Stromboli mit Lavastrom am 27.09.23

Aktuelles Bild vom Stromboli. © Skylinewebcam

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Neuer Lavaüberlauf am Stromboli hat begonnen

Heute Mittag begann am liparischen Inselvulkan Stromboli ein weiterer Lavaüberlauf. Der Lavastrom quillt aus einem der nördlichsten Schlote. Derzeit ist dieser Überlauf auf den oberen Teil der Sciara del Fuoco beschränkt. Die Aktivität wird von Spattering begleitet. Außerdem verstärkten sich die explosive Eruptionen im zentralen Kraterbereich.

Das INGV informiert über die aktuellen Ereignisse. Demnach begann der Überlauf um 12:28 UTC. Um die Lokalzeit zu erhalten müsst ihr 2 Stunden hinzu zählen, also begann der Ausbruch um 15:28 MESZ.

In Bezug auf seismische Aktivitäten zeigt sich in den letzten 24 Stunden eine durchschnittliche Amplitude des vulkanischen Bebens, die zwischen mittleren und hohen Werten schwankt und derzeit auf einem hohen Niveau liegt. Es wurden auch Veränderungen in der Häufigkeit und dem Ausmaß von Explosionsbeben festgestellt, die öfter auftreten als gewöhnlich.

Die verfügbaren GNSS- und klinometrischen Daten zeigen keine signifikanten Bodenverformungen an. Dies bedeutet, dass trotz der erhöhten seismischen Aktivität keine auffälligen Veränderungen in der Bodenstruktur festgestellt wurden. Die Situation wird weiterhin beobachtet und analysiert, um eventuelle Entwicklungen am Stromboli genau zu verfolgen.

Gestern kam auch der Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 18.-24. September heraus. Bereits in dieser Woche zeichnete sich eine Aktivitätssteigerung ab, von der besonders der zentrale Kraterbereich betroffen war. Dort ereignete sich am Montag ja auch eine Explosion, die deutlich stärker als normal war. Aber auch in anderen Bereichen des Kraters gab es überdurchschnittlich viele Explosionen. Die Anzahl der VLP-Erdbeben hatte ebenfalls zugenommen und war überdurchschnittlich hoch gewesen.

Eine signifikante Änderung Der Bodendeformation wurde nicht beobachtet. Sowas tritt am Stromboli auch selten auf, wenn, dann meistens kurz vor Paroxysmen oder größeren Spalteneruptionen.

Der Schwefeldioxid-Ausstoß nahm mittelhohe Werte an und zeige eine leicht steigende Tendenz. Offenbar war bereits die Schmelze unterwegs, die jetzt aus dem Schlot ausläuft.

Die aktuelle Eruption kann man sich im Livestream von Skyline angucken.

Vulkane Italiens am 26.09.23

Campi Flegrei mit Erdbeben Mb 3,2

Datum 26.09.23 | Zeit: 07:10:29 UTC | Lokation: 40.8042 ; 14.1067 | Tiefe: 3 km | Mb 3,2

Die Erdbebentätigkeit unter der süditalienischen Caldera bleibt hoch und scheint sich in den letzten Tagen weiter gesteigert zu haben. Vielleicht ist die Caldera ein wenig verschnupft und reagiert so auf die anhaltenden Medienberichte, dass sich bald eine Eruption ereignen könnte. Die Magnituden der meisten Beben liegen im Bereich der Mikroseismizität. Von den Herdtiefen her sind die Beben im Hydrothermalsystem angesiedelt. Das stärkste Einzelbeben heute brachte es auf M 2,1 in 1,8 km Tiefe. Das Epizentrum lag in der Solfatara. Viele der Beben konzentrieren sich auf diesen jungen Krater in der Caldera, sie streuen aber auch zunehmend über ein größeres Areal, dass immer weiter unter Spannungen gerät, je größer die Bodenhebung wird.

