Ontake: Schwarmbeben detektiert

Schwarmbeben am Ontake – mehr als 270 Erschütterungen in kurzer Zeit

Der japanische Vulkan Ontake wurde heute von einem Schwarmbeben erschüttert: Innerhalb von wenigen Stunden ereigneten sich mehr als 270 Erschütterungen, die das JMA veranlassten, eine Warnung vor einem sich möglicherweise anbahnenden Vulkanausbruch herauszugeben. Der Alarmstatus steht auf „Gelb“ und es gilt eine 1-Kilometer-Sperrzone um den Jigokudani-Krater. Entgegen Meldungen in den sozialen Medien, in denen behauptet wird, dass die Alarmstufe erhöht wurde, ist den Meldungen des JMA zu entnehmen, dass sie bereits auf „Gelb“ stand und auch die Sperrzone bereits existierte. In dem gesperrten Gebiet könnten vulkanische Partikel entlang ballistischer Flugbahnen verteilt werden. Es wird weiterhin zur Vorsicht vor großen Vulkanblöcken und pyroklastischen Strömen aufgerufen.

Die Beben ereigneten sich infolge von Magmeninflation unter dem Gipfelbereich des Ontakes. Diese soll während der seismischen Krise nahezu abgeklungen sein. Die Übersetzung der in japanischer Sprache verfassten JMA-Meldung ist in ihrer Formulierung nicht ganz klar, denn es liest sich so, als hätte sie sich sogar zurückgebildet. Sollte das der Fall sein, könnte Schmelze aus einem magmatischen Gang ihren finalen Aufstieg angetreten haben.

Letzte Eruptionen am Ontake

Ontake ist ein 3067 Meter hoher komplexer Stratovulkan mit mehreren Kratern. Er liegt auf der japanischen Hauptinsel Honshu in relativer Nähe zu Tokio. An seinen unteren Hängen befindet sich ein Skigebiet und er ist zudem ein beliebtes Wander- und Pilgerziel, denn sein Gipfel gilt als heilig. Bei seiner letzten großen Eruption am 27. September 2014 starben 63 Menschen, die sich auf dem Vulkan aufhielten. Es war eine der Eruptionen im Japan der Neuzeit, die die meisten Opfer verursachte: Es starben sogar mehr Menschen als bei der berüchtigten Eruption des Unzen im Jahr 1991. Der Ausbruch wird als phreatisch beschrieben, doch aufgrund seiner Intensität nehme ich an, dass es vielmehr eine phreatomagmatische Eruption war. Im August 2023 gab es ebenfalls ein Schwarmbeben nebst Inflation, größere Ausbrüche blieben aber aus.

Weiterführender Link: Eine Livecam gibt es hier.

Island: Schwarmbeben bei Eldey am 21.01.25

Schwarmbeben bei Eldey vor der Westspitze von Reykjanes – 22 Erschütterungen

Seit heute Mittag bebt es wieder vor der Westspitze der Reykjanes-Halbinsel, wo sich in der Nähe des Vulkanfelsen Eldey bis jetzt 22 Beben zutrugen. Das stärkste hatte eine Magnitude von 2,3 und manifestierte sich in 3900 Metern Tiefe. Das Epizentrum wurde 2,3 km nordöstlich von Eldey lokalisiert. Da es nicht das Initialbeben der Sequenz war, kann man getrost von einem Schwarmbeben sprechen und nicht von Hauptbeben und Nachbeben. An dieser Lokation sahen wir in den letzten Monaten häufiger Schwarmbeben. Ob sie durch die Bodenhebung bei Svartsengi ausgelöst werden, weil sich dort das Spannungsfeld ändert, was tektonische Beben an Störungszonen auslösen könnte, ist ungeklärt. Es können auch tektonische Beben ohne einen Zusammenhang zur Magmenakkumulation sein.

