Island: Vulkanologe äußert sich zur Lage bei Svartsengi

Konstant anhaltende Magmenakkumulation bei Svartsengi – Vulkanologe gibt Interview

Auf Island gibt es weiterhin Erdbeben in verschiedenen Vulkanregionen des Landes, wobei es in den letzten Tagen besonders häufig unter den beiden subglazialen Vulkanen Bardarbunga und Katla bebte und auch die Regionen Torfajökull und Hekla nicht ausgenommen blieben. Auf der Reykjanes-Halbinsel gibt es nach wie vor die meisten Beben im Krysuvik-System, wo Subsidenz registriert wird. Die Seismizität bei Svartsengi bewegt sich weiterhin auf niedrigem Niveau mit einer marginal steigenden Tendenz, während aber das westlich gelegene Reykjanessystem zunehmend unter Druck gerät.




Zu der Lage bei Svartsengi äußerte sich – nach vergleichsweise langer Medienabstinenz – der isländische Vulkanologe A. D. Þorvaldur Þórðarson gegenüber Vísir. Er meinte, dass er bei gleichbleibender Rate der Bodenhebung frühestens Ende des Jahres/Anfang nächsten Jahres mit einer neuen Eruption rechnet. Zwar sei es richtig, dass bereits jetzt – wo sich ca. 13 Millionen Kubikmeter Magma seit dem letzten Ausbruch angesammelt haben – eine Eruption stattfinden könnte, doch die vorherigen Eruptionen hätten meistens gezeigt, dass sich deutlich mehr Magma ansammeln muss, als bei der vorherigen Eruption ausgestoßen wurde.

Nun ist es so, dass bei der letzten Eruption im August nur etwas mehr als die Hälfte des bis dato neu angesammelten Magmas als Lava eruptiert wurde und noch ein vergleichsweise großer Schmelzvorrat in der Erdkruste verblieb, den man eigentlich zu dem jetzt neu dazugekommenen Schmelzvolumen zurechnen müsste. Daher ist auch eine frühere Eruption nicht unwahrscheinlich. Allerdings finde ich es im Moment auch unspektakulär ruhig bei Svartsengi, so dass ich mir eine Eruption in den nächsten Tagen nur schwer vorstellen kann.

An anderer Stelle meinte Þorvaldur, der oft wegen seiner Fehlprognosen kritisiert worden war, dass er lieber 50 Mal falsch vor einem bevorstehenden Ausbruch warne, als einmal zu wenig. Eine Einstellung, die sicherlich auch kontrovers diskutiert werden kann, von der sich aber die Verantwortlichen in den Campi Flegrei eine Scheibe abschneiden könnten. Zwar bin ich auch gegen unnötigen Alarmismus und die Verbreitung von Panik unter den Bürgern, doch Gefahren kleinzureden ist ebenfalls kontraproduktiv, wenn es um den Bevölkerungsschutz geht.

Þorvaldur geht übrigens davon aus, dass die Gefahr für Grindavik beim nächsten Ausbruch relativ gering sei, und sieht die Vulkane Askja und Katla als die nächsten isländischen Ausbruchskandidaten. Die Vorwärmphasen hier seien aber noch in einem vergleichsweise frühen Stadium. Ich würde auch Hekla zu diesen Kandidaten zählen.

Costa Rica: Erdbeben Mb 4,2 nahe Vulkan Arenal

Mittelstarkes Erdbeben zwischen den Vulkanen Arenal und Rincón de la Vieja in Costa Rica

Am 3. November 2025 ereignete sich um 15:36:38 UTC (09:36:38 Ortszeit) in Costa Rica ein Erdbeben der Magnitude 4,2. Das Epizentrum lag in der Nähe von Tilarán, am Nordwestufer des Arenalsees in der Provinz Guanacaste. Die Herdtiefe wurde mit rund 6 km angegeben. Das Beben war in der Region deutlich spürbar – insbesondere in den Orten Nuevo Arenal und Tilarán – und dauerte nur wenige Sekunden. Es liegen keine unmittelbaren Berichte über größere Schäden oder Verletzte vor; dennoch können in den betroffenen Gemeinden kleinere Schäden oder Nachwirkungen auftreten.



