Vulkan Sangay am 18.03.22

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Eruption: Strombolianisch

Heute geht es in den Top-Meldungen um den Vulkan Sangay, an dem eine sehr hohe Wärmestrahlung gemessen wird.

Inhalt des Artikels

  • Am Sangay erhöhte sich die Thermalstrahlung signifikant
  • Es werden explosive Eruptionen festgestellt
  • Starke Niederschläge verursachen Lahare

Sangay mit sehr hoher Thermalstrahlung

Wer heute einen Blick bei MROVA riskiert, dem fällt sofort die rote Markierung beim Sangay auf. Der ecuadorianische Vulkan emittiert eine sehr hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von 1108 MW. Der Wert liegt im Spitzenbereich der Wärmestrahlung, die innerhalb der letzten 12 Monate registriert wurde. Die täglichen Schwefeldioxid-Emissionen liegen bei 1500 Tonnen. Visuelle Beobachtungen des Geschehens wurden noch nicht kommuniziert, doch die Vermutung liegt nahe, dass ein Lavastrom unterwegs ist, so, wie es bereits in den letzten 3 Jahren öfters der Fall war. Zudem ist der Vulkan explosiv tätig und fördert Aschewolken, die bis auf einer Höhe von 6700 m aufsteigen. Vom Krater aus gemessen wären das gut 900 m. Die Asche wird in Richtung Südwesten verfrachtet. Auf einem 2 Tage alten Livecam-Foto ist zu sehen, das der Sangay nicht nur Asche ausstößt, sondern auch glühende Tehpra. Ein Teil des Materials landete in einer Scharte im oberen Flankenbereich und verursachte Schuttlawinen.

Lahare am Sangay

Das IGEPN berichtet auch von Laharen, denn es setzte starker Regen ein, der die abgelagerte Vulkanasche auf den Vulkanhängen mobilisiert. Seit 2019 kommt es immer wieder zu Schlammströmen, die zeitweise so intensiv waren, dass die Ablagerungen Flussbette verstopften und den Gewässerverlauf änderten. Die Menschen werden aufgefordert die Flüsse im Bereich des Sangays zu meiden. Der Alarmstatus des Vulkans steht auf „gelb“.

In den Gemeinden um den Sangay laufen mehrere Projekte, die die Bevölkerung über Vulkangefahren aufklären sollen. Im Fokus der Workshops steht die Gesundheitsgefährdung durch Vulkanasche. Auch der Schutz vor Erdbeben wird thematisiert. Zudem wurden Messeinrichtungen modernisiert, die den Ascheniederschlag messen. Die Projekte werden zum Teil vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen finanziert und mit Hilfe der EU realisiert.

Fuego: Warnung vor großen Laharen

In den letzten Tagen wurden am Fuego in Guatemala moderate Lahare erzeugt. Nun warnt INSIVUMEH vor großen Laharen, die die Flussbetten und Täler verlassen könnten. Schon die moderaten Lahare transportierten große Lavafelsen mit sich. Der Schlamm roch nach Schwefel. Lahare haben ein großes zerstörerisches Potenzial und entstehen, wenn Wasser Vulkanasche mobilisiert, die sich am Vulkanhang abgelagert hat. Bei der großen Eruption im Frühjahr lagerten pyroklastische Ströme sehr viel vulkanisches Material ab, welches nun mobilisiert werden könnte.

Fuego: weitere Lahare

Die Bergungs,- und Aufräumarbeiten am Fuego in Guatemala, wurden durch starke Regenfälle behindert, welche Lahare auslösten. Die Schlammlawinen stellen eine große Gefahr dar. Sie entstehen, wenn Wasser die Vulkanasche am Hang des Vulkans mobilisiert. Lahare können große Geschwindigkeiten erreichen und führen neben dem Schlamm große Gesteinsblöcke mit sich. Diese können ganze Häuser niederreißen. Wer in einen Lahar gerät hat schlechte Überlebenschancen.

Am Gipfelkrater gehen die strombolianischen Eruptionen weiter. Die Frequenz der Explosionen ist bereits wieder sehr hoch: INSIVUMEH berichten von bis zu 9 Eruptionen pro Stunde. Nach früheren Paorxysmen hat es Wochen gedauert, bis diese Häufigkeit erreicht wurde! Entweder hat der Vulkan sein Verhalten nachhaltig geändert, oder es könnte sich bald die nächste große Eruption ereignen. Mit dem neuen Seitenschlot ist der Vulkan noch unberechenbarer und gefährlicher geworden.