Auch an anderen Lokationen auf Reykjanes bebte es: IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 52 Beben, zusätzlich zu jenen vor der Küste bei Eldey. Die Erschütterungen konzentrierten sich auf 2 Schwarmbeben bei Krysuvik und Bláfjallaskáli. Aber auch an anderen Stellen gab es vereinzelte Beben, darunter am Fagradalsfjall. Bei Svartsengi/Grindavik gab es nur eine Erschütterung.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hält weiter an, die Messdaten zeigen eine Verlangsamung des Magmenaufstiegs, wobei hier auch Messungenauigkeiten auftreten könnten. Solche Ungenauigkeiten kommen durch die Einwirkung äußerer Kräfte auf die Satellitenumlaufbahnen zustande. Hier können geomagnetische Stürme, aber auch gravitative Kräfte am Werk sein. Letztendlich muss sich die Bahn eines Satelliten nur um wenige Millimeter verschieben, um ungenaue Messungen zu erzeugen.

Am Grjotarvatn gab es innerhalb von 2 Tagen 4 Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,2.

Auf ganz Island wurden 111 Beben festgestellt. Es bebte auch im Bereich des Vatnajökull und an der Tjörnes-Fracture-Zone im Norden Islands. Trotz der großen Planetenkonstellation heute, bei der 6 der großen Planeten in einer Reihe am Abendhimmel stehen, blieben ungewöhnlich starke Schwarmbeben bislang aus.

Indonesien: Todesopfer nach Erdrutschen auf Bali

Mindestens 23 Todesopfer nach Erdrutschen und Sturzfluten auf Bali und Java

Auf den bei deutschen Urlaubern beliebten indonesischen Inseln Bali und Java sind nach Angaben des Katastrophenschutzes PVMGB mindestens 23 Menschen ums Leben gekommen. 11 Personen gelten als vermisst und könnten ebenfalls zu den Opfern zählen. Zudem wurden mehrere Menschen verletzt. Unwetter mit Dauerregen und starken Winden zur Monsunzeit gelten als Verursacher der multiplen Naturkatastrophen, die in Südostasien immer wieder auftreten – ein Umstand, der die Dramatik der aktuellen Situation jedoch keineswegs mindert. Die Wassermassen weichen den Boden auf und führen an steilen Hanglagen häufig zu Erdrutschen.

Bereits am Sonntagabend ereignete sich auf Bali ein erster Erdrutsch im Dorf Pikat. Hier verschütteten Hangrutschmassen ein Wohnhaus, in dem vier der Bewohner ums Leben kamen und vier weitere verletzt wurden. Eine Person gilt als vermisst und könnte unter den Erdmassen begraben sein.

Nach einer durchregneten Nacht ereignete sich am Montagmorgen ein zweiter Erdrutsch mit katastrophaler Wirkung, bei dem abermals ein Wohngebäude unter Felsen, Erde und Schlamm begraben wurde. Das Unglück traf die Ortschaft Ubung Kaja, unweit der Regionalhauptstadt Denpasar. Wie am Sonntagabend wurden auch hier vier Personen verschüttet, die trotz des Einsatzes von Spürhunden und schwerem Gerät nur noch tot geborgen werden konnten.

Mindestens 15 Todesopfer auf Java

Im Bezirk Petungkriyono in Zentraljava kam es ebenfalls zu Erdrutschen, die zusätzlich von Sturzfluten und Überflutungen begleitet wurden. Auf Java gab es insgesamt 15 Todesopfer, und noch immer werden neun Personen vermisst. Viele der Opfer starben in einer Sturzflut, andere wurden von Schlammlawinen erfasst und verschüttet.

Geografische und klimatische Risiken der Region

Die betroffenen Inseln zeichnen sich durch eine vielseitige und gleichzeitig risikoreiche Topografie aus, die insbesondere während der Regenzeit das Risiko von Erdrutschen erhöht. Bali ist bekannt für seine terrassierten Reisfelder, die sich oft an steilen Berghängen befinden, sowie für seine Vulkanlandschaften. Diese Kombination aus fruchtbarem, aber instabilem Boden und den häufigen Starkregenfällen während der Monsunzeit (November bis April) macht die Insel besonders anfällig für Naturkatastrophen.

