Widersprüchliche Nachrichten zur Bodenhebung auf Island

Hebt sie sich oder hebt sie sich nicht?

Heute wurden zwei widersprüchliche Nachrichten zu den Geschehnissen verbreitet. Sie drehen sich um die Landhebung westlich des Thorbjörn-Vulkans beim Thermalgebiet Svartsengi. IMO veröffentlichte eine Analyse der Daten, in der die Forscher zum Schluss kommen, dass die Bodenhebung in einem ähnlichen Tempo wie in den letzten Tagen vonstatten geht. Diese Schlussfolgerung wird von der Tatsache gestützt, dass die Seismizität weiterhin hoch ist. Täglich manifestieren sich hunderte Erdbeben auf Reykjanes, von denen sich die meisten in dem Gebiet mit der Bodenhebung ereignen. Das stärkste Beben heute Nacht hatte eine Magnitude von 3,7. Dennoch hat sich die Intensität des Schwarms etwas abgeschwächt. Insbesondere gab es deutlich weniger Erdbeben mit Magnituden ab 3.

In der FB-Gruppe „Eldfjalla- og náttúruvárhópur Suðurlands“ (Südland Vulkan- und Naturgefahrengruppe) wurde ein Bericht veröffentlicht, nachdem sich die Bodenhebung deutlich verlangsamt hat, bzw. sogar stoppte und rückläufig ist. Sprich, der Boden soll sich wieder etwas absenken. Tatsächlich zeigen die GPS-Messstationen im Bereich von Svartsengi und am Fagradalsfjall, dass die Bodenhebung offenbar den Rückwärtsgang eingelegt hat. Es gibt aber 2 relevante Ausnahmen: an der Thorbjörn-Messtation und bei Grindavik legten die Messwerte noch etwas zu. Es könnte also sein, dass die Schmelze im Untergrund in Richtung Südosten migriert.

Nach wie vor gibt es noch keine Anzeichen für einen finalen Magmenaufstieg. Die Schmelze sammelt sich wie gewohnt in 5 bis 4 km Tiefe und bildet dort wahrscheinlich magmatische Gänge, ähnlich wie wir es in den vergangenen Jahren öfters sahen. Genaue Modelle der unterirdischen Vorgänge stehen noch aus, ich kann mir aber gut vorstellen, dass die isländischen Forscher mit Nachdruck daran arbeiten, schließlich will sich niemand von einem Vulkanausbruch überraschen lassen. Bemerkenswert ist, dass die erhöhte Aktivität nun bereits eine Woche am Stück andauert. Es handelt sich um die längste Schwarmbeben-Episode mit Bodenhebung seit Ende der letzten Eruption.

Island: weitere Erdbeben und Bodenhebung am 31.10.23

Auf der Reykjanes-Halbinsel hebt sich der Boden weiter

Einmal mehr muss ich über die Geschehnisse auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel berichten, denn der Erdbebenschwarm intensivierte sich heute Morgen erneut. Das seismische Netzwerk auf Island registrierte inzwischen mehr als 10.000 Erdbeben, die sich im Zuge des Schwarms nördlich von Grindavik ereigneten. In den letzten 48 Stunden hatten 8 Erdbeben Magnituden ab 3. Die stärkste Erschütterung dieses Zeitraumes ereignete sich gestern Mittag und brachte es nach einer Korrektur des Werts auf M 4,2. Zuvor wurde eine Magnitude von 4,5 angegeben. Gestern Nachmittag entspannte sich die Lage etwas, um sich dann heute wieder zu verschärfen. Verschärft hat sich auch die Bodenhebung, wenigstens wenn man den aktuellen Daten der GPS-Messungen trauen darf: Der grüne Messpunkt sprang bei der letzten Messung an praktisch allen Messstationen, an denen in den letzten Tagen eine signifikante Bodendeformation gemessen wurde, nach oben. Demnach beträgt die Bodenhebung südlich des Fagradalsfjalls 50 mm und bei Svartsengi und am Thorbjörn gut 40 mm. Am Fagradalsfjall sieht es ähnlich aus. Selbst unter Grindavik hob sich der Boden um ca. 20 mm an.

