Erdbeben-News 18.07.22: Hawaii

Schwarmbeben am Lōʻihi Seamount vor Hawaii

Datum: 17.07.22 | Zeit: 12:14:49 UTC | Lokation:  18.84 N ; 155.19 W | Tiefe: 10 km | Ml 3,1

Vor der Südküste von Big Island Hawaii manifestierte sich ein Schwarmbeben. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 3,1 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 50 km südöstlich von Pāhala verortet. Das Besondere ist, dass sich die Beben unter dem Lōʻihi Seamount manifestieren und sehr wahrscheinlich vulkanotektonischen Ursprungs sind.

Das HVO berichtete zudem, dass bereits seit dem 16. Juli Tremorpulse registriert werden. Die Aktivität begann gegen 2 Uhr morgens und verursacht alle 15-20 Sekunden Impulse, die seismische Energie freisetzten. In einem Statement erklärte der leitende Wissenschaftler des Observatoriums, Ken Hon, dass die seismische Aktivität von magmatischen Fluiden verursacht wird, die sich unter dem submarinen Vulkan bewegen. Anzeichen eines Vulkanausbruchs gab es zum Zeitpunkt des Statements nicht. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass ein Ausbruch folgen wird. So eine Eruption würde aber keine Gefahr für die Bewohner von Hawaii darstellen. Eine direkte Verbindung zu den Vulkanen Kilauea und Mauna Loa gibt es nicht, so dass ausgeschlossen ist, dass eine submarine Eruption einen Vulkanausbruch an Land triggert.

In den Berichten zum seismischen Ereignis taucht auch der Name Kamaʻehuakanaloa Seamount auf. Hierbei handelt es sich um den neuen Namen von Lōʻihi. Vor einem Jahr wurde er vom hawaiianischen Ausschuss für geografische Namen umbenannt. Der ursprüngliche Name wurde dem submarinen Vulkan 1955 gegeben, nachdem er im Vorjahr vermessen wurde. Der Vermesser Dr. Kenneth O. Emery untersuchte noch 4 weitere Seamounts vor Hawaii und stellte fest, dass Lōʻihi das längste Gebilde war und gab ihm die polynesische Bezeichnung für „lang“ als Namen. Damals nahm man an, dass es sich bei Lōʻihi um einen Nebenvulkan des Kilaueas handelte. Doch das erwies sich inzwischen als falsch, denn 1996 brach der Vulkan wahrscheinlich aus, was sich in einer seismischen Krise manifestierte, ohne dass davon der Kilauea betroffen gewesen wäre. Schon vor der Kartierung im Jahr 1954 tauchte in alten hawaiianischen Gesängen ein submariner Vulkan Namens Kamaʻehuakanaloa auf. Man nimmt an, dass es sich dabei um Lōʻihi handelte. Aus Respekt vor der hawaiianischen Kultur benannte man den Vulkan dann offiziell um.

Hawaii: erhöhte Seismik

In den letzten Tagen kam es auf Hawaii zu Schwarmbeben an 3 unterschiedlichen Orten vulkanischen Ursprungs: Am Mauna Loa, Kilauea und Lōʻihi seamount.

Beim Lōʻihi handelt es quasi um den submarinen Nachfolger des Kilaueas. An diesem submarinen Vulkan manifestierten sich mehrere Erdbeben auf der Südostflanke. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 4,5. Das Hypozentrum lag in 12 Kilometern Tiefe. Es folgten bisher 6 Erdbeben mit Magnituden im 2er Bereich.

Am Kilauea ist die Seismik im Bereich der Gipfelcaldera erhöht. Die Beben haben geringe Magnituden und liegen in ca. 1 km Tiefe. Sie stehen daher im Zusammenhang mit der Subsidenz des Halema’uma’u-Kraters. Diese scheint noch nicht ganz abgeschlossen zu sein. Tiefere Erdbeben, die auf Magmenaufstieg hindeuten, sind selten. Am Puʻu ʻŌʻō -Krater wird eine sehr geringe Inflation registriert. Der Schwefeldioxid-Ausstoß ist ebenfalls niedrig. Es sieht so aus, als würde es eine Weile dauern, bis wir am Kilauea wieder glühende Lava zu sehen bekommen.

Am Mauna Loa ist die Seismik wieder erhöht. Während des Sommers hatte die Erdbebentätigkeit deutlich nachgelassen und das HVO hat den Alarmstatus auf „grün“ zurückgestuft. Die aktuelle Bebentätigkeit scheint mit dem Aufstieg von Magma im Zusammenhang zu stehen. Besonders unter dem Nordwestrift ereigneten sich zahlreiche Erdbeben mit Magnituden um 2. Südlich der Gipfelcaldera manifestierten sich Mirkobeben. Diese seismische Aktivität bedeutet nun nicht, dass der Mauna Loa kurzfristig eruptieren wird. Allerdings scheint der Vulkan langsam aufzuheizen, was eine langfristige Perspektive auf einen Ausbruch gibt. Die letzte Eruption des Mauna Loa ereignete sich 1984. Bereits Jahre vor der Eruption wurde Inflation registriert. Diese ging mit einer regen Seismik einher. Einige Wochen vor der Eruption gab es ein Beben der Magnitude 6,6. Einige der aktuellen Erdbeben entlang der Küste und am Kilauea, werden immer noch als Nachwirkungen dieses starken Erdbebens angesehen.

Yellowstone: weitere Erdbeben

In den letzten Tagen hatte die Erdbebentätigkeit im Yellowstone Nationalpark etwas nachgelassen. Letzte Nacht gab es dann ein weiteres Erdbeben M 3,4 in 10 km Tiefe. Es gab mehrere Nachbeben die nur wenig schwächer waren.

Bereits vor 2 Tage ereignete sich ein Schwarmbeben unter der Long Valley Caldera in Kalifornien. Rund 40 Erdbeben erschütterten die Caldera in Tiefen zwischen 6 und 3 km. 

Der Lōʻihi Seamount vor Big Island Hawaii wird dieser Tage ebenfalls von einem weiteren Schwarmbeben heimgesucht. Hier hat es bereits vor 14 Tagen zahlreiche Erdbeben gegeben.