Vulkan Stromboli mit pyroklastischen Strömen am 04.12.22

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Größere Eruption am Stromboli verursacht pyroklastische Ströme

Heute Nachmittag begann eine Serie pyroklastischer Ströme am Stromboli abzugehen. Die ersten erschienen um 14.30 UCT und entstanden durch erneute Kollapsereignisse an der nördlichen Kraterwand, als sich ein Lavastrom anfing durch das Material zu arbeiten. Mittlerweile hat sich die Lava befreit und fließt als Strom über die Sciara del Fuoco. Der Lavastrom ist schnell unterwegs und dürfte in Kürze das Meer erreichen. Der größte pyroklastische Strom floss weit aufs Meer hinaus und war so gewaltig, dass in seiner Aschewolke vulkanische Blitze entstanden.
Im Vorfeld der Eruption waren die Geophysikalischen Parameter unauffällig, allerdings berichtete das INGV in seinem Bulletin vom Dienstag, dass es zu Lavaspattering gekommen war. Zuletzt gab es pyroklastische Ströme am Stromboli im Oktober. Damals schrieb ich, dass solche Ereignisse häufig in Serien kommen.

Inzwischen wurden einige Medien über das Ereignis geteilt und es gibt weitere Informationen von Seiten der Vulkanologen des INGVs. Demnach gab es zwei größere pyroklastische Ströme, die auf den Seismogrammen Signale mit hohen Amplituden verursachten. Der erste Strom ging um 14:31 UCT ab und verursachte stärkere Ausschläge im Seismogramm als der zweite pyroklastische Strom um 15:19 UCT. Mit Beginn der Aktivität schoss auch der Tremor in die Höhe. Die Inklinometer zeigten allerdings keine Auffälligkeiten. Nach Abgang des zweiten pyroklastischen Stroms wurde um 15:40 UCT der Lavastrom sichtbar. Bereits 20 Minuten später hatte er das Meer erreicht. Es gibt Berichte darüber, dass einer der pyroklastischen Ströme einen kleinen Tsunami auslöste. Er soll eine Wellenhöhe von ca. einem Meter gehabt haben und brandete gegen die Küste der Insel, richtete aber keine Schäden an. Inzwischen hat sich die Situation beruhigt. Der Tremor nahm wieder mittlere Werte an und der Lavastrom ist versiegt. Bis zum nächsten Mal.

Vulkan Mauna Loa am 04.12.22

Staat: USA | Lokation: 19.47, -155.59 | Aktivität: Hawaiianisch

Eruption auf Hawaii geht weiter

Am Manua Loa auf Hawaii geht die Eruption weiter. Die Aktivität beschränkt sich auf Spalte 3, die zunehmend von einem Lavawall eingeschlossen wird. Bereits gestern waren die Wände des Walls 48 m hoch. Die Länge des aktiven Spaltenteils reduzierte sich weiter, was ein normaler Verlauf für eine Spalteneruption ist. Bald wird sich die eruptive Aktivität auf wenige Förderschlote begrenzen, dann könnte aber die Höhe der verbliebenen Lavafontänen zunehmen. Der Lavastrom besteht aus mehreren Armen. Die Lavafront bewegte sich heute Nacht mit einer Geschwindigkeit von 13 m vorwärts. Sie war noch 3,9 km von der Sattelstraße entfernt. Das HVO schreibt zum Vorankommen der Lava, dass sie sich auf dem flachen Gelände sehr variabel verhält. Die Lava kann sich aufstauen und an anderer Stelle des Stroms hervorbrechen und neue Seitenarme bilden, die sich zunächst schnell bewegen, dann aber stagnieren. Aufgrund des unvorhersehbaren Verhaltens des Lavastroms, sind genaue Prognosen, ob- und wann die Lava die Sattelstraße erreichen wird, nicht machbar.

Bodendeformation. © HVO

Der Schwefeldioxid-Ausstoß bleibt mit 180.000 Tonnen am Tag enorm. Genauso die Thermalstrahlung, die laut MIROVA zuletzt bei 33.105 MW lag. Spannend ist auch der Graph zur Bodendeformation. Er stürzt geradezu ab und rauscht ins Bodenlose. Es wird also signifikant mehr Lava eruptiert als aus größerer Tiefe aufsteigt. Der anhaltende Tremor zeigt aber, dass der Lavanachschub vom Magmenkörper zur Spalte weiter anhält.

Die Bilderflut in den sozialen Medien hat etwas abgeebbt, doch es kommen immer noch beeindruckende Aufnahmen herein, die ich hier natürlich nicht alle teilen kann. das heutige Video stammt von der Lavafront und zeigt, wie mächtig die Aa-Lava ist. Es stammt von dem ortsansässigen Fotografen Sky Makai. Das HVO richtete übrigens einen Livestream von der Eruptionsspalte ein.