Unterschied zwischen Fuego und Kilauea

In einem Fernsehinterview wurde ich letzte Woche gefragt, warum bei der Eruption am Fuego so viele Menschen starben, während es am Kilauea auf Hawaii bisher keine Todesopfer gab? Mengenmäßig wurde am Kilauea mehr Lava gefördert, als am Fuego. Die beiden Vulkane unterscheiden sich allerdings elementar: während der Kilauea überwiegend rot glühende Lava in Form von Lavafontänen und Lavaströmen fördert (roter Vulkanismus), ist der Fuego überwiegend explosiv aktiv und fördert Vulkanasche (grauer Vulkanismus). Die größte Gefahr am Fuego geht von pyroklastischen Strömen aus. Diese Wolken aus Vulkanasche, Blöcken und heißem Gas zischen lautlos über den Vulkanhang und zerstören alles, was sich in ihrer Bahn befindet. Sie können Geschwindigkeiten von mehr als 100 km/h erreichen und bis zu 800 Grad heiß sein, wobei noch größere Extremwerte möglich sind. Pyroklastische Ströme sind unberechenbar. Sie fließen zwar meistens durch Tälern, oder Schluchten, können aber auch den gesamten Vulkanhang eindecken und bis zu 20 km weit fließen. Diese Strecke legen sie in wenigen Minuten zurück. Die Lavaströme auf Hawaii sind dagegen langsam und berechenbar, obwohl sie großes Zerstörungspotenzial haben, können Menschen meistens noch Flüchten.

Der Ursprung für die verschiedenen Eruptionsarten liegt im Magma begründet. Beim Fuego handelt es sich um einen Subduktionszonen-Vulkan an einer kontinentalen Plattengrenze. Das Magma hier entsteht durch Aufschmelzung einer abtauchenden ozeanischen Erdplatte. Diese Schmelzen sind zähflüssig, gasreich und neigen dazu explosiv zu eruptieren. Beim Kilauea handelt es sich um einen hot-spot Vulkan inmitten einer ozeanischen Erdkrustenplatte. Das Magma hier ist weniger gasreich und dünnflüssig und tritt effusiv aus. Den Unterschied zwischen beiden Eruptionsarten sieht man schon am Habitus der Vulkane: Hawaii ist ein Schildvulkan mit flacher Hangneigung, der überwiegend aus Lavaströmen aufgebaut wurde. Fuego ist ein steiler Stratovulkan, der aus einer Wechsellagerung von Lockermaterial (Tephra) und Lavaströmen besteht.

Lahar-Gefahr am Sinabung

Nach der spektakulären Eruption vom Montag, drohen am indonesischen Vulkan Sinabung nun Lahare. Diese Schlammströme entstehen, wenn sich abgelagerte Vulkanasche mit Regenwasser mischt und über die Vulkanflanken zu Tal rasen. Lahare können weite Strecken zurücklegen und große Zerstörungen anrichten. Sie drohen vor allem in Abflussrinnen und Flussläufen, können diese aber verlassen und großflächige Überflutungen anrichten. In besagten Rinnen flossen am Montag auch die pyroklastischen Ströme. Dort liegen nun meterhohe pyroklastische Lockerprodukte (Asche, Lapilli und Blöcke), welche zudem die Abflussrinnen verstopfen und Dämme bilden. Wenn diese natürlichen Schuttdämme brechen, drohen katastrophale Lahare. Gestern wurden seismische Tremorsignale registriert, die zumindest von einem Lahar stammen. In einer knappen Meldung des PVMGB ist die Rede davon, das sich bereits einer der besagten Dämme gebildet hat. Zudem gab es eine kleinere Ascheeruption.

Bei der Eruption am Montag (Video) wurde praktisch der gesamte Dom ausgeblasen. Bei der (bisher) größten Eruption des Jahres kamen scheinbar keine Menschen zu Schaden. Ich schätze den VEI auf 2-3. Der Sinabung hat nun das gemacht, was man am Gunung Agung auf Bali befürchtete.

Gunung Agung relativ ruhig

Am Vulkan auf Bali ist die Seismik weiterhin niedrig. Es werden Dampfwolken beobachtet, die (bei wenig Wind) bis zu 1000 m hoch aufsteigen. Es besteht immer noch die Gefahr, dass es zu plötzlichen explosiven Eruptionen kommt, allerdings ist die Gefahr derzeit niedriger, als am Sinabung. Dort wächst der Lavadom seit 2014 und wurde immer wieder erneuert, wenn er sich durch Kollaps und Explosionen verkleinerte. Der Dom im Krater des Gunung Agung ist scheinbar inaktiv und wächst derzeit nicht.

