Japan: Starkes Erdbeben am 01.01.2024 löst Tsunami aus

Erdbeben Mw 7,5 vor der Nordküste von Honshu – Erste Tsunamis treffen ein

Datum 01.01.2024 | Zeit: 07:10:10 UTC | Lokation: 37.544 ; 137.234 | Tiefe: 9 km | Mw 7,5

Das neue Jahr begann in Japan nicht gut, zumindest nicht für die Bewohner der Nordküste der Insel Honshu bei Takaoka. Denn wenige Kilometer vor der Küste manifestierte sich um 16:10:10 Uhr Lokalzeit (07:10:10 UTC) ein starkes Erdbeben der Magnitude 7,5. Das Hypozentrum lag in nur 9 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 45 km nordnordöstlich von Anamizu verortet.

Wenige Minuten später ereignete sich ein zweites Beben Mw 6,2. Dieser Erdstoß manifestierte sich 5 km südsüdöstlich des gleichen Ortes, diesmal aber nicht vor der Küste, sondern an Land. Es gab auch ein Vorbeben der Magnitude 5,8 und folgten 15 Beben mit Magnituden ab 5,0 Nachbeben.

Das Hauptbeben löste Tsunamialarm aus, und in der Warnung heißt es, dass man entlang der Küste mit 5 m hohen Wellen rechnen muss. Die Anwohner wurden aufgefordert, sich auf höher gelegenes Areal in Sicherheit zu bringen. Inzwischen trafen erste Wellen ein, die bis zu 1 m hoch waren.

In Medienberichten ist zu lesen, dass der Erdstoß sogar Häuser in Tokio zum Schwanken brachten. Die japanische Hauptstadt liegt ca. 320 km südlich des Epizentrums. Man muss mit Schäden auf der Noto-Halbinsel rechnen, über deren genaues Ausmaß liegen noch keine Berichte vor. Todesopfer oder Verletzte wurden bis jetzt nicht gemeldet.

In der Region fiel für 32.000 Haushalte der Strom aus, der auch in diesem Teil Japans in Atomkraftwerken erzeugt wird. Die Atomreaktoren werden geprüft, doch bis jetzt wurden keine Störungen registriert.

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Nach aktuellem Kenntnisstand gab es nur vergleichsweise geringe Schäden an der Infrastruktur. Einige Häuser wurden stark beschädigt, Fassadenteile stürzten auf Straßen und es bildeten sich Risse in Straßen und Gebäuden. Leitungen zerrissen und Strom und Telekommunikation fielen aus. Der Bahnverkehr wurde eingestellt und es kam zu Flugausfällen.

Der Tsunamialarm wurde aufgehoben und es besteht keine Gefahr mehr. Es sieht so aus als wäre man mit einem blauen Augen davon gekommen.

Tektonik der Erdbebenregion

Das tektonische Setting der Region wird von der Grenze zwischen der Ochotskischen-Platte und der Amur-Platte bestimmt, die in der Region der Noto-Halbinsel auf Honshu trifft und dann in Richtung der Bucht von Tokyo verläuft, um dort eine Dreierkreuzung zu bilden. Außerdem verläuft wenig südlich der Halbinsel die Niigata-Kobe-Tectonic-Zone entlang derer sich einige der Nachbeben ereignet haben könnten. Insgesamt ist die tektonische Situation der Region sehr komplex und wird je nach Autor in Details unterschiedlich dargestellt. Erdbeben wie das aktuelle helfen den Forschern dabei, ein immer differenziertes Bild des Untergrunds zu entwickeln.

Starkes Erdbeben Mw 7,6 erschüttert Loyalty-Inseln

Update 11.02.21: Während der Tsunami-Alarm gestern Abend wieder aufgehoben wurde, ohne dass es zu einer katastrophale Welle gekommen wäre, gehen die Erdbeben bei den Loyalty-Inseln weiter. Mittlerweile zeigt das EMSC 54 Erdstöße an, von denen die allermeisten Magnituden von 5,0 oder mehr haben. So einen Schwarm an starken Erdbeben konnte ich bisher selten beobachten.