Vulkan Semeru erzeugt pyroklastische Ströme am 04.12.22

Semeru mit Pyroklastischen Strömen und Vulkanasche in 15.400 m Höhe

Staat: Indonesien | Koordinaten: -8.108, 112.92 | Aktivität: Dom

Am Semeru auf der indonesischen Insel Java ist es zu einer größeren Eruption gekommen, in deren Verlauf mehrere pyroklastische Ströme entstanden. Sie flossen durch das Flussbett des Curahkobokan und hatten Gleitstrecken bis zu 13 km. Sie flossen über den Fuß des Vulkans hinaus und erreichten bewirtschaftetes Gebiet. Ob es Todesopfer oder Verletzte gab, ist noch nicht bekannt. Ein pyroklastischer Strom erreichte im Flusstal eine Stelle, an der eine Brücke neugebaut wird. Sie wurde vor 2 Jahren von einem Lahar zerstört.

Neben den pyroklastischen Strömen gab es hoch aufsteigende Aschewolken, die vom VAAC in 15.400 m Höhe detektiert wurden. Die Glutwolken könnten durch Explosionen im Krater verursacht worden sein, die Teile des flachen Lavadoms ausgeblasen haben. Es gibt Berichte, nach denen glühende Lavablöcke in 8 km Entfernung zum Krater niedergingen. Videoaufnahmen belegen, dass es in umliegenden Ortschaften zu starkem Ascheniederschlag kam, der das öffentliche Leben beeinträchtigte. Atmet man Vulkanasche ein, kann die auf Dauer die Lungen schädigen, daher wird das Tragen von Staubmasken empfohlen.

Vergleichbare Ereignisse hatten in den letzten Jahren Zerstörungen verursacht und auch Opfer gefordert. Die asymmetrische Sperrzone um den Vulkan wurde ausgeweitet und beträgt im Südwesten des Semerus nun 17 km. Die indonesische Katastrophenschutzbehörde ordnete Evakuierungen an und warnt gleichzeitig davor, dass Regenfälle Lahare auslösen werden. Die Schlammströme wurden regelmäßig nach den ähnlichen Ereignissen generiert und richteten ebenfalls Schäden an.

Die Eruption kündigte sich durch eine gesteigerte Inflation an, die auf INSAR-Aufnahmen sichtbar geworden war. Zudem kam es zu moderaten thermischen Anomalien im Kraterbereich. Im Vorfeld der Eruption war es zu einem Anstieg der Tremorphasen gekommen, ohne dass es auffällig viele vulkanotektonische Erdbeben gegeben hätte. Täglich wurden gut 100 seismische Signale strombolianischer Eruptionen aufgezeichnet.

Erdbeben-News 04.12.22: Süditalien

Erdbeben Ml 4,4 vor Lipareninsel Vulcano

Datum: 04.12.22 | Zeit: 07:12:47 UTC | 38.36 N ; 14.98 E | Tiefe: 10 km | Ml 4,4

Kurz vor der Südküste der Liparischen Insel Vulcano ereignete sich heute Morgen ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,4. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 10 km angegeben. Diese Daten stammen vom EMSC. Das italienische INGV attestierte dem Beben eine Magnitude von 4,6 und eine Tiefe von nur 3,1 km. Demnach befand sich das Hypozentrum 11.1 km südwestlich vom Ort Porto di Ponente, der sich im Osten der Insel befindet. Zudem gab es ein Nachbeben der Magnitude 2,0. Das Hauptbeben, das für diese Gegend schon relativ stark war, wurde in einem Umkreis von 50 km gespürt. Beim EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Demnach wackelten auf Lipari die Häuser. Es stellt sich natürlich die Frage, ob das Beben im Zusammenhang mit der magmatischen Aktivität unter Vulcano stand. Sehr wahrscheinlich war der Erdstoß tektonischen Ursprungs, doch der unter die Insel intrudierte Magmenkörper könnte das Beben durch veränderte Spannungen im Untergrund verursacht haben. Aber das ist spekulativ. Im INGV-Bulletin vom Dienstag zur vulkanischen Aktivität war zu lesen gewesen, dass es keine neuen Bodenverformungen mehr gegeben hat und es nur geringe Mikroseismizität gab. Dafür war ein Anstieg des Schwefeldioxid-Ausstoßes im Kraterbereich verzeichnet worden. Er befand sich auf mittelhohen Werten und strebt nun wieder zu hohen Werten. Auch die Gastemperaturen blieben mit 371 Grad hoch. Wir dürfen auf das nächste Bulletin gespannt sein, ob es infolge des Erdbebens Veränderungen gegeben hat.

Doch dieses Erdbeben war nicht das Einzige unter Süditalien. In den letzten Tagen gab es einen Erdbebenschwarm vor der Nordwestküste Siziliens. Trapani und Palermo liegen nahe der Epizentren. 13 Beben hatten Magnituden zwischen 2,0 und 3,5.

Unter der Caldera Campi Flegrei gab es ebenfalls weitere Erdbeben. Sie liegt im Norden von Süditalien und bildet einen Teil des Golfs von Pozzuoli. Die Beben manifestierten sich überwiegend am Nordostrand des Solfatara Kraters. Die Bodenhebung zog in den letzten Tagen signifikant an und wir können auf das nächste Bulletin am Dienstag gespannt sein, ob sich die Werte der letzten Woche bestätigen. Die Bodenhebung hatte sich auf 15 mm im Monat gesteigert.