PNG: Hydrothermalfeld speit Gold und Lebensbausteine aus

Neuentdecktes Hydrothermalfeld vor Papua-Neuguinea verwundert Forscher: Es förderte Gold und die Bausteine des Lebens

Vor der Küste Papua-Neuguineas haben internationale Forschende unter Leitung von GEOMAR ein Hydrothermalfeld entdeckt, das die Art und Weise, wie wir die Geologie der Tiefsee und sogar die Entstehung des Lebens auf der Erde verstehen, verändern könnte. Das sogenannte „Karambusel-Feld“ liegt an der Westflanke des Conical Seamount, eines vermutlich erloschenen Vulkans in der Tabar-Lihir-Tanga-Feni-Inselkette (TLTF). Diese Inselkette ist das Produkt einer Subduktionszone, in der die Pazifische Platte unter die Bismarck-Platte abtaucht. Hier, in 1200 Metern Tiefe, stoßen zwei Welten aufeinander: magmatisch erhitzte Hydrothermalflüssigkeiten und kühle Kohlenwasserstoff-Sickersysteme, die hauptsächlich Methan fördern.

Subduktion als Motor

Karambusel-Hydrothermalfeld

Die Entdeckung von Karambusel ist nicht nur eine geologische Kuriosität, sondern auch ein Lehrbuchbeispiel dafür, wie Subduktionsprozesse das Antlitz des Meeresbodens prägen. Wenn die ozeanische Platte unter die benachbarte Platte gezogen wird, schmilzt ein Teil des abtauchenden Materials im Erdmantel auf. Das erzeugte Magma steigt auf und bildet Vulkane, wie sie auf der TLTF-Kette zu finden sind.

Der Conical Seamount ist ein solcher Vulkan. Radiometrische Altersdatierungen zeigen, dass er vor rund 88.500 Jahren aktiv war. Seitdem ist sein Magmasystem abgekühlt, aber nicht völlig erloschen. Genügend Restwärme bleibt, um Meerwasser, dass durch Risse und Spalten in den Meeresboden eindringt zu erwärmen und zirkulieren zu lassen. In mehreren Kilometern Tiefe wird dieses Wasser erhitzt, mit Mineralen angereichert und tritt schließlich an der Flanke des Seamounts wieder aus.

Das macht Karambusel zu einem sogenannten postvulkanischen Hydrothermalsystem. Es ist der „Nachglüher“ eines erloschenen Vulkans. Besonders spannend: Die tektonischen Störungen, die durch dieselben Subduktionsprozesse entstehen, fungieren auch als Aufstiegsrouten für Kohlenwasserstoffe aus den umliegenden Sedimenten. So entsteht ein einzigartiges hybrides System, das bislang weltweit ohne Beispiel ist.

Schatzkammer der Tiefsee

Die geochemischen Analysen zeigen, dass Karambusel eine Schatzkammer an Edelmetallen beherbergt. Gesteinsproben enthalten Gold- und Silberminerale, die auf frühere Hochtemperaturphasen hinweisen. Heute treten dort vor allem warme Fluide von bis zu 51 °C aus, die reich an Lithium, Silizium, Arsen, Antimon und anderen Elementen sind. Solche hydrothermalen Systeme gelten als natürliche „Raffinerien“ für die Entstehung von Erzvorkommen.

Für die Rohstoffindustrie ist das von großem Interesse. Die benachbarte Lihir-Insel beherbergt eines der größten Goldbergwerke der Welt – ebenfalls ein Produkt eines hydrothermalen Systems in einem subduktionsbezogenen Vulkanbogen. Karambusel bietet daher ein modernes Analogon für die Bildung solcher Lagerstätten.