Die Erdbeben stehen im Zusammenhang mit der Subduktion entlang des Neuen Hebriden Grabens (Vanuatu-Graben) im Süden des Fidschi-Beckens. Dort grenzt die Indo-Australische Platte an die Mikroplatte der Neuen Hebriden und wird subduziert. Aufgrund der komplexen Tektonik der Region, findet sich hier eine der seismisch aktivsten Zone der Erde. In den letzten 25 Jahren ereigneten sich am Vanuatu-Graben mehr als 20 Erdbeben mit Magnituden größer als 7. Im Jahr 2019 gab es direkt bei Vanuatu einen ähnlich intensiven Erdbebenschwarm. Damals liefen die Lavaseen auf Ambrym ab.

Update 16.30 Uhr: Die Magnitude wurde zum 2. Mal korrigiert und beträgt nun Mw 7,7. Es wurde offiziell Tsunami-Alarm gegeben. Gefährdet sind Fidschi, Salomonen, Neu Kaledonien und Vanuatu. Sollte es zu einem großen Tsunami gekommen sein, dann wären auch die Nordküsten von Australiens und Neuseelands, sowie Indonesien gefährdet.

Update 15.00 Uhr: Die Werte zum Erdbeben wurden vom EMSC nach unten korrigiert. Demnach beträgt die Magnitude nun 7,2 und die Tiefe 10 km. Das relativiert die Tsunamigefahr ein wenig.

Originalmeldung: Die Region der Loyalty-Inseln wurde soeben (13:19:57 UTC) von einem Starkbeben der Magnitude 7,6 erschüttert. Das Epizentrum wurde 401 km östlich von Tadine auf Neu Kaledonien lokalisiert. Der Erdbebenherd lag in nur 2 km Tiefe. Sollten sich die Angaben bestätigen, dann droht meiner Meinung nach ein Tsunami. Dem Starkbeben vorangegangen waren mehrere Beben mit Magnituden zwischen 6,2 und 5,7.

Hier findet ihr die Meldung auf Englisch.

Stromboli: Tsunamirisiko größer als gedacht

Stromboli ist der Vulkan der Liparischen Insel vor Sizilien. Mehrmals täglich eruptiert er strombolianisch und oft steigen seine Lavafontänen sogar mehrmals in der Stunde auf. Seit der Antike ist der Vulkan als „Leuchtfeuer des Mittelmeeres“ bekannt, da sein Leuchten als Orientierungshilfe in der Dunkelheit diente. Nun könnte der Vulkan noch mit einem andern Synonym belegt werden: „Schrecken des Mittelmeeres“.

Stromboli generiert Tsunamis

Spätestens seit der Jahreswende 2001 auf 2002 weiß man, dass der Stromboli nicht so gutmütig und ungefährlich ist, wie bis dato gedacht. Ein Erdrutsch auf der Sciara del Fuoco verfrachtete eine beachtliche Landmasse ins Meer und löste dadurch einen kleinen Tsunami aus. Obwohl die Wellenhöhe kaum mehr als 1 m betrug, liefen die Wassermassen bis in bebaute Bereich der Küste hoch. Es wurden zahlreich Gebäude beschädigt und die Insel wurde kurzfristig evakuiert. Die Schäden wurden zwar relativ schnell beseitigt, doch ein mulmiges Gefühl blieb. Man stellte sich die Frage, ob sich so ein Ereignis wiederholen könnte?

Dieser Frage gehen seitdem viele Wissenschaftler nach. Man begann ein ständiges Observatorium einzurichten, baute ein Tsunami-Frühwarnsystem auf und schilderte Fluchtrouten aus. Wanderer dürfen den Gipfelbereich seitdem nicht mehr alleine erklimmen, sondern nur noch in geführten Gruppen. Die Bergführer stehen über Funk in ständigem Kontakt zum Observatorium. Man stellte fest, dass sich nicht nur Hangrutsche ereignen können, sondern auch größere explosive Eruptionen.