Die isländischen Vulkanologen sprechen einheitlich von einer sehr schnell stattfindenden Bodenhebung, auch wenn sie sich in den letzten beiden Tagen etwas verlangsamte. Bereits vorgestern zeigte sich Þorvaldur Þórðarson über die Geschehnisse besorgt und meinte in einem MBL-Interview, dass im Falle einer sich anbahnenden Eruption die Reaktionszeit kurz wäre, um Evakuierungen der Blauen Lagune und des Geothermalkraftwerks einzuleiten. Der Leiter des Thermalbads erklärte, dass man engmaschig Daten erfasst und sie genau im Auge behält. Dazu gehören auch Temperaturmessungen des Wassers. Sollte Magma in flache Schichten eindringen, erwartet man einen Anstieg der Wassertemperatur. Es stellt sich natürlich die Frage, wie lange man das Thermalbad für Besucher geöffnet halten will. Mitunter kann der finale Magmenaufstieg sehr schnell gehen und mit jedem Tag, an dem die seismische Aktivität aufgrund Magmenintrusion anhält, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen baldigen Vulkanausbruch.

Weitere Erdbeben und Bodenhebung auf Island am 30.10.21

Schwarmbeben unter Reykjanes verstärkte sich wieder – Bodenhebung hält an

Datum 30.10.23 | Zeit: 12:19:07 UTC | Lokation:  63.885 ; -22.385 | Tiefe: 5,9 km | Md 4,5

Update 14 Uhr: Reykjanes kommt nicht zur Ruhe, denn es ereignete sich ein Erdbeben Md 4,5 in knapp 6 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 5,8 km west-Südwestlich vom Fagradalsfjall lokalisiert. Somit lag es ca. 2,4 km östlich von Svartsengi und der Blauen Lagune, direkt neben einer alten Eruptionsspalte.

Originalmeldung: Nachdem die Erdbebentätigkeit gestern auf Reykjanes schwächelte und es zwischenzeitlich so aussah, als würde sich der Erdbebenschwarm seinem Ende zuneigen, intensivierte sich die Aktivität abends wieder. Dabei verlagerten sich die Epizentren westwärts, wobei sich die Beben generell im Gebiet von Svartsengi häufen. Entsprechend der Verlagerung der Epizentren nahm auch die Bodenhebung westlich des Geothermalkraftwerks am stärksten zu, wobei auch am Thorbjörn-Vulkan und unter Grindavik Inflation einsetzte, während sie in Richtung Osten am Fagradalsfjall etwas zurückging. Unter Grindavik hob sich der Boden innerhalb von 2 Tagen um 10 mm. Ähnlich verhielt es sich im Jahr 2022 vor der Meradalir-Eruption, als einige Wochen vor dem Ausbruch die Bodenhebung zwischen Svartsengi und Eldvörp Sorgen bereitete. Die damals akkumulierte Schmelze dürfte sich noch heute zumindest teilweise im Boden befinden. Die Grafik der GPS-Messstation zeigt, dass sich der Boden nach dem starken Anstieg von 2022 nur wenig absenkte. Deutlich wird auch, dass die aktuelle Hebung im Vergleich zu den früheren Hebungsphasen noch gering ist. Trotzdem ist es unmöglich vorherzusagen, wann sich im Untergrund genug Magma für einen Ausbruch angesammelt hat. So spekulieren isländische Forscher in den Medien über eine mögliche Eruption im Bereich der wichtigen Infrastruktur von Geothermalkraftwerk und Blauer Lagune.

Ob- und wann es tatsächlich zu einer Eruption kommen wird, lässt sich bis jetzt genauso wenig schlüssig sagen, wie man den Ort des nächsten Ausbruchs bestimmen kann. Ich persönlich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Wochen einen weiteren Vulkanausbruch auf Island sehen werden.

Vor wenigen Monaten hätte ich noch darauf getippt, dass wir eine Eruption an der Askja sehen werden, doch hier sieht es nach einer (vorläufigen) Entspannung der Situation aus, obwohl sich weiterhin eine große Menge magmatischer Fluide im Untergrund des Vulkans befindet. Doch die Fluidbewegungen scheinen nicht ganz gestoppt zu haben, denn an den Messstationen im Norden der Caldera gibt es Fluktuationen, sodass der Graf Wellenförmig verläuft.

