Raung: Anhaltende eruptive Aktivität und thermische Anomalien

Anhaltende Asche-Eruptionen am Raung – 2 Förderschlote aktiv

Banyuwangi, 21.06.2025Auf Java in Indonesien ist der Raung weiterhin aktiv und fördert mehrmals täglich Vulkanasche. Laut VAAC Darwin erreicht sie eine Höhe von 4600 m und driftet westwärts. Satellitenbilder enthüllen thermische Anomalien.

Die Eruptionen werden auch von den Vulkanbeobachtern des zuständigen Observatoriums bestätigt. In den letzten 24 Stunden meldeten sie 5 schwache Explosionen, bei denen Vulkanasche bis zu 1200 m über Kraterhöhe gefördert wurde. Aus seismischen Daten geht hervor, dass die Eruptionen zwischen 152 und 2436 Sekunden (gut 40 Minuten) dauerten. Auf dem Seismogramm erzeugten sie Signale mit Amplituden bis zu 9 mm.

Auf dem jüngsten wolkenfreien Sentinel-Satellitenbild, das von Copernicus zur Verfügung gestellt wurde, sind im Infrarot-Spektrum thermische Anomalien zu erkennen, die von zwei Schloten im Bereich des Schlackenkegels ausgehen, der sich bei der Eruption von 2015 in der Gipfelcaldera des Raung gebildet hatte. Außerdem kann man auf einem Webcambild des VSI eine rot illuminierte Eruptionswolke erahnen, so dass die Vermutung nahe liegt, dass der Vulkan nicht nur Asche fördert, sondern auch geringe Mengen glühender Tephra. Ob es allerdings bereits wieder spektakuläre strombolianische Eruptionen gibt, ist fraglich.

Der 3332 m hohe Gunung Raung liegt im Osten Javas und ist der höchste Vulkan des Ijen-Vulkanmassivs. Schon aufgrund der Höhe ist der Raung nicht einfach zu besteigen. Hinzu kommt, dass man den Kraterrand nur erreicht, wenn man einen schmalen Grat passiert, was selbst geübte Vulkanwanderer zum Schwitzen bringt. Da der Alarmstatus auf „gelb“ steht und eine 3-Kilometer-Sperrzone um die Caldera etabliert wurde, ist ein Aufstieg offiziell verboten.

Das Ijen-Massiv ist bei uns vor allem wegen des Kawah Ijen mit seinem Schwefelabbau bekannt. Hier gibt es täglich einige vulkanotektonische Erdbeben. Gestern waren es 10. Der Alarmstatus steht aber wieder auf „grün“ und eine Sperrzone gibt es meines Wissens nach nicht. Dennoch ist auf der Website von MAGMA die Empfehlung zu lesen, dass Minenarbeiter und Touristen nicht in den Krater absteigen sollten.

Kanarischen Inseln: Erdbeben Mb 3,3

Erdbeben auf den Kanarische Inseln – Stärkste Erschütterung Mb 3,3

Santa Cruz de Tenerife, 21.06.2025In den vergangenen Tagen gab es wieder eine Reihe von Erdbeben auf den Kanarischen Inseln, die auf eine leicht erhöhte seismische Aktivität hinweisen. Die stärkste Erschütterung ereignete sich am 18. Juni und erreichte eine Magnitude von 3,4. Das Epizentrum lag nahe des submarinen Vulkans Enmedio, zwischen den Inseln Gran Canaria und Teneriffa. Das Hypozentrum wurde in 21 Kilometern Tiefe lokalisiert.

Diese Beben könnten sowohl tektonischen Ursprungs sein als auch unter vulkanischem Einfluss stehen. Eine Hypothese besagt, dass sich aufsteigendes oder akkumulierendes Magma Spannungen verursacht, die Störungszonen aktivieren.

Dem GUAYOTA-Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum vom 13. bis 20. Juni ist zu entnehmen, dass es in dieser Periode 43 Erschütterungen im Bereich der Kanarischen Inseln gab. Die bei den Beben freigesetzte Energie betrug 0,89 Gigajoule. Die meisten Erschütterungen wurden auf Teneriffa, Gran Canaria und La Palma verzeichnet.