Bei all dem Rohstoffreichtum stellt sich die Frage, ob dieser von Menschen abgebaut werden sollte. Tiefseebergbau ist umstritten, denn er stellt einen massiven Eingriff in die sensiblen Ökosysteme dar und verursacht oft irreversible Schäden. Die Fauna am Karambusel-Feld – darunter Muscheln, Röhrenwürmer und Bakterienmatten – ist hochspezialisiert und endemisch. Forschende warnen, dass jede kommerzielle Aktivität hier nicht nur geologische, sondern auch biologische Archive zerstören könnte.

Ein Hinweis auf die Ursprünge des Lebens

Viele Hypothesen zur Entstehung des Lebens sehen Hydrothermalquellen als Geburtsort der ersten Stoffwechselkreisläufe. Die Mischung aus Wärme, mineralischen Ausscheidungen und chemischen Prozessen bietet ideale Bedingungen für die Synthese komplexer organischer Moleküle als Voraussetzung für die Entstehung von Leben.

Karambusel liefert dafür ein besonders spannendes Umfeld: Die dort austretenden Kohlenwasserstoffe bestehen zu über 85 Prozent aus Methan, ergänzt durch Ethan, Propan und andere leichte Kohlenwasserstoffe. Diese stammen nicht aus rein abiotischer Synthese, sondern sind thermogen und sind aus erhitztem organischen Material entstanden. Damit zeigt Karambusel, dass frühe Hydrothermalsysteme nicht nur anorganische Chemie, sondern auch reichlich organische Moleküle bereitgestellt haben könnten.

Hinzu kommt, dass die Temperaturen am Austritt vergleichsweise moderat sind. Während die berühmten „Schwarzen Raucher“ Temperaturen von über 350 °C erreichen, bietet Karambusel ein milderes, geradezu „lebensfreundliches“ Milieu. Das könnte für empfindliche Moleküle wie RNA oder frühe Zellstrukturen von Vorteil gewesen sein.

Die Entdeckung des Karambusel-Feldes zeigt, wie wenig wir über die Tiefsee wissen. Sie ist ein Ort, an dem geologische Prozesse, Ökosysteme und sogar die Bausteine des Lebens auf einzigartige Weise zusammenwirken. Gleichzeitig erinnert sie uns daran, wie verletzlich solche Systeme sind.

Die Wissenschaft hat hier ein Labor unter natürlichen Bedingungen gefunden, das uns nicht nur etwas über Erzbildung und Vulkanismus lehrt, sondern auch über unsere eigene Entstehungsgeschichte. Die Frage, ob solche Felder eines Tages wirtschaftlich genutzt werden dürfen, wird sich die Gesellschaft stellen müssen. (Quellen: sciencedirect.com, Pressemeldung GEOMAR)

Island: Erhöhung der Gefahrenstufe ab morgen

Forscher deklarieren Erhöhung der Gefahrenstufe bei Svartsengi – Schwellenwert der Magmenansammlung erreicht

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel wächst erneut die Sorge vor einem Vulkanausbruch. Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet setzt sich fort, und nach Einschätzung des Isländischen Wetteramts (IMO) ist am 27. September der kritische Schwellenwert der Magmaansammlung erreicht, ab dem es in den vergangenen Monaten regelmäßig zu Eruptionen oder Magmaintrusionen kam.

Im Svartsengi-Gebiet auf Island hält die Bodenhebung weiterhin an. In den letzten zwei Tagen zeigten die GNSS-Messungen allerdings sprunghafte Ausschläge, die nach meinen Einschätzung wahrscheinlich auf Messungenauigkeiten zurückzuführen sind. Die Seismizität bei Svartsengi ist weiterhin niedrig, allerdings gibt es aufgrund des schlechten Wetters auch in Bezug auf die Seismik Messungenauigeiten.
Wie das Isländische Wetteramt (IMO) mitteilte, gilt ab dem 27. September erneut eine erhöhte Alarmstufe. Grund dafür ist das Erreichen des Schwellenwerts der Magmaansammlung, ab dem es seit Dezember 2023 zu Eruptionen oder Intrusionen im Svartsengi-Gebiet gekommen ist. Dieser Schwellenwert liegt bei rund 11 Millionen Kubikmetern.

