Deutschland: Weitere Erdbeben im Vogtland

Im Deutsch-Tschechischen Grenzgebiet gab es weitere Erdstöße – 999 Beben seit März registriert

Datum 10.04.2024 | Zeit: 15:43:25 UTC | Lokation: 50.361 ; 12.432 | Tiefe: 5 km | Mb 2,7

Am Ostrand des Vogtlandes hält das Schwarmbeben an. Seit dem 18. März wurden vom Tschechischen Erdbebendienst 999 Erschütterungen detektiert, und das Tausendste wird nicht lange auf sich warten lassen.

In den letzten 24 Stunden manifestierten sich auch wieder zwei Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich, die diesmal sogar vom EMSC angezeigt werden. Das stärkere der beiden Beben hatte eine Magnitude von 2,7 und eine Herdtiefe von nur 5 Kilometern. Obwohl der Erdstoß eigentlich unter der magischen Grenze von M 3,0 lag, ab dem man Erdbeben normalerweise spüren kann, liegen dem EMSC mehrere Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von über 40 Kilometern um das Epizentrum vor, das 14 km südsüdöstlich von Falkenstein bei Klingenthal lokalisiert wurde. Das zweite Beben mit der Magnitude 2,1 ereignete sich heute in den frühen Morgenstunden und hatte ein Hypozentrum in nur 4 Kilometern Tiefe. Schäden richteten die beiden Erschütterungen nicht an. Sollte es allerdings über Monate so weitergehen – was theoretisch möglich ist – könnten die ständigen schwachen Erschütterungen zur beschleunigten Alterung von Gebäuden beitragen.

Es gab auch einige Erschütterungen mit Magnituden zwischen 1 und 2. Die Magnituden des allergrößten Teils der fast tausend Erdbeben lagen im Bereich der Mikroseismizität.

Über die Ursache der Beben wurde von offiziellen Seiten der Seismologen noch nichts kommuniziert. Wie ich bereits im letzten Artikel zum Thema schrieb – und von Boulevardblättern wie Merkur.de aufgegriffen wurde – vermute ich einen tektonischen Zusammenhang zur Mariánské-Lázně-Fault. Allerdings ist es auch nicht gänzlich ausgeschlossen, dass hier magmatische Fluide ihre Finger im Spiel haben, so wie es bei den Schwarmbeben weiter südlich der Fall war, die in den Nullerjahren das Cheb-Becken erschütterten.

Tatsächlich gibt es Absichten, die magmatischen Fluide im Untergrund des Vogtlandes nutzbar zu machen, denn die Gemeinden um Schönbrunn planen ein Geothermikraftwerk. Bereits Ende nächsten Jahres könnte mit einer Tiefenbohrung begonnen werden. Es soll ein 3-Kilometer tiefes Loch geteuft werden, um an das warme Wasser des Untergrundes zu kommen. Die Fluide werden von einem Magmenkörper aufgeheizt, der in ca. 30 Kilometern Tiefe vermutet wird. Oft verursachen solche Geothermieanlagen durch die Verpressung von Wasser Schwarmbeben.

Update: Heute manifestierte sich laut GFZ um 12:45 Uhr ein weiteres Erdbeben Mb 2,6 in 5 Kilometer Tiefe!

Neuer Erdbebenschwarm im Vogtland im April

Erdbebenschwarm tritt an der Deutsch-Tschechischen-Grenze des Vogtlandes auf – Fast 700 Erschütterungen detektiert

Nach einigen Jahren der relativen Ruhe kam es im Deutsch-Tschechischen-Grenzgebiet am Rand des Vogtlandes zu einem erneuten Erdbebenschwarm. Er begann bereits am 18. März und hält bis heute an, wobei sich die drei stärksten Erdbeben am 7. April ereigneten. Laut dem tschechischen Erdbebendienst hatte der stärkste Erdstoß eine Magnitude von 2,6 und ein Hypozentrum in 10 Kilometern Tiefe. Insgesamt wurden 692 Erdbeben detektiert. Die meisten davon hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und wurden von anderen Erdbebendiensten wie dem EMSC und GFZ nicht angezeigt, was ein Grund dafür ist, warum ich erst jetzt darüber berichte. Das EMSC zeigt auch die drei stärksten Erdbeben nicht an, sondern detektierte am 4. April ein paar Erschütterungen mit M 1,0 bis 1,3. Ungewöhnlich, dass die stärkeren Erdbeben offenbar nicht festgestellt wurden.

Die Beben konzentrieren sich in drei Haufen, die nordöstlich von Klingenthal auf deutscher Seite und südlich von Bublava auf der tschechischen Seite liegen. Die Tiefe der Hypozentren lässt eher auf einen tektonischen Ursprung des Schwarmbebens schließen, denn auf einen magmatischen. Ja, magmatisch, richtig gelesen, denn wie eingangs angedeutet gab es bereits früher Schwarmbeben im Vogtland, die zum größten Teil magmatischen Ursprungs waren. Sie manifestierten sich allerdings rund 30 Kilometer südlich bei Mühlessen im Cheb-Becken. Dort gibt es an der Bublak-Quelle Mofetten, aus denen Gase magmatischen Ursprungs ausströmen, und man geht davon aus. Das sich im Grenzbereich zur Asthenosphäre Magma ansammelt. Doch auch wenn es in der Tiefe eine Magmenakkumulation gibt, heißt es nicht, dass es noch zu unseren Lebzeiten zu einem Vulkanausbruch kommen wird. Zwar gab es im Südosten Deutschlands und in der Tschechei Vulkanismus, aber viele plutonische Gesteine zeugen davon, dass nur ein Bruchteil des Magmas aus der Tiefe die Oberfläche erreichte.

Der aktuelle Erdbebenschwarm könnte mit der grob Nordwest-Südost streichenden Mariánské-Lázně-Fault in Verbindung stehen. Sie ist eine der prägnantesten Störungszonen der Gegend. In einiger Entfernung gibt es parallel verlaufende Störungszonen, die von der senkrecht dazu verlaufenden Erzgebirgsstörung gestreift werden. Ein altes, aber durchaus komplexes tektonisches Setting, das Erdbeben in der Region verursachen kann.

Apropos Vogtland: Genaugenommen liegt das Erdbebengebiet knapp außerhalb des Vogtlandes in Böhmen. Wenn es Berichte zu den Beben gibt, dann werden diese aber oft dem Vogtland zugeschrieben.

Tschechei: Erdbeben M 4,5

Erdbebenserie im Cheb-Becken. © EMSCIm Grenzgebiet Tschechei-Deutschland hat es um 12.37 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 4,5 gegeben. Es folgten zahrleiche Nachbeben. Der Erdstoß war auch in Deutschland deutlich zu spüren. Das Hypozentrum liegt in 10 km Tiefe im Cheb-Becken. Die Gegend um Františkovy Lázně (Franzenbad) ist für eine Heilquellen bekannt. Das Gebeit steht seit Jahren im Fokus der Geowissenschaftler, da an einigen Quellen eine erhöhte Radon-Konzentration gemessen wurde und es zu Episoden mit Schwarmbeben kam. Beides deutet darauf hin, dass ein Magmakörper in die Erdkruste unter dem Cheb-Becken intrudiert ist. Ob die aktuelle Bebenserie tektonischen Ursprungs ist, oder mit der Magmaintrusion zusammenhängt ist bisher ungewiss.