Japan: Erdbeben Mw 7,1 auf Kyushu

Starkes Erdbeben erschüttert japanische Südinsel Kyushu – aktive Vulkane und Atomkraftwerke in der Nähe

Datum 08.08.2024 | Zeit: 07:42:55 UTC | 31.837 ; 131.449 | Tiefe: 20 km | Mw 7,1

Heute Morgen wurde der südöstliche Küstenbereich der japanischen Insel Kyushu von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,1 erschüttert. Laut Angaben des EMSC lag das Hypozentrum in 20 Kilometern Tiefe, das Epizentrum befand sich 9 km süd-südöstlich von Miyazaki.

Meldungen über größere Schäden oder Todesopfer liegen bisher nicht vor. Dies könnte auf die erdbebensichere Bauweise moderner Gebäude in Japan und die vergleichsweise große Tiefe des Erdbebenherdes zurückzuführen sein. In weniger gut entwickelten Ländern entlang des Pazifischen Feuergürtels hätte die Magnitude jedoch wahrscheinlich zu erheblichen Schäden geführt. Das Erdbeben war in einem weiten Umkreis spürbar, und selbst das europäische EMSC erhielt Wahrnehmungsmeldungen aus Japan.

Ganz spurlos ist das Ereignis dennoch nicht an den Menschen der Region vorbeigegangen: Das Erdbeben führte zu drei Verletzten und einem Erdrutsch in der Präfektur Kagoshima. Außerdem wurde Tsunamialarm ausgelöst und die Küstenregionen wurden evakuiert. Große Wellen blieben jedoch aus; dennoch wurden bis zu 50 Zentimeter hohe Wellen im Hafen von Miyazaki registriert.

Am Flughafen von Miyazaki zerbrachen Fensterscheiben. Ein Flughafenangestellter äußerte sich gegenüber der Japan Times, dass der Erdstoß ziemlich stark gewesen sei und etwa 30 Sekunden gedauert habe. Der Flugbetrieb wurde vorübergehend eingestellt und Flüge wurden gestrichen.

Auch der Zugverkehr war betroffen. Neben regionalen Verbindungen wurden zwei Schnellzüge auf den Linien Kyushu Shinkansen und Minami Kyushu Shinkansen gestoppt. Mehrere Atomkraftwerke wurden inspiziert.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit der Subduktion der Philippinenplatte am Ryukyugraben in Verbindung, der östlich von Kyushu verläuft und sich bis nach Okinawa erstreckt. Diese Subduktion ist auch für die Vulkane in der Region verantwortlich. Am nächsten zum Epizentrum liegt der Vulkan Kirishima, gefolgt von Sakurajima und den Vulkaninseln des Ryukyu-Archipels, von denen nur der Suwanose-jima derzeit aktiv ist. Es ist durchaus möglich, dass einige Vulkane auf das Erdbeben reagieren werden.

Vulcano mit hohem Gasausstoß und heißen Fumarolen

Monatsbericht zeigt hohe Fumarolen-Temperaturen und starke Gasemissionen auf Vulcano

Der Vulkan Fossa II auf der Lipareninsel Vulcano scheint nur äußerlich ruhig zu sein, doch unter ihm befindet sich ein aktiver Magmenkörper, von dem eine beachtliche Menge heißer Gase aufsteigt. Sie befeuern ein Hydrothermalsystem, in dem es auch immer wieder zu Erdbeben kommt. So wurden im Juli 9 Erschütterungen im Bereich der Insel und ihrer Offshore-Regionen detektiert. Aus dem aktuellen Monatsbericht für den Juli -der gestern vom INGV veröffentlicht wurde- geht hervor, dass der Gasausstoß hoch ist und viel Kohlendioxid enthält. Vor allem die Fumarolen am Krater emittierten viel C02. Die Konzentration des Gases liegt bei 13804 g/m2/Tag. Seit Mai sind diese Werte auf Jahreshöchststand und liegen nur wenig unterhalb des Maximums der letzten 3 Jahre. Der Schwefeldioxid-Ausstoß liegt im Kraterbereich bei mittelhohen bis hohen Werten und variiert nur wenig.

Die Fumarolen-Temperaturen im Kraterbereich liegen bei 332 Grad Celsius. Sie sind stabil und haben sich seit ihrem jüngsten Anstieg Ende Mai nur unwesentlich verändert. Dieser kam relativ unerwartet und ging mit einer leichten Erhöhung der Erdbebenaktivität einher.

