Santorin: Weitere Steigerung der Seismizität

Erdbebenaktivität bei Santorin nimmt zu – Stärkstes Beben M 4,5

Auf Santorin wächst die Spannung – nicht nur bei den Anwohnern, sondern auch im Untergrund. Die Erdbeben werden nicht nur häufiger, sondern auch stärker. So meldete das GFZ heute gleich vier Beben mit Magnituden zwischen 4,2 und 4,5. Die Tiefen wurden mit 10 Kilometern fixiert. Beim EMSC erhielten die zwei stärksten Beben eine Magnitude von 4,3. Die Erdbebenherde wurden in Tiefen von 13,6 und 14,5 Kilometern festgestellt. Die Epizentren lagen offshore, nordöstlich von Santorin, im Flankenbereich des submarinen Vulkans Kolumbos. Von gestern bis heute wurden mehr als 100 Beben mit Magnituden ab 2 registriert. Einige Erschütterungen ereigneten sich auch direkt auf Santorin.




Kontroverse um Ursprung des Schwarmbebens

Über die Natur der Beben gibt es kontroverse Diskussionen. Eine Gruppe geht davon aus, dass sie zumindest teilweise vulkanotektonischen Ursprungs sind und mit Bewegungen magmatischer Fluide zusammenhängen. Diese These wird laut griechischen Medienberichten vom Chefseismologen Efthymios Lekkas und dem Zivilschutzminister Vassilis Kikilias vertreten, die die Beben auf ein Erwachen des Vulkans zurückführen. Da ich weder Lekkas noch Kikilias persönlich gesprochen habe, ist nicht auszuschließen, dass die Medien die Angelegenheit aufbauschen oder den beiden Männern Worte in den Mund legen.

Das andere Lager beruft sich auf Aussagen des Seismologieprofessors Gerasimos Papadopoulos, der in einem Interview erklärt, dass die jüngsten Erdbeben im Nordosten von Santorin tektonischen Ursprungs sind. Die meisten Erschütterungen ereignen sich nicht innerhalb der vulkanischen Caldera oder auf der Insel selbst, sondern 10 bis 30 Kilometer nordöstlich, insbesondere im Meeresgebiet südlich von Amorgos. Die Region liegt auf einer unterseeischen Bruchzone, die von Amorgos bis Astypalea verläuft und von großen tektonischen Verwerfungen geprägt ist. Eine dieser Verwerfungen verursachte 1956 das stärkste Erdbeben des letzten Jahrhunderts in Griechenland mit einer Magnitude von 7,7 und löste einen 20 Meter hohen Tsunami aus. Laut Papadopoulos müsse man sich keine Sorgen um ein Erwachen des Vulkans machen. Allerdings erwähnt er den submarinen Vulkan Kolumbos, der sich sieben Kilometer nordöstlich von Santorin befindet, nicht. Auch bleibt unklar, ob die Gefahr eines starken Erdbebens besteht.

Schwarmbeben an Vulkanen oft vulkanotektonischen Ursprungs

Meiner Erfahrung nach spielen magmatische Fluide bei Beben in Regionen mit aktivem Vulkanismus oft eine Rolle. Selbst wenn es sich um tektonische Beben entlang von Störungszonen handelt, die durch Vulkane verlaufen, verändern magmatische Fluide die Spannungen im Boden und können Erschütterungen auslösen. Außerdem entstehen Erdbeben an Vulkanen häufig entlang von Störungen, wenn eine Vulkanflanke in Bewegung gerät und langsam abrutscht.

Sicherheit über den Ursprung der Bebentätigkeit kann man erst haben, wenn entweder Bodenhebung festgestellt wird, oder es aber zu einem so starken beben kommt, dass eine vulkanotektonische Natur der Erschütterung praktisch ausgeschlossen ist.

Poás: Tremor und Inflation im Januar

Poás mit Bodenhebung und Tremor infolge von Inflation

In Costa Rica mehren sich die Anzeichen, dass der Vulkan Poás seine Aktivität steigert und auf einen Vulkanausbruch zusteuert. Wie OVISCORI UNA in seinem jüngsten Wochenbulletin berichtet, wurden in der letzten Woche Variationen im seismischen Verhalten des Vulkans festgestellt. Am signifikantesten war eine langdauernde Tremorphase, die am 24. Januar begann und bis zum folgenden Tag anhielt. Seit dem 30. Januar nahm die Energie der langperiodischen Erdbeben zu und es gab vermehrt Pulse von Erdbeben mit hohen Frequenzen. Am 31. Januar wurde eine Zunahme der vulkanotektonischen Erdbeben registriert.

