Vulkan Ebeko am 31.08.23

Ebeko eruptiert Aschewolken bis in 4000 m Höhe

Das VAAC Tokio brachte in den letzten beiden Tagen 3 VONA-Warnungen zum Vulkan Ebeko auf Paramushir heraus. Demnach erreichte Vulkanasche eine Höhe von bis zu 4000 m über dem Meeresspiegel. Die Asche driftete mit dem Wind in Richtung Südosten. Das zuständige Observatorium KVERT bestätigte die eruptive Aktivität des Vulkans und die Vulkanologen berichten in ihren Updates von schwachen thermischen Anomalien, die am Krater detektiert werden. Sie wiesen darauf hin, dass es jeder Zeit zu Eruptionen kommen kann, die Aschewolken bis auf 3500 m Höhe aufsteigen lassen und niedrig fliegende Flugzeuge gefährden könnten. Der Alarmstatus für den Flugverkehr steht auf „orange“.

Der Ebeko ist im Jahr 2016 in die aktuelle Eruptionsphase eingetreten und ist seitdem immer wieder explosiv aktiv. Oft erfolgen mehrere Eruptionen hintereinander. Bei stärkeren Explosionen können vulkanische Blitze entstehen, so wie wir es ansonsten vom japanischen Vulkan Sakurajima her kennen, der in den letzten Tagen ebenfalls gelegentlich eruptierte. Tatsächlich wurde gerade auf FB ein entsprechendes Blitzfoto vom Ebeko geteilt, das vor 2 Tagen aufgenommen worden sein soll.

Der Ebeko zählt zu den Kurilen-Vulkanen. Die Kurilen sind eine Inselkette vulkanischen Ursprungs, die sich zwischen der russischen Halbinsel Kamtschatka und der japanischen Insel Hokkaido erstreckt.

Auf der Insel Paramuschir gibt es neben dem Ebeko weitere aktive Vulkane. Mit einer Höhe von 1.816 m ist der Chikurachki der höchste Vulkan der Insel. Weniger bekannt ist der Fussa im Süden von Paramushir. Auf der benachbarten Insel Atlasow befindet sich der Alaid, über den ich hier auch bereits öfters berichten durfte, doch momentan erzeugen diese Feuerberge keine Schlagzeilen. Anders sieht es mit einigen Feuerbergen Kamtschatkas aus, die wie die Kurilen ebenfalls zum pazifischen Feuerring gehören und etwas weiter nördlich liegen. Einer dieser Vulkane ist der Shiveluch in Zentralkamtschatka.

Shiveluch mit aufgewirbelten Aschewolken

Vom Shiveluch gehen ebenfalls Aschewolken aus, die bis auf eine Höhe von 3700 m aufsteigen und ebenfalls in südöstlicher Richtung verfrachtet werden. Dabei entfernen sie sich bis zu 83 km vom Vulkan. Allerdings wird die Vulkanasche nicht aktiv eruptiert, sondern bereits abgelagerte Asche wird von starken Winden aufgewirbelt und in die Höhe getragen. Der Fachmann spricht auf Neudeutsch in diesem Fall von „re-suspended volcanic ash“. Der Shiveluch erzeugt also augenblicklich keine Explosionen oder pyroklastische Ströme, obwohl sein Lavadom effusiv aktiv ist und wächst. Es werden thermische Anomalien detektiert und starke Entgasungen beobachtet. Diese gibt es auch an einem zweiten Dom des Vulkankomplexes. Unklar ist aber, ob der Karan genannte Dom wächst.

Klyuchevskoy mit strombolianischen Eruptionen und Lavastrom

Der dritte Vulkan der Region, den ich hier heute erwähnen will, ist der Klyuchevskoy. Er liegt in Sichtweite zum Shiveluch und ist explosiv und effusiv tätig. Die Vulkanologen von KVERT beobachteten in den letzten Wochen strombolianische Eruptionen aus dem Gipfelkrater, der sich in 4750 m Höhe befindet. Außerdem fließt ein Lavastrom durch die Rinne von Apakhonchich. Auch hier gibt es schwache bis moderate thermische Anomalien. Oft behindern Wolken das Wärmesignal, sodass die Werte stark fluktuieren können, obwohl die Aktivität konstant ist. Die Aktivität setzte im Juli ein.