Status am Mayon nahezu unverändert

Der Mayon ist weiterhin aktiv. Die Intensität der Eruption fluktuiert leicht. Aus dem Krater fließen weiterhin 3 Lavaströme, welche Längen zwischen 4,5 km und 900 m erreichen. Von den Fronten der Lavaströme gehen Schuttlawinen ab. Es könnten zudem pyroklastische Ströme entstehen. Gestern wurden mehrere Episoden beobachten, in denen schwache Lavafontänen eruptiert wurden. Die Länge dieser Episoden betrug zwischen 6 und 15 Minuten. Weiterhin steigt Magma auf und der Schwefeldioxid-Ausstoß war am 19.02. mit 2148 Tonnen relativ groß. (Quelle Philvolcs)

Ebino-dake: Erhöhung der Alarmstufe

Ebino ist ein Vulkankegel im Kirishima-Vulkankomplex auf der japanischen Insel Kyushu. Das JMA erhöhte dort nun die Warnstufe, weil in den letzten Tagen eine Zunahme der Erdbebentätigkeit beobachtet wurde. Man fürchtet eine kleinere (phreatische) Eruption. (Quelle: Earth of Fire)

Lahare: Sinabung und Santiaguito

Heute bestimmen schwere Lahare an 2 Vulkanen unterschiedlicher Regionen das Geschehen: vom Santiaguito gibt es Berichte der örtlichen Vulkanologen. Demnach fließen große Lahare durch die Canyons San Isidro und Nima. Sie reißen Blöcke bis zu 2 m Größe mit sich und erzeugen auf den heißen Ablagerungen der Pyroklastischen Ströme literale Explosionen.

Am Sinabung auf der indonesischen Insel Sumatra gibt es ebenfalls Lahare. Ein Video in unserer Facebookgruppe zeigt deren Gewalt. Sie erscheinen mir noch relativ dünnflüssig, sind dennoch sehr beeindrucken.

Puyehue-Cordón Caulle: Vulkanausbruch fluktuiert

Der Vulkanausbruch in Chile geht weiter. Gestern fluktuierte die Aktivität stark. Im Allgemeinen bewegte sich die Aschewolke unter 5 km Höhe und die Tremoramplitude war niedrig. Mittags kam es dann plötzlich zu einer starken Zunahmen der Tremoramplitude und die Aschewolke stieg bis zu 9 km hoch auf.
Es wird vor pyroklastischen Strömen und Lahare entlang von Flußtälern gewarnt. Schlechtes Wetter verhinderte die visuelle Observierung des Ausbruches und so ist es spekulativ, ob diese Events z.Z. tatsächlich stattfinden, die Wahrscheinlichkeit hierfür ist aber groß.

Puyehue-Codron Caulle: Flugverbote lockern sich

Der Vulkanausbruch des chilenischen Vulkans Puyehue-Codron Caulle führte gestern zur Schließung der beiden argentinischen Flughäfen von Buenos Aires. Heute lockerte sich das Flugverbot dennoch kann es weiterhinn zu Beeinträchtigungen durch die Vulkanasche kommen. Der Flughafen von Bariloche soll bis zum 21.Juni geschlossen bleiben. Auf dem Satellitenbild des NASA Earthobservatory ist eine ca. 1200 km lange Aschewolke zu erkennen. Vom Vulkan ausgehend zieht sie erst in nördlicher Richtung und knickt dann nach Osten ab.

Am Vulkan selbst ist die seismische Aktivität weiter zurück gegangen und es wurden noch ca. 5 vulkanische Beben pro Stunden aufgezeichnet. Der Tremor bewegte sich weiterhin auf hohem Niveau. Die Aschewolke stieg ca. 7.5 km hoch auf und es wurden einige kleinere pyroklastische Ströme beobachtet, die durch Flusstäler flossen. Aufgrund starker Ascheablagerungen am Vulkanhang und in Flusstälern drohen bei Regenfällen nun Lahare.

Karangetang und Merapi

Neben dem Bromo sorgten in den vergangenen Tagen zwei weitere indonesische Vulkane für Schlagzeilen:

Der Karangetang auf Siau produzierte pyroklastische Ströme. Sie etstanden aufgrund anhaltenden Domwachstums. Mehr als 1200 Anwohner mussten aus der Gefahrenzone evakuiert werden.

Am Merapi gab es nach starken Regenfällen Lahare. Die Schlammströme entstehen, wenn abgelagerte Vulkanasche an steilen Vulkanhängen durch Wasser mobilisiert wird. Diese können noch lange Zeit nach dem eigentlichen Vulkanausbruch auftreten.