Noch während ich die Zeilen oben schrieb, manifestierte sich ein Erdbeben m 3,2, das eine Herdtiefe von 3 km hatte. Das Epizentrum lag im Golf von Pozzuoli. Der Erdstoß konnte in der Gegen wahrgenommen werden und reiht sich ein in die weiter wachsende Liste beunruhigender Erdstöße. Beunruhigen deswegen, weil diese Erdbeben nicht nur im Hydrothermalsystem angesiedelt sind, sondern wahrscheinlich mit Rissbildung im Deckgestein des Magmenkörpers einhergehen.

Im wöchentlichen Bulletin des INGV heißt es, dass es in der letzten Woche insgesamt 191 Erdbeben gegeben hat. Sie verteilten sich auf 2 Erdbebenschwärme. Die maximale Bodenverformung betrug weiterhin 15 mm im Monat. Es gibt Hinweise, die auf eine Beschleunigung der Bodenhebung hindeuten, doch es dauert ca. 14 Tage bis man die neuen Werte bestätigen kann. Der an der RITE GNSS-Station aufgezeichnete Auftrieb beträgt ca. 25 cm ab Januar 2022. Es gab keine signifikanten Schwankungen der geochemischen Messwerte. An der Hauptfumarole von Pisciarelli wurde eine Temperatur-Durchschnittswert von ~95°C gemessen. Der Temperatursensor wurde in einer Dampffahne in 5 Metern Entfernung vom Mund der Fumarole installiert.


Weitere Meldungen von den italienischen Vulkanen

Ätna mit erhöhter Seismizität

Am Ätna auf Sizilien hat die Seismizität in den letzten Tagen leicht zugenommen. Erdbebenschwärme blieben zwar aus, dafür enthüllt ein Blick auf die Erdbebenkarte beim INGV, dass es mehrere Einzelbeben an unterschiedlichen Lokationen gegeben hat. Im Monatsverlauf gab es bislang 106 Erschütterungen, mehrere hatten Magnituden im 2er-Bereich. Der Tremor ist moderat und MIROVA detektiert sporadisch eine schwache Wärmestrahlung. Auf den Satellitenfotos sind im Infrarotbereich schwache thermische Anomalien zu sehen. Zwei markieren Schlote in der Bocca Nuova, eine strammt von einem Schlot im Neuen Südostkrater. In den letzten Tagen wurden nur noch wenige Dampfringe gesichtet. Der Vulkan heizt langsam weiter auf.

Stromboli mit größerer Explosion

Gestern berichtete ich von einer größeren Menge glühender Tephra, die man auf der Thermalcam des INGV beobachten konnte. Die Vulkanologen bestätigten, dass sich eine Eruption ereignet hatte, die größer als gewöhnlich war. Die Eruption ereignete sich um 08:28:40 UTC. Ein Teil der Tephra landete auf der Sciara del Fuoco und hinterließ dort auch eine Thermalsignatur. Einen lavaüberlauf hatte es wohl nicht gegeben. Weitere Details wurden nicht mitgeteilt.

Auf der normalen LiveCam konnte man gestern ein beeindruckendes Feuerwerk beobachten. Der Vulkan zeigte sich recht munter.

Vulcano mit Erdbeben

Lange Zeit sah es so aus, als würde sich Vulcano wieder schlafen legen, doch in diesem Monat zog die Seismizität wieder etwas an. Es ereigneten sich 14 schwache Erschütterungen. Die höchste Magnitude belief sich auf 1,5 und somit gerade oberhalb des Bereichs der Mikroseismizität. Die Beben kündigen jetzt nicht gleich einen Vulkanausbruch an, zeigen aber, dass sich noch magmatische Fluide im Untergrund bewegen.

Vulkane mit erhöhter Wärmestrahlung – Bericht vom 25.09.23

Heute habe ich mich intensiver mit Vulkanen auseinandergesetzt, die bei MIROVA aufgrund erhöhter Wärmestrahlung gelistet sind. Von einigen dieser Vulkane ist bekannt, dass sie in Eruption begriffen sind, aber nicht unbedingt, was genau dort los ist. Bei anderen Vulkanen hängt die Wärmestrahlung wahrscheinlich mit Vegetationsbränden zusammen.

