Erdbeben in Kalifornien – News am 30.04.23

2 Schwarmbeben am Salton See in Kalifornien

Datum 30.04.23 | Zeit: 07:58:19 UTC | 33.21 N ; 115.61 W | Tiefe: 10 km | ML 4,3

Im Süden von Kalifornien kam es heute gleich zu zwei Erdbebenschwärmen. Einer ereignete sich direkt am Südostufer des Salton Sees. Ein zweiter Schwarm manifestierte sich weiter südöstlich in der Nähe der mexikanischen Grenzstadt Mexicali. Seit gestern registrierte das EMSC fast 40 Beben in der Region mit Magnituden ab 2. Die stärkste Erschütterung brachte es auf ML 4,3 und hatte ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Es wurde 13 km nordwestlich von Calipatria am Salton-See verortet.

Von der tektonischen Seite her ist die Gegend um den Salton-See sehr interessant, denn am Ostufer des Sees verläuft die San-Andreas-Fault. Kurz hinter dem See verliert sich ihre Spur. Ein Kuriosum ist der Niland-Geysir, der am Südostufer entlang der Verwerfung umherwandert und an verschiedenen Orten sporadisch springt. Die letzten News zu diesem Geysir stammen aus dem Jahr 2021. Damals gab es auch Schwarmbeben in der Region.

Im Bereich des Schwarmbebens am Südostende des Sees verläuft eine weitere interessante tektonische Verwerfungslinie, die auf den Namen East-Shoreline-Faultsystem hört und weiter südlich in die Imperial Fault mündet. Zwischen dieser Störung und der San-Andreas-Verwerfung bildeten sich zahlreiche quer verlaufende kurze Störung, die die beiden Verwerfungen wie die Sprossen einer Leiter miteinander verbinden. Dieses Konglomerat aus Verwerfungen wird Durmid-Ladder-Structur genannt. Sie verläuft größtenteils unter dem Seeboden und trifft im Bereich des Schwarmbebens auf Land.

Der zweite Erdbebenschwarm weiter südlich des Salton Sees ereignete sich an der Imperial-Fault. Es ist sehr gut möglich, dass es einen Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen gibt und das die Beben von den gleichen Spannungen ausgelöst wurden, die sich in diesem zusammenhängenden Störungssystem an der auslaufenden San-Andreas-Verwerfung aufgebaut haben.

Erdbeben am Vulkan Shiveluch – News vom 30.04.23

Erdbeben erschüttern Vulkan Shiveluch auf Kamtschatka

Datum 30.04.23 | Zeit: 01:14:17 UTC |  56.62 N ; 161.45 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,3

Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka wird der Vulkan Shiveluch von einer Serie moderater Erdbeben gerockt. Die stärkste Erschütterung, die vom EMSC detektiert wurde, brachte es auf Mb 4,3 und hatte ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich unter der Ostflanke des Vulkans und wurde 50 km NE of Klyuchi verortet. Während das EMSC nur dieses eine Beben registrierte, berichten russische Medien von einer Erdbebenserie. Demnach soll es mindestens 6 Erdbeben gegeben haben. Das Auffällige: alle sollen eine Magnitude von 3,6 gehabt haben, was ich für sehr unwahrscheinlich halte.

Erst Anfang des Monats war es zu einer großen Eruption am Shiveluch gekommen, bei der der Lavadom ausgeblasen wurde und pyroklastische Ströme und hoch aufsteigende Aschewolken generiert wurden. Das zuständige Institut KVERT berichtet seitdem vom Wachstum eines neuen Lavadoms im neu entstandenen Krater. Es wird nächtliche Rotglut und starke Dampfentwicklung beobachtet. Das VAAC meldet Vulkanasche in einer Höhe von 4300 m Höhe, die in Richtung Süden driftet.

Laut dem Bericht einer russischen Zeitung war in den letzten Tagen eine Forschergruppe am Shiveluch, um die Auswirkungen der Eruption zu studieren. Die pyroklastischen Ströme stoppten 2 km vor der Brücke über den Trockenfluss Bekesh. Dort waren die Ablagerungen des Ignimbrits 10 cm mächtig. Mittags setzte die Schneeschmelze ein, sodass sich die Ablagerungen in einen zähen Schlamm verwandelten. Die Forscher trafen auf einen Bären, der dem Straßenverlauf folgte und keinen Platz machte, weil er nicht in den Schlamm ausweichen wollte. Die Forschergruppe gelangte zu einer Holzfällerstation, die von den pyroklastischen Strömen zerstört wurde.

Die Vulkanologen von KVERT warnen davor, dass es jederzeit zu weiteren starken Explosionen kommen könnte, die den Flugverkehr gefährden. Der Alarmstatus steht auf „orange“.

Es stellt sich natürlich die Frage, ob die aktuellen Erdbeben von aufsteigendem Magma verursacht werden. Leider fehlen Daten zur Mikroseismizität. Die moderaten Erdbeben könnten sich an einer lokalen Störungszone ereignet haben und primär tektonischen Ursprungs sein. Die Störungszone könnte aber durch ein verändertes Spannungsfeld infolge von Magmenbewegungen aktiviert worden sein. Sollte es sich direkt um vulkanotektonische Erdbeben gehandelt haben, würde ich ein recht starkes Schwarmbeben erwarten, von dem nur die stärksten Erschütterungen detektiert wurden. In diesem Fall werden weitere starke Eruptionen nicht lange auf sich warten lassen.