An Messstationen am Fuß des Vulkankegels der Fossa wurde ebenfalls ein Anstieg der Kohlendioxid-Konzentrationen festgestellt. Besonders an der Messstation Rimessa, die südlich vom Hafen am Fuß des Kegels stationiert ist, gab es einen höheren Anstieg. Im Bereich von Faraglione und der Schlammtherme stiegen die Werte seit Januar leicht an.

Die Grundwassertemperatur im Brunnen vom Campingplatz Sicilia steigt bereits im Mai von 51 auf 52 Grad an und ist seitdem relativ konstant.

Alles in allem deuten die Daten darauf hin, dass es im Untergrund einen aktiven Magmenkörper gibt. Im Mai scheint sich in diesem etwas getan zu haben, und möglicherweise kam es zu einem weiteren Schmelzzufluss aus größerer Tiefe. Es könnte aber auch eine Barriere im Untergrund nachgegeben haben, die bis dato magmatische Fluide zurückgehalten hatte. Diese steigen nun vermehrt zur Oberfläche auf. Ein Vulkanausbruch scheint dennoch nicht unmittelbar bevorzustehen. Der Aufstieg zum Krater der Fossa ist seit Frühjahr 2023 frei.

Dennoch warnt das INGV vor Vulkangefahren: Gasemissionen aus Kraterfumarolen und anderen Bereichen außerhalb des Kraters können möglicherweise zur Ausbreitung giftiger Gase führen. Ansammlungen von Gasen (insbesondere CO2 und H2S) in der Nähe der Meeresemissionsgebiete, in windabgewandten Bereichen, topografisch tiefer gelegenen oder geschlossenen Stellen stellen mögliche Gefahrenquellen dar. Starke Regenfälle könnten an den Hängen des Fossa-Kegels Schlamm- und Murgänge oder Überschwemmungen verursachen.

Ätna feuert aus drei Kratern

Drei von 4 Gipfelkratern des Ätnas zeigten Aktivität – Aschewolken stiegen auf

Der Ätna auf Sizilien bleibt auch nach dem 5. Paroxysmus in Folge aktiv und erzeugt weiterhin kleine Ascheeruptionen. Dabei machte gestern ein Foto in den Sozialen Medien die Runde, das simultane Asche-Dampf-Emissionen aus drei der vier Gipfelkrater zeigt: In die Eruptionen involviert waren die Voragine, der Südost- und der Nordostkrater. Letztgenannter Krater förderte die größte Aschewolke, die ca. 600 m über Kraterhöhe aufstieg. Der Südostkrater emittierte überwiegend Dampf, in dem ein wenig Asche enthalten war.

Der Tremor fiel nach dem Paroxysmus ungewöhnlich tief ab und bewegt sich seitdem im grünen Bereich. Die Seismizität bleibt gering und die Daten erlauben keine Prognose darüber, ob- und wann mit einem 6. Paroxysmus zu rechnen ist. Unklar bleibt auch, ob es sich bei den Ascheeruptionen um ein Nachspiel des jüngsten Paroxysmus handelt, oder bereits um ein Vorspiel zum nächsten. Aber ich tippe mal, dass es sich bereits um ein Vorspiel handelt.

Viele Bewohner der Ätnaregion haben noch mit den Folgen des 5. Paroxysmus zu kämpfen, in dem sie ihre Grundstücke, Hausdächer und Fahrzeuge von Lapilli und Asche befreien müssen. In Phasen mit paroxysmalen Eruptionen ein nicht enden wollendes Spiel, das auch die öffentliche Straßenreinigung beschäftigt. Liegen lassen kann man die oft zentimeterhohen Ablagerungen nicht, da das Gewicht der Asche- und Lapillischichten irgendwann zum Einsturz von Dächern führen würde. Außerdem verstopft das Material Abflussrohre und Kanalisation und macht Straßen rutschig. Für die Kommunen ist die ständige Beseitigung des Fallouts zudem eine kostspielige Angelegenheit.

Das INGV veröffentlichte gestern seinen neuen Wochenbericht zum Ätna. Im Wesentlichen werden die Geschehnisse um den Paroxysmus beschrieben. Neu ist die Bezifferung der Bodenhebung in Bezug auf den Paroxysmus, die sich auf 4 Zentimeter belief. Die Tremorquellen wurden analysiert, da sie den Weg des Magmas visualisieren. Demnach sammelte sich die Schmelze vor dem Ausbruch auf dem 3000 m-Höheniveau im Vulkan. Dort liegt die Basis der Kraterkegel. Die Magmenansammlung hatte eine Längsterstreckung, die von der Voragine bis unter den Südostkrater reichte. Von daher würde es mich nicht wundern, wenn die Paroxysmen auf diesen Krater überspringen würden.