Cerro Negro de Mayasquer

Der Vulkan Cerro Negro de Mayasquer liegt im Grenzgebiet zwischen Kolumbien und Ecuador. Hier wurde nachts eine Wärmestrahlung mit 108 MW Leistung gemessen. Die Wärmeanomalie geht von der Südwestflanke des Vulkans aus, daher ist es möglich, dass sie von einem Waldbrand verursacht wird. Ähnlich verhält es sich mit dem Chimborazo in Kolumbien, wo eine Wärmestrahlung mit 115 MW Leistung angezeigt wird.

Klyuchevskoy mit erhöhter Wärmestrahlung

Am russischen Vulkan Klyuchevskoy wird eine erhöhte Wärmestrahlung gemessen. Sie hatte gestern eine Leistung von maximal 242 MW und deutet darauf hin, dass sich die Lavastromtätigkeit verstärkt hat. Seit einiger Zeit ist Lava in einer Schlucht auf der Südwestflanke des Vulkans unterwegs.

Nyamuragira wärmt auf

Im Kongo ist es der Schildvulkan Nyamuragira, von dem eine moderate Wärmestrahlung emittiert wird. Es wird eine Leistung von 89 MW detektiert. Das ist der höchste Wert seit Juni. Der Nachbarvulkan Nyiragongo scheint hingegen kalt zu sein, oder er hüllt sich nach wie vor in Wolken. Gestern wurde in der Region Goma am Kivu-See auch ein Erdbeben mit einer Magnitude über 4 detektiert. Anwohner reagierten besorgt und befürchteten einen größeren Ausbruch von einem der Virunga-Vulkane.

Shishaldin mit größerer Eruption

Der Shishaldin in Alaska erzeugt aktuell eine größere Eruption. MIROVA detektiert eine sehr hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von 3277 MW. Was genau los ist, wurde noch nicht kommuniziert, aber es könnte sich um eine paroxysmale Eruption handelt, bei der hoch aufsteigende Aschewolken und ein Lavastrom erzeugt werden. In seinem letzten Update von gestern Abend (Alaska Zeit) warnt das AVO davor, dass ein größerer Ausbruch bevorstehen könnte. Grund für diese Annahme war eine Intensivierung der Seismizität und eine Zunahme der Wärmestrahlung.

Stromboli mit moderater Wärmestrahlung

Am sizilianischen Vulkan Stromboli wird eine moderate Wärmestrahlung festgestellt. Sie hat eine Leistung von 81 MW, was der höchste Wert seit April ist. Damals kam es zu Lavaüberläufen aus dem Gipfelkrater und Lavaströme flossen über die Sciara del Fuoco. Aktuell sieht man auf den Thermalcams vom INGV die Wärmesignatur von Tephra, die sich im Krater abgelagert hat. Auf der Außenflanke des Kraters gibt es ebenfalls eine Wärmesignatur. Unklar ist, ob sie von rollender Tephra ausgelöst wurde oder von einem kleinen Lavaüberlauf zeugt. Auf 2 Tage alten Satellitenaufnahmen erkennt man bereits eine Wärmeanomalie im Kraterbereich, die stärker als sonst ist. Es könnte also sein, dass der Stromboli auf eine Phase erhöhter Aktivität zusteuert. Leider sind aktuelle Messwerte derzeit rar, denn das LGS hat offenbar wieder Probleme mit seiner Website und Onlinedaten sind nicht verfügbar. Das Gleiche gilt für die täglichen Updates. Beim IGV kann man außer auf die Livecams nur noch auf die Seismik zugreifen. Dort sind Signale zu erkennen, die auf eine höhere Anzahl von VLP-Erdbeben hindeuten. Bereits in den letzten Wochen war die Seismizität erhöht und das LGS setzte den Aktivitätsindex auf hoch.

Der Stromboli ist ein aktiver Vulkan, der sich auf der gleichnamigen Insel Stromboli in der Tyrrhenischen See vor der Nordküste Siziliens, Italien, befindet. Er gehört zur Gruppe der Vulkanischen Inseln, die auch als Äolische Inseln bekannt sind.