Vulkan Ebeko eruptiert am 28.07.23

Ebeko auf Paramushir Island zeigt sich munter

In den letzten Tagen gab es mehrere Eruptionen des Kurilenvulkans Ebeko, der auf der Insel Paramushir liegt. Explosive Eruptionen förderten Aschewolken, die ungewöhnlich hoch aufstiegen: Laut VAAC Tokio erreichten sie Höhen von bis zu 4600 m. Zuletzt driftete die Asche in südöstliche Richtung. Der VONA-Alarmstatus steht auf „orange“.

Das Foto wurde von KVERT am 23. Juli veröffentlicht und enthüllt bei genauerem Hinsehen einen kleinen vulkanischen Blitz nahe dem Kraterrand. Ähnliche Beobachtungen machte auch Vulkanfotograf Martin Rietze bei seinem Besuch des Ebeko. Der Feuerberg eruptierte weitaus öfter als es aus den VONA-Meldungen ersichtlich war. Obwohl Martins Besuch auf den Kurilen schon einige Jahre zurückliegt, ist es wahrscheinlich, dass es auch jetzt häufigere Eruptionen gibt, als von den Satelliten festgestellt werden. Offiziell wurden in diesem Jahr 99 VONA-Meldungen zum Ebeko herausgegeben.

Vulkan und Insel liegen vor der Südspitze von Kamtschatka. Auf der sibirischen Halbinsel sind weitere Vulkane aktiv.

Einer dieser Vulkane ist der Klyuchesvskoy im Zentrum Kamtschatkas. Von diesem Vulkan geht eine moderate Thermalstrahlung aus, die von MIROVA registriert wird. Die maximale Leistung der Wärmestrahlung betrug heute 95 MW. Nachdem der Klyuchevskoy bereits Anfang des Monats strombolianisch aktiv war, sieht es so aus, als ob er seine Aktivität wieder aufgenommen hat. KVERT bestätigt die Eruption und schreibt dazu, dass es nicht nur strombolianische Explosionen gibt, sondern auch einen Lavastrom, der entlang der Apakhonchich-Rutsche am südöstlichen Hang des Vulkans fließt.

Laut KVERT geht auch die extrusiv-effusive Eruption des Vulkans Shiveluch weiter: Im Explosionskrater des Sheveluch wird Lava herausgedrückt, begleitet von starker Gas-Dampf-Aktivität und manchmal einem Aufglühen des Lavadoms. Im Bereich des Karan-Doms wird ebenfalls eine starke Gas-Dampf-Aktivität beobachtet, die wahrscheinlich mit einer Vorbereitung für das Wachstum des Lavadoms verbunden ist.

Der Shiveluch liegt ein wenig nördlich der zentralen Vulkangruppe Kamtschatkas, zu der u.a. der vorher erwähnte Klyuchevskoy zählt. Alle drei aufgeführten Vulkane gehören zum Pazifischen Feuerring. Entlang der Plattengrenze des Pazifiks liegen die aktivsten Vulkane der Welt.

Vulkan-News am 09.05.23: Shiveluch

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Dom

Shiveluch mit zwei neuen Lavadomen

Nach dem Domkollaps am Shiveluch, der sich vor gut einem Monat ereignete, wachsen gleich zwei neue Lavadome, die jetzt in einer wolkenfreien Periode aus dem Weltall und vom Boden aus fotografiert werden konnten. Auf den Bildern erkennt man nicht nur die Schutthalde des Doms im bekannten Krater, der bereits wieder eine Kuppel bildet, die den Kraterrand überragt, sondern auch einen zweiten Lavadom. Dieser befindet sich westlich des Kraters, genauer gesagt an der Basis der Caldera in der sich der Krater befindet und hört auf den Namen Karan. An dieser Stelle gab es einen bislang inaktiven Dom. Zuvor war von einer neuen Fumarole berichtet worden, die man zeitweise dort erkennen konnte und es gab Spekulationen darüber, dass dort ein neues Domwachstum eingesetzt haben könnte. Aufgrund der starken Entgasungen nach den Erdbeben gehe ich davon aus, dass der Dom tatsächlich wieder aktiv geworden ist.