Bodenprofil mit Ablagerungen der Tsunamis. © M. Rosi via nature.com

Nun wurde eine neue Forschungsarbeit veröffentlicht, die nahelegt, dass das Risiko eines Hangrutsches nebst Tsunami weitaus größer ist, als bisher gedacht. Zwar war bekannt, dass es in grauer Vorzeit am Stromboli bereits Erdrutsche und Tsunamis gab, aber die Häufigkeit mit der diese auftreten können wurde unterschätzt. Der Vulkanologe Dr. Mauro Rosi, von der Universität Pisa, forscht seit fast 50 Jahren auf Stromboli. Er und sein Team untersuchten den Boden im Nordosten der Insel. In einigen Hundert Metern Entfernung zum Strand, legten sie 3 Gräben an, um zu gucken, ob es Bodenablagerungen gab, die auf frühere Tsunamis hindeuteten. Sie mussten nicht tief graben: bereits 1 m unter dem normalen Boden stießen sie auf gleich 3 Schichten, die auf Tsunamis hindeuteten. Der Boden glich den Ablagerungen am Strand und bestand aus Steinen und schwarzen Sand. Solche Ablagerungen heißen in der Fachsprache neuerdings Tsunamit. Die Forscher gehen davon aus, dass das Material von großen Wellen landeinwärts verfrachtet wurde. Mittels der Radiokarbonmethode wurden die Schichten datiert: sie wurden zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert abgelagert. In nur 2 Jahrhunderten ereigneten sich also 3 Tsunamis, die weitaus größer waren als jener von 2001. Die mächtigste Schicht war zugleich die älteste und die Wissenschaftler konzentrierten sich bei den folgenden Forschungen auf diese Ablagerungen. Mauro Rosi und seine Leute durchsuchten historische Aufzeichnungen italienischer Mittelmeerstädte und fanden im Archiv Neapels die Beschreibung eines katastrophalen Ereignisses, welches im Hafen von Neapel zahlreiche Schiffe zerstörte und Hunderte Personen tötete. Dies Katastrophe ereignete sich im Jahr 1343. Aufzeichnungen über starke Erdbeben gab es für dieses Jahr nicht, so scheint es möglich, dass ein Tsunami für die Zerstörungen in Neapel verantwortlich sein könnte. Es lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, dass dieser durch einen Hangrutsch am Stromboli ausgelöst wurde, doch der Vulkan scheint der wahrscheinlichster Kandidat zu sein: Neapel liegt ca. 200 km vom Vulkan entfernt und die Sciara del Fuoco zeigt etwa in die Richtung Neapels.

Spurensuche auf Stromboli

Nach der Entdeckung der Tsunamit-Ablagerungen und den Berichten von Neapel, machten sich die Forscher auf die Suche nach weiteren Indizien, die einen Tsunami vom Stromboli belegen könnten. Sie fanden die Indizien in Form einer alten Kirche im Nordosten der Insel. Archäologen fanden heraus, dass das Dach der Kirche im 14. Jahrhundert eingestürzt war. Zudem wurden 3 Gräber entdeckt, die zeitgleich hastig angelegt worden waren. Danach flüchteten die Bewohner Strombolis und die Insel wurde erst später wiederbesiedelt. Aus diesen Erkenntnissen schließt Mauro Rosi, dass da Kirchdach wohl möglich als folge des Tsunamis einstürzte. Die Personen könnten durch das eingestürzte Dach erschlagen worden sein. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Hangrutsch zeitgleich mit einer größeren Eruption des Vulkans einherging. Bei dem kleineren Ereignis von 2001 wurde ein Lavastrom gefördert. Zudem gab es einige größere explosive Eruptionen.




Auch andere Geowissenschaftler glauben, dass das Tsunami-Risiko im Mittelmeer neu bewerte werden müsse. Dabei drohen nicht nur Hangrutsche und Kollaps-Ereignisse am Stromboli. Eine ähnliche Studie aus dem letzten Jahr belegt, dass die Ostflanke des Vulkans Ätna auf Sizilien ähnlich instabil ist, wie jene am Stromboli.