Was den Stromboli besonders auszeichnet, ist seine regelmäßige und relativ sichere Ausbruchtätigkeit. Er ist einer der aktivsten Vulkane der Welt und bekannt für seine ständige, aber relativ kleine Eruptionen. Diese Eruptionen, auch als „Strombolianische Eruptionen“ bezeichnet, bestehen typischerweise aus dem periodischen Ausstoß von Lava und Gesteinsbrocken, begleitet von Gasen und Asche. Die Eruptionen des Stromboli sind oft gut sichtbar und beeindruckend, aber sie neigen dazu, eher kontinuierlich und weniger explosiv zu sein als die Ausbrüche einiger anderer Vulkane.

Die konstante Aktivität des Stromboli hat dazu geführt, dass der Vulkan als „Leuchtturm des Mittelmeers“ bezeichnet wird, da seine Eruptionen oft in der Dunkelheit gut sichtbar sind. Aufgrund dieser relativ vorhersehbaren Aktivität und seiner relativ geringen Gefahr für die umliegenden Gemeinden ist der Stromboli ein beliebtes Ziel für Vulkanbeobachter und Touristen.

Infobox

Wie erfolgt die Messung der Wärmestrahlung via Satellit?

Die Messung von Wärmestrahlung an Vulkanen aus dem Weltraum erfolgt in der Regel mithilfe von satellitengestützten Infrarotsensoren. Diese Sensoren sind an Bord von Erdbeobachtungssatelliten installiert und ermöglichen die Erfassung von Infrarotstrahlung aus großer Entfernung. Hier sind die Schritte, wie dies normalerweise gemacht wird:

Satellitenauswahl: Forscher wählen einen geeigneten Erdbeobachtungssatelliten aus, der mit Infrarotsensoren ausgestattet ist und die benötigte räumliche und zeitliche Auflösung bietet.

Satellitenorbit: Der Satellit wird auf einen Orbit eingestellt, der es ihm ermöglicht, den Vulkan und die umliegende Region regelmäßig zu überfliegen. Dies kann je nach den Forschungszielen des Projekts unterschiedliche Umlaufbahnen erfordern.

Datenempfang: Die Infrarotsensoren an Bord des Satelliten erfassen die Infrarotstrahlung, die von der Oberfläche des Vulkans emittiert wird.

Datenübertragung: Die gesammelten Daten werden über Satellitenkommunikationssysteme zur Erde übertragen.

Datenverarbeitung: Die auf der Erde empfangenen Daten werden von Forschern und Wissenschaftlern analysiert und verarbeitet. Dies umfasst oft die Korrektur von atmosphärischen Effekten, die die Infrarotstrahlung auf dem Weg durch die Atmosphäre beeinflussen können.

Temperaturkartierung: Basierend auf den gemessenen Infrarotdaten können Wissenschaftler Temperaturkarten der Oberfläche des Vulkans erstellen. Diese Karten zeigen die räumliche Verteilung der Temperaturen und können Veränderungen im Vulkanismus aufdecken.

Überwachung: Die Satellitendaten werden regelmäßig überwacht, um Veränderungen in der Wärmestrahlung über die Zeit hinweg zu erfassen. Dies kann auf ungewöhnliche Aktivitäten hinweisen, die auf einen bevorstehenden Ausbruch oder andere Gefahren hinweisen könnten.

Die Überwachung von Vulkanen aus dem Weltraum ermöglicht eine großflächige und kontinuierliche Beobachtung und ist daher ein wichtiger Bestandteil der Vulkanüberwachung und -forschung. Dieser Ansatz kann auch dazu beitragen, frühzeitig auf gefährliche vulkanische Aktivitäten zu reagieren und Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Stärkere Explosionen am Stromboli – News vom 13.09.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Stromboli mit gesteigerter Explosivität

Am Stromboli hat sich die explosive Aktivität gesteigert. In unserer FB-Gruppe wurden Aufnahmen des Vulkans gezeigt, die strombolianische Eruptionen dokumentieren, die größer sind, als es in den letzten Wochen der Fall war. Glühende Tephra wird bis zu 250 m über Kraterhöhe gefördert und die glühenden Lavabrocken verteilen sich auf den oberen Bereich der Nordflanke.