Die Vulkanologen schreiben auch über Eruptionen, welche kürzer und weniger energiereich geworden sein sollen. Möglicherweise gab es also phreatische Ausbrüche oder Ascheemissionen, über die bislang nicht gesondert informiert wurde.

Die Analyse der geodätischen Daten ergab, dass sich im Januar der Boden im Gipfelbereich des Poás um ca. 2 Zentimeter hob. In den letzten Januartagen ließ die Hebung etwas nach. Sie begann im November und beschleunigte sich im Dezember. Tatsächlich wurde Ähnliches im letzten Jahr zur gleichen Zeit beobachtet. Für den Zeitraum von Dezember 2024 bis Januar 2025 deuten analytische Modelle auf eine Inflationsquelle etwa 1 km unterhalb des Meeresspiegels hin, mit einem geschätzten Volumenanstieg von 1 Million m³. Diese Modelle sind jedoch mit großer Unsicherheit behaftet und sollten mit Vorsicht interpretiert werden.

Diese Woche wurde ein leichter Rückgang des Schwefeldioxid-Flusses auf 321 Tonnen am Tag verzeichnet, verglichen mit 403 t/d in der Vorwoche. Dennoch bleibt der Wert weiterhin hoch. Die MultiGAS-Station registrierte hohe SO₂-Konzentrationen mit einem Wochenmittelwert von 13 ppm, ähnlich zur Vorwoche. Die Schwefeldioxid-Konzentrationen am Aussichtspunkt (Mirador) erreichten ein Maximum von 4,8 ppm. In Europa liegt der empfohlene Tageshöchstwert einer Schwefeldioxid-Exposition bei ca. 0,007 ppm. Würde man sich am Mirador mehrere Tage aufhalten, würde man ein großes Gesundheitsrisiko eingehen. Für Ranger des Nationalparks stellen diese Werte ein Problem dar.

Der Wasserstand des Sees sank innerhalb einer Woche um etwa 0,4 m, mit einer beschleunigten Abwärtstendenz. Die per Fernmessung ermittelte Wassertemperatur überschritt 55°C. In beiden Bocas A und C wurde konvektive Aktivität beobachtet.

Zusammenfassung der Aktivität am Poás: 

  • Hydrothermale Aktivität, schwache Asche- Gasemissionen
  • Bedeutende Gasemissionen
  • Temperaturanstieg des Wassers im Kratersee
  • Seismische Schwärme und vulkanisches Tremor
  • Leichte Inflation und Ausdehnung des Vulkangebäudes

Indonesien: Starke Schäden durch Erdrutsch auf Java

Bodensenkungen und Erdrutsche führten zur Zerstörung von 39 Häusern im Zentrum von Java

Auf Java in Indonesien manifestierte sich am Dienstag ein katastrophales Erdrutschereignis im Dorf Ratamba bei dem 16 Häuser zerstört bzw. schwer beschädigt. 39 weitere Gebäude befinden sich in instabilem Gelände und drohen abzurutschen. Die Naturkatastrophe führte zudem zum Einsturz der Verbindungsstraße zwischen Pejawaran und dem benachbarten Distrikt Batur.

Der Boden rutschte nicht nur einfach ab, sondern es kam in Hanglage zu komplexen Erdbewegungen, bei denen der Boden großflächig absackte und Erdfälle entstanden.

Erste Einschätzungen des Katastrophenschutzes ergaben, dass an fünf markanten Stellen Risse mit Einsinktiefen zwischen 70 und 200 Zentimetern auftraten. Diese Risse breiteten sich allmählich vom östlichen Hochland in Richtung des abfallenden Hangs nach Westen aus, was auf eine fortschreitende Bodenabsenkung hinweist. In einigen betroffenen Gebieten sanken ganze Gebäudeteile in den Erdboden, während andere Häuser dem Erdboden gleichgemacht wurden – teilweise blieben von den einstürzenden Bauten lediglich die Dächer sichtbar.

Die durch die Erdbewegungen verursachten Schäden betrafen nicht nur Wohnhäuser, sondern auch wichtige Infrastrukturen: Kreisstraßen wurden beschädigt und wiesen tiefe Risse auf, sodass sie für alle Fahrzeuge außer Zweirädern unbefahrbar wurden. Zusätzlich kam es zu erheblichen Beeinträchtigungen des regionalen Stromnetzes.