Weitere Bodendeformation auf Island am 29.10.23

Bodenhebung beim Geothermalkraftwert Svartsengi und der Blauen Lagune bereiten Sorgen

Das Schwarmbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat sich weiter abgeschwächt, ist aber noch nicht ganz vorbei. IMO berichtet von mehr als 7500 Erdbeben. Achtzehn hatten Magnituden größer als 3. Doch das eigentliche Problem stellen nicht die Erdbeben dar, denn sie sind nur Symptome von Prozessen im Untergrund, die letztendlich zu einem Vulkanausbruch führen könnten. Sprich, die Erdbeben sind nicht tektonischer Art, sondern werden direkt oder indirekt von aufsteigendem Magma verursacht, das sich in der Erdkruste akkumuliert und darauf wartete, bis an die Erdoberfläche vordringen zu können. Bis jetzt sammelte sich die Schmelze vorwiegend unter einem nicht besiedelten Gebiet im Bereich des Fagradalsfjall an, aber das änderte sich jetzt: vorgestern begann sich Magma direkt im Bereich der Haupterdbebenzone 1,5 km nordwestlich des Thorbjörn-Vulkans anzusammeln. Dort liegen das Geothermalkraftwerk Svartsengi und die Blaue Lagune.

Neue GPS-Daten und die Auswertung von INSAR-Satellitendaten zeigen, dass sich der Boden dort innerhalb von 48 Stunden um 3 cm hob! Ein erstaunlicher Wert, der Grund zur Besorgnis gibt. Es ist nicht das erste Mal, dass in diesem Areal eine Magmenintrusion festgestellt wurde: seit 2020 gab es bereits 4 ähnliche Ereignisse im Vorfeld der Fagradalsfjall-Eruptionen, doch während der aktuellen Episode hob sich der Boden am schnellsten. Es stellt sich natürlich die Frage, ob sich hier irgendwann genug Schmelze akkumuliert, damit es zu einem Vulkanausbruch kommen kann. Das hätte dann- anders als am Fagradalsfjall- möglicherweise erhebliche Auswirkungen auf die isländische Infrastruktur. Das Geothermalkraftwerk versorgt die Flughafen- und Hauptstadtregion mit Strom und Wärme und die Blaue Lagune ist ein touristischer Hotspot. Bis jetzt ist es allerdings unklar, ob es hier tatsächlich zu einem Ausbruch kommen wird, oder ob sich die Aktivität wieder in Richtung Osten verlagern wird. Dort, genauer am Fagradalsfjall, hebt sich der Boden ebenfalls weiter. Was ich noch beunruhigter finde als die vertikale Bodenhebung, ist der horizontale Versatz des Bodens, der sich seit Beginn der seismischen Krise deutlich beschleunigte und vergleichbare Werte angenommen hat, wie kurz vor der letzten Eruption. Eine Bewegungskomponente war im Juli gen Norden gerichtet, doch jetzt läuft sie in entgegengesetzter Richtung. Damals gab es auch eine Verschiebung in östlicher Richtung, die sich jetzt fortsetzt und gut 20 mm beträgt. Der horizontale Bodenversatz spiegelte damals eine weitaus größere Bodenhebung wider, als von den GPS-Messungen erfasst wurde. Sie zeigte sich erst relativ spät in INSAR-Karten. Rechnet man das Geschehen hoch und vergleicht es mit jenem vor den anderen Eruptionen, kann es eigentlich nicht mehr lange dauern, bis wir eine weitere Eruption auf Island sehen werden.

Der VONA-Alarmstatus wurde übrigens auf „Gelb“ erhöht. Eine Eruption ist theoretisch ohne weiter Vorwarnungen möglich.

Bodenhebung unter Reykjanes detektiert – News vom 28.10.23

Erdbeben und Bodenhebung von 20 mm nahe Fagradalsfjall auf Reykjanes festgestellt

Das Schwarmbeben nördlich von Grindavik auf der Reykjanes-Halbinsel hält an, auch wenn die Intensität des Schwarms mittlerweile deutlich fluktuiert und sich ruhigere Phasen mit stärkeren abwechseln. Auf der Website von IMO ist zu lesen, dass sich bis heute Nacht um 2 Uhr ca. 6500 Beben ereignet hatten. Im Laufe des Tages dürfte dann um die 7000 Beben erreicht werden. Schon ein beachtlicher Schwarm, wenn auch nicht der Stärkste, den wir in den letzten Jahren auf Island beobachten durften. Bis jetzt wurde spekuliert, dass die Beben im Zusammenhang mit Magmenaufstieg stehen und dass sich Schmelze in einem tief liegenden Magmenkörper unter dem Fagradalsfjall ansammelt. Gestern wurden diese Spekulationen dann in einem deutlichen Anstieg der Bodenhebung bestätigt, als man an der Messstation FEFC, die südlich vom Fagradalsfjall liegt, einen deutlichen Anstieg der Bodenhebung um 20 mm feststellen konnte. Insgesamt hob sich der Boden seit dem Ende der letzten Eruption um 60 mm. An der Messstation GOHN, die im Zentrum des Fagradalsfjall-Hügelkomplexes steht, beträgt die Hebungsrate 42 mm. Die neuerliche Bodenhebung konnte in einer InSAR-Karte mit Daten zwischen dem 26. und 27. Oktober noch nicht abgebildet werden.

