Ätna: Studie belegt tektonische Erdbeben durch Magmenaufsteig

Blick auf den Ätna von Taormina aus. © Marc Szeglat

Neue Studie beleuchtet die Tiefenstruktur des Ätna und ihre Bedeutung für die Vulkanaktivität

Im unteren Flankenbereich des Ätnas kommt es häufig zu Erdbeben, die sich an tektonischen Störungszonen ereignen und dennoch auf Magmenaufstieg hinweisen. Die genauen Zusammenhänge waren lange Gegenstand von Spekulationen, doch nun beleuchtet eine neue Studie des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) und der Universität Catania die tieferliegenden Strukturen des Ätnas und bringt Licht in die im Verborgenen ablaufenden Prozesse.

Durch die Auswertung von über 15.000 Erdbeben, die sich in den letzten 20 Jahren ereigneten, konnten die Forschenden ein detailliertes seismotektonisches Modell des Vulkans entwickeln, das wichtige Rückschlüsse auf die Dynamik im Untergrund des Ätnas zulässt.

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht und zeigen, dass sich unter dem Ätna ein komplexes Netzwerk aus aktiven Verwerfungen erstreckt, das weit über die bekannten Strukturen an der Oberfläche hinausgeht. Dieses unterirdische Gefüge reagiert empfindlich auf Veränderungen im magmatischen System. So kann der Druck aufsteigenden Magmas tief liegende und seitlich entfernte Störungszonen aktivieren und dadurch seismische Aktivität auslösen.

Modell mit Störungszonen unter dem Ätna. © Luciano Scarfì/ nature.com

Die Forscher um den Studienerstautor Luciano Scarfì modellierten aus den seismischen Daten ein seismotektonisches 3D-Modell und untersuchten mit Hilfe von Computersimulationen, wie sich Erdbebencluster in der Tiefe verteilen und gemeinsam mit Ablösungsflächen interagieren. Dabei stellten sie fest, dass die an der Erdoberfläche verlaufenden Störungszonen nicht bis in große Tiefen hinabreichen, sondern nur bis horizontal verlaufende Ablösungsflächen, die wiederum von einem komplexen Störungssystem in der Tiefe beeinflusst werden. Steigt nun Magma entlang des zentralen Fördersystems unter dem Kraterbereich des Vulkans auf, verteilen sich die durch den Druck entstehenden Spannungen seitlich und verursachen Erdbeben an den weiter entfernten Störungen am Rand des Ätnas.

Die Wissenschaftler modellierten eine Spreizungszone unter der Ätna-Ostflanke, die Spannungen umverteilt und eine Neubewertung der Flankeninstabilität nötig zu machen scheint.

Es ist bekannt, dass sich die Ostflanke des Vulkans langsam in Richtung des Ionischen Meeres verschiebt. Frühere Modelle gingen von einer relativ einheitlichen Bewegung aus, doch die aktuelle Analyse zeigt, dass dieser Prozess deutlich komplexer ist: Eine Verstärkung des Magmenaufstiegs könnte nicht nur stärkere Erdbeben auslösen, sondern auch das Abgleiten der Flanke beschleunigen. Diese Erkenntnis ist nicht ganz neu, denn ein beschleunigtes Rutschen der Flanke wurde bereits bei den letzten großen Flankeneruptionen Anfang des Jahrtausends nachgewiesen. (Quellen: Ressetext INGV, Studie bei nature.com)

Santorin: Erdbeben Mb 4,2 im Nordosten

Erdbeben Mb 4,2 nordöstlich von Santorin – Insgesamt 7 Erdbeben detektiert

Datum: 02.07.2025 | Zeit: 23:25:53 UTC | Koordinaten: 36.670 ; 25.720 | Tiefe: 11 km | Mb 4,2

Thira, 03.07.2025Am Mittwoch, dem 2. Juli, ereignete sich um 23:25:53 Uhr UTC nordöstlich von Santorin ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,2. Während das Epizentrum 38 km nordöstlich von Oía lag, wurde das Hypozentrum in 11 Kilometern Tiefe festgestellt. Es war das stärkste Beben eines kleinen Schwarms aus insgesamt 7 Einzelerschütterungen.

Erdbeben Santorin. © EMSC

Die Erdbeben stehen im Kontext zu der außergewöhnlich starken Schwarmbebentätigkeit, die sich im Februar und März in dem Areal der kleinen Insel Anhydros ereignete und vom Unterwasservulkan Kolumbos ausgegangen war. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es zu einer Magmenintrusion gekommen, in deren Verlauf sich ein magmatischer Gang bildete, der bis unter Anhydros reichte. Wissenschaftliche Arbeiten, die diese Hypothese stützen könnten, dauern offenbar an, lassen aber weiter auf sich warten.