Weitere Untersuchungen dokumentierten, dass die Verschiebung der Erdschichten dazu führte, dass sich die Abstände zwischen den Häusern kontinuierlich vergrößerten und einzelne Gebäudeteile absackten. Die fortschreitenden Erdbewegungen verursachten eine durchschnittliche Erosionsrate von etwa drei Metern. Dabei nahm die ursprünglich auf zwei Meter beschränkte Bewegungszone auf fünf Meter zu, und ein Aufschluss einer Tonsteinschicht – die als Gleitebene des Untergrunds fungiert – wurde festgestellt. Zudem führten mehrere zusammenlaufende Quellen zur Ansammlung von Wasser in der Tonschicht, wodurch sich an der Oberfläche Pfützen bildeten.

Geologisch und geografisch ist der betroffene Distrikt Pejawaran Teil des vulkanisch geprägten Zentraljava, einer Region, die durch hügeliges Terrain und steile Hänge gekennzeichnet ist. Der Untergrund besteht überwiegend aus vulkanischen Ablagerungen und Tongestein. In Kombination mit monsunbedingten Niederschlägen von mehr als 300 mm innerhalb einer Woche, kam es zu einer starken Bodenwasseraufnahme, was den Boden destabilisierte und zu den Bodensenkungen führte.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 01.02.25

Ein weiteres Schwarmbeben begann heute Nacht in den Campi Flegrei

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei kommt auch 2025 nicht zur Ruhe: Seit gestern wurden gut 50 Erdbeben registriert, wobei die Erschütterungen in mehreren Schüben kamen. Zuletzt intensivierten sich die Beben in den Morgenstunden. Das stärkste Beben der Serie manifestierte sich um 06:18:13 UTC in 2,6 Kilometern Tiefe. Die Magnitude lag bei 2,2. Das Epizentrum wurde an der Via Pisciarelli verortet, unweit des gleichnamigen Thermalgebiets an der nordöstlichen Außenflanke des Solfatarakraters. Auch in der Solfatara und südlich davon, dort, wo die Luftwaffenakademie liegt, gab es Beben. Ein weiterer Bebenspot lag zwischen der Solfatara und dem Hafen von Pozzuoli. Die Mehrzahl der Beben war sehr schwach und hatte Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Diese Beben spielten sich im Bereich des Hydrothermalsystems des Calderavulkans ab und wurden vermutlich durch Fluidbewegungen verursacht. Warum es an mehreren Lokationen gleichzeitig zu diesen Bewegungen kommt, ist eines der Rätsel, die es zu klären gilt.

Fischsterben im Averno-Kratersee

Doch nicht nur die Erdbeben beunruhigen die Bevölkerung vor Ort, denn gestern wurde bekannt, dass es wieder zu einem Fischsterben im Kratersee von Averno gekommen ist. Hierbei handelt es sich um einen weiteren Krater in den Campi Flegrei. Besonders im Winter kommt es alle paar Jahre zu so einem Fischsterben. Manchmal kommt es auch zu einer Algenblüte und das Wasser verfärbt sich rosa. Dieses Phänomen muss nicht unbedingt mit einem erhöhten Gasausstoß von Fumarolen am Boden des Sees zusammenhängen. Ein Erklärungsansatz ist, dass es bei niedrigen Wassertemperaturen im See zu einer Umschichtung der Wasserschichten kommt und sauerstoffreiches Oberflächenwasser absinkt und sich mit gasreichem, salzhaltigem Wasser aus der Tiefe mischt, wodurch im flachen Oberflächenwasser, wo die Fische leben, nicht mehr genug Sauerstoff vorhanden sein soll. Das Tiefenwasser ist besonders mit Schwefelwasserstoff gesättigt, der aus den erwähnten Fumarolen am Grund des Sees strömt.




Wochenbericht zeigt, dass die Lage in den Campi Flegrei angespannt bleibt

Darüber hinaus bestätigten die INGV-Forscher den Campi Flegrei im letzten Wochenbericht ihr bekanntes Verhalten: Zwischen dem 20. und 26. Januar wurden 44 Erdbeben registriert. Das stärkste hatte eine Magnitude von 2,2. Der Boden hebt sich an der Messstation RITE mit einer Geschwindigkeit von 10 mm pro Monat. Die Fuamrolentemperatur von Pisciarelli lag bei 96 Grad und die Druckbeaufschlagung des Systems hält an. Von einer nachhaltigen Entspannung der Situation kann also nicht geredet werden.