Auf den neuen Bildern zuerkennen ist auch eine kleine Ascheemission, die aus einem Schlot nahe der Basis des Shiveluch-Doms ausgestoßen wird. Tatsächlich gab es nach einer Woche ohne Nachrichten, nun auch wieder VONA-Meldungen, nach denen Vulkanasche bis auf einer Höhe von 3900 m aufsteigt und in Richtung Westen verfrachtet wird. Eine nennenswerte Thermalstrahlung gab es zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht. Am Vortag erreichte die Wärmestrahlung eine Leistung von 39 MW, wie man auf MIROVA nachschauen kann.

Der Domkollaps vom 10. April verursachte pyroklastische Ströme, die das Umland verbrannten und bis zu 21 km weit glitten. Die Eruption ging einher mit dem Ausstoß hoch aufsteigender Aschewolken, wobei sie zumindest teilweise von den pyroklastischen Strömen verursacht wurden. Vor 10 Tagen gab es eine Serie moderater Erdbeben, die von aufsteigendem Magma verursacht wurden, das nun den Dom wachsen lässt.

Beim Shiveluch handelt es sich um einen 3.283 m hohen Stratovulkan nahe der Ostküste Zentralkamtschatkas. Die Region ist nur dünn besiedelt und die wenigen Menschen hier leben überwiegend von der Holzindustrie. Nächstgelegene Siedlung ist Kljutchi, die während der Eruption im April mit einer mehrere Zentimeter mächtigen Ascheschicht überzogen wurde.

Zusammenfassung

  • Vom Shiveluch stieg Vulkanasche bis auf einer Höhe von 3900 m auf.
  • Im bekannten Krater in der caldera wächst wieder ein Lavadom.
  • Es gibt starke Entgasungen von Dom Karan westlich der Caldera.
  • Sehr wahrscheinlich wächst dort ebenfalls ein neuer Lavadom.

Vulkan Shiveluch mit neuem Domwachstum am 03.05.23

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Dom

Neuer Lavadom wächst im Shiveluch-Krater

Die Meldungen um den russischen Vulkan Shiveluch auf Kamtschatka reißen nicht ab. Nachdem der Vulkan Mitte April eine große Eruption erzeugte bei der der Lavadom im Krater des Vulkans kollabiert ist, gibt es nun Meldungen, nach denen bereits ein neuer Lavadom wächst. Die Vulkanologen von KVERT entdeckten am 1. Mai auf Satellitenbildern einen neuen Dampfaustritt im westlichen Bereich des Kraters, in dem sich der alte Dom befunden hat. In einem Bericht der Vulkanologen heißt es: „Der neue Lavadom, der jetzt eine hohe Seismizität um den Vulkan herum verursacht, wird wahrscheinlich hier entstehen“. Die Geburt des neuen Lavadoms wird von starken Wehen begleitet: Am Wochenende wurde der Shiveluch von einer Serie moderater Erdbeben erschüttert, die sehr wahrscheinlich von neu aufsteigendem Magma verursacht wurden. In den täglichen Updates von KVERT ist bereits seit einigen Tagen zu lesen, dass starke Entgasungen und nächtliche Rotglut von neuem Domwachstum zeugen.

Auf einem Sentinel-Satellitenfoto vom 1. Mai kann ich nur eine starke Entgasung im neu entstandenen Krater ausmachen, der sich dort befindet, wo bis zur Eruption am 11. April der Dom war. Aufgrund der Dampfentwicklung bleibt eine mögliche thermische Anomalie im Verborgenen. Ich gehe davon aus, dass ein neuer Dom an der Stelle des alten Doms treten wird.

Was war am Shiveluch geschehen?

