Stromboli: Frakturen im Krater vergrößert

Forscher stellten eine Vergrößerung von Frakturen im Stromboli-Krater fest – Eruptive Aktivität normal

Milazzo, 11.06.2025Am Stromboli gab es am 7. Juni ein Mikrobeben Md 0,2 in geringer Tiefe unter dem Krater. Bereits 2 Tage früher entdeckten Forscher des INGV, dass sich eine Bruchzone im Krater vergrößert hatte. Sie verläuft auf der südöstlichen Kraterterrasse und streicht grob in Ost-West-Richtung.

Bruchzone im Stromboli-Krater. © INGV

Die Frakturen wurden im Zuge einer Kraterinspektion am 5. Juni entdeckt, die von den Vulkanologen regelmäßig, aber mit mehrwöchigem Abstand durchgeführt wird. Zuletzt wurde der Riss am 10. April dokumentiert. Neben der Vergrößerung des Risses stellt man auch eine schwache Wärmeanomalie im Rissbereich fest. Risse sind generell Schwächezonen, an denen es zum Versagen einer Struktur kommen könnte. An Vulkanen können solche Schwächezonen vom Magma als Aufstiegsweg genutzt werden.

Das INGV berichtete über die Beobachtungen im Bulletin für den Beobachtungszeitraum 02.–06. Juni. Bei den Inspektionsarbeiten stellte man strombolianische Eruptionen fest, deren Häufigkeit und Stärke dem langjährigen Mittel entsprachen. Im nördlichen Kraterbereich war die Aktivität am stärksten und es wurden im Sektor N1 durchschnittlich alle 3–4 Explosionen pro Stunde beobachtet. Der N2-Sektor war nur sporadisch aktiv. Im Zentralkraterbereich waren es hingegen 1–3-stündliche Eruptionen. Instrumentell wurden während des Beobachtungszeitraums zwischen 9 und 15 strombolianische Eruptionen pro Stunde festgestellt. Die glühende Tephra erreichte Auswurfshöhen zwischen 80 und 150 Meter.

Der Tremor bewegt sich aktuell im unteren Drittel des gelben Bereichs und kann ebenfalls als durchschnittlich angesehen werden. Das gleiche gilt für die restlichen geophysikalischen und chemischen Parameter, sofern sie vorlagen. Die Daten sehen nicht so aus, als würde es am Stromboli in der nächsten Zeit größere Änderungen geben, obgleich die Situation an einem Vulkan immer dynamisch ist und schnell variieren kann.

Das oben beschriebene Erdbeben könnte hingegen eine Verstärkung der Aktivität andeuten, ein hinreichendes Kriterium für eine wissenschaftliche Prognose stellt es aber nicht dar.

Übrigens ereigneten sich gestern Abend auch 4 sehr schwache Erdbeben im Bereich von Vulcanello (Vulcano) und in der Meerenge Richtung Lipari.

Taiwan: Erdbeben M 5,9 an der Ostküste

Starkes Erdbeben der Magnitude 5,9 erschütterte Ostküste von Taiwan Feuerwehr rückte aus

Datum: 11.06.2025 | Zeit: 11:00:28 UTC | Koordinaten: 23.379 ; 121.636 | Tiefe: 31 km | Mb 5,9

Hualien, 11.06.2025Vor der taiwanesischen Ostküste ereignete sich heute Vormittag (19 Uhr Ortszeit) ein Erdstoß der Magnitude 5,9. Das Epizentrum wurde 67 km südsüdöstlich von Hualien City verortet. In der Stadt leben gut 350.000 Menschen. Zudem gab es ein mittelstarkes Nachbeben.

Erdbeben vor der Ostküste von Taiwan. © GFZ

Obwohl sich das Hypozentrum in 31 Kilometern Tiefe befand, beschrieben Anwohner die Erschütterungen als außerordentlich stark. Das Beben wurde in einem großen Umkreis von mehr als 500 Kilometern wahrgenommen. In der Hauptstadt Taipeh schwankten die Hochhäuser. Meldungen über größere Schäden oder Panikreaktionen liegen nicht vor. Vorsichtshalber wurde aber die Feuerwehr mobilisiert, um empfindliche Infrastruktur auf Schäden zu untersuchen.

Ein Feuerwehrmann aus der Küstenstadt Chenggong äußerte sich gegenüber der Lokalpresse, dass das Erdbeben Computerbildschirme und Ventilatoren zum Wackeln brachte. Er meinte auch, dass das Beben deutlich stärker war als andere Beben in der Region. Dabei wird gerade der Osten Taiwans regelmäßig von vergleichbaren – und auch weitaus stärkeren – Beben heimgesucht. Zuletzt berichtete ich Anfang Mai von einem ähnlich starken Erdbeben vor der Ostküste bei Hualien.