Obwohl sich die Erdbebentätigkeit inzwischen deutlich abgeschwächt hat, ist sie noch nicht zum Erliegen gekommen: Fast täglich gibt es Beben und manchmal kleinere Schwärme, so wie es gestern der Fall gewesen ist. Die Erdbeben ereignen sich an lokalen Störungszonen des Rifts, in dem die beiden Vulkane Santorin und Kolumbos liegen. Das Rift ist durch eine Gegenbewegung zur Subduktion entlang des Hellenischen Grabens entstanden, wodurch sich die Erdkruste dehnte und ausdünnte. In der Folge bildete sich eine Hoch- und Grabenstruktur hinter der Subduktionszone, entlang deren Schwächezonen Magma aufsteigen konnte, das die Inselvulkane der Ägäis bildete.

Die Gefahr eines Vulkanausbruchs besteht auf Santorin momentan nicht. Es ist aber nicht auszuschließen, dass es weitere mittelstarke bis starke Erdbeben in dem bekannten Erdbebengebiet geben wird, die sich auch auf die Infrastruktur der bei Touristen beliebten Insel auswirken könnten. Auch wenn kein Grund für Alarmismus besteht, kann es nicht schaden, wenn man sich als Urlauber auf Santorin Fluchtwege einprägt und über Pläne von Evakuierungsmaßnahmen im Notfall informiert. Zudem ist es empfehlenswert, Geld und Dokumente griffbereit zu haben.

Kirishima: Flugausfälle durch Vulkanausbruch am Shinmoe-dake

Deutliche Aktivitätssteigerung am Shnimoe-dake des Kirishima-Vulkankomplex – Flugausfälle infolge der Vulkanasche

Kagoshima, 03.07.2025Der Shinmoe-dake des Kirishima-Vulkankomplexes steigerte seine explosive Aktivität deutlich und förderte Vulkanasche bis auf eine Höhe von 7300 m. Das geht aus einer VONA-Meldung des VAAC Tokyo hervor. Die Vulkanasche driftete mit dem Wind in Richtung Süden und verteilte sich über ein größeres Areal. Es kam zu Ascheregen, von dem auch der Flughafen Kagoshima nicht verschont blieb. Es kam zu Flugausfällen.

Die Aschewolke driftete genau über die Stadt Kirishima, die südlich des Vulkans und nördlich von den Randbezirken von Kagoshima liegt. Dazwischen befindet sich der Flughafen, der die Region im Süden Kyushus u.a mit der Hauptstadt Tokio verbindet. Bis jetzt mussten 52 Flüge gecancelt werden. Davon betroffen sind nicht nur nie Flüge zur Hauptstadt, sondern auch Flieger, die kleinere Regionalflughäfen miteinander verbinden. So sind z.B. die Inseln des Ryukyu-Archipels nun völlig vom Fährverkehr abhängig. Medienberichten zufolge zeigten sich viele der gestrandeten Fluggäste überrascht, dass ihre Flüge aufgrund von Vulkanasche gestrichen wurden. Aber in Japan zeigt man sich fatalistisch und fügt sich gelassen seinem Schicksal.
Außer im Ort Kirishima gingen auch in der Stadt Kobayashi größere Aschemengen nieder. In den Orten unter der Aschewolke wurde das öffentliche Leben beeinträchtigt: so wurden Schulkinder mit Atemmasken und Regenschirmen ausgestattet zur Schule geschickt. Schulschließungen gab es selbst in Takachiho offenbar nicht, obwohl der Vorort von Kirishima nur sechs Kilometer vom Vulkan entfernt liegt. Im Interview mit lokalen Fernsehsendern meinten die Schulkinder, dass es wie Schnee aussehen würde. Manche fürchteten sich auch vor dem Vulkanausbruch. Zur Erinnerung: Um den Shinmoe-dake gibt es eine Sperrzone mit einem Radius von 3 Kilometern.

Der Kirishima-Vulkankomplex beherbergt mehrere Eruptionszentren. Zugleich ist das Gebiet in einem Naturpark geschützt, der ein beliebtes Ausflugziel der Japaner ist. In der Gegend gibt es mehrere Thermalquellen, die in Onsen geleitet werden. Die Badekultur hat in Japan einen hohen Stellenwert und ist eng mit dem Vulkanismus verknüpft.