(Quelle: https://www.nature.com/articles/s41598-018-37050-3)

Krakatau: Neue Risse entdeckt

Die surtseyanische Eruption am Anak Krakatau geht weiter. Es werden phreatomagmatische Explosionen beobachtet. Vulkanasche steigt bis zu 15 km hoch auf. Doch größere Besorgnis bereiten 2 neue Risse, die jüngst von den Vulkanologen entdeckt wurden. Dwikorita Karnawati, die Leiterin der Agentur für Meteorologie, Klimatologie und Geophysik (BMKG), sagte in einem Interview, dass die Risse vermutlich unterseeisch weitergehen und den Hang des restlichen Vulkans destabilisieren. Erdbeben und Vibrationen könnten die Risse vergrößern und letztendlich einen neuen Hangrutsch auslösen. Dieser würde ein Material-Volumen von 67 Millionen Kubikmetern mobilisieren. Der Hangrutsch vom 22 Dezember betrug ca. 99 Millionen Kubikmeter. Es könnte ein neuer Tsunami entstehen, der weitere Schäden an den Küsten von Sumatra und Java verursachen würde.

[twenty20 img1=“27869″ img2=“27868″ offset=“0.5″ before=“Anak Krakatau vor dem Kollaps.“ after=“Die Vulkaninsel danach. © Planet Lab Inc.“]

Anak Krakatau mit steigenden Opferzahlen

Nach neuen Angaben wurden durch den Tsunami mindestens 439 Personen getötet und es gab mehr als 1300 Verletzte. Es werden noch ca. 130 Personen vermisst. Die katastrophalen Folgen des Tsunamis hätten abgeschwächt werden können, wenn man in Indonesien auf eine Studie gehört hätte, die auf die Gefahren eines Tsunamis durch  Kollaps-Ereignisse am Anak Krakatau gewarnt hatte. Diese Studie stammte aus dem Jahr 2012 und lokalisierte genau die strukturelle Schwächezone im Kegel des Anak Krakatau, an der sich nun der Kollaps ereignet haben dürfte. Ein einfaches Warnsystem mit Bewegungssensoren auf den Vulkanflanken hätte ausgereicht, um die Bevölkerung vor der herannahenden Katastrophe zu warnen. Statt dessen wurden veraltete Anlagen eingesetzt, die letztendlich mangelhaft funktionierten. Seit Wochen schreibe ich schon darüber, das die öffentlich zugängliche Seismik nicht richtig funktioniert. Ein Armutszeugnis in der Überwachung eines der gefährlichsten Vulkane der Welt! Zudem unverständlich, dass die internationale Staatengemeinschaft nicht unterstützend wirkt.

Auch jetzt gibt es keine verlässlichen Berichte über den Status der vulkanischen Aktivität. Aber es sieht so aus, als wäre diese rückläufig. Zwar warnt das VAAC Darwin nach wie vor vor Aschewolken, die bis zu 18 km hoch aufsteigen können, doch neue Fotos der Eruption bleiben aus. Kollege Tom Pfeiffer schreibt, dass der Vulkan wieder zu seiner Tätigkeit zurückkehrt, wie wir sie seit Juni dieses Jahres beobachten konnten. Es ist gut möglich, dass wir in ein paar Wochen wieder einen Paroxysmus erleben werden und dieser dann weitere starke phreatische Explosionen erzeugt. Bisher lassen sich 11 dieser Paroxysmen aus der Grafik von MIROVA ablesen. Im Schnitt erfolgte alle 2 Wochen einer dieser Ausbrüche, wobei sich der Abstand zwischen den Eruptionen in den letzten Wochen vergrößerte. Allerdings bleibt die Gefahr eines neuen Tsunamis bestehen. Ohne Vorwarnung können phreatomagmatische Eruptionen erfolgen. Zudem dürften die Reste des Hangs instabil sein und könnten abrutschen.

Krakatau: Kann sich die Katastrophe von 1883 wiederholen?

In diesem Artikel geht es um meine Einschätzung der Lage und den letzten Informationen zum Hergang der Katastrophe. Weitere Artikel mit Videos und Fotos weiter unten.