In der Nacht zum 11. April begann eine starke Eruptionsphase des Vulkans Shiveluch. Am Morgen erreichte sie ihre maximale Intensität, und es gab einen Ascheausstoß bis in eine Höhe von 20 km. In den Regionen Ust-Kamtschatka, Milkovsky und Bystrinsky auf Kamtschatka kam es zu starkem Ascheregen.

Der Shiveluch ist einer der größten Vulkane in Kamtschatka. Er besteht aus drei Grundstrukturen: dem Alten Shiveluch-Vulkan, einer alten Caldera und einem aktiven Jungen Shiveluch-Vulkan. Das Alter des Riesen wird auf 60-70 Tausend Jahre geschätzt. Der Vulkan befindet sich an der tektonischen Kreuzung des Kurilo-Kamtschatka- und des Aleuten-Inselbogens, 50 km vom Dorf Kljutschi und 450 km von Petropawlowsk-Kamtschatski entfernt.

Erdbeben am Vulkan Shiveluch – News vom 30.04.23

Erdbeben erschüttern Vulkan Shiveluch auf Kamtschatka

Datum 30.04.23 | Zeit: 01:14:17 UTC |  56.62 N ; 161.45 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,3

Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka wird der Vulkan Shiveluch von einer Serie moderater Erdbeben gerockt. Die stärkste Erschütterung, die vom EMSC detektiert wurde, brachte es auf Mb 4,3 und hatte ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich unter der Ostflanke des Vulkans und wurde 50 km NE of Klyuchi verortet. Während das EMSC nur dieses eine Beben registrierte, berichten russische Medien von einer Erdbebenserie. Demnach soll es mindestens 6 Erdbeben gegeben haben. Das Auffällige: alle sollen eine Magnitude von 3,6 gehabt haben, was ich für sehr unwahrscheinlich halte.

Erst Anfang des Monats war es zu einer großen Eruption am Shiveluch gekommen, bei der der Lavadom ausgeblasen wurde und pyroklastische Ströme und hoch aufsteigende Aschewolken generiert wurden. Das zuständige Institut KVERT berichtet seitdem vom Wachstum eines neuen Lavadoms im neu entstandenen Krater. Es wird nächtliche Rotglut und starke Dampfentwicklung beobachtet. Das VAAC meldet Vulkanasche in einer Höhe von 4300 m Höhe, die in Richtung Süden driftet.

Laut dem Bericht einer russischen Zeitung war in den letzten Tagen eine Forschergruppe am Shiveluch, um die Auswirkungen der Eruption zu studieren. Die pyroklastischen Ströme stoppten 2 km vor der Brücke über den Trockenfluss Bekesh. Dort waren die Ablagerungen des Ignimbrits 10 cm mächtig. Mittags setzte die Schneeschmelze ein, sodass sich die Ablagerungen in einen zähen Schlamm verwandelten. Die Forscher trafen auf einen Bären, der dem Straßenverlauf folgte und keinen Platz machte, weil er nicht in den Schlamm ausweichen wollte. Die Forschergruppe gelangte zu einer Holzfällerstation, die von den pyroklastischen Strömen zerstört wurde.

Die Vulkanologen von KVERT warnen davor, dass es jederzeit zu weiteren starken Explosionen kommen könnte, die den Flugverkehr gefährden. Der Alarmstatus steht auf „orange“.

Es stellt sich natürlich die Frage, ob die aktuellen Erdbeben von aufsteigendem Magma verursacht werden. Leider fehlen Daten zur Mikroseismizität. Die moderaten Erdbeben könnten sich an einer lokalen Störungszone ereignet haben und primär tektonischen Ursprungs sein. Die Störungszone könnte aber durch ein verändertes Spannungsfeld infolge von Magmenbewegungen aktiviert worden sein. Sollte es sich direkt um vulkanotektonische Erdbeben gehandelt haben, würde ich ein recht starkes Schwarmbeben erwarten, von dem nur die stärksten Erschütterungen detektiert wurden. In diesem Fall werden weitere starke Eruptionen nicht lange auf sich warten lassen.