Laut einem Bulletin vom LGS erzeugten die Explosionen einen Schalldruck von bis zu 3 bar. Normal sind Werte kleiner als 1 bar. Die Anzahl der thermischen Transienten ist hoch, was auf zahlreiche Explosionen hindeutet. Auffällig sind auch die häufigen VLP-Erdbeben, von denen 16 Ereignisse pro Stunde detektiert wurden. Standardwerte schwanken zwischen 5 und 12 Beben pro Stunde. Der Tremor wird ebenfalls als hoch bezeichnet. Die thermische Strahlung liegt auch über dem Durchschnitt: MIROVA stellte eine moderate Wärmestrahlung mit 21 MW fest.

Die restlichen geophysikalischen Parameter sind laut LGS eher unauffällig, dennoch wird dem Stromboli den dritten Tag in Folge ein hoher Aktivitätsindex attestiert.

Lavaüberläufe, so we wir sie in den letzten Wochen häufiger gesehen haben, gab es in den Tagen der erhöhten Explosivität offenbar nicht.

Gestern veröffentlichte das INGV auch den Stromboli-Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 4.-10. September 2023. Dort war von einer erhöhten Aktivität noch nicht die Rede. Allerdings wurde von Explosionen auf einem mittleren Niveau gesprochen und von Lavaspattering im nördlichen Kratersektor. Die geophysikalischen Parameter zeigten keine signifikanten Abweichungen von den Normbereichen und es gab keine Hinweise darauf, dass sich die Aktivität wenig später steigern wird, wobei man sagen muss, dass eine gewisse Variabilität in der Eruptionsstärke immer gegeben ist. Klar ist aber auch, dass es längerfristige Indizien für eine bevorstehende Aktivitätssteigerung gab, auf die ich in meinen Berichten öfters hinwies.

Vulkan Stromboli am 28.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Erhöhter Tremor am Stromboli

Am Inselvulkan Stromboli ist der Tremor erhöht. Auf dem Tremorgraphen erkennt man, dass die Tremoramplitude heute Morgen einen Peak beschrieb und seitdem im orangenen Bereich unterwegs ist. Nach einem Tief in der vergangenen Woche begann der Tremor bereits am Samstag langsam zu steigen. Eigentlich ist so ein Tremoranstieg typisch für einen Lavaüberlauf, allerdings kann man auf der Webcam aktuell keine entsprechende Thermalspur erkennen, obwohl es zu Abgängen von Geröll kommt. Dafür lässt sich Lavaspattering erahnen. In den letzten Tagen kam es öfters zu diesem Phänomen, welches oft ein Anzeichen dafür ist, dass sich am Stromboli eine stärkere Eruptionsphase zusammenbrauen könnte. Manchmal kann es allerdings Wochen dauern, bis sich die größere Eruption ereignet. Besonders kritisch wird es bei lang anhaltendem Spattering, dessen Intensität sich steigert. In den letzten Tagen scheint die normale strombolianische Tätigkeit bereits zugenommen zu haben und in unserer FB-Gruppe werden häufiger Screenshots der Ereignisse geteilt.

Betrachtet man die mehrjährige Grafik für die Rate der Erdbeben mit sehr langen Perioden, dann erkennt man, dass es dieses Jahr wieder einen steigenden Trend dieser Erschütterungen gibt, die mit Magmenbewegungen im Zusammenhang stehen. Ihr Wert bewegt sich an der Schwelle zum roten Bereich und ist höher, als es im letzten Jahr der Fall war. Vergangenes Jahr gab es aber auch Phasen mit erhöhter Aktivität. Die meisten VLP-Erdbeben gab es 2006/7 und 2014/15, als es zu einer größeren Flankeneruption kam, sowie in den Phasen mit Paroxysmen. Sollte der aktuelle Trend anhalten, dann liefert dieser Chart ein weiteres Indiz dafür, dass sich am Stromboli langsam wieder eine größere Eruption aufbauen könnte. Im letzten Wochenbericht vom INGV zeigten sich die meisten geophysikalischen Parameter allerdings unauffällig.