Der Tsunami, der gestern Abend Teile der Küsten Westjavas und Ostsumatras heimsuchte, war mit einer Höhe von 3 m relativ klein. Er lief ca. 20 m die Küste hoch. Trotzdem gab es mindestens 222 Todesopfer. Die meisten Menschen erwischte es direkt am Strand, bzw. in Häusern und Ferienbungalows in vorderster Küstenlinie. Unter den Opfern befinden sich viele Touristen, von denen die meisten aus Indonesien stammen dürften. Was war passiert? Gestern begann eine paroxysmale Eruption, in deren Verlauf es zu einem Hangrutsch und partiellen Kollaps der Vulkanflanke kam. Der Hangrutsch löste einen Tsunami aus. Dieser erreichte die Küsten um 21.03 Ortszeit. Im Kommuniqué der zuständigen Behörde heißt es, dass zwar starker Tremor mit einer Amplitude von 58 mm registriert wurde, aber kein seismisches Signal, welches auf einen (unterseeischen) Kollaps hindeutete. Die genaue Datenanalyse lief heute morgen noch.

Laut neuen Aussagen des GFZ-Potsdam, soll die Welle 24 Minuten nach dem Kollaps in Ostjava aufgelaufen sein. Sie ist nach diesen Angaben ca. 100 km/h schnell gewesen. Ich frage mich, woher man den genauen Zeitpunkt des Kollapses kennt, wenn keine seismischen Signale registriert wurden? Haben Augenzeugen die sich anbahnende Katastrophe beobachtet? Allerdings registrierte das EMSC um 20.55 Uhr Ortszeit ein Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Hypozentrum lag in nur 5 km Tiefe und ca. 30 km östlich der Vulkaninsel Krakatau. Ich halte es für möglich, dass die Lokalisierung des Bebens nicht genau war und dass sich das Beben stattdessen unter dem Vulkan ereignete. Es ist nicht auszuschließen, dass es den Zeitpunkt des Kollapses markiert, oder diesen triggerte. Allerdings wäre der Tsunami dann gut 350 km/h schnell gewesen. Ein recht hoher Wert für die relativ geringe Wassertiefe zwischen Krakatau und den Hauptinseln, doch wenn man bedenkt, dass Tsunamis im tiefen Wasser bis zu 800 km/h schnell werden können, ist das nicht unmöglich.

Spätestens seit dem Kollaps sind phreatomagmatische Eruptionen im Gange: Magma kommt in Kontakt mit Wasser, welches die Eruption verstärkt. Sollte Meerwasser direkt bis in den Magmenköper eindringen, könnten die Explosionen so stark werden, dass es den Anak Krakatau komplett zerreißt.

Doch nun zur eigentlichen Fragestellung des Artikels. Bei der bekannten Katastrophe von 1883 wurde eine Serie sehr starker Tsunamis ausgelöst. Diese wurden durch Kollaps des Krakatau verursacht. Der Vorgängervulkan des heutigen Anak Krakatau war deutlich größer, als die aktuelle Vulkaninsel. Von daher ist die jetzt zur Verfügung stehende Masse geringer. Sollte es zu weiteren Kollaps-Ereignissen kommen, sind diese wahrscheinlich schwächer als 1883. Aber nichtsdestotrotz besteht -meiner Meinung nach- genug Potenzial für weitaus größere Tsunamis, als jener von gestern. Wie immer, wenn es um Vulkane und Erdbeben geht: solche Ereignisse sind nur schwer vorherzusagen. Selbst wenn wir nun wissen, dass Potential für eine größere Katastrophe besteht, lässt sich nicht sagen, ob sie tatsächlich eintreten wird. Meiner Einschätzung nach sollte man die Küstenregion der Hauptinseln meiden und in höher gelegenen Gebieten schlafen. Und das solange, wie der Anak Krakatau phreatomagmatisch eruptiert.