Grund für die Erdbeben an dieser Lokation ist das Zusammentreffen von mehreren großen Störungszonen, die in der Region eine Triple-Junction bilden. Bei den involvierten Störungen handelt es sich um die grob nord-süd-streichende Transformstörung des Longitudinaltals, das sich hinter der Ostküste erstreckt, und des Ryukyu-Grabens, der von Osten dazustößt. Bei dem Graben handelt es sich um eine der Subduktionszonen des pazifischen Feuergürtels, der nicht nur für seine hohe Seismizität bekannt ist, sondern auch für seinen Vulkanismus.

Der Ryukyu-Graben stellt die tektonische Verbindung zwischen dem japanischen Archipel und Taiwan dar. In Japan wurde heute eine Handvoll mittelstarker Beben registriert. Das Stärkste manifestierte sich bei Hokkaido und hatte eine Magnitude von 4,6.

Nyamuragira mit Lavasee und Lavastrom

Lavasee am Nyamuragira – Lavastrom fließt über die Nordflanke

Goma, 11.06.2025In der Demokratischen Republik Kongo sieht es so aus, als würden gleich zwei Lavaseen aktiv sein, die sich in den Kratern der Vulkane Nyamuragira und Nyiragongo gebildet haben. Am erstgenannten Vulkan fließt auch ein Lavastrom über die Nordflanke.

Die beiden Virunga-Vulkane. © Copernicus

Besonders der Nyamuragira emittiert eine hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von mehr als 2700 MW. Auf dem jüngsten Sentinel-Bild vom 10. Juni erkennt man im Infrarotbereich eine ausgeprägte thermische Anomalie im Calderabereich. Sie hat eine langgestreckte Form und scheint in der Mitte unterbrochen zu sein. Im normalen Lichtspektrum sieht man aber auch an der unterbrochenen Stelle etwas Rotglut durch eine Dampfwolke durchschimmern, so dass es sich hier um einen gut 300 m großen Lavasee zu handeln scheint, der sich im Pitkrater des Vulkans gebildet hat. Im Süden der Caldera gibt es eine kleinere Wärmeanomalie. Zudem fließt im Nordwesten ein Lavastrom über den Calderrand und ergießt sich über die Flanke. Aufgrund der starken Dampfentwicklung lässt sich die Länge des Lavastroms nicht genau abschätzen. Fest steht, dass der Vulkan seit Monaten sehr aktiv ist.

Der weiter südlich gelegene Nyiragongo war lange Jahre der aktivere der beiden Vulkane bei Goma, doch nachdem der Lavasee im Jahr 2021 ausgelaufen war, brauchte der Vulkan ein paar Jahre, um neue Kraft zu schöpfen. Inzwischen scheint das Magmenreservoir wieder so weit aufgefüllt zu sein, dass die Schmelze hoch im Fördersystem steht und ebenfalls thermische Anomalien erzeugt. Leider hängt der Krater seit Wochen in den Wolken oder wird zumindest teilweise vom erzeugten Dampf verdeckt, doch das, was man erkennen kann, lässt darauf schließen, dass sich auch hier wieder ein permanenter Lavasee etabliert hat.

Leider ist die Gegend um den Kivusee weiterhin politisch instabil und unsicher, doch es gibt erste Anzeichen einer leichten Entspannung der Situation, so dass man vielleicht im nächsten Jahr wieder in die Gegend reisen kann. Sicher ist da allerdings noch nicht.

Nyamuragira und Nyiragongo sind die beiden aktiven Feuerberge der Virunga-Vulkankette, die aus 8 Vulkanen besteht, die im Grenzgebiet von Uganda, Ruanda und dem Kongo liegen. Die Flanken der Vulkane sind zudem Heimat der vom aussterben bedrohten Berggorillas.

Südafrika: Schneechaos und Überflutungen

Massiver Wintereinbruch sorgt in Südafrika für katastrophale Bedingungen – Mindesten 12 Personen tot

Kapstadt, 11.06.2025Mehrere südafrikanische Provinzen wurden von einer Kaltfront erwischt, die zu heftigen Niederschlägen führten, die teilweise als Schnee niedergingen. Vor allem in Höhenlagen kam zu einem schneebedingten Verkehrschaos mit stundenlangen Staus und zahlreichen Unfällen. In Niederungen und besonders entlang von Flussläufen kam es zu Überflutungen. Mindestens 12 Personen starben.

Schnee auf der N2

Von den extremen Wetterbedingungen waren die Provinzen Ostkap, KwaZulu-Natal und Freistaat besonders betroffen gewesen. Dabei kam die Wetterlage nicht unerwartet, denn der südafrikanische Wetterdienst hatte bereits vor Tagen vor einem starken Temperatursturz und den Niederschlägen gewarnt. Trotz der Warnung wurden die meisten Menschen von den Unwettern überrascht. Obwohl es im südafrikanischen Winter öfters mal zu Schneefällen kommen kann, sind Winterreife und Straßenräumdienste ehr die Ausnahme. In der Folge kam es zu zahlreichen Verkehrsunfällen, Straßensperrungen und langen Staus: betroffen war u.a. der wichtigen Highway N2 wo tausende Autofahrer im Schnee stecken blieben.

