ob der Gasdruck ausreicht, das System offen zu halten. Kommt es zu einer Blockade des Magmatunnels zwischen Svartsengi und den Sundhnúkar-Kratern, kann die Eruption schnell enden. Andererseits erinnert die Situation an die erste Fagradalsfjall-Eruption von 2021, die sehr langlebig war und im späteren Verlauf anfing zu pulsieren.

Nach der Eruption wird vor der Eruption sein

Der oben genannte Vulkanologe stellte eine weitere Prognose auf und meinte gegenüber der Zeitung MBL, dass er damit rechne, dass die Ausbruchsserie anhalten wird. Möglicherweise wird es nach dem Ende der aktuellen Eruption aber länger dauern, bis das Magmen-Reservoir wieder voll ist, als es nach den vorangegangenen Ausbrüchen der Fall gewesen war. Mario, ein Vnet-Leser, der gerade auf Island ist, deutete mir gegenüber an, dass man sich vor Ort Sorgen darüber macht, dass die gerade erst beginnende Ausbruchsserie große Probleme für Reykjanes mit sich bringen wird.

Obwohl ich in der nächsten Woche also auf Island verweilen werde, wird Vnet weiter aktualisiert, wenn auch nicht in so hoher Frequenz wie gewohnt. Ein paar zeitlose Artikel habe ich auch schon für Euch vorbereitet und, sofern möglich, werde ich von Island aus berichten. Allerdings rechne ich nicht damit, bis ins Sperrgebiet vordringen zu können, und wir werden auch ein wenig Sightseeing unternehmen und nicht nur in Vulkannähe abwarten.

Island: Vegetationsbrände verschlechtern Luftqualität

Moosfeuer am Rand des Lavafelds sorgen für dicke Luft auf Reykjanes

Die Eruption an der Sundhnúks-Kraterreihe auf der isländischen Reykjaneshalbinsel geht weiter und sorgt für ein weiteres Ärgernis, denn das gute Wetter auf Island befeuert Moosbrände, die sich am Rand des Lavafelds ausbreiten. Von den Feuern steigt Rauch auf, der mit dem Wind über weite Teile der Reykjanes-Halbinsel verteilt wird und die Luftqualität zusätzlich zu den vulkanischen Gasen weiter verschlechtert.

Die Feuerwehr ist im Einsatz und versucht, die Brände unter Kontrolle zu bekommen. Ein Problem besteht in der schweren Zugänglichkeit des Areals, das man mit schweren Löschfahrzeugen nicht erreicht. Daher setzt die Feuerwehr kleine Geländefahrzeuge und Quads ein, um zu den Brandherden vorzudringen. Das bedingt den Einsatz kleinerer Löschgeräte, so dass die Brandbekämpfung ein langwieriges Unterfangen darstellt. Das trockene Wetter soll auch in der nächsten Woche anhalten, so dass sich die Situation noch verschärfen könnte.

Der Vulkanausbruch selbst ist stabil und ein signifikantes Nachlassen der Tätigkeit ist nicht zu erkennen. Der Tremor ist stabil und es gibt nur schwache Fluktuationen der Amplitude. Nach einem leichten Abfall in den letzten Tagen, stieg er zuletzt genauso wieder an.

Größter Kraterkegel ist ca. 25 m hoch

Anders als bei den vorherigen Eruptionen am Fagradalsfjall ist der Zugang zur Eruptionsstelle öffentlich nicht zugänglich. Leider scheint es auch kein Interesse von Seiten der isländischen Behörden zu geben, internationaler Presse den Zutritt zur Eruption zu gewähren. So gibt es nur wenige Augenzeugenberichte und Aufnahmen jenseits der Livestreams. Ein isländischer Drohnenflieger schafft es aber -wahrscheinlich mit Hilfe von Vitamin B, wobei das „B“ für Beziehungen steht- immer wieder Pressezutritt zu bekommen, und teilt seine Aufnahmen auf Social Media. In einem seiner Berichte heißt es, dass der größte Kraterkegel inzwischen auf 20 bis 25 m Höhe angewachsen sei.

Ich persönlich finde das Verhalten der isländischen Behörden wenig erquicklich und reichlich unprofessionell: Einigen wenigen einheimischen Pressevertretern wird der Zugang zum Vulkan ermöglicht, und diese haben dann quasi ein Monopol für Bilder und Berichte, die sie an Agenturen verkaufen. Ausländische Journalisten bekommen keinen Zugang und werden benachteiligt. Hier sehe ich einen Verstoß gegen das Presserecht.

Island: Plünderungen im evakuierten Grindavik

Diebstähle und Plünderungen in Grindavik – Sicherheitsmaßnahmen sollen erhöht werden

Seit November letzten Jahres ist der isländische Küstenort infolge von Erdbeben und Vulkanausbrüchen immer wieder evakuiert worden, und obwohl viele Einsatzkräfte durch die leeren Straßen patrouillieren, kommt es zu Diebstählen, die von den Behörden mit Plünderungen gleichgesetzt werden. Darüber sprach Grindaviks Bürgermeister Fannar Jónasson in einem MBL-Interview. Zuletzt wurden am Dienstagabend zwei Männer festgenommen, die Aluminiumplatten aus einem Vorgarten gestohlen hatten. Andere Metalldiebe waren erfolgreich und entwendeten von einer Baustelle Eisenmatten. Metalldiebstähle sind auch bei uns keine Seltenheit und oft zeichnet sich dafür eine bestimmte Personengruppe verantwortlich, die jeder gleich im Hinterkopf hat, aber niemand öffentlich benennt. Ob es auf Island auch so ist, ist mir nicht bekannt. Auf jeden Fall zeigt man sich in der leidgeplagten Stadt wenig begeistert von den Vorfällen, die die Bewohner von Grindavik in einer Zeit treffen, in der ihre finanzielle Existenz infrage gestellt ist.

Über Ostern befürchtet man weitere Diebstähle und plant, die Polizeipräsenz in Grindavik aufzustocken. Auch sollen die Kontrollen an den Zufahrtsstraßen verstärkt werden. Man rechnet eher mit wenigen Menschen, die sich über die Feiertage in der Stadt aufhalten werden, da viele Ostern in ihren Evakuierungsunterkünften verbringen werden und die Bau- und Aufräumarbeiten weitestgehend ruhen werden.

Vulkanausbruch bei Sundhnúksgíga hält an

Während man sich in Grindavik also vor Diebstählen fürchtet, geht der Vulkanausbruch in Sichtweite der Stadt weiter. Die Aktivität konzentriert sich auf den größten Krater, der sich auf der Spalte gebildet hatte. Zwei weitere Kraterkegel sind noch schwach aktiv. Vorgestern gab es einen leichten Rückgang der Tremoramplitude, doch seitdem ist er stabil. Die Lava fließt in Richtung Süden und beginnt Tunnel zu bilden. Gestern wurden Bilder veröffentlicht, die zeigen, wie es aus einem dieser Tunnel zu einem Ausbruch am Steinbruch kam. Unterirdisch fließende Lava stellt eine heimtückische Gefahr dar, denn unerkannt kann sie größere Strecken zurücklegen und so die Lavafront verschieben. Obwohl die Eruption schwächer als zu anfangs ist, besteht die Möglichkeit, dass die Lava im Laufe der Zeit doch noch bis zur Küstenstraße vordringen könnte.

Der Lavaaufstieg aus der Tiefe hält an und im Bereich von Svartsengi gibt es eine schwache Bodenhebung, die sich seit Eruptionsbeginn auf ca. 25 mm beläuft. In den letzten Stunden stagnierte die Hebung allerdings.