1883 war der Vulkan mehrere Monate vor der Katastrophe aktiv. Es gab starke Eruptionen, Erdbeben, kleinere Kollaps-Ereignisse. Insofern erinnern mich die Geschehnisse vor der damaligen Katastrophe, an das, was wir nun sehen. Es gibt 2 Theorien dazu, warum der Krakatau 1883 so fatal eruptierte, dass es zum Kollaps nebst Tsunamis kam. Die ältere Theorie besagt, dass sich unterseeische Risse bildeten, durch die große Mengen Meerwasser in die Magmakammer einströmten. Die so erzeugten Dampfexplosionen zerrissen den Vulkan. Eine neuere Theorie geht davon aus, dass sich im Untergrund 2 verschiedene Magma-Arten mischten, was starke Explosionen verursachte. Ich halte es auch für möglich, dass beide Ereignisse eintraten und so zur Katastrophe führten.

Obwohl der Krakatau einer der gefährlichsten Vulkane der Welt ist, ist er nicht einer der am besten überwachten. Dazu fehlt den Indonesiern das Geld. Zum Anfang des Millenniums gab es ein Gemeinschaftsprojekt mit dem GFZ und die Ansätze waren gut. Doch als es keine weiteren Fördermittel gab, fielen immer mehr Geräte aus. Allerdings gibt es mehrere seismische Stationen. Ich selbst besuchte das kleine Observatorium an der Ostküste Javas öfters und besichtigte die Messstationen am Vulkan. Diese wurden bei Eruptionen in den vergangenen Jahren immer wieder beschädigt und liefen zuletzt nicht fehlerfrei. Allerdings muss es gestern zum spontanen Ausfall mehrere Messstationen gekommen sein, als der Vulkankegel teilweise kollabierte. Das hätte die Vulkanologen alarmieren können, das etwas Größeres passiert sein musste. Trotzdem stand nur wenig Zeit zur Verfügung, um Alarm zu geben: es blieben nur wenige Minuten, um die Bevölkerung vor einem Tsunami in der Sundastraße zu warnen. Künftig wird man auch nicht viel Zeit haben, um zu flüchten, selbst wenn Alarm gegeben werden sollte. Bei größeren Tsunamis wird es nicht ausreichen, um zu Fuß eine genügend große Distanz zurück zu legen. Per fahrbaren Untersatz hätte man evtl. noch eine Chance. Umso wichtiger erscheint mir eine lückenlose Beobachtung des Vulkans. So wurde es z.B. versäumt, mit Hydrophonen nach verdächtigen Geräuschen zu lauschen, wie man es zuweilen am Stromboli macht, wenn der Vulkan stärker ausbricht.

Krakatau: Tsunami durch Kollaps

Update 13:30 Uhr: Neusten Medienberichten zufolge, stieg die Zahl der Todesopfer auf 222. Es gab zudem 843 Verletzte. Mindestens 30 Personen sind noch vermisst. Man stellt sich auf weiter steigende Opferzahlen ein. Der Tremor ist immer noch erhöht, was darauf schließen lässt, dass der Paroxysmus weiter anhält. Das Seismogramm zeigt keinen besonderen Ausschlag, der auf eine größere seismische Erschütterung jenseits des Tremors hindeutet. Da stelle ich mir einmal mehr die Frage, wie aussagefähig das online-Seismogramm des VSI ist? Die LiveCam ist leider offline und zeigt einen Abfalleimer. Daten über Bodendeformation werden nicht kommuniziert.

Originalmeldung: Am Anak Krakatau ereignete sich diesen Stunden dramatisches! Der Paroxysmus steigerte sich so sehr, dass es zu einem Kollaps kam, der einen großen Unterwasser-Hangrutsch auslöste. Die abrutschenden Gesteinsmassen lösten einen Tsunami aus. Dieser brandete an die Küste von Java und Sumatra. Viele Menschen starben. Nach bisherigen Angaben kamen 168 Menschen ums Leben, 745 Personen wurden verletzt.

Der Hangrutsch ereignete sich bereits gestern Abend. Die hohen Wellen, von denen bereits gestern Augenzeugen berichteten (siehe unten) scheint bereits der Tsunami gewesen zu sein. Unklar ist, ob es nicht auch zu einer submarinen Eruption gekommen ist.