Die Wissenschaftler vom IMO gehen weiterhin davon aus, dass die Beben, deren Epizentren gut 5 km nordwestlich des Vulkans liegen, durch Spannungen im Untergrund ausgelöst werden. Dennoch lässt sich eine seitwärts gerichtete Migration des Magmas nicht ausschließen.

Ari Trausti, ein Geowissenschaftler von IMO twitterte (oder muss man Xte sagen? Schon erstaunlich, wie ein geldgeiler „Visionär“ eine etablierte Medienplattform verhunzen kann), dass man damit rechnet, dass es zu einer Eruption im Bereich des Fagradalsfjall kommen wird, sollte die Schmelze weiter aufsteigen. Dabei hält man es zumindest für möglich, dass die Lava weiter im Westen oder Süden austreten wird, als es bei den bisherigen Eruptionen der Fall gewesen war. Noch vor wenigen Wochen gab es die Spekulation, dass sich eine potenzielle Eruption weiter in östliche Richtung verlagern könnte. Ich denke, dass man bisher nicht sagen kann, wo genau es zu einem Ausbruch kommen wird. Dazu steckt das Magma noch zu tief im Boden und es steigt selten einfach nur senkrecht auf, sondern migriert entlang von schräg verlaufenden Schwächezonen im Gestein.

Natürlich wollen wir alle wissen, wann es zur nächsten Eruption kommt. Ich denke, mit einer Deformation von 60 mm haben wir schon ein gutes Stück Bodenhebung erreicht. Wenn sich der Wert verdoppelt kommen wir in den kritischen Bereich.

Magmenintrusion auf Reykjanes am 27.10.23

Erdbeben durch Stress infolge Magmenintrusion auf isländischer Reykjanes-Halbinsel

Datum 27.10.23 | Zeit: 04:02:56 UTC | Lokation: 63.871 ; -22.450 | Tiefe: 3,7 km | Md 4,3

Die intensive Schwarmbebenaktivität unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel hält den dritten Tag in Folge an. Bis jetzt gibt es keine Anzeichen für eine Entspannung der Situation, im Gegenteil: IMO zählte mehr als 5000 Erdstöße, von denen die meisten relativ schwach waren, aber es gab auch 18 Erdbeben mit Magnituden über 3. Darunter befand sich ein stärkerer Erdstoß Md 4,3, der sich heute Nacht um 04:02:56 UTC manifestierte. Das Hypozentrum befand sich in 3,7 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 3,6 km nördlich von Grindavik verortet. Kurze Zeit später gab es ein Beben Md 3,7. Die Erdbeben konzentrieren sich auf ein Areal in der Nähe des Geothermalkraftwerks Svartsengi, genauer zwischen Stóra-Skogafell und nordöstlich von Eldvörp. Dort bebte es auch im Vorfeld der Meradalir-Eruption von 2022. Bislang wurde in der Gegend keine nennenswerte Bodenhebung festgestellt, doch langsam beginnt eine schwache Bodenverformung an der GPS-Station FEFC östlich von Festarfjall messbar zu werden. Diese Bodendeformation könnte durch Magma verursacht werden, dass sich in der Tiefe von Nordosten nach Südwesten ausbreitet.

Karte zeigt Magmenintrusion

Schaut man sich die Shakemap an, dann erkennt man, dass die Beben über ein großes Areal streuen, wie es für die Vorbereitungsphasen von Vulkanausbrüchen dort typisch ist. Die IMO-Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Beben indirekt durch eine tiefe Magmenintrusion unter dem Fagradalsfjall Vulkan verursacht werden. Dadurch ändert sich das Spannungsfeld der Region und der Stressabbau führt zu den Erschütterungen entlang von Risssystemen nördlich von Grindavik.

Man rechnet damit, dass der aktuelle Schwarm länger anhalten wird und dass es in der nächsten Zeit weitere vergleichbare Ereignisse geben wird. Es ist wahrscheinlich, dass die Seismizität dann wieder in einer Eruption gipfeln wird.