Die größte Magmaansammlung, bei der es zu einem Ausbruch kam, wird von den Geowissenschaftlern mit 23 Millionen Kubikmetern angegeben. Dieser obere Schwellenwert könnte bei gleichbleibender Aufstiegsrate in etwa drei Monaten – also um den 18. Dezember – erreicht werden. Damit besteht noch in diesem Jahr eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für einen Vulkanausbruch oder eine größere Intrusion. Eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht.

Als wahrscheinlichster Ausbruchsort gilt weiterhin die Sundhnúk-Kraterreihe in Höhe von Stóra-Skógfell.

Die Vulkanologen gehen davon aus, dass sich ein Ausbruch durch mehrere Anzeichen ankündigen wird:

  • zunehmende seismische Aktivität im Svartsengi-Gebiet
  • deutliche Deformationsänderungen, messbar per GNSS und Glasfaserkabeln
  • Veränderungen des Drucks in den Bohrlöchern des Geothermalkraftwerks Svartsengi

Trotz dieser Signale wird nur mit einer sehr kurzen Vorwarnzeit gerechnet – zwischen 20 Minuten und vier Stunden. Das lässt nur wenig Zeit, um beispielsweise die Gäste der Blauen Lagune oder das Personal des Geothermalkraftwerks zu evakuieren. Der Eruptionsort dürfte daher nicht wesentlich näher an dieser Infrastruktur liegen als bei den bisherigen Ereignissen.

Das Isländische Wetteramt hat die Alarmstufe für Reykjanes-Svartsengi von VALS = 1 auf VALS = 2 angehoben. Gleichzeitig wurde die Gefahrenbewertung für das Gebiet aktualisiert und eine neue Gefahrenkarte veröffentlicht.

Tschechien: Erdbeben Mb 2,5 bei Luby im Vogtland

Erdbeben Mb 2,5 erschütterte Luby im Vogtland – 84 Beben auf Monatssicht

Datum: 25.09.2025 | Zeit: 02:16:39 UTC | Koordinaten:  50.265 ; 12.494 | Tiefe: 2 km | Mb 2,5

In der Nacht zum Donnerstag wurde die tschechische Seite des bis nach Deutschland reichenden Vogtlands von einem schwachen Erdbeben der Magnitude 2,5 erschüttert. Das Epizentrum wurde vom EMSC 14 km westlich von Sokolov verortet. Das deutsche Chemnitz liegt 71 Kilometer entfernt. Näher befindet sich die Ortschaft Luby, vor deren Toren sich der Erdstoß ereignete. Das Hypozentrum lag nur 2 Kilometer tief, weshalb der Erdstoß von zahlreichen Bewohnern der Region wahrgenommen wurde.

Bebenzeugen berichteten von grollenden Geräuschen und spürbaren Erschütterungen, die so stark waren, dass einige Menschen aus dem Schlaf gerissen wurden.

Das Beben war zwar die stärkste Erschütterung der letzten Wochen in der von Schwarmbeben geplagten Region, aber bei weitem nicht das einzige. Innerhalb von vier Wochen wurden 84 Erschütterungen registriert, die sich in zwei Clustern häuften. Auffällig ist, dass die stärksten Beben mit Magnituden im Zweierbereich südlich dieser Bebenhaufen liegen. Meine Vermutung ist, dass die in den Clustern angesammelten Mikrobeben vom Aufstieg magmatischer Fluide zeugen, während sich die stärkeren Beben an Störungszonen manifestieren, die von den aufsteigenden Fluiden aktiviert werden.

In der Region um Luby im Egerbecken gibt es Mofetten, aus denen viel Kohlendioxid entweicht. Das Helium-Isotopenverhältnis zeigt, dass sich an der Grenze zur Erdkruste Magma ansammelt, das weiter aufsteigt.