Costa Rica. © EMSC/Leaflet

Zu den möglichen Nachwirkungen könnte zählen, dass sich die Erschütterung auf einen der Vulkane Costa Ricas auswirkt. Spontane Eruptionen blieben bislang jedoch aus. Wie die Lage des Epizentrums am Arenalsee bereits vermuten lässt, ereignete sich der Erdstoß in relativer Nähe zum Vulkan Arenal, der noch in der ersten Dekade des neuen Jahrtausends daueraktiv war und bis 2010 regelmäßig eruptierte. Seine Tätigkeit begann 1968 mit einer starken Eruption, der mehrere Erdbeben vorausgegangen waren. Ob es sich dabei um vulkanotektonische Ereignisse handelte, die den Ausbruch ankündigten, oder um tektonische Beben, die ihn möglicherweise auslösten, ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt.

Tatsächlich war der Arenal einer der ersten aktiven Vulkane, die ich Anfang der 1990er Jahre mit der Kamera besuchte. Dort drehte ich auch meine erste Videosequenz, die ich später als Zuspielmaterial verkaufte – vielleicht einer der Gründe, warum ich mich diesem Feuerberg bis heute besonders verbunden fühle.

Während sich der Arenal rund 30 Kilometer östlich des Epizentrums befindet, liegt der Rincón de la Vieja etwa 50 Kilometer nordwestlich des Erdbebengebiets. Dieser Vulkan ist derzeit aktiver als der Arenal und macht immer wieder mit phreatischen Eruptionen auf sich aufmerksam – so auch im vergangenen Monat. Es ist daher nicht auszuschließen, dass wir in den kommenden Tagen weitere Aktivität beobachten werden.

Aktuell sorgt mit dem Platanar ein weiterer Vulkan Costa Ricas für Aufmerksamkeit. Dort wurde ein Erdbebenschwarm registriert. Der Platanar liegt nur wenige Kilometer westlich des bekannteren Poás und zeigt sich seit Wochen seismisch unruhig. Nach Angaben der OVSICORI-UNA-Vulkanologen spielen sich die Beben im hydrothermalen System des Vulkans ab.

Kamtschatka: Erneuter Schub starker Erdbeben

Neuer Erdbebenschub vor der Südostküste von Kamtschatka – stärkstes Erdbeben Mw 6,1

Datum: 03.11.2025 | Zeit: 08:44:43 UTC | Koordinaten 52.285 ; 160.155 | Tiefe: 24 km | Mw 6,1

Nachdem es im Oktober deutlich weniger Erdbeben vor der Südostküste gegeben hatte und die Seismizität zum Monatsende fast vollständig eingeschlafen war, kam es gestern zu einer Reaktivierung der Tätigkeit, die bis heute auf hohem Niveau anhält. Die beiden stärksten Erschütterungen erreichten Magnituden von 6,1 (gestern) und 6,0 (heute) und traten in Tiefen von 24 bzw. 25 Kilometern auf. Den Erdbebendiensten liegen Wahrnehmungsmeldungen aus Petropawlowsk-Kamtschatski vor, Berichte über größere Schäden gibt es jedoch nicht.

Kamtschatka. © EMSC/Leaflet

Neben den beiden genannten starken Erdbeben, die mit hoher Intensität verspürt wurden, sind in den Erdbebenlisten des EMSC fast 40 weitere Erschütterungen mit Magnituden ab 4,0 verzeichnet. Man kann davon ausgehen, dass es darüber hinaus eine große Anzahl schwächerer Beben gibt. Die Erschütterungen stehen mit der Subduktion der Pazifikplatte unter die Ochotskplatte in Verbindung, die entlang des 2225 Kilometer langen Kurilen-Kamtschatka-Grabens stattfindet. Möglicherweise zerbricht die subduzierte Pazifikplatte im oberen Bereich der Asthenosphäre in mehrere Bruchstücke, was eine mögliche Erklärung für die außergewöhnlich lange andauernde Erdbebenphase ist, die bereits Ende Juli ein Megabeben der Magnitude Mw 8,8 hervorgebracht hatte.

Dieses Megabeben dürfte maßgeblich zur Aktivierung des Vulkans Krasheninnikov beigetragen haben, der nach jahrhundertelangem Schlaf kurz nach dem Ereignis wieder erwachte und seither aktiv ist. Tatsächlich verstärkte der Vulkan seine Aktivität erneut mit dem Einsetzen der jüngsten Bebenphase und stößt vermehrt Aschewolken aus, die laut VONA-Meldungen des VAAC bis in Höhen von rund 2400 Metern aufsteigen und nach Südosten driften.

Die Beben beschränken sich nicht auf das Küstengebiet vor Petropawlowsk-Kamtschatski, sondern reichen bis zu den nördlichen Kurilen. Heute ereigneten sich auch vor der Insel Paramushir zwei mittelstarke Beben. Interessant ist, dass der Vulkan Ebeko auf Paramushir in diesem Jahr recht ruhig ist und sich durch die jüngsten Erdbeben nicht zu Eruptionen animieren ließ.