Auf La Palma bleibt die seismische Aktivität weiterhin auf niedrigem Niveau: Sie liegt deutlich unter den Werten, die während des Vulkanausbruchs im Jahr 2021 beobachtet wurden. Dennoch gab es mehrere Erschütterungen. Hinsichtlich der Gasemissionen werden weiterhin anomale Kohlendioxidemissionen gemessen. Auf La Palma bleibt die Vulkan-Ampel auf „Gelb“, da sich die geophysikalischen und geochemischen Parameter mehr als zwei Jahre nach dem Ende des Ausbruchs noch nicht vollständig normalisiert haben. Es wird weiterhin empfohlen, die Hinweise der Katastrophenschutzbehörden aufmerksam zu verfolgen.

Aktuell stehen die Vulkan-Warnampeln für alle anderen Inseln weiterhin auf „Grün“. Das bedeutet, dass auf diesen Inseln keine Einschränkungen bestehen.

In Bezug auf die Bodenverformung wurden in der vergangenen Woche auf keiner der Inseln signifikante Veränderungen festgestellt.

Das geochemische Netzwerk der Kanaren zeigt die höchsten diffusen Emissionswerte vulkanischer Gase auf Teneriffa. Dort ist bereits seit 2016 ein Druckanstieg im vulkanisch-hydrothermalen System bekannt – ein Prozess, der im kurz- und mittelfristigen Rahmen als normal für aktive Vulkansysteme gilt. Langfristig betrachtet besteht die Möglichkeit, dass sich der aktive Vulkan Pico del Teide auf einen Ausbruch vorbereitet. Es gilt jedoch als unwahrscheinlich, dass in diesem Jahr eine Eruption stattfinden wird. Touristen können ihren Urlaub also unbesorgt genießen.

Iran: Erdbeben Mb 5,1 im Norden

Erdbeben in Zeiten des Krieges: Mittelstarkes Erdbeben Mb 5,1 erschüttert den Norden Irans

Datum: 20.06.2025 | Zeit: 17:49:16 UTC | Koordinaten: 35.441 ; 53.032 | Tiefe: 10 km | Mb 5,1

Teheran, 21.06.2025Ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,1 erschütterte gestern Nachmittag um 17:49:16 Uhr UTC den Iran. Das Epizentrum lag im Norden des Landes, südlich des Kaspischen Meers und ca. 180 Kilometer östlich der Landeshauptstadt Teheran. Der Epizentralpunkt, also jener Punkt, der an der Erdoberfläche oberhalb des Erdbebenherds liegt, wurde 36 km südwestlich von Semnan verortet. Der Erdbebenherd lag in einer Tiefe von 10 Kilometern. 

Das Beben traf den Iran in Kriegszeiten, in denen das Internet stark gedrosselt ist, wodurch der Informationsfluss stark verlangsamt wurde. Dem EMSC liegt eine einzige Erdbebenmeldung ohne weiteren Text vor. Andere Erdbebendienste erhielten Wahrnehmungsmeldungen aus einem 250 Kilometer Umkreis. Berichte über etwaige Schäden liegen nicht vor, wobei Erdbeben dieser Magnitude Schäden verursachen können.

Natürlich fragt man sich, ob das Erdbeben im Zusammenhang mit den Kriegshandlungen stehen könnte. Obwohl starke Explosionen seismische Erschütterungen verursachen können, liegt die Magnitude weit über dem, was man von konventionellen Sprengköpfen vermuten würde. Selbst die amerikanischen bunkerbrechenden Bomben GBU-57 werden nicht solch starke Erdbebensignale erzeugen. Zoomt man in das Satellitenbild beim EMSC hinein, erkennt man, dass die Gegend des Erdbebengebiets wüstenhaft ist und sich am Rand eines auslaufenden Elbrus-Gebirges befindet. Das Epizentrum liegt neben einem Flusslauf, unweit des ersten Grüns und landwirtschaftlicher Nutzflächen. Unweit des Epizentrums sind geometrische Muster unbekannten Ursprungs zu entdecken, aber keine größeren Industriekomplexe, so dass man hier nicht unbedingt eine Atomanlage vermuten würde, die Ziel von Angriffen hätte sein können.