Vulkan Stromboli mit News am 26.08.23

Lavaspattering und steigender Tremor am Stromboli

Wer heute Abend den Inselvulkan Stromboli beobachtet, der sieht nahezu kontinuierliches Lavaspattering und strombolianische Eruptionen aus dem nordöstlichen Kratersektor. Ein Blick auf den Tremorgraphen zeigt, dass die Tremoramplitude steigt und auf dem Weg zum roten Bereich ist. Die Aktivität begann sich bereits gestern Abend zu steigern, als es zu einem kleinen Lavaüberlauf gekommen war. Im oberen Bereich der Sciara del Fuoco hatte sich ein kurzer Lavastrom gebildet. Von der Lavafront gingen Schuttlawinen ab, die die Küste erreichen. Außerdem gab es intensive strombolianische Tätigkeit, die auf Screenshots der Livecam festgehalten wurden. Alles in allem sieht es so aus, als würde sich die Situation langsam wieder zuspitzen. Mich würde es nicht wundern, wenn wir bald wieder einen stärkeren Lavaüberlauf erleben würden. Bis jetzt scheint der Aufstieg zu den beiden Aussichtspunkten frei zu sein.

Heute gab es auch ein Erdbeben der Magnitude 2,1, das sich südöstlich vom Stromboli ereignete. Das Hypozentrum lag in der Asthenosphäre, jener Erdschicht, in der die Schmelze entsteht, die am Vulkan austritt.

Der Stromboli ist nicht der einzige Vulkan Siziliens, der Anzeichen der Unruhe von sich gibt: Am Ätna ereignete sich bereits vor einigen Tagen ein kleines Schwarmbeben im Nordosten beim Ort Linguaglossa. Die Beben manifestierten sich in Tiefen von mehr als 15 km und könnten von Magma verursacht worden sein, das in die Erdkruste eindringt. Darüber hinaus gab es auch heute wieder kleinere Ascheemissionen aus dem Neuen Südostkrater und es wurden Dampfringe gesichtet, die vom neuen Schlot in der Bocca Nuoca ausgestoßen werden. MIROVA registriert sporadisch eine schwache Thermalstrahlung. Die Tremoramplitude bewegt sich im gelben Bereich und zeigt einen schwachen Aufwärtstrend. Ähnlich wie am Stromboli nimmt die vulkanische Unruhe auch am Ätna zu und es sieht so aus, als würde der Druck im Kessel steigen. Noch ist es zu früh, um Prognosen abzugeben, wann der nächste Paroxysmus beginnt, doch zumindest die Chancen für einen neuen Ausbruch in den nächsten Tagen stehen nicht ganz so schlecht.

Vulkan Stromboli am 17.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Stromboli mit Tremor-Peak

Betrachtet man den Stromboli-Tremorgraphen des LGS, dann stellt man fest, dass es dort seit gestern 4 Peaks in der Grafik zu sehen gibt, die bis in den hohen „orangenen Bereich“ hineinragen. Außerdem gibt es Berichte über Lavaspattering, das sich auch seit dem Ende der letzten Lavastromtätigkeit in der letzten Woche fortsetzte. Tremor und Lavaspattering signalisieren, dass sich der Stromboli derzeit in einer Phase erhöhter Aktivität befindet und man jederzeit mit größeren Ereignissen rechnen muss. Bei diesen Ereignissen kann es sich um stärkere Explosionen handeln, aber auch um Lavaüberläufe und paroxysmalen Eruptionen, bei denen es zu Kollaps-Ereignissen und der Entstehung pyroklastischer Ströme kommt.