Klimawandel bedroht Phytoplankton und Sauerstoffproduktion

Die stille Krise unter der Meeresoberfläche – Wie der Klimawandel das Phytoplankton bedroht

Das Leben auf der Erde hängt in überraschend großem Maße von mikroskopisch kleinen Organismen ab: dem Phytoplankton. Diese winzigen, pflanzenähnlichen Lebewesen schweben im Meer und leisten dort dasselbe wie Wälder an Land – sie binden Kohlendioxid, produzieren Sauerstoff und bilden die Basis der marinen Nahrungskette. Etwa die Hälfte des weltweiten Sauerstoffs stammt aus den Ozeanen. Doch aktuelle Forschungsergebnisse zeigen: Diese unsichtbaren Helden geraten zunehmend unter Druck.



Symboldarstellung Phytoplankton

Eine im Oktober 2025 in Science Advances veröffentlichte Studie von Zhongkun Hong und Kollegen belegt einen globalen Rückgang der sogenannten „Ozeangrünfärbung“. Die Wissenschaftler analysierten über zwei Jahrzehnte Satellitendaten und stellten fest, dass die Chlorophyll-a-Konzentration – ein Maß für Phytoplanktondichte – in tropischen und subtropischen Meeresgebieten deutlich abnimmt. Besonders stark betroffen sind offene Ozeane und Küstenregionen zwischen 45° N und 45° S. Der Rückgang der marinen Primärproduktion könnte weitreichende Folgen haben: weniger Nahrung für Fische und Meeressäuger, ein schwächerer ozeanischer Kohlenstoffkreislauf und langfristig sogar Veränderungen im globalen Sauerstoffhaushalt.

Die Ursachen sind klar menschengemacht. Durch den anthropogenen Klimawandel erwärmt sich die Meeresoberfläche – und mit steigenden Temperaturen nimmt die Dichteunterschiede zwischen warmem Oberflächenwasser und kälteren Tiefenschichten zu. Diese zunehmende Schichtung hemmt den vertikalen Austausch von Nährstoffen, die das Phytoplankton zum Wachsen braucht. Zugleich kann warmes Wasser weniger Sauerstoff lösen. Daraus resultieren Nährstoff- und sauerstoffarme Meere und ein langsames Schrumpfen der produktivsten Lebensgemeinschaft des Planeten.

Noch ist der Rückgang nicht dramatisch genug, um den globalen Sauerstoffgehalt der Atmosphäre messbar zu verändern. Doch er ist ein deutliches Warnsignal. Wenn die Erwärmung ungebremst fortschreitet, drohen die Ozeane ihre Rolle als Kohlenstoffsenke und Sauerstoffquelle teilweise zu verlieren. Der Blick in die Tiefe zeigt somit nicht nur eine ökologische, sondern auch eine existenzielle Krise, die durch den menschlichen Einfluss auf das Klima ausgelöst wird.

Doch nicht nur der Mensch beeinflusst das Wachstum von Phytoplankton, auch Vulkanausbrüche tun es und regulieren das Wachstum unserer unsichtbaren Helden. Vulkanausbrüche können das Phytoplankton im Ozean auf komplexe Weise beeinflussen und sowohl fördernd als auch hemmend wirken.

Auswirkungen von submarinen Vulkanausbrüchen auf das Phytoplankton

Hunga-Tonga

Wenn ein Vulkan ausbricht, gelangen Aschepartikel und gelöste Mineralstoffe wie Eisen, Silikat oder Phosphat ins Meer. Diese Elemente sind wichtige Nährstoffe für das Phytoplankton, dessen Wachstum in vielen Ozeanregionen – insbesondere in sogenannten „High-Nutrient–Low-Chlorophyll“-Gebieten – durch Eisenmangel begrenzt ist. Solche vulkanischen Nährstoffimpulse können daher kurzfristig gewaltige Blüten auslösen, wie nach dem Ausbruch des Hunga Tonga–Hunga Haʻapai 2022 oder des Kasatochi-Vulkans in Alaska 2008 beobachtet wurde. Satellitendaten zeigten dort binnen weniger Tage einen starken Anstieg der Chlorophyllkonzentration.

Doch nicht jeder Ausbruch wirkt positiv: Bei submarine Eruptionen, wie etwa am Tagoro-Vulkan bei El Hierro (2011), kann heißes, sauerstoffarmes Wasser mit Schwefelwasserstoff und Metallen das Planktonwachstum behindern oder sogar zum Absterben führen. Auch starke Trübung und Veränderungen im pH-Wert mindern die Photosyntheseleistung.