Das VAAC Darwin meldet Vulkanasche in 18.300 m Höhe! Das ist der stärkste Ausbruch des Anak Krakatau, seitdem ich Vulkane beobachte.

Wie so oft an Vulkanen, kam das Ereignis überraschend. Nachdem der Vulkan seit Juni aktiv ist und mehrere paroxysmale Phasen durchlebte, ohne das etwas passierte, kam es gestern zur Katastrophe. Der Vulkan befand sich auf Warnstufe „gelb“ und es gab eine 2 km Sperrzone um den Gipfel des Vulkans. Auf Rakata (Insel in 4 km Entfernung) konnte man sich z.B. offiziell aufhalten. Dort kampierten immer wieder viele Vulkanbeobachter. Sollte sich zum Zeitpunkt des Tsunamis dort jemand aufgehalten haben, ist er sehr wahrscheinlich unter den Todesopfern. Unverständlicher Weise wurde die Alarmstufe bis heute Morgen nicht hochgestuft.

Erhöhte Seimik als Warnsignal?

Kollege Tom Pfeiffer postete gestern ein Foto der Seismik am Krakatau, welche in einem kleinen Observatorium an der Küste Westjavas aufgezeichnet wurde. Ähnlich hohe Seismik sah man auch schon bei vorangegangenen Paroxysmen. Es drängt sich ein Vergleich mit der Eruption am Fuego auf, die sich im Juni dieses Jahres ereignete. Nach zahlreichen Paroxysmen kam es auch dort zu einer Katastrophe, als pyroklastische Ströme viele Menschen töteten. Auch hier wussten die Behörden nicht, dass sich der Ausbruch von vorangegangenen Eruptionen zu unterscheiden schien. Offenbar ein generelles Problem: scheinbar „normale“ Situationen können sich am Vulkan dramatisch schnell ändern, ohne das man sie vorhersagen könnte.

Trotz der Dramatik der Lage, war der Tsunami relativ klein. In den Sozialen Medien haben Anwohner und Vulkanbeobachter auf Westjava von hohen Wellen gesprochen. Vielfach wurde diskutiert, ob die Wellen durch den Vollmond (tidal flood) ausgelöst wurden, oder ob es sich um meteorologisch erzeugte Wellen handelte. Vielen war nicht klar, dass die Wellen an manchen Küstenabschnitten so hoch wurden, das Menschen starben. An einen Tsunami durch einen submarinen Hangrutsch (sofern sich dieser bestätigt und es nicht doch ein Kollaps am oberseeischen Teil des Krakataus war) dachten wohl die Wenigsten. Ein starkes tektonisches Erdbeben, welches für die Wellen verantwortlich gewesen sein konnte, gab es zuvor auch nicht.

Nur ein Hangrutsch?

Ob der Tsunami tatsächlich durch einen submarinen Hangrutsch ausgelöst wurde, ist bis jetzt nicht bestätigt. Es könnte auch zu einem Abbruch des Lavadeltas gekommen sein, welches sich in den letzten Wochen aufbaute: mehrere Lavaströme, die den Ozean erreichten, schufen neues Land. Dieses ist allerdings sehr instabil. Von Hawaii kennt man es, dass diese Deltas oft kollabieren und Wellen auslösen. Falls sich tatsächlich ein unterseeischer Hangrutsch ereignete, muss man sich die Frage stellen, ob das alles war? Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich eine Spalte unter Wasser öffnete und Wasser in den Magmenkörper eindringt, ähnlich, wie es sich vor der Katastrophe von 1883 zugetragen haben könnte. Die Ereignisse von damals erinnern auf jeden Fall an aktuelle Abläufe. Dazu gibt es hier heute Abend einen weiteren Artikel von mir.

Loyalty Islands: Erdbeben Mw 7,6

Die Gegend der Loyalty Islands wurde von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,6 erschüttert. Das Epizentrum lag offshore, gut 110 km von der Küste des nächsten Eilandes entfernt. Die Tiefe des Erdbebenherdes wird mit 30 km angegeben. Es wurde Tsunami-Alarm gegeben und tatsächlich soll es eine relativ kleine Hafenwelle gegeben haben. Dank der großen Tiefe des Hypozentrums blieb ein katastrophaler Tsunami aus. Es gab starke Vor- und Nachbeben mit Magnituden zwischen 5,2 und 6,7.