Die Forscher planen die Erstellung einer neuen INSAR-Karte, die mittels Radarmessungen von Satelliten aus erstellt wird und eine genaue Übersicht der Bodenhebungen generiert.

Intensives Schwarmbeben auf Reykjanes am 26.10.23

Sehr starkes Schwarmbeben auf Reykjanes deutet auf Magmenintrusion hin

Das Schwarmbeben, das gestern unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel begann, dauert an und hat sich sogar intensiviert. Heute Morgen schrieb das IMO, dass mehr als 3000 Erschütterungen registriert worden seien. Das stärkste Erdbeben ereignete sich gestern Morgen und hatte eine Magnitude von 4,5. Insgesamt wurden 9 Beben mit Magnituden über 3 festgestellt. Die meisten dieser stärkeren Erdbeben konzentrierten sich in einem Bereich nördlich von Grindavik, genauer in der Nähe des Thorbjorn-Vulkans und des Geothermalkraftwerks Svartsengi. Dort befindet sich auch das bekannte Thermalbad Blaue Lagune. Im weiteren Geschehen verlagerte sich die Erdbebenaktivität Richtung Osten und näherte sich auch dem Bereich des Vulkans Fagradalsfjall. Die Hypozentren der Beben liegen flach und streuen um 5 km Tiefe.

Bis jetzt zeigen die GPS-Messungen am Thorbjorn keine ungewöhnliche Bodenhebung, und es ist unklar, ob das Schwarmbeben durch eine Magmenintrusion ausgelöst wurde. Ich halte einen Zusammenhang allerdings für wahrscheinlich. Die Beben finden ja statt, wenn das Magma seine Intrusion beginnt, und es wird eine Weile dauern, bis sich dieser Prozess in einer oberflächlich messbaren Bodenhebung widerspiegelt. Die Bodenhebung im Bereich des Fagradalsfjalls beträgt nach der letzten Messung gestern Abend wieder 40 mm, wobei ein relativ großes Areal von der Bodenhebung betroffen ist. Es breitet sich fast 8 km in Richtung Osten aus. Die größte Bodenhebung wird an der Küste im Süden des Vulkans festgestellt. An der Messstation FEFC liegt die Hebung bei 42 mm. Wie groß sie vor der Küste ist bleibt unklar.

Die IMO-Wissenschaftlerin Lovísa Mjöll Gudmundsdóttir äußerte sich gestern in einem Interview bei MBL zur Situation und sagte, dass das Schwarmbeben an die seismische Aktivität von 2022 erinnert. Wenige Wochen vor der Eruption im Meradalir-Tal gab es ähnliche Schwarmbeben am Thorbjörn. Damals verlagerten sie sich erst weiter westwärts, bevor die Aktivität dann auf den Fagradalsfjall übersprang. Auch schon vor der ersten Eruption in 2021 lag der Bebenschwerpunkt eine Weile beim Thorbjorn.

Der isländische Katastrophenschutz deklarierte eine „Phase der Unsicherheit“ und rief die Bewohner der Region zur erhöhten Vorsicht auf. Eine besondere Gefahr gehe von stärkeren Erdbeben aus, die Erdrutsche auslösen könnten und auch schwere Gegenstände in Gebäuden umkippen lassen könnten.

Starkes Erdbeben auf Island am 25.10.23

Erdbeben Mw 5,1 im Bereich des Bardarbunga

Datum 24.10.23 | Zeit: 22:19:46 UTC | Lokation: 64.716 ; -17.778 | Tiefe: 3 km | Mw 5,1

Heute scheint ein bewegender Tag auf Island zu sein, zumindest wenn man die Tektonik der Insel betrachtet. Das EMSC meldete gestern Abend um 22:19.46 UTC ein vergleichsweise starkes Erdbeben, das vom isländischen IMO registriert wurde. Es hatte eine Magnituden von 5,1 und manifestierte sich westlich des Gletschers Vatnajökull. Das Hypozentrum lag in 3 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 109 km süd-südöstlich von Akureyri verortet. Direkt beim IMO wird das Erdbeben ein wenig anders bewertet und brachte es demnach auf eine Magnitude von 4,9 und soll unter dem Nordrand des Gletschervulkans Bardarbunga gelegen haben. Wie auch immer, es war einer der stärksten Erdstöße auf Island, der seit einigen Monaten gemessen wurde, wobei es in letzter Zeit mehrere Erdbeben gab, die an der Spitze des Magnitudenbereichs liegen, der für Island typisch ist.