Tektonisch betrachtet wird die Gegend südlich des Kaspischen Meeres – dem größten Binnensee der Erde – vom Alborz-Khazar-Störungssystem dominiert. Die Hauptstörungszone hat den Charakter einer linkssinnigen Transformstörung, die im Raum Teheran in eine Abschiebung übergeht. Eine der Störungen des Systems wird sich für das Erdbeben verantwortlich zeigen.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 3,2 am 21. Juni

Großraum Napoli: Links Campi Flegrei mit Pozzuoli, mittig Neapel und der Hafen, rechts der Vesuv. Entfernung CF-Vesuv ca. 25 Kilometer Luftlinie. © EMSC

Spürbares Erdbeben Md 3,2 erschütterte Campi Flegrei – Epizentrum nahe der Tangenziale

Pozzuoli, 21.06.2025Pozzuoli und die Campi Flegrei wurden heute Nacht wieder von einem Schwarmbeben erschüttert, das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 3,2. Das Hypozentrum befand sich in 2700 m Tiefe und damit in der Deckschicht unterhalb des Hydrothermalsystems.

Zwei weitere Erschütterungen brachten es auf Md 2,2 und 2,0. Letzteres Beben manifestierte sich nur wenige Sekunden nach dem stärksten Beben, das andere knapp 5 Minuten zuvor. Alle drei Beben lagen nahe der Tangenziale nordöstlich der Solfatara. Bei der Tangentiale handelt es sich um eine Art Stadtautobahn, die Pozzuoli mit Neapel verbindet und quer durch den Ballungsraum am Golf von Neapel zieht. Sie ist die Haupt-Evakuierungsroute aus dem Kessel der Campi Flegrei und wird auch durch Tunnel geleitet, die unter die vulkanisch geprägten Hügel der Caldera hindurchführen. Die aktuellen Epizentren zeigen, dass es auch im Randbereich des Haupthebungsgebietes zu stärkeren Erdbeben kommen kann. Sollte es hier zu Erdbeben mit Magnituden größer 5 kommen, ist eine Beschädigung der Tangentiale durchaus möglich – schlecht, wenn der wichtigste Weg aus der gefährdeten Stadt heraus so exponiert ist. Im Falle starker Erdbeben oder eines Vulkanausbruchs sehe ich pessimistisch einer Evakuierung in letzter Minute entgegen. Meiner Meinung nach führt die sicherste Evakuierungsroute über See. Entsprechende Kapazitäten sollte man aufbauen.

Der aktuelle Erdstoß konnte wieder von den Anwohnern der Gegend gespürt werden. In den sozialen Medien wurden entsprechende Kommentare gepostet. Ein Bebenzeuge hoffte, dass sich der Erdstoß nicht wieder negativ auf die Ruinen von Pompeji ausgewirkt hat. Bei einem vergleichbaren Beben im letzten Monat war hier eine Mauer eingestürzt. Pompeji liegt östlich des Vesuvs, den man im oben eingebundenen Satelliten-Panorama am rechten Bildrand sieht, dort, wo zwei kleine Wolken zu erkennen sind. Die Lage der Campi Flegrei sieht man gut an den Markierungen der drei stärksten Beben des Schwarms, der übrigens aus gut 30 Einzelbeben bestand und um 23:00 Uhr UTC begann.

Gestern schrieb ich noch, dass in Pozzuoli wieder die Hoffnung aufkeimte, dass sich die Aktivität generell abschwächen würde, nur weil es einige Tage weniger Erdbeben als zuletzt gab. Solche Hoffnungen sind bis jetzt nur unbegründetes Wunschdenken, denn tatsächlich folgt auf jede vermeintlich ruhigere Phase eine intensivere. Die Krise wird umso stärker, je länger die Periode mit der geringeren Aktivität andauerte. Solange die Bodenhebung weitergeht, wird es auch immer weiteren Spannungsaufbau und Erdbeben geben. Und wie wir seit 2018 gesehen haben, kann es auch zu einer mehrmonatigen Abschwächung der Hebegeschwindigkeit auf unter 10 mm im Monat kommen, ohne dass das Ende der Unruhephase erreicht wäre.