Das Archipel Loyalty Islands liegt direkt neben dem Tiefseegraben des South New Hebride Trench. Hier wird die Mikroplatte der Neuen Hebriden vor der Indo-Australien-Platte subduziert. Diese Subduktionszone ist eine der seismisch aktivsten der Welt. Vor einigen Wochen gab es hier bereits zahlreiche Erdbeben, die man als Vorläuferbeben interpretieren könnte. In der Nachbarschaft des Archipels liegen Neu Kaledonien, Vanuatu und Fiji.

Erdbeben vor Sumatra

Auch vor der Westküste Sumatras bebte die Erde. In der Nias Region gab es ein Erdstoß der Magnitude 5,1. Es folgten zahlreiche Nachbeben, die nur wenig schwächer waren. Die Tief der Erdbebenherde wird mit 10 km angegeben. Die Subduktionszonen vor Sumatra haben ein sehr großes Potenzial katastrophale Erdbeben zu generieren, die auch Tsunamis auslösen können.

In den letzten Stunden und Tagen gab es auch in anderen Regionen Indonesiens moderate Erdbeben. Besonders viele Erschütterungen ereigneten sich in der Molukken-See zwischen Sulawesi, Halmahera und den Philippinen. In der Region gibt es zahlreiche aktive Vulkane.

Ätna: weitere Seismik

Ein Vulkan an dem die Erde direkt bebt ist der Ätna auf Sizilien. Hier manifestierten sich in den letzten Stunden 2 weitere Erdbeben mit Magnituden knapp über 2. Die Epizentren lagen östlich des Gipfels, im Bereich des Valle del Bove. Die strombolianische Aktivität am Puttusiddu hält unvermindert. Ein kurzer Lavastrom erzeugt eine moderate Wärmesignatur.

Island: Seismik hoch

In mehreren Regionen Islands ist die Seismik weiterhin erhöht. Vor allem gibt es zahlreiche schwache Erdbeben im Bereich des Vatnajökulls. Dort gibt es Beben unter fast jedem subglazialen Vulkan. Besonders auffällig sind die Beben unter Grimsvötn und Öraefajökull. Aber auch im Bereich der Hekla gab es vereinzelte Erdbeben.

Mysteriöses Erdbeben bei den Kermadec-Inseln

Verschiedene Erdbebenwarten registrierten am 8. Dezember ein mysteriöses seismisches Signal der Magnitude 5,9, welches zunächst für ein Erdbeben gehalten wurde. Sein Epizentrum befand sich offshore, ca. 200 km südlich von Raoul Island (Kermadec). Das vermeintliche Erdbeben verursachte einen kleinen Tsunami von 1 m Höhe. Genauere Untersuchungen enthüllten nun, dass das Signal nicht von einem Erdbeben stammt, sondern vermutlich von einer Explosion. Ursache hierfür könnte eine submarine Vulkaneruption gewesen sein. Diese müsste allerdings von erheblicher Größe gewesen sein. Leider fanden sich bisher keine weiteren Indizien (etwa einen Bimsstein-Teppich), die auf eine Eruption hindeuten. (Quelle GeoNet)

Erdbeben im Iran

Auch abseits des mysteriösen Erdbebens, ereigneten sich in den letzten 48 Stunden ungewöhnlich viele Erdbeben. Eine Serie mittelstarker Erschütterungen manifestierten sich an verschiedenen Orten im Iran. Das Stärkste brachte es auf Mw 5,2 und lag im Zentrum des Landes.

Erdbeben in Japan

In Japan sieht es nicht viel besser aus. Mittelstarke Erdbeben werden von Kyushu und den Izu-Islands gemeldet. Dort hatte das stärkste Beben eine Magnitude von 5,7. Die meisten Erdbeben ereigneten sich unterseeisch.