Auch auf Java verschärfen die dichte Besiedelung und die Nähe von Wohngebieten zu steilen Hanglagen die Gefahren. Besonders der Bezirk Petungkriyono liegt in einer bergigen Region mit stark zerklüfteten Tälern, die bei sintflutartigen Regenfällen rasch überflutet werden können.

Überprüfung seismischer Aktivitäten

Natürlich habe ich geprüft, ob sich in den betroffenen Regionen stärkere Erdbeben ereignet haben könnten, die die Erdrutsche zusätzlich ausgelöst haben. Tatsächlich wurden jedoch nur Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich vor der Südküste von Bali und Java registriert. Auch auf Sumbawa gab es mehrere schwache Erschütterungen in der Nähe des Tambora-Vulkans. Ein Zusammenhang mit den Erdrutschen ist jedoch nicht erkennbar.

Warnungen und Ausblick

Die Behörden warnten vor weiteren möglichen Naturkatastrophen, da die Regenzeit noch andauert. Insbesondere Bewohner, die in der Nähe von Berghängen, Flüssen oder anderen gefährdeten Gebieten leben, wurden aufgefordert, besondere Vorsicht walten zu lassen.

Die Ereignisse zeigen erneut die zerstörerische Kraft der Natur in der Region, die für ihre Schönheit ebenso bekannt ist wie für ihre Risiken.

 

Äthiopien: Wärmeanomalie nahe Dofen-Vulkan

Wärmenanomalie nahe Vulkan Dofen im Awash-Erdbebengebiet detektiert

Im äthiopischen Teil des Riftvalleys kam es im Anfangsbereich des Afar-Dreiecks bei Awash in den letzten Monaten zu zahlreichen mittelstarken Erdbeben mit Magnituden im Vierer- und Fünferbereich. Sie standen mit einer Magmenintrusion in Verbindung, die den Boden auf einer Länge von ca. 35 Kilometern um bis zu 130 Zentimeter anhob. Durch die Intrusion stieg der geothermische Gradient und es kam zu hydrothermalen Erscheinungen, zu denen 2 phreatische Eruptionen und die Neubildung von heißen Quellen bzw. Mudpools zählten. Heute wird auf MIROVA erstmalig eine mittelstarke thermische Anomalie angezeigt. Sie hat eine Leistung von 59 MW und geht von einem Gebiet südlich des Vulkans Dofen aus, in dem sich die zuletzt aufgetretene phreatische Eruption ereignet haben muss. Die Quelle der Wärmeanomalie ist bis jetzt unklar, doch es könnte sich um eine weitere phreatische Eruption handeln, obgleich diese normalerweise nicht so eine starke Wärmequelle darstellen. Möglich ist daher auch ein Vegetationsbrand als Quelle der Wärmestrahlung. Die nächsten Messungen bringen vielleicht neue Erkenntnisse.

Bereits am Wochenende berichtete ich über ein weiteres Phänomen, das mit der Intrusion in Verbindung gebracht wird: Am Fentale-Vulkan im Süden des von der Intrusion heimgesuchten Gebiets wurde auf Satellitenbildern eine vermeintliche Dampfwolke entdeckt. Neue Bilder bestätigten das Phänomen und zeigten, dass es ortsstabil ist. Allerdings ändern sich die Strukturen an seinem Rand. Die australischen Kollegen von Extrem Pursuit vertreten nun die neue Theorie, dass sich in der Fentale-Caldera ein Kratersee gebildet haben könnte, von dem eine starke Dampfentwicklung ausgeht. Wobei bei den Lufttemperaturen in der Gegend schon sehr heißes Wasser austreten muss, damit man eine starke Dampfentwicklung erkennt. Gestützt wird die These durch eine Kombination von mehreren Filtern, die unterschiedliche Wellenlängen des Lichts untersuchen und auf ein Wasservorkommen schließen lassen. Zudem gab es am 17. Januar eine schwache thermische Anomalie, die ebenfalls von MIROVA detektiert wurde. Schwefeldioxidwolken konnten noch nicht nachgewiesen werden. Bis jetzt gibt es keine Bestätigungen des Phänomens von Beobachtern vor Ort, von daher muss man die Erklärungsversuche zur Anomalie noch als Spekulationen ansehen.