Stromausfällen. Der staatliche Energieversorger Eskom meldete eine hohe Zahl wetterbedingter Ausfälle. Da die wenigsten Gebäude über Heizungen verfügen wurden Notunterkünfte in öffentlichen Gebäuden und Hallen eingerichtet.

In der Ostkap-Provinz wurden sechs Menschen in der Stadt Mthatha durch Überschwemmungen getötet, als Wohnhäuser und Fahrzeuge überflutet wurden. Eine weitere Leiche wurde nahe der Stadt Tsolo gefunden. Ein besonders tragisches Unglück ereignete sich als ein Schulbus mit Kindern von den Fluten mitgerissen wurde. Drei Schüler konnten sich an Bäumen festhalten und wurden gerettet. Die Suche nach weiteren Insassen dauert an. Angaben zur genauen Zahl der Vermissten lagen zunächst nicht vor.

Hinzu kommt ein weiterer tödlicher Verkehrsunfall: Fünf Menschen starben, als ein Minibus in der Ostkap-Provinz verunglückte. Der Fahrer hatte laut Polizei versucht, einem umgestürzten Baum auszuweichen und verlor dabei die Kontrolle über das Fahrzeug.

In Südafrika sind Schneefälle im Winter – von Juni bis August – nicht ungewöhnlich. Die Kombination aus extremen Wetter, unzureichender Infrastruktur und eingeschränkter Katastrophenhilfe hat die Lage jedoch deutlich verschärft.

Der Wetterdienst warnt, dass die Unwetterlage in den kommenden Tagen anhalten wird.

Bulusan: Signifikanter Anstieg der Seismizität

Starker Anstieg der Erdbebentätigkeit am Vulkan Bulusan – Vulkanausbruch könnte folgen

Manila, 11.06.2025Der auf der philippinischen Insel Luzon liegende Vulkan Bulusan zeigt deutliche Anzeichen einer möglicherweise bevorstehenden explosiven Eruption: Die Anzahl der vulkanischen Erdbeben sprang von 14 auf 167, was auf eine deutliche Drucksteigerung im Fördersystem des Vulkans hindeutet. Vulkanotektonische Erdbeben entstehen durch Gesteinsbruch infolge von Magmenaufstieg.

Erdbeben am Bulusan.

Die Vulkanologen von PHILVOLCS beobachteten zudem starke Dampfemissionen und einen Schwefeldioxid-Ausstoß von 117 Tonnen am Tag.  Das ist ein vergleichsweise geringer Wert, der andeutet, dass das Fördersystem des Vulkans verstopft sein könnte, weswegen sich ein zunehmender Druck aufbaut. Das Vulkangebäude des Bulusan gilt als aufgebläht, was bedeutet, dass sich seine Flanken infolge einer Magmenintrusion versteilt haben – weitere Indizien, die eine weitere Eruption als wahrscheinlich gelten lassen.

Die letzte stärkere Eruption des Bulusan manifestierte sich am 29. April, als Vulkanasche bis auf 5500 m Höhe ausgestoßen wurde.

Der Alarmstatus des Vulkans stehe auf „1“. Trotz des niedrigen Werts richtete der Zivilschutz der Philippinen eine Sperrzone mit einem Radius von 4 Kilometern um den Krater ein. Für Flugzeuge gilt ein Überflugverbot.

Mayon mit 6-Kilometer-Sperrzone

Auf Luzon gibt es weitere als aktiv eingestufte Vulkane. Quasi in Sichtweite zum Bulusan liegt der deutlich bekanntere Mayon. Auch dieser Vulkan steht auf Warnstufe „1“. Auch hier wurde eine permanente Gefahrenzone etabliert, die einen Radius von 6 Kilometern hat. Ähnlich wie am Mayon deutet eine Flankenversteilung darauf hin, dass der Vulkan mit Magma geladen ist. Erdbeben blieben zuletzt aus, doch dafür wurden 3 Steinschläge festgestellt. Der Schwefeldioxidausstoß lag im April bei 337 Tonnen am Tag.

Extrem niedriger Schwefeldioxid-Ausstoß am Taal

Der Taal ist der dritte Vulkan auf Luzon, über den ich heute kurz berichten möchte. Hier fiel der ansonsten hohe Schwefeldioxid-Ausstoß von vierstelligen Werten auf nur 55 Tonnen am Tag, die am 9. Juni gemessen wurden. Die Erdbebenaktivität ist niedrig. Entweder gibt es hier wieder einen verstopften Förderschlot, oder die Aktivität des Calderavulkans hat deutlich nachgelassen.