Insgesamt sind vulkanische Einflüsse meist lokal und zeitlich begrenzt, zeigen aber, wie empfindlich das marine Ökosystem auf chemische und physikalische Veränderungen reagiert – und wie eng geologische Prozesse mit der biologischen Produktivität der Ozeane verknüpft sind.

(Quellenhinweis Studie: Hong, Z., Long, D., Shan, K., Zhang, J.-M., Woolway, R. I., Liu, M., Mann, M. E. & Fang, H. (2025). Declining ocean greenness and phytoplankton blooms in low- to mid-latitudes under a warming climate. Science Advances, 11(42), eadx4857. https://doi.org/10.1126/sciadv.adx4857, Lizenz der CC)

Philippinen: Taifun Kalmaegi verursachte Naturkatastrophe

Taifun Kalmaegi verwüstet Zentrum der Philippinen – Behörden warnen vor Lahargefahr an Vulkanen

Taifun Kalmaegi hat auf den Philippinen schwere Zerstörungen angerichtet und mindestens zwei Menschenleben gefordert. Besonders betroffen waren die Inseln Cebu, Bohol, Negros und Leyte, wo anhaltende Regenfälle ganze Ortschaften überfluteten und Erdrutsche auslösten. Hunderte Dörfer standen unter Wasser, Stromleitungen wurden zerstört, Straßen blockiert und der Flugverkehr weitgehend eingestellt. Mehr als 150 000 Menschen mussten in Notunterkünfte gebracht werden.

Taifun

Bilder zeigen, dass Autos von Sturzfluten mitgerissen wurden und ganze Dörfer im Wasser versanken. In Küstenstädten wie Talisay City und Cebu City ragten nur noch Hausdächer aus den Wassermassen. In Tabuelan machten Erdrutsche Hauptstraßen unpassierbar, während auf Bohol und Leyte zwei Menschen ums Leben kamen. Der nationale Katastrophenschutz berichtete von teils stundenlangen Stromausfällen und einer kritischen Versorgungslage in überfluteten Gebieten. Es droht Seuchengefahr, da sich das Regenwasser mit dem Abwasser der Kanalisation mischte und durch die Straßen fließt. Die Trinkwasserversorgung ist gefährdet. Generell gilt: Wer in potenziellen Überflutungsgebieten lebt oder als Tourist dorthin reist, sollte einen Wasserfilter dabei haben.

Meteorologisch entstand Kalmaegi am 2. November 2025 über dem westlichen Pazifik und verstärkte sich rasch zu einem Taifun der Kategorie 2. Beim Landfall über den Zentralphilippinen erreichte er Windgeschwindigkeiten bis 150 km/h und Böen von über 185 km/h. Der Sturm zog westwärts über die Visayas-Inseln und erreichte am Dienstagmittag das Südchinesische Meer. Eine Scherlinie in der mittleren Troposphäre verstärkte den Niederschlag und führte zu außergewöhnlich hohen Regenmengen über den Inselgruppen.

Die geografische Lage der Philippinen begünstigte die verheerenden Folgen. Die zentralen Inseln bestehen aus dicht besiedelten Küstenebenen und gebirgigem Terrain, das bei Starkregen große Wassermengen schnell in tiefer gelegene Gebiete leitet. Flüsse traten über die Ufer, während Sturmfluten an der Ostküste Höhen von bis zu drei Metern erreichten.

Zusätzliche Risiken ergaben sich durch die vulkanische Beschaffenheit des Landes. Am 3. November gab die philippinische Vulkanbehörde PHIVOLCS Lahar-Warnungen für die Vulkane Kanlaon auf Negros und Mayon in der Provinz Albay heraus. Durch die enormen Regenmengen bestand die Gefahr, dass lose Asche- und Geröllablagerungen von früheren Ausbrüchen mobilisiert werden und als Schlammlawinen in umliegende Täler abfließen.

Kalmaegi traf das Land zu einem Zeitpunkt, an dem die Philippinen noch unter den Folgen mehrerer Naturkatastrophen litten, darunter der verheerende Supertaifun Ragasa im September. Meteorologen rechnen bis Jahresende mit weiteren tropischen Wirbelstürmen, da die Wassertemperaturen im westlichen Pazifik ungewöhnlich hoch bleiben – ein Faktor, der die Intensität solcher Stürme zusätzlich erhöht.