Der August ist normalerweise der besucherstärkste Monat auf Stromboli, und entsprechend viele Touristen wollen den Vulkan besichtigen. Momentan ist der Aufstieg zu den beiden Aussichtspunkten auf 290 und 400 Höhenmetern noch frei, letzterer Punkt darf aber nur in geführten Gruppen angesteuert werden, was sicherlich eine politische Entscheidung zugunsten der Bergführer ist und nichts mit einem echten Sicherheitsaspekt zu tun hat. Im Frühjahr und damit außerhalb der Reisesaison war der Aufstieg zu beiden Aussichtspunkten komplett gesperrt und es wurden sogar drastische Geldstrafen von bis zu 500 € pro Person verhängt, wenn man im Sperrgebiet erwischt wurde. Damals war die Aktivität vergleichbar mit der aktuellen, mit dem Unterschied, dass es bereits zu Abgängen pyroklastischer Ströme gekommen war, was sich jetzt auch ohne weitere Vorwarnungen zutragen könnte. Wir sehen deutlich, wie sehr Katastrophenschutz von anderen Umständen geprägt werden kann. Oftmals versagt er leider auch und es werden entweder keine vorsorglichen Maßnahmen getroffen oder übertriebene. Es ist scheinbar schwer, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Jetzt werden zahlreiche Touristen zu den Aussichtpunkten geschafft, wobei natürlich auch mit hohen Opferzahlen zu rechnen ist, sollte es widererwartend zur Katastrophe kommen. Außerhalb der Saison, wenn wenig oder kein Geld zu verdienen ist, wird der Zugang zum Berg einfach mal komplett gesperrt. Das Argument des Sicherheitsaspektes in Bezug auf Bergführern, die per Funk mit den Vulkanologen in Verbindung stehen, halte ich für an den Haaren herbeigezogen, da es am Stromboli praktisch keine Vorwarnzeit für größere Ereignisse gibt. Insbesondere größere Explosionen können sich jederzeit ereignen. Wenn man Glück hat, gibt es eine Vorwarnzeit von 2 Minuten. In denen wird es einem Bergführer kaum möglich sein, 20 Personen in Sicherheit zu bringen. Lavaspattering, Lavaüberläufe und Tremorpeaks warnen im übrigen davor, dass es kurz bis mittelfristig zu ungewöhnlichen Ereignissen kommen kann.

Vulkan-News 13.08.23: Stromboli

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Stromboli mit weiteren Lavaüberlauf und morphologischen Änderungen

Am Stromboli kam es gestern wieder zur Bildung eines Lavastroms, der aus einem Schlot im nordöstlichen Kratersektor überlief. Wie bei den vorhergegangenen Episoden, gab es im Vorfeld der Aktivitätssteigerung keine nennenswerte Änderungen der geophysikalischen Parameter, mit Ausnahme eines Anstiegs der Tremoramplitude. Die zugehörige Grafik beschreibt einen entsprechenden Peak bis in den unteren roten Bereich. Dabei erreichte sie nicht den Wert der vorangegangenen Episode, die von einer stärkeren explosiven Eruption begleitet wurde. Fotos dokumentieren, dass die aktuelle Episode aber ebenfalls von einer lebhaften strombolianischen Aktivität nebst Lavaspattering begleitet wurde. Die Aktivität steigerte sich bereits in den Morgenstunden. Bis zum Mittag war der Lavastrom erst 100 m lang. Von seiner Front gingen Schuttlawinen ab.

Vulkanbeobachter Wolfgang meldete in unserer Vulkangruppe auf FB, dass es am Krater morphologische Veränderungen gegeben hat. Im Zuge der Initialphase der Lavastromtätigkeit ist wohl ein kleines Segment der Kraterwand abgerutscht.

Situation auf Vulcano

Während die Seismizität am Stromboli gering ist, manifestierten sich einige Erdbeben in anderen Regionen des Liparischen Archipels. In der letzten Woche ereigneten sich 3 Erdbeben zwischen den Inseln Alicudi und Filicudi. Zwei schwache Erschütterungen gab es im Bereich von Vulcano. Die allgemeine vulkanische Situation dort hat sich in den letzten Wochen nur leicht entspannt. Die Fumarolen-Temperaturen am Kraterrand haben sich auf relativ hohe Werte stabilisiert und liegen zwischen 336 und 348 °C. Der Kohlendioxidausstoß lag am Kraterrand bei moderaten 3400 g pro Quadratmeter und Tag. An den meisten Messstationen im Ort hat die Gaskonzentration normale Werte angenommen, mit Ausnahme der Messstation P4, wo weiterhin hohe Kohlendioxid-Konzentrationen nachgewiesen werden. Vor Ort sieht man die Situation inzwischen relativ entspannt und befürchtet wohl keinen mittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch mehr.