Ähnlich wie zuletzt in der Vulkaneifel installiert ein internationales Team von Forschenden des GFZ und anderer Einrichtungen im Egerbecken seit einigen Monaten ein umfassendes seismisches Netzwerk, das aus mehr als 300 Geophonen besteht. Ziel ist es, den „Puls der Erde“ zu messen und herauszufinden, ob tatsächlich magmatische Fluide im Untergrund vorhanden sind. Das Projekt mit dem Namen ELISE (Eger Large Seismic Experiment) läuft voraussichtlich bis Ende 2026. Im Folgejahr sollen dann entsprechende Studien veröffentlicht werden, die das Rätsel um die Erdbeben im Egerbecken lüften könnten.

2 schwache Erdbeben im Bereich der Osteifel und des Laacher Sees

Apropos Eifel: In den letzten beiden Tagen hat es im Bereich der Osteifel und des Laacher-See-Vulkans 2 Mikrobeben gegeben. Deutschland scheint magmatisch aktiver zu sein als bislang gedacht.

El Chichón: Erhöhte Erdbebenaktivität am mexikanischen Vulkan

Erhöhte Seismizität am Vulkan El Chichón hält an – Experten beobachten Entwicklung genau

Der Vulkan El Chichón (auch Chichonal genannt) liegt im Nordwesten des mexikanischen Bundesstaats Chiapas und steht weiterhin im Fokus der Geowissenschaftler. Seit Anfang Juni registriert der Servicio Sismológico Nacional (SSN) in einem Umkreis von 25 Kilometern rund um den Krater mehr als 1.500 Erdbeben. Die stärksten Erdbeben können von den Anwohnern gespürt werden. Das bislang stärkste Erdbeben manifestierte sich am 27. August und hatte eine Magnitude von 3,6, bei einer Herdtiefe von 7 Kilometern. 10 Tage später folgte ein Erdstoß Mb 3,3 in nur 3 Kilometern Tiefe. Beide Erststöße lagen unter der Südflanke des Vulkans. Obwohl die seismische Krise bereits im Juni begann, ist auffällig, dass die stärkeren Erdbeben zunächst nördlich des Vulkans registriert wurden, sich zuletzt aber in Kraternähe häuften.

Ein Sprecher des wissenschaftlichen Beirates äußerte sich in lokalen Medien dahingehend, dass zwar noch keine Hinweise auf eine unmittelbar bevorstehende Eruption zu erkennen seien, die Beben aber auf magmatische oder hydrothermale Aktivität im Untergrund des Vulkans hinwiesen. Die Alarmstufe steht auf „Gelb“ und es gibt Zugangsbeschränkungen für den Kraterbereich des El Chichón. Vorsorglich richteten die Behörden in Chapultenango einen Kommandoposten ein, von dem aus Präventivmaßnahmen und wissenschaftliche Überwachung koordiniert und verstärkt werden sollen.

Die Forscher entwerfen drei kurzfristige Szenarien: eine Rückkehr zu niedriger seismischer Aktivität, ein Fortbestehen mäßiger Erdbeben mit gelegentlich höheren Magnituden oder das Auftreten kleiner bis mittelstarker phreatischer Explosionen im Kratersee.

Verständlicherweise fürchtet man in der Bevölkerung stärkere magmatische Eruptionen, denn El Chichón hat eine bewegte Vergangenheit: Der letzte große Ausbruch im Jahr 1982 zählt zu den folgenschwersten Naturkatastrophen in Mexiko. Nach ersten Eruptionen Ende März kam es am 3. und 4. April zu zwei gewaltigen Explosionen, die gigantische Aschewolken bis in die Stratosphäre schleuderten. Pyroklastische Ströme und Lahare verwüsteten die umliegenden Gemeinden, etwa 1.900 Menschen verloren ihr Leben, zehntausende wurden vertrieben. Die Eruption hinterließ eine fast ein Kilometer breite Caldera mit einem sauren Kratersee und reduzierte die Höhe des Vulkans um rund 200 Meter.