Vulkan-News 16.04.23: Shiveluch

Shiveluch kommt nicht zur Ruhe

Auf Kamtschatka ist der Vulkan Shiveluch weiter aktiv und emittiert eine Asche-Dampf-Wolke, die bis auf einer Höhe von 6700 m aufsteigt und nach Nordwesten treibt. Die Eruptionswolke verdeckt die meiste Zeit über den neuentstandenen Krater, doch gelegentlich detektiert MIROVA eine hohe Thermalstrahlung. Gestern erreichte sie einen Spitzenwert von 212 MW. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Eruptionswolke in nördlicher Richtung geweht. Bei einer dieser Gelegenheiten entstand auch das Satellitenfoto des Kraters, dessen Lichtspektrum gefiltert wurde, so dass die Wärmestrahlung sichtbar geworden ist. Für mich sieht die Wärmesignatur so aus, als würde sich am Boden des Kraters bereits wieder ein neuer Lavadom bilden und es besteht die Gefahr weiterer starker Explosionen.

In ihren täglichen Updates bestätigen die Vulkanologen von KVERT anhaltendes Domwachstum. Die Ausbrüche zwischen dem 10. und 13. April bezeichnen sie als Paroxysmen. Der Alarmstatus wurde von „rot“ auf „orange“ herabgestuft. Sollte es sich bei der Eruption tatsächlich um einen Paroxysmus gehandelt haben, muss man mit weiteren Ausbrüchen dieser Art rechen, denn typischerweise kommen Paroxysmen in Serien und werden durch aufsteigende Magmablasen verursacht, die schnell entgasen, womit dombildende Vulkane wie der Shiveluch aufgrund ihrer zähflüssigen andesitischen bis dazitischen Magmen eigentlich ein Problem haben. Gesichert scheint indes die Erkenntnis zu sein, dass neues Magma aufsteigt und sich die Eruption nicht ihrem Ende zuneigt.

Inzwischen sind auch russische Wissenschaftsteams am Shiveluch eingetroffen, die die Vorgänge am Vulkan untersuchen. Diese Arbeiten müssen allerdings aus der Ferne stattfinden. Leider gibt es keine online verfügbaren Messdaten wie Seismik und Bodendeformation. Einzig Webcams sind online, die geben aber nur selten einen Blick auf den Vulkan her, denn die meiste Zeit über ist der Vulkan hinter Wolken verborgen.

Es war übrigens nicht der erste große Ausbruch des Shiveluch-Vulkans. Ein ähnliches Ereignis manifestierte sich 2005. Damals flossen Pyroklastische Ströme ebenfalls 20 km weit.

Vulkan Shiveluch – News am 15.04.23

 

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Postdom

Neuer Krater anstelle des Doms am Shiveluch-Vulkan

Die Folgen der starken Eruptionen die den russischen Vulkan Shiveluch zwischen dem 10. und 13. April erschütterten, sind nun erstmals nach einer Besserung des Wetters sichtbar geworden: Anstelle des Doms, der seit 1980 wuchs, ist ein großer Krater getreten. Er hat einen Durchmesser von mindestens 1 km. Damit ist er doppelt so groß wie der Vesuvkrater. Juri Demjantschuk vom Observatroium der Kljutschewskaja-Vulkangruppe, das auch den Shiveluch überwacht, meinte in einem Statement, dass es so aussieht, als hätte es seitwärtsgerichtete Explosionen gegeben, die das Material in südöstlicher Richtung auswarfen und für die großen Pyroklastischen Ströme verantwortlich waren.

Wie es am Shiveluch weiter geht ist offen, doch die Erfahrung zeigt, dass sich ein Vulkan bei solch starken Eruptionen meistens erst einmal auspowert und dann für einige Jahre ruhig ist. Selbst wenn es zu neuem Domwachstum kommen sollte, wird es eine Weile dauern, bis der neue Dom den Krater – dessen Tiefe wir noch nicht kennen – aufgefüllt ist und der Dom wieder sichtbar sein wird. Erst wenn er den Kraterrand wieder überragt ist mit neuen Abgängen von Schuttlawinen und Pyroklastischen Strömen zu rechnen.