Erdbeben Mb 3,9 bei Grindavik auf Reykjanes

Natürlich mischt auch die Reykjanes-Halbinsel weiter im seismischen Geschehen Islands mit und präsentiert uns heute Morgen um 05:35 Uhr einen schönen Erdbebenschwarm, der sich wenige Kilometer nördlich von Grindavik zuträgt. Ein Kilometer nordwestlich der vulkanischen Erhebung Thorbjorn rappelte es mit einer Magnitude von 3,9. Der Erdbebenherd lag hier in 4,9 km Tiefe. Dieser Erdstoß ereignete sich im Rahmen eines Schwarmbebens, von dem auch die Region Fagradalsfjall betroffen ist. IMO registrierte hier in den letzten 48 Stunden 169 Erschütterungen. Viele befanden sich im Gebiet des magmatischen Gangs am Fagradalsfjall.

Die Bodenhebung hält weiter an und erreichte letzte Woche ein Maximum von 40 mm an der Messstation GOHN. Seitdem ist der Trend rückläufig, was aber auch durch Messungenauigkeiten zustande kommen kann. Allerdings beobachtete man auch vor der ersten Fagradalsfjall-Eruption 2021 ein gewisses Auf- und Ab der Bodenhebung. Am Thorbjorn wurde in den letzten Monaten keine Inflation festgestellt.

Apropos Bodenhebung: an der Askja scheint die Inflation nach 2 Jahren aufgehört zu haben und es bildet sich in den Messreihen ein Plateau aus. An der Messstation OLAC stagniert die Bodenhebung bei 66 cm.

Update 13:00 Uhr: Das Schwarmbeben unter Reykajnes hat sich weiter verstärkt. Es wurden 266 Erschütterungen registriert. Die meisten davon ereigneten sich in der Region um den Thorbjorn. Ein Beben hatte die Magnitude 4,5.

Erdbeben auf Island am 16.10.23

Ein weiterer Erdebenschwarm erschüttert Reykjanes

Heute ist ein unruhiger Tag auf Island, wenigstens in Bezug zur Seismizität: Ein weiterer starker Erdbebenschwarm erschüttert die Reykjanes-Halbinsel und den Fagradalsfjall. 200 Erdbeben wurden dort innerhalb von 48 Stunden detektiert. Die Beben konzentrieren sich auf den Vulkan und auf die Westspitze der Halbinsel, in der Nähe von Reykjanestá. Die meisten Beben hatten geringe Magnituden und es wurden nur 2 Erschütterungen im 2er-Bereich festgestellt. Die Hypozentren liegen oberhalb von 9 km und damit relativ flach, im Bereich des Fagradalsfjalls liegen sie in Tiefen, in denen sich auch der magmatische Gang befindet.

In diesem Zusammenhang erschien heute beim isländischen Sender RUV ein Interview mit der Geologin Kristín Jónsdóttir. Sie ist Leiterin für Naturgefahren beim Isländischen Meteorologischen Amt und empfahl Wanderern auf der Reykjanes-Halbinsel, vorsichtig zu sein, da es im Bereich des Vulkans eine starke Bodenhebung gebe und sich innerhalb von relativ kurzer Zeit ein neuer Vulkanausbruch ereignen könnte. Die Geologin gab als Zeitrahmen Wochen oder Monate an. Der Artikel war mit der Frage getitelt, ob es eine neue Eruption vor Weihnachten geben könnte. Die konkrete Antwort darauf blieb Kristín Jónsdóttir allerdings schuldig. Die Geowissenschaftler gehen auf jeden Fall davon aus, dass sich Magma unter dem Gebiet akkumuliert und dass die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Eruption relativ groß ist. Im Prinzip bestätigt der Artikel meine Spekulationen darüber, dass sich ein Ausbruch schneller ereignen könnte, als es die Statistik in Bezug auf die Pausenintervalle nahelegt.

Der Boden hebt sich auf jeden Fall weiter. Der letzte Messpunkt zeigt einen niedrigeren Wert an, als die beiden Messpunkte vom Wochenende, die eine Hebung von 40 mm anzeigten. Die nächsten Tage werden zeigen, in welche Richtung der Trend geht. Ich tippe auf einen weiteren Anstieg.

Nicht nur unter Reykjanes bebte es, sondern auch in mehreren Bereichen Südislands, unter dem Vatnajökull und entlang der Störungszonen, die in die Tjönres-Fracture-Zone münden. Ein bewegter Tag auf Island!