Fentale: Erneute Inflation nach Bodenabsenkung

Nach Bodenabsenkung infolge von Gangbildung: Erneute Bodenhebung am Fentale

Vor gut einem Jahr begann im Norden des ostafrikanischen Rift Valleys eine seismische Krise, die sich im Süden des Afar-Dreiecks bei Awash abspielte und zahlreiche Erdbeben mit Magnituden bis 5,7 hervorbrachte. Die Erdbeben traten zwischen September 2024 und März 2025 in mehreren Phasen auf und veranlassten Tausende Menschen zur Flucht. Der Boden bebte nicht nur, sondern verformte sich stark und riss auf.  Besonders zwischen den Vulkanen Fentale und Dofen geriet die Erde unter Druck und es kam zu hydrothermalen Eruptionen.

Forschungen zeigten, dass Bodendeformationen und Erdbeben durch eine Folge von Magmaintrusionen entstanden, bei der magmatische Gänge (Dykes) entstanden. Sie erreichten eine Länge von bis zu 50 Kilometern. Entlang von Rissen gab es vertikale Verschiebungen von bis zu 1 Meter.

Die Bodenbewegungen wurden durch Sentinel-1-InSAR-Daten des COMET-Portals bestätigt. Insbesondere der südwestliche Bereich des Fentale zeigte eine Subsidenz von bis zu 17 Zentimetern zwischen dem 17. Dezember 2024 und dem 22. Januar 2025. Das charakteristische „Schmetterlingsmuster“ dieser Bodenabsenkung deutet klar auf eine Dykeinvasion hin – ein Zeichen dafür, dass Magma unterirdisch verschoben wird. GNSS-Messungen registrierten außerdem westliche Verschiebungen von entfernten Messstationen, was die weitreichenden Auswirkungen dieser Prozesse verdeutlicht.

Neue Daten zeigen, dass es am Fentale nach der starken Subsidenz bereits wieder zu einer Bodenhebung kommt: Seit Juni hebt sich der Boden mit einer Geschwindigkeit von bis zu 38 mm im Monat. Die Vermutung liegt nahe, dass sich unter dem Vulkan bereits wieder Magma akkumuliert.

Geowissenschaftler warnen in neuen Studien, dass die Region sowohl für seismische als auch für vulkanische Gefahren weiterhin hoch anfällig ist. Während der Südwesten von Fentale aktuell Deflation zeigt, deuten Inflationsmuster im Nordosten auf eine mögliche Magmabewegung dorthin hin. Wissenschaftler prüfen, ob beide Bereiche von einem gemeinsamen tiefen Magmareservoir gespeist werden, doch noch bestehen Unsicherheiten über die genauen Verläufe und das Risiko eines bevorstehenden Ausbruchs.

Die jüngsten Ereignisse verdeutlichen die Notwendigkeit verstärkter wissenschaftlicher Überwachung und besserer Risikomanagementstrategien. Frühwarnsysteme, präzise Meldeprotokolle und koordinierte Maßnahmen zwischen Behörden, Forschern und lokalen Gemeinden sind entscheidend, um die Folgen zukünftiger seismischer oder vulkanischer Ereignisse zu minimieren. Zugleich müssen kritische Infrastrukturen, darunter Verkehrswege und Industrieanlagen, gegen mögliche Schäden geschützt werden.

Island: Magmaakkumulation nähert sich Schwellenwert

Magmaansammlung unter Svartsengi auf Island nähert sich kritischem Schwellenwert – mögliche Eruption noch im September

Die Forscher von IMO sind besorgt, dass es noch im September zu einer Eruption bei Sundhnúkur im Svartsengigebiet kommen könnte. Grund für die Annahme liefern die neuesten Analysen, nach denen sich die Landhebung unvermindert fortsetzt. Messungen zeigen, dass sich seit dem letzten Ausbruch, der am 16. Juli begann und am 5. August endete, rund neun Millionen Kubikmeter Magma in der Tiefe angesammelt haben. Das entspricht etwa 70 bis 80 Prozent der Menge, die vor dem letzten Ausbruch aus dem Reservoir abfloss.