Gefahreneinschätzung am Stromboli

Während Urlauber auf den Liparischen Inseln ihre Ferien unbesorgt genießen können- sieht man einmal von der latenten Unwettergefahr infolge der hohen Wassertemperaturen des Mittelmeeres ab- muss man am Stromboli eine gewisse Vorsicht walten lassen. Die Erfahrung zeigt, dass es in Phasen mit Lavaspattering und Lavaüberläufen plötzlich und unvermittelt zu Kollapsereignissen am Krater kommen kann, bei denen pyroklastische Ströme entstehen können. Selbst wenn dies für gewöhnlich entlang der Sciara del Fuoco gleiten, stellen sie eine Gefahr für Bootsfahrer vor der Ostküste der Insel da. Auch Vulkanwanderer, die an einem der Aussichtspunkte unterwegs sind, können plötzlich in einer dichten Aschewolke stehen. Von daher empfehle ich jedem, wenigstens eine vernünftige Staubmaske griffbereit zu haben. Am besten so ein Modell aus Neopren mit Aktivkohle-Pad.

Stromboli mit stärkerer Explosion – News vom 09.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Größere Explosion und Lavastrom am Stromboli

Gestern Abend ereignete sich um 19:06 Uhr eine explosive Eruption, die stärker war als die alltäglichen Ausbrüche am Stromboli. Das geht aus einer Meldung des INGV hervor. Die gesamte Kraterterrasse wurde mit Tephra bedeckt. Nach bisherigen Erkenntnissen gab es jedoch keine Einschläge größerer Blöcke oder Bomben auf dem Pizzo oder entlang der Cima, wo sich früher Touristen aufhalten durften. Im Zusammenhang mit der Explosion traten auch zwei Lavaüberläufe aus dem nördlichen Kraterbereich auf. Die Lavafronten erreichten rasch den oberen Bereich der Sciara del Fuoco. Ähnliche Lavaüberläufe wurden bereits in den vergangenen Tagen beobachtet. Damals wurde die Aktivität von Lavaspattering begleitet. Bereits in der letzten Woche wies ich darauf hin, dass sich Lavaströme am Stromboli üblicherweise phasenweise bilden. In solchen Phasen besteht auch eine erhöhte Gefahr für stärkere Explosionen und Paroxysmen, bei denen sogar pyroklastische Ströme entstehen können, die bis ins Meer reichen.

Seismische Messstationen am Stromboli haben das explosive Ereignis erfasst. In den folgenden Minuten stieg die Tremoramplitude an. Sie schnellte von einem mittleren Niveau auf ein sehr hohes Niveau, was sich im Tremorgraphen in einem steilen Peak manifestierte. Seitdem bewegt sich die Tremoramplitude auf einem erhöhten Niveau, was auf eine anhaltende gesteigerte Aktivität hinweist. Seit der größeren Explosion hat auch der Druck der Infraschallereignisse zugenommen, die von den LGS-Sensoren im nordöstlichen Kratersektor erfasst werden. Dies führte zu verstärkten strombolianischen Eruptionen, wie zahlreiche Livecam-Fotos zeigen, die von Mitgliedern unserer Vulkangruppe auf Facebook geteilt wurden. Bisher wurden keine signifikanten Bodendeformationen beobachtet.

Übrigens, bezüglich LGS: Die Webseite der Geophysiker aus Florenz ist seit einigen Wochen wieder online und liefert wichtige geophysikalische Messdaten. Die täglichen Berichte, die früher immer verfügbar waren, sind jedoch noch offline.

Inwiefern die Ereignisse den Zugang zu den Aussichtspunkten auf Quota 290 und 400 Höhenmetern beeinflusst haben, ist mir noch nicht bekannt. Da Hauptsaison ist, könnte eine Sperrung des Aufstiegs zu Protesten von Seiten der Bergführer führen, aber es ist auch zu beachten, dass der Aufstieg im Frühjahr aufgrund ähnlicher Aktivität gesperrt war. Ich werde ein Update liefern, sobald ich konkrete Informationen erhalte.

Update: Bis jetzt wurde der Zugang zum Vulkan nicht gesperrt. Die Aktivität ist leicht erhöht.