Die Erdbebentätigkeit im Awash-Gebiet geht auf verringertem Niveau weiter: Gestern manifestierten sich 4 Beben mit Magnituden zwischen 4,4 und 4,6. Erdbeben mit Magnituden kleiner als 4 können aufgrund des Fehlens eines vernünftigen seismischen Netzwerkes nicht detektiert werden.

Taiwan: Erdbeben Mw 6,0 am 20.01.24

Starkes Erdbeben erschüttert Süden von Taiwan – 15 Personen verletzt

Datum 20.01.25 | Zeit: 16:17:26 UTC | Koordinaten:  23.230 ; 120.570 | Tiefe: 10 km | Mw 6,0

Der Süden von Taiwan wurde gestern Nachmittag um 16:17:25 Uhr UTC (12:17:25 Uhr am 21. Januar Ortszeit) von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,0 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in gut 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 16 Kilometer nördlich von Yujing verortet. In dem Ort leben ca. 16.500 Menschen. Die nächstgrößere Stadt ist Tainan mit gut 771.000 Einwohnern. 15 Personen erlitten Verletzungen, da die Erschütterungen Schäden anrichteten. Unter ihnen waren sechs Menschen, darunter ein Kind, die aus einem eingestürzten Gebäude im Stadtbezirk Nanxi in Tainan gerettet wurden. Zudem wurde eine Brücke auf einer Provinzstraße beschädigt und es kam zu kleineren Beschädigungen an mehreren Gebäuden. Todesopfer wurden bislang nicht gemeldet.

Neben den beschriebenen Beschädigungen fielen zahlreiche Gegenstände um, und in Supermärkten stürzten Waren aus den Regalen zu Boden. Dem EMSC liegen auch zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Sie stammten aus einem Umkreis von mehr als 300 Kilometern Entfernung zum Epizentrum. Einige Bebenzeugen befanden sich sogar auf dem chinesischen Festland.

Taiwan liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring, einer Zone mit intensiver seismischer und vulkanischer Aktivität, die den Pazifik umspannt und für die meisten Erdbeben weltweit verantwortlich ist.

Komplexe Tektonik in Taiwan bedingt hohe Seismizität

Die Tektonik Taiwans ist komplex, da an der Westküste zwei große Störungszonen aufeinandertreffen und eine sogenannte Triplejunction bilden. Bei diesen Störungszonen handelt es sich um die aus östlicher Richtung kommende Ryukyu-Subduktionszone, die auf die nord-südlich verlaufende Manila-Subduktionszone trifft, welche aus dem Okinawa-Graben hervorgeht. Zwar ist es auf den tektonischen Karten so dargestellt, dass es zu keinem direkten Kontakt der beiden senkrecht aufeinander stehenden Störungszonen kommt, doch de facto ziehen durch Taiwan zwei weitere große Störungen, die parallel zur Manila-Subduktionszone verlaufen und sich entlang der Westküste der Insel erstrecken. Dabei handelt es sich um die Störungen von Chukou und Lishan. Das Epizentrum lag im Bereich der erstgenannten Störung.

Dem Hauptbeben folgten bislang 9 Nachbeben. Sie hatten überwiegend Magnituden im Viererbereich. Ein Beben brachte es auf Mb 5,1. zudem gab es ein Vorbeben. Weitere Erschütterungen könnten folgen.

Erst im vergangenen April erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,4 die östliche Bergregion von Hualien. Damals kamen mindestens 13 Menschen ums Leben, und über 1.000 wurden verletzt. Dieses Beben war das stärkste in Taiwan seit 25 Jahren und wurde von Hunderten Nachbeben begleitet.