4 Szenarien für die Vorgänge am Shiveluch

Ich kann mir 4 Möglichkeiten vorstellen, warum die starken Explosionen ausgelöst wurden. Szenario a) besteht darin, dass es zu einem größeren Kollaps am Dom kam. Durch die Druckentlastung entgasten das Magma im Fördersystem und die Lava des Domes schlagartig, was zu Explosionen führte. Dieses Szenario halte ich für das wahrscheinlichste, besonders, da es zu seitwärtsgerichteten Explosionen gekommen sein soll. Die Explosionen fanden in Richtung der Druckentlastung, also des partiellen Domkollapses statt. Natürlich kann auch eine initiale Eruption ein Abscheren des Doms verursacht haben, in deren Folge es dann zu einer südostwärtsgerichteten Explosion kam. Das Szenario b) legt zugrunde, dass es zum Magmamixing gekommen ist, als primitives Magma aus der Asthenosphäre in den Magmenkörper unter dem Vulkan eindrang, in dem sich ein stärker differenziertes Magma befunden hat, was oft starke explosive Eruptionen auslöst. Solches Magmanmixing ist oft anhand von Lavaproben nachweisbar. Im Szenario c) wurde eine stark gashaltige Restschmelze eruptiert, was dann tatsächlich das vorläufige Ende der eruptiven Tätigkeit am Shiveluch bedingen würde. Im letzten Szenario d) kam es zum Kontakt einer größeren Menge Wassers mit aufsteigendem Magma und löste phreatomagmatische Explosionen aus. Als Quelle des Wassers käme der nahe Kamtschatka-Fluss infrage, aber auch eine sehr wasserhaltige Schmelze, was für Szenario b) sprechen würde.

Die starken Entgasungen am Shiveluch zeigen, dass die eruptive Phase noch nicht beendet ist. Es gibt auch immer noch VONA-Warnungen vom VAAC, die Vulkanasche in einer Höhe von 6700 m melden. Die starken Entgasungen deuten an, dass eine größere Menge Wasser seine Finger im Spiel hat.

Vulkane Kamtschatkas von Oben – News am 13.04.23

Die sibirische Halbinsel Kamtschatka (Russland) weist eine der dichtesten Konzentrationen aktiver Vulkane auf. Es werden 29 Vulkane als potenziell aktiv eingestuft. Aktuell befinden sich 2 Domvulkane in Eruption und sorgen für Schlagzeilen in den Medien. Bei diesen Vulkanen handelt es sich um Shiveluch und Bezymianny, die in gut 100 Kilometer Entfernung zueinander liegen. An klaren Tagen kann man vom Gipfel des einen Vulkans zum anderen blicken. In der Mitte der beiden Vulkane liegt die Ortschaft Kliutschi. Normalerweise ist sie von den Vulkanen weit genug entfernt, um nicht von den Eruptionen beeinflusst zu werden, doch aktuell sieht es anders aus: Die große Eruption des Shiveluchs, die sich Anfang der Woche zugetragen hat und immer noch nicht ganz vorbei ist, bedeckte den Ort mit einer dicken Ascheschicht, die das öffentliche Leben lahmlegte und den Kindern schulfrei bescherte. In der Vorwoche kam es zu größeren Eruptionen am Bezymianny, die zwar kleiner waren als jene am Shiveluch, aber dennoch ebenfalls Pyroklastische Ströme erzeugten und Aschewolken, die 6 bis 8 km hoch aufstiegen. Doch das ist nichts im Vergleich zur Höhe der Aschewolken am Shiveluch, die etwa die doppelte Höhe erreichten. Beide Aschewolken verbreiteten sich über große Gebiete und drifteten mehr als 1000 km weit. Zum Glück breiteten sich die Aschewolken vom Bezymianny Richtung Osten aus und blieben weitestgehend über unbewohntes Gebiet, sodass keine Menschen in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Bild der Verwüstung am Shiveluch

Inzwischen sind am Shiveluch Vulkanologen eingetroffen, die die Folgen der Eruption genauer untersuchten. Sie steuerten eine Drohne über das dampfende Ignimbritfeld, das aus den Ablagerungen der Pyroklastischen Strömen besteht und sahen nur noch Stümpfe von Bäumen aus den Ablagerungen herausragen. Die Pyroklastischen Ströme stoppten erst an einer Straße. Die Forscher schrieben in einem Statement, dass die Dichteströme mindestens 19 km weit glitten und damit die Grenzen des Sperrgebietes um den Vulkan um 4 km überschritten.