Der Kirishima ist nicht der einzige aktive Vulkan auf der japanischen Südinsel. Er liegt in der Mitte zwischen Aso-san und Sakurajima. Letzterer Vulkan war Ende Mai besonders aktiv und man dachte schon, er würde in eine länger andauernde Aktivitätsphase eintreten. Stattdessen ließen die Eruptionen Anfang Juni nach und seitdem ist er vergleichsweise ruhig. Der Aso-san stand bei Vnet zuletzt 2021 mit einer signifikanten Eruption in den Schlagzeilen. Im Januar 2024 wurde Inflation registriert, zu einem größeren Ausbruch kam es aber nicht. In früheren Jahren erwachte der Aso entweder nach starken Erdbeben in der Gegend oder zeigte eine erhöhte Aktivität in den Jahren, in denen auch der Kirishima aktiv war. Vielleicht stimmt er bald in den Eruptionen mit ein.

Hier findet Ihr eine Livecam vom Shinmoedake

Deutschland: Schwere Unwetter beendeten Hitzewelle

Extreme Hitze und schwere Unwetter: Deutschland erlebte Wetter der Extreme

Oberhausen, 03.07.2025Gestern erlebte Deutschland einen Tag der Wetterextreme: Während am Nachmittag vielerorts rekordverdächtige Temperaturen gemessen wurden, folgten am Abend teils heftige Unwetter die Schäden verursachten und das öffentliche Leben beeinträchtigten. Besonders betroffen waren Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, das Saarland und Teile Baden-Württembergs.

Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) war der Mittwoch der bisher heißeste Tag des Jahres. Spitzenreiter war Andernach in Rheinland-Pfalz mit 39,3 Grad, gefolgt von Tangerhütte-Demker in Sachsen-Anhalt und Kitzingen in Bayern. Der historische Rekord von 41,2 Grad aus dem Jahr 2019 wurde allerdings nicht erreicht.

Die Hitze belastete nicht nur Mensch und Tier, sondern auch die Infrastruktur. Auf der A5 bei Bensheim hob sich durch die Hitze die Fahrbahndecke um rund 20 Zentimeter, was zur Sperrung der Autobahn führte. Auch im Bahnverkehr kam es zu massiven Einschränkungen: Über 30 Linien in Nordrhein-Westfalen waren betroffen, Weichen versagten, Züge überhitzten und Passagier litten in Wagons mit defekten Klimaanlagen: Bei einem Regionalzug in Niedersachsen musste die Feuerwehr Passagiere evakuieren, nachdem die Klimaanlage ausgefallen war.

Am Abend entluden sich bei aufgeheizter Luft zahlreiche Gewitter, die sich in einer schweren Unwetterfront vereinigten, die vom Westen her aufzog. Besonders stark traf es Nordrhein-Westfalen: In Bocholt und Mönchengladbach liefen Keller voll, in Krefeld standen Unterführungen unter Wasser, umgestürzte Bäume blockierten Bahnstrecken bei Aachen und Coesfeld und demolierten Fahrzeuge in Duisburg und Oberhausen. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz.

Auch andere Regionen litten unter den Unwettern. In Aurich (Niedersachsen) drang Regenwasser durch das Flachdach in einen Supermarkt ein. In Emden fielen Hagelkörner mit bis zu sechs Zentimetern Durchmesser. Im Emsland brannte nach einem mutmaßlichen Blitzeinschlag ein Dachstuhl. In Lingen musste ein Zeltlager evakuiert werden.

Im Saarland sorgte eine Sturmböe für Chaos in Saarbrücken. Umgestürzte Bäume begruben Autos unter sich, die Feuerwehr zählte über 70 Einsätze. Auch im Ortenaukreis in Baden-Württemberg wurden Straßen durch Hagel und Starkregen überflutet.

Die extremen Wetterereignisse sind laut Meteorologen nicht ungewöhnlich für heiße Sommerlagen, nehmen jedoch an Intensität und Häufigkeit zu. Der DWD rechnet auch in den kommenden Tagen mit weiteren Gewittern, teils mit Starkregen und Hagel. Die Bevölkerung wird zur Vorsicht aufgerufen – sowohl bei Hitze als auch bei Unwetterwarnungen.

Extremwetter auch im Süden Europas

Vorsicht ist auch in zahlreichen Urlaubsregionen am Mittelmeer geboten. Hier ist die Hitzewelle noch im vollen Gange und die damit einhergehende Trockenheit begünstigt zahlreiche Waldbrände, etwa auf Kreta und Chalkidiki.

Im Alpenraum wüteten in den letzten Tagen starke Unwetter, die nicht nur für überflutete Straßen und vollgelaufene Keller verantwortlich waren, sondern auch für mehrere Murenabgänge.