Laut dem isländischen Wetterdienst steigt die Wahrscheinlichkeit eines neuen Ereignisses deutlich, sobald sich etwa elf Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben – ein Wert, der bei gleichbleibender Akkumulationsrate in der zweiten Septemberhälfte erreicht werden könnte. Ein Ausbruch oder Magmafluss wäre dann theoretisch jederzeit möglich.

Die Vulkanologen betonen jedoch, dass es keinen festen Schwellenwert gibt: In der Vergangenheit haben manche Ausbrüche bereits bei geringeren Volumina begonnen, andere erst bei größeren. Daher bleibt der Zeitpunkt des nächsten Ereignisses schwer vorherzusagen. Es ist ebenso denkbar, dass ein Ausbruch kurzfristig einsetzt, wie auch, dass sich die aktuelle Phase der Magmaansammlung noch länger hinzieht.

Insbesondere bei den Eruptionen in diesem Jahr starteten die Ausbrüche meistens erst, wenn sich die Magmaakkumulation 20 Millionen Kubikmetern näherte. Von daher könnten noch einige Wochen bis zur nächsten Eruption vergehen. Für einen Vulkanausbruch innerhalb der nächsten 3 bis 4 Wochen spricht die seismische Aktivitätszunahme von der Westspitze von Reykjanes, so meine Einschätzung der Lage.

Die Sundhnúkur-Kraterreihe wurde von den Vulkanologen auch per Drohne inspiziert. Aufnahmen vom 7. August zeigen die früheren Ausbruchszentren, derzeit ist aber keine Aktivität an der Oberfläche zu beobachten und die Spalte ist kalt.

Die Gefahrenkarte bleibt vorerst unverändert, wird jedoch in der kommenden Woche überprüft und gegebenenfalls angepasst. Da bis Ende September voraussichtlich eine ähnliche Magmamenge wie vor dem letzten Ausbruch erreicht sein wird, rechnen die Behörden mit einem steigenden Risiko und beobachten die Situation engmaschig.

Bezymianny: Vulkanasche in 4300 m Höhe detektiert

Vulkanasche am Bezymianny bis auf 4300 m Höhe aufgestiegen – VONA-Warnung ausgelöst

Heute Morgen um 10:14 Uhr löste das VAAC Tokio eine Aschewarnung aus, die den Vulkan Bezymianny auf Kamtschatka betrifft. Demnach kam es zu einer Eruption, in deren Folge eine Aschewolke bis auf 4300 m Höhe über Meeresniveau aufgestiegen ist und nach Osten driftet. Dabei kam es zu leichtem Ascheniederschlag in bewohntem Gebiet.

Aschewolken können am Bezymianny entweder direkt durch explosive Eruptionen entstehen oder durch Kollaps-Ereignisse am Lavadom, dann meistens im Zusammenhang mit dem Abgang eines pyroklastischen Stroms.

Normalerweise folgen nach den ersten Aschewolken weitere, die in immer kürzeren Abständen kommen, bis sich die Aktivität so weit verstärkt, dass es zu größeren pyroklastischen Strömen und hoch aufsteigenden Aschewolken kommt, die durchaus Höhen von 15 bis 20 Kilometern erreichen könnten. In solchen Phasen kann es lebensgefährlich sein, sich dem Vulkan zu nähern.

Andere Vulkane Kamtschatkas

Sehr wahrscheinlich hängt die Aktivitätssteigerung am Bezymianny nicht mit den Erdbeben vor der Südostküste Kamtschatkas zusammen. Anders sieht es da mit dem Vulkan Krasheninnikov aus, der erst nach dem Megabeben Ende Juli erwachte. Dieser Vulkan ist bis heute aktiv geblieben und emittiert eine moderate Wärmestrahlung. Sie hat eine Leistung von 46 MW und deutet an, dass noch etwas Lava unterwegs sein könnte. Auf den letzten Sentinel-Satellitenfotos ist noch ein zweiarmiger Lavastrom zu erkennen, der aus dem Rand der Gipfelcaldera zu entspringen scheint. Außerdem gibt es einen Hotspot im Vulkankrater, der andeutet, dass der Vulkan auch jederzeit wieder mit Explosionen beginnen könnte.

Damit sind die Meldungen aus Kamtschatka aber noch nicht erschöpft: Während man auf Satellitenbildern keine weiteren thermischen Anomalien ausmachen kann und auch Bezymianny und der benachbarte Klyuchevskoy kalt erscheinen, gibt es eine VONA-Meldung vom Shiveluch. Demnach eruptierte auch dieser Vulkan gestern eine Aschewolke, die bis auf eine Höhe von 6700 m aufstieg.

Mount St. Helens emittierte Vulkanasche und sorgte für Aufregung

Ascheemissionen vom Mount St. Helens beunruhigten Besucher des Nationalparks

Gestern verursachten Ascheemissionen, die vom Mount St. Helens ausgingen, einige Unruhen im US-Bundesstaat Washington. Besucher des Nationalparks meldeten sich sorgenvoll beim Observatorium und meinten, der Vulkan würde ausbrechen und vielleicht auf eine erneute Katastrophe zusteuern, wie es 1980 der Fall gewesen war.

Damals kam es nach einer mehrmonatigen Aufheizphase des Vulkans zur Katastrophe, die eine der folgenschwersten infolge eines Vulkanausbruchs in den USA war: Nach einer Serie von Erdbeben und kleineren Explosionen ereignete sich ein gewaltiger Hangrutsch an der Nordflanke, der den größten bekannten Schuttstrom der Erde auslöste. Die folgende seitwärts gerichtete Explosion zerstörte den Wald auf einer Fläche von Hunderten Quadratkilometern, tötete 57 Menschen und schleuderte eine Aschewolke über 40 Kilometer hoch in die Atmosphäre. Unter den Opfern ein Vulkanologe, der auf einem 10 Kilometer entfernten Beobachtungsposten auf einer Anhöhe verweilte. Zudem wurden Lahare generiert, die auch in großer Entfernung zum Vulkan Infrastruktur zerstörten. Infolge der Katastrophe büßte der Mount St. Helens ein Drittel seiner Höhe ein und es entstand eine Caldera. In den folgenden Monaten und Jahren kam es immer wieder zu Phasen mit Lavadom-Tätigkeit, zuletzt im Jahr 2008. Seitdem befindet sich der Vulkan in einer Ruhephase, wird jedoch kontinuierlich überwacht.

Diese Überwachung versagte auch gestern nicht, denn schnell war klar, dass der Mount St. Helens weiterhin ruht. Die Asche in der Luft stammte nicht von einer neuen Eruption, sondern wurde von starken Ostwinden von der Vulkanflanke aus aufgewirbelt. Es handelt sich also um remobilisierte Asche, ähnlich wie wir sie auch vom Shiveluch auf Kamtschatka kennen. Die Geschichte dieses Vulkans weist übrigens einige Parallelen zu jener des Mount St. Helens auf.

Die Vulkanologen betonen, dass die aktuelle Aschebelastung nicht auf neue vulkanische Aktivität zurückzuführen ist, sondern ausschließlich auf die starken Winde und die seit Jahrzehnten abgelagerte Asche. Das Phänomen wird durch eine lange anhaltende Trockenheit im Nordwesten der USA begünstigt. Durch die Austrocknung ist die Vulkanasche besonders leicht zu remobilisieren. Sie kann sogar in höhere Luftschichten transportiert werden, wo sie eine Gefahr für den Flugverkehr darstellt. Darüber hinaus verursacht sie auch in Bodennähe Dunst und schlechte Sichtverhältnisse, die den Autoverkehr beeinträchtigen können.