Das NASA-Earthobservatorium und Sentinel-hub veröffentlichten heute Satellitenaufnahmen der beiden Vulkane, die die Ascheschleppen zeigen.

Vulkan Shiveluch – News am 12.04.23

Shiveluch speit weiter Vulkanasche

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Dom

Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka ist der Shiveluch weiterhin aktiv und stößt hoch aufsteigende Aschewolken aus, die mit der Generierung pyroklastischer Ströme assoziiert sind. Laut dem VAAC Tokio erreichte die Vulkanasche heute Morgen eine Höhe von 9.500 m und breitet sich über ein großes Gebiet im Südosten des Vulkans aus. Sehr wahrscheinlich kommt es zu weiteren Ascheniederschlägen im Ort Kljutschi, wo es bereits nach der Initialzündung des Vulkans zu starken Ascheniederschlägen kam, die die gesamte Ortschaft mit einer braunen Ascheschicht bedeckte, die massive Probleme verursacht und das öffentliche Leben zum Erliegen brachte. Inzwischen soll sie bis zu 20 cm dick sein. Sie muss schnellstens von Hausdächern entfernt werden, denn wenn sie feucht wird, verwandelt sich die Asche in eine tonnenschwere Schicht, die Dächer zum Einsturz bringen kann. Da es auf Kamtschatka noch winterlich ist, wird Niederschlag erst einmal als Schnee fallen, den man mit der Asche zusammen beseitigen kann. Mit Einsetzen der Schneeschmelze können dann aber auch Lahars am Vulkan entstehen.

Die Vulkanologen von KVERT halten die Alarmstufe „Rot“ aufrecht, da die Aschewolken eine ernste Gefahr für den Flugverkehr darstellen. In der Nähe verläuft eine viel frequentierte Luftstraße für Flüge zwischen den USA und Japan. So könnten weitere starke Eruptionen zu Einschränkungen und Verspätungen führen. Dass sich eine ähnliche Situation wie im Jahr 2011 ergeben wird, als der Flugverkehr wegen des Ausbruchs des Eyjafjallajökulls tagelang beeinträchtigt wurde und es zu Flugverboten über große Teile Europas kam, ist unwahrscheinlich, aber nicht völlig ausgeschlossen. Aber dank den Erfahrungen während des Corona-Lockdowns dürfte ein temporäres Flugverbot in einer Region der Welt nicht mehr zu so viel Panik und Aufsehen wie damals führen. Laut KVERT steigt die Vulkanasche bis zu 7.000 m auf und breitet sich 1300 km weit in Richtung Osten aus.

Die Eruption hält zur Stunde an und die Wolken geben gelegentlich einen Livecamblick auf den Vulkan frei. Wie lange die Eruption anhalten wird, lässt sich nicht prognostizieren. Es werden keine geophysikalischen Daten des Vulkans öffentlich online gestellt. Erfahrungsgemäß halten so starke Eruptionen an Domvulkanen meistens nur wenige Tage an, wobei es über längere Zeiträume hinweg zu wiederholten Eruptionen kommen kann. Die weitere Entwicklung ist vom Magmennachschub und dem Domwachstum abhängig. Die Eruptionen scheinen eine explosive Komponente zu enthalten und werden nicht ausschließlich durch Kollapsereignisse am effusiv tätigen Lavadom ausgelöst.

Zusammenfassung:

  • Eruption am Shiveluch hält an, schwächte sich aber ab.
  • Es besteht weiterhin Gefahr für den Flugverkehr.
  • In Kljutschi lagerte sich eine 20 cm